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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000927010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900092701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900092701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-09
- Tag1900-09-27
- Monat1900-09
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Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzrichniß. Tabellarijcher und Ztssernsatz nach höl-erem Laris. vrtra-veiiaaen (gesalzt), nur mit der Morgen.Au»aabe, ohne Postbeförderuag 60 —, mit Postbefärderung ^tl 70.-. Innal;meschlnß sSr Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhk Margen-Au-gabe: Nachmittag« «Uhr. vei den Filialen und Annahmestelle« je ei»e halbe Stund« srüher. Anzeigen sind stet« an die Expe-ttla« zu richte«. Druck uud Verlag von L. Volz ta Leipzig Donnerstag den 27. September 1900. 94. Jahrgang. Ein politisches Fest in Manila nnd seine Folgen. Aus Manila, Mitte August, schreibt man der „Welt- Cortespdndenz": Am 18. v. M. fand im Hause des Herrn Paterno eine Sitzung statt, in der beschlossen wurde, ein Volks- fest zum Dank für die Amneftieertheilung und zU Ehren des Generals Mc. Arthur zu feiern. Es bildete sich sofort eine Delegation, welche den Generalgouverneur, die Civilcommission und den Provost Marshal aufsuchte und in wohlgesetzten Worten zur Feier einlud. Die Einladung wurde nicht nur allseitig angenommen, sondern auch die weitgehendste Hilfe zugesichert. Das Fest wurde auf den 28. und 29. fest gesetzt und ein Programm ausgestellt, nach dem u. A. am 28. Abends ein Bankett im Theater Zorilla stattfinden sollte, zu dem der Generalgouverneur, die Civilcommission, der Provost Marshal und das Consularcorps eingeladen waren. Für den 29. aber war ein Frühstück für die politischen Gefangenen, eine Regatta auf dem Pasig und Nachmittags ein Festzug durch die Hauptstraßen Manilas in Aussicht genommen worden. Groß artige Vorbereitungen wurden getroffen: in den Straßen, durch die der Festzug gehen mutzte, wurden Triumphbögen aus Bambus errichtet, die Zeitungen brachten lange Leitartikel, die das Fest als Vorboten des nahen Friedens bezeichneten. Der erste Mißton klang in die Friedenshymne durch das Vorgehen des Hauptmanns der Polizei Lara, eines Mestizen, der sich schon seit Langem den Amerikanern angeschlossen hatie und ihnen werthvolle Dienste leistete. Philippinische Maler hatten für die Triumphbögen grotze Bilder, theils hervorragender Persönlichkeiten, theils allegorischer Natur, gemalt. Diese wur den am Vorabend des Festes an ihrem Platze angebracht. Unter ihnen prangten auch Seite an Seite die Bilder Mc. Kin- ley's und Aguinaldo's. Sobald Hauptmann Lara das Portrait Aguinaldo's bemerkte, lietz er es herunternehmen und zerriß es vor den Augen der im Innern grollenden Inder, die sich im Augenblick nur dadurch rächen konnten, daß sie auch Mc. Kinley's Bild verschwinden ließen. Jetzt hat Lara seine rasche That mit dem Tode gebüßt. Nach Beendigung einer Theateraufführung wurde er im Menschengedrängc von zwei Revolverkugeln tödtlich getroffen. Der Thäter ist unentdeckt geblieben. Das Fest selbst war einvollständigesFiasco. Wett rennen und Regatta fanden nicht statt. Zu dem Essen, das um 7^2 angesetzt war, fand sich Buencamino mit drei Mitgliedern der Civilcommission erst um lst/2 ein. Weder Mc. Arthur, noch der Provost Marshal, noch das Consularcorps waren erschienen. Die Logen des für das Essen rescrvirten Theaters waren von einer dichten Menschenmenge beseht, welche gespannt auf die politischen Reden warteten, die zum Schluß des Essens ge halten werden sollten. Sie alle wurden bitter getäuscht. Herr Paterno erhob sich und verkündigte, daß der Provost Marshal, dem die Reden zur Begutachtung vorgelegt seien, keine einzige hätte passiren lassen. Auch der Festzug, die Hauptprogrammnummer des zweiten Tages, blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Konnten die Philippiner nicht in Reden den Amerikanern ihre Wünsche unter breiten, so machten doch die zahlreichen Inschriften bei dieser Gelegenheit das ganze Fest zu einer unzweideutigen Demon stration. Alle Philippiner, selbst die Amerika freundlichsten, begehrten die Freiheit unter amerikanischem Protectorat. Dieser Demonstration gegenüber konnten die Amerikaner ihre Politik des Hinhaltens nicht mehr durchführen, sie mußten Farbe bekennen. Als Erstes diente die Veröffentlichung des Antwortschreibens des Richters Taft auf die Einladung zum Bankett dazu, den Philippinern die Augen zu öffnen. Darin hieß es, die Mit glieder der Commission wüßten, daß eine große Anzahl der Reden, die Abends gehalten werden sollten, in ausdrücklichen Worten die Idee festhielten, daß auf diesen Inseln eine unab hängige Regierung unter dem Protectorat der Vereinigten Staaten errichtet werden müsse. „Keiner, der Vollmacht hat, im Namen der Vereinigten Staaten zu reden, hat jemals ein Wort verlauten lassen, welches einen solchen Glauben rechtfertigte." Die Vereinigten Staaten beabsichtigten, eine Regierung zu er richten, bei welcher dieBürger dieserJnseln dasSelfgouvernement ausüben in einem Maße, das für die solide Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung genüge. Diese Erklärung kommt entweder zu spät oder zu früh, sie hätte den Anfang oder das Ende der kriegerischen Ereignisse bilden müssen, aber nicht jetzt bei halb gethaner Arbeit das Blut vieler Inder erhitzen dürfen, die im guten Glauben an weitgehende Concessionen sich den Amerikanern angeschlossen haben und sich nun zum zweiten Male durch zweideutige Politik von diesen getäuscht erachten. Schon während der Vorbereitungen zum Feste circulirten Proklamationen, von Aguinaldo und Gene« rälenderJnsurgenten unterschrieben, auch während des Festes sind zahlreiche Flugblätter vertheilt worden; zwei der charakteristischsten mögen hier auszugsweise ihren Platz finden: „Philippiner! Die Situation wird ernster. Die vor geschlagenen Bedingungen, zu einem ehrenhaften Frieden zu gelangen, wie das Land ihn wünscht, sind verworfen und durch die Militärbehörde neue ausgestellt, die deutlich beweisen, daß unsere Unabhängigkeit noch lange keine Thatsache ist, wenn wir sie nicht vereint durch die Kraft unserer Gründe und unseres Rechts, geschützt durch das tapfere philippinische Heer, welches seine Waffen der amerikanischen Regierung übergeben soll, erobern." Darauf wird auseinandergeseht, daß durch Gewährung indi vidueller Freiheiten ohne Zugeständnisse eines nationalen Heeres nur eine Scheinfreiheit herbeigefiihrt würde. Auf zwei Er eignissen beruhe die Hoffnuna der Philippiner: auf der Wahl Bryan's, oder, falls Mc. Kinley gewählt würde, auf dem Kriege in China, der viel Truppen verlangen werde, von denen wenigstens ein Theil von den Philippinen genommen werden müsse. „Darum laßt uns", fährt er fort, „auf die Gerechtigkeit unserer Sache vertrauend, hoffen, und, wenn das Glück uns zu wider ist, laßt uns nicht vergessen, daß eS besser ist, mit Ehren zu sterben, als mit Unehren zu leben." Gezeichnet ist die Proclamation von Aguinaldo. Ein zweiter Aufruf, gezeichnet von einem Nationalisten Nemesis Bartolome, ist an die Amerikaner gerichtet. „Wenn auch viele von «n» abgefallen sind, wir sind stark genug, euch zur Anerkennung unserer Freiheit zu zwingen", ist der Grundton derselben. — Auch die sanguinischsten Anhänger der FriedenSpartei verzweifeln jetzt an einer friedlichen Lösung. Sou. A. Paterno selbst, den übrigens amerikanische Zeitungen beschuldigen, er habe absichtlich das erneuerte, Feindschaft säende Resultat herbeigeführt; man sprach schon von einer Verbannung nach Japan. So wird dieses Dankesfell, welches zur Begründung des Friedens beitragen sollte, wahrscheinlich der Ausgangspunkt neuer kriegerischer Ver wickelungen auf den Philippinen werden. Es hat nur das eine Gute gehabt, endlich einmal ein Aussprechen von Wünschen und Zielen auf beiden Seiten herbeigefiihrt zu haben. Die Wirren in China. Tie Antworten Ser Mächte. DaS Circular veö Grasen v. Bülow gipfelte be kanntlich in dem Vorschläge, daß die betheiligten Negierungen ilue Vertreter zur Bezeichnung derjenigen leitenden chinesischen Persönlichkeiten auffvrdern, über deren Schuld bei der An stiftung oder der Durchführung der Pekinger Verbrechen der Zweifel ausgeschlossen ist. Indem versichert wirk, daß Ruß land diesem am Schlüsse des Rundschreibens forniulirlen Vorschläge zustinimt, und indem weiter bemerkt wird, daß die japanische Antwort noch bestimmter laute und über eine principielle Zustimmung hinansgebe, wird zugleich nabe gelegt, raß die Auffassung der russischen Negierung sich keineswegs in allen Punclen mit derjenigen der deutschen Regierung deckt. Wenn auch vielleicht anzuncbnien ist, daß die Annahme des Vorschläge«, durch die Gesandten die Anstifter der Verbrechen am Völkerrecht feststellen zu lassen, zugleich die Bereit willigkeit bekundet, vor einer Einigung in dieser Frage sich aus sogenannte Friedensverhaudlungen nickt einzulassen, so folgt daraus, schreibt man der „Frkf. Ztg." aus Berlin, noch nicht die Zustimmung zu der Anregung, daß die ver bündeten Mächte die Auslieferung der Schuldigen verlangen sollen, um selber das Strafgericht vorzunehmen. Vor sichtigerweise handelt eS sich in dieser Beziehung in dem deutschen Rundschreiben eben nur um eine Anregung und nickt um einen Vorschlag, und eS ist wohl möglich, daß die verbündeten Machte im Laufe der Zeit, wenn sie sich über die Personen der zu bestrafenden Schuldigen überhaupt zu einigen vermögen, es für politisch klug hallen, der chinesischen Regierung selber die Bestrafung zu überlassen. Die deutsche Regierung würde wenigstens kaum Anlaß haben, dem zu widersprechen, wofern sie Gelegenheit bat, sich davon zu über zeugen, daß die Strafe au den Schuldigen auch wirksam vollzogen wird. So ist es wohl zu verstehen, wenn bemerkt wird, daß die Einsetzung eines internationalen Gerichtes, vor dem die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden, vor läufig nur eine akademiscke Frage bildet und über die Mo dalität der Strafvollstreckung erst später die Entscheidung zu treffen sein würde, nachdem der Grad der Schuld und die Betbeiliguug an den Pekinger Unlhaten seitens der Einzelnen festgestellt worden ist. Stimmung in Frankreich. Die Ablehnung des deutschen Vorschlages durch die amerikanisch- Negierung und der Mangel an Vertrauen auf die Cinmütbigkeit der anderen Mächte scheinen auch in Paris wieder eine pessimistische Beurtheilung der Lage hervor gerufen zu haben. Co schreibt daS „Journal des Dubais" u. A.: „Nie ist den Mächten ein vcrwickeltereS und verwirrenderes Problem zur Lösung aufgegeben worden und der etwas lächerliche Charakter ihrer Lage erklärt sich weniger ans ihrem augenblicklichen unsicheren Herumtappen, als vielmehr aus dem Gegensätze des selben zu dem schöne« Eifer und dem bestimmten Auftreten von mehr als einer Regierung im Anfänge. Tas chinesische Problem, dessen augenblickliche Phase man verbälti ißmäßiz leicht durch die Forderung von nothwendigen Zücktigungen und Entschädigungen zu schließen glaubte, erscheint mehr und mehr als etwas Ungeheures, nebelhaft Verschwommenes, das die ungeheuerlichsten Ueberrascknngen bergen könnte. Es dürfte die Mächte an Zwischenfälle uud Lösungen führen, von denen sic sich himmelweit entfernt glaubten. Für jede von ihnen wäre es daher Heller Wahnsinn, sticht Alles ins Auge zu fassen und sich nicht für Alle« bereit zu halten." Tie Vrüskirung der Mächte. AnS London, 25. September, schreibt unser Mitarbeiter: Der Einfluß Prinz Tuan'S und der Boxer hat am Hofe wieder die Oberhand gewonnen. So wenigstens behaupten die letzten Meldungen deS Kabels, die allerdings nur bis zum 22. September reichen. DaS greifbarste Zeichen für diese allerneneste Wendung liefert die plötzliche Ernennung deS Erzreaktionärs und Schützlings Tuan'S und bekannten FremdenbasserS Tscheng zum Taotai in Shanghai. Tsckeng hat nicht« gemein mit Scheng, dem bisherigen Taotai, welcher soeben zum Mitglieds der FriedenS- commission ernannt worden ist. Die Ernennung Tscheng'S ist eine direkte Drohung gegen die Engländer und, wie die Dinge liegen, gegen alle Fremden, auch in den Südprovinzen, den Aufruhr zu entfesseln, wenn den Forderungen Tuan'S nickt Rechnung getragen wird. Prinz Tuan und seine Mit« reaktionäre wollen offenbar einen Gegendruck ausüben, und suchten sich Shanghai als den wundesten Punkt der Eng länder und Sitz der Generalkonsuln aus, um ihre immer noch nicht gebrochene Macht zu beweisen. Diese Er nennung in diesem Augenblicke erscheint noch um so demonstrativer, als sie in dem Augenblicke erfolgte, wo General v. Walversee in Shanghai landete und der neu ernannte deutsche Gesandte sich dort ausbielt. Damir fällt die weitere Nachricht von Prinz Tuan'S Ernennung zum Mitgliede deS Großen RalhS deS Reiches zusammen, ungefähr die provocirendste Antwort, welche der Hof, d. b. die Kaiserin, den Alliirten auf ihre Forderung er- theilen konnte, alle Anstifter der Boxergreuel .sollten obne Ansehen der Person bestraft werden. Allerdings ist da« kaiserliche Edikt, welche« diese Ernennung bringt, noch nicht erschienen — die Nachricht aber kommt ossiciell auS dem Hauptquartier der Boxer bei Pao-ting-fu. Der eng lische und decjfranzösiscke Consul haben denn anckbereits einen Protest gegen diese Ernennungen an den Vicekönig von Nanking gerichtet, aber dieser antwortete einfach, er sei gegen allen Brauch bei denselben gar nicht gesragt worden, und er bedauere dieselben ebenso wie die Consuln . .. aber seine eigene Stellung sei in diesem Augenblicke eine so schwierige, daß er gar nichts thun könne. — Die Consnln erwägen jetzt die Nalhsamkeit eines gemeinsamen Beschlusses dahingehend, daß die Großmächte keinerlei Ernennungen neuer Beamten anerkennen würden, bis der Frieden geschlossen. Jnsolge dec Meldung Londoner Blätter von der Er nennung des Prinzen Tuan zum Präsidenten Lcs Tfchung-li- Hamcu wandte fick die „Newoje Wremja" an die chinesische Gesandtschaft in Petersburg, wo die Meldung als unwahr scheinlich bezeichnet wurde, da die Entfernung des Prinzen eine der Hauplvorbedingungen für den Beginn der Friedens verhandlungen sei. Die Gesandtschaft erhalle bereits seit einiger Zeit keine direkten Befehle des Kaisers, der sich in Paotingfu befinde, und verkehre nut ihrer Ne gierung durch Vermittelung Li-Hung-Tschang'S. Tic Bereinigten Staate». Amtlich wird in Washington bekannt gegeben, dem General Chaffee sei der Befehl zugegangen, daß während der Fried en sver Handlungen als Wache der Gesandt schaft ein Regiment Infanterie, vier Abtheilungen Cavallerie und eine leichte Batterie in Peking unter Chaffee verbleiben und die übrigen Truppen nach Manila geschickt werden sollen. Tie Lage im Süden. AusHougkong, 25. September, wird dem „Nenter'scheu Bureau" berichtet: Meldungen vom Westslu sse zufolge sind Anzeichen dafür vorhanden, daß die S e e rä u b e r ei und das B ri ga n t e n tl>u in dort wieder in der Zunahme begriffen sind. Ter Fluß wird wahrscheinlich während des Winters in den früheren Zustand der Unsicherheit geralhen, wenn nicht energische Maßregeln ergriffen werden. Es sind mehrere unbedeutende Fälle von Seeräuberei gemeldet worden. Ein Dorf in der Nähe von Kumlschuk ist von Briganten in Brand gesteckt worden. Die Plünderungen und Brandstiftungen in den Missionsstationen der Provinz Kwangtung bauern fort. Die Missionare sind entkommen, aber 3000 Christen befinden sich ohne Schutz. Sonstige Mcldniige». * Loudon, 26. September. (Telegramm.) Die „Times" be richten auS Peking unter dem 10. d. M.: Die Russen haben die Absicht kuuügegebcn, 2500 Mann während des Winter« in Peking zu behalten. Der chinesische Hof befindet sich noch an der Nordgrcnze der Provinz Schausie und wartet die Entwicke lung der Dinge in Peking ab. '* Taku, 24. September. („Agence Havas"). Tas Pan.zerschss „Nedoutable" ist gestern hier eingetrossen. Viceadmiral Pottier hat das Commando über das oslasiatijche Geschwader übernommen. * Berlin, 26. September. (Telegramm.) Ter Lazareth. Dampfer „Gera" ist am 24. September in Hongkong eingetroffen und geht am 29. d. M. weiter. Tie Kämpfe bri Sen Tcmpcln. Uebcr die letzten militärischen Expeditionen von Peking in die Gegend der Tempel liegt jetzt folgender zusammen fassender Bericht vor: Eine Colonne von 700 Mann englischer und indischer Infanterie und 100 beludfchischcn Lanzenreilern unter Oberst Tulloch und 800 Mann amerikanischer Infanterie mit 2 Geschützen unter General Wilson, der den Oberbefehl über die Colonne führte, war am 16. von Peking in west licher Richtung nach Lukutschou am Auugtingsiuß ^uf- gebrochen, wo biwakirt wurde. Nach einem Nachtmarsch erreichte die Colonne die Boxer, die sich in den acht Tempeln von Peitatschou, etwa 20 Kilometer von Peking, einquartirt harten. Die Boxer, etwa 300 Mann stark, wurden überrascht und leisteten nur geringen Widerstand, die Beludschen nahmen die Hügel hinter den Tempeln, die Amerikaner schnitten den Boxern den Rückzug über die Hügel ab. Die Boxer hatten einen Verlust von 50 Mann, die Verbündeten keine Verluste. Die Mehrzahl der Boxer entkam nach der Ebene, da daS im Hintertreffen gehaltene amerikanische Bataillon (Compazniestärke), das ihnen die Flucht verwehren sollte, zu spät ankam. Wie gemeldet, war auch die Mitwirkung der Deutschen nachträglich erbeten worden; diese kamen zu spät, um bei der Action mitzuwirken. Zwei Gatliuggeschütze, eine Anzahl Gewehre, Munition und 100 Maulesel wurden vorgefunden. Der Gesandte Sir Claude Macronald bezog auf einige Tage den von der britischen Gesandtschaft gemietketen Tempel; 200 Mann blieben als Deckung in Peitatschou. Am 16. Abends brachen ferner eine Schwadron bengalischer Lanzcnreiker mit Sappeuren nach Nortwcsten auf, um das neue Arsenal von «ankiatien am Jüngling zu zerstören. Die Truppe nahm den Platz nnd zerstörte eine Anzahl ganz moderner Maschinen, die noch nicht auSzepackt waren uud eine Menge Munition. Ueber die unterdes von den Japanern, den Deutschen und Franzosen im Norden Pekings verrichtete Arbeit, wobei eS u. A. darau ankam, der Hauptstadt die Zufuhr von Steinkohle zu sichern, liegen noch keine näheren Einzelheiten vor. Ein Vertreter deS „Reuter'scken BureanS" hatte ein Interview mit einigen amerikanischen Missionaren, die im letzten Juni in der Nähe der chinesischen Mauer den Händen der Boxer knapp entkamen und soeben England nach einer langen, entbehrungsreichen Flucht durch Sibirien and die Gobi-Wüste erreichten. Alle die Flüchtigen geboren zn American Board os Missions und eine« der Mitglieder bat bereits 31 Jabrc in Ckina gewirkt. Dieser Herr, der Ncv. Mark Will amS, erzäblte, er sei am 25. Mai nack Tu rgtschau, einem Ort in der Näbe von Peking, zu einer Confcrenz des American Board gekommen, als er von der Ermordung eingeborener Christen hörte. Gleich darauf kamen Gerüchte von Boxerangriffcn auf die Eisenbahnen und der Ermordung von Missionaren. Am 5. Juni kam er mit einem anderen Missionar nack Peking und hörte von dem Massacre von Paolinsu. Am -olgenden Tage kehrten sie nach ihrer Station Kalgan an der Mauer, daS 140 Meilen von Peking enl- iernt ist, zurück. Während der Rückreise bemerkten sie nichts Außerordentliches, allerdings vermieden sie cs möglichst, sich sehen zu lassen. Als sie am 10. Juli autameu, sahen sie, daß ihre Hauser von Hunderten von Leuten umgeben waren, die Reisenden wurden aber durchgelassen, obwohl daß nicht ohne Zischen und Sckimpsreden der Chinesen abging. Tie Acissiouare beschlossen, vorläufig zu bleiben und abzuwarten, ob sich die Situation ver schlimmern würde. Abends begann der Pöbel mit Steinen zu werfen, so daß die Geistlicken einige blinde Scküsse in die chift feuerten uud drohten, auf die Menge zu schießen, wenn diese sich nicht auflöscn würde. Der Pöbel ging dann aus einander, cS war aber klar, daß an ein Bleiben nicht zu renken war; die Mädchen wurden daher zu einem Christen gesandt, wo sie sicher waren, nnd die Herren der Mission begaben sich zum zwei Mcileu entfernten Jamen in den Sckutz des Magistrats. Aber schon am nächsten Nachmittag erklärte der Magistrat, daß an ein Bleiben auch hier nickt zu denken sei, und nach langen Verhandlungen sandte er sie unter einer Escorte von 50 Mann nach dem Großen Thor, das zur Mongolei führt. Am folgenden Tage wurde Pantai erreicht, wo ein den Missionaren bekannter mongolischer Häuptling wohnte, der sich aber auch vor den Boxern fürchtete und die Missionare bat, weiter zu ziehen. Zwei Tage später kamen diese in Harausa an, eineiu Mongoleuwohnplatz nabe bei der Wüste Gobi, wo sie hofften, bleiben zu können; aber auch hier wurden sie nicht ausgenommen, so daß es klar wurde, baß nichts Anderes als eine Flucht durch die Wüste Gobi übrig blieb. Glücklicherweise war eine Karawane bereit, die gerade für den britischen Viceconsnl in Skangbai zusammengestellt worden war. Am 23. Juni begann die Wüstenreise; im letzten Moment käme» noch einige schwedische Missionarfamilien hinzu, die auch nur mit knapper Nolb entkommen waren; eine Dame war furcht bar niißhanbelt und beiuabe getödtet worden, einer der Herren batte eine große Anzahl Wunden. Die Karawane bestand aus 20 Kcnneelen, 19 Pferden und 6 Kameelwagen. Die ersten acht Tage war nichts als Sand zn sehen und die Luft war wie in einem Ofen. Es war unmöglich, am Tage zu marschiren. Die Partei war ganz isolirt. Der Tele graph, der durch die Wüste geht, war von russischen Kauf leuten zerschnitten, die ebenfalls flüchtig waren und be fürchteten, die Boxer könnten durch Depeschen Leute an weisen, die Missionare abzufangen. Nach 38 Tagen kam man in der Mougolenstadt tlrga auf der anderen Seile der Wüste an. Die Entbehrungen waren furchtbar, und der Zustand, in dem die Flüchtlinge ankamen, war entsetzlich. Der russische Consul daselbst war sehr freund lich, erklärte aber, daß ein längerer Aufenthalt unmöglich sei, La sich in der Nähe 2000 mongolische Soldaten befänden, die leicht eine feindliche Haltung annehmen könnten. So mußte die Flucht nack drei Tagen wieder aufgenommen werden, und eS war klar geworden. Laß die Flüchtigen nicht eher sicher sein würden, ehe sie nicht die russische Grenze er reicht hätten. Nach 14 Tagen, am 13. August, wurde Kiackta an der russischen Grenze erreicht. Daselbst verblieben die Missionare bis zum 27. August und erwarteten Nachrichten von zu Hause. Die Karawane wurde verkauft und der Weg nack dem See Baikal anzetreten, um den Endpunct der sibirischen Bahn in Irkutsk zu treffen. Der Weg war fehr schön. Am 2. September wurde die Eisenbahn und 14 Tage später Petersburg erreicht. Die Missionare waren von der Freund lichkeit der Russen sehr entzückt. Die Beamten thaten Alles, was sie konnten, und sparten auch mit dem Gelde nicht. Die sibirische Bahn war eigentlich ganz für Civilpersonen geschlossen und tranSportirte nur Militär. Die größte militärische Activität herrschte in ganz Sibirien. 7 bis 8 Militärzüge gingen durchschnittlich per Tag nack der Mandschurei. Auf jedem Waggon stand groß angeschrieben: „Mobilisirt für den Krieg." Die Truppen sahen meist so auS, als ob sie nur schnell zusammengerafft waren. Sie hatten keine Uniform und nur einige Gewehre. Alle trugen Strohbüte. Die Missionare hatten alle den Ein druck gewonnen, daß Rußland die Mandschurei besetze, in Petersburg erzählte man ihnen aber, daß di« russische Negie rung diese Absicht nicht hege. Der Krieg in Südafrika. Las Snde des Kriege«. Aus London wird uns berichtet: Alle Berichte Lord Roberts' und der sonstigen Berichterstatter aus Südafrika sind darauf berechnet, der jetzigen englischen Regierung Unterstützung für ihren Wahlfeldzug zu liefern. Lord Salisbury und Chamberlain wollen unter allen Umständen al« die Beendiger des südafrikanischen Krieges erscheinen, und so wird Lord Roberts in wenigen Tagen seine neue Proclamation erlassen, welche den Krieg als thatsächlich beendigt erklärt. Ist diese er folgt, so soll von London aus den Mächten die endgiltige Aus hebung der Boerenrepubliken amtlich mitgetheilt werden, was nach der Auffassung der hiesigen Regierungskreise den Wahl sieg der Regierungspartei außer aller Frage stellen würde. — Vorsichtige Beurtheiler der Kriegslage verhehlen jedoch nicht, daß möglicher Weise die englische Regierung mit dieser übereilten „Schluß-Erklärung" einen sehr großen Fehler machen wird. Wenn Roberts miltheilt, die letzte Bocrenarmee sei „aufgelöst und verschwunden", da überhaupt nur noch 3000 Mann bet Macba- dodorp iibrieg geblieben und davon 700 Mann auf portugiesisches Gebiet Lbergetreten seien, so muß eine solche Meldung sehr große Bedenken erregen. Selbstverständlich könnet» nicht die 3000 Boeren im geschlossenen Zuge, mit ihrem ganzen Wagenpark und mit ihren schweren Geschützen, nach Norden abrücken, sondern sie werden sich, wie dies auch die Streitmacht De Wet's that, in kleineren Trupps auf verschiedenen Wegen daS Buschveld zu erreichen suchen. Und wenn ein Theil über da« portugiesisch«
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