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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010809025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901080902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901080902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-09
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— Durch Erlaß der evangelischen Oberkirchenrathe« wird in Zukunft auf besondere Anordnung de» Kaiser» die in da» allge meine Kirchengebet eingeschaltete kirchliche Fürbitte für die in Eh, na weilenden Truppen nicht mehr ge- sprachen werden. — Zur Besichtigung der industriellen Werke Berlin» wird hier eine Gesellschaft französischer Ingenieur» ein treffen, die zur Zeit die BergwerkSanlagen und -Einrichtungen in Oberschlesten studirt. — Eine für Handwerker wichtige Entscheidung ist in einem Streitfall jüngst von der Aufstcht»behörde getroffen wor den. In Neuwedell besteht eine BäckerzwangS- innung, welche sämmtliche Ortschaften de» zuständigen Amts bezirks umfaßt. Bor einiger Zeit meldete sich der Bäcker N. au» dem Nachbarorte Callie» bet der Innung, um vor ihr seine Meisterprüfung abzulegen und al» Mitglied einzutreten. Der Borstand gab dem Antrag Folge und N. wurde nach bestandener Prüfung zum Meister ausgerufen und al» Mitglied ausgenommen. Hierüber erhob ein Jn- nungimitglied Beschwerde mit der Begründung, daß N. erst 2^2 Jahre im Bäckereigewerbe beschäftigt sei und CallteS nicht zum JnnungSbezirk gehöre. Die Beschwerde ist von der Aufsichtsbehörde als begründet erachtet worden; der Bäcker N. wurde als Mitglied gestrichen und die Verleihung dcS Meister titels an ihn zurückgezogen; auch hat er den ihm seiner Zeit über reichten Meisterbrief wieder herausgeben muffen. — Der Minister des königlichen Hause», v. Wedel!, traf gestern von Homburg hier ein und reiste Abend» zurück.' — Angekommen sind der Staatsminister vr. Studt au» der Provinz Schleswig-Holstein, der Vorsitzende der Verwaltung deS Reichs-JnvalidenfondS, Wirkliche Geheime Ober-Regierungs- rath vr. Rösing vom Urlaub. Abgereist sind der Staats minister und Minister für Handel und Gewerbe Möller nach Kupferhammer bei Brackwede, der Präsident des ReichSbank- Directoriums, Wirkliche Geheime Rath vr. Koch, mit Urlaub nach Tirol. — Der neu ernannte persische Gesandte am hiesigen Hofe, Mahmond Khan, Ehtecham - es - Saltaneh, ist in Begleitung des Sekretärs Hovhannes Khan gestern Abend aus Pqris hier eingetroffen, ebenso ist der Militär-Attachö an der hiesigen englischen Botschaft, Oberst Waters, gestern aus London hier eingetroffen. - D Bremerhaven, 9. August. (Telegramm.) Don dem Transportdampfer „Palatia" wurde das 3. ostasia tische Infanterie-Regiment, sowie 300 Kranke, im Ganzen 39 Offeriere und 1609 Mann, gelandet. Auch die von der „Palatia" übergeführte Leiche deS Gesandten Kett«ler> wurde gelandet. * Posen, 8. August. Im Anschluß an den bereits ver öffentlichten Beschluß des 34. Provinziallandtages, betreffend die Bereitstellung von 500000 für NothstandS- Darlehne, wird mitgetheilt, daß der Landtag noch folgende Resolution beschlossen hat: „Der 34. Provinziallandtaa richtet an die königliche Staatsregierung die Bitte, der mit Provinzialabgaben höchstbelasteten Provinz Posen die Ueber- nahme der heute zur Linderung der Nothlage beschlossenen Leistungen dadurch zu erleichtern, daß zwecks Abwendung weiterer finanzieller Inanspruchnahme der Provinz als Garantie-Verband der Provinzial-Hilfscasse aus Anlaß der in folge der eingetretenen Mißernte zu erwartenden bedeutenden Rückstände und Ausfälle an Zins- und Tilgungsraten den als nicht zahlungsfähig sich erweisenden Schulgemeinden und Meliorations-Genossenschaften, welchen auf Antrag der staat lichen Behörden Darlehne auS der Provinzial-Hilfscasse ge währt worden sind, zur rechtzeitigen Abführung der Zins- und Tilgungsbeträge der beiden nächsten Termine und zur Ver meidung der Zwangsbcitreibung außerordentliche Beihilfen auS Staatsmitteln, bezw. den Meliorations - Genossenschaften aus dem durch Staats- und Provinzialmittel gebildeten außer ordentlichen Meliorationsfonds des laufenden Jahres in mög lichst weitgehendem Maße gewährt werden." Dortmund, 8. August. Der hiesige Polen tag, der auf den 4. und 5? August vom Polenverband für Mittel- und Westdeutschland einberufen worden war, wies einen verhältniß- mäßig zahlreichen Besuch auf. Es waren Abgesandte der Polenvereine aus Rheinland, Westfalen, Hannover, Sachsen, Braunschweig u. s. w. vertreten. Eine ganze Reihe längerer Leitsätze wurde angenommen. Hiernach fordern die Polen im Westen nicht nur Polnisch sprechende Geistliche, sondern Geist liche polnischer Nationalität, „welche die nationalen Bedürfnisse der Polen in der Fremde verstehen und gehörig berücksichtigen". Nach Ansicht des Polentages darf sich ein wahrer Pole nur mit einer Polin verheirathen und umgekehrt eine Polin niemals einen deutschen Mann nehmen. Der Aufenthalt der Polen im Westen soll möglichst nur vorübergehend sein. Der aus gewanderte Pole soll daher vor Allem bestrebt sein, in der Fremde so sparsam als möglich zu leben, damit ihm eher Ge legenheit geboten ist, nach der Heimath zurllckzukehren und dort Grundbesitz zu erwerben. Auch wird allen Polen angerathen, sich den schon bestehenden polnischen Arbeiterorganisationen anzuschließen oder bei Bedarf neue zu gründen. Zum Schluß wird betont, daß es heilige Pflicht der Eltern sei, ihren Kindern zunächst die Muttersprache zu lehren. * AuS Cronberg meldet die „Köln. Ztg.": Husaren posten, die an allen Straßenkreuzungen von Homburg bis Cronberg, namentlich an den Waldungen stehen, fanden im Walde vier Italiener, die nach Oberursel und, da nichts Verdächtiges bei ihnen gefunden wurde, von da weiter nach Frankfurt gebracht wurden. Die in Oberursel beschäftigten italienischen Arbeiter werden strenge über wacht. 19 von ihnen erhielten stricte Weisung, sich außer der Arbeitszeit nicht auf der Straße zu zeigen. Husarenposten stehen in unmittelbarer Nähe dieser Arbeiter. Bei einer früheren An wesenheit des Kaisers in Cronberg wurde der Sekretär der Anarchistengesellschaft, ein bekannter italienischer Anarchisten führer, über die Grenze gebracht. Heute ist nach Ansicht der »Köln. Ztg." die dortige Gegend von Anarchisten frei. * München, 8. August. München hat bei 37 Schul häusern und 45 000 Volksschulkindern zwei Simultan schulen, die geschaffen wurden, als die Volksschulkinderzahl die Hälfte der heutigen Zahl betrug. Die Anmeldungen zur Simultanschule übersteigen alljährlich bedeutend die Aufnahme möglichkeit. Nach einem Beschlüße des Magistrats von 1883 dürfen- nicht mehr Kinder zur Simultanschule zugelassen werden, als in den beiden Simultanschulen untergebracht werden können. Die socialdemokratischen Gemeindebevollmächtigten stellten nun vor einiger Zeit den Antrag, den Magistrat zu er suchen, diese Bestimmung aufzuheben und Anordnung zu treffen, daß in Zukunft allen Anmeldungen zur Unterbringung von Kindern in Simultanschulen entsprochen werden kann. Beide Anträge wurden heute nach wiederholter früherer Ab setzung von der Tagesordnung vom Gemeindecollegium mit 26 liberalen, socialdemokratischen und der demokratischen Stimme gegen 22 Nerikalr Stimmen angenommen. Ein kranker Kleri kaler ließ sich in den Sitzungssaal tragen. Auf liberaler Seite fehlten einige Mitglieder. Frankreich. Der Zwischenfall mit »er Pforte. * Paris, 8. August. Der „Temps" meldet, Alle» veranlass« zu dem Glauben, daß der Zwischenfall zwischen Frankreich und der Türkei sehr rusch und rn befriedigender Weise er» ledigt werd«. > " Italien. General varatiert s Der gestern, wie gemeldet, in Sterzing (Tirol) verstorben« General Baratieri war am 13. November 1841 in Condino in Tirol geboten, hat also kaum ein Alter von 60 Jahren erreicht. Schon früh trat er in die militärische Laufbahn ein, kämpft« 1860 mit Garibaldi in Stritten, dann 1866 mit ihm in Tirol. Baratieri trat darauf in das italienische Heer ein, wo er «in« rasche Carriöre machte. Den Höhepunct seines Lebens bildet« seine militärische Thätigkeit in der erythräischen Colonie, di« allerdings auch mit seinem tiefsten Sturz endete. Er erobert« am 17- Juli 1894 Kassa la und erfocht im Januar 1L9S über den abessinischen Heerführer Ras Mangascha die glänzenden Siege von Coatit und Senafe, wofür er zum Generalleutnant ernannt wurde und auch von Kaiser Wilhelm eine Glückwunschdepesche und eine hohe Ordensauszeichnung er hielt. Ein neuer glänzender Stern schien am militärischen Himmel aufgegangen zu sein, aber e» war nur ein Meteor, der ebenso rasch wieder erlöschen sollte. Der NeguS Menelik sammelte ein großes Heer gegen die Italiener und ging endlich, nachdem Baratieri trotz zahlreicher Warnungen die kostbare Zeit unbenutzt hatte verstreichen lassen, Ende 1895 zum Angriff über. Schlag auf Schlag folgten nun die Niederlagen der Italiener, die heldenmüthig gegen eine ungeheuere Uebermacht fochten. Das kleine Corps des Majors Toselli wurde bei Amba Aladschi am 8. December vernichtet, er selbst fand den Heldentod. Sechs Wochen lang wurde eine kleine tapfere Schaar Italiener in Makalle belagert, bis sie capituliren mußte, Beide Niederlagen erfolgten, ohne daß Baratieri auch nur den Finger rührte. Schließlich ereilte auch ihn selbst das Ver- hängniß, und am 1. Marz 1896 holte er sich bei Adua oder Abba Carima eine vernichtend« Niederlage. Er wurde sofort cassirt und vor ein Kriegsgericht gestellt, daS vom 5. bis 12. Juni 1896 in Massaua tagte, aber mit seiner Frei sprechung endete. Kurz darauf nahm Baratieri seinen Ab schied und lebte seitdem in Tirol. Schon lange hieß es, daß er kränkele, doch hat er seinen Ruhm noch um mehr als fünf Jahre überlebt. Ter neue deutsche Zolltarif. AuS Rom erhält die „Polit. Corr." folgend« Mittheilung: Gegenüber den zum Theile lebhaften Anfechtungen, welchen der Entwurf des neuen deutschen Zolltarifes in Italien, 'wie ander wärts, in der Presse, sowie seitens kommerzieller Körperschaften andauernd ausgesetzt ist, wird an unterrichteten Stellen geltend gemacht, daß der entscheidende Punct doch nur in dem Ge- sammturtheile darüber liegen könne, ob man sich auf die Even tualität, daß die deutsche Reichsregierung selbst zum Bruche mit der Handelsvertrcrgspolitik entschlossen sein werde, gefaßt zu machen habe. Zur verneinenden Beantwortung dieser Frag« darf man sich nun nicht durch die Erwägungen, die sich bei der Prüfung der gelammten handelspolitischen und politischen Stellung Deutschlands aufdrängen, sondern auch durch gewisse Informationen ermuthtgt fühlen. Beachtenswcrth ist unter An derem der Umstand, daß in Mittheilungen von deutscher Seite bezüglich dieses Gegenstandes nicht unterlassen worden ist, den Projectscharakter des veröffentlichten Entwurfes zu betonen. Gestützt auf die angedeuteten Momente, hält man in Rom an der Zuversicht fest, daß für di« deutsche Reichsregierung der Abschluß von neuen Handelsverträgen ein kräftig anzustrebendes Ziel bilden und daß es ihr daher ay grundsätzliche: Bereitwilligkeit zu Zugeständnissen, deren Nothwendigkeit im Interesse der Er reichung dieses Zieles sich ergeben wird, nicht mangeln werde. Spanien. Antiklerikale Bewegung. * Madrid, 8. August. Die Stadtverwaltung von Coruna hat die barmherzigen Schwestern aus dem Krankenhause ausgewiesen. Mehrer« Damen aus der Stadt erboten sich bis zur Anstellung von Krankenpflege rinnen zur Hilfeleistung. Großbritannien. Kaiserin Friedrich f; SrönungSctd. * London, 8. August. (Oberhaus.) Lord Salis bury beantragt eine Beileidsadresse an den König, ähnlich der vom Unterhause angenommenen, und führt aus: Wir haben allen Grund, dem König und dem deutschen Kaiser unser Mitgefühl bei ihrem furchtbaren Verlust auszusprechen. Wir können unserem König nur versichern, wie tief sein Verlust uns berührt, und dem Sohne der verstorbenen Kaiserin kund thun, wie sehr wir an seinem Schmerze theilnehmen. Lord Spencer unterstützt den Antrag des Premierministers und führt au»: Die Nation wird den Ausdruck der Theilnahme gegenüber dem Kaiser Wilhelm mit Genugthuung aufnehmen. Wir Alle erinnern uns dankbar der von ihm bewiesenen Kindesliebe und Aufmerksamkeit anläßlich des Todes der Königin Victoria. Darauf wird die Adresse angenommen. * London, 8. August. (Unterhaus.) Der Erste Lord deS Schatzes, Balfour, theilt mit, daß die Regierung die Vorlage, betreffend Abänderung der Erklärung de» Königs bei seiner Thronbesteigung fallen lasse. Orient. Deutsche Vorturner tu« türkischen Heere. I. 6. Konstantinopel, 6. August. Die durch ein Jrade des Sultans angeordnete Berufung von je zwei deutschen Vor turnern für alle türkischen Jnfanterieregimenter wurde auf eine 'Vorstellung deS Finanzministers dahin eingeschränkt, daß im Ganzen nur zwölf Vorturner aus zwei Jahre zu berufen sind. Dieselben sollen je zwei auf je drei Monate einem Regiment überwiesen werden, so daß nach Ablauf der zwei Jahre 48 Regimenter in der Turnerei unterrichtet sein würden. Als Entschädigung sollen jedem Vorturner außer freier Reise und freier Station jährlich 3000 Francs (2400 vM gewährt werden. Die zu Berufenden, welche sämmtlich dem Unteroffi- cierstande des deutschen Heeres angehören sollen, werden zum November dieses Jahres in Konstantinopel erwartet. Russisch-bulgarische Allianz? * Sofia, 8. August. Die Offictere der Garni son Varna gaben gestern ein Festmahl zu Ehren de» russischen Diee-AdmiralS Hildebrand und der russischen Officiere. Der Ministerpräsident Karaweloff und Dice-Admiral Hildebrand wechselten Trinksprüche. Letzterer betonte in seinem Trinkspruche, die russische Schwarze Meer- Flotte werde ihr« künftige Aufgabe zu erfüllen wissen. Er hoffe, eine» Tage» di« bulgarische Flotte an der Seite der russischen zu sehen. «sie«. China. * Tieutfin, 8. August. Der französische General Loroa ist heute von hier abgereist. * Shanghai, 9. August. (Reuter'» Bureau.) Der britische Consul ist nach Nanking abgereift, um mit dem General gouverneur Linkunvi über den Plan der Regulixung dpA Wusung-Flusse»,sich zu bespreche^ Amerika» Ttahlarbelterftreik; Columbien an» Venezuela. - « PittSburg, 8. August. Die Fabrik zur Fertig- stellung von Stahlreifen von Lindsah, Mae Cutcheon L Company, welch« im Juli infolge deS ArbeiterauSstantxS den Betrieb eingestellt hatte, hat denselben mit einer Anzahl Arbeiter, di« der Stahlarbeiter- Vereinigung nicht angehören, wieder eröffnet, ohne daß sich Ruhestörungen ereigneten. Auch Clark'S „Nina- Werke" in Lawneuseville nehmen den Betrieb mit einer kleinen Anzahl der Union fernstehenden Arbeiter wieder auf. * Ncw Park, 8. August. Erzbischof Jreland hielt in einer Katholiken-Versammlung in Hartford (Con necticut) eine Rede, in der er die ihm zugeschriebene Absicht, beim Präsidenten Mac Kinley und leitenden Finanzleuten sich im Sinne einer Vermittelung im StahlarbeiterauSstand zu verwenden, tn Abrede stellt. *" - * Washington, 8. August. Der Geschäftsträger der Der. einigten Staaten in Caracas, Russell, meldet, daß Ver wickelungen mit Columbien befürchtet werden, weil von dort her die angeblich 5000 Mann start« Streitmacht nach Venezuela eingedrungen sei, und daß die Regierung von Vene zuela die Frage berathen habe, dem Gesandten von Columbien seine Pässe zuzustellen. Australien. EtnwanVerungSgesetz. * London, 9. August. (Telegramm.) Die „Times" berichten aus Melbourne: Hier wird die Bestimmung der Gesetzesvorlage betreffs der Einwanderung sehr abfällig besprochen, di« verlangt, daß jeder Einwanderer fünfzig Worte in englischer Sprache nach dem Dictai des Einwande- rungsbeamten soll schreiben können. Man glaubt, daß durch diese Forderung viele achtbare deutsch« und französische Elemente von der Einwanderung ausgeschlossen werden. Vermischtes. Berlin, 9. August. Während des Trauergeläutes auS Anlaß der Landestrauer lö st e sich der meherere Centner schwere Klöppel von der großen Glocke der Kirche zum heiligen Kreuz. Da der Boden der Glockenstube dem wuchtigen Anpralle standhielt, wurde Unheil verhütet. --- Pest, 8. August. In Szent Ivan vergiftete sich eine Frau sammt ihren fünf Kindern aus Noth. Der Hauswirth, welcher sie exmittirt hatte, konnte sich nur durch schleunige Flucht vor der Lynchjustiz seitens der erbitterten Hausbewohner retten. ---- Barcelona, 8. August. In der hiesigen Gasanstalt fand eine Explosion statt, wobei mehrere Personen getödtet wurden. ----- TifliS, 8. August. In Folge derExplosioneines Spiritusfasses brach auf einer Waarenstation der trans kaspischen Bahn ein großes Feuer auS. Fünf Abtheilungen eines Waarenpackhauses und 16 mit Maaren beladene Wagen ind verbrannt, drei Personen gefährlich verletzt worden. - . ---- Als Vie gefährlichste Waare bezeichnet der „Lancet" in einem sehr beachtenswerthen Artikel die billigen Pistolen, die für cm paar Mark einschließlich eines kleinen Munitionsvorrathes niit allen Mitteln der Reklame vertrieben werden. Die Zeitschrift knüpft an einen kürzlich in London geschehenen Selbstmord an, der auch in den „Times" ausführlich besprochen wurde. Es handelte sich um einen jungen Burschen von 19 Jahren, der sich erschossen hatte. Vor ihm lag ein aufgeschlagenes Buch, worin der gedankenschwere Satz angestrichen war: Selbstmörder haben keine Seele. Dieser überspannte Jüngling würde sich vielleicht doch besonnen haben, ehe er sich ertränkt oder erdolcht hätte, auch würde man ihn möglicher Weise daran verhindert haben; Gift ist ebenfalls nicht so ohne Weiteres zu bekommen. Inmitten seiner überhitzten Phantasien fiel ihm aber die Anpreisung einer Firma in die Hand, die für 3 eine Pistole nebst 50 Patronen anbot; er ließ sich die Waffe kommen und dann erfolgte das Weitere. Der Verkauf von billigen Revolvern hat schon vorüber gehend das englische Parlament beschäftigt, aber scheinbar hat man durch einen gesetzgeberischen Eingriff die Industrie zu schädigen gefürchtet. Es muß aber ernstlich erwogen werden, ob nicht der Verkauf von derartigen Waffen durch Einführung einer Steuer, die für die feineren und theuren Erzeugnisse vermindert oder ganz nachgelassen werden kann, an ein Minimum des Preises gebunden werden sollte. Diese Jndustrie-Producte, die ein Mittelding zwischen Waffe und Spielzeug darstellen, können eigentlich nur Schaden hervorbringen und sind eine Quelle der Gefahr entweder für ihre Eigenthümer, die gewöhnlich zu den halbausgewachsenen Burschen gehören, oder für deren Freunde, oder endlich für unschuldige Personen in deren Nachbarschaft. Es vergeht in einer großen Stadt vielleicht kaum eine Woche, ohne daß irgend ein Unglücksfall durch solches Pistolenschießen verur sacht wird, zwar nicht immer ein Selbstmord oder eine absichtliche Verletzung, wohl aber zufällige Verwundungen, und noch mehr Fälle kommen wahrscheinlich gar nicht in die Oeffentlichkeit. Es muß ernstlich die Frage aufgeworfen werden, ob ein Hande! mit solchen gefährlichen und zuweilen tödtlichen Waffen, die sich Jeder für ein ganz geringes Geld beschaffen kann, eines Schutzes werth ist. Allerdings rönnen Mörder und Selbstmörder auch zu Messern, Giften u. s. w. ihre Zuflucht nehmen, aber diese Dinge haben doch wenigstens auch ihren bestimmten Nutzen und ihr Mißbrauch kann verhindert werden. Ein billiger Revolver hat überhaupt keinen Nutzen. Er ist keine Sportwaffe, er ist von ge ringer oder gar keiner Wirkung zum Schutz gegen Angriffe und er ist scheinbar nur dazu da, um im besten Falle einer gewissen Einbildung zu genügen, die zu der Meinung verführt, man be fände sich im Besitz eines wirklichen Schutzmittels, vor Allem aber, um einer durchaus gefährlichen Kinderei oder noch anderen nicht weniger bedenklichen Absichten zu dienen, denen unter allen Um ständen entgegengearbeitet werden muß. In Verbindung mit dem Selbstmord hat der Revolver noch dadurch eine besondere Anziehungskraft, daß er dem allgemeinen Glauben nach einen schnellen Tod verheißt, und so ist er denn in der That dazu be rufen, das größte Unglück in der Hand unbeaufsichtigter, schlecht erzogener und durch verworrene Ideen beeinflußter junger Leute anzustiften. Das sind unüberwindliche Thatsachen, die man im socialen Interesse wirklich in ernste Betrachtung ziehen sollte. vSO. Vvknslüoi», Vlsvkl, S'srrwpr. 1998. liis Inlseertlliiisl lrn t Umimsrrirl IIMM» (vlrootore tztaiuoesr L». Ld«»ult<»a, Jur tz verargt »ll» LoodtogorobtUt« w <isu Verewigter: 8w»tvu: Lck> «üwtdoo, ^ueülvnkt« mr «olodo, 8obulätorctvrunt,'Sll, Lrnultolnugen > to twukmLrm. mut ?»tout-Hug<üetzzvoksitoll. Tageskalenöer. Telephon-Anschluß: Prprdtti»» de» Leipziger Tageblatt«» . .... Nr. »Sfi Rcdactton de« Leipziger Tageblatte- . . -1 - ll»K. vuchpruckeret d«» Leipziger Tag,blatte« (G. Polz) - 117» Alfred Hohn vorm. Ott» Klemm'» Sortiment, Ftltal»; UoP- versitätsstraße 3: 4046. Louis Lösche, Filialen deS Leipziger Tageblattes: KatLariueo- . siraße 14: 2935. Königsvl-iü 7: 3575. Handelskammer, Neue Börse. Tr. L, I. (Eingang an der Spar- casse). Vorlegung von Patentschriften v—12 und 8—7 Uhr Fernsprecher Nr. 506. ">> Leipziger vörfenhave (Neue Börse, Eingang BlÜcherplatzX Leit institut und telegraphisches Corrrspondenzburrau (Filiale deS Wolfs'fche» Telearapheubureaus in Berlin). In. uud auSUludische Zeitungen und Journale. Politische und kommerzielle Drpejcheu in reichster Anzahl. » AnSkunstSstelle für Wohnung»- und GeschäftSräume- Luchende: Allgemeiner Hausbesitzer-Verein, Ritirrftr. 4, I. Stadt-Steuer-Etnnahme. Geschäftszeit: 8 Uhr vormittag» bi» 1 Uhr Nachmittags und 3 bis 6 Uhr Nachmittags. Die Steuer rassen sind für das Publicum geöffnet von 8 Uhr Vormittag» bi» 1 Uhr Nachmittag- und 3 bi» 4 Uhr Nachmittag». Städtisches Leihhaus, Nordstrabe 2. ExpeditlonSzelt: An ;rd,m Werktage von früh 8 Uhr ununterbrochen bis Nachmittag» 3 Uhr, während der Auktion nur bis 2 Uhr. Eingang: für Psandvrrsatz und theilweije Bersatzerneuerung (sogenannte Herausnahme) gegen über dem neuen Börsrngebäude, für Einlösung uud Versatz- crneuerung (sogenannte Verlängerung) vou der Nordstratzr. Städtische Sparkasse Leipzig I.. Nordstraße 2. ExpedittonSzeit: An jedem Werktage. Einzahlungen, Rückzahlungen und Kün digungen vou früh 8 Uhr ununterbrochen bi« Nachmittag« 3 Uhr. Eingang von der Promenadenseite. — Effecten - Lombardgeschast pari. link«. — Annahmestellen für Sparrinlagenr Otto BarkuScy, Tauchaer Str. 5; Gebrüder Spillner, Windmühlrnstr. 87; Heinrich UnruhNochf., Wrststr.33; Julin« Hoffmann, PeterSstrinw.3; Paul Rödl ü Fa. H. F. Rivinu«, Grimmatscher Steinweg 17. Städtische Sparrasse Leipzig II. Hauptcass« L-Reuduitz, Grenzstrabe 3, Expeditionszeit: An jedem Werktage ununterbrochen von srüh 8 Uhr bis Nachmittags 3 Uhr. Nebenstelle Connewitz, Schulstrah« 5, ExpedirionSzeit: Dienstag«, Donnerstag« u. Sonn- abends früh 9 bi« 1 Uhr, Montag« Nachmittags 3 bi« 6 Uhr. Nebenstelle Plagwitz (im Rathhause Plagwih), Expeditionszeit: Täglich von früh 8 bis 1 Uhr, Nachmittags 3 bis 5 Uhr. Neben stelle Gohli« (am Kirchplatze 1), ExpedittonSzeit: Montag«, Mitt woch« und Freitag« von früh 8 bi« 1 Uhr, Nachmittag« 3 bi» 5 Uhr. Nebenstelle Eutritzsch (im Rathhaus« Eutritzsch), Expeditivn-zest: Dientags, Donnerstags und Sonnabends von srüh 8 bis 1 Ubr, Nachmittags 3 bi« 5 Uhr. — Annahmestellen für Spar- rin lagen: August Schlag in L.-Neusellerhausen, Wurzn. Str. 49; Udo Kurth in L.-Neustadt, Marktstrabe 32; Friedrich Bentz in L.-Neudnitz, Rabet 6; Adolph Wühler in L.«Reubnitz, Mühlstr. 1. Kgl. SSchs. StandeS-Amt Leipzig I, Seorgenhslle, 1. Etage, Eingang Ritterstrabe Nr. 28 umfaßt die Altstadt Leipzig). Kgl. Sächs. StandeS-Amt Leipzig II in Leipzig-Reudnitz, Dresdner Strotze Nr. 43 (dasselbe umfaßt die bisherigen Vororte Reudnitz, Anger-Crottendorf, VolkmarSdorf, Sellerhausen, Neusellerhausen, Neuschöneseld, Neustadt, Neureudnitz, Thonberg). Kgl. Sächs. StandeS-Amt Leipzig IH in Leipzig-Gohki«, Kirch- platz Nr. 1 (umsabt di« bisherigen Vororte Gohlis und Eutritzsch). Kgl. Sächs. StandeS-Amt Leipzig IV in Leipzig-Plagwitz im früheren Gemeindeamt Plagwitz, Alte Straße 22 (umfaßt die bis herigen Vororte Lindenau, Kleinzschocher, Plagwitz und Schlrußig). Kgl. Sächs. StandeS-Amt Leipzig V in Leipzlg-Connewitz IM früheren Gemeindeamt Connewitz, Echulstraßt 5 (dasselbe umfaßt dir bisherigen Vororte Connewitz und Lößnig). Die Standesämter I, 11, II! und IV sind für Anmeldungen geöffnet Wochentags von 9—7,1 Uhr und 3—5 Uhr. Sonn tags und Feiertags von 11—12 Uhr, jedoch nur zur An» Meldung von todtgeooren en Kindern und Strrbefälleu. Da« Standesamt V ist geöffnet DIenStagS, Donnerstag« «nv Freitags Vormittags 8 bis V,I Uhr, Nachmittag« 3 bi« 6 Uhr, Montags Vormittag« 8 bis 7,1 Uhr, Mittwochs und Sonnabends Nachmittags 3 bis 6 Uhr, Sonntags von II bis 12 Uhr zur Anmeldung von Sterbefällen. Eheschließungen erfolgen in sämmtkichen Standesämtern nur an Wochentagen Vormittags. Städtische Markthalle, Roßvlatz 1b, im Sommerbalbjahre für das große Publicum Wochentags Vorm. 6—1 Uhr, Nachm. 4—8 Uhr (Sonnabends und an Tagen vor Festtagen bis 9 Ubr) geöffnet. Städtische Anstalt für ArbeitS-Nachweisung (Thomasring Nr. 11, 1. Etage), werktäglich geöffnet Vormittag« vou 8 bis 12 Uhr, Nachmittags von 7^—7,7 Ubr. Werkstätte für ArdeitSlose (HoSpitalftratze K): Arme Arbeit«, lose finden tageweise Beschäftigung gegen Verpflegung tu der Herberge zur Heimath. Holzspalterei-Werkstätte für Arbeitslose liefert gesp. kieferne« und buchene« Brennholz I. Qualität, reelles Maß. HoSpitalstr. 9. Arbeitsnachweis der «öntgl. Sächsische» Militatrvereiue für entlassene Reservisten und ehemalige MUitatrS. Central stell«: Burgkellrr - Etablissement, Neichsstraße Nr. 5, I. Jeden Wochentag Abend« von 8 bi- 9 Uhr geöffnet. Herbergen zur Heimath I: Seeburgstr. 21; II: Gneiseuaustr. 10 uud III.: Täubchruweg 14. Nachtquartier 25, 30 und 50 Tasse Kaffee 5 Mittagessen 10 und 35 ,4- Marthahaus, Löhrstraße 9. Mädchenherberge, Mädchen- hort, Haushaltung«schule uud HoSpiz für reisende Damen. In der Mädcheuherberg«: Nachtlager u. Frühkaffee 30 H, volle Kost und Wohnung 60 >4- Stellenvermittelung für Herbergende kostenlos, für andere Mädchen gegen 50 Schreib gebühr. Berkäuferiunen, Kindergärtnerinnen rc. finden bessere Unterkunft für 1 20 -4 täglich bei voller Pension. Sprechzeit der Oberschwester: 9—12 Bonn., 3—6 Nachm. Marienhetm, Mädchenherberge »er Jnn.Mtffton mit Dienst- »ern:itteIung,Ouerstr.15,H. Kostu.Wobn. bl.60/4, Nachtlager u. Frühkaffee 30^.—Stellenvermittelung (9—12,3—7 Uhr) für Herbergende kostenlos, für andereMädchen nur 50>4 Schreibegebühr. Daheim für Arbeiterinnen, Sophienstraßr 28, I., wöchentlich 1 ^l für Wohnung, Heizung, Licht und Frühstück. LebrltngSdahet«(Gneisenallstr. 10,1.).Familienpens.f. uubescholt. Lehrlinge jeden Beruf«; freundl. Wohn., gute Kost, chrtstl.Heutsches Familienlebeu, mou. 28 AuSk. u. Anmeld. b. Borst. Krüger. Ev. Männerberetn: VereinshauS Roßsiraße 14. Versammlung jeden Donnerstag Abends 9 Uhr. - -- Evangelischer JSuglingSverein I lVereiuShau«, Roßstraße IP. Versammlung an jedem Abend. - Evangelischer ZiingltugSverein II (Lrssiugstr. V, MarrhauSlaal). Evangelischer Lünglingsvrretn »er Thomas,emeiude: Burg- straße Nr. 5, T Evangelischer JünglingSvereiu »er PeterSktrchengemein»e: BereinSIocal Lmilleustrab« 10 Mer'; MntkojLer iMei- v. k. ?. Ao. 85676. »UN ru dsriotwn üunrk meins ksdfik I-olprlx-I-loäovLU «Ivr lisi-en Vvi'kLukgvsokLttv. o L R/L - 0, U Kvc-dil« Lu«-«lvbuuog: I^lprig 18R7,
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