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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010628017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901062801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901062801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-06
- Tag1901-06-28
- Monat1901-06
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Freitag den 28. Juni 1901. Anzeigen »Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RedacnonSstrich («gespalten) 75 vor den Familjennach- richten («gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren sür Nachweisungen und Osfertenanvahme LS (excl. Porto), Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Avnahmeschluß für Anzeigen. Sb»,d-Ausgabe: Bormittag« 10 Uhr. Morgen»Au«gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Vei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stund« früher. Anzeigen sind stet« a, die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag« nnunterbrochrs geöffnet von früh S bi» Abends 7 Uhr Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 85. Jahrgang. Der heutige Stand der Schnetlseuergeschühfrage. V. v. Die unlängst aufgelauchtr Frage, ob rin neue« Schnellfeuergeschütz in Sicht sei, wurde zurrst kategorisch ver neint und dabei auf die großen Mängel dr« seit Kurzem in der französischen Armee zur Einführung gelangten Tchnrll- feuergeschütze« mit srlbsttbLtigem Rohrrücklauf verwiesen. Allein neuere, besonder« hinsichtlich de« Gewicht« de« Ge schütze« verbesserte Construction«», darunter namentlich da« deutsche Ehrhardt-Geschütz, traten in den Vordergrund, wurden näher bekannt, und deute ist der Typus diese« verbesserten SchnellfeuergeschützeS bei n ur größeren und kleineren Mi litärmächten, darunter auch Deutschland, in Erprobung begriffen, oder richtiger: bei un« ist die Einfuhr«»- be schlossen, während eine jener Mächte bekanntlich bereit« 18 Batterien jene« neuen Schnellfeuergeschützmodell« zu ie 6 Geschützen, 9 Munition«- und 3 Vorrarb-wagen mit voll ständiger Ausrüstung, in Summa 108 Geschütze, au« Deutsch land bezogen und die weitere Fabrikation derartiger Geschütze durch deutsches Personal, in eigenem Laude jedoch, unter eigener Controle in« Auge gefaßt hat. Zwar ließe sich hierzu anfüvrrn, daß jene in militärischer Hinsicht höchst miuderwerthige Macht, England, durch den Druck der Verhältnisse de« derzeitigen Kriege« zur schleunige» Aufbesserung und Ergänzung ihre« Feldgeschützmaterial«, mit hin zu jedem sich gerade bietenden verbesserten Scknrll- feuergeschüymodell zu greifen genöthigt war, daß also dieser Umstand wenn auch nicht gegen, so doch auch nicht sür die Qualität de« letzteren zu sprechen vermag. Auch wurden Angriffe auf dasselbe dieSseit« und jenseit« de« Canal« laut, die der Kriegsminister Brodrick jedoch amtlich widerlegte. Allein dasselbe Schnellfeuergeschützmodell wurde auch von der österreichischen Regierung in mebreren Exemplaren zu Ver suchen beschafft und ist, wie bemerkt, noch bei sieben anderen Staaten in der Erprobung begriffen. Auch Krupp hat rin verbesserte« Schnellfeuergeschiitz mit Rohrrücklauf neben einem verbesserten Federsporu-Geschütz coustruirt und ebenso seit geraumer Zeit dir französische Schneider-Canet'sche Fabrik in Creu zot und die französisch« Oeschützfabrik in Saint Chamond. Ein neue« Schnellfeuergeschüy ist somit in Sickt, wobei allerdings zu bemerken ist, daß r« für die innere Geschütz- robr-Construction unsere« derzeitigen Feldgeschütze« und seine ballistische Leistung keiner Erneuerung und Ver besserung bedarf — vielleicht jedoch zur GewichtSerleich» terung de« neuen Verfahren« zur Herstellung nahtloser Hohl körper —, dagegen sür die eventuelle Neu-Construction seiner Lafette. Ob aber die vorhandenen Geschützrohre unserer derzeitigen Schnellfeuergeschütze bei der eventuellen Fabrikation eines neuen Geschütze« mit Wiege-Lafette ohne erhebliche Aptirung benutzt werden können, erscheint, in Anbetracht der Eigenthümlichkeit dieser Lafette und der in Betracht kommenden Gewichtsverhältnifse, fraglich. Wir befinden un« somit vor der Perspective de« eventuellen Uebergange« zu einer neuen, verbesserten Lafrtteuconstruction und, wenn der selbe erfolgt, vor derjenigen einer erheblichen Aptirung oder einer äußeren Umgestaltung der jetzigen Geschützrohre für da« neue Lafrttrnsystem. Selbstverständlich konnte, da die Versuche erst durch geführt werden sollen, noch keine Entscheidung hinsichtlich einer neuen Lafette oder einer Rohraptirung fallen, und auch bei unserem Verbündeten, Oesterreich-Ungarn, sollen die betreffenden Versuche unter Concurrenz mehrerer Geschütz- shsteme erst noch zum Abschlüsse gelangen, der vyr Ende diese«, vielleicht Mitt« nächsten Jahre« kaum zu erwarten ist. In der Schweiz hatte die Militärverwaltung das neue Ehrhardt-Geschütz mit selbsttbätigem Rücklauf de« Rohr«, nach durchaus günstiger Beurtheilung deS Verhaltens desselben durch die eidgenössische Versuch-commisslon, abgelehnt und sich für da« verbessert» Krnxp'sche Federsporn-Modell entschieden und zwar lediglich deshalb, weil sie jede Flüssigkeitsbremse an Feldgeschützen für unvereinbar mit den Perbältnissen der schweizerischen Artillerie erachtete, Jedoch vollzog sich in neuester Zeit eine Reaktion gegen diesen Entschluß und so hat der Nationalratb den Antrag des BundeSratds auf Be schaffung des Krupp'schen Federsporn-Geschützes abgelehnt und neue Versuch« mit Rohrrücklauf-Geschützen an-rordiirt. In Norwegen bat die DersuchScommission nach ein- gehenden Versuchen bei Lexdalen mit dem neuen Rohrrücklauf- Geschütze diese« der Regierung zur Einführung vor beschlagen. Daß dasselbe eine Verbesserung in sich schließt, ist daher um io weniger zu bestreiten, als das bei ter aesammten französischen Feldartillerie zur Einführung gelangte Schnellfenergescbütz auf demselben Grnndprincip, dem des selbsttbäiigen Rücklauf« de« Rohre» nach dem Schuß, wenn auch unter weit weniger glücklicher Anordnung der übrigen Verhältnisse beruht. Ohne aus technisch« Detail« rinzugehen, bemerken wir, daß da« Wesentliche de« neuen Geschützes darin besteht, daß da« Geschützrohr beim Abfeuern innerhalb der Lafeltenwände auf Gleitschienen zurückgleitet, sein Rückstoß von einer hydraulischen Bremse aufgefangen und alSdann durch Federkraft wieder in seine vorherige Stellung zurück geführt wird. Der Rückstoß wird ferner durch einen Sporn am Lafettensckwanz aufgefanzen, der, au« zwei ineinander schiebbaren Röhren bestehend, beim Schießen an-einander- gezogen und dadurch verlängert wird, so daß er sich in sehr kleinem Winkel zum Erdboden stellt, wodurch er den Rückstoß besser auffäugt. Au« beiden Anordnungen geht hervor, daß die Lafette beim Schüsse völlig ruhig steht und das Rohr von selbst wieder in die Feuerstellung vörgebrackt wird, so daß. das Richten und Zielen sich sehr vereinfacht und abkürzt und Zeit gewonnen wird, die, wen» die Gefechtsverhältnisse es erfordern, ans schnelleres Feuern verwandt werden kann. Da« Geschütz bleibt zualeich geschonter als z. B. unser jetzige« Schnellfeuergeschutz, da« beim Schnell feuer mit Sporn bei jedem Schuß etwa 30—40 om hoch springt und mit der ganzen Last seiner 18'/, Centner wieder auf den Boden fällt. Der Vorthril des SchnellfeuergeschützeS mit Rohrrücklauf besteht daher nicht nur in der Mög lichkeit, schneller mit ihm zu feuern, sondern auch darin, daß sein, Bedienung «ine leichter- ist, die Kräfte und di« Ruhe der Bedienungsmannschaften weniger absorbirt, indem z. D. beim französischen Schnellfeuergeschütz die beiden Hauptnummrrn der Bedienung, hinter kleinen Stahl schilbern sitzend, ihre Functionen verrichten. Ferner nimmt der Rückstoß da« gesammte Material deS Geschützes weniger nachtheilig in Anspruch, al« der unserer jetzigen Schnellfeuer kanone. Die Feuergeschwindigkeit deS Ehrhardt'jchen Schnell feuergeschützeS übertrifft, ähnlich wie die des französischen, diejenige unseres Geschütze« etwa nm ein Drittel bis das Doppelte, da das Ehrhardt-Geschütz mit Leichtigkeit 15 bi« 16 Schuß gegen 8 bi« 10 Schuß der unserige» und da französische Geschütz di« 20 Schuß in der Miaute abzugeben vermag. Allem e« kau« fraglich erscheinen, ob überhaupt die derart gesteigerte Feuergeschwindigkeit «in so großer Vorzug ist, wie man ihn namentlich im französischen Heere auffaßt. Die französische Schnellfeurrgeschützconstruetiou hat da» Ge wicht deö Geschütze« auf 1800 lex erhöbt und daher dazu gezwungen, dessen Protzmunition aus 2t Schuß zu beschränken, während unser jetziges Geschütz mehr, nämlich 38, in der Protze führt. Allerdings folgt auch in Frankreich die erste MunitiouSwagenstaffel mit der ersten Munitionsreserve den Batterien bis dicht hinter die erste GefichtSlinie. Allein immerhin ist die Gefahr des zu schnellen Verschießen« beim Schnellfeuergeschiitz überhaupt, und namentlich bei einem solchen mit »och gesteigerter Feuergeschwindig keit und gleichzeitiger Verminderung der unmittelbar vom Geschütz mitgesiihrten Munition, vorhanden. Die Gegner deS Schnellschiebens betonen die« ganz besonders. Allein ein unverkennbarer Zug der Feutrwaffenconstrucnon der Neuzeit zielt, von der Einführung de« eisernen LapestockeS und deö PcrcussionSschlosses, sowie der des Zündnadel- gewehr«, de« CbassepotzewehrS und der Milrailleusen au bi« zum Nepctirgewehr, den Maschinengewehren und de» heutigen Scknellladegrschützen der Armee und der Marin« ab, auf die Steigerung der Feuergeschwin digkeit. Diese Steigerung stellt außerordentlich erhöhte Anforderungen an die FeucrdiSciplin und richtige Verwendung und Oekonomir der Munition; allein sie bedingt bei sonst gleichen VerwrndbarkeitS- und Leistungsverbältnissen in ge gebenen Gefechismomenlen die Ucberlegeabeit des schneller feuernden Geschützes über das langsamer feuernde. Alle Mächte sahen sich veranlaßt, nicht nur zum Repetirgewehr und vielfach auch zum Maschinengewehr überzugeben, sondern auch zur Sckuellfeuerkanone, und der Annahme einer erheb lichen Verbesserung derselben werden sie sich, wenn sie sich durch au-gedebnle Versuche mit dem Nohrrücklauflafetten- geschütz thatsächlich bcwäbrt, nicht zu entziehen vermögen. Bei einer weiteren Steigerung der Feuergeschwindigkeit der Geschütze wird eS sich aber vor Allem darum handeln, den Munitionsverbrauch derselben in der Hand zu behalte» und MunitionSverschwendung zu vermeiden. Seh: richtig bemerkt in dieser Hinsicht eine erste Autorität, Geueral Wille, in der „Milit.-Ztg." von 1900 Nr. 5l: »Die durch die Construction der Geschütze gegebene Möglichkeit, eine beträcht liche Feuergeschwindigkeit zu erreichen, zwingt augenscheinlich Niemand, von ihr öfter als in solchen— vereinzelten — Fällen Gebrauch zu machen, die einen augenblicklichen sicheren und bedeutenden Erfolg erheischen und verheißen. Anderer seits aber läßt sich jene Möglichkeit nur durch äußere Erleichterung und Vereinfachung aller zur Bedienung deS Geschütze« erforderliche» Vorkehrungen und Ver richtungen erzielen und diese Eigenschaften sind sür jedes Geschütz, unter allen Urustän den — auch im langsamsten Feuer — von hohem Werth. Müßte die Fähigkeit, mit einer Waffe im gegebenen Falle sehr rafch zu feuern, di« unnütze Vergeudung des Schießbedarfs >nS Blaue hinein jedcSmal zur unausweichlichen Folge haben, so wäre es unzweifelhaft sehr verkehrt gewesen, Mehrlader, Selbstlader und Maschinengewehre einzuführen. Jeder mit einem gewöhn lichen Mehrlader bewaffnete Schütze kann bekanntlich den gesammten Scbießbedarf in den Patronentaschen, wenn eS sein muß, in 3—4 Minuten verknallen." Wenn man hiergegen anführen kann, daß die Gelegen heit zur MunitionSverschwendung durch die gesteigerte Feuer geschwindigkeit jedenfalls vermehrt ist, so läßt sich dagegen erwidern, daß gut diSciplinirte Armeen auch die erforderliche Feuerdi-ciplin zu steigern verstehen werden. Dem französischen Schn ellfruergeschütz von 7,5 om Kaliber haften zahlreiche Mängel an. Sein Gewicht ist sehr beträchtlich und führte daher, wie erwähnt, zur Verminderung der Protzmunition. Es fehlen ihm die Achssitze, die Rohr rücklauf-Bremsvorrichtung ist gegen Stoß und Geschoßeinschlag sehr empfindlich, da sie aus einem unter dem Rohr an gebrachten, mit Glycerin und Luft gefüllten Cylinder mit Kolben besteht, der beim Schuß Glycerin und Luft comprimirt, worauf sich beide wieder auf ihr früheres Volumen auSdehnen und daS Rohr in die frühere Feuerstellung bringen. Entsteht in dem Cylinder etwa durch ihn treffende Geschosse oder Splitter auch nur eine sehr kleine Oeffnuna, so wirkt die Bremse nicht mebr elastisch genug und da- Geschütz ist außer Gefecht gesetzt. Allerdings verleibt die Lage de« Cylinders unter dem Rohr dem ersteren einigen Schutz. Allein die Breni« - Wiedervvrbringer - Vorrichtung wird bei den vielen Stößen, denen ein Feldgeschütz ausgesetzt ist, leicht un dicht und erleidet dadurch ein AuSströmen ihrer Füllung. Verschiedene Militärmächte, darunter Deutschland, ferner Italien, bisher die Schweiz und andere, verwarfen die Verwendung von Hydraulik und Pneumatik beim Feldgeschütze ganz. Al« fernere Nachtheile deS französischen Geschützes erwiesen sich die ihren Zweck nicht erfüllenden Nebenbremsen und die Complicirtheit der Bremsschuhe gegen Seitwärt-springen und ebenso die Complicirtheit der Bedienung de« Geschützes beim Abprotzen und Nehmen der Seitenrichtung bis zu dem Momente, wo da« allerdings höchst einfache und schnelle Laden, Zielen und Abfeuern zu erfolgen vermag. Der Schuß des sehr niedrigen Geschützes wirbelt viel Staub auf, so daß seine Aufstellung verrathen wird und das Schnellfeuer zuweilen unterbrochen werden muß; auch muß das Rohr in der Regel nach 50 Schüssen in seinen Gleitbahnen gereinigt und geschmiert werden; überdies fehlt ihm eine gute Fahrbremse. Bei dem deutsche» Schnellfeuergeschutz sind diese Fehler überwiegend vermieden. Eine Feder, die bei etwaigem Springen leicht durch eine Reservefeder ersetzt werden kann, führt das Rohr wieder vor, und nur eine Flüssigkeitsbremse, Wohl Glycerin, ohne gleichzeitige Luft- verweudung fängt den Rückstoß de« Rohre« auf. Da« Ge schütz ist infolge seiner Herstellung aus nahtlosen Hohlkörpern leichter und entspricht in seiner Transport- und Manövrir- sähigkeit den heutigen Anforderungen au Feldgeschütze. Aller dings ist seine Construction complicirt, allein die Lexdalener Versuche haben ergeben, daß seine Verwendung«- und Widerstandsfähigkeit dadurch nicht beeinträchtigt wird. Es ist ihm daher bis jetzt nur ein günstige« Prognostikon zu stellen. Von den unsererseits vorzunehmenden Schieß- und sonstige» Versuchen wird da« definitive Urtheil abhängen, welches man über diese« Geschütz und sein System gewinnt, und früher läßt sich über seine Annahme oder Ablehnung nichts Bestimmtes anführen oder muthmaßen. Ebenso werden die österreichischen Versuch« für seine Verwendungsfähigkeit und eventuelle dortige Annahme mitsprechen. Die eventuelle Einführung eines neuen Schnellfeuer geschützeS, d. h. eine« solchen mit Wiege-Lafette und dafür aplirtem Rohr, ist daher, wenn auch in Sickt, so doch noch in ziemlich weiter Ferne', denn die Ueberlegenbeit des zu er probenden Modells muß sich erst nach den umfassendsten Ver suchen auf den Schießplätzen und bei der Truppe, definitiv tu praxi und in einem Grade Herausstellen, daß derÜeber- gang zu ihm oder einem ähnlichen, etwa von Krupp herzu stellenden Modelle geboten erscheint. Hält das Geschütz mit Wiege-Lafette jedoch die Concurrenz mit dem derzeitigen Schnellfeuergeschiitz in allen wesentlich in Betracht kommenden Richtungen auS, so ist nicht abzusehen, weshalb man sich Frnilleton. Die künstlerische Lildunz in -er Schule.*) In den letzten Jahrzehnten hat sich auf dem Gebiete der Kunst, und zwar in allen Abteilungen derselben (Musik, Maleret, Baukunst, Kunstgewerbe, Schauspielkunst, Dichtkunst) ein« Strö mung geltend gemacht, die wichtig ist und hochbedeutsam. Die alte, todw Form, die Kunst und Leben einengte, ist zertrümmert. Di« Bahn ist frei für rin neue», große« Leben, und scheinbar unendlich liegt sie vor un«. Ei kann un« daher nicht Wunder nehmen, weim auch die Pädagogik und insbesondere di« deutsche Pädagogik von diesen Wandlungen erawffen wird. „Sie hat sich" — wie Lnhtwart sagt — „darauf besonnen, daß der Mensch nicht nur der denkende Träger eine» Gedächtnisse« ist, al« den ihn die herrschend« Praxi« der Erziehung überwiegend behandelt, sondern zugleich ein fühlende» Wesen von Fletsch und Blut. — Im Wald« der deutschen Pädagogik steigen die Säfte, über dte Wipfel legt sich ein brauner Hauch von schwellenden KnoSpe«, und ein« Stimmung breitet sich au«, wie wenn im Febrwar vom höchsten Ast der Drvsselruf die Gewißheit de« neuen Früh- ling» verkündet." Der Anstoß ging von Hamburg au», im Jahre 189« bildete sich ein« Bereinigung von Lehrern, und ihre erste Arbeit erstreckt« sich auf Hebungen im Betrachten von Kunstwerken für Lehrer toie für Schüler dem folgte die Musik (Concerti für Kinder) und die darstellend« Kunst (TheaterauffÜhrungen) u. s. w. Doch halten wir un» an den gegebenen Bericht. Er umfaßt 22 Ab handlungen und kleinere Essay» von 23 verschiedenen Verfassern. Bemerkt s« noch, daß zur Zeit di« Vereinigung nächt ausschließlich au« Pät»ig»gen von Beruf besteht, wenigsten« wurde die Mitarbeit *) .versuche und Ergebnisse der Lehrervereini gung für die Pfleg« der künstlerisch«» Bildung kn Hamburg". 2. Auflage. Verlag von Alfred Janßen in Hamburg. 1901. Da» vorliegende Buch ging un» zur Besprechung zu; i» Rücksicht auf di« Wtchttgkeit di«set Bewegung und auf da» allseitige Interesse, welche diese bed«utung»vvlle Frag« hat und haben muß, da man nicht nur die höheren, sonder« auch die Volks schulen in» Auge gefaßt hat, welche nachgewtestnermaßen 96 Pvocent aller schulpflichtig«» Kinser in sich schließt, haben wir die Redaction gebeten, uns ausnahmsweise den Raum für eine« größeren Artikel zu bewilligen. von verschiedenen Fachleuten der Specialgebiete, sowie hervor ragender deutscher Künstler nackaesucht und in dankenswerther Weis« auch gewährt. Auch verscknedene Gesellschaften, welche sich der Kunstpfleg« widmen, traten der „Lehrervereinigung für die Pflege der künstlerischen Bildung" helfend und unterstützend zur Seite, wa« sicher Anerkennung verdient. Wa» soll nun von Seiten der Schul« für di« künstlerisch« Er ziehung geschehen und welcher Art ist da« Was und das Wie ver angestrebten Neuerungen? Nach dem Gegebenen kann man 16 Puncte hevauAheben, die man der besseren Ueberstcht halber in drei Gruppen bringen kann, obschon dies« für die Sache selbst belanglos sind und di« Gruppirung auch in anderer Weise und nach anderen Grundsätzen erfolgen könnte. In Gruppe I handelt e« sich um Abänderung, um Vertiefung und Bereicherung ver schiedener Unterricht»g«genstände; in Frage kommen 1) Zeichnen, 2) Turnen, 8) Singen, 4) Heimathkunde, 6) Literatur und 6) der HandsertigkeitSunterricht. In Grupp« II sind diejenigen Anregungen zusammenzufoflen, die nicht im eigentlichen Unter richte an die Schüler herantreten, sondern mehr nebenbei, und Zwar 1) der Wandschmuck, 2) die Blumenflege, 3) die Herstel lung befferer Bilderbücher, 4) die Betrachtung von Kunstwerken, 8) Kinderconcerte, 6) Theateraufführungen. In Gruppe III würden dann alle d!« Bestrebungen zu bringen sein, die mit der Arbeit eine« Schulkind«« so gut wie nicht in Verbindung steihen und sich mehr auf Erwachsene beziehen: 1) Dilettantenvereini- aungen, 2) Fortbildungskurse kür Lehrer und Seminaristen, 3) Unterhaltungsabend«, 4) Volk«bibliotheken und Lesehallen. Au Gruppe I. ».Zeichnen. „Zu der künstlerischen Er ziehung, die wir heut« wieder wünschen, steht da» bisherige Schulzeichnen in keiner lebendiaen Beziehung." Da« Schulzeich nen soll in systematischer Folge durch Erfassen de» Lydischen an Leben«- und Naturformen da« Auge bilden; nur wirkliche Gegenstände, zu denen der Schüler in gefühlsmäßiger Beziehung steht, sollen gezeichnet werden. Ein Hauptgewicht soll gelegt werd«« auf die Sktzztrübiengen, und zwar auf allen Stufen, und sich auf Natur«, Leben»- und Kunstfvrmen kwzrchen. Dar Gkizztrbuch soll der Schüler nach freiem Belieben benutzen, d. Turnen. Die Pfleg« der Leibesübungen soll sich nicht nur erstrecken auf di« zwei wöchentlichen Lurnstundrn, sondern e« fall jedem Schultage et«, Turnstunde ,»gewiesen werden, außerdem zwei Nachmittag« dem Bewegungsspiele, dem Schul masche (aber nicht mit Trommel und Pfeifers) und dem Schwimmen. Entfernung alle« dessen, wa» nicht hygieinischen oder ästhetischen Zwecken dient, also WM vetspiel all« diejenigen Hebungen, denen „die Uebertreibungrn de« militärischen Drill«" anhaften. Stärkere Betonung de» GerätheiurnenS; weniger Hallen-, mehr Freilicht- und Freiluftturnen. Verwerthung des Tanzes in Reigonbildung. o. Gesang. „Aus dem Gesang unterricht sollten all' di« Banalitäten entfernt werden, die sich bis jetzt darin noch breit machen." Es giebt eine nicht seltene Auffassung, die im Schulgesange in erster Linie ein« gesunde körperliche Bewegung und eine im gewöhnlichen Sinne be lästigend« Unterbrechung des Unterrichts sieht. Hinter das Künstlerische haben alle übrigen Rücksichten bescheiden zurückzu treten. 6. Heimathkunde. In Folge der Bestrebungen, die darauf ausgehen, die Umgebung des Kindes und sein Er- fahrungSlcben immer me.hr zum Ausgangs- und Mittelpunkte alles Unterrichts zu machen, ist dem Mangel an guten An- schauungsbikvern aus der Heimath zu begegnen. Dieselben haben zu zeigen typische Landschaften, Scenen auS dem heimath- lichen Stratzenleben u. s. w. o. Literatur. Man hat bei der Dichtung immer zu viel nach Nebenzwecken gesucht und nach dem sogenannten Grundgedanken geforscht, aber „bloß mora lische, bios patriotische, blo« religiöse Dichtungen sind Schund literatur" (S. 12). — „Daher kommt «S, daß in vielen Lese büchern Namen, wie Gleim, Gellert, EnSlin, Dieffenbach, Hey und viele Andere, in einer Weise vertreten sind, die in keinem Verhältiriß zu ihrer dichterischen Bedeutung stehen." Man schlägt vielmehr Möricke, Hebbel, Storm, Annette von Droste, Groth, Weber, Mayer, Keller, Liliencron, Falke, Otto Ernst (Schmidt) vor. — Neben Gedichten, Dramen und Erzählungen sollen auch Novellen in der Schule gelesen werden. — k. Die Modelle für den Handfertigkeit» unterricht sollen nicht, wie bisher geschehen, nach dem Principe der Nützlichkeit auSgewählt werden (kein schwedischer Slojd), sie sind vielmehr mst dem Zeichenunterricht in Beziehung zu setzen, daneben sei hier da» Modelli-en von Naiurformen und die Holzschnitzerei (nicht allein Kekbschnitt) eifrigst zu pflegen. Zu Grmppe II. ». Bilderschmuck der Wände. Nicht nur bei Gelegenheit der Heimath- und Dat-rkandSkunde, der Ge schichte, Geographie und Naturkunde soll da« künstlerisch aus geführte Bild eine wichtig« Belebung d«S Unterricht» bilden, sondern auch al» Wandschmuck im Unterrichtszimmer. „So wie man in manchen Lebrplänen «inen Kanon von Gedichten fest setzt, die im Gedächtmß der Kinder bleiben sollen, so könnte man auch verlangen, daß die Schüler ein« gewisse Anzahl guter Bilder auswendig wissen" <S. 67). Hierbei werden empfohlen di« Werke von Schongauer, Durer, Holbein und Rembrandt. — Zur künstlerischen Ausstattung «ine» Schulzimmers gehört auch d. die Bilumenpflege, „die für die Erweckung künstle rischen Empfindens so eminent wichtig ist". — Hierzu kommt nun als weitere Folge o. Hebungen inderBetrachtungvon Kunstwerken. Zu diesem Zwecke sollen Kunstgewerbe museen, Gemäldegalerien, Kupserstichcabrnete rc. classenwei'se be sucht und erklärt werden,auch durch Frage und Antwort. So wur den unter Anderem in Hamburg mit dm Schülern Holbein's Bilder des Todes und Dürer's Mamienlebm, von denen jeder sein Exemptarm 'derHand hatte,besprochen. „DerErfolg übertraf di« Erwartung und eS steht von jetzt ab als Ziel vor unseren Augen, daß jede Schulbibliothek die für die Jugend in Betracht kommen den Werke unserer Großmeister in genügender Zahl besitzen muß, um sie beim Unterrichte den Schulern in die Hand zu geben." — ä. Bilderbücher. Nicht nur im Unterricht«, sondern auch außerhalb der Schulzeit, daheim im elterlichen Hause, soll das künstlerische Empfinden gefördert werden durch gute Bilder bücher. Dieselben sollen möglichst eine zusammenhängende Hand lung illustriren. Bildnisse und SUmmungslandschaften sind nichts für Kinder. Nöthig sind auch Bilderbücher ohne Text. So bald das Kind alle Farben des Spectrum» unterscheiden kann, welche Fähigkeit bei normalen Kindern im vierten Lebens jahre erworben wird, ist die Erziehung des Farbensinnes anzu streben. Werth ist auch auf den Einband zu legen. — c-. Kinderconcerte. Doch nicht Mr Bilder untd Bilder werke sollen angeschaut und empfunden werden, sondern auch Musikwerke. DaS deutsch« Kind soll nicht nur Goethe und Schiller, Dürer und Holbein kennen lernen, sondern auch Mozart und Beethoven. Man hat daher in Hamburg und auch in einigen anderen Städten Concerti eingerichtet, in welchen die Zuhörer ausschließlich aus Kindern bestehen. An Sonntag Nachmittagen oeranstaM man Instrumental- und Vocalconcerte (gemischt: Chöre, Männerchöre, Frauenchöre). Von den Componisten kamen bis jetzt Weber („Freischütz", „Oberon"), Mozart („Zauber flöte", L« ckur-Symphoni«), Mendelssohn (auS dem „Sommer- nachtstrvum", „Meeresstille und glückliche Fahrt"), Beethoven (8. Symphonie, Larghetto aus der I) ckur Symphonie, Ritter ballei), Haydn (Schöpfung, Oxsord-Symphonie), ferner Händel, Gluck, Boieldleu, Brahm» u. A. zur Vorführung. Auch in Flens burg und in BreSlau werden bereits VolkSschüler in klassisch« Concerte geführt; in Bremen hat man den ganzen „Freischütz" lOper) vor Volksschülern gegeben. — I. Theaterauf« fllhrungcn. Aufgeführt wurden „Tell", „Minna von Barn helm", „Die Jungfrau von Orleans"; ferner „Zriny", „Di« Nibelungen" von Hebbel und „Maria Stuart"; „Zriny" soll fernerhin vom Repertoire abgesetzt werden. Al» geeignet ist noch befunden worden: „Der Prinz von Homburg" unst
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