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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190108049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19010804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19010804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-04
- Monat1901-08
- Jahr1901
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1901
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VezugS-Preis A der tzauptexpeditto» oder den Im 4-takt» bezirk »ad den Bororten errichteten Au»« aabestellen abgeholt: vierteljährlich ^l 4.K0, bet »weimaliger täglicher Zustellung in» Haus ^l K.KV. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: viertrljührl. ^tl 6. Ma» abonnirt ferner mit entsprechendem Poftaufschlag bei den Postanstalten in der Schwei», Italien, Belgien, Holland, Luxem- bur» Dänemark, Schweden und Norwegen. Rußland, de« Donaustaaten, der Europäische» Türkei, Egypten. Für all« übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch di« Expedition diese» Blatte- möglich. Li« Morgen-AuSgabe erscheint «m V»? Uh^ bi« ALeuv-AuSgaoe Wochentags um S Uhr. Nedaction und Expedition; Johamlisgasse 8. Filialen:^ Alfred Lahn vorm. v. Klemm'- Sortim. UuwersitätSstraße S (Paulinum), Louis Lösche, Lathariuenstr. 14, pari. uud Kchügsplatz 7. MMcrIWMM Anzeiger. Ämlsölatt des Königliche« Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes «»d Volizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. 393. Sonntag den 4. August 1901. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4gespallen) 7S vor den Familteunäch- richten (6 gespalten) 80 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechen» höher. — Gebühren sür Nachweisungen und Offertenannahme S5 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poftbesörderung 60.—, mit Poslbrjürderung 70.-. Annahmeschluß für ^azeigen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen uud Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Gxpeditioa zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz iu Leipziz, 95. Jahrgang, Aus der Woche. Schlechte Nachrichten au» Friedrich-Hof find nun doch auch officirll verbreitet worden, nach dem man, was so erklärlich ist, noch in den letzten Tagen officio» versichert hat, der Zustand der schwer geprüften Kaiserin Friedrich sei „zwar ernst, doch liege keine unmittelbare Gefahr vor". Nun hat der Kaiser seine Nord- landSreise abbrechen und seine Theiluabme an den in Aus sicht stehenden Festlichkeiten absagen müssen. DaS erforderte nothwendig eine Erklärung, und die ist gegeben worden, wenn auch sicher schweren Herzen». Da» Zusammentreffen unsere» Kaiser» mit dem Zaren scheint dagegen vorläufig noch beschlossene Sache zu sein. Deutschland wird dieses Ereigniß ohne Ueberschwänglichkeit und ohne Verzicht auf manche wenig liebsame Erinnerung begrüßen, aber dennoch mit einer gewissen Genugtbuung, die am allerwenigsten durch etwaige Schroffheiten oder Ungezogenheiten der russischen Preßorgane gemindert werden könnte. Man liebt r», Zusammenkünften von Staatsoberhäuptern jede Bedeutung abzusprechen, e» ist ihnen aber dann gewiß einiger Werth beizumessen, wenn sie sich in herkömmlichen Formen vollziehen, nachdem diese Formen vorher nickt genau beobachtet worden waren. Ein gute» Berhältniß zu Nußland ist in Deutschland allgemein hochwillkommen, nicht zum Wenigsten deshalb, weil jene Existenz Verbindern muß, daß wir bedenklich eng an die andere große europäisch asiatische Macht gebunden werden. In England hat man für diese Erwägung Verständniß. Wir batten der britischen Ausstreuung über die Abtretung von Wei-Hai- Wei an Deutschland ursprünglich gar kein Gewicht beigelegt, nachdem aber das Auswärtige Amt eS nicht sür überflüssig gehalten, die grotesk erscheinende Meldung osficiös recht ernsthaft zu dementiren, so darf angenommen werden, daß man eS in Berlin nicht für unmöglich hält, das aben teuerlich« Wei-hai-wei-Dangtsethalgerücht sei auSgesprengt worden, um den Eindruck der Ankündigung der DanzigerKaiser- begegnung abzuschwächen. Wir hoffen umgekehrt, daö be glaubigte Dementi werde die durch die vorletzte England reise de» Kaiser», sowie die Begleitumstände de» letzten Auf enthalt- deS Monarchen auf britischem Boden in Deutschland hervorgerufene Stimmung verbessern. Wir sind in eine Woche clngetreten, von der anzunchmen war, daß sie von enthusiastischen und liebedienerischen Federn die „Waldersee-Wocke" getauft werden würde. Man muß Wohl noch nicht zu den Nörglern geworfen werden, wenn man wünscht, daß Maß gehalten werde, und die durch schwere Befürchtungen nothwencig gewordenen Dispositions änderungen geben eine gewisse Garantie, daß die Federhalter oun auch Maß halten werden. Und da» ist gut. Der Werth dessen, was Deutschland und Graf Walversee in China erreicht, soll nickt peinlich abgewogen werden, verglichen mit den AuSfahrt-Reden ist er nickt sehr hoch und vor allen Dingen: der KriegSruhm deS Feldmarschalls ist bei seinem Abschied so bereitwillig und mit so niedrigen Zinsen diScoutirt worden, daß es vom Standpunkt deS Geschmackes und der Politik ungeschäftlich wäre, die bereit» voll auSgezahlte Valuta noch einmal zu erlegen. Zn die herbe Kritik de» Reichs tag» — man denke an de» loyalen und feingeistige» Herrn v. Lcvetzow ärgerlich-derbe» Wort vom „Trara" — hat sich damals schon böser Spott de» Auslandes gemischt, wie wir ihn nicht gern wieder erfahren möchten. Man kann fa Wohl zufrieden sein mit dem — freilich vielleicht nur vor läufigen — AuSgang der chinesischen Wirren, aber die Blätter, die er der deutschen Geschichte eingefügt, sind keine goldenen, sondern von schlichtem Papier, uud würde man sie in Seide binden und mit brillantengeschmückler Rückenauf schrift versehen, sie verlieren deshalb ihren einfachen Charakter doch nicht. Mit aufrichtigem Danke für die Mühen und Sorgen, denen er sich unterzogen, begrüßt daö deutsche Volk den Feldmarschall und mit herzlicher Freude — stolz auf ihre Tapferkeit und Manneszucht — sieht e», zugleich sympathisch der Ferngehaltenen gedenkend, die wackeren ostasiatischen Truppen zurückkehren. Aber die Construirung eine» krassen Mißverhältnisse» zwischen That und Preis würde eS befremden. Wa» man den Chinakämpfern schuldet, ist nicht Ueberschwänglichkeit, sondern die Sicherung dessen, was viele Glieder de» ExpeditiouScorp» durch Hingabe deS Leben» und der Gesundheit und Alle durch schwere Mühseligkeiten erreichen halfen: eine friedliche Berwerthung der, wie zu hoffen, wiederhergestellteo Ordnung im Interesse der deutschen Arbeit und de» deutschen Handel». Wa» dieser Tage die den Regierenden gegenüber sehr vorsichtige „Weserzeitung" meldete, klingt aber nicht sehr vertrauenerweckend. Man vermißt danach im Süden China» bei den amtlichen Ver tretern de» Reiche» Thatkraft und findet dafür eine die deutsche Unternehmungslust lähmende Counivenz gegen die — noch in der alten verrotteten Verfassung befindlichen — chinesischen Behörden. Zu dieser letzteren Klage paßt der von der in der Kritik der deutschen au»w8rti-en Politik gleichfall» sehr zurückhaltenden „Boff.Ztg." dringlich, aber anscheinend ohne rechte Hoffnung auf Er- fülluna au-aesprvchene Wunsch, mau möge den zureisenden chinesischen Sühne-Prinzen in Berlin ein ernste- Gesicht zeigen. Die Stichwahl in Dui-burg ist, wie kaum ander» zu erwarten war, zu Gunsten de» nationalliberalen Be werber» au-gefallen. Die genauen Wahlzifferu liegen zwar vor, da aber für beide Thene ftroße Reserven heranzuzieden waren, so vermag man doch hieran» noch nicht zu ermessen, ob die Polen bei ihrer Enthaltung-Parole geblieben sind und wie sich die katholischen Arbeiter, die im ersten Wahlgang social- demokraisch gewählt, dem Centrum gegenüber verhalten haben. E» lebe« im Wahlkreise zahlreiche, neu zugerogrne katholisch« Arbeiter, di« sich der Socialdemokratie zugesellt haben, aber noch nicht socialdemokratisch au»exercirt siud, weswegen die Klerikalen auf ihre Unterstützung rechneten. Andererseib verlautet, die Thatsache, daß da» Centrum e» gewesen, dai den Mittellandcanal zu Falle gebracht habe, auch vielen katholischen Wählern au» dem Kreis« der Industriearbeiter den Beschluß' erleichtert, da» Erutrum seinem Schicksal z« Ld«,lassen. Wir verspüren nach wie vor keine Lust, un» über das noch ungelegte Ei de» Zolltarif» zu echauffiren, und be- chränken uns deshalb heute auf einige Feststellungen. Die wichtigste ist, daß die freihändlerische Agitation sortfährt, ihren Opfern zu verheimlichen, daß sämmtliche Positionen des Tarif», mit Ausnahme der vier ersten (für Getreide), soweit ie im Bundesrath und im Reichstage genehmigt werden verden, CompensationSobjecte für HandelsvertragSverhanv- 1 unzen, also keineswegs so gemeint sind, wie sie sich präsentsten. Sie bezeichnen die Puncte, in denen Deutschland den anderen Staaten durch Herabsetzung etwa» bieten will und kann, und je höher sie sind, desto größere Zugeständnisse an die Contrahenten gestatten sie natürlich, der autonome Tarif ist nichts weiter als ein äo ut äss-Anerbieten. BiSuiarck dachte sich ihn schon vor 22 Jahren als nicht» Anderes. DeS Weiteren ist zu cvnstatiren, daß der deutsche Mißbrauch auswärtiger Drohstimmen ungeschwächt fort dauert. Nur die „Frankfurter Zeitung" macht auf reihändleriscker Seite hierin eine rühmliche Ausnahme. Sie giebt unumwunden zu, daß die fremden Federn lediglich im Interesse deS eigenen Landes, und um nur für dieses möglichst viel herauSzuschlagen, sich gegen Deutschland gespitzt haben. Im Uebrigen geberdrt sich das demokratische Blatt so wild wie nur möglich. E» weist bereits auf die Mög lichkeit hin, dem Tarif durch Obstructiv» beizukommen. Das kann von der „Frankfurter Zeitung" kaum Wunder nehmen. Aber sehr erstaunlich wird man eS vieler Orten finden, daß die „Nationalliberale Corrcspondenz" diesen Rath ziemlich unverblümt wiederholt, wenigstens in Bezug auf die Mindestzölle. DaS zuletzt genannte Organ meint in einer im Uebrigen die Festsetzung von CompensationS- zöllen empfehlenden Darlegung: „Die antiagrarischrn Parteien im Reichstage haben e» ja in der Hand, im Rahmen der Geschäftsordnung Anstrengungen zu machen, ob sie ihrerseits eine Herabsetzung der agrarischen Zölle erreichen können. WaS dem EinenRecht ist, ist demAndern billig. Vielleicht gelingt eS ihnen auch, den 8 l deS Zolltarif- gesetzeS mit den Minimalsätzen für die vier wichtigsten agrarischen Positionen abzuändern oder zu beseitigen." „Im Rahmen der GeschäftSordnINg!" DaS kann nicht ander» gedeutet werden al»: „Gegen den Geist der Ge schäftsordnung", ver-die Lahmlegung einer präsenten Mehr heit, also die Obstruktion, nicht will. Eine andere Auslegung ist umso weniger möglich, als die ^Nat.-lib. Corr." den oben angeführten Sätzen unmittelbar die Feststellung vorhergehen läßt, „daß im Reichstag zur Zeit eine Mehrheit vorhanden ist, welche einen erhöhten agrarischen Zollschutz ver langt und auch durchzusetzen versuchen wird." An der Ausübung diese» ihre» guten und für da» Verfassungsleben unentbehrlichen Rechtes der Mehrheit soll diese „im Rahmen der Geschäftsordnung" verhindert werden! Gegenüber der Andeutung eines solchen Auskunftsmittels an solcher Stelle uud in solcher Sache muß in Erwägung gebracht werden, daß der nationalliberale Reichstagsabgeordnete Basser- mann sogar die bei der Berathung der lox-Heintze an gewandte Obstructiv« verurtheilt und daß der nationalliberale preußische Landtagsabgeordnete Or. Krause entschieden Ver wahrung eingelegt hat, als von ihm behauptet worden war, er habe das bei der Branntweinsteuervorlaze von der Linken beobachtete an Obstruction streifende Verfahren gebilligt. Der Krieg iu Südafrika. vr. Kuyper uns Präsident Krüger. AuS dem Haag wird unS berichtet: Die Frage, wie sich das neue holländische Ministerium zum Kriege in Südafrika stellen würde, war vor der Berufung deS vr. Kuyper an die Spitz« der Regierung Gegenstand längerer Verhandlungen. Kuyper hatte als Oppositionsführer wiederholt die bisherige Regierung wegen ihrer lauen Haltung gegenüber den Boeren getadelt, und wenn auch diese Stellungnahme durchaus der boerenfreundlichen Gesinnung der Königin Wilhelmine entsprach, so hat sich Letzterer doch inzwischen davon überzeugt, daß irgend welche selbstständigen Schritte der niederländischen Regierung bezüglich der FriedenLVermittelung ohne Schädigung der inter nationalen Stellung Hollands nicht unternommen werden können, vr. Kuyper ist jetzt dieser Anschauung ebenfalls bei getreten, und er hat sich deshalb der Königin gegenüber ver pflichtet, seine RegierungSthätigkeit diesem Grundsatz« anzu passen. Gleichwohl beabsichtigt vr. Kuyper, in zwei Punkten zu Gunsten der Boerensache einzutreten. Er wird die Be strebungen des holländischen Rothen Kreuzes behufs Durchlaffung einer neuen größeren Ambulanz für die kämpfenden Boeren diplomatisch unterstützen und zugleich die Vermittelung anderer Mächte anrufen, damit dem Präsi denten Krüger, falls er seine Absicht, nach Afrika zurückzukehren, zur Ausführung bringen wolle, freies Geleit England» und Portugals zugesichert werd«. Krüger selbst hat in den letzten Tagen, be sonder» unter dem Eindruck de» Ableben« seiner Gattin, mehrfach ausgesprochen, daß er sich nach Afrika zurücksehne und inmitten der kämpfenden Boeren sein Leben beschließen wolle. Er ist im höchsten Maße europamüde, und in seinen täglichen Gebeten bittet er Gott, er möge e» fügen, das» er in dem von dem Blute seiner Mitbrüder getränkten hermathlichen Boden zur Ruh« b«statt«t werdrn könne. Wie Oberst Tratte bei Jackalsfantein entkam schildert der Kriegsberichterstatter der „Daily Mail". Oberst Erabbe hatte vernommen, daß Kruitzinger in östlicher Richtung über Koffiebosch marschirte, und brach am 20. Juli, nur mit den reitenden Truppen, au> dem Lager auf, um dem Feinde den Weg zu verlegen. Geschütze und Train wurden zuruckaelaffen, wegen deS bergigen, zerklüfteten Charakters deS Gelände». Di« Colonne erreichte nach steilem Anstieg über die Höhen da» Ge höft bei Jackal»fontein in der Näh« von Cradock, ohne den Feind gesehen zu haben. Der Inhaber de» Gehöfte» erklärte, dre Boeren hätten vor einer Stunde bei ihm abgesattelt. Die Pferde wurden vorgefunden; ihre Reiter waren verschwunden. Oberst Crabb« camvirte die Nacht in der Nähr der Farm und deckte sich durch starke Feldwachen. Auch am folgenden Morgen, dem 21., war keine Spur vom Feinde zu entdecken. So wurden denn vor dem Aufbruch die Feldwachen und Vorposten ein gezogen. Als aber die Vorposten auf dem Rückzug zur Haupt- abtheilung waren, besetzten die Boeren, die sich im Gebirge versteckt gehalten hatten, in aller Ruhe die von ihnen geräumten Puncte und eröffneten gegen 7 Uhr Morgens ein so lebhaftes Feuer gegen die Hauptabtheilung, daß ein Theil der Pferde durchging. Die von Oberst Crabbe besetzte Stellung war zur Ver- theidigung vortrefflich geeignet. Nach einstündigem Gefecht sandte Kruitzinger einen Parlamentär, der erklärte, der Boeren- führer kenne die Stärke der Besatzung und lasse zur Uebergabe auffordern, zumal da noch starke Boerenabtheilungen im An zuge seien. Thatsächlich langte im Laufe des Tages noch eine starte Abtheilung an und zeigte sich auf den Höhen außerhalb der Schußweite. Kruitzinger ließ nun zum andern Male Crabbe zur Uebergabe auffordern, und Rittmeister Russell vom Stabe bemerkte in seiner Erwiderung: Was kann es nützen, daß Sie uns keine Ruhe lassen? Sie wissen ja doch, daß wir nicht daS Gewehr strecken werden, und auch, daß Sie unS nicht dazu zwingen können. Aber warum denn nicht? fragte der Parlamentär. Rittmeister Russell machte ihn statt jeder weitern Antwort auf den breiten, flachen, ungedeckten Gebietsstreifen aufmerksam, den die Boeren durchschreiten müßten, ehe sie das englische Lager erreichen könnten. Dann wurde das Feuer gefecht wieder ausgenommen und zog sich bis zum Abend hin. Oberst Crabbe fand sich vom Feinde umringt, ohne Proviant und auf 50 Patronen für den Mann beschränkt. Er wartete daher ab, bis der Mond untergegangen war, und schlich sich dann in aller Stille mit seiner Colonne unter Führung des Kundschafters Dixon durch die Linien der Boeren durch bis auf die jenseitigen Höhen. Niemand hatte etwas gemerkt, und bei Sonnenaufgang begannen die Boeren wieder das Feuer aus das verlassene Lager und knallten eine ganze Weile weiter, ehe sie entdeckten, daß das Nest leer war. Der Feind war doppelt so stark wie die englische Colonne, und Oberst Crabbe erklärte, er sei nie zuvor so scharf in der Klemme gewesen. * Pari-, 3. August. In einer Unterredung mit einem Mit arbeiter deS „Figaro" erklärte der Präsident Krüger, er habe keinen Schritt behufs Herbeiführung einer Vermittlung gethan. Eine solche müßte spontan erfolgen. Er werde den Vor schlag zu einem ebrenvollen Frieden, den er bereit» gemacht hab«, nicht erneuern. Die Boeren würden die Waffen nur niederlegen, wenn ihnen die Unabhängigkeit verbürgt würde. Sie wollten keine Schutzherrschaft. Zu allen Geldopfern seien sie bereit, aber von ihrer Freiheit wollten sie nicht lassen. (Wiederholt.) * Haag, 3. August. Präsident Krüger ist mit Gefolge von Scheveningen nach Hilversum zurückgekehrt. * Lands», 3. August. Eine Brüsseler Meldung der „Morning Post" besagt, daß die Beamten der ftüheren TranSvaalgesandtichaften am 1. d. wichtige Berichte aus Südafrika empfangen baden. Darnach dringe Fauche, nachdem er dcu Bezirk Barkly East erreicht habe, weiter in die Capcolonie ein, und Kruitzinger sei inzwischen unweit Molieno in das Land eingefallen. ES unterliege keinem Zweifel, daß die eingedrungenen BoerencommandoS täglich durch viele Capholländer verstärkt werden. Eine Capstädter Drahtung der „Daily Mail" giebt die Boerenstärke in der Capcolonie mit 7000—8000 Mann an, wovon di« Mehrzahl Caprebellen sei. In Brüssel ist eine Depesche au» Lourcnco Marque» eingelangt, welche bestätigt, daß 3000 Boerrn unter Bayer sich anschicken, in portu giesische» Gebiet «inzufallen, um Lebensmittel zu beschaffen. (B. Z.) * Bloemfontein, 2. August. Hermanus Steijn, «in Vetter de» Präsidenten, ist am 31. Juli bei FickSburg gefallen. * Eapstadt, 2. August. Meldungen aus Kimberley besagen, di« Boeren und Aufständischen seien in den District Barkly East eingerückt. Außerdem sollen Boeren in den Cedar-Bergen, in der Nähe von Tlam William, stehen. * Bon Cecil Rhode» wird erzählt, daß er für die Kosteu der Lertheidigung der Diamantminen in Kimberley, die ihm und der De BeerS-Gesellichast, also Privatleuten gehören, eine Rechnung von 300 000 Pfund (6 Millionen Mark) an die Re- gierung eiugereicht hat. Der Kriegsminister Brodrick mußte im Unterhaus! zugcbcn, daß sich in der ursprünglichen Eingabe der De BecrS-Gesellschajt u. a. auch die folgenden Forderungen be- sanden: 19 Pfd. St. 10 Sh. sür einen Kranz auf das Grab eine» StabSosficier»; 70 Pfd. Sterl. für Droschkenfahrten für einen von der Gesellschaft rngagirten ZeitungSberichterstatter; 788 Pfd. Sterl. Botenlohn für Eingeborenenläufer, die sür Mr. Rhodes Zeitungen von Modder-River zn holen hatten; 25 Pfd. St. von Mr. Rhodes gemachten Auslagen, um einen Privatbrief nach Mafeking zu senden! Man muß die Unverfrorenheit Rhode»' bewundern, der von den britischen Steuerzahlern verlangt, daß sie ihm die DroschkenauSlagen der ZeitungSberichterstatter» die er in seinem Gefolge hat, zurück erstatten. Die Regierung schickte der De Beers-Geselljchast dir Ein- gab« mit der bösliche» Andeutung zurück, daß Li« Sache denn doch «twa» unnatürlich sei, und die Gesellschaft hat nun ihre Forderungen von 300000 aus 54 641 Pfd. St. herabgesetzt. Deutsches Reich. s. Leipzig, 3. August. Vom Chef des Hofstaates der Landgräfin von Hessen, von Bothmer, wird dem „Mein. Cour." mitgethrilt, „daß die Meldung von dem Uebertritt der Landgräfin zur katholischen Kirche iu keiner Weise zutreffend sei. An der Meldung sei nur da» richtig, daß die Landgräfin iu letzter Zeit nickt die evangelische Kirche, sondern den katholischen Dom in Fulda besucht hat. E» wäre uns lieber gewesen, wenn in dem Dementi de» Herrn von Bothmer auch gesagt worden wäre, daß die Landgräfin von Hessen auch nicht beabsichtige, zur katholischen Kirche überzutreten. Da- ist leider nickt versichert worden, und deshalb ist wohl, zumal Angesicht- der positiven Meldungen über Einzelheiten von dem ConvrrsionSunterricht und de- zugestandenen regelmäßigen Besuch» deS Fuldaer Dom», die Muthmaßung erlaubt, da» formell jedenfalls correcte Dementi finde seine Hauptstütze in dem Umstand, daß der Uebertritt noch nickt erfolgt ist. Indessen darf man ja vor der Hand noch hoffen, er werde überhaupt nicht erfolgen, besonder» da durch die vorzeitige Erregung der öffentlichen Aufmerksamkeit die Kreis« der rührigen Propagandisten der römischen Kirch« gestört worden sind. Daß an Stelle der von unS au-gedrückten Hoffnung bei anderen Blätteru andere Gefühle in dieser Sache treten, ist zweifellos und im Allgemeinen ist das andere Gefühl nach dem Charakter der betreffenden Interessenten von vorn herein ohne Schwierigkeit zu bestimmen. Nur bezüglich eines sehr ernsthaften Berliner Organe», eaS bisher nicht als von ultramontanen Velleitäten geplagt beksnnt war, muß man nach einer neuerlichen Aeußerung Zweifel hegen, wie eS sich eigentlich zu der Angelegenheit stellt. Die „Berl. Neuest. Nachr." schrieben gestern Abend, also noch vor dem Dementi deS Herrn v. Bothmer: „Die zur katholiichen Confession übergetretene Landgräfin Anna von Hessen kann auf merkwürdige Lebensschicksale zurückblicken. Ihr ältester Sohn ertrank kurz nach dem Tode des Vaters vor reich- lich einem halben Menschenalter unweit von Sumatra auf einer Studien reise; ihr zweiter Sohn, Landgraf Alexander, ist erblindet; viel eicht haben diese Schicksalsfügungen die hohe Frau dein Uebertritt zum KatholiciSmus geneigter gemacht. Man entsinnt sich dabei weiland der bayerischen Königiu-Dittwe Marie, der Mutter der beiden unglücklichen Könige Ludwig II. und Otto, die gleichfalls unter dem Eindruck schwerer Schicksalsschläge der katholischen Kirche zugeführt wurde." Es wäre doch sehr erwünscht, wenn sich die „Derl. Neuest. Nackr." noch ein klein wenig deutlicher ausdrücke« möchten, damit man hierauf die gebührende Antwort geben kann. Vorläufig wollen wir aunehmen, daß dem Blatte ein Lapsus, wenn auck ein sehr arger und schwer entschuldbarer, unterlaufen ist. Zn diesem Falle thut aber eine Correctur dringend Notb. --- Bcrli«, 3. August. (Lehren der Tbätigkeit der LinienschiffSdivision in Ostasien.) Die vom Nach- richtcnbureau des ReichSmarineamtS redigirte „Marine- Rundschau" erörtert in ihrem Augustheft eingehend die Thätigkeit der Linienschiffsdivision in Ostasien. Von den Ausführungen der „Marine-Rundschau" interessiren besonder» die bezüglich derKohlenversorgung gemachten Erfahrungen und die Schlußfolgerungen, die für den KriegS- schiffSbau sich ergaben. Bei der Kohlenversorgung lagen die Verhältnisse insofern ungünstig, als einerseits ein Verband von L Schiffen hierin viel weitergeheude Forderungen stellt, als ein einzelnes Schiff, andererseits alle Kohlenstationen durch den außergewöhnlich regen Dampferverkehr im Uebermaße beansprucht waren. Für die Reise der Division waren die erforderlichen Kohlenmengen an den anzulaufenden Plätzen vom Reichsmariueamt sicher gestellt. Die Ergänzung konnte aber weder in Gibraltar, noch in Aden, Colombo und Smgapore mit der gewünschten Sicherheit und Schnelligkeit erfolgen. Nur in Port Said überwand die Großartigkeit de» Betriebe» und der Cvncurrenz alle Schwierigkeiten, in den andere« Häfen schuf der Mangel an Arbeitern und Prähmen, sowie das Bestreben der Lieferanten, aus der vorhandenen Noth- lage Nutzen zu ziehen, unangenehme Situation. Die Noth- Wendigkeit, sich in dieser Beziehung von den nichtdeutschen Kohlenfirmen unabhängig zu machen, kam offenkundig zu Tage. * Berlin, 3. August. Für den verstorbenen Staats minister a. D. v. vr. Bosse sand heute Vormittag in der Matthäikirche, deren PatronatSvertreter der Verewigte erst vor Kurzem geworden, «ine weihevolle Trauer feier statt. Im Auftrage des Kaisers legte Staatsminister Stobt, der in großer Uniform erschienen war, einen kostbaren Kranz am Sarge nieder. Die Kaiserin hatte ihren Lberhosmeister Freiherrn v. Mirbach mit einem nicht minder schönen Kranze entsandt. Am Fußende deS Sarge- lag daS große Palmenarrongement, welches das StaatSministerium „in treuer Erinnerung an langjährige gemeinsame Mitarbeit" gewidmet hatte. Zur Rechten sah man den Kranz des CultuSministerium», dessen Mitglieder, soweit sie in Berlin anwesend sind, mit dem Unter staatssekretär Meyer und den Ministerialdirectoren Althosf und Schwartzkopff vollzählig der Feier beiwohnten. Im Namen der Beamten des Ministeriums erschien Geh.-R. Scheibe mit einem mächtigen Kranze. Persönlich erwiesen ferner dem Verstorbenen die letzte Ehre die Minister v. Thielen, v. Goßler und Möller, der Staatssekretär Nieberding, dessen Amt, das Reichsjostizamt, auch einen Kranz widmete; die Präsidenten Gäbel uud Koch und viele andere hohe Beamte der Centralbehörden, sowie die früheren Minister Oberpräsident v. Bötticher und von Heyden. Der Präsident de- Evangelischen Lberkirchenrath» v. Barkh ausen erschien mit dem Consistorialpräsidenten Schmidt, dem Generalsuperintendenten Faber, dem Feldpropst Richter und vielen Geistlichen. Man sah ferner den Oberpräsidenten von Bethmann-Hollweg, den LandeSdirector Frhr. v. Manteuffel, den Regierungspräsidenten v. Moltke und den Polizeipräsidenten v. Windheim. Die Akademie der Wissenschaften wurde durch den Vorsitzenden Sekretär Geh. Rath AuwerS, die Akademie der Künste, die ihrem früheren Curator einen großen Kranz gewidmet, durch Präsident Ende, die Universität durch den Prorector Prof. Fuchs vertreten. Mit dem Banner der Universität nahm der theologische Studentenverein zu Seiten de» Katafalks Aufstelluug, ihm hatten sich mit ihren Bannern und Fahnen der historische, der recht», wissenschastliche und der pharmacognostische Verein der Universität angrschlosscn. Auch die technische Hochschule war vertreten. Die Aachener technische Hochschule hatte einen Kranz geschickt, ebenso der akademische Verein Hütte und Director und Lehrerkollegium der akademischen Hochschule der bildenden^ Künste hierselbst. Groß war die Theilnahme der Lehrerschaft. Der deutsch« Lehrervrrekn hatte „dem treuen Lehrerfreunde", der Preußische Lrhrervereiu „In Lieb« und Dankbarkeit", der Brandenburgische Proviziallehrerverbaud „Ja Verehrung und Dankbarkeit", Berliner Lehrervrrein „Dem warmherzigen Förderer der Volksschule" und der Verein Deutsche» Lehrerheim „Seinem hochherzigen Förderer uud Beschützer" Kränz« gewidmet. Weitere Kränze spendeten dir Deutsche Shakesprare- gesellschaft, die Preußische Hauptbibelgesellschast, drr Etntzt-
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