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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190010310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19001031
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19001031
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-10
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- Monat1900-10
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1900
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Nachdem Ottendorfer, der Besitzer der „New Aorler Staatsztg.", sich in einem Manifest zu Gunsten der Wahl M a c Kinley's ausgesprochen hat, kann man es als gewiß an nehmen, daß der größte Theil der in den Vereinigten Staaten lebenden Deutschen thatsächlich auch bei der Präsidentschaftswahl für Mac Kinley dotiren wird. Ottendorfer hat sich seit vielen Jahrzehnten schon die größten Verdienste um das Deutschthum in den Vereinigten Staaten erworben, und es ist keiner der schlechtesten Züge der Deutsch-Amerikaner, daß sie in politischen Dingen fast immer der Führung bewährter Deutscher, aus die das neue Vaterland ebenso stolz sein kann, wie das alte, folgen. Den Managern der Wahl Mac Kinley's wird bei dieser Er klärung Ottendorser's ein Stein vom Herzen gefallen sein. War die Wiederwahl des gegenwärtigen Präsidenten auch wahrschein lich, so war sie doch keineswegs gewiß, und jedenfalls ließ es der Gegenkandidat Bryan an Rührigkeit nicht fehlen. Er hatte zrndem den Vortheil, daß er persönlich mit voller Energie in den Wahlkampf eingreifen konnte, während Mac Kinley durch seine Stellung als Präsident behindert war. So ist also der Entschluß der Deutschen für die Anhänger Mac Kinley's von größter Be deutung. Bälden doch die Deutschen einen recht erheblichen Pro centsatz der Bevölkerung in den Staaten Wiskonsin, Connecticut, Illinois, Minnesota, New - Jork, New - Jersey, Nebraska, Ohio, Michigan, Iowa. Im Norden und in der Mitte des Gebietes der Vereinigten Staaten also kommt die politische Stellung nahme der Deutschen ganz erheblich in Betracht. Es ist unzweifelhaft, daß die Deutschen diesmal mit mehr Unlust, als je zuvor, an die Erfüllung ihrer Wahlpflicht Heran gehen. In früheren Zeiten war es für die Deutschen immer gegeben, für di« republikanische Partei einzutreten. Sie hatten fast ausnahmslos in dem großen amerikanischen Bürgerkriege Schulter an Schulter mit den republikanischen Nordstaatlcrn gefochten, und so war es ganz selbstverständlich, daß sie auch bei den politischen Wahlen für die Republikaner eintraten. Leider aber stellt« sich in der republikanischen Partei und damit auch in der von dieser Partei beherrschten Regierung «ine immer stärkere Korruption heraus, die besonders währnd der zweiten Präsident schaft Grant'» ihren Höhepunkt erreichte. Erst Ende der sieb ziger Jahre trat eine kleine Besserung ein, und unter dem Präsi denten Garfield schien es, als ob es den Deutschen ermöglicht werden könnte, bei der republikanischen Partei zu verharren. Leider aber wurde Garfield nach wenigen Monaten ermordet, und unter seinem Nachfolger blühte die Korruption stärker, als je zuvor. Deshalb trennten sich die Deutschen Mitte 'der achtziger Jahre mit schwerem Herzen von der Partei, der sie Jahrzehnte hindurch angchört hatten, und traten der demokratischen Partei bei. Nicht zum geringsten Theilc hierauf war der Sieg der Demokraten bei den Wahlen von 1885 und 1893 zurückzuführen. Unglücklicher Weise trat nun durch die währungspolitischen Fragen eine Spaltung der demokratischen Partei ein, deren stärürer Flügel <den in der Währungsfrage einen ganz extremen Stattdpunct einnehmenden Bryan aufstellte. Die Folge davon war, daß die Deutschen sich gezwungen sahen, abermals einen politischen Frontwechsel vorzunehmen und für die Republikaner einzutreten. Entschieden sie sich aber schon bei den vorigen Wahlen durchaus nicht mit leichtem Herzen für Mac Kinley, so thun sie es diesmal noch unlieber. Denn einmal hat inzwischen Mac Kinley die Befürchtungen wegen seiner extremen Schutz politik gerechtfertigt, zweitens sind während seiner Präsidentschaft die Deutschen in den Vereinigten Staaten vielfach drangfalirt worden, und schließlich wird Mac Kinley gerade von den Im perialisten auf den Schild erhoben, von denen di« große Mehr zahl der Deutschen nichts wissen will, weil sie mit Recht in dem Imperialismus eine große Gefahr für die gesunde Entwickelung des Landes und zugleich die Gefahr von Reibungen mit fremden Staaten erblickt. Indem so die Deutschen nur darum für Mac Kinley e'm- kreten, 'weil sie in ihm das „kleinere Nebel" erblicken, erwächst ihnen zugleich noch ein Nachtheil in nationaler Hinsicht. Denn in dieser Situation sind sie nicht in der Lage, ihre Hilfe an Bedingungen zu knüpfen. Die Nativisten können ja darauf Hin weisen, daß die deutsche Wahlhilfe keine freiwillige ist und nicht aus Wohlwollen für die republikanische Partei erfolgt, sondern daß di« Deutschen sie nur gewähren, nm das Land und sich selbst vor schweren wirthschaftkichen Krisen zu bewahren. Sollte aber gar, was freilich recht unwahrscheinlich ist, die Partei Bryan's an das Ruder gelangen, so wird den Deutschen die den Republi kanern geleistete Wahlhilfe sicherlich nicht vergessen werden. Wie also auch das Wahlergebnis! sein mag: die Deutschen in Amerika werden kaum Grund zur Freude haben. Die Wirren in China. „Daily Expreß" berichtet auSShanghai vom 29. October: Li und Tsching leiteten die Frtetzensverhandlungcn auf der Grundlage des Vorschläge- ein, daß China eine Entschädigung von 10 Millionen Pfund Sterling zahlen solle. Die chinesischen Bevollmächtigte» beantragten, daß die Entschädigung in 60 Raten gezahlt werde und die Likin- und übrigen Zölle unter fremde Controle gestellt werden, bis die Schuld getilgt sei. Da- diplomatische CorpS erwäge diese Vorschläge. Der Kaiser sei entschlossen, nach Peking zurückzukehren, sobald die OccupationSarmee mit Aus nahme der Legationswacken in Stärke von 2000 Mann zurückgezogen sein werde. Der Kaiser wie- die Bevollmächtigten an, sich auch zu verpflichten, daß folgende weitere Be dingungen streng beobachtet werden sollen: daß Tu an zu lebenslänglicher Einsperrung verurtheilt, Tientsin al- internationaler Bezirk behandelt, andere Plätze China- dem internationalen Handel geöffnet werden und China sich deS AnkaufeS von Waffen und Munition im AuSlande enthalte. Zur Beschaffung der Entschädigungssumme beabsichtige China die Einfuhrzölle zu verdoppeln und in einigen Fällen sogar zu verdreifachen. Die „Times" melden, der „Magdeb. Ztg." zufolge, au- Petersburg: Die russische Regierung hat nunmehr den Empfang des deutsch-englischen Abkommens bestätigt. In der Antwort darauf findet sie erstens, daß der Inhalt der Note die Lage keineswegs wesentlich ändere. DaS Princip der offenen Thür werde thatsächlich angenvinmen mit der Erklärung, daß Rußland ihm nicht anders als günstig gesinnt sein könnte, da cü den durch die bestehenden Verträge mit China hergestellten jetzigen Zustand nickt berühre. Die Bestimmung hinsichtlich der Integrität Chinas werde völlig zugestanven, weil Ruß land selber, wie deutlich erklärt worden, zuerst dieses Princip seiner eigenen Politik in China ausgestellt habe. Hinsichtlich des dritten Paragraphen verweise die russische Regierung England nnd Deutschland lediglich auf die rujsicke Note vom 25. August, die erklärte, daß Rußland seine Haltung den Umständen gemäß ändern würde. Ter letzte Paragraph werde sehr kurz abgefertigt mit der Erklärung, daß er keine Bemerkung erheische. Trancrscicr für den Gesandten Freiherr»« von Kettele». Aus Peking, 7. September, berichtet man ver „Köln. Ztg.": Gestern Nachmittag um Uhr fand eine Gedenkfeier für Herrn von Ketteler an der Stelle statt, wo er vor elf Wochen seinen Tod gefunden hat. In den ersten Tagen der Verwirrung und Wiederbelebung, d-ie dem Einzug« dec verbündeten Truppen am 14. August gefolgt waren, war hier in Peking Alles so trüber und drunter gegangen, daß Niemand an Anderes denken konnte, als an seine eigenen häuslichen Angelegenheiten. So wurde erst der letzte Tag, den die Wittwc des verstorbenen Gesandten noch in Peking zubrachte, zu einer Andacht auserseh«», an der die deutsche Gemeinde und die Truppen theilnehmen sollten. Weniger als einen Kilometer nördlich von der großen westöstlichcn Mauer, die die Ehinesenstadt von dem Quartier der Mandschu (Tataren stadt) trennt, findet sich auf dec vom Hatamenthor nördlich laufenden Straße die Stelle, wo Freiherr von Ketteler von chine- ischrn Soldaten überfallen und erschossen wurde. Es ist gerade an der Einmündung einer kleinen Straße, nnd auf dum etwas erhöhten Fahrdamin stehen zmr, Straßenlaternen in jer).n kleinen Pfeile narbigen St.in*. Häuschen, Vie in größeren chinesischen Städten bi« trübe brennenden Oeltampen zur Straßenbeleuchtung auf nehmen. Wenige Schritte davon war auch später der Holzsarg gefunden worden, worin die erschrockenen chinesischen Behörden die Leiche des Ermordeten geborgen und begraben hatten, die erst dann im Garten der Gesandtschaft bcigesetzt wurde. An dieser geschichtlichen Städte versammelten sich Abteilungen der beiden Bataillone der Marine-Infanterie, Abordnungen dec Pionier compagnie und "der Feldbatteri«, die den Seebataillonen beige geben sind. Dazu erschienen die Mitglieder der deutschen Ge sandtschaft, General v. Höpfnec mit seinem Stabe und die wenigen übrigen zur Zeit in Peking befindlichen Deutschen. In einer grünen Mandarinensänfte war auch Baronin v. Ketteler ge kommen, die bei dieser Gelegenheit zum ersten Male die Unglücks stätte zu sehen bekam. Marinepfarrer Keßler hielt eine warm empfundene Ansprache, in der er mit schlichten, eindringlichen Worten di« Laufbahn und das Ende des Gesandten schilderte. Zu versichtlich und 'frohgemuth, wie ein« Siegfricdnatur, sei «r -durchs Leben gegangen, streng und treu, wie «in Soldat, habe er seine Pflicht erfüllt dis zum Tode, der ihn im Berufe getroffen habe wie den Krieger auf dem Schlachtfelde. Die Bataillonsmusik spickte und die altvertrauten Weisen heimischer Choräle erfüllte die große Heerstraße der chinesischen Hauptstadt, und Schaaren von Europäern und fremden Soldaten unterbrachen ihren Weg und zollten -dem Andenken des deutschen Diplomaten ihr« Achtung, dessen Tod die wahnsinnig verblendeten Chinesen erschreckt und gezwungen hatte, über ihr frevelhaftes Vernichtungs-Werk nach- zusinnen. Mit einem brausenden Hoch auf den Kaiser, das Generäl v. Höpfner lausbrachte, schloß die kurze Feier, di« in ihrer einfachen Herzlichkeit und Würde bei Allen, und nicht zum wenigsten dei den Ausländern, einen tiefen Eindruck machte. Heute Morgen ist nun Frau von Ketteler von hier abgereist, wo sie so viel -Schweres durchgcmacht hat. Zunächst verlor die schwer geprüfte Frau ihre in Detroit lebende Mutter, dann kam die Nachricht, daß ihr Bruder auf den Philippinen gefallen sei, und nicht lange danach traf sie der schwerste Schlag, die Ermordung des -Gattin. Nach alle dem, was sie in der deutschen Gesandt schaft erbebt, und noch nach dem Tode ihres Mannes durchzu machen gehabt hat, war der Abschied von dieser Stätte des Un heils, -wo sie so treu« Freunde -und -Tröster zu-rückließ, bitter und schwer. Herr v. Hanneken, -der eigens zu ihrer Abholung nach Peking gekommen war, wird sie zunächst nach Tungtschau geleiten, von wo die Fahrt -den Perho hinunter' zu Boot gemacht werden soll. Ein Besuch bei Freifrau v. Ketteler, der greisen Mutter des Gesandten, ist in Aussicht genommen. Die chinesische Presse. In der „Zeitung der Welt" in Canton, einem chinesischen Hetzblatt ersten Range-, heißt e- u. A.: „Ick glaube, jetzt ist die Zeit gekommen, in der unsere Re gierung Racke an den Männern vom Westen nehmen sollte. Wir können nicht unter demselben Himmel mit jenen leben, und Jeder, der sie unterstützt, oder mit ihnen in Berührung bleibt, verdient nichts als sofortigen Tod. Die Hauptstadt muß wieder erobert werden, die widerwärtigen Sklaven sollten alle zusammengebracht und über die See zurückgeschickt werden, von wo sie kamen, damit auch die letzten Svuren der Europäer von unserem heiligen Boden ver schwinden. Erst wenn da» geschehen ist, können wir wieder glücklich und zufrieden leben, und in Ruhe für unsere Ahnen beten." Derart wild redigirt und geschriebene chinesische Blätter giebt es eine ganze Anzahl. Neben ihnen trifft man aber auch einige ganz vernünftige Zeitungen, die die Dorer- Bewegung zwar nicht bekämpfen, aber doch den fremden Teufeln die Gerechtigkeit angedeihen lassen, daß durch sie eine ganze Menge pecuniäre Vorteile in- Land gekommen sind. Uebermäßlg actuell oder interessant sind diese Blätter allerdings nicht. Dagegen scheinen sie sehr häufig über die allgemeinen Vor gänge jetzt recht gut orieutirt zu sein. Zuweilen findet man auch ganz interessante kleine Item- von ihnen, die sich allerdings meist al- Local-Klatsch classificiren. So qrachte eine Zeitung kürzlich eine ganz hübsche Zu sammenstellung über Ausrüstung, Satzungen und Ge bräuche der Borer. Neben jetzt allgemein bekannten Tbatsachen über diese Organisationen fand sich darin auch ein kleines Kapitel über die Sprache, die die Herren vom großen Hasser gebrauchen, wenn sie unter sich sind. Danach scheinen sie eine vollständige Zunstspracke zu haben, wie wir sie ähnlich bei Verbrechern, Bettlern :c. überall finden. So bedeutet in Rotbwälsch der Boxer „waschen", Jemanden tödten, resp. «('schlackten, „durck den Sand wate," — ist die etwas geschmacklose Bezeichnung für Reis essen, und für die Klassisication ihrer Feinde haben Vie Harmonischen unv Gerechten gar ein besonderes WerlbschätznngSsystem erfunden. Ein Mann, der sich mit Fremden abgiebt, ist ein „Dreißig Cents", ein ge lauster Ch.ncse ist nur ein „20 CentS" und der Ausländer selbst ist leider nur halb so viel Werth, tröstlich ist dabei nur, daß er ein „großes Zehn-Cents" genannt wird. Pnlverfnbrikation in China. In einem längeren Artikel der eben hier eingetroffenen Nummer deS „Ostasiatischen Lloyd" wird nachgcwiesen, daß es den Chinese» an Material und an Geschicklichkeit, rauch freies Pulver zu fabriciren, sehlt, woraus dann folgender Schluß gezogen wird: Aus Liefen Verhältnissen ergiebt sich klar, dass die Chinesen, wenn die sremden Mächte es (durch Verhinderung der Zufuhr von Materialien) ernstlich verhindern wollen, nicht im Sta nde sind, sich d ie M unition für ihre modernen Geschütze i in Lande sclbst herznstellen. Wir sind der Ansicht, wenn alle Volker auch ans» strengste Waffenlieferungen nach China verbieten, Liese Maßnahme nicht von jo tief einschneidender Wirkung aus die Möglichkeit der Kriegssührung der Chinesen ist als ein Verbot der Lieferung an Produkten und Roh materialien zur Herstellung von Schießbedarf und vor Allem an fertiger Munition. Tas; darin viel gesündigt wird, wissen alle Nationen und eS wird wohl lcider auch immer so bleiben. Man unterbinde dem Chinesen diese Ader, und sein ohnehin erbärm liches Wasf-nha.ckwerk ist ihm gelegt. Der Krieg in Ziidlifrika. henglische Gcwttltmaßrcgcl». Wie wir seiner Zeit telegraphisch mittheilten, hatte der Oberbesehlshaber der englischen Truppen in Süd afrika, Lord Roberts, am 2. September in einem Schreiben an den Boerengeneral L. Botha angekündigt, daß er schärfere Maßregeln gegen die Boereir ergreifen und u. A. die Familien derjenigen Boeren, die noch gegen die Eng länder kämpfen, ins Lager der Boeren schicken werde. Die „Fkft. Ztg." ist nun in der Lage, den authentischen Wortlaut dieses Schreibens auf Grund eines amtlichen Telegramms in der Uebcrsetzung nachstehend wiederzugeben: Hauptquartier Südafrika, 2. September 1900. 1. Ich habe die Ehre, mich an Euer Ehren zu wenden wegen der Operationen jener verdältnißmäßig kleinen Banden bewaffneter Boeren, die sich aus Farmen in der Nachbarschaft unserer Verkehrslinien verstecken und die Eisenbahn zu zerstören versuchen, wobei sie LaS Leben der mit der Bahn reisenden Passagiere, mögen es nun Combattanten oder Nichtcombattanten sein, gefährden. 2. Der Grund, weshalb ich diesen Gegenstand berühre, ist, daß außer in den Distrikte», die von der unter dem persönlichen Befehl Ew. Ehren stehenden Armee besetzt sind, keine sormirten Corps von Bverentruppeu in Transvaal oder der Oranje-Flußcolonie mehr vorhanden sind und daß der Krieg in eine unverantwortliche Guerilla auSartet. DaS würde dein Lande so schädlich und von jedem Gesichtspuncte aus betrachtet so bedauerlich sein, daß ich mich verpflichtet fühle, dies mit allen in meiner Macht stehenden Mitteln zu verhindern. 3. Die Befehle, welche ich gegenwärtig zur Verwirklichung dieser Ansichten gegeben habe, gehen dahin, Laß die Farm, welche dem Schauplatze eines Versuches, die Linie zu beschädigen oder einen Zug zu zerstören, am nächsten ist, niedergebrannt und daß alle Farmen innerhalb eines Umkreises von 10 Meilen vollständig geleert (cleaueck) werden sollen von allein Vieh, Lebensmitteln u. s. w. 4. In Verbindung mit dem Vorhergehenden ist die Zeit jetzt gekommen, wo ich wieder auf mein Schreiben vom ü. August 1900 hinzuweisen habe, worauf Sie am 15. August antworteten. Ich meine, daß, wenn der Krieg in das Stadium unregelmäßiger oder Guerillakampsesweise getreten ist, ich meine Pflicht gegenüber den nationalen Interessen nicht thun würde, wenn ich sortfahren würde, Len Familien derjenigen, die gegen uns kämpfen, zn erlauben, in den von uns beschützten Städten zu bleiben. Das ist jetzt nicht sowohl eine Frage der Lieferung von Lebensmitteln als eine solche der Politik und der Sicherung unserer selbst gegen die Uebermittelung von Nachrichten an unsere Feinde. Ich würde es daher als eine Gefälligkeit an sehen, wenn Ew. Ehren alle Burghers in Commandos, deren Familien in von unseren Truppen controlirten Gebieten wohnen, warnend ausfordern würden, alsbald Vorbereitungen für deren Empfang und Unterbringung zu treffen. Die Fort- schasfung Lieser Familien wird in einigen Tagen beginnen. Diejenigen iu Pretoria werden zuerst fortgeschickt. Sie werden per Bahn bis zu den britischen Vorposten befördert und dort irgend Jemandem, den Ew. Ebren zum Empfang senden, abge- liefert werden. Ich will Ew. Ehren über die Zahl derjenigen in- formtreu, die von Tag zu Tag zu erwarten sind, und ich möchte diese Gelegenheit benutzen, um Ew. Ebren mitzuthrilen, daß, da fast alle der Niederlande-Eisenbahn gehörenden Paffagier-Waggons ostwärts entfernt worden sind, die Familien — ich bedauere cs zu sagen — in meistentheils offenen Güterwagen reisen müssen. Ich will versuchen, Frau Krüger, Frau Botha und anderen Damen so viel als möglich geschlossene Wagen zu verschaffen, aber ich bin nicht sicher, daß es mir gelingen wird, solche zu finden. Ich möchte Vorschlägen, daß Ew. Ehren passende Beförderungsmittel für dieselben senden. Ich brauche nicht zu sagen, wie mir diese Maßregel widerstrebt, allein sie wird mir aufgezwungen durch Ihren und Ihrer Burgherr offenbaren Entschluß, den Krieg fort- zusetzen, nachdem aller Zweifel über das zukünftige Ende ge- ickwunden ist. Ich Hobe die Ehre zu sein, mein Herr, Ihr ergebener Diener Roberts, Feldmarschall, Oberbefehlshaber Südafrikas. Mit Bezug auf diese ZwangSmaßregeln schreibt uns eine Persönlichkeit, die nicht nur bis vor Kurzem noch im Boerenlager gewesen ist, sondern auch besondere Gelegen heiten gehabt hat, sich über die Absichten und Stimmvngeu der maßgebenden Boerenführer zu unterrichten, Folgendes: „Diese Depesche des Lord Roberts an Botha enthält den damals letzten Versuch des LordRobertS, den zähen Widerstand der Bveren zn brechen, dadurch, daß er die Frauen und Kinder iu die Wildniß und Fieberluft des Busch selb es sendet. Diese grausame Maßregel wird jedock die Kraft und den Muth der Kämpfenden ebensowenig beugen, wie die übrigen Grausamkeiten, die Lord Roberts schon seit der Ännectirung dcS Freistaates anwendet. Dort werden nämlich schon seit der Ännectirung die Farmen der noch Kämpfenden nicht blos in der Nähe der Bahnlinie ver brannt, sondern auch die Frauen und Kinder derselben obdach- und brodloS weggejagt und natürlich alles Eigen- thum, Herden :c. confiscirt. Als Christian de Wet gegen diese Grausamkeiten bei Lord Roberts mit Schreiben vom 8. Juni und 10. Juli d. I. protestirte, antwortete dieser iu einem Schreiben vom 27. Juni mit einem Hinweis auf seine Proclamationck.ck. Iohannisburg,1.Iuni 1900,wonach alleEin- wohner der Oranje-Fluß-Colonie, welche nach 14 Tagen noch die Waffen tragen, als Rebellen behandelt werden und hinsichtlich Person nnd Eigentum entsprechend leiden sollen." Und in seinem Sckreiben vom 3. August schreibt Lord Roberts an Christian de Wct u. A.: „Frauen und Kinder sind obdachlos geworden durch die Missetbaten der BurgherS unter Ihrem Befehl, aber Sie sind falsch informirt darüber, daß die armen Leute schlecht behandelt worden seien, da alles nur Mögliche gcthan wurde, um die Unbequemlichkeiten zu verringern, welche von solchem Verfahren nicht zu trennen sind. Das Heilmittel liegt in Ihren eigenen Händen." . . . Dieselben Maßregeln wurden auch in Transvaal nach der Einnahme von Pretoria angewendet» Allein mit all diesen Prvclamatiouen und Grausamkeiten wird England den Widerstand zäher, entschlossener Boeren nicht überwinden, die sich bisher haben weder sangen noch todtschießen kaffen, und die, wie Christian de Wet sich auSdrückte, gesonnen sind, „zu kämpfen, bis ihre Kinder groß werden" Lord Roberts hat lediglich die Eisenbahnlinien und die daran gelegenen Orte in Besitz genommen. An alle» übrigen Plätzen dauert die englische Herrschaft nur so lange, als eine ge nügend große Truppcnmacht an Ort und Stelle ist. Der kürzlich gemeldete Zusammenbruch des Widerstandes der Boeren ist eine englische Wahllüge und Lord Roberts wird bald wieder Verstärkungen brauchen und ein Ende des Kricge- ist noch nicht abzusehen." Deutsches Reich. Berlin, 30. October. (Die Landtagswahl in BreSlau und die nationalliberalrPartei.) Die am Montag stattgehabte Landtagsersatzwahl in BreSlau hat mit einem Siege der Freisinnigen geendet; war die freisinnige Majorität auch nicht so groß, wie eS unmittelbar nach den Wahlmännerersatzwable» angenommen worden war, so war sie doch immerbin doppelt so groß als bei den Wahlen von 1898. Diese Majorität aber wurde sich zweifellos in eine Minorität umgewandelt haben, wen» nicht die Breslauer Nationalliberalen den Freisinnigen zu Hilfe geeilt wären. Auö dieser unwiderleglichen Tbatsache erklärt sich auck der Grimm der Berliner und der Breslauer conservativen Presse gegen die Nationalliberalen, denen vorgeworfen wurde, daß sie durch ihr Verhalten möglicherweise dem ersten Socialdemokrate» in daS preußische Abgeordnetenhaus ver helfen würden. Nun, das Wahlergebnis hat dargethan, daß diese angebliche Befürchtung vollständig gegenstandslos war. Wenn bei dieser Wahl von einer Seite im socialistischen Uni- sturztone agitirt und gesprochen wurde, so war dies von Seiten der konservativ-klerikalen Allianz der Fall. Hat dock die „Schlesische Ztg." noch am Tage vor der Wahl von einem Kampfe gegen das kapitalistische Feudalsystem ge sprochen. Beiläufig ist es gerade in Schlesien von den Con servativen und den Ultramontanen nicht ganz klug gehandelt, daS kapitalistische Feudalsystem zu erwähnen, denn sowohl der mobile wie der immobile Capitalismus und Feudalismus haben ihre Hauptstütze in dem conservativen und dem ultramontanen Adel Mittel- und Oberschlesiens. Aufrichtiger als die „Sckles. Ztg." war die ultramontane „Schles. Volksztg.", die am Tage vor der Wahl schlechthin von einem „Siege über den Liberalis mus" sprach. Darum handelte es sich in der Thal und darum war eS auch ein starkes Stück, den Breslauer Natio- nalliberalen zuzumuthen, mit verschränkten Armen daneben zu stehen, wenn in der Hauptstadt der größten preu ßischen Provinz der Liberalismus niedergekämpft worden wäre und wenn statt zweier fortschrittlicher und eines ge mäßigt freisinnigen Abgeordneten ein politisch und wirthschaft- lich reactionärer CentrumSmann und zwei Conservative ge wählt worden wären. An Conservativen und CentrumS- männern fehlt eS im preußischen Abgeordnetenhause wahrlick nicht, während eS herzlich wenig verschlägt, ob die noch lange nicht ein Zehntel deS Abgeordnetenhauses ausmachenden beiden freisinnigen Parteien drei Abgeordnete mehr zählen. Das „Element deS Umsturzes" wird dadurch wahrlich nicht in den so friedlichen Sitzungssaal deS preußischen Abgeord netenhauses hineingetragen. * Berlin, 30. October. (Fürst Hohenlohe und daS Je suite ngesctz.) An der auf Grund direct eingezogener Erkundigung gemachten Mittheilung der „Köln. Ztg.", daß Fürst Hobenlohe niemals darin gewilligt habe, das Jesuiten gesetz aufzubeben, und daß eine solche Aufhebung in schroffstem Gegensatz gestanden baben würde zu der un zweideutig und wiederholt ausgesprochenen WillenSmeinung deS deutschen Kaisers, sucht die „Germania" in einer Weise herumzudeuten, die den „Wunsch" als Vater des Ge dankens deutlich erkennen läßt. DaS klerikale Blatt behauptet, Fürst Hohenlohe habe noch im Laufe des Sommers in seiner Eigenschaft als Reichskanzler eS als eine politische Noth- Wendigkeit betrachtet und sich demgemäß auch auSgesprocken, daß daS Iesuitengesetz ausgehoben werde. Die Sache dürfte, wie die „Nat.-Lib. Corr." hört, so liegen, daß Fürst Hohenlohe der wetteren Durchlöcherung des JesuitengrsetzeS die Auf«
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