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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010722016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901072201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901072201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-07
- Tag1901-07-22
- Monat1901-07
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Morgen-Ausgabe > l) 0 o Druck uud Verlag voa L. Pol- tu LetpziA, 95. Jahrgang. Montag den 22. Juli 1901 Amtlicher Theil c> » w r«i ein- Urr- 75 25 75 75 60 9ci SO )S ;o so 20 «25 850 SbO 450 60 000 030 725 280 000 140 000 400 875 SSO iS >5 IS IS 15 IS »5 15 10 so «vtl« O.r »SS Z25 »75 ISO 300 »50 250 S25 SSO »00 200 »75 »n> ist 25 100 iOO 100 125 ISO 125 IOO IOO )2S >«n, »I,. er»", L«ilt ,n»"> >pk»r von i.rä w«a, »ltt- r»u,- i 6» Gera und Zech. In dieser Stellung erhielten sie vom Fürsten Hohenlohe Befehl, Halt zu machen, am 8. October brachen sie von Neuem auf und überschritten am 9. und 10. bei Rudol stadt, Kahla, Burgau und Jena die Saale, um sich in der Gegend von Blankenhain zu concentriren. Durch das Ueberschreiten der Saale war Sachsen rück sichtslos einem feindlichen Einfallepreis gegeben. Dies rief in der sächsischen Armee eine tiefgehende Verstimmung hervor. Vom Generalstabe aus machte man daher bei der obersten Heeresleitung eine Vorstellung, dahin gehend, die Gegend von Gera und Ronneburg festzuhalten, um so wenigstens Leipzig zu decken. Einen Erfolg hatte diese Vor stellung nicht, die Direction der Truppen blieb dieselbe. Während so der Aufmarsch der Verbündeten zwischen Saale und dem Thüringer Walde erfolgte, hatte sich mit größter Schnelligkeit die französische Armee in Franken gesammelt und drang mit überlegener Macht gegen Lobenstein und Hof vor. Einen bei Coburg stehenden preußischen Husaren posten suchte französische Kavallerie in der Nacht vom 7. zum 8. October zu überfallen; damit waren die Feindselig keiten eröffnet. General Tauenzien, der die Verbündeten Truppen bei Hof commandirte, zog sich vor den schnell an rückenden französischen Colonnen auf Schleiz zurück, hielt aber den Saaleübergang bei Saalburg noch besetzt. Da die Fran zosen auch gegen Saalfeld vordrangen, so entschloß sich Fürst Hohenlohe, seine Truppen vom linken Saaleufer wieder nach dem rechten zu führen, um bei Ober- und Mittelpöllnitz unweit Neustadt an der Orla eine gute Stellung zu nehmen. In dieser Stellung konnte er auch die Truppen Tauenzien's von Schleiz her an sich ziehen und dem Vordringen der Franzosen in das Altenburgische einen Damm entgegen setzen. Dieser Aufmarsch nach dem rechten Ufer der Saale war für den 10. October geplant, fand aber die Zustimmung des Herzogs von Braunschweig nicht, trotzdem sich schon verschiedene sächsische Truppentheile im Anmarsch auf Pöllnitz befanden. Das Kom mando über diese Truppen führte Generalleutnant v. Zezschwitz. Während dieser noch mit der Concentrirung der sächsischen Truppen um Pöllnitz her beschäftigt war, wurde er von dem bei Schleiz stehenden Tauenzien ersucht, ihm Unterstützung gegen Auma zu senden, da er vor der feindlichen Uebermacht habe weichen müssen. Die geschlagenen Truppen Tauenzien's langten bald bei Mittelpöllnitz an und fanden an den sächsischen Truppen einen Halt. Bei dem raschen Vormarsche auf Mittel pöllnitz hatten die Proviantcolonnen nicht folgen Können, es machte sich daher der Mangel an Brod und Fourage empfindlich bemerklich. Fürst Hohenlohe hatte dem Generalleutnant Bezug-«Preis di der Hauptexpedttion oder de« tm Stadt bezirk «d d« Vororte« errichtete« AuS- habestrllo» «bgeholt: vierteljährlich ^l -.so, bet zweimaliger täglicher Zustellung t-S <1 Kot NOCK »a.r > en, isrel- <N« kovit« Ultet» o»cl» und ihr Inhalt, große Zwiebeln, rollte jede nach einer ver schiedenen Richtung. Der Fremde setzte rasch seine Tasche hin und beeilte sich mit Mr. Deem, den Flüchtlingen nachzulaufen. Die größte Zwiebel war gerade auf Miß Retta's Schuh gefallen, auf dem ein nicht kleiner Flick prangte; mit fester Hand griff der Fremde ioanach und legte sie zu den anderen, die er in seinem Hut aufgrsammelt hatte. Das Blut strömte heiß in Retta's Ge sicht. Sie machte einen zweiten Versuch, aus dem Laden zu kommen, und, o Schreck, ein anderes Packet glitt herunter, und sechs Pfund gelber Seife machten sich auf dem Boden breit. Mr. Deem stöhnte laut au>f, Retta lief zum Wagen, und der Freude beugte sich tief herab auf die gelbe Seife, um das Lächeln zu verbergen, das um seinen Mund spielte. „Wer war die Prinzessin in dem geflickten Schuh?" fragte er, als Retta, nachdem ihr ihre sieben Sachen eingehändigt waren, in der größten Eile davongefahren war. „Miß Retta Merritt." „Ah, Merritt, ein« Tochter des Generals Merritt?" — „Jawohl, drei Schwestern leben zusammen, es sind feine Damen! Sie würben eher vor Hunger sterben, als etwas kaufen, was sie nicht baar bezahlen könnten." „Alle Achtung vor solchen Frauen", sagte der Fremde mit ein«m angenehmen Lächeln, „wenn mein Hut nicht gar zu stark nach Zwiebeln riechen würde, möchte ich ihn wohl ihnen zu Ehren abnehmrn." „Ja, das wäre gar nicht zu viel mein Herr; womit kann ich Ihnen sonst dienen?" „Sie können mir sagen, wie weit es bis zum Hause der Mistes Merritt ist, und dann möchte ich meine Tasche bei Ihnen lasten, bis sie ab geholt wird." „Sind Sie der Herr, der erwartet wird?" fragte der Kaufmann mit großem Interesse. Der Fremde drehte nach denklich seinen Schnurrbart. „Ja, ich bin hierher geschickt wor den, um eine Geschäftssache mit den Damen adzumachen." „Dann hoffe ich", sagte Mr. Deems, „daß Sie in deren Jutereste ge kommen sind. Die Armen haben ein hartes Leben gehabt, seit dem der General gestorben ist. Jeder, der es ihnen noch schwerer macht, sollte es mit mir zu thun bekommen." „Sie haben ein gutes Herz", sagte der Fremde, „doch nun, bitte, sagen Sie mir den Weg." Während er durch den schattigen Wals schritt und überlegte, was er soeben gehört, beschrieb Retta traurig ihren Schwestern die Episode mit den Zwiebeln. „Der böse Flick auf meinem Schuh trägt die ganz« Schuld. Ich weiß, daß er es sah, als ich im Laden an ihm vorüberschritt, und das machte mich so verwirrt, daß ich die Zwiebeln fallen ließ." „Wie schrecklich!" Adelia sah ganz erschüttert aus. „Ja, und er wav so elegant ange zogen." „Wahrscheinlich ein Geschäftsreisender", meint« Vir ginia, „dir kleiden sich imm«r so elegant." Und damit war das Thema abgrthan und vergessen. Einige Stunden später meldete das Mädchen einen Fremden. „Das ist unser Onkel Ferdinand", sagte Adelia, und alle Drei erblaßten. „Gott, gieb mir Kraft, daß ich keine Schwäche zeige", setzte sie mit zitternden Lippen hinzu. Retta schlang den Arm um die Schwester und küßte sie zärtlich. „Schwester, was Du sagst und thust, ist uns recht." „Ich danke Dir, Liebste", und damit ging sie langsam und würdevoll ins nächste Zimmer, von wo man ihre sanft« Stimme und die tiefe eines Mannes hören konnte. Es dünkt« ihnen ein« Ewigkeit, bevor sie zurückkam. „Es ist doch nicht unser Onkel Ferdinand, er hat einen Freund, ein«n Advocaten, geschickt. Er sagt, er hat bereits das Vergnügen ge habt, rin« meiner Schwestern zu sehen." Retta sprang vom Stuhle auf: „Nein, Mdelia, es ist doch nicht —" „Der Zwiebel sammler", sagte eine Männerstimme. „Miß Mrrritt erlaubte mir, ihr hier hinein zu folgen, und eS ist so angenehm, ohnr Förmlichkeiten behandelt zu werden." — Adelia stellt« ihn nun den Schwestern als Frank Milbank vor. Spät am Abend, als die Schwestern allein «waren, gestanden L62irIi8V6L ein Ii6ip2i^-8tatl1. Vvr8«n>ttilnusv Vlonstax, den 23. 3ull 1901, -ibends '/«? I dr Iw 8auiv äer trüberen ersten Uürgerselinle. Dngesorünunss: I. Leriekts des Ltandesaussekusses Uber a) ^Mrnx Ueiprig-Hnä, Abänderung des § 8 der Ltandes- OrdnunA betr.; d) Antrag Oslsuitr, das ^dkalten regelmässiger Lpreeh- stunden ausserhalb der iVobnuug des Wirtes betr.; o) Verträge. H. IVabl der 2 Oelegirten des Vereins tür das Lcbiedsgvriebt bei der I-eipriger Ortskrankenkasse. 8an.-l.iatb I)r. Heinre. NWM.TagMaü Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes und Volizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Bekanntmachung. Hiermit den geehrten Mitgliedern des Bezirkes Leipzig Nord I zur Keuntniß, daß vom l. Juli 1901 ab als Vertrauensmann Herr Baumeister U. vruno Oelilseblegel, Leipzig, Alexanderstraße 9, fungirt. Alle Unfall-Anzeigen für Unfälle, welche sich in obigem Bezirke ereignen, sowie Lohnnachwcisungen sind von nun au au genannten Herrn zu senden. Leipzig, den 20. Juli 1901. Sächsische Baugewerks-BeriiiSgenosscuschaft, Sektion II, Leipzig. Der Scktious-Vorftanv: Emil Sicher, Vorsitzender. schreiben, die wir gemacht. Und da er nun einmal unser Gast ist, so konnten die Töchter vom General Merritt doch auch nicht als Bettler erscheinen." Miß Matilda saß einen Augen blick schweigend da, dann nahm sie Tasche und Handschuh- auf, um zu gehen. „Sie sind drei Engel", sagte sie, „und Niemand dürfte Ihnen auch nur einen Küchsntisch fortnehmen." „Ach nein. Miß Matilda, Virginia und ich waren sehr entsetzt über die ganz- Sache, aber Adelia hat eine Art Manie, allen Sachen auf den Grund zu gehen." „Aber, liebe Retta, wenn es doch verbrieft und versiegelt ist?" „Was?" Aber die drei Schwestern fühlten sich nicht berufen, andere Fragen zu beantworten, die den zu erwartenden Fremdling betrafen. — Und da augenscheinlich nichts Neues mehr herauszubekommen war, so erhob sich Miß Matilda, um zu gehen, aber mit einem Gefühl der Enttäuschung, wie Jemand, der gut gespeist und nun noch ein Dessert erwartet, das nicht angeboten wird. — Als die drei Schwestern allein waren, sagte Virginia, der Cassirer der Familie, wie ungelegen ihr die Bitte von Miß Matilda um einen Beitrag gekommen wäre. „Ich bin so knapp, daß ich die Liste für die Sachen, die ich aus der Stadt haben wollte, noch umschreiben und sehr kürzen muß. Eine von uns muß morgen nach der Station fahren, um Mr. Mason von dem Zug, der um drei Uhr kommt, abzuholen." Sie beschlossen, daß Retta, die am besten im Hause entbehrlich war, die Einkäufe besorgen sollte. „Wie wird er nur aussehen? Ich habe mir schon Gedanken über ihn gemacht", sagte Virginia. „Er kann nur gewöhnlich aussehen, gewiß ist er dick und grau und kahl und trägt hell farbige Cravatten und viele Ringe", antwortete Retta; „er ist gewiß nicht arm, aber jedenfalls bereit, Alles zu nehmen, was gesetzlich sein ist." „Und das wird ein ganzes Theil sein, wenn er auch auf den Zinsen besteht." Miß Adelia sah ganz ernsthaft von einer Schwester zur anderen. „Aber Kinder, was ist das für ein leeres Geschwätz. Für mich ist die ganze Sache furcht bar ernst. Falls er sein Eigenthum mit Zinsen zurückverlangt, werden wir es ihm nicht bestreiten, nicht wahr?" „Nein", antworteten die Beiden mit feierlichem Flüstern. „Und wenn wir selbst das Haus abgeben müßten, das Haus, worin wir geboren?" „Nein", klang es wie schluchzend zurück. Die Fenster des großen Speisezimmers waren offen, die unt«rgehende Sonn« beleuchtete mit ihr:n letzten Strahlen die venetianischen Gläser auf dem Tisch, aber die.bleichen, feinge- schnittenen Gesichter der Schwestern «waren im Dunkeln, sie dachten an das Elend, das ihrer wartet«, nur dadurch, daß Adelia einfach ihre Pflicht that. — „Ich denke", sagte Adelia nach langer Pause, „es wird das Beste sein, daß wir ihn Onkel Ferdinand nennen und ibn nicht als Fremden behandeln." Und die Beiden stimmten ihr bei. Es war ein« Fahrt von sechs Meilen nach der Stadt mit dem einzigen Kaufladen, und Miß Retta .war schon ganz früh bereit zum Fohren, die Schwestern begleiteten-sie bis zum Wagen und gaben ihr noch alle möglichen Verhaltungsmaßregeln auf den Weg. — Retta war Kalo fertig mit ihren Einkäufen, und Mr. Deem wickelte die Violen kleinen Päckchen mit besonderer Sorgfalt ein, damit sie nicht wie Kräm«rwaa«n auSsehen sollten, denn Miß Retta war ihm ganz besonders werth von seinen Kun den. Retta sagte lachend, indem sie beide Arm« mit einzelnen Packeten füllte: „Ach, geben Sie nur immer her, es ist ja nicht weit bis zum Wagen", aber als sie sich umdrehte, um nach der Ladenthür zu gehen, sah sie einen Fremden mit einer kleinen Reisetasche stehen, der sie verwundert anschaut«. Sie erbleichte. Konnte das schon Ferdinand Mason sein? Doch nein, er sollt« ja erst am Nachmittag« kommen; indessen die Verwirrung, einem Fremden mit so vielen Päckchen gegenüber zu stehen, war zu groß, sie schritt hastig vorwärts; aber eine dcr Tüten glitt herab, X>/7), >nt«- ptoll lS/7) wie. 3rd; i»ut SS/7) Vermiethung. In dem städtischen Grundstücke „Georgenhalle" ist sofort noch ein Laden für den jährlichen Mikthjins von 4000 bei fünf jähriger Bertragsdauer zu vermiethen. Miethgesuche werden auf dem Rathhause, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 20, entgegrngenommen. Leipzig, den 16. Februar 1901. Ter Rath der Stadt Leipzig. I>r. Tröndlin. Annahmeschluß str Aryei-ea: Lb««d-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgeu-AuSgabe: Nachmittags - Uhr. Bet de« Filiale« «ad Annahmestelle« ja «dm halb. Stund« fmher. Anzeige« sind stets « di« «xpedttto» zu richte». Di« Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet vo« früh 8 bis Abend- 7 Uhr. DieAiitheilnahme der kursächflschen Truppen am Fcldzuge 1806.*) Nachdruck verboten. An dem mit Preußen gemeinschaftlich unternommenen Feldzuge des Jahres 1806 gegen Frankreich betheiligte sich die kurfürstlich-sächsische Armee mit 30 548 Mann, nämlich 21961 Mann Infanterie, 6631 Mann Reiterei und 1956 Mann Artillerie mit 106 Geschützen. Sächsischerseits bestand für diesen Feldzug keine besondere Neigung, auch trug das Gebühren der preußischen Heerführer nicht dazu bei, die bestehende Abneigung in das Gegentheil umzuwandeln. Noch vor dem Ausmarsche erklärte Fürst Hohenlohe, dem die sächsische Armee unterstellt war, bei dem in Dresden abge haltenen Rapport: „Wenn die Herren Sachsen mit den Preußen in den Quartieren auf dem Marsche Zusammentreffen, so werden sie sich gefallen lassen, zu bivouakiren." Nur zu bald sollten die Sachsen erfahren, daß sie allenthalben den Preußen nach gestellt wurden, nirgends war für sie nur annähernd genügend gesorgt. Wahre Begeisterung, die doch in der Hauptsache den Erfolg eines Feldzuges verbürgt, konnte daher in der sächsischen Armee nicht aufkommen. Hierzu kam noch, daß die Mehrzahl der Unterofficiere und der älteren Mannschaften verheirathet war, denen die Familie näher stand, als das Schlagen einer Feldschlacht. Nach dem Musterungsberichte vom Jahre 1806 hatte die sächsische Armee einen Anhang von 7979 Weibern und 13 440 Soldatenkindern. Am 10. September 1806 erließ Kurfürst Friedrich August von Sachsen den Befehl zur Mobilmachung, den 1. October sollte die Mobilmachung so weit vorgeschritten sein, daß die Truppen aus ihren Standquartieren aufbrechen könnten. Fürst zu Hohenlohe-Ingelfingen, königlich preußischer General der Infanterie, dem vom Kurfürsten das Obercommando über die sächsischen Truppen übertragen worden war, wünscht- aller dings, daß die Truppen schon zu einem früheren Zeitpuncte marschbereit sein sollten. Dem Fürsten Hohenlohe war sächsischerseits als commandirender General über die sächsische Armee General von Zezschwitz unterstellt. Dieser verließ am 29. September Dresden, am 1. October schlug er sein Haupt quartier in Peniq, am 2. in Altenburg rnd am 3. in Gera auf. Die sächsischen Truppen erhielten vom 1. October an die Direction auf Jena, Kahla, Orlamünde und Saalfeld, am 4. October standen sie erst in der Gegend von Meerane, Auma, *) Benutzte Literatur: A. von Montbö, die Chursächsischen Truppen im Feldzuge 1806. sie sich, daß es doch besser wäre, mit einem Fremden, und noch dazu einem so angenehmen Manne, in einer so zarten Ange; legenheit zu thun zu haben. Es war eigentlich überraschend, wie lange Zeit Mr. Milbank als tüchtiger Advocat brauchte, um den Fall, den doch Miß Adelia recht klar gelegt, zu studiren. Sie hatten ihm Des Generals Studirzimmer eingeräumt, und Tage lang saß er an dem großen Schreibtisch am offenen Fenster, durch das der Blumenduft hineindrang, und jeden Tag fand er eine neue Entschuldigung für seine unvollendet« Arbeit. Freilich schalt er sich dann wohl selber in den Mondscheinnächten, wenn er im Garten auf- und abschrirt, und sich den Luxus einer Cigarre erlaubt«, und nahm sich vor, morgen bestimmt ein Enloe zu machen. Endlich bat er die Schwestern eines Morgens, ihm eine Stunde Gehör zu schenken, damit er sein Gutachten abgeben könne. Sie kamen, nachdem sie ihre Morgenarbeit im Hause beendet, und er konnte auf ihren feinen Gesichtern die Spuren großer Erregung wahr nehmen. Er schaute sie der Reihe nach an, und in seinem offenen Gesicht spiegelte sich die große Achtung ab, «die er vor den zart aussehenden Frauen hatte, die einen solchen Heroismus bewiesen. Er richtete das Wort an Adelia, die Aelteste. „Diese Papiere hier besagen, daß der General Herbert Merritt, «in Wittwer, schon etwas bejahrt, einem gewissen Mason eine Schuldver schreibung ausstellte." Schweigend nickten die Schwestern. „Be sagter Mason starb, eh« die Schuld eingelöst war, und zwei Jahre später finde ich, daß besagter Merritt die Wittwe seine- Gläu bigers, die einen kleinen Sohn hatte, heimthet«, «während er Vater eines erwachsenen Sohnes war." „Ja, unser lieber Vater, der sich kurz nach Großpapas zweiter Heirath selber verlheirathete." „Ganz recht, wir nehmen also an, daß die Wittwe damit zufrieden war, wie der General seine Schuld einlöste." Eine Blutwell« stieg in Adclia's Gesicht. „Wir glauben, daß Großvater, da er kein Geld besaß, die Wittwe auf diese Art entschädigen wollt«. Aber die Schuldverschreibung ist noch da, schwarz auf weiß, und Großvater konnte doch nicht die Ansprüche, die der Sohn cm ihn hatte, dadurch befriedigen, daß er dessen Mutter heirathete. Ix» seinem Interesse sind Sie hier." „Ja, und diese Papier« hier sind mehr als genügend, um seine Ansprüche vollständig zu recht fertigen." Mit einem Schritt trat der Advocat mit den Papieren in der Hand an das kleine Feuer von Tannenzapfen, ldaS auch im Sommer stets in dem kühlen Zimmer brannte, und warf sie auf die Flamme, die sie im Nu verzehrte. Drei Paar Lugen sah« ihn in stummer Betroffenheit an. Retta fand zuerst di« Sprache wieder. „Mein Herr, Sie haben Ihre Autorität überschritten und erfüllen schlecht da- Vertrauen, das Ferdinand Mason in Sie setzte." Er trat zu ihr und hielt ihr sein« Hand hin, in die sie uüwillkürllich die ihrige legte. Dann sagte er zu Adelia. „Nur eine Sache ist im Besitze der Merritts, die meines Freundes Ansprüche befriedigen kam»." „Und die wäre?" „Diese theure, klein« Hand." Tr küßte Retta'» Hand. „Aber Sie—?" „Ich bin Ferdinand Mason, und da ich wohl wußte, wie verabscheuenswrrth ich Ihnen trotz Ihrer aller- besten Vorsätze erscheinen mußte, so beschloß ich, noch «he ich die letzt« Zwiebel aufgehoben —" „Gerade von meinen gefstckkrn Stiefel, Schwestern —" „. . .daß ich meine Nichte Retta Kobe, und daß ich sie mir gewinnen wollte." „Aber, Retta?" UM» Adelia blickte von dem schönen Gesicht bei Advocaten in Retta'». Es war rosig bis an die Haarwurzeln und sah so wunderhübsch aus, daß Adelia die jüngste Schwester umschlang und einen tiefen Seufzer der Erleichterung auSstieh. „Wenn Du damik zufrieden bist, Liebste, so können wir die Sache als in Güte ge« einigt betrachten." Und Retta war eS zufrieden. von Zezschwitz vom Hauptquartier Jena die Versicherung zugehen lassen, er werde am 10. October mit einem starken Corps zur Unterstützung bei Mittelpöllnitz eintreffen, aber weder er selbst, noch die zugesagte Unterstützung langten an, weil Hohen lohe, des Weges unkundig, sich mit seinem Gefolge verirrt hatte. Nach mehrstündiger Verspätung traf Fürst Hohenlohe in Neu stadt ein; hier hatte ihn von Zezschwitz schon längere Zeit er wartet, erst später traf er denselben bei dem Vorwerk Sorge. Hier um Neustadt her empfing Fürst Hohenlohe bestimmte Nach richten von dem unglücklichen Gefechte Tauenzien's bei Schleiz und der Annäherung der Franzosen, die bereits bis Triptis vorgerückt waren. Die um Mittelpöllnitz lagernden Sachsen kamen durch das Vorgehen der Franzosen in Gefahr, von der Saale abgeschnitten und nach Osten hin umgangen zu werden. Aus diesem Grunde erhielt von Zezschwitz Befehl, mit seinen Truppen und dem Tauenzien'schen Corps sich auf Roda zurück zuziehen und dort weitere Befehle zu erwarten. In Neustadt an der Orla wandte sich Fürst Hohenlohe nach Kahla. Auf dem Wege dorthin erhielt er die ersten Nachrichten über den Stand des Gefechtes bei Saalfeld, bei seiner Ankunft in Kahla überbrachte ihm ein Büchsenspanner des Prinzen Louis von Preußen die Nachricht von dem Tode des Prinzen und der unglücklichen Wendung des Gefechtes. Mit der Niederlage bei Saalfeld hatte die Möglichkeit aufgehört, das rechte Saaleufer behaupten zu können. General von Zezschwitz erhielt daher Befehl, mit den Sachsen ungesäumt von Roda aufzubrechen und am 11. Octobe'- ein Lager jenseits Jena zu beziehen. Die oberste Heeresleitung erkannte es für nöthig, daß die gesammte Armee der Verbündeten zwischen Jena und Weimar aufmarschire, um in dieser Stellung den Franzosen entgegenzutreten. An dem Gefechte bei Saalfeld waren die Sachsen unter Führung des Prinzen Louis Ferdinand mit 21/2 Batterie Artillerie, zehn Escadrons Cavallerie, zehn Bataillonen Infanterie und einer Compagnie Jäger betheiligt. Der Verlust betrug an Tobten 2 Officiere und 106 Gemeine, verwundet wurden 16 Officiere und 258 Gemeine, in Gefangen schaft geriethen 27 Officiere und 393 Gemeine. Mit großer Tapferkeit hatten die sächsischen Truppen bei Saalfeld gefochten, so daß Prinz Louis Ferdinand sich kurz vor seinem Tode noch rühmend über ihr Verhalten äußern konnte. Als jedoch die feindliche Uebermacht die Verbündeten erdrückte, da konnte auch Prinz Louis Ferdinand die Flucht nicht mehr aufhalten, er mußte auf eigene Rettung bedacht sein. Um nicht erkannt zu werden, bedeckte er mit seinem Federhute seine mit Orden ge zierte Brust, als er aber über einen Gartenzaun sprengte, blieb sein Roß mit dem einen Fuße an demselben hängen. In dieser äedr, rx: i Mr tu«». Der geflickte Stiefel. Novellette nach dem Englischen von M. Weinberg. V.achdru»! v-rdattu. Als Miß Matilda Wither, die die Nachbarschaft absuchle, um Beiträge zu einer neuen Altardecke für die einzige Kirche in Deemsport zu erbitten, bei den drei Miß Merritt anklopfte, wußte sie, noch ehe ein Wort gesprochen war, daß irgend ein großes Ereigniß in dem hübschen Hause hinter den Flieder büschen stattfinden würde. Denn Miß Adelia Merritt stand auf einer hohen Leiter und reichte die feinen Gläser mit den Mono gramms Miß Retta zu, die sie mit Ehrfurcht empfing und sorg sam auf den Eßtisch setzte, wo schon das andere, beste Porzellan aufgehäuft stand. Nun wußte aber die ganze Nachbarschaft, daß diese Gläser, die der General Herbert Merritt von Venedig gebracht hatte, wie ihre Augapfel von den drei Miß Merritt be hütet wurden; also müße schon wirklich ewas los sein, und Miß Wither war berechtigt, dieses Gerücht zu verbreiten. Miß Adelia begrüßte den Gast ein wenig gezwungen, aber Miß Matilda entschuldigte sich damit, daß sie stets stören würde, weil sie ja immer beschäftigt wären. „Mehr der Noth ge horchend, als dem eigenen Triebe", sagte Miß Retta lachend, sie war die Jüngst« und Schönste der drei Schwestern und folglich auch die Lustigste. „Sehen Sie nur die vielen Sachen, die wir haben", fuhr sie fort, auf den Tisch mit dem Geschirr deutend, „viel zu viel für arme Leute." „Arme Leute", wiederholte Miß Matilda und sah sich mit vielsagendem Blick um. „Ach ja, es sieht reich genug um uns aus, aber man kann doch keine an tiken Eichenstühle essen oder Kleider aus Dimast-Vorhängen machen." „Aber man kann doch verkaufen?" „Verkaufen!" Miß Matilba zitterte vor dem Sturm, deir sie heraufbe schworen. Eine Pause entstand, die Adelia mit den Worten unterbrach: „Ueber solche Sachen können wir nicht streiten, aber ich will Ihnen erzählen, was bei uns vorgehen wird, Miß Matilda, sonst steht doch morgen ganz Deemsport auf dem Kopf. Wir erwarten nämlich einen Gast." „Ach!" rief Miß Wither, „ich hoffe, sie wird nett sein." „Er", verbesserte Adelia sehr gefaßt. „Was, ein Mann?" ,^Ja, unser Onkel", beruhigte Retta, als sich das Erstaunen in Miß Matilda's Gesicht gar zu deutlich ausprägte. „Wird denn der alte Herr bei Ihnen wohnen?" „Es ist gar kein alter Herr, auch nicht unser wirklicher Onkel, es ist unseres seligen Vaters Stiefbruder." „Kennen Sie ihn gar nicht?" „Nein." „Ist er verheirathet?" „Wir wissen nicht." „Reich?" „Das wissen wir auch nicht." „Aber das ist ja höchst interessant, wann wird er denn hier sein?" „Morgen." „Sie sind natürlich höchst entzückt?" „Durchaus nicht, denn der Besuch wird damit enden, daß wir k»in Dach über dem Kopfe behalten." „WaS?" „Ja, Adelia hat alte Familienpapiere durchge kramt ,und darin gefunden, daß dieser Mr. Mason einen An spruch auf unser Heim hat. Deshalb hat sie ihm geschrieben, und nun kommt er, um darüber zu sprechen." Miß Matilda konnte vor Erstaunen nichts herauSbringen, als ein gedehntes „WaS?" „Und Sie holen Ihr bestes Geschirr hervor, um einen Mann zu bewirhen, der Ihnen das Hau» fortnehmen will, in dem Ihre Familie seit Generationen gelebt?" Miß Adelia lächelte nachdenklich: „So steht die Sache nun wohl nicht, nicht wahr, Schwestern? Wir wollen weder für Heilige, noch für Märtyrer gelten, aber gerecht müssen wir doch sein, und daher mußten wir ihm von der Entdeckung Postausschlag b«t de« Postanstallen In der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem- du«, Dänemark, Schwede» und Norwegen, Rußland, de» Donaustaate», der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug unr unter Kreuzband durch die Expediüou diese- Blatte- möglich. Di« Morgea-AuSgabr erscheint um Uhh di« Lbeud-AuSgabe Wochentag- nm 5 Uhr. Vedyctio« und LrveLitiyy ; Jvhmmtsgasse 8. Mialen: Alfred «ah» vor«. O. Klemm'- Gortim. UuwersitätSstraße 8 (Paulinum), Louis Lösche, Kathariuenstr. 14, purt. und König-Platz 7. Anzeigen «Preis die Sgespalteae Petitzeile LS Reelamiu unter dem RedarttouSstrto- (-gespalten) 7S vor de» Familteuoach, richten («gespalten) SO H. Tabellarischer uud Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren str Nachmessungen ««d Offerteoaauahme LS H (excl. Porto). Extra-Beilage« (gesalzt), nur mit der Morgeu-AuSgabe, ohne Postbefürdenmg so.—, mit Postbesörderuug 70/—»
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