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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010920021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901092002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901092002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
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6692 die vielgepriesene internationale Solidarität der Arbeiter bestellt ist. Bekanntlich hatten aus dem in Hannover abge haltenen „Internationalen GlaSarbeitercongreß" die eng lischen Vertreter versichert, datz sie ihren grsauimtcn, 1 300 000-ck betragenden Streikfonds den deutschen Flaschen machern zur Verfügung stellten. Als eö aber zum Zahlen kam, versagte die Bereitwilligkeit der Engländer. Sie daben bisher nur 55 000 geschickt und wollen, wie eS heißt, nächstens noch 20 000„L senden. Trifft nun diese Summe wirklich ein, so wird sie kaum auSreichen, die Streikenden mit ihren Familien — in-gesammt über 13 000 Personen — einen Tag lang vor Hunger zu schützen. Den Rest der Zeit, die bis zur Wieder aufnahme der Arbeit vergeht, können die irregeleiteten Un glücklichen mit Betrachtungen über die Zuverlässigkeit eng lischer Versprechungen und über die vorausschauende Weisheit der socialdemokratischen Agitatoren ausfüllen, wenn nickt die durch den Streik ohnehin schwer genug geschädigten Arbeitgeber noch neue schwere Opfer bringen. Im Großherzogtbum Baden finden in kaum 14 Tagen die Wahlmännerwahlen statt, die über die Zusammensetzung der Zweiten Kammer entscheiden. Ultra montane und Socialdemokraten wetteifern darin, der national liberalen Partei das Sterbeglöcklein zu läuten. Die „Köln. VolkSztg." spricht von der „Auflösung des National liberalismus in Baden", die sich nicht mehr aufhalten lasse, der „Vorwärts" aber bedient sich nach socialdemokratischcr Art noch drastischerer Ausdrücke, indem er die national liberale Partei eine „total demoralisirte Armee" nennt, di« sich in einer „verzweiflungsvollen Hilflosigkeit" befinde. Ganz besonders wird der nationalliberale Wahlaufruf her genommen, auS dem der „totale Zerfall" der Partei sich ergeben soll. ES wird nämlich als Zeichen der Zerklüftung gedeutet, daß der Wahlaufruf auf der einen Seite die Frei heit deS Denkens und die Gleichberechtigung der Eonfcssionen fordere, auf der anderen aber die katholische OrdenSgeistlick- Irit nicht zu ihrem Rechte kommen lassen wolle, und daß er ebenso aus der einen Seite die Eoalitionsfreiheit für die Arbeiterschaft verlange, auf der anderen Seite aber die Socialdemokratie mit allem Nachdrucke bekämpfen wolle. Wir vermögen in diesen Sätzen Widersprüche nicht zu ent decken. Die nichtkatholischen Eonsessionen haben keine Ordens geistlichen, man setzt also die Katholiken den anderen Con- fessionen gegenüber nicht in Nachtheil, wenn man die geist lichen Orden, die einen Staat im Staate bilden und doch Wohl als Vorkämpfer der Gedankenfreiheit nicht gelten können, nicht im Lande haben will. WaS die Eoalitionsfreiheit und den Kamps gegen die Socialdemokratie anbelangt, so ist auch hier ein Widerspruch nicht vorhanden, denn die Socialdemokratie strebt ja doch noch ganz Anderes au, als die Eoalitionsfreiheit der Arbeiter. Gerade weil die Nationalliberalen mit der Eoalitionsfreiheit den Arbeitern zukvmmen lasten wollen, was ihnen gebührt, sind sie berechtigt, zene socialistischen Ziele zu bekämpfen, durch die nicht die Arbeiterschaft gefördert, sondern die bestehende Staatsordnung zerstört werden soll. Wir meinen also, daß ein derartiges, wirklich liberales Programm Alles eher ist, als ein Zeichen der Unklarheit und deS Zerfalles der Partei. Wir meinen aber ferner, daß weder die Ultramontanen, noch die Socialdemokraten in Baden ein Recht haben, die Nationalliberalen von oben herab zu behandeln. Obwohl Baden zu etwa 2/3 katholisch ist und obwohl es andererseits sich in industrieller Hinsicht in den letzten Jahrzehnten außerordentlich entwickelt hat, ist doch die nationalliberale Partei stärker als der UttramontaniSmus und der Socialismus für sich genommen. Wenn in den letzten Jahren die Nationalliberalen bei den Landtagswahlcn zurück gedrängt worden sind und wenn sie auch bei den NeichStags- wahlen Verluste erlitten haben, so ist das daraus zurückzu führen, daß sie von den Socialdemokraten, dem Centrum und der bürgerlichen Demokratie zusammen ins Feuer genommen wurden. Wenn Drei gemeinsam über Einen bersallen, so werden sie ihn voraussichtlich niederringen, aber deshalb wird noch keiner von ihnen sagen dürfen, daß der Gegner „im Zerfall begriffen" sei. Im übrigen werden ja die Landtags wahlen zeigen, ob das socialistisch-klerikale Triumphgcschrei berechtigt ist. In einer unglaublich roden und zügellosen Sprache fällt daS französische Blatt „L'Eclair" gelegentlich der Besprechung der Danziger Begegnung und des Falles Krosigk über Kaiser Wilhelm und Deutschland her. Da der „Eclair" die Herzlichkeit der Beziehungen zwischen den beiden Monarchen nicht wcgzuleugnen vermag, sucht er wenigstens die politische Bedeutung der Danziger Zusammen kunft auf ein Mindestmaß in den Augen seiner französischen Landsleute dadurch zu reduciren, daß er von maßlosen Ueber- treibungen deutscher Blätter und Politiker spricht. Wie es aber in dem Deutschland zugehe, das der in Frank reich so sehnsüchtig erwartete Zar nebenher auch mit seinem Besuche beehrt habe, uud welcher Monarch an der Spitze deS deutschen Reiches stehe, soll ein zweiter Artikel in derselben NummerdeS„Eclair" den Franzosen zeigen. Es regnet darin eine Fluth von persönlichen Beschimpfungen aus Kaiser Wilhelm, den der Autor dieser nichtswürdigen Schmähungen, Camille Pellet an, nur „Kaiser Lerliuois" oder „Kaiser cko Lerliu" nennt. — Wir erwähnen diese unqualificirbaren Ausfälle deS „Eclair" nur deshalb, weil man sich bei unS da und dort in letzter Zeit anläßlich einiger Höflickkeiisbezeigungen seitens hervor ragender Franzosen der Hoffnung hingiebt, in Frank reich sei jene Species von Politikern auSgestorben, die sich ein Gewerbe darau- macken, gegen Deutschland und besten Kaiser zu Hetzen. Herr Camille Pellctan belehrt wieder eines Schlechteren. — Im klebrigen kann die Zügel losigkeit dieses sauberen Herrn Pelletan kaum Wunder nehmen, da von andern französischen Organen fast an demselben Tage, an dem der Zar französischen Boden betrat, und zwar als Gast der Republik und von Millionen Franzosen mit über schwänglichem Jubel begrüßt, er fast ähnltchen Beschimpfungen sich ausgesetzt sah, wie Kaiser Wilhelm. Vor Beginn der belgischen Parlamentsferien wurde be kanntlich durch Beschluß der Kammern da- bestehende Ber- hältniß Belgiens zu dem Congostaat auf unbestimmte Zeit verlängert. Danach können die belgischen Kammern jeder zeit die Angliederung des CongostaateS fordern, sobald sie den Zeitpunkt als hierfür gekommen erachten. Da indessen ein Bedürfniß vorliegt, die Art der künftigen Verwaltung gesetzlich festzulegen, hat die belgische Regierung einen Gesetzentwurf ausgearbeite», der dem Parlament bei seinem Wiederzusammen treten im October unterbreitet werden soll. Der Entwurf geht von dem Gedanken auS, daß die Entscheidung der Kam mern im Falle einer abermaligen Stellung der Angliederungs frage bedeutend erleichtert sein würde, wenn der Regierung die Form durch ein Gesetz bestimmt und dadurch eine Grund lage zum weiteren Aufbau geschaffen sei. Der Entwurf regelt in großen Zügen die Beziehungen zu dem Mutterlande, die Stellung des Königs, die Befugnisse der Verwaltungsbehörden und das den Kammern zustehende Aufsichtsrecht in colonialen Angelegenheiten; er beschäftigt sich mit der Schaffung eines Ministeriums für die Colonien und giebt nebst allgemeinen Bestimmungen die erforderlichen Bürgschaften für den Schutz der Rechte deS Einzelnen. Die hauptsächlichsten Bestimmungen deS Entwurfs sind folgende: Der König Hal die gesetzgeberische und auSfübrende Gewalt. Die erstere wird auSgeübt durch Ertaste, die, um gilrig zu sein, der Gegenzeichnung eines Ministers bedürfen (Art. 1—3). Der Staatshaushalt wird jährlich durch den König festgestellt (Art. 5). Der König er nennt die Mitglieder der bürgerlichen und militärischen Gerichte. Die Rechtsprechung erfolgt im Namen des Königs in be gründeten Urtheilen. Ter König kann zeitweilig aus Gründen der öffentlichen Sicherheit die bürgerlichen Gerichte durch Militärgerichte ersetzen (Art. 6—9.) Der König kann die ausübende Gewalt dem Generalgouverneur der Evlonic an vertrauen (Art. 10.) Die belgischen Kammern erhalten alljährlich im Namen des Königs einen Bericht über die politische, wirthschaftlicke und finanzielle Lage, dem ein Vor anschlag dcö Staatshaushalts für das laufende Jahr, sowie eine Rechnung für das vergangene Iabr beigcsügt ist (Art. 11—13.) Es wird ein belgisches Ministerium für die Colonien geschaffen auf Kosten des Haushalts der Eolonic; dem Ministerium steht ein Eolvnialratb von vier Mitgliedern zur Seite (Art. 14—16.) Der König hat das Recht, Handelsverträge für die Colonien abzuschließen, von denen die Kammern in Kenntniß zu setzen sind. Verträge, die den belgischen Staat verpflichten können, bedürfen der Zustimmung der Kammern (Art. 17.) Die Vertretung der Colonien nach außen wird von dem belgischen Minister für auswärtige Angelegenheiten ausgeübt (Art. 18.) Die Artikel 19—21 enthalten Bestimmungen über die Vollstreckbarkeit von Urtbeilen, die Verhältnisse von Beamten und Ofsicieren, die in den Colonialdienst übergetrcten sind, und Fragen von allgemeiner, aber geringerer Tragweite. Deutsches Reich- L. 6. Berlin, 19. September. (Das kaiserliche Statistische Amt.) Wiederholt war in letzter Zeit die Rede von der im Laufe deS letzten Jahrzehnts erfolgten Aus dehnung deS Reichsamts des Innern und der ihm unter stellten Aemter, insbesondere deS ReichSversicherungsamtS, deS Gesundheitsamts und des Patentamts. Auch daS kaiser liche Statistische Amt, das bei diesen Erörterungen uner wähnt blieb, erfuhr eine wesentliche Erweiterung. Während eS in den ersten Jahren nach seiner Gründung (1872) mit nur elf Beamten arbeitete und sein Ausgabeetat noch nickt 100 000 erreichte, beziffert sich dieser jetzt aus über 1 Million Mark und das Personal besteht aus mehr als 300 Mann. Das Arbeitsgebiet des Statistischen Amts bat sich eben im Lause der vergangenen Jahrzehnte ganz erheblich erweitert und ist weiterhin noch in Ausdehnung begriffen. Viele von den wichtigeren Zweigen der Statistik, wie Acvölkcrungs-, Land- wirtbschafts-, Gewerbe-, Handels-, Verkehrs-, Consum-, Steuer-, Criminal- und Wahlstatistik, sind bereits in den Rahmen der Reichsstatistik einbezogen, an ihrer weiteren Ver vollkommnung wirb fortgesetzt gearbeitet. Andere Zweige, deren Bearbeitung zunächst Sache der Bundesstaaten ist, werden von der Neichscentrale wenigstens in so weit gepflegt, als es nvth- wendig ist, um vergleichbare Daten auS der Stcuistik der Bundesstaaten zu gewinnen; so wird in dieser Beziehung „Ich soll für Unterhaltung sorgen?" „Aber natürlich! Sie verstehen sich ja meisterhaft auf das Amüsement! Eine so geistreiche Frau wie Sie findet man nicht jeden Tag!" „Sie sind sehr gütig! Hm! Ja, ja, zur Unterhaltung bring' ich halt — Köschten (Kastanien) mit! Das ischt in Tirol allweil die bescht' Unterhaltung!" Die junge Commerzienräthliche hustete und ihre Mutter konnte kaum das Lachen verbeißen. Den Hustenanfall falsch deutend, wollte Frau Bergmaicr schnell einen Melissengeist holen, doch wehrten solche Hilfe beide Damen ab. „Er Hilst aber sicher. Zehn Tropfen auf ein Stückel Zucker, der Husten muß weg! Wißen S', seller Melissengeischt ischt Woltern (sehr) theuer, es kommt mir aber nicht darauf an!" „Sehr gütig, wir wollen Sie aber nicht berauben! Theuer Hst heutzutage Alles, schrecklich theuer, kaum mehr zu er schwingen!" „Da haben S' aber schon sehr recht! Denken S' Ihnen nur, waren wir neulich, ich und mein Mann, der Herr Rent amtmann, im JnselwirthShaus drüben im See, und zur Jause (Vesper) haben wir Bier mit Käs' und Brod genommen. Ich sag' Ihnen, eS war zum verzweifeln theuer! Ich hab' auch zu meinem Mann, dem Herrn Rentamtmann, gesagt: Der Im perial, seller Käs' in silberner Staniolverpackung ischt so thuier (theuer), daß man schon 'S Papier mitessen muß!" „Und daS haben Sie wirklich gcthon?" „Probirt hab' ich's, aber viel hab' ich nicht hinuntergebracht. Wissen S', man verfälscht heutzutag gar so viel! Mein Mann, der Herr Rentamtmann, hat auch gesagt, da» Staniol wäre Staniol, gar kein Silber! Denken S' Ihnen nur so eine Lumperei. Das Gellen der Hausglocke unterbrach daS Gespräch, die Damen fuhren erschrocken von den Sitzen auf und horchten ge spannt, waS eS gebe. „Jesses, eS wird doch meinem Mann, dem Herrn Rentamt mann, nichts passirt sein! Entschuldigen S', ich will schnell nachsehen!" Die Damen wollten aber auch wissen, waS das kräftige Glockenzeichen zu bedeuten habe, und folgten der Hausfrau hinab in den Flur des Erdgeschosses. DaS Dienstmädchen kam bereits, blaß vor Schrecken, entgegen und ravportirte stammelnd: „Ich bitt', der Herr Rentamtmann schickt einen Buben, gnä' Frau sollen ihm ein Leintuch mitgeben!" Frau Bergmaier schrie: „Was? Ein Leintuch! Zum Forellenftschen ein — Leintuch! Meiner Lebtage hab' ich so waS nicht gehört! Da muß ich schon selber mit dem Buben reden!" Hastig schritt Frau Rentamtmann zum Hausthor, wo der Bauernbub wartete. Die Besuchsdamen folgten neugierig hinter drein. „Was soll das sein mit 'm Leintuch?" fragte Frau Bergmaier den Buben. „Der Herr schickt mich! Ich bin doch da recht im Fischer häusel?" „Ja! Was ischt's mit 'm Leintuch?" „Der Herr hat ein Weibsbild auf'zwickt . . „Was für ein Weibsbild?" „Ein nacketes!" Drei Rufe des Entsetzens gellten durch das Haus; die Com- merzienräthlichen ergriffen zeternd die Flucht, Frau Bergmaier rang nach Athem. Die Ueberraschung war groß. Geht der Mann Forellcnfischen und angelt ein unbekleidetes Frauen zimmer! Endlich faßte sich die Dame so weit, um die nothwendigsten Fragen an den Ueberbringer der sonderbaren Botschaft zu richten, die der Bub dahin beantwortete, daß der Herr eine weibliche Leiche im Bachgestrüpp verstaut angetroffen und an's Ufer ge zogen habe. Da die Leiche völlig unbekleidet sei, benöthige der Herr ein Leintuch zum Zudecken. Ein anderer dazu gekommener Bub sei um die Gendarmerie gelaufen, denn die Sache, so habe der Herr gemeint, könnte mög licher Weise „criminalisch" werden. Dieser Bericht beruhigte trotz des alarmirenden Charakters die Hausfrau, welche nun anstandslos daS Linnen dem Buben einhändigte. Dann erst ward gejammert, daß der heutige Knödel tag gründlich verdorben sei, denn nun werd« der Rentamtmann nicht rechtzeitig nach Hause kommen und von einer richtigen Knödelstimmung könne überhaupt keine Rede mehr sein. Für einen Augenblick dachte Frau Bergmaier daran, den Gatten mit feinem mysteriösen Funde aufzusuchen, doch Erwägungen ver schiedener Art hielten die Gattin davon ab. Liegt ein Verbrechen vor, dann duldet der Rentamtmann absolut keine überflüssigen und lästigen Zuschauer; außerdem kann Frau Bergmaier kerne Leichen sehen. ES dauerte keine Stunde, da war die ganze Dillegiatur durch die commerzienräthlichen Damen alarmirt, die Sommerfrischler verzichteten auf das Mittagsmahl und liefen zum Lohbach an die Stelle, wo vr. Bergmaier bei der nun verdeckten Leich« Wache hielt. Im Sturmlauf kam denn auch bald ein Gendarm, der auf Geheiß Bergmaier'- die neugierigen Sommerfrischler wHweisen mußte. Der Telegraph meldete den Fund in die Kreisstadt, so daß noch vor Abendbeginn eine GerichtScommisston an vrt und Stelle eintresfen konnte. eben eine Statistik über die Finanzen, die Schulen und die Sparcassen der Bundesstaaten in die Wege geleitet. An sätze zu der vielfach gewünschten Arbeiterstatistik finden sich in den Arbeiten, die daS kaiserliche Statistische Amt für die Commission für Arbeiterstatistik seither lieferte. Einen werthvollen Beirath besitzt daS ReichSamt in der seit 1880 bestehenden Commission zur Ermittelung der HandelS- werthe; die Commission, der zur Zeit 91 hervor ragende Sachverständige des Handels, der Industrie und der Landwirthschaft als sogenannt« Schätzer angehören, hat zur Aufgabe, die in der Statistik zunächst nur dem Gewichte nach angegebene Waareneinfuhr und WaareoauSfuhr nach ihrem Werthe alljährlich abzuschätzen. Daß die Arbeiten des Statistischen Amts, soweit sie veröffentlicht werden, in den Kreise» der Politik und Wissenschaft große Beachtung finden, ist zur Genüge bekannt. Im Ganzen hat das Statistische Amt bi-ber rund 200 Bände über Ergebnisse seiner Arbeiten veröffentlicht; dazu kommen noch Miltbeilungen in den Viertel- jahrshesten zur Statistik des Deutschen Reichs, in den Monatlichen Nachweisen über den auswärtigen Handel und im Statistischen Jahrbuch. * Berlin, 19. September. (Deutschsprachiger Reli gionsunterrichts Die Verpflichtung zum Besuch deS dentschsprachischen Religionsunterrichts schulpflichtiger Kinder polnischer Nationalität bat jetzt auch daö Kammergericht endgültig anerkannt. Ein Handwerker in Gnesen war auf Grund einer Regierungsverordnung angeklagt worden, weil er seinen Sohn nicht in den vorgeschriebencn, d. h. in deutscher Sprache ertheilten katholischen Religionsunter richt, sondern in den in polnischer Sprache ertheilten Bcichtunterricht zu einem dortigen Geistlichen geschickt hatte. Der Angeklagte behauptete, der zuständige Classenlebrer habe seine Genebmigung gegeben, auch brachte er eine Bescheinigung des Geistlichen bei, daß der Knabe tatsächlich an dem katbolischen Bcichtunterricht Theil genommen habe. DaS Schöffengericht verurtheilte gleichwobl den Angeklagten zu einer Geldstrafe, die Strafkammer deS Landgerichts wies die Berufung als unbegründet zurück, da der Angeklagte nicht befugt war, seinen Sobn von dem in deutscher Sprache ertheilten Religionsunterricht fern zu halten. Diese Ent scheidung wurde durch Revision beim Kaminergericht ange sockten, welckeS jedoch auch auf Zurückweisung des Rechts mittels erkannte, da der Vorderrickter ohne Recktsirrtbum die Regierungsverordnung vom 26. August 1899 ange wandt babe. — Der Kaiser wird nach den bisher getroffenen Dis positionen morgen Vormittag, von Danzig kommend, mit gcößerem Gefolge in Marienburg eintreffen. Im klebrigen ist die Abreise des Kaiserpaares von Danzig nach der GutS- berrschaft Cadinen infolge deS inzwischen angeorbneten Ruhetages für die Manövertruppen wiederum auf un bestimmte Zeil verschoben worden. — Wie der „Boss. Ztg." aus Frankfurt a. M. gemeldet wird, ist die Landgräfin von Hessen, geborene Prin zessin Anna von Preußen, nun wirklich in aller Stille zum römisch katholischen Glauben übergetreten. — Nach dem Ausscheiden des vr. LingenS ist der Abgeordnete vr. Langerhans daö älteste Mitglied deS Reichstages; er steht im 82. Lebensjahre. — Der verstorbene Reichstags- und Landtagsabgeordnete Wintermeyer vertrat als Mitglied der freisinnigen Volks partei den Wahlkreis Wiesbaden-RüdeSheim im Reichstag und Wiesbaden-UnkertaunuSkreiS im preußischen Abgeordneten bause. Er war Landwirth von Beruf und hat ein Alter von 42 Jahren erreicht. — Die astronomischen Instrumente der Pekinger Sternwarte werden erst im nächsten Frühjahre vor dem neuen Orangeriegebäude bei Sanssouci aufgestellt werden können, weil mit der Ausmauerung der erforderlichen Funda mente in diesem Jahre, der ungünstigen WitterungSverhältnisse wegen, nickt mehr begonnen werden kann. Inzwischen werden die Instrumente im westlichen Flügel des Orangericgebäudes verbleiben, da das Hauptgebäude zunächst für die Provinzial- ObstauSstellung vom 25. September bis 2. October und dem für die Unterbringung der im Park von Sanssouci befindlichen Orangerie während der Wintermonate gebraucht wird. Um sie den Augen des Publikums zu entziehe», werden die In strumente vorläufig in einem Raum, dessen Fensterscheiben abgeblendet werden, aufbewahrt. — Die „Natlib. Corresp." schreibt: „Ein Erlaß deS rus sischen Ministers des Innern weist die Gouvernements-ChesS auf die gesetzlichen Bestimmungen hin, welche sie infolge der Mißernte zur Regelung und Sicherung der Volksvcrpflegung zu treffen baden. Sollte der Umfang deS Nothstandcs sich als größer erweisen, als jetzt von russischer Seite ofsiciell zugegeben wird, so scheint eS unS nicht unwahrscheinlich, daß ein Getreide-Ausfuhrverbot erlassen wird. Welche Folgen ein solches Verbot auf die übertriebenen agrarischen Getreideschutzzollforderungen haben könnte, bleibt abzuwarten". — Eine Commission, die mit geeignet erscheinenden Bau genossenschaften wegen Gewährung von Beihilfen zur Er richtung kleiner Wohnungen verhandeln und dem Berliner Magistrat eine entsprechende Vorlage unterbreiten Der Gendarm stellte die Identität der Leiche fest, es unter liegt keinem Zweifel, daß die Todte die Lohmüllerin Wally von der Lohstampfe ist. Räthselhaft bleibt, wie die Leiche völlig un bekleidet sein konnte. In Gegenwart des Rentbeamten, der sich für diesen Fall sehr intercssirte und deshalb nicht von der Stelle wich, begann der mit dem Untersuchungsrichter gekommene Gerichtsarzt eine genaue Untersuchung der Leiche. Waren die Gerichtshcrren im ersten Moment wegen des Kleidermangels der Meinung, daß die Loh müllern vielleicht beim Baden verunglückt sein könnte, so änderte sich diese Meinung, als der Gerichtsarzt auf die auffallenden dunkelrothen Streifen hinwies, die parallel längs des ganzen Rückens und über das Gesäß verbreitet sind. vr. Bergmaier fragte, wie der Fachmann diese auffallende Erscheinung deute. Nach abermaliger Untersuchung erklärte der alte Gerichtsarzt: „Die Einschnitte am Körper haben vitale Reaction gezeigt, hier durch ist klar, daß die Verstorbene über einen Gegenstand ge streift worden sein muß, der in gleichen Abständen Hervor ragungen hat. Ich bin der Meinung, ja Ueberzeugung, daß die Verstorbene noch lebte, als ihr Körper jenen Gegenstand mit den Hervorragungen passirte. Muthmaßlich wird das eine Art Wasserrechen oder dergleichen gewesen sein." Der Untersuchungsrichter wollte schon eine Besichtigung der Bachufer aufwärts anordnen, da bat vr. Bergmaier, es möge der Gerichtsarzt doch vorher genaue Messungen bezüglich der Pa rallelstreifen am Körper der Verstorbenen vornehmen, auf daß später der eventuell aufzufindend« Rechen bezüglich seiner Inter valle nachgemessen werden könne. DaS geschah. Hierauf wurde die Leich« von requirirten Bauern mittels Fuhrwerks provisorisch inS BeinhauS des nächsten Dorfe» Lbergeführt und dort hinterlegt. Die Aussage de» Gerichtsarztes macht r» im höchsten Maße wahrscheinlich, daß an der Lohmüllerin eine Gewaltthat verübt worden sein müsse, eS drängte daher der Untersuchungsbeamte, den TageSrest zu einer Absuchung der Bachufer und einer Recherche in der Lohstampfe auszunühen. Der Gendarm aber wurde vorausgeschickt mit dem Auftrage, in der Lohstampfe nach näheren Umständen zu forschen, ins besondere den Lohmiiller im Auge zu behalten. Langsam zog die Commission bachaufwärts und in der ersten Halbstunde konnte nicht», aber auch gar nicht» gefunden werben. Solcher Mißerfolg veranlaßte vr. Bergmaier, der das regste Interesse bekundete, seine sportliche Praxi» in den Dienst dieser Sache insofern zu stellen, als er schlankweg inS Wasser stieg, wo zu er ja ausgerüstet ist, und die theilweise ousaehöhlten Ufer böschungen nach Art der Krebsfänger absuchte. ES dauerte nicht soll, hat heute Mittag unter Vorsitz deS Oberbürgermeister» Kirschner getagt. Der Commission lag eine große Zahl von Anträgen vor, die theils Baugesellschaften, theilS Privat leute eingereicht batten. Die Angebote der Letzteren wurden sofort nä acta gelegt. Dagegen wurden sämmtliche Genossen- schaftS-Anträge einer Prüfung unterzogen, au- der man eine kleinere Anzahl zu engerer Wahl sichtete. Nach dieser Sich tung soll einer späteren Sitzung die Entscheidung darüber Vorbehalten bleiben, mit welcher bezw. mit welche» genossen schaftlichen Unternehmungen nunmehr der Magistrat in Füh lung treten wird, um Vereinbarungen im Sinne der bekannten Stadtverordnetenbeschlüsse bezüglich der WohnuugSnoth zu treffen. — Eine Conferenz zur Regelung der Verhältnisse der Theater- und Varivt^-Agenten fand dieser Tage im preußischen Handelsministerium statt. Es war seitens der Regierung ein Gesetzentwurf über die Pflichten uud Rechte der Stellcnvermittler ausgearbeitet worden, welcher vorgclegt wurde und die Grundlage der Berathungen bildete. Trotz sechsstündiger Berathungen wurde kein endgiltiges Resultat erzielt, weil die Sachverständige» vor Abgabe ibrer Erklärung erst die Meinung ihrer Vereine hören wollten. Wahrscheinlich wird im November eine neue Conferenz statt finden. — Der neue Oberpräsideut von Schleswig-Holstein, Freiherr v. Wilmowski ist, wie auS Schleswig gemeldet wird, an einer Halsentzündung nicht unbedenklich erkrankt; aus diesem Grunde war Herr v. Wilmowski genöthigt, der Einweihung des neuen Museums in Altona fern zu bleibe». — Die Professoren vr. Sachau, Director deS orientalischen Seminars in Berlin, und Wohltmauu in Bonn sind zu Mit gliedern des Colonialrath» ernannt worden. T Danzig, 19. September. Heute Abend 8 Uhr fand an Bord der „Hohenzollern" eine Tafel statt, zu welcher Prinz Tschun mit seinen Begleitern geladen war. Bei der Tafel saß der Kaiser zwischen dem Chef des General stabes, General Graf von Schliessen und dem Fürsten von Fürstenberg rechts und dem Kriegsminister von Goßler und dem Earl of Lonsdale links; dem Kaiser gegenüber saß Prinz Tschun mit seinen beiden Begleitern. Zur Tafel waren außerdem geladen der commandirende General deS V. Armeecorps, General v. Stülpnagel, Ober werftdirector Contre-Admiral v. Prittwitz und Gaffron, Contre-Ädmiral v. Ahlefeld, dieser zur Abmeldung nach Ost- asien, ferner General v. Richter, General v. Höpfner und Major Freiherr v. Lüttwitz. * Hamburg, 19. September. DaS hiesige Gewerk- schaftscartell beschloß die Errichtung eines eigenen Ge- werkschaftShauses nach Berliner Muster. * Thorn, 19. September. Revision im Thorner polnischen Gymn asiastenproceß ist von der Ver- theidigung eingelegt worden. Die Revision wird damit be gründet, daß der 8 128 des Strafgesetzbuches, auf Grund dessen die Verurtheilung erfolgte, nur mit Bezug auf solche Vereine angewendet werden kann, deren Bestrebungen strafbar sind. * Posen, 19. September. Die Strafkammer ver- urthcilte den Redacteur deS Wielkopolanin wegen MajestätSbeleidigung zu dreimonatiger Festungshaft. * Osnabrück, 19. September, vr. v. Miquel hat die Armen Osnabrücks in seinem Testament mit einer namhaften Summe bedacht. (D Crefcld, 19. September. Der nunmehr acht Wochen dauernde Ausstand der Sammetscheerer wurde heute beendet. Die Sammetscheerer erklärten sich bereit, die Arbeit bedingungslos wieder aufzunehmen. (Wiederholt.) * Stuttgart, 19. September. Die Prinzessin Olga Maria von Sachsen-Weimar, die jüngste Tochter des kürzlich in Stuttgart verstorbenen Prinzen von Weimar, wird laut einer Stuttgarter Meldung der „Allg. Ztg." ihren Wohnsitz in England nehmen und zwar bei ihrem dort lebenden Onkel, dem Prinzen Edward von Sachsen-Weimar. Oesterreich - Ungarn. Lusammeuschlutz -er Tschechen; Wahlen. * Prag, 19. September. In einer heute abgehaltenen Berathnng von Vertretern der Iungtschechen und Alt tschechen wurde ein Compromiß getroffen, wonach für die bevorstehenden Landtagswahlen infolge deS aggressiven Auftretens der deutschen Parteien gegen die tschechische Nation zwecks gemeinsame» Schutzes der Rechte des Volkes und Vaterlandes jede der Parteien in bestimmt bezeichneten Wahlkreisen unter werkthätiger Unterstützung beider Thcile zum bevorstehenden Wahlacte Candidateu auf stellen und sich an die Wählerschaft mit einer selbstständigen Candidatenliste und einem Wahlaufruf wenden wird, in dem auf ein gemeinschaftliches Vorgehen besonderer Nach druck gelegt wird. * Laibach, 19. September. Bei den LandtagSwahlen der Städte, Märkte und der Handelskammer wurden acht Slowenisch-Fortschrittliche, ein Slowenisch-Klerikaler uud ein Deutsch-Fortschrittlicher gewählt. Die Slowenisch-Fort schrittlichen verlieren ein Mandat an die Klerikalen. allzulange, konnte vr. Bergmaier aus einem Gewirr von Baum wurzeln einen Kleiderfetzen hervorziehen, und je näher man der Lohstampfe kam, desto häufiger wurden Kleidertheile an Strünken und Spitzsteinen hängend gefunden, die sorgsam gesammelt und mit zur Lohstampfe genommen wurden. Dortselbst angelangt, bot sich der Commission ein erschütternder Anblick; der vom Gendarm informirte Lohmüller jammerte verzweifelnd über den jähen Tod seines Weibes, er äußerte einen Schmerz, der das Mit gefühl auch der mißtrauischen Juristen erregte. Doch der Unter suchungsbeamte kannte seine Pflicht und ging streng dienstlich vor, indem er dem Lohmüller die Kleidertheile zeigte und fragte, ob selbe der Todtcn gehört hätten. Unter Thränen bejahte der Lohmüller diese Frage und gab dann auch Auskunft, daß sein Weib schon seit einem Tage und einer Nacht abgängig gewesen sei. Schnell und bestimmt sprach der Untersuchungsrichter: „Und Ihr habt keinerlei Nachforschungen nach der abgängigen Ehe frau angestellt?" Sepp blickte den Beamten fassungslos an. „Warum ist nach der Frau nicht gesucht worden?" Zögernd, in der üblichen Scheu des Bergvolkes vor Gerichts herren, erwiderte der Lohmüller: „Die Wally, Gott hab' sie selig, ist spät Abends nachschauen gegangen, ob wohl Alles zu Bett ist und die Thüren verschlossen waren. Das hat sie so im Gebrauch gehabt." „Wann habt Ihr gemerkt, daß die Frau abgängig ist?" „Am anderen Tag in aller Früh!" „Wie? Schlaft Ihr in einer Stube gemeinschaftlich?" „Ja!" „Und da wollt Ihr die Frau erst am nächsten Morgen vermißt haben?" „Ja, es ist schon so und nicht anders!" „Dar klingt nicht glaubhaft! Ihr müßt doch sonst die An kunft der Frau im Schlafzimmer gehört haben!" „Ich schlaf' meistens schon, bi» die Frau kommen ist. Und in seller Nacht ist sie ja nicht kommen, ich hab' sie also auch nicht kommen hören können." „WaS habt Ihr gethan, als Ihr merktet, daß die Frau picht kam?" „Ich war der Meinung, sie wird in aller Früh schon auf u«d in die Kuchl gegangen sein/ (Fortsetzung folgt.) * Net« LaugSn i die er in von Rußla dort überh tigung stak * «et» der Kaiser Loubet in Später be sie vou de * Net« stellte der der Stak Kaiserin Rußland bezeugt, i» gegenüber habe, di zu legen, die kostbai Manuscri: die Heira Hierauf I den beide pagner «r dieser Auf * Rest drale du ist Folge Majestät« ankam, sammle ( empfing der die k< Kaffer 1 sie unte- Trompete zeigte das und den besichtigt photogras derUnteri vou dem i übergab, der Milit schüttelte, Jahre 1 getroffen Hymne ! ließen d Aufentha Zurufen Kaiser G über die von Fort der Zug traf. 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