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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000824011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900082401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900082401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-08
- Tag1900-08-24
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SSS2 Die Chinesen hatten dadurch Gelegenheit, sich mehr mit ihr zu beschäftigen. In einem Dorfe hatte die Expedition eine ganze Nacht lang eine starie Beschießung auszustehen, man erwiderte jedoch das Feuer nicht, um lein Massacre anzurichten. Da die Chinesen das offenbar als Feigheit auslegten, versuchten sie am nächsten Morgen, die aus zwei Mann bestehende Nachhut zu er schießen, die plötzlich aus einer Art von Drillinggewehren Feuer bekam. Die Nachhut stürmte den Dorfwall hinauf und schlug mit dem Kolben drein. Die Chinesen versuchten, sich damit aus zureden, daß sie nur zum Begräbniß geschossen hätten, in Wirklichkeit war von einem Begräbniß nichts zu sehen. Aus einem anderen Dorfe, 23 Li südlich von Kaumi, erhielt die Vorhut Feuer, nachdem sie das Dorf schon passirt hatte. Man erstürmte sofort das inzwischen geschlossene Thor und erkletterte ven Wall, worauf die Chinesen voller Entsetzen ins freie Feld hinaus flohen. Auch auf dem weiteren Marsche hatte die Expedition noch kleine Scharmützel zu bestehen, aber Verluste hatte sie nicht, und sie tonnte auch selbst Blutvergießen vermeiden. In Kiautschau angelangt, fand sie die Missionare und Bergwerks beamten bereits vor. Die Bergwerksanlagen sollen durch chine sisches Militär bewacht werden, aber man wird eines Tages die Schächte ersoffen, die Maschinen verrostet und Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, gestohlen finden. Das Gouvernement von Kiautschau ist von Deutschland aus aufgefordert worden, zur Bespannung und Berittenmachung für die nach China unterwegs befindlichen deutschen Truppen, Ge schütze u. s. w. 250 Maulthiere und 150 Pferde zu kaufen, aber unter den gegenwärtigen Zuständen wird deren Beschaffung schwer, wenn nicht unmöglich sein. Die ausgesandten chine sischen Commissionäre werden im Inneren wohl Thiere genug ankaufen können, es fragt sich aber sehr, ob es ihnen gelingen wird, dieselben nach Tsingtau zu schaffen. Die tausend Taels des Trnlschen Kaisers. Durch die Blätter geht eine Berechnung, wie viel mal tausend Taels Kaiser Wilhelm jetzt zu bezahlen habe, nachdem ein Theil der verbündeten Truppen die Fremden in Peking entsetzt hat. „Wer hätte gedacht", heißt cS da, „daß diese Be lohnung je zur Auszahlung kommen würde! Nun ist die Be freiung zur Thatsache geworden; da sich 800 Europäer in Peking befanden, 1 Lael gleich 6,41 ./k gilt, so ergiebt sich ein Betrag von etwa 5 000 000 -//. Nun fragt es sich noch, wie diese Summe zur Auszahlung kommen soll. Wahrscheinlich werden doch alle an dem Zuge betheiligten Soldaten als Befreier zu gelten baben. Setzt man nun 25 000 Mann an, die direct durch den Einzug in Peking oder indirect durch Sicherung des Weges mittels Etappen an der Rettung der Europäer beiheiligt waren, so kämen auf jeden Soldaten etwa 200 Eine andere Lösung der Ausgavc der Vcrthcilung des kaiserlichen Geschenkes wäre wohl nicht zu finden." Dazu bemerk! die „Köln. Volksztg.": „Zunächst hat ein Tael zur Zeit nicht den hier angegebenen Werth, sondern höchstens den von 2,75 -ss, die Summe würde sich also auf die Hälfte verringern. Tann aber befanden sich in Peking nur 550 Europäer, oder aber 1000, wenn man die Äe- deckungsmannschasten mit in das Aufgebot des Kaisers hinein bezieht. Dieses Aufgebot selbst war vom 6. Juli datict. Da mals telegraphirte der Kaiser an den Ehef des Kreuzergeschwa- üers, den Gouverneur von Kiautschau, den Gouverneur von Schantung und die Bicekönigc von Nanking und Wutschang, er verpflichte sich auf sein kaiserliches Wort, für jeden zur Zeit in Peking cingeschlosscnen Fremden jeder Nationalität, der lebend einer deutschen oder sonstigen fremden Behörde übergeben werde. Demjenigen, der die Auslieferung hcrbeiführt, tausend Taels auSzuzahlen. Auch übernehme der Kaiser alle Kosten, die jed- wese Vermittelung seiner Zusage nach Peking verursachte. Der Kaiser ergriff damals vor anderthalb Monat dieses Mittel eben deshalb, weil damals an eine Befreiung durch fremde Truppen nichr zu denken war; dem Sinne nach erging sein Versprechen an Chinesen im Gegensatz zu den fremden Truppen. ES kam dem -Kaiser auf eine sofortige Befreiung an, zu der die fremden Truppen damals sich unfähig erwiesen, und deshalb richtete er einen Appell an die Chinesen, hauptsächlich an die chinesischen Beamten, deren Erwerbslust in der That einige Aussicht ans Er füllung Les kaiserlichen Wunsches gewährte." Tie Chinese» und die Eisenbahnen. In einer vom Archiv für Eisenbahnen unlängst gebrachten, sehr bcmerkenswerihen Abhandlung über Eisenbahnbau nnv Eiscnbahnplänc in China verbreitet stch der Verfasser, Or. Herrn. Schumackcr zu Berlin, auch über die landläufigen Anschauun gen der Chinesen, mit denen sic ihren Widerstand und ihr feind seliges Verhalten gegen die Anlage von Eisenbahnen zu be gründen pflegen. Als besonders bezeichnend theilt er den Inhalt einer Denkschrift mit, die einst der Sekretär der chinesischen Ge sandtschaft zu London, im Gegensätze zu seinem eisenbahn freundlichen Vorgesetzten, verfaßt haben soll. In dieser. Falsches und Richtiges, Kluges und Thörichtes grotesk mischenden Zu sammenstellung in ihrer eigenartigen, etwas aphoristischen Form heißt eS: 1) Es giebt acht Gründe, die gegen den Bau von Eisenbahnen sprechen. 2) Es giebt acht Nachrheilc, die mit dem Besitze von Eisenbahnen verknüpft sind. 3) Es giebt neun Ge fahren, die aus dem Besitze von Eisenbahnen erwachsen. Unter den acht Gründen, die gegen den Bau von Eisenbahnen in China sprechen, figuriren u. A.: „Die Christen wissen nicht, daß der Sitz vieler Gottheiten in den Bergen und Thäleru ist. Wenn dicie Götter durch den Bau von Tunnels beunruhigt werden, wer kann wissen, wie viele Dürren, Ueberschwemmungen und andere Heimsuchungen uns befallen werden? In den West ländern kann Jeder Jeden anzeigen, der seine Pflicht in öffent lichen Angelegenheiten verletzt hat. In China können das nur die Vorgesetzten, deshalb giebt es keine Garantie für treue Pflichterfüllung. Im Auslande läßt man cs nicht zu, daß arme Leute stehlen; als aber die Wusung-Eiscnbahn von den Chinesen angekauft worden war, da waren binnen Monatsfrist die Schienen vom Bahndamme gestohlen. Fünf Chinesen erfordern mehr Platz als zehn Ausländer, weil sie so viele Habseligkeiten mir sich führen; sogar bei den Soldaten ist das der Fall." Unter den Nachtheilen, die der Besitz von Eisenbahnen mit sich bringt, sind folgende aufgczählt: „Der Befürworter der Eisen bahnen sagt: Das Reisen wird sehr viel bequemer werden. Im Westen ist es üblich, daß die Frauen ihren Männern zu Hause keine Rast gönnen. Sie nöthigen sie, mit ihnen von Ort zu Ort zu wandern. Da die Sitten in China anders sind, so sind derartige Bequemlichkeiten nur ein Nachtheil. Der Befürworter der Eisenbahnen sagt: Wenn Eisenbahnen vorhanden sind, können die Mandarinen selbst die Angelegenheiten überwachen, indem sie sich an Ort und Stelle begeben. Weiß denn der Be fürworter nicht, daß die Behörden oft die Quelle der größten Unordnung sind unmittelbar unter den Augen der Mandarinen? Eine Abhilfe kann nur gefunden werden in der Persönlichkeit der Mandarinen, nicht in den Vortheilen der Eisenbahnen." Unter den neun Gefahren, die aus dem Besitz von Eisen bahnen erwachsen, sind u. A. namhaft gemacht: „Wenn die armen Leute ihr Land für Eiscnbahnbauten verkaufen, dann werden sie das Geld, das sie dafür erhalten, vergeuden und es nie zurückgewinncn. Gegenwärtig fließen aus China regel mäßig 10 Mill. Taels; wenn die Eisenbahnen eröffnet sind, werden 100 Mill. Taels jährlich ins Ausland strömen, und die Fremden werden um so einträglichere Arbeit erhalten. Außer dem werden die Völker, wenn das geliehene Geld nicht zuruck- gczahlt wird, China ebenso wenig in Ruhe lassen, wie sie es mit der Türkei gethan haben. Die Sitten werden geschädigt durch die Eisenbahnen. Das Landvolk ist besser als die Dorfbewohner, und die Dorfbewohner sind besser als die Städter. Wenn Eisen bahnen eingeführt sind, werden alle die schlechten Sitten der Städte in die Dörfer und aufs Land gebracht werden. Selbst wenn im ganzen Reiche Eisenbahnen gebaut werden, berühren sie doch nur ein Zehntel des Landes; neun Zehntel werden doch ohne Verkehrserleichterung bleiben. Wenn man aber alles das nicht glaubt, so leihe man sich 70 Mill, und baue eine Eisenbahn; dann wird man schon bald den Schaden entdecken. Viele fremde Spekulanten kommen nach China, um sich umzusehen, ob sich nicht irgend ein großes Geschäft zu ihrem Nutz und Frommen machen läßt. Man sollte sich nicht durch fremde Dinge irre leiten lassen, nicht ein großes Vermögen bei einem Mahle ver schleudern. Man lasse unsere Jugend fortfahren im Studium unserer alten Classiker: Das ist das Beste." Die in dieser Denkschrift zusammengefaßten mannigfachen Gründe, so be merkt vr. Schumacher, sind von der konservativen Partei in allen Phasen des Kampfes um die Eisenbahnen vorgebracht worden. Oft läßt sich in dem wechselvollen Streite nicht klar übersehen, warum sie schließlich doch, allen Gegengründen zum Trotz, durchdringen, und wer ihnen zum Siege verhilft. Oft möchte man annehmen, sie seien endgültig widerlegt und dauernd von jeder Beeinflussung zukünftiger Entschließungen ausgeschicden; den Köpfen der Hvora gleich aber recken sie, kaum besiegt, stets von Neuem mit frischer Kraft sich empor. Das muß man sich gegenwärtig halten, um den chinesischen Kamp um die Eisenbahnen, der vom Kampfe mit Gründen sich zu einer wlitischen Machtfrage autlwächst, zu verstthen und da» vorgehen >er kleinen Fortschrittspartei richtig zu würdigen. Erst auf dem dunklen allgemeinen Hintergründe hebt sich kn rechter Be leuchtung das muthige und einsichtsvolle Streben der wenigen chinesischen Vorkämpfer für Eisenbahnen ab, wenn auch dicieS leiten den von Vorurtheilen durchtränkten Boden verkennen lässt, auf dem es erwuchs. Deutsches Reich. -r- Berlin, 23. August. (Ein Normalarbeitstag ür das Fleischergewerbe?) Gestützt auf die Erhebung, -ie der christlich« Verbanv der Fleischergesellen Deutschlands iber die Lage der Fleischergesellen angestellt hat, tritt in der „Socialen Praxis" Di. Will für die Einführung eines 12stündigen Normalarbeitötages für die Fleischergesellen ein. Daß die Arbeitszeit für einen sehr zroßen Theil der Fleischergesellen nicht nur in Berlin, sondern in vielen Gegenden deö Reiches zu ausgedehnt ist, darf nicht bezweifelt werden. Nach der oben erwähnten Erhebung staben von 104 Engroöschläcktergesellen 3 bis 70 Stunden, 13 bis 80 Stunden, 24 bis 00 Stunden, 30 bis 100 Stunden, 23 bis 110, 8 bis 120, 3 über 120 Stunden, daS macht in der Woche durchschnittlich 99 Stunden, gearbeitet. Noch länger ist die Arbeitszeit der Laden-Schlächtergesellen; stei ihnen beträgt sie in der Woche für 425 Gesellen, auf welche die Erhebung sich erstreckte, durchschnittlich 103 Stunden. Diese Zahlen fallen umsomehr inS Gewicht, alSdie Fleischergesellen auch von der Sonntagsruhe nur sehr wenig baben. Der Lohn aber ist, an und für sich anscheinend genügend, wegen der Dauer und Schwere der Arbeit gering. Für die Arbeits kunde wurden durchschnittlich (die Verpflegung beim Meister zu 10 „L wöchentlich gerechnet) in Berlin 30 bezw. 20 bezahlt, andere gelernte Arbeiter dagegen haben in Berlin einen Stundeulohn von 60—70 ^s. Unter solchen Umständen ist eS begreiflich, daß der christliche Verband der Fleischergesellen an die ReichScommission für Arbeiterstatistik unter Beifügung eines Materials die Bitte um eine locale oder allgemeine Enquöte gerichtet hat. Die Wünsche dcS VerbandcS sind in dem Verlangen nach 12 stündiger täglicher Arbeitszeit und lmit einer den Bestimmungen der Gewerbeordnung entsprechenden Einschränkung der SonntagSarbeit zusammenzufassen. An zuerkennen ist, daß der Verband sich nicht auf einen ^stün digen NormalarbcitStag versteift, sondern zufrieden ist, wenn die wöchentliche Arbeitszeit 72 Stunden nicht übersteigt. Es wäre vielleicht rathsamer, wenn der BundeSralh auf eine Regelung der wöchentlichen Arbeitszeit einginge, als wenn er einen NormalarbcitStag, wie für die Bäckereien, festsetzte. Der Widerstand der Meister würde alsdann geringer sein, und der Ueber- gang zu den neuen Verhältnissen ließe sich dann in der Praxis leichter bewerkstelligen. * Berlin, 23. August. Zum Falle Arenberg schreibt die „Allgem. Ztg.": Nach einer Zeitungsmeldung ist das strafrechtliche Verfahren gegen den Leutnant der Schutz truppe, Prinzen Arenberg, zum Abschlüsse gekommen; wie es ausgelaufen ist, verlautet nichts. Ist die Meldung richtig und das Urtbeil bestätigt, so steht nach unserer Ansicht der Bekanntgabe des Urtheils ein berechtigtes Interesse nicht entgegen. DaS militärische StrafgerichtSversabren ist — soweit nicht die Truppen des ostasiatischen Expeditionskorps in Betracht kommen — bis zum 1. October dieses Zähreö ja noch durchweg geheim und auch nach dieser Frist wird das dienstliche Interesse in vielen Fällen zur Ausschließung der Oeffentlichkeit führen, aber gerade diejenigen Kreise, in denen die Ueberzengung von der subjectiven und objektiven Gerechtigkeit militärischer Richter am festesten begründet ist, werden in der Veröffent lichung eines gefällten Urtheils weder eine tGefahr noch eine tadelnSwerthe Concession sehen. Es kcknn nicht ver hindert werden, daß sich an ein bekannt gewordenes militärgerichtliches Urtbeil positive und nichtsnutzige Kritik in gleicher Weise knüpft, wie an das Urtheil eines bürgerlichen Gerichts. Aber im Ganzen muß dem durch die Schule des allgemeinen Heeresdienstes gegangenen Volk die Reife zugetraut werden, auch die bei der mili tärischen Urtbeilfällung in Betracht kommenden, in den besonderen Bedingungen des Standes liegenden Momente in ihrem Schwergewicht zu würdigen. Es ist mehrfach vorgekommen, daß die Militärverwaltung in Bezug auf die Aufklärung der Oeffentlichkeit eS an der wünschens- werthen, in militärischen Dingen sonst so geschätzten Schnelligkeit hat fehlen lassen. Wir erinnern nur an zwei Fälle: den Fall deS Grafen Stolberg, der einen Sergeanten niedergestocheu hatte, und daS Duell, daS in Köln zwischen einem Leutnant und einem Vicefeldwebel der Reserve stattfand. Beide Male verstand fick die Militär behörde schließlich zu Verlautbarungen an die Presse, aber sie that das erst, nachdem das Publicum längere Zeit durch von anderer Seite stammende Darstellungen beunruhigt worden war. Demgegenüber kann nur On das löbliche Beispiel der obersten Stelle, des preußischen KriegSministerS, verwiesen werden. Dieser hält es nicht unter seiner Würde, sobald ein socialdemokratischer Redner, vor Allem Herr Bebel, beim Militäretat Klagen über Soldatenmißhandlungen, über Miß stände und Fehlgriffe in der Militärverwaltung vorbringt» in alle Winde zu telegraphiren, um auf Grund deS zurücktelegraphirten Materials dem socialdemokratischcn Redner sofort die richtige Antwort zu geben. Doppel- giebt, wer gleich giebt, das gilt auch hier. Der Fall des Prinzen Arenberg, der — soviel scheint festzusteben — selbst Hand angelegt hat, um den Schwarzen Kain auf eine Weise vom Leben zum Tode zu bringen, die nicht nach der Vollstreckung eines mit Ueberlcgung gefällten Urtheils auS- sieht, ist viel in der Oeffentlichkeit besprochen und es sind verschiedene Darstellungen über den Vorgang verbreitet worden. Es kann nur gewünscht werden, daß durch Veröffentlichung deS Urtheils und des beglaubigten Sachverhaltes allen falschen Ausstreuungen die Spitze ab gebrochen wird. — DaS „Hamburger Echo" hatte die Lübeckische Arbeiterschaft wiederholt aufgefordert, dem vom Lübeckischen Senat ergangenen Verbot deS Streikposten stehens sich nicht zu fügen, eS zu übertreten und auf diese Weise Anklagen und gerichtliche Entscheidungen darüber zu provociren, ob die Verordnung rechtSgiltig sei oder nicht. Dieser Aufforderung wegen ist der verantwortliche Redacteur deS Blattes „Genosse" Molkenbuhr von der Staatsanwalt schaft in Anklagezustand versetzt worden und zwar wegen Vergehens wider § 110 des Strafgesetzbuches. Man sieht der Klage auch in politischen Kreisen mit Spannung ent gegen, da daS Hamburgische Gericht dadurch in die Lage kommen wird, zu entscheiden, ob daS Lübeckische Gesetz ver- fafsungSwidriz ist. * Königsberg, 22. August. Nachdem die Königsberger Stadtverordneten-Versammlung seiner Zeit fast ein stimmig wegen der Verweigerung der Bestätigung deS vr. Dullo durch die Localbehörde die Vorstellung an den Minister beschlossen hatte, hat sie gestern einmüthig, ohne jeden Widerspruch, folgenden Beschluß gefaßt: Die Versammlung nimmt mit Bedauern Kenntniß von der Ab lehnung ihre» an den Herrn Minister grrichteien Antrages au^ Bestätigung der Wahl de» Herrn Direktor vr. Dullo zum Stadt« rath, weil nach dem Sachverhalt die Gründe für die Ablehnung in keinem Zusammenhang« mit den Ausgaben der Communal-Brr« waltung stehen können, und durch die Ministerialentscheidung dem MagistratScollegium unserer Stadt die Kraft eine- bewährten Beamten vorentholten worden ist. O Hamburg, 23. August. (Telegramm.) AuS Anlaß deS HinsckeidenS von C. Ferd. LaeiSz, des Vorsitzenden der See-Ber»fSgenoffenschaft und früheren Präses der Handels ¬ kammer zu Hamburg, ist dem Vater de» verewigten, wir der „Hamburgische Correspondent" meldet, folgende Beileid«- undgebung deS Kaisers zugegangen: Wilhelmshöhe, Schloß. Ich spreche Ihnen Meinen innigsten Anthcil an dem unersetz lichen Verluste aus, der Sie durch den Tod Ihres Sohne- betroffen hat. Ich habe in dem für daS Wohl seiner Vaterstadt zu früh Dahingeschiedeiieu «inen Mann von ernstein Streben und großen Verdiensten für die deutsche Handelsschifffahrt schätzen gelernt. Wilhelm I. L. * Elberfeld, 22. August. Die Stadtverwaltung beschäftigt ich seit einiger Zeit mit dem Plane, nach dem Vorbild« der Stadt Köln eine Versicherung gegen Arbeitslosigkeit rinzuführen. Zur Besprechung der Frage hatten die Arbeiter beisitzer veS Gewerbegerichts auf gestern Abend eine „Arbeiterversammlung" in die Stadthalle einberufen, die von etwa 3000 Personen besucht war. Bekanntlich soll die Stadtballe gemäß dem vielbesehdeten Stadtverordneten- -eschlusse Veranstaltungen politischer Vereine nicht zur Ver- ügung gestellt werden; die Versammlung segelte daher unter der Flagge einer „Arbeiterversammlung"; in Wirklichkeit war ie aber eine rein socialdemokratifche. Die Einberufer ge hörten der socialdemokratischcn Partei an, die Einladungen waren fast ausschließlich in der socialdemokratischen Presse er- olgt, und als Berichterstatter erschien der socialdemokratifche NeichStagsabgeordnete Molkenbuhr, der das Thema in social demokratischem Sinne behandelte. Demgemäß wurde natür lich die Leistung der Kölner Arbeitslosenversicherung als höchst problematisch hingestellt und auch die hier geplante Ver sicherung verworfen. Das einzige Heil erblickte der Redner in einer staatlichen Versicherung, zu der Arbeiter, Arbeitgeber und der Staat je ein Drittel beisteuern. Die Versammlung stimmte Herrn Molkenbuhr zu und nahm fast einstimmig einen Beschluß an, wonach sie vorbeugende Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit für wichtiger hält und eine Verkürzung der Arbeitszeit auf dem Wege der Gesetzgebung und des gewerk- scbaftlen Kampfes alS ein viel wirksameres Mittel zur Bekämpfung des durch die heutige planlose Produktionsweise erzeugten ArbeitslosenelcndS betrachtet. Der Entwurf der für Elberfeld geplanten Versicherung, nach dem die Unterstützung bei Ver- heiratheten und Vätern von mindestens einem Kinde für die ersten 20 Werktage täglich 2 .E, für die übrigen 1,50 „ck und für die folgende Zeit die Hälfte betragen soll, wurde für unannehmbar erklärt. Besonders bemängelt wurde, daß nach dem Statut beim Ansprüche auf Unterstützung Arbeits losigkeit nicht durch Arbeitsunfähigkeit, eigenes Verschulden oder infolge eines Ausstandes bervorgerufen werden dürfe, daß Unterstützungen nickt gewährt würden, wenn Unfall-, Invaliden- und andere Renten gezahlt würden und daß nur ein Theil der Arbeiter in die Versicherung ausgenommen werden könne. Im Absatz 3 des L 17 heißt es nämlich: „Um jede Möglichkeit, daß die (Lasse nicht allen An sprüchen genügen könne, zu beseitigen und um außerdem noch die Sicherheit einer Rücklage zu haben, ist der Vor stand verpflichtet, die weitere Ausgabe von Markenbüchern einzustellen, sobald die bis dabin erfolgte Ausgabe zwei Drittel des ganzen VermögensbestandeS einschließlich des städtischen Beitrages in Anspruch nehmen könnte, wobei von der An nahme auszegangen werden soll, als ob die sämmtlichen Ver sicherten ausnahmslos arbeitslos und ihnen di« Tagegelder in der vollen Höhe überwiesen würden." Außer Anhängern der Socialdemokratie sprach in der Versammlung nur noch ein Hirsch-Duncker'scher Gewerkvereinler, der die Ansicht vertrat. Laß die Uuterstützungseinrichtungen gegen Arbeitslosigkeit in erster Linie den gewerblichen Berufsvereinen zuständen. Die Notkwendigkeit staatlicher und kommunaler Einrichtungen zur Arbeitslosenversicherung sei so lange zu verneinen, bis nicht durch die Erfahrungen bewiesen sei, daß die gewerblichen Berufsvereine zur befriedigenden Lösung ihrer Aufgabe un fähig oder unvermögend seien. Er stand mit seinen Ideen indeß ganz vereinzelt. (Köln. Ztg.) (-) Wilhelmshöhe, 23. August. (Telegramm.) Der Kaiser hatte gestern nach der Tafel mit dem Prinzen von Wales eine Spazierfahrt im Park unternommen und machte nach der Abreise des Prinzen eine Fahrt durch das Drusel- thal im Automobil. Zur Abendtafel waren keine besonderen Einladungen ergangen. Heute früh unternahm der Kaiser einen Spazierritt und nahm die Vorträge des Kriegsministers Generals v. Goßler, des Chefs des Generalstabs Generals v. Schliessen und deS Chefs deS Militärcabinets Generals v. Hahnke entgegen. Oesterreich-Ungarn. * 8cll am See, 23. August. (Telegramm.) Fürst F erdinand von Bulgarien ist hier eingetroffen. Italien. Äraf Waldersec; Brcsei-Procetz. * Rom, 23.August. (Telegramm.) Graf Waldersee sandte vor seiner Abreise an den König folgendes Telegramm: „In dem Augenblicke, wo ich Italien verlasse, kann ich nicht unterlassen, meinen respektvollsten Dank auszusprechen für den so gnädigen Empfang, mit dem Ew. Majestät und Ihre Majestät die Königin mich beehrt haben, und für die vielen Sympathiebezeugungen, mit denen ich von Ala bis Neapel überhäuft worden bin." * Mailand, 23. August. (Telegramm.) Der Advocat Martelli, Vorsitzender der Mailänder Anwaltskammer, hat nun von Amtswegen die Vertheidigung Bresci'S über nommen. Da gestern die letzte Frist, den Anklagebeschluß anzufechten, ohne Widerspruch des KönigSmörderS ver strichen ist, findet die Verhandlung bestimmt am 29. August statt. (Voss. Ztg.) Ruhlauv. s. Manöver. * Petersburg, 23. August. (Telegramm.) DaS Kaiserpaar ist gestern Abend von den Manöver» aus Luga nach Neu-Peterhof zurückgekehrt. Orient. * Konstantinopel, 23. August. (Telegramm.) Die Senatoren und Notabeln von Samos dankleu dem Sultan für die Abberufung des Fürsten Vantani. ES ver lautet, daß über die Ereignisse in Spaghank auch rus sischerseits eine Untersuchung eingeleitet worden sei. Afrika, voerenkrteg. * London, 23. August. „Daily Expreß" berichtet aus Loureutzo MarqueS unter dem 22. d. M.: Präsident Krüger hat eine Proklamation erlassen, die als Ant wort auf die Proclamation deS Feldmarschall Robert- angesehen wird. Darin beißt eS, es sei unnütz, die Waffen niederzulegen, denn Lord Roberts habe in seiner Proclamation erklärt, daß alle Boeren im Alter von mehr alS12Iahren als Gefangene angesehen würden, und basier sie nach St. Helena schicken werde. Ebenso unnütz sei eS für die Bürger, ihre CommandoS zu verlassen, denn je mehr sie sich ihren Farmen näherten, desto mehr näherten sie sich St. Helena. (Wiederholt.) Tüdsee. Samoa. * Stockholm, 23. August. König Oscar hat das Schiedsrichteramt in der Frage der Entschädigung der deutschen, englischen und amerikanischen Unterthanen wegen der letzten Unruhen auf Samoa angenommen. (Wiederh.) Manne. T Berlin, 23. August. (Telegramm.) S. M. S. „Hertha", Commandant Capitän zur See v. Usedom, ist am 22. August in Swatom eingelroffen, an demselben Tage nach Hongkong in See gegangen und am 23. August in letzterem Orte angekominen. — S. M. kleiner Kreuzer „Niobe" ist am 22. August außer Dienst, S. M. S. „Victoria Luise" am gleichen Tage in Dienst gestellt. — S. M. Küstenpanzerschiff „Siegfried" ist am 22. August in Wilhelmshaven eingetroffen. Lader, Sommerfrischen und Reisen. L. EmS, 20. August. Hatte die hiesige Curcommission sich schon bei ihren regelmäßigen Saisonfestlichkeiten der anerkennenden Zustimmung unserer Badegäste ausnahmslos versichert halten >ürfen, so hat sie erst recht nicht vergeblich an den Wohlthätigkeits« inn deS Publikums appellirt, wenn sie bei erhöhten Auswendungen -u WohlthätigkeitSzwecken auch erhöhte Forderungen stellen mußte. Das bewährte sich auch bei der gestern zum Besten des Fonds des deutschen HilsscomitSs für Ostasien gegebenen Wohl« thätigkeitSveranstaltung. Der Garten war so zahlreich wie je be sucht und der Zudrang zum Curlaale ein so außergewöhnlich tarier, daß kaum alle im Saale eine Sitzgelegenheit finden konnten. Das Fest begann Nachmittags 4 Uhr mit einem Corso und schloß nach den verschiedensten gelungenen Aufführungen, Local» und Orchestervorträgen erst um 11 Uhr Abends mit dem herrlichen, unter Orchesterbegleitung gesungenen altniederländischen „Dank- gebet" von Kremser. — Wie am 2. August des Geburtstages der Königin-Mutter von Holland, so wurde auch am 18. d. MtS. des Geburtstages des Kaisers von Oesterreich in den Concerten des Curorchesters gedacht. — Der portugiesische Gesandte in Berlin, Vicomte de Pendilla, ist mit Familie zur Cur hier eingetroffen, ebenso Prinz Tschingis« Chan und Fürstin Obolensky aus Peters burg. Die Zahl unserer Gäste ist aus 19541 gestiegen. 8 Bad Langenschwalbach, 18. August. Di« dirSjährige Saison setzt sich in derselben günstigen Weis« fort, wie sie be gonnen. Die letzte Curliste verzeichnet 5171 Personen, darunter die Prinzessinnen Karl von Hanau und Sophie Gortschakosf, Prinz Kroy, Wirkl. Staatsrath von Morr, Generalmajor Leichtenstern, Gras Bothmer rc., die schon Genannten Großfürst Michael Michaelowitsch, Prinz Nikolaus von Nassau und deren Familien. Reise und Verkehr. r. Personenverkehr mit Tirol, Italien und Frank reich, sowie Belgien. Am 1. September d. I. tritt auf dem Reisewege über Hof-Kufstein.Brenner nach Italien u. s. w. ein neuer Personentarif in Kratt. Durch denselben kommen wesentliche Ermäßigungen der Fahrpreise nach Meran, nach sämmtlichen italienischen Stationen und nach den Stationen an der Riviera, Mentone, Monaco. Monte Carlo, Beaulieu, Nizza und Cannes zur Einführung. Neu errichtet werden durchgehende Fahr karten von Chemnitz nach Innsbruck, Bozen-Gries, Meran und Riva am Gardasee, von Leipzig (Bayerischer Bahnhof) nach Bordighera und von Leipzig (BerlinerBahnhof) nach einer größeren Anzahl Tiroler und italienischer Stationen über Hos-Kufstein. LszVs Holrvi»8tQ»i>-L^»8tt!«i»l, 8«. (-lstgstv b'ndritr von 8eickeu8lol1t!n in 8»el»8en. Löuiglleker, Kroüsber/.oxliebvr uu<t Ilvrroxl. Hokliekerant. SpeemlitLt: 8«lAei>li»»8 irvt«li88tr. »» 33. Julius SIAduer Laise?!. unä LöviZI. ttokpianokortekabl'ik Lingsng ^6818^2886 59. Hauptqurllen: Georg Bictorqncllc u. Hclencnaiicvc, deren hervor ragende specifische Wirkung bei Blasen- und Ntcrenkraiikhcitc» seit Jahrhunderten bekannt ist; die erstere von unübertroffenem Er folge bei allen möglichen Katarrhen der Harnorganc, die zweite von ganz besonderer Wirksamkeit bei Bekämpfung der Steinbildnng (Harnsaure Diathese, Wicht rc.). Außerdem finden die Quellen erfolgreichste Verwendung bei Magen- und Tarmkatarrhc», bei Blutarmuth, Bleichsucht und Francnleide». Versandt 1899 970,000 Flaschen. Frequenz 1899 --- 6800 Personen. Berühmte Specialärzte. DaS angebliche Wildunger Salz ist nur künstliches, tdeilS unlösliches Fabrikat. Auskunft über das Bad und Wohnungen, sowie Schriften gratis. 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