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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.05.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000517027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900051702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900051702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-05
- Tag1900-05-17
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4102 > st'.:. r.. i > daß 1 (Fortsehung folgt.) die zum ersten Male seit sich unangenehm fühlbar volitü RoSi morde theilu Konit Weser ist, n Tbe Eulti roll' Dece Steil Wese Rath abger« :>ieichska ,i reiwi m Kia 'Ä Angei luden Ttraße gestand genüge will ei Gehalt Laufe Ler Di Künder ducken zeit ni jetzt d Nur I und d« Centre arbeite der T der E Herha urthei! einem hält d verschieb angestel staatlich Handel daß er seinerse anzeigei Zustäni .uihrur rerleihe sür ar Znstizn ter Der jetzt viel gelangen iiieglicku die Befti llnleugb gelegenh öaris L-eltaus werden ihrer R cdrchtur .j"' zonnet groß. Kaden Bang Jndu kustri bei d' Ware' l3VO Flach' Knop Trpeschenwechsel zwischen Lord Roberts »nd Präsident Krüger. Das „War-Office" veröffentlicht folgende Depesche des Ober- commandirendcn: „Am 12. April stellte ich dem Präsidenten der südafrikanischen Republik vor, daß, wie ich gehört habe, Kriegsgefangene der colonialen Truppentheile in Pretoria wie Verbrecher behandelt und im Gefängnisse untergebracht würden, daß Fieber unter ihnen wüthc, und daß Bequemlichkeiten und ärztliche Hilfe unzureichend seien. Ich constatirte gleichzeitig, daß die republikanischen Ge fangenen auf unserer Seite, ob Burghcr oder Ausländer, alle die gleiche Behandlung erführen. Am 20. April empfing ich hierauf eine Antwort, die besagte, daß in Pretoria kein Unterschied zwischen colonialen und anderen Kriegsgefangenen gemacht würde, daß nur eine kleine Anzahl von Personen, die als Spione oder dergleichen sich gegen die Kriegs gesetze vergangen hätten und in Untersuchungshaft säßen, oder die Fluchtversuche unternommen hätten, oder solcher verdächtig seien, der Sicherheit halber in dem gewöhnlichen Gefängnisse internirt seien, wo sie jedoch von den wirklichen Verbrechern seporirt und wie andere Kriegsgefangene behandelt würden. Be züglich der kranken Gefangenen wurde gesagt, daß sowohl in der Civilbevölkerung, als auch unter den Kriegsgefangenen Fieber sehr stark auftrete, cs würden jedoch alle möglichen Maßregeln da gegen getroffen, die sich auch bereits als sehr erfolgreich bewiesen hätten. Ich antwortete am 22. April hierauf, daß ich über diese Ver sicherungen erfreut sei, zu gleicher Zeit muß ich aber darauf Hin weisen, daß auf unserer Seite Kriegsgefangene keine veränderte Behandlung erführen, selbst wenn gerechtfertigte Gründe für Fluchtverdacht vorlägen, und daß derartige Ausnahmen nur Ge legenheiten für Willkür der Beamten ohne Wissen der Autori, täten schüfen." Gesang in langgezogenen halben Tönen, der von einem Mann angestimmt und von den Uebrigen im Chor wiederholt wurde. Den europäischen Ohren klang er unschön und unverständlich; den Sängern aber mußte er wohl sehr gefallen, da sie nicht müde wurden, ihn zum Besten zu geben, ohne die geringste Rücksicht auf die ihnen überantworteten Reisenden zu nehmen. Dazwischen trieben sie ihre Späße, lachten und schrien, als wenn sie allein auf der Welt wären. Die in den westlichen Bergen befindlichen Grenfellgräber, die den Namen ihres Entdeckers tragen, mußten auf beschwerlichem Fußpfad und einer schmalen Treppe er klommen werden, die von tiefem Wüstensand überweht war. Doch wollte sich bei der Temperatur die rechte Begeisterung für die Sache nur bei dem unermüdlichen Professor einstellen, und man mußte ihm endlich drohen, ohne ihn zurückzufahren, um ihn an die Oberwelt zu locken. Für Harald war der Nach mittag in anderer Weise bedeutungsvoll. Die unfreundliche Haltung Miß Marh's hatte sich in das Gegentheil verwandelt; es war, als wolle sie ihm abbitten, was sie ihm gethan, oder trieb sie der Jnstinct in die Nähe Dessen, der ihr Geheimniß er- rathen? Sie schloß sich ihm auf dem Wege an, nahm seine Hilfe in Anspruch und wußte ihn durch die kluge und liebenswürdige Art ihrer Unterhaltung so zu fesseln, daß er der nöthigen Vor sicht vergaß und sich heiter und zutraulich gab, wie er war. Die Folgen blieben nicht aus. Schon beim Diner fielen allerlei neckende Bemerkungen, Mrs. Summers zog sich frostig zurück, und der Professor flüsterte Harald lächelnd zu, daß er das Mädel Niemand lieber gönne als dem Horus. Was half dessen lebhafter Widerspruch, — man glaubte ihm nicht. DaS Schlimmst« war aber, daß bsi dem abendlichen Besuch eine» CafSS. zu dem der sich nach den Genüssen europäischer Cultur sehnende Doctor Fischer die Herren versammelte, Mr. SalinaS seinen Arm in «den Harald'» schob, als sei der schon sein Schwiegersohn. Die Linke sind sämmtlich von dieser Idee hypnotisiert, dachte Harold bei sich. Nun, die arme Kleine wird bessere Tage haben, wenn ihr Vater sie gefügig wähnt, und endlich werden dem Ver blendeten wohl die Augen oufgchen. Damit beruhigte er sich und überließ sich am nächsten Tag« völlig dem Genuß der Gegen wart. Galt es doch, Philae zu sehen, da», wie man ihm gesagt, den Höhepunkt der egyptrschen Reise bildete. Schon der beinahe zweistündige Ritt durch die Wüste bot ihm unvergeßliche Ein drücke. An unübersehbaren, beinahe tausend Jahre alten arabischen Friedhöfen hin führte der Weg die Reisenden zuerst zu den berühmten Syneitbrüchen, di« der alten Welt da» un vergängliche Material für ihre Statuen und Sarkophage gegeben, Was man In Pretoria denkt. Der frühere Correspondent der „Daily Mail" in Mafeking, Hellawel, der wegen seiner fortgesetzten Hetzereien und Wühle reien vor dem Kriege verhaftet wurde, ist jetzt von den Behörden Transvaals per Schub über die Grenze geschafft worden. Er giebt jetzt seinem Blatte, das ihn anscheinend mit offenen Armen wieder ausgenommen hat, folgende Schilderung seiner in Trans vaal gesammelten politischen Eindrücke. Da Mr. Hellawal die letzten Monate mit Ausnahme weniger Tage hinter Schloß und Riegel in stiller Beschaulichkeit zubrachte, verdient das Resultat seiner abgeklärten Meditationen vielleicht deshalb Inter esse, weil es zeigt, wiesichinsolchenKöpfendieWelt malt, und was man nach ihnen in London für baare Münze nimmt. Der Vertrauensmann des edlen Londoner Hintertreppen blattes schreibt: „Nach meinen Unterhaltungen mit den Boeren zu urtheilen, ist das Ende des Krieges bereits in Sicht, und zwar innerhalb eines Monates oder sechs Wochen, da die Burghers im Allge meinen durch und durch marode und entmuthigt sind und fort während in Schaaren dcsertiren. Als ich Pretoria verließ, wurde gerade eifrigst die Nachricht von der Einnahme Mafekings ver breitet, natürlich nur, um die durch den Fall Kroonstads hervor gerufene Verzweiflung wett zu machen. Ein gestern von Kroon- stad zurückgekehrter verwundeter Burgher erklärte, daß die Boeren vor unseren Truppen wie Schafe davongerannt seien; die Pre- und noch jetzt ward den nachgsborenen Geschlechtern die bc- wundernswerthe Geschicklichkeit und Kunst der Steinmetzen jener Zeit aä oculus demonstrirt durch einen Pfeiler und einen Obelisken, die, von drei Seiten behauen und von Hieroglyphen be deckt, mit der vierten Seite noch an der mütterlichen Erde hafteten. Hatte ein jäh ausbrechender Krieg, ein schreckliches Naturereigniß die Arbeiter vertrieben, daß sie das beinahe vollendete Werk im Stiche ließen? Nun standen Jahrtausende später kleine Menschenkinder auf der Vorderseite des versteinerten Sonnen strahl», der die Ehre des Amon-Ra den Kindern von einst ver künden sollte! Weiter reitend, war Harald überrascht, daß die Wüste so wenig seiner Vorstellung enffprach. Er hatte sich eine envlose Sandebene gedacht, Tie sich müde bis an den fernen Horizont dehnte, und fand dagegen eine Fläche, von schroffen Gebirgen umrahmt und von Felsen durchbrochen. Wie die Klippen eines Meeres ragten überall schwärzlich glänzende Granit- oder gelb leuchtende Sandstcinblöcke auf, thürmten sich übereinander wie Mauern oder lagen umhergesäet wie Wurf geschosse von Riesenhand, die traurige Oede noch mehr hervor hebend. Und viele dieser Felsen und Wände trugen Inschriften aus uralten Zeiten. Egypter, Griechen und Römer, die zu der berühmten Wallfahrtsstätte gepilgert, hatten sich hier verewigt, Namen uNd Verse in den Stein geritzt, der ihr Andenken bis auf den heutigen Tag erhalten hatte. Wie diese Steine die Hin fälligkeit und Nichtigkeit des Menschen, die Undergänglichkeit und unendliche Werdekraft der Natur predigten! Endlich tauchte aus dem Graugelb der Wüste und des Ge steins Philae auf wie eine Oase. Zwischen steile Felsen und feindliche Klippen, die den Strom umstarrten, lag das grüne Eiland gebettet, von leuchtenden Tempeln überragt, von Syko- moren und Palmen beschattet. Es war, als ob Mutter Natur, all' der traurigen TodeLstarre satt, einen frohen Gesang an stimme und hinausjubele: Nicht der Tod hat Recht, sondern das Leben! Am User des Nils sammelte sich die Gesellschaft, um in d:r Barke nach Philae hinüberzufahren, dessen zauberhaftes Bild sich in dem ruhig dahinfluthendrn Wasser spiegelte. Gesellfchaftsrücksichten unberührt geblieben ist, zu viel Bedeutung beigelegt hader Leider kann ich Sie von meiner Gegenwart nicht befreien. Daß ich mich Ihnen wieder nähern werde, haben Sie nicht zu befürchten." Er zog den Hut, um zu gehen. Sie trat schnell auf ihn zu. „Nein, Herr von Sperber, so nicht, so gehen Sie nicht", bat sic. „Wenn ich Sir gekränkt habe, verzeihen Sie — ich bin — sehr unglücklich!" Die Thränen traten ihr in die Augen. All' sein Zorn verflog. „Vielleicht könnte ich Ihnen helfen", sagte er treuherzig und mitleidig, „wenn ich nur den Grund Ihres Kummers kennte." Sie schüttelte den Kopf; die Thränen rannen ihr über das Gesicht. Doch sie nahm sich zusammen und fügte hinzu: „Ja, Sie können mir helfen. Sie können meinem Vater sagen, daß — daß —" .Daß?" „Daß Sie sich anders besonnen hätten, daß Sie Mich nicht liebten — was Sie wollen." Er sah sie in großer Verlegenheit an. Endlich entgegnete er: „Wie kann ich Ihrem Vater so etwas sagen, da er unmöglich an- nehmen kann, daß —" „Daß?" „Sie scheinen sich in einem Jrrihum zu befinden, der mich zwingt, offen zu sprechen, Miß Salinas. Wenn Ihnen Ihr Vater gesagt haben sollte, daß ich — mich — um Ihre Hand bewirke, — so — weiß ich nicht, wie er dazu kommt. ES ist mir niemals eingefallen." Welche Veränderung mit ihr verging! Jähe Ueberraschung, lebhafte Freude, tiefe Beschämung — das malte sich Alles in ehren ausdrucksvollen Mienen. „WaS — müssen Sie von mir denken", stammelte sie — „wie thöricht, eingebildet, ungebikdet muß ich Ihnen erscheinen!" „Nun", entgegnete er lachend, „e» ist ja gut, daß wir selbst Klarheit in die Situation gebracht haben. Da Sie nun nicht mehr fürchten, daß ich Sie heirakhen will, werden Sie vielleicht auch Ihre Abneigung gegen mich ein wenig überwinden lernen." „Ja gewiß", fiel sie ein. „Ich habe ja gar keine Abneigung gegen Sie, nur —" „Nur haben Sie einen Anderen viel lieber als mich", flüsterte « ihr lächelnd zu. Sie fuhr zusammen, senkte den Kopf und hob ihn wieder, um Sperber mit einem Blicke anzuschauen, in dem sich all' der leidenschaftliche Kummer, all' die Herzen»noth, in der sie sich be fand, drrrieth. Der Scherz verstummte, den «r schon auf den Der drückenden Hitze wegen, Harald'S Aufenthalt in Egypten machte, trat man erst um 4 Uhr die Fahrt nach dem gegenüber liegenden Ufer und der Ins»! Elephantine an. Das aus einer Wildniß von Gestrüpp, Mauern, Trümmern, Lehmhütten, Felsen, Palmen und üppigem Grün bestehende Eiland enttäuschte indeß Harald. Nur der alte Nilmefler interefsirte ihn, und er lachte mit den Uebrigen über ein dreijähriges nacktes, aber reich mit dem nationalen Ketten- und Flechtwrrk behängtes Kind, das die Reisenden anbettelte, so winzig es war, und auf die Frage nach seinem Namen nur „Madame Nubia" antwortete. Die sechs Rnderleute, die die Barke über das breite von Klippen durch brochene Becken deS Nils hinüberführten, erregten ebenfalls sein Erstaunen durch den Aufwand von Kraft, Lebhaftigkeit und Ge schrei, den sie, als gelte e», eine große Heldenkhat zu verrichten, an di« unbedeutende Arbeit verschwendeten. Den unaufhörlichen Zurufen, mit denen sie sich gegensritig anfeuerten, folgte ein Lippen gehabt. Heiliger, bitterer Ernst lag in ihren Augen; die Seele, die hier wie ein gefangener Vogel in seiner Hand zitterte, daß sie ihr Geheimniß errathen sah, war krank und wund und voll von einem Gefühl, einer Leidenschaft, di« nicht» Anderem darin Raum ließ, einer Leidenschaft, für die es zu leben oder zu sterben galt — ein Drittes gab es nicht. Harald schwieg bewegt. Mit jedem Worte hätte er die Kleine, wie er sie jetzt bei sich nannte, zu verletzen gefürchtet. Doch sie begann mit einem geängstigten und bittenden Blick von Neuem: „Könnten Sie nicht — wenn Sie mit meinem Vater nicht sprechen mögen, meinem Bruder Carlos oder" — sie zögerte, ihre Lippen sträubten sich, den Namen zu neimen, — „oder — vr. Braun klar machen, daß Sie gar nicht beabsichtigen " „Beste Miß Salinas, Sie verlangen viel", gab er lebhaft zurück. „Da ich niemals Veranlassung gegeben habe, — so kann ich unmöglich höchstens vor dem Professor könnte ich mich reinwaschen, aber dieses große Kind wird schwerlich von meinen Mittheilungen den rechten Gebrauch zu machen wissen." „Bitte, thun Sie eS", erwiderte sie. „Und nun sind Sie mir nicht mehr böse, nicht wahr?" Sie reichte ihm die Hand und lächelte ihn an - eine Anmuth und Weichheit verschönte sie plötzlich, die Harald sehr anziehend fand. Herzlich ihren Händedruck er widernd, verabschiedete er sich, um nicht allein mit ihr gesehen zu werden, trieb sich noch eine Weile in den angrenzenden Gassen umher und begab sich dann zum Schiff zurück, wo zum Frühstück auch die Anderen sich einfanden. toria-Zeitungen melden aber natürlich einen glänzenden Sieg der Verbündeten. Mr. Steinekainp, der Vorsitzende des zweiten Raad, erklärte, daß die Boeren, wenn sie Pretoria verlassen müßten, auf das wegen der gebirgigen Natur deS Lande- leicht zu vertheidigende Lydenburg zurückfallen und dort den letzten Stand machen würden. Der Lydenburg-Bezirk ist bereits ausreichend ver- proviantirt worden. Mr. Steinekamp hofft, daß die Burghcrs da selbst festen und hartnäckigen Widerstand leisten werden, aber er fürchtet gleichzeitig, daß sie jetzt schon zu sehr entmuthigt sind, und der Krieg daher jeden Tag zu Ende kommen kann. Es erregt große Unzufriedenheit, daß Mr. Krüger trotz des Vetos des Volksraades da» Ausbeutungsrecht für die Minen zum Verkauf gestellt hat. Die in Pretoria abgehaltene Versammlung holländischer Frauen, die ein A ma z o n e n c o r p s bilden wollen, wurde von ungefähr 400 weiblichen Patrioten besucht; die Mehrzahl derselben verwarf jedoch die Idee, selbst zu den Waffen zu greifen, und war mehr dafür, daß die Stellen in den öffentlichen Bureaus, im Transportwesen und im Kommissariat von Krauen besetzt werden sollten, wodurch eine große Anzahl männlicher Drohnen für den Fclddienst frei würden. Es wurde ein Comitß erwählt, welches die Einzelheiten zu arrangiren haben wird. Die letzte Aushebung fand am Donnerstag statt, »nd die ganze verfügbare Mannschaft des Transvaal ist jetzt im Felde. Jedermann, ob Beamter oder einfacher Bürger, hat den Krieg herzlich satt, und nur die allmächtige Persönlichkeit des Präsi denten hält die Burghers im Felde zusammen. ES wird niemals bekannt werden, wie nahe die Boeren nach Cronje's Niederlage bei Paardeberg daran waren, sammt und sonders die Waffen niederzulegen, und es ist Thatsache, daß Präsident Steijn auf der Uebergabe bestand, bis er durch die bitteren Vorwürfe Krüger's umgestimmt wurde. Bei Poplar Grove sollen s. Zt. beide Präsidenten mit knapper Noth einer Gefangennahme durch unsere Truppen entgangen sein, und sie waren gezwungen, ihre Pferde zum schärfsten Galopp an- zutreiben. Die einzige Hoffnung für den Transvaal, von den wohl verdienten Consequenzen des verrückten Octoberultimatums und des frivolen Einfalles in britisches Gebiet gerettet zu werden, liegt letzt nur noch in der Möglichkeit europäischer Intervention, und es wird allgemein anerkannt, daß diese Invasion, selbst wenn sic vom Standpunkte der Taktik aus als Vortheilhaft erkannt wurde, politisch sehr zum Nachtheil der Boeren ausfiel, weil dadurch jede Sympathie im Auslande zerstört wurde. Mr. Krüger ist sehr gegen Mr. Hofmeyr erbittert, weil dieser die Rebellion unter den Capboeren nicht gefördert hat. Es ist mir von Allen, mit denen ich gesprochen habe, bestätigt worden, daß eine befriedigende Zukunft nur zu erhoffen ist, wenn den Boeren die Lehren des Krieges bis zum bitteren Ende, wenn auch ohne Rachegefühl, beigebracht werden; sie müssen sich überzeugen, wie lächerlich es war, der britischen Armee T^otz bieten zu wollen. Sie erkennen dies bereits an, bedürfen aber doch noch schärferer Einprägung. Die Polizisten und Eisenbahnleute in Pretoria geben bereits unverhohlen ihre Absicht kund, ihre Engagements sofort mit den Boeren zu lösen, sobald Lord Robert» einzieht, und dann der britischen Flagge Treue zu schwören. Es verlautet, daß, wenn die Boeren b«i Pretoria oder Lyden burg einen Stand machen, die Randminen zuerst zerstört werden sollen; was hiervon glaubwürdig ist, vermag ich nicht zu sagen. Die Behandlung der gefangenen Officiere in Pretoria ist jetzt besser, aber sie sind unziemlicher Weise in einem Wellblechschuppcn untergebracht, wo sie zu 140 in einem großen Raume zu schlafen haben. Die anderen Gefangenen werden im Allgemeinen jetzt auch noch nicht besser behandelt, als wie ich es in meiner März depesche beschrieb, und dies hat eine bittere Anymosität gegen die Boeren erzeugt. Es würde den englischen Kriegsgefangenen noch viel schlimmer ergangen sein, wenn ihnen die britischen Unter themen in Pretoria, unterstützt von dem amerikanischen Consul, Mr. Hay, nicht von Zeit zu Zeit Mundvorräthe und Kleidungs stücke zugeführt hätten. In ganz Pretoria und Johannesburg sind jetzt kaum noch 400 Engländer vorhanden." da» au» Diehsutter hergestellt wurde, ernähren. Typhus, Dysenterie und Diphtherie waren epidemisch. Flauen und Kinder litten schwer und unter den Eingeborenen herrschte große Sterblichkeit. Ende März hieß eS zwar, daß die Garnison sich neue Lebensmittel verschafft habe, allein die selben blieben doch noch immer unzureichend. Der Lakai Englands. Aus Lissabon erfährt „Daily Mail" auS angeblich bester Quelle, daß die Beschlag nab nie von Proviant und Munition, die sür die Boeren bestimmt waren, in der Delagoabai die Spannung in den Beziehungen zwischen Portugal und Transvaal verschärft habe. In jedem Falle könne aber Portugal nickt nur ans den moralischen, sondern auch auf Len materiellen Sckutz Englands gegen einen etwaigen Angriff der Boeren zählen. Zur Sache wird noch berichtet: * Washington, ll>. Mai. („Reut,r's Bureau".) DaS Staats- departement hat keine Kenntnis davon, daß in Lourrn^o Marques amerikanisches Büchsensleisch zurückqehaltin woeden sei, eS erkennt jedoch daS volle Recht Portugals an, die Durchfuhr von Gütern zu verhindern. Wenn der amerikanische Consul in Loureiwo MarqueS gegen ein solches Verfahren Einspruch erheben sollte, werde er keine Unterstützung finden. Die Boerengesaudtschaft. Die Boerengcsandten, welche in New Jork eiugetroffen sind und sich nach Washington begeben werden, haben folgen des Telegramm von dem Präsidenten Krüger erhalten: „Mögen Gerechtigkeit und Rechtlichkeit mit Euch sein!" Drei Senatoren, drei Congreßmitglieder und eine Anzahl Bürger auS Washington begeben sich heute nach New Uork, um die Gesandten der Boeren nach Washington zu geleiten. Morgen Nachmittag werden diese dort eintreffen und den Präsidenten Mac Kinley am Sonnabend besuchen. Am Sonntag Abend wird eine große Volksversammlung im Overnbanse abgebalten, in der die Boeren, Senatoren und Mitglieder deS Repräsentantenhauses sprechen werden. Sonst wird unS noch berichtet: * London, 17. Mai. (Telegramm.) Die „Times" berichten auS Lourenqo MarqueS unter dem 1ö. dS. MtS.: Da» Gerücht von der Bildung eines sogenannten AmazonencorpS in Johannes burg und Pretoria wird alS letztes Mittel betrachtet, die lässigen Burgherr anzusenern. (?) * Loudon, 17. Mai. (Telegramm.) Aus unparteiischer Quelle verlautet hier, in einer geheimen Sitzung des Bolksraads in Pretoria habe eine erregte Debatte über die Frage der Zrrst örung der Minen und Hauptgebäude Johannesburgs beim Herannahen der Engländer stattgesunden. DaS Ergebnis der Debatte sei un bekannt, die fremden Vertreter der Minengesellschasten seien jedoch höchst beunruhigt und hätten einen dringlichen Appell an ihre Consuln gerichtet. * Bristol, 17. Mai. (Telegramm.) Der Schatzkanzler Hicks Beach hielt hier eine Rede, worin er sagte, es sei aller Anlaß vorhanden, zu hoffen, daß die KrirgSwolke sich zer- theile. Der Oranje.Freistaat sei thatsächlich annectirt. Er hoffe, bald Nachricht von der Befreiung Maseking» zu er- halten, dessen tapfere Verthetdigrr unsterblichen Ruhm erlangt hätten. Eine Vermehrung der Kosten für dir Marine sei möglich, er glaube aber nicht. Laß eine große ständige Vermehrung der Armer uöthig sei. Man müsse auf die Miliz und Freiwilligen rechnen. zue Inst ichiffS Äestfale Zckiffsb bezirke t ms M 3eeoffic zusamm Comm .emelde! Rede. — ? Onstiti Marin befände rem C /r von Institut tr die Dock i bereits zu scher A.ff Hc -ii l-dei '.rurch t Anzahl Iiibeigef s . Hein siui die ! > uörun „Da ^zcSvrdi Icr Heil Itiit am rockig. Ic'.ied t I huldig I i.icidung I^rsönl I tcitert. I. iklen na II. irck di Ferw luiht in l u'ieder z - § I?:theilt I rir Uebi liui Fr I Lcinc E Der Krieg in Südafrika. —p. In London will man noch keine amtliche Kenutniß von der Deutsches Reich ¬ 's- Berlin, 16. Mai. (Centrum und Totalisator.) Nach den Anschauungen des Abg. Gröber in der ReickStags- commission ist eS nicht ausgeschlossen, daß zwischen den Freunden deS Totalisators und den Ullramontanen im Plenum ein Compromiß dabin zu Stande kommt, daß einerseits der Totalisator, andererseits die Kirckcnlottericn um die Erhöhung derLotteriesteuer herumkonnnen. Wenn ein Anti-Klerikaler sich unterfangen hätte, Lotterien zum Zwecke des Kirchenbaues und daS Wetten am Totalisator auf gleicke Stufe zu stellen, so würde ein Ze tergesckrei überune r hörte Blasphemie erhoben worden sein. DaS Centrum wendet hier den schönen Spruch „Der Zweck heiligt die Mittel" gleich in doppelter Hinsicht an: einmal nämlich in Bezug auf das Totalisator spiel, indem eS für den wünschenSwerthen Zweck der Hebung der Landespferdezucht das doch höchst fragwürdige Wetten am Totalisator begünstigt wissen will, zweitens, indem es uni deS Zwecke- der Forderung von Kirchenbauten willen eine — wie Abg. Richter ganz zutreffend sagte — Verbindung zwischen Kirche und Jockey herstellte. Die Gesinnungsgenossen des Abg. Gröber im bayerischen Landtage bekämpfen die Staatslotterie als eine überaus unsittliche Einrichtung, daS ungleich unsittlichere Spiel am Totalisator aber wird jetzt vom Centrum gewissermaßen privilegirt. 8 Berlin, 16. Mai. Ueber die diesjährigen AuS sperrungen anläßlich der Maifeier entnehmen wir dem „Arbeitsmarkt" Folgendes: Die Berichte über die dies jährige Maifeier gehen weit auseinander. Während die Arbeiterpresse eine bedeutende Zunahme im Bergleich mit dem vorigen Jabr seststellt, läßt eine große Zahl anderer Berückte die diesjährige Maifeier als nur unbedeutend erscheinen. Die Lösung dieser verschiedenen Berichte dürfte darin gefunden werden, daß zwar an mehr Orten und von mehr Arbeitern, aber überwiegend nur in Feierabendstunden, der Tag festlich be gangen wurde, also weniger Arbeitsruhe stattfand. So er- flärt sich auch die relativ geringe Zabl von Aus sperrungen in diesem Jahre. In Berlin wurden etwa 90 Holzarbeiter, sowie zwei Dutzend Textilarbeiter ausgesperrt. Ju Potsdam wurden die Bauarbeiter auf eine Woche aus gesperrt. In Halle a. S. wurden sowohl Metall- als Holz arbeiter auSgesperrt, die Metallarbeiter jedoch alsbald wieder eingestellt, während die Aussperrung der Holzarbeiter zu einem Ausstande führte. In Leipzig wurden 250 Holzarbeiter, in Gera 28 Teppichweber, in Weißenfels die Arbeiter einiger Schuhfabriken auSgesperrt. In Hamburg und Harburg wurden vereinzelt Bauarbeiter von der Maßregel betroffen, in Lübeck die Arbeiter auf einer Schiffswerft und in einer Maschinenfabrik. AuS Orten West- und Süddeutschlands sind keine Aussperrungen bekannt geworden. Im Gegensatz zur vorjährigen Maifeier ist sowohl die Zabl der Aus sperrungen als auch die Zabl der AuSgesxerrten als minimal zu bezeichnen. Während damals unsere Uebersicht nabe an 3000 AuSgesperrt« nachweisen konnte, erreicht die diesjährige Ziffer noch nicht einmal das erste Tausend. — Der „Allgem. Ztg." wird auS Berlin geschrieben: In den Kreisen der hiesigen Diplomatie bat es lebhaftes Befremden erregt, daß die Pariser „Agcnce HavaS" aus dem Trink spruch, den Kaiser Franz IosepH bei der Galatafel am Abend deS 4. Mai ausbrachte, die warmen Worte, mit denen der hohe Redner in Erwiderung aus den Trinkspruch Kaiser Wilhelm'S auch der treuen „Mithilfe unseres verehrten Freundes und Verbündeten Sr. Majestät des Königs von Italien" gedachte, bei der Wiedergabe des ibr von Deutschland auS im vollen Wortlaut- mitgetheilten Textes einfach unterschlagen hat. Der Vorgang, der hier viel besprochen wird, ist überaus charakteristisch dafür, wie man das französische Publicum mit allen Mitteln in dem Jrrtbum zu erhalten stickt, als ob die Beziehungen Italiens zu seinen Dreibnndgcnossen sich verändert hätten und nickt so intim und vertrauensvoll wären, wie dies durch den Trinkspruch Kaiser Franz Joseph'S aus berufenstem Munde be kräftigt worden ist. — Wie eifervoll daS Centrum in den Heinzestreit eintritt, zeigt das Circular, daS der Vorsitzende der Fraction Uebergabe Mafekings haben, die auch in einer unten erwähnten Ministerrede als noch nicht erfolgt vorausgesetzt wird. Allgemein aber wird angenommen, daß Mafeking gefallen ist. Man wird dem tapferen Baden-Powell und seinen Mitstreitern die Aner kennung nicht versagen können, daß sie das Menschenmögliche geleistet haben. Die Garnison bestand ausschließlich auS Frei willigen, welche das Waffenhandwerk erst in den täglichen Kämpfen mit den Belagerern erlernen mußten, und da vor dem Ausbruche des Krieges seitens der Militärbehörden nichts zur Vertheidigung der Stadt gethan worden war, so mußten Oberst Baden-Powell und die Bürger alle Vertbei- digungswerke erst Herstellen. Dabei fehlte eS ibnen auch an weittragenden Geschützen, während die Boeren über solche verfügten. Die Boeren standen anfangs unter der Leitung von Cronje und als dieser Ende November nach dem Slicen ging, um Lord Methuen am Modderflusse entgegenzutreten, übernahm General Snyman den Befehl über die Boeren bei Mafeking. Alle Versuche der Engländer, von Norden her die be- lägrrteStadt zu entsetzen, scheiterten, weilOberstPlumer, der von Rhodesia heranrückte, nicht genug Truppen hatte, um dieBoeren- Streitkräfte zu überwinden. Ebenso erfolglos waren die vom Süden gemachten Entsatzversuche. E» hieß zwar in den letzten Tagen, daß nach der Einnahme von Fourten StreamS am Vaal eine aus 3000 Mann bestehende englische Truppe zum Entsätze Mafekings heranrücke und bereits Vryburg, daS mille- wegs zwischen Fourten Stream und Mafeking liegt, passirt habe, allein entweder war diese Nachricht nicht begründet oder die Truppe ist bei Vryburg auf Schwierigkeiten gestoßen, denn man hat von ihr nichts mehr gehört. Die Lage der Garnison von Maseking war schon seit dem Februar eine sehr schlimme, denn damals schon mußte sie sich von Pferdefleisch und Brod, daß der „vorwärt»" bri der Gelegenheit von Demagogen spricht und von Gimpeln, die sich auf dir Versprechungen von Demagogen sangen ließen. Wohlgemerkt, der „Vor wärts" l Ueber die wahren Gründe der türkisch-muerikauische» Verstimmung wird der „Welt-Corresp." au» St. Paul (Minnesota) geschrieben: Auf den ersten Blick bat es etwas Ueb«rraschendeS, daß man an der Entwicklung deS gegen wärtig zwischen der Bundesregierung in Washington und der Türkei schwebenden Streite» hier im Staate Minnesota ein be sonderes Interesse nimmt. Aber eS ist wirklich so und zwar auS folgendem Grunde: Die Türkei hat vor einiger Zeit einEin - fuhrverbot für Mehl aus den Vereinigten Staaten erlassen. Eine Schiffsladung amerikanisches Mehl wurde bald darauf in einem türkischen Hafen angeb alt en und mußt« wieder nach der Union zurückgehen. Es soll sich dabei um eine Summe bandeln, die annähernd ebenso hoch ist, wie die von der Türkei auS den amerikanischen Wirren an amerikaniscke Bürger geschuldete Entschädigung. DaS zurück gewiesene Mehl stammte nun zum großen Theil von Mühlen in Minnesota, und der unseren Staat im Senat zu Washington vertretende hervorragende Senator Davis nahm sich der Sache mit um so größerem Eifer an, als er, wie hier erzählt wird, auch persönlich durch die türkische Maß regel geschädigt sein soll. Sogar ein« für die Türkei wenig freundliche und obne Kenntniß dieses Minnesota-Zwischen falles kaum verständliche Stelle der letzten Botschaft deS Präsidenten Mac Kinley an den Congreß wird hier auf das Betreiben von Davis zurückzeführt. Zu dem Mehlverbot gesellte sich dann bald ein türkisches Einfuhrverbot gegen amerikanisches Schweinefleisch. Soweit sich die Ver hältnisse von hier übersehen lassen, ist kaum anzunehmeu, daß Amerika durch diese Maßnahme eine nennenswcrtbe materielle Einbuße erleiden könnte. Man weiß aber, wie empfindlich sehr einflußreiche Kreise der Union in Allem sind, WaS die Güte der amerikanischen Fleisckproducte discredilirt. Die am Export nach (der Türkei interessirteu Personen sind überdies verstimmt darüber, daß auch abgesehen von den Einfuhrverboten gegen Fleisch und Mehl die Entwickelung der wirtbsckaftlichen Beziehungen mit der Türkei einen Rückschlag erlitten hat, nachdem gerade in den letzten Jahren mehrfach günstigere Bedingungen für ein vor- theilbafteS Ausfuhrgeschäft erzielt worden waren. Vielleicht ist in einzelnen Dingen zu schneidig vorgegangen worden, und der Versuch, Konstantinopel und andere türkische Märkte im Sturm zu erobern, uiuß, entsprechend den besonderen Verhältnissen deS Orients, mit langsamer, aber sicherer wirkenden Mitteln wieder holt werden. Jedenfalls aber ist eine allgemeine Spannung handelspolitischer Natur der Hindergrund, auf dem in Verbindung mit GesichtSpuncten der Wahlmache die außerordentliche Schärfe verständlich wird, mit welcher die Bundesregierung die amerikanische Entschädigungsfrage gegen die Türkei betreibt oder zu betreiben genöthigt ist. Die 90 000 Dollars würden die Amerikaner, wenn daS Orient geschäft sonst gut ginge, wohl verschmerzen.
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