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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189908054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18990805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18990805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-08
- Tag1899-08-05
- Monat1899-08
- Jahr1899
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1899
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124 — al» H«pt b« Familie, er war fast hart gegen de« Sünder, der sich seitdem vor ihm hütete und seine» Leichtsinn der« hchnkchte. Natürlich blieb er in der Klaffe fitze», und der Direktor de» Gynmafimn» sagte, daß er ihn nicht wieder aufnehmen könne, weil er ein schlechte- Beispiel gäbe. Im Hause neckte er die kleinen Schwestern und war vorlaut und ungezogen gegen die Mutter, grob und zänkisch gegen Gertrud und Heimchen; dabei sand er immer, daß er znrückgesrtzt würde, und forderte herrisch, waS er brauchte. Er brachte nie, wMfiM Opfer er dem Haushalt auferlegte. E« wurde SomW^die meisten Familien zogen auS der heißen SIM in die Bäder, aus- Land oder an daS Meer. Die «ngeMStube» waren glühend heiß, das kranke Kind einem frischen Luftzug, und sie alle dachten an die srMreu Sommer in Holmstrin, an den tiefen, kühlen Schatte» der alte» Bäume, an den großen Park voll Blumen und Farnkraut, au daS lustige, geräumige HauS mit den hohe» Räume», in denn, es am heißesten Tage angenehm und kühl «ar. Sie sehnten fich nach dem verlornen Heim, und «in Jeder trug still für fich an diesem Weh. b. Am Strande von Z. Väterchen, ich hab« eine groß« Bitte an Dich, Du darfst sie mir nicht abschlage»!" ries Alma Westerholz in daS Privat zimmer ihre- BaterS stürmend und den Arm zärtlich um seinen Nacken legend, während sie mit der rechte» Hand sein volles, graueS Haar streichelte. „Nun, »rein kleiner, strenger Despot, waS ist eS?" fragte der alte Herr, der eben im Begriff stand, seine Geschäftsbücher zu schließe», dem» eS war spät, daS Kontor bereits leer und die Thür stand offen. Alma rief lebhaft: „Dürfe» die BrenkenS diesen Sommer unsere Billa in Z. bewohnen?' Herr Westerholz sah seine Tochter verwundert an. „Wie kommst Du darauf, Swd?" fragte er. „Ja, siehst Du, der kleine Willy ist so schwach und krank, und neulich war ich da, als der Arzt hinkam, der sagte, er müsse de» Sommer durchaus am Meere zubringen. Frau von Brenken weinte später so sehr. Ich fragte sie, weshalb sie traurig sei, und da mewte sie, daß sie zu arm wären, um fich eine Wohnung am Strande zu miethen. Erna und Ilse haben mir ost von Holmstrin erzählt, wo eS so schön »ar and sie de» ganzen Tag draußen umherliefen, dort ist Willy immer viel frischer gewesen. Bitte, bitte, liebe- Väter chen, sage ja. Du kannst mir doch nicht- abschlagen." Sie küßte ihn stürmisch. Herr Westerholz lächelte etwas und sann eine Weile »ach: „E- ginge wohl," erwiderte er. „Die Billa steht ohne hin diesen Sommer leer, da ich bald zur Kur nach Karls bad muß, und Du bist von den Verwandten Deiner Mutter ringelnden. Da könnten die BrenkenS wirklich — hm! hm!" Alma unterbrach ihn lebhaft. ,„ES ist sehr lustig, seit Egon da ist, und ich habe Ilse und Erna gern, Heimchen ist mir aber viel lieber. Gertrud ist reizend, so schön und vornehm, ich bewuudere sie schrecklich. Nur wenn Axel da ist, wird e- langwellig, der arm« Ego» wird dann jedeSmal ganz still. Er sagt. Axel sei ein Pedant, der die Freud« störe. Ei» leffe» Geräusch im Nebenzimmer unterbrach ihren Redeschwall, Schritte nahte», und der Getadelte stand auf der Schwell«. Eine glühend« Röth« färbte daS hübsche Gesicht deS jungen offenherzigen Mädchen». „Entschaldige» Sie. Herr Westerholz." sagte Brenken, ? der ebenfalls velegen schien, „ich war noch im Kontor be schäftigt und habe Alle- gehört, ohne eS zu wollen." Alma flog wie ein Pfeil davon. Der Kaufherr stand auf und sagte: „Verzeihen Sie meinem Wildfang di« unüberlegten Worte, sie ist ja noch ein Kind und spricht oft unbedacht." Dann fügte er nach einer Pause hinzu: „Ihr kleiner Bruder soll wieder recht leidend sein. Glauben Sie, daß es Ihrer Frau Mutter lieb wäre, für den Sommer nach Z. zu gehen? Meine Billa steht leer, sie könnte sie benutzen." In Axels ernsten Augen strahlte eia Helles Licht auf, er ergriff die Hand deS gütigen ManneS und dankte ihm mit warmen Worten. DaS gewinnende Lächeln verwandelte und verschönte sein Gesicht und ließ es Herrn Westerholz zum erstenmal ganz anders erscheinen. „Bitte, sagen Sie den Ihrigen nichts, die Kleine soll selbst diese Freude haben." Axel versprach eS und empfahl fich gleich darauf. „Ein famoser Junge," dachte der alte Herr bei sich, „Wie schnell hat er sich in daS Geschäft hineingefundeu, wie gewandt nnd zuverlässig ist er! Und welch ein guter Mensch er sein muß, daS Herz trat ihm, als er mir eben dankte, geradezu in die Auge», sein ganzes Gesicht war wie umge wandelt. Warum habe ich keinen solchen Sohn?" Ein Seufzer schloß sein stilles Selbstgespräch. Natürlich wurde der Vorschlag freudig angenommen, die Familie fiedelte sofort nach Z. über. Alma sollte zuerst sechs Wochen bei ihren Verwandten in Schlesien zubringen und später vierzehn Tage bei den BrenkenS am Strande bleiben. (Forsrtzung folgt.) Wahre Liebe. Lieben heißt nickt tändeln, kosen, Ist nicht ewig Sonnenschein; DornenloS sind nicht die Rosen, Immer kann nicht Frühling sein. Aber wenn die Wetter toben, Wenn verweht der Rose Pracht, Dann muß Liebe sich erproben In de» Leidens düst rer Nacht Leben setzen wir für Leben, Serie gegen Seele ein. - Feuerprobe ist'S der Liebe, Aus sich nehmen alle Pein. Aus sich nehmen alle Schmerzen, Daß dem Andern fem die Qual, Und mit ewig treuem Herzen, Dem nie gilt: „ES war einmal!" Opferwillig bis zum Sterben Muß sie sein zu jeder Frist. Um die Krone zu erwerben; — Das nur wahre Liebe ist. Denk- und Sinnsprüche. Aus'» Glück sich hoffend stützen, Das ist ein schweres Stück, — Des Zufalls klug Benützen Giebt oft Ersatz fürs Stück. * GS giebt nur eine Kunst: sie ist das Streben, Da» Göttliche in Formen darzustellen. Das Streben nur, denn das Gelingen ist DeS Menschen Werk aus Erden nun und nimmer. Denck ivawg von Langer » »tnterltch in «tesa. — Für die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. LrMcr an der Elbe. «elletr. Gratisbeilage zum „Riesaer Tageblatt". »I »«eso, »e» ». IS»». «. g«he,. Ums Brot. Roman von Freifrau Gabriele v. Schltppenbach. (Herbert Rivulet.) (Fortsetzung.) Die Offiziere sagten darauf nichts, man sah eS ihnen an, wie tief sie den früheren Kameraden beklagten. Sie halten von seiner veränderten Lebenslage gehört und ihn mit Bedauern aus ihrer Mitte scheiden sehen. „Ihr Almansor ist wohlauf!" erzählte Hauptmann vo« OlSberg. „Ich sah ihn vor einigen Tagen beim Rennen, er hat den ersten Preis gewonnen. Frenzel von den schwarzen Husaren ritt ihn für Lohmann, an den Sie das Pferd ver kauften. Er ging brillant durchs Ziel!" Das hübsche Gesicht Axels strahlte bei dem Lobe seine geliebten Rappen. Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile miteinander. Als sich die jungen Leute von ihm verab schiedeten, hielt er die Feder sinnend in der Hand, das Einst mit dem Jetzt vergleichend, und ein leiser Seufzer hob seine Brust. „Thorheit!" murmelte er. „Was hilft eS, an daS zu denken, was nicht zu ändern ist!" Und er beugte sich wieder über daS Schreib pult und vertiefte sich energisch in die Zahlenreihen vor ihm. „Der Brenken ist doch ein schneidiger Kerl!" sagte der Hauptmann draußen zu seinem Freunde. „Mit seiner Willens kraft setzt er Alles durch, ich bin überzeugt, er bringt eS in diesem ihm bisher fremden Berufe zu etwas. Der kann Alles, was er will. Seine ungewöhnliche Begabung macht cs ihm allerdings leicht, sein Fortkommen zu finden!" Auch Gertrud hatte manche Kämpfe durchzumachen, bis sie sich in ihre Stellung als Lehrerin gewöhnte. Die oft faulen, talentlosen Schülerinnen, die übertriebenen An forderungen der Eltern, daS Sichsügen in die Launen Anderer waren nicht immer leicht. Durch Fräulein Hagener hatte sie in einer öffentlichen Schule am Vormittag Beschäftigung erhalten, denn Gertrud hatte vor zwei Jahren, fast gegen den Willen der Eltern, das Examen gemacht. Ihr Ehrgeiz trieb sie damals zu diesem Schritt, der ihr jetzt von Nutzen wurde. Ihr schönes musi kalisches Talent verschaffte ihr gut bezahlte Privatstunden, die meist den ganzen Nachmittag ihre Zeit aussüllten. Alma Wester, Holz gehörte ebenfalls zu ihren Schülerinen, sie hätte recht nett gespielt, wenn sie nicht so flüchtig gewesen wäre, ihre Quecksilbernatur konnte nie lange ruhig sein. — „Geh heute doch nicht zu Deinen Stunden, liebes Trud, chen," bat Heimchen, als sie ihre Schwester auf dem Bett liegend fand. „Ist der Kopfschmerz sehr arg?" Sie beugte sich mitleidig über die leise Stöhnende und legte ihr die kühle Hand auf die heiße Stirn. „Wie bleich und müde Du auSsiehst," rief sie bedauernd. „Bitte, lege mir ein Tuch mit kaltem Wasser um die Stirn," bat Gertrud. „Sage es nicht der Mutter. Ich habe heute zum Glück nur eine Stunde zu geben, da zwei meiner Schülerinnen verreist sind, und eS ist gut, daß sie hier im Hause bei Sträußels ist." — Sie unterrichtete die Tochter ihres HauSwirtheS, und er k zog daS Honorar von der Miethe ab. Der schöne Flügel i stand noch unten, und sie vrrmißte ihn täglich. ES schnitt ' ihr in der Seele, wenn sie ihn von ungeschickte» Händen mißhandeln hörte, die Kinder spielten falsche Hebungen darauf, f oder eS wurden Tänze gehämmert, wenn Besuch kam. ES war nur ein Tropfen mehr in dem bitter« Kelch, au» dem sie täglich trank. Sie selbst durfte nicht ihr geliebte« . Instrument benutze», eS störte die Bewohner der unteren Etage. Sie spielte zuweilen aus dem Piano in Taute Dora- Zimmer, denn die Musik war ihr LebenSbedürfuiß. Ihr stolz verschlossenes Herz weinte und lachte in den Töne», die ihren Fingern entquollen, in denen sie da» auidrückte, waS sie be wegte. Eine» Sonntags spät hörte Heimchen sie spiele« und schlüpfte leise hinüber. Fräulein Hagener war auSgegangen, daS weiche, graue FrühlingSzwteltcht stahl fich herab uud HÄltr das trauliche Stübchen in Dämmerung ei». So leise «ar der leichte Schritt der Schwester, daß Gertrud ihn nicht hörte. Sie spielte die „Träumerei" von Schuman», und ihre künstlerische Auffassung de» Stücke« fiel der Lauschende» auf. ES paßte so gut zu der Tageszeit, die wie geschaffen schien zum Träumen und Sinnen. Als sie geendet, ließ sie die Hände auf den Tasten und phantasirte über daS Thema weiter. Plötzlich hörte Heimchen, wie sie schluchzte. „Gertrud, liebe Gertrud,' rief sie und eilte zu ihr hin. Sie kniete neben ihr nieder und umfaßte sie zärtlich. Die Gerufene schrak heftig zusammen und sagte unwillig: „Ich wußte nicht, daß Du hier warst, ich dachte, ich sei allein und unbeobachtet!" „Und daher weintest Du, Gertrud? WaS ist «S? Fühlst Du den Wechsel so schmerzlich? Ist eS Dir so schwer, die Stunden zu geben? O bitte, bitte sprich Dich au-, verschließe nicht Alles so ängstlich, ich nehme innig an Allem thetl, waS Dich schmerzt!" Gertrud schüttelte daS stotze Haupt und sagte abwehrend: „ES ist nicht daS allein, lirbS Heimchen!" „So ist «S etwas, daS Dich persönlich brtrifft, ein Leid, von dem wir nicht- ahnen, das Du Niemandem klagst?" Die Gefragte erhob sich hastig und machte fich auS den sie um schlingenden Armen K>S. „Ja!" klang eS gepreßt wie in Todesqual, „und eben deshalb muß ich ganz allein damit fertig werden, mein gute» Heimchen!" „Habe doch Vertrauen zu mir, ich kann eS nicht er trage», Dich traurig zu sehen!" flehte die Jüngere innig. Da schöne, stolze Haupt beugte sich tief über die kleine, zierliche Gestalt. „Ich weiß eS!" sagte sie weich, indem sie sie küßte, „aber ich kann eS Dir nicht sage». E» war thöricht, daß ich mich einen Augenblick gehen ließ, eS soll in Zukunft nicht mehr geschehen!" Sie verließ da» Zimmer uud schritt erhobenen Haupte» über den Flur, der die Wohnungen trennte. De» ganze« Abend war sie heiter und gesprächig, sodaß Heimchen fich verwundert fragte, ob sie nicht Alle» geträumt habe. Gertrud hatte an demselben Morgen von Haßfrld sprechen höre». E» hieß, er sei lies unglücklich in seiner Ehe. Seine Fra» sei
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