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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.05.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000514023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900051402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900051402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-05
- Tag1900-05-14
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«tag, ai 1900. Nh ohne Till, diesem Hahre nnerei über- Zeil für ihre rischen Auf. Verluste ge. re sich kaum genL billigen laßregel ver- «. welche sie sie Aufträge »Zufuhren r» » Ruma, mopol mach: rhenbe Mit- Monopol zu rlich. wovon »gaben und Sewinn wird Tigaretten rpapier nicht Blätter ge pol die Em- se schädigen, ls. wird im r Rumänien aretten ver bringend zu den Staats- oft geradezu endet wurde, rage in fol- Ciaaretten Rollen »in dem 20. 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Tie Morgen-AuSgabe erscheint um Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um b Uhr. Nedaction und Erpeditioa: JobanntSgaffe 8. Lie Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöfsuet von srüh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorn», v. klemm'» Eortt». Universitättstraße 8 (Pauliaum» LoniS Lösche, -«thavdunst». I», par». uud KüuigSplatz T Abend-Atts^aVe. ftWigtr TaMaü Anzeiger. Amtsblatt -es Äönigkichen Land- NN- Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes nn- 2>olizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem RedactionSstrich (»g» spalten) vor den Familiennach richte» (ögespalten) »0^. Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellanscher und Ziffernsos uach höherem Tarif. bytr»-Beilagen (gesalzt), nur mit dar Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuug ^ll 60.—, mit Poslbesörderuug 70.—. Tlnnahmeschluk für Anzeige«: Ab end-AuSgab«: vormittag» 10 Uhr. Marge»-Au»gabe: Nachmittag» »Uhr. 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Aber in amtlichen Schriftstücken deSReichstage» wird, auch unter der Geschäftsführung des Grafen Ballestrem, der Ausdruck gebraucht, und die Präsidenten — wie wir glauben, alle Präsidenten, die biSber fungirt — haben sich in der Sitzung schon dieser Bezeichnung bedient, wenn sie die Genehmigung VeS HauseS erbaten, den Kaiser bei irgend einem Anlasse zu beglückwünschen. Herr Graf Ballestrem hat gestern gegen Vieles Verwahrung ein gelegt, oder, um sanfter zu reden, Vieles berichtigt; rr hätte auch das Hosmarschallamt rectificiren können, das zehn Tage vorher in dem für die GroßjährigkeilSerklärung deS Kron» Prinzen auSgegebenen „Ceremonieü" von dem nur „einen Präsidenten" und den für seine Stellvertretung parat stehenden Herren die Bezeichnung „Engerer Vorstand des Reichslages" in Anwendung brachte. Diese Benamsunz kommt in der Geschäftsordnung auch nicht vor. Unanfechtbar ist auch die, übrigen» nirgend» bestrittene RechkSlebre des Präsidenten, daß das Dasein deS SeniorenconvenlS nicht im Eomment des Reichstages seine Begründung findet, sondern auf Ge wohnheit, die kein Recht schafft, beruht. Es fragt sich nur — und damit gelangt man von der Theorie und Philo logie deS Herrn Grafen Ballcstrem zum Praktischen — es fragt sich nur, ob die Einrichtung, wie sie, und zwar gleich beim Entstehen deS Reichstag», sich von selbst gemacht hat, nicht einem unabweisbaren Bedürfniß entspricht. Die Ant wort wird nicht lange auf sich warten lassen, denn nach den Erklärungen deS Präsidenten ist der Seuiorenconvent zur Z-it thalsächlich abgeschafft. DaS bat Graf Ballrstrem aus drücklich erklärt; die weitere Mmbeilung, daß er zu der Besprechung eine Reihe von Parleivertretern, in der Laö Arbeitsprogramm deS Reichstag» erörtert wurde, nicht eingeladen, daß vielmehr die Herren zu ihm gekommen, ändert nichts an der Tbatsache, daß der Präsident einen mehr als dreißigjährigen Apparat zum Stillstände gebracht hat. Ob sich dabei auekommen läßt, daß muß man eben abwartrn. Zn der bayerischen Kammer, wo die Parteifreunde deS Grafen Ballestrem die absolute Mehrheit haben und wo auch sonst die Parleiverbältnisse viel einfacher liegen al» im Reichstage, bat man gerade jetzt den Seniörencouvent eingeführt. Daß die Herren Daller und Orterer sich au» blinder Vor eingenommenheit für Berliner Bräuche zu dieser Neuerung entichlossen hätten, glauben wir nicht; sie haben die Einrichtung wohl als nützlich erkannt. Gewisse Arbeiten deS Reichstages, von denen daS Publicum nicht» merkt, wie z. B. die Bildung und die — im ewigen Flusse sich vollziehende — Umbildung der Eommissionen, werben ohne ein solches Medium sich schwerlich ohne Störung vollziehen lassen. Der Seniorenconvent bindet, wie der Präsident ganz richtig sagte. Niemand, er, so ergänzt die »Freisinnige Ztg.", beschließt nicht, er majorisirt also noch weniger, aber er läßt erkennen, Montag den wohin die Absicht einer Mehrheit geht und ob rS sich überhaupt verlohnt, eine Gcschäfteordnungsrebatte im Plenum herbei,»führen. Bei dem Fehlen eine» solchen Ausschusses können viele unnütze und heftige Debatten über die Festsetzung der Tagesordnung der nächsten Sitzung und dergleichen kaum vermieden werben, kann überbaupt eine gewisse Desorganisation Platz greifen. Der Präsident hat nach seiner Erklärung daS Vacuum entstehen lassen wegen der Obstruktion, die bei der Berathung der lex Heinze um die Mitte März, also vor geraumer Zeit, einictzte. Die Presse der Parteien, die sich dadurch „gestraft" süblt, wendet sich deshalb sehr lebhaft gegen den Grafen Ballestrem. Herr Richter nennt in der „Freis. Ztg." die Suspension des SeniorenconventeS daS „ungeschickteste Auskunftsmittel", auf daS der Präsident verfallen konnte, da ter fi eie Ausschuß „gerade in Zeiten gegenseitiger Erregung aus formalen geschäfllichen Gründen ein Mittel ist, Oel auf die Wogen zu gießen". Der bei der Obstruclion nächst Herrn Singer am stärksten beschäftigte volksparteiliche Führer meint sodann, der blinde Eifer deS Parteimannes habe „den Grafen Ballestrem nach jeder Richtung zu einem Verballen geführt, wie eS sich niemals zuvor ein Präsident de» Reichstag» er laubt Hai", und er fügt hinzu: „Die Folgen werden sich bald genug fühlbar machen". Vorher wud der Präsident daran erinnert, daß es den „Parteien der sogenannten Obstruclion" zunächst nur darauf angekommen sei, der Schlußmacherci der Mehrheit ein Ziel zu setzen, also einer Taktik des Centrum» und eines Tbeil» der Conservativen, die den Grafen Ballestrem selbst so empört habe, daß er den Präsi dentensitz abtrat und da» HauS verließ. DaS stimmt, später setzte sich die Obstruclion allerdings „höhere" Ziele. Der „Vorwärts" erweitert die Vorwürfe der „Freis.Ztg." dahin, daß der „stramme Rittmeister" auf dem Präsivenlensitz, der Schöpfer einer „Präsirentendictatur", so verfahren habe, wie er getban, weil die Isx Heinze sich in offener, ehrlicher Weise nicht zur Annahme bringen lasse, e» habe ihrethalben „gemogelt" werden müssen, daher hätten die „Heinzefrcunbe" unter fick verhandelt. Dieser Bei dacht ist jedoch hinfällig. Bei der Besprechung, die beim Präsidenten statlfand, war auch die nationalliberale Partei vertreten, die zu den Gegnern der lex Heinze in der CommissionSfasiung gehört. Dem Präsidenten, der, wie wiederholt sei, Vie Bejprechung gar nicht angeregt bat, kann eS bei seinem Verzicht auf die Ein berufung deS „Senioren-ConveniS" nickt um die lex zu tdun gewesen sein, sondern um die Ordnung de» Geschäftsbetriebe». Und wenn eS auch von un» al» bemerkenSwerth hervorgehoben wurde, daßdie Uhr des EonventS zum erstenMale seil demBestehen des Reichstag» vom Präsidenten nicht aufgezogen wird, so kann unS auf der anderen Seile auch der Umstand nicht entgehen, daß es sich auch um die erste Obstruclion handelt, die der Reichstag erlebt hat. Nun mag aber die Frage deS Senioren- EonventS zunächst auf sich beruhen; die vorgestrigenjErklärungen des Präsidenten haben wenigstens Klarbeit gebracht. Der Präsident und die Mehrheit wollen vor Pfingsten außer der Unfallversicherungsreform und der Gewerbenovelle die lex Heinze und daS Fleischbeschaugesetz erledigen und die Flottrnvorlage für ein kurzes Wiederzusammen- treten nach dem Feste aussparen. Die Auffassung deS Präsi denten, daß da» Marinegesetz vor der Vertagung von der Eommission nicht zur zweiten Berathung sertig ge- I stellt werben könne, beruht wohl mehr auf der Kenntniß I der Absichten de» Centrums, als auf einer Uebersckätzung der I im Flotlengesetze selbst noch begründeten Schwierigkeiten. 1L Mai 1900. E» ginge wohl, aber daS Centrum will seine lex vorher in Angriff genommen baden. Sei c»! Die größere Flotte ist nicht mehr aufzuhalten. Wird die Obstruktion fortgesetzt und bleibt sie siegreich, waS übrigen» Conservative und Centrum nebst Anhängseln durch ausreichende Präsenz verhindern können, so können sich die Klerikalen dennoch der Aufgabe nicht entziehen, sofort nach der Pfiugstpause gemäß der An kündigung deS Präsidenten zur Erledigung der Marine vorlage zu schreiten. DaS Gegenlheil wäre eine nackte Heraus forderung des nationalgesinnten Volkes, ei» cyniscbeS Bckennluiß zu einer puren Schacherpolitik, die, wenn durch eine Auslösung beantwortet, die ausschlaggebende Partei diese» ihres Charakters entkleiden müßte. Das sagen diesmal nickt nur wir, da» sagt auch Eugen Richter, der einfach constatirt, der CentrumSpartei sei bei der Flottenvorlage auch nicht sehr wohl, „sie wollte aber nicht rrSkiren, im Falle einer Auflösung au» der ausschlaggebenden Stellung gedrängt zu werden, welche sie jetzt im Reichstag ein nimmt". Herr Richter zweifelt also gleich falls nicht daran, baß das Centrum die Folgen einer Ab lehnung der Flotte fürchtete und nock fürchten muß. Die Benutzung des Falles der lex Heinze oder ihrer Ablehnung durch den BunbeSrath würde al» Vorwand gegen die Flotte der Partei um so übler bekommen, als sie erklärt hat, in der Commission nur daS NLlhige bewilligt zu haben, und als eine lex Heinze, also ein Gesetz, das sich gegen die thatsäckliche Beförderung der Unsittlichkeit richtet, alsbald — mittels eines die ersten Paragraphen der Commissionsfaffunz enthaltenden Znitialiventwurfs sogar noch in dieser Tagung — zu haben ist und nur die lox Roeren den Reichstag spaltet. Mit dem Tbearerparagraphen können zwar bei Neu wahlen die Nationalliberalen gegen floltenfeindliche Gegner der lex Heinze, also gegen den linken Freisinn, opeiiren, nickt aber Ullramontane gegen Flotlenfreunde, die die Isx ja mit nehmen würden, wenn sie geboten würde, denen aber die Gröber - Roeren'schen Kunstideale ziemlich gleich- giltig sind. DaS Cenlrum darf r» nickt zur Auflösung kommen lassen und cs muß deshalb auch für seinen Theil dafür sorgen, daß nach Pfingsten ein beschluß fähige» HauS zur Annahme deS FlottengesetzeS zur Stelle 'st. Daß eS di« Conscrvativen hieran nicht fehlen lassen werden, steht ohnehin fest, obwohl die „Kreuzztg." beute nicht übel Lust bezeugt, in den Spuren der „Köln. BolkSztg." die Parole „keine lex, keine Flotte" nachzustammeln. Daraus ist nichts zu geben und auch an dem Fleischbeschaugesetze würden die Conservativen die nationale VertheiviguugSangelegenheit selbstverständlich nicht scheitern lassen. Wir eS damit eigentlich stebt, weiß man auch heute nicht, nachdem die „D. T." in einer Auslassung, die wir an anderer Stelle wiedergeben, über neue Compromißanträge der Conservativen berichtet; die Entscheidung liegt beini Centrum, das hier viel mehr freie Hand hat, als in der Flottenfrage. Daß die Eröffnung eines deutschen HauseS auf der frau- zöfischeu Weltausstellung kein Ereigniß gewöhnlicher Art, sondern auch ein pollt>sches Ereigniß ist, unterliegt keinem Zweifel. Die französischen Zeitungen beschäftigen sich ein gehender damit, al» mit der Eröffnung der übrigen Naiionalbäuser, wie sie jetzt jeder Tag mit sich bringt. Hierzu kommt, daß am Mittwoch eine kleine Vor eröffnung statlgefunden hat, zu der sast anSschlicß - lich Franzosen eingelaven waren. Man wollte diesen da» erste Urtheil über das Innere de» deutschen 94. Jahrgang. Hanse» lassen und ihnen damit einen neuen Beweis der Höflichkeit geben. Der politische Werth dieses Höflichkeits beweise» soll nach der Auffassung VeS Pariser Gewährs mannes der „Mgdb. Ztg." nock durch besondere Umstände erhöht worden sein, die man jetzt von französischer Seite er fährt. Die Pariser Zeitung „Malin" macht sich zum Sprach rohr diefer Umstände. Sie nennt jenen Empfang am Mitt woch, zu dem von den Vertretern der Presse nur die franzö sischen eingelaven worden waren, eine ^K^esptivn Impörialo" und schreibt dann darüber u. A. Folgende»: „Eine charakteristische Einzelheit, in der man gleichzeitig die Liebensivürdigkeit wiederfindet, die Kaiser Wilhelm semen rein gesellschaftlichen Kundgebungen beilegt, und di« auch von einem beständigen Wunsche Zeugniß giebt, jeder seiner Handlungen einen periönlichen Stempel aufzuprägen, ist der Umstand, daß die Liste der vom deuljchen Botschafter Fürsten v. Münster im Ein- vernehmen mit dem ReichScommissar vr. Richter zur Theiluahme an jenem Empfang bestimmt«» Per sonen dem Kaiser nach Berlin übermittelt wurde, und daß die Einladungen dann an jede dieser Personen durch Tele gramme «rsolgten, die mit demNamen des Kaisers unter zeichnet waren. Ls war also der deutsche Kaiser selber, der am Mittwoch in seinem Hause an den Ufern der Seine empfing. Ist r» nach dem Gesagten noch nöthig, besonder- zu erwähnen, daß dieser Empfang glänzend und woblorganisirt war? Lakaien in kaiserlicher LivrSe durcheilten beständig die verschiedenen Räume und boten den Besuchern champagnergesüllte Gläser und alle erdenklichen Erfrischungen dar. Ter allgemeine Ton de» Empfanges war der einer 6»ussrie cke saloo. Man kau» und ging unter den üblichen gesellschaftlichen Formen. ES ist klar, daß Kaiser Wilhelm gleichzeitig mit der sehr schönen Ausstellung seine» Landes einigen bevorzugten Parisern rin Muster seiner Lieben»- Würdigkeit (un ecdantillou äe aee plus aimablc» maui-res) zeigrn wollte. Man braucht einen Herrscher nicht zu lieben und kann doch anerkennen, gu'il a vreiweut bonos ka^on." DaS amtliche Paris scheint indessen von der Liebe»»- Würdigkeit de» deutschen Kaiser» keine Notiz genommen zu haben; wenigsten» berichten Pariser Blätter, und die „Nordd. Allgem. Ztg." druckt eS nach, daß die feierliche Einweihung de« deutschen Palastes in der Rue deS Nation-, die ursprüng lich auf den 12. Mai anberaumt war, um einige Tage ver schoben worden sei, weil der deutsche ReichScommissar Geh. Ober-RegierungSrath Richter «-bisher noch nickt durchgesctzt habe, daß die Rue deS Nation- am Tage der Einweihung deS deutschen Palastes für den Wagenverkehr eröffnet werde. Man macht also dem deutschen Unternehmen trotz oder vielleicht gerade wegen der von Berlin aus aufgewandten Höflichkeit in der kleinlichsten Weise chicanöse Schwierigkeiten. Die Situationsberichte auS Spanien lauten nickt zum Besten. Zn Barcelona und verschiedenen anderen Städten ist e» zu ernsten Conflicten zwischen aufgeregten BcvölkerungSciementen und den Organen der öffentlichen Sicherheit gekommen, welche dartbun, daß die politische Aimoipbäre eine hochgradige Spannung erreicht hat. Die letzten Nachrichten besagen: * Madrid, 12. Mai. In Valencia stellten die Truppen die äußerliche Ruhe wieder her, aber Läden und Theater bleiben Feuilleton. gj Anter egyptischer Sonne. Roman auS der Gegenwart von Katharina Zitelmann. Nachdruck v-rboten. Nur allmählich gelangten die Herren durch daS Gedränge an den Eingang des Kloster», der von zwei Derwischen behütet ward. Nun befanden sie sich in einem Hof, einem mit Decken be legten erhöhten Podium gegenüber, um da» in dichten Reihen auf Stühlen, die der Orden zu einem halben Franc vermiethete, die Damen Platz genommen hatten. Doch schon waren alle Plätze vergriffen, die ganze Fremdencolonie schien sich eingesunken zu haben. Harald entdeckte denn auch in einer der ersten Reihen seine englische Freundin und Fräulein von Umsattel, auf die er Wildau al» auf die künftigen Reisegefährtinnen aufmerksam machte. Mr». Summer», heute in einer schneeweißen Toilette, schaute in ihrer gelassenen, etwa» steifen Haltung vor sich hinau», während da» deutsche Fräulein, die langgestielte Lorgnette vor den Augen, unruhig den Kopf hin- und hrrwandte und keinen Augenblick ruhig saß. „Da» laß ich mir gefallen", meinte Wildau überrascht; „da ist ja eine Venu», eine vollkommene Schönheit!" „Nicht wahr?" entgegnete Harald, obgleich ihm Wildau'» Worte ein Mißbehagen erregten. Doch seine Aufmerksamkeit ward jetzt von den Derwischen in Anspruch genommen, die sich, etwa fünfzig an der Zahl, auf dem Podium versammelten und im Kreise niederließen. Line ohrenzerreißende einförmige Musik verkündete den Beginn der zur Ehre Allah» stottfindenden Feier. Der Sch4kh, da» Haupt de- Orden-, leitet die heilige Handlung, er spricht Gebete vor, weiche die Derwische mit geschloffenen Augen wiederholen und mit Verbeugungen de- Overkörper» begleiten. von Zeit zu Zeit wechselt da» Gebet und die Art der Bewegung, die immer heftiger und wilder wird. Dem Vorbeugen de» Oberkörper» folgt ein Biegen nach beiden Seiten; dann erhebt sich die ganze Schaar, und unter tactmäßigem lauten Seufzen wirft sie sich vor und zurück, so wild, daß die Häupter beinah« die Erde be rühren, daß die Turbane sich losen und da» oft lange Locken haar in wirr«n Strähnen um dir Köpfe fliegt. DaS Seufzen geht in Schreien über, die Gebete lösen sich in da» eine Wort „du" (Gott) auf, da» nur noch wie dat Heulen wilder Thier« klingt. Schaum tritt vor die Lippen; die Ekstase beginnt, der ersehnte Zustand der Bewußtlosigkeit, in dem der Moslem sich Allüh nahe fühlt. Einige beginnen mit geschlossenen Augen, die Arme in die Luft streckend, sich wie ein Wirbel im Kreise zu drehen; Andere fallen bewußtlos nieder. E» war ein Schauspiel, so grotesk, so phantastisch, daß sich auch der Zuschauer Erregung bemächtigte. Auf Harald wirkte cs äußerst abstoßend. Er glaubte unter eine Bande von Wahn sinnigen gerathen zu sein und war empört über diese Art, dem Höchsten zu dienen. Dennoch hielt die abenteuerliche Scene ihn fest; denn unter den Derwischen befanden sich Gestalten und Köpfe von edelster Schönheit und Würde, und die Sonne goß durch ein mit Laub beranktes Stacketendach, das da» Podium überschattete, grüngolden« Lichttr, zwischen denen lustige kleine Schattenflecke tanzten, auf die braunen und gelben verzückten Gesichter und weißen Bärte. Wie unendlich malerisch und fremdartig war der Anblick — und al» Contrast dazu die weiße Rasse, die vielhundertköpfige Menge von Fremden, welche diese religiöse Leremonie wie eine Theateraufführung betrachtete, bei der man sich köstlich amllsirte oder die Einen in angenehme Er regung versetzte. Der Vorbeter schwieg endlich, und wie abgeschnitten ver stummte das furchtbare Heulen und Fauchen. Den Schweiß von den Stirnen trocknend, standen dir Derwische da, todtenbleich, erschöpft; die Bewußtlosen wurden fortgeschafft; die Eeremonie, die genau eine Stunde gewährt, war beendet. Alle» strebt« dem Au-gange zu, und dort regnet« e» Bakschisch in die aui- gestreckten Hände der Thüvhüter. Harold und Wildau ließen den Menschenstrom an sich vorüberrauschen und berechneten inzwischen die reichen Ein nahmen, die dem Orden au- dieser Freitagsfeier erwachsen mußten. „Der Gewinn, der au» der Schaustellung gezogen wird, er höht für mich noch den widerlichen Eindruck", meinte Harald. „Nun, Sie könnm doch nicht verlangen, daß die Leute sich umsonst der Mühe unterziehen", entgegnete Wildau lachend. „Sie thun e» doch zur Ehre de» Höchsten, au» religiösem Fanati»mu»." „Früher mag e» so gewesen sein, jetzt ist e» rin Geschäft." „So glaüben Sie nicht an die Wirklichkeit der Ekstase? Dir Leute können doch den Zustand halber Weltentrücktheit und Be wußtlosigkeit nicht heucheln?" „Gewiß nicht vollständig. E» ist ja auch klar, daß da» eine Stunde währende tactmäßige heftige Schwanken des Ober körper» und die damit verbundene übermäßige Anstrengung der Lunge und der Muskeln anormale physische Erscheinungen her vorbringen muß, die bei den Jungen. Ungeübten in Bewußt losigkeit ausarten mögen. Aber sollte es möglich sein, einen Zu stand der Verzückung und Weltentrücktheit nach Belieben auf zuheben? Und das geschieht auf das Lommando des Vorbrters hin Schlag 3 Uhr. Ich muß gestehen, daß dies plötzliche Ver stummen mich skeptisch macht! Ah, da sind ja die Damen. Bitte, stellen Sie mich vor, lieber Baron." In einem eleganssen Coupß erster Elasse fuhren am nächsten Tage dieselben vier Personen Girge zu, wo sie den Nildampfer besteigen sollten. Sie hatten eine dreizehnstündige Fahrt zurück zulegen und waren deshalb erfreut, sich in demselben Abtheil zu befinden und die Zeit durch angenehme Unterhaltung ver kürzen zu können. Wildau und Harald, die früh zur Bahn ge kommen waren, um Plätze für die Damen zu belegen, sahen unter den übrigen Passagieren de» Zuges Mr. Salinas mit einem Theil seiner Kinder und dem Hauslehrer. Auch der Pro fessor stieg ein, begrüßte von Weitem, lebhaft den Hut schwenkend, die beiden Herren und zeigte ein so glückstrahlendes Gesicht, daß schon sein Anblick Harald froh stimmte. „Ein vielversprechender Anfang!" rief er heiter, als der Zug sich nun in Bewegung setzte und die Vier sich allein im Besitz ihres Abtheils befanden. Dabei blickte er Mrs. Summers an, die still vor sich hin lächelte. „O, wie froh ich bin!" hatte sie ihm zugeslüstert, und er wußte wohl, warum sie so froh war. Sie hatte ja schon gestern, als er ihr mitgetheilt, daß er nun doch wider alles Erwarten die Reise mitmachen würde, ihrer Freude unverhohlenen Ausdruck gegeben, rührenden Ausdruck, der ihm das Herz bewegt hatte. Und jetzt wieder, obgleich sie schwieg — sagte nicht jeder ihrer Blicke ihm von Neuem: Ob korv slaü I am! Zwischen unabsehbaren Zuckerrohrfeldern ging eS hin. Kleine Dörfer und Städte, deren Häuser aus Nilschlammziegeln erbaut und mit Rohr gedeckt waren, schöne Palmenwälder und Akazien haine flogen vorüber. Dann näherte sich die Bahn dem Nil. Stattliche Zuckerfabriken zeigten sich überall, Wasserwerke und T anale, die die Klee-, Bohnen- und Zuckerrohrfelder durch schnitten. Link» traten di, Gebirge der arabischen Wüste bi» dicht an den Strom heran, während recht» sich die weite Ebene strotzend in reichster Vegetation breitete. Und höher stieg die Sonne und sendete glühende Strahlen in die Fenster deS dahin brausenden Zuge», der an den Stationen nur wenige Minuten hielt. „Nun wollen wir unseren Lunch nehmen", sagt« Mr». Summers, und sie holte einen Korb aus ihrem Handgepäck her vor, der die vollständige Einrichtung eines Theetisches enthielt. Da war der Wasserkessel und die Spirituslampe, ein Kästchen mit Zucker und eins mit Gebäck, die Kanne mit zwei Tassen und ein leeres Fläschchen für die Sahne. Die beiden Herren, die die überaus praktische englische Einrichtung nicht kannten, be wunderten sie höchlich und verpflichteten sich, auf der nächsten Station Wasser und Milch herbeizuschaffen. Aber wie sich aus drücken? Es gab Spaß und Gelächter, und als gleich darauf der Zug hielt und Harald heraussprang, um mit einem der üblichen Thonkrüge voll Nilwasser, die auf dem Bahnhof feil geboten wurden, wiederzukehren, ward er mit Beifall über schüttet. Um Milch zu kaufen, war nicht mehr Zeit gewesen. — inzwischen mochte das Wasser zum Kochen gebracht weüden. Als der Zug wieder hielt, war der Thee fertig. „OübiöLu", rief Harald, „lübbün tralib!" Drei Burschen eilten dknstfertig davon, um mit der ge wünschten Milch zurückzukehren. Und von nun an stand es bei Mrs. Summers fest, daß Harald arabisch spreche, und sie be wunderte ihn seiner Gelehrsamkeit wegen noch mehr. Er schämte sich ein wenig de» billigen Triumphs! Befand sich doch im Bä- deker ein arabisches Bocabular, in dem er schnell di« Wort« nach geschlagen hatte. Welch' ein vergnügte» Mittagsmahl es nun gab! Frau Daisy kredenzte den Thee, der zu den Borräthen von kaltem Fleisch und Brod, die man bei sich führt«, vortrefflich mundete, und während sie die freundliche Wirthin machte, ließ Wildau sich's angelegen sein, den liebenrwürdigsten Cavalirr zu spielen und selbst Harald in den Schatten zu stellen. In der That, der gestand sich, daß der geheimnißvolle Oesterreichrr. der seine Verhältnisse so gänzlich in Dunkel zu hüllen liebte, Nüancen de» Benehmen» habe, di« an Feinheit und Vornehmheit Alle» übrrträfen, was er bisher gesehen. Und er selbst war so eingenommen für Wildau, daß er dessen Ueberlegenheit willig anerkannt« und sich neidlos seiner Gegenwart erfreute. Im EoupS herrschte drückende Schwüle; de» Staube» wegen war e» nicht möglich, die Fenst«r zu öffnen; der blendende Sonnenglanz draußen that den Augen weh. Müdigkeit über mannte sie Alle, und do» heitere Geplauder verstummte. Harald, in eine Ecke zuriickgelehnt. versuchte zu lesen; doch bald verwirrten sich seine Gedanken, und er sank in einen Halb schlaf, der seltsame Träume vor seine Seel« zaubert«. Da» Mädchen von der Pyramide stand vor ihm. O, rief er, die Hand nach ihr ausstreckend, warum fliehst Du vor mir? Weißt Du nicht, daß ich Dich suche und nicht Ruhe habe, bi» ich Dick ge funden? Doch sie entwich ihm. Bleib', steh' mir Red«, flehte er-
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