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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190109225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19010922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19010922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-09
- Tag1901-09-22
- Monat1901-09
- Jahr1901
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1901
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V- .r, !sl Di V7S2 Vermischtes. 6. Q Urber etue romantische Liebe Eduard Mörike's macht Harry Maync in der neuesten Nummer von „Wester- mann's Monatsheften" fesselnd geschriebene Mttheilungen. Zu den Perlen Möriie'scher Lyrik gehören die fünf Gedichte, die in den Cyclus „Peregrina" zusammengesaßt sind. Nach der ersten stillen VetternneiHUng zu seiner Jugendgespielin Klärchen Neusser kam über den Tübinger Studenten Eduard Mörike zum ersten Male die heiße Liebe zu einem voll erblühten Weibe. Es war die größte Leidenschaft seines Lebens. Der Schmerz über das ent schwundene Liebesglück gab dem Dichter die poetische Feuertaufe. Es ist die Liebe zur „Peregrina" seiner Lyrik, dem Urbilde der Zigdunerin Elisabeth im „Maler Nölten", der bezauberndsten Frcruengestult seiner gesammten Dichtung. Nach dem verflogenen Rausche schwand das Bild und der Name der schönen Geliebten scheinbar für immer aus Mörike's Gedankenkreis. Er that das Möglichste, um der forschenden Nachwelt die Spuren dieser Tage zu verwischen. Die Briefe, die er von Peregrina empfing, hat er uns nicht ausgespart. Es fällt aber immerhin genug Licht auf die geheimnißvolle Fremde, um den Versuch zu rechtfertigen, mit einigem Vorbehalt die Geschichte dieser interessanten Dichterliebe zu umreißen. Es wird im Jahre 1823 gewesen sein, als Mörike während der Ferien zum Besuch bei seinen Ludwigsburger Freun den Lohbauer, Kauffinann und Hardegg weilte. Da lernte er im Wirthshaüse des Brauereibesitzers Helm ein Schenkmädchen ken nen, das unter den seltsamsten Umstäirden zu dieser Beschäftigung gekommen war. Helm hatte sie nämlich eines Tages, als er von Stuttgart nach Lüdwigsburg fuhr, ohnmächtig an der Straße auf einem Steinhaufen liegend angetroffen. Er brachte sie wieder zu sich und nahm sie in seinen Wagen. Da er an dem überaus schönen Mädchen von fremdartigem Reiz großen Ge fallen fand, so erfüllte er ihren Wunsch, sie in seine Wirtschaft als Kellnerin auszunchmen. Die schöne Schenkin, deren Rus weithin erging, lockte die ganze Stadt in sein Gasthaus, nicht zuletzt die gerade anwesenden Tübinger Studenten. Das Ge- heimniß ihrer Herkunft, daß sie nur wenig lüftete, erhöhte ihren Reiz. Sie nannte sich Maria Meyer, ging aber sonst über einige Andeutungen nicht hinaus, denen zufolge sie den Ihrigen in Ungarn entflohen sei, weil diese sie wieder ihren Willen zur Nonne hatten machen wollen. In Wahrheit scheint ihre Heimath die Schweiz gewesen zu sein. Vor Allem Mörike und Lohbauer waren von Maria bezaubert. Dazu trug nicht wenig bei eine für ihre gute Herkunft sprechende Geistesbildung: kannte sie doch Goethe und Jean Paul. Unter diesen Umständen setzten die Freunde Alles daran, ihr Schicksal günstiger zu gestalten. Loh- bauer's Mutter nahm sie in ihr Haus auf, und seine Schwestern brachten ihr eine schwärmerische Liebe entgegen. Hier traf sie auch Mörike, und seine Neigung wurde bald zur feurigsten Leidenschaft. Als er nach Tübingen zurückkehren mußte, begann ein Briefwechsel mit Maria. Er muß sie anfangs mit der über schwänglichsten Verehrung gleich einer Heiligen geliebt haben. Sehr bald aber scheint ihr Benehmen ihm Bedenken erregt zu haben über die abenteuerliche Rolle, die sie spielte. Zweifel an ihrer Seelenrcinheit und an ihrer Treue warfen tiefe Schatten auf seine anbetende Liebe. War sein Vertrauen nun schon er schüttert, so traf ihn wie ein Schlag die Kunde, Marie sei plötz lich aus Ludwigsburg verschwunden. Ihre Spur tauchte erst in Heidelberg auf, wo sie unter ganz denselben Umständen wie damals in Ludwigsburg gefunden und als Landstreicherin ver haftet wurde. Da sie sich auf Freunde in Schwaben berief, zog die Heidelberger Polizei bei Frau Hauptmann Lohbauer Er kundigungen nach ihr ein. Wieder nahmen sich angesehene Leute, von ibrrr Schönheit betroffen, ihrer an, aber sie zeigte sich des Vertrauens durchaus unwürdig. Für Mörike war sie todt, und ihre späteren Versuche — sie tauchte Plötzlich in Tübingen auf —, ihn wieder für sich zu gewinnen, schlugen fehl. Am nächsten stand dem Dichter als Vertraute seiner Liebe seine Schwester Luise, in deren Brust er seinen tiefen Schmerz ergoß. Der münd lichen Ueberlieferung zufolge soll Maria als brave Schreiner? frau und Mutter einer stattlichen Kinderschaar zu Winterthur gestorben sein. Eine interessante Hypothese über Maria's Art und Herkommen stellt Friedrich Notier in seiner Charakteristik Mörike's auf. Er meint, Laß unter der Schweizerin ein junges Mädchen gemeint sein könnte, das zu der bekannten Frau von Krüdener in vertrauten Beziehungen gestanden hatte und durch eiyeu halb somnambulen Zug ihres Wesens die Aufmerksamkeit erregte. Auf den Dichter war das tiefe Erlebniß von größter Wirkung. Nur sehr schwer trug er Maria's Verlust. Die schöne Porträtzeichnung, die einer seiner Freunde von dem Zweiund- Zwapzigjährigen anfertigte, verräth einen fremden Tropfen in Morries Blut. Das kindlich heitere Gesicht des idealschönen Jünglings ist hohlwangig geworden, ein leiser melancholischer Zug wohnt in Mund und Augen, ernstes Sinnen auf der Stirn. Er vergaß nicht leicht und machte sich noch lange Gedanken und Vprtyürfe, ob er der Geliebten nicht Unrecht gethan habe. Zum Eapitel ScS SammclsportS wird uns folgende Specialität berichtet: Eine gelehrte Dame in New Dort, Fräulein Frank Buttolph von der Astorbibliothek, ist im Besitze einer um fangreichen, schon über 8000 Nummern zählenden Sammlung von Speisekarten, die einen Begriff davon giebt, in wie viel seitiger und vhantasievoller Weise man bei Herstellung der Menus, dieses wichtigen Bestandtheikes von Festessen, zu Werke geht. Eins "der letzten Exemplare der Sammlung bildet das Menu des Ohio vereins aus Anlaß des Besuches, den der Präsident Mac Kinley am 16. Mai 1901 in New Aork abgestattet hatte. Es liegt in einer förmlichen Briefmappe, die in einen prächtigen weißen Leder einband gebunden und mit künstlerischen Zeichnungen ausgestattet ist — «in wahres Kunstwerk. Originell ist die Speisekarte des „Clubs der Dreizehn" anläßlich des 200. Mittags. Dies« hängt an einem gemalten Galgen, 'der auf ein«r Kirchhofsmauer steht, und am Galgen hallen sich Raben, Eulen und ein spukarliger Kater auf. Auch di« Weinkarte dieses Clubs, der sich bekanntlich über gewisse abergläubische Vorurtheile hinwegsetzt, ist dem Charakter des Vereins angepasst, indem sie auf schwarzem Papier gedruckt ist, das die Form eines Sarges zeigt. Darauf stehen die Worte: hlarituri la «nlutnmus" (Wir, die sterben sollen, grüßen Dich), aber gleichzeitig hat man hinzugefügt: „Trinkt des Lebens Wein, fo lange Ihr athmet, denn nach dem Tode könnt Ihr nicht mehr trinken." Ein Stück der Sammlung stellt eine aus Papiermache verfertigte Axt dar, in deren Schaft das Menu eingerollt liegt. Manche Speisekarten sind in der Hindusprachc verfaßt, doch ist immer glücklicher Weise «ine Ucbersetzung hinzu gefügt. Ausländische Menus sind aus Deutschland und Oester reich vertreten. So weit sie sich auf Galalafeln beziehen, an denen Kaiser Wilhelm theilnahm, sind sie in der Regel in einfacherem Stile gehalten, wogegen beispielsweise das Menu von einem F«st, das ein ungarisches Husaren-Regiment anläßlich seines hundert jährigen Bestehens gab, außerordentlich prunkvoll ausgestattet ist. Das Prachtstück der Sammlung bildet indessen ein Buch mit sämmtlichen Speisekarten des „American Hotel" in New Uork von 1848 an — also ein Stück Kulturgeschichte auf kulinarischem Gebiet. Hinsichtlich der Gerichte «rgiebt sich allerdings zwischen einst und jetzt kein allzu großer Unterschied, um so mehr aber hin sichtlich der Weine, denn in den Menus von 1901 findet man nicht das Dutzend verschiedene Portweine, Sherrys und Madeira weine, wie dies auf alten Speisekarten der Fall war, und einzelne Sorten, wie Monteiros, Cantava und Sercial, sind ausgestorben. Von Champagnersorten finden sich auf älteren Karten u. A. Schreider's Nnchor, Hypericon und Geißler, Marken, die längst der Vergessenbeit angeheimgefallen sind. ---- Ter Alte von Steinach. Aus Goisern erhält das „N- W. Tgbl." folgende Zuschrift: Vor einigen Tagen habe ich, selbst ein mehr als Siebzigjähriger, hier jn der Nähe von Goisern einem Greise einen Besuch abgestattet, von dem ich Ihnen vielleicht berichten darf. Von einem Führer geleitet, begab ich mich näm lich nach dem drei Viertelstunden Waldweges von hier entfernten Dörfchen Steinach, um den Methusalem der hiesigen Gegend, den 103jährigen Joseph Pesendorfer, zu sehen. Auf dem Gemeindeamtc hatte man die Liebenswürdigkeit gehabt, mir die einfache Lebensgeschichte dieses Hundertjährigen schrift lich aufzuzeichnen: Geboren am 13. Januar 1798, und heute noch lebend — dcr Tod hat ihn vergessen. Er war einst forstärarischer Arbeiter, tummelte sich in unvordenklichen Zeiten in den Wäldern uml^er und schlug mit Juhu! und Halloh! die gewaltigen Stämme nieder und hatte sein TheU cm Glück.und Leid. Um die Zeit, da ich geboren wurde, vor sechsundsiebzig Jahren, war er schon tüchtig verheirathet und Vater; Kind oder Kinder sind gestorben, und vor 25 Jahren starb auch sein Weib. Seitdem ist er allein. Es ist seltsam, wie-sich im Leben eines Hundertjährigen Alles umdreht; so zum Beispiel verkaufte dieser Pesendorfer, nachdem seine Gattin begraben worden war, sein Häuschen in Steinach an eine Anverwandte und sicherte sich das Ausgedinge; und nun ruht auch diese Verwandte auf dem Friedhöfe von Steinach, und das Häuschen fiel im Wege des Erbgangcs wieder an Pesendorfer zurück! So verließ ihn Alles rings um ihn her, und nur er blieb rüstig und aufrecht. Im Alter von 94 Jahren — so heißt es in den Aufzeichnungen, die man mir im Gemeinde amte machte — war er noch so bei Kräften und auch bei Laune, daß ec olle landesüblichen Tänze frohgemuth mitmachte; aber freilich, einmal hatte es auch damit ein Ende. Als ich mit meinem Führer vor das Häuschen kam, in dem er wohnte, fanden wir die Vorhausthür aesperrt und sahen durch das Zimmerfenster, daß der arme Alte in dem Bette ungezogen lag. Erst nach langem, heftigem Klopfen hörte er uns — denn er ist fast gänzlich taub — und erhob sich mit großer Anstrengung vom Bette, um uns zu öffnen; und als ich sah, mit welcher Mühe er den kurzen Weg zur Thür machte, am ganzen Leibe zitternd und mit den Händen an der Wand und dem armseligen Hausgeräth sich forttastcnd, that es mir förmlich leid, daß wir gekommen waren, denn unter solchen Umständen wird selbst die Gabe des Mitleids zur Qual. .... Wohl zehn Minuten dauerte es, bis er geöffnet hatte, und nun stand er schwach und sprachlos und so müde vor uns, .daß der Führer ihn fast auffangen mußte, um ihn zu seinem Bette zurückzuführen. Er war so schwach, daß er kaum die Hand er heben konnte, als ich ihm die meinige reichte. Man mußte ihm laut ins Ohr hineinschreün, bis er etwas verstand. Die Leute, die jetzt mit ihm im Häuschen wohnen, gehen täglich zur Arbeit und er bleibt den ganzen Tag allein. Was hat er erlebt? Woran denkt er den ganzen Tag in seiner Einsamkeit? Er streckt die Hand aus, wenn man ihn darnach fragt — nichts! Als ich ihm noch viele Jahre wünschte, sagte er: „Nein, nein, nein!" und ich, der Sechsundsiebzigjährige, kann es zum Theile bestätigen: Hohes Alter ist kein Segen. . . . u. Ein prähistorischer Pfahlbau in der Save. Wie uns aus der bosnischen Hauptstadt berichtet wird, befinden sich in D.-Dolina bei Bosnisch-Gradiska an der slawonisch-bosnischen Grenze im Flußbette der Save Ueberreste eines ausgedehnten prähistorischen Pfahlbaues, der sich der Ausdehnung und Reich haltigkeit der Funde nach mit denen der Schweiz messen kann, ja, manche noch übertrifft. Das bosnische Landesmuseum er hielt aus diesem Pfahlbaue zahllose Funde, und besonders die Ausbeute der heurigen Funde übertrifft alle Erwartungen. Es wurden vier Wohnhäuser, darunter drei gut erhaltene und ein verbranntes, bloßgelegt; auch das zum Pfahlbaue gehörige Gräberfeld mit reichen Bronzen und Urnen wurde entdeckt. Zahlreiche Thonartefacte, Geräthe aus Hirschhorn, Bronze- und Eisenwaffen, Schmuck aus Bronze, Silber, Gold und Bern stein, ferner Sämereien und osteologisches Material sind die hauptsächlichste Ausbeute der bisherigen Forschungen, welche einen besonderen Werth dadurch erhalten, daß es möglich wurde, auch die architektonische Construction der Pfahlbauten in einer Weise festzustellen, wie es bisher nur selten gelang. Interessant ist es, zu constatiren, daß die Pfahlbaubewohner von D.-Dolina noch den Urochsen kannten und damit ihre Tafel besetzten. Einer der werthvollsten Funde ist ein aus einem Eichenstamm ausgehöhlter, fünf Meter langer Kahn, der in einer Tiefe von neun Meter unter dem Roste des Pfahlbaues nahezu 3000 Jahre im Schooße der Erde geruht hat. Das Bergen dieses seltenen Stückes, dem kein Museum Europas ein gleichartiges Stück an die Seite stellen kann, nahm sechs Tage in Anspruch, und der Custos des Landesmuseums, Dr. Truhelka, der mit der Leitung der Ausgrabungen betraut ist, konnte das werthvollc Stück un versehrt in das Museum schaffen. Der Pfahlbau von D.-Dolina weist zwei Perioden auf und bestand während der Bronze- und Eisenzeit durch das ganze erste vorchristliche Mil lennium. Er wurde allem Anscheine nach im dritten Jahr hundert vor Christi durch Hochwasser zerstört. 6. D. Anekdotisches und Charakteristisches von dem neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten «rzählte ein Vetter desselben, der sich dieser Tage in Paris aushielt, einem Mit arbeiter des „Gaulois". Roosevelt ist bekanntlich in New Uork geboren, aber seine Familie ist holländischen Ursprungs. „Eine sehr gute Familie", sagte der Vetter des Präsidenten, „die im Jahre 1654 cmsgewandert ist; von tadelloser Ehrenhaftigkeit, aber ohne großes Vermögen. Unsere Familie halt den Ver einigten Staaten eine große Zahl von Generälen, Gouverneuren, Aerzten und Ingenieuren geliefert. Auf der Universität wußte Theodor, ohne jemals den ersten Rang unter seinen Studien genossen einzunehmen, sich stets unter den Ersten zu halten, Dank seiner Willenskraft, von der man bei ihm in allen Lebenstagen deutliche Spuren findet. Sie wollen Anekdoten? Hier ist eine: Bevor «r Generalinspector der New Porter Polizei wurde, lebte Theodor Roosevelt mehrere Jahre in den Prairien das Leben der Jäger und der Viehzüchter, und er war unter >den „Cowboys" rasch populär geworden. Eines Tages befand er sich, mit Lesen beschäftigt, auf einer Viehtrift, als eine Schaar „Cowboys" an kam. Einer von ihn«n forderte ihn auf, mitzutrinken, Roosevelt aber, der schon 'damals sehr mäßig lebte, lehnte «s ab; das ärgerte den „Cowboy", der schließlich, als «r sah, daß er den Widerstand Roosevelt's nicht besiegen konnte, ihm einen Faustkampf dorschlug. „Angenommen", sagte Theodor, „aber ich sage Dir vorher, daß ich Dich schlagen werde." Und so geschah «s auch; der „Cowboy" ging aus dem „Match" etwas zerknüllt hervor' nicht als ob Roose velt eine außerordentliche Kraft besessen hätte, sondern weil er schon damals eine wahre Bullenbeißerzähitzkeit hakte. Im Privat leben ist Roosevelt von sehr angenehmen Umgangssormen und von einer sehr großen Einfachheit. Nn unermüdlicher Arbeiter, steht er schon gegen 6 Uhr auf und geht sofort an die Arbeit; in derselben Zeit, in welcher er «inen Brief dictirt, empfängt er seinen Berichterstatter und schreibt dann einen Artikel für rin Blatt. Der Literatur leidenschaftlich ergeben, hat er „eon uruore" ein „Leben Cromwell's" geschrieben. Cromwell ist sein Vorbild, und er verherrlicht ihn. Das ist ein Charakteristikum! Obwohl er weder Künstler noch Musiker ist, verehrt er die Künste und die Musik. Ein sehr großer Jäger vor dem Herrn, liebt er es, den Besuchern, die er in seinem Hause empfängt, eine prächtige Sammlung von Thierfellen neben einer Sammlung von Jagd gewehren zu zeigen. Nach dem „Lunch" verbringt Roosevelt seinen Nachmittag mit seiner Frau und seinen fünf Kindern, von denen eines, Fräulein Alice Roosevelt, aus seiner ersten Ehe stammt. Meine Cousine ist mehr als bübsch, sie ist geradezu bezaubernd; sie und die Kinder verehren den Gatten und Vater wie einen Gott. Wollen Sie noch mehr wissen? Meinetwegen: der neue Präsident hat kein Vermögen, er ist kurzsichtig, ein sehr tückstlger Fußgänger, raucht niemals, kleidet sich mehr als ein fach — man hat z. B. oft über seine zu kurzen Hosen ge spottet — und hat manchmal sonderbare Einfälle. Eines Tages stellte ich ihm einen Ihrer Landsleute vor, der sich nach einer dreiviertelstündigen Unterhaltung verabschieden wollte. Er fürchtet, lästig zu fallen, wenn er seinen Besuch verlängerte, aber als er diese Furcht zum Ausdruck brachte, sagte Roosevelt: „Oh, Sie genieren mich gar nicht, Sie können mit mir kommen, wir wollen Holz hauen." Dieser Beschäftigung widmete er sich dann mit bewundernswertster Geschicklichkeit zwei Stunden bang. Er innert das nicht an Gladstone? Seine Seltsamkeiten haben nicht wenig dazu brigetrag«n, ihn populär zu machen, und er ist es. Er ist es in dem Maße, daß, äls es eines Tages irgend einem Menschen einfiel, einen Brief zur Post zu bringen, dessen Couvert statt der Adresse nur zw«i durch einen Strich verbundene Augen und darunter eine doppelte Zahnreihe aufwies, dieser Brief direct zu Theodor Roosevelt getragen wurde, den man in diesem Porträt erkannt l)atte." „Der politische Ehrgeiz Roosevelts", so fuhr sein Vetter fort, „ist sehr groß; er ist ehrg«izig geboren; „8v a twaä" ist seine Devise, und ich bin sicher, daß er untröstlich sein muß, durch einen unglücklichen Zufall zur Präsidentschaft gelangt zu sein, während er eine sensationelle „Thronbesteigung" erträumt statte. Jn seinem Ehrgeiz wird er von seiner Frau und von seinen Kindern bestärkt. Der neue Präsident ist, wie sein Vor gänger, Imperialist, fast Jingoist; ihm verdanken die Vereinigten Staaten die Organisation ihrer Flotte (!). Daß er den Krieg mit Spanien persönlich mitgemacht hat, ist bekannt. Und dieser Krieg liefert mir eine letzte Anekdote, in welcher Sie wieder die Energie und die autoritativen Manieren Theodor's finden wer den: Er hatte, b^ld nachdem der Krieg ausgebrochen war, ein Regiment angeworben und ausgerüstet, aber als er seine Leute nach Cuba cinschiffen wollte, begegnete er bei dem Beamten, der mit dem Einschiffungsdienst betraut war, großen Schwierig keiten: „Die freiwilligen Truppen", wurde ihm «rwidert, „können erst nach den regulären Tnippen abfastren." Theodor Roosevelt verlor kein WoÄ mehr, sondern begab sich mit seinem Regiment zum Einschiffungs-Quai; dort wandte «r sich an den Cvm- Mandanten eines Transporidampfer-s mit den Worten: „Sie wer den uns ohne Zögern nach Cuba dringen. Ich bin Theodor Roosevelt." Der Schiffscommandant, welcher der Meinung war, daß er es noch immer mit dem Staatssekretär der Marine zu thun stabe, gehorchte unverzüglich, und Roosevelt's Regiment wurde früher nach Cuba gebracht, als alle anderen. Sie sehen, das ist ein Charakter. Er wird wiedergewählt werden, und erst seine Wiederwahl wird für ihn die wahre Wahl sein." Tageskalender. Telephon-Anschluß: Expedition des Leipziger Tageblattes Nr. 222 Redaktion des Leipziger Tageblattes - 158 Buchdruckerei des Leipziger Tageblattes (V. Polz). - 1178 Alsrcd Hahn vorm. Otto Slcmm'S Sortiment, Filiale: Uni. versitälsslrahe 3: 4046. LouiS Lösch«, Filialen deS Leipziger Tageblattes: Katharinen straße 14: 2935. Köuigsplatz 7: 3575. Adressen aller Branchen, Stände und Länder Nrsert unter Garantie Welt-Adressen-Berlag Emil Reiß, Leipzig. Katalog gratis. Fernfpr 3229. Telegr.-Adresse: „Weltreiß-Leipzig". Ter Verkehrs-Verein Leipzig, Städtisches Kaufhaus, ertheilt unentgeltlich Auskunft über Leipzigs Verkehrs- und Aufenthalts- Berböltnisse, Gastdöse, Wohnungen, Kunst- und BildungSaustalteu, Vergnügungen und Reisegelegenheiten. AuSlunftSftelle dcr königlich sächsischen StaatSeisenbahne» in Leipzig (Grimmaische Straße 2, Telephon Nr. 6721) und die AuSknnstSstcllc der köuigl. preutz. Staatseisenbahnverwaltung (Brühl 75 u. 77, Crrditansiolt, part. im Laden), Teleph. 6704, beide geöffnet an Wochrnt. v. 8 Ubr Vorm. ununterbrochen bis 6 Uhr Nochni., Sonn- u. Festtags 10'/,—12 Uhr Vorm^ geben unent geltlich Auskunft a. im Personenverkehr über Ankunft und Abgang der Züge, Zuganschlüsse, Reiserouten, Btlletprris^ Reise- erlrichterungkn, Fahrpreisermäßigungen re.; d. im Güterverkehr über allgemeine Transportbedingungen, Frachtsätze, Karttrungrn re. Fundbnrean der königt.sächs. Staatseisenbahnen (Linien Leipzig- Hof, Leipzig-Chemnitz u. Leipzig-Meuselwitz) Bayer. Platz 2, pari. (Bayer. Bahnh.. AbgangSseite, 1. Geb.) in d. kgst Bahnhoss-Jnspection AnSknnftSstelle für Sce-SchtffsahrtS- und Reise-Verkehr. Relies-Weltkorte der Hamburger Rhedereieu: R. Jaeger, AugustuS- Vlatz2. Unentgeltliche Au-kunft-rrthu Wochrnt. 9-12 u. 3-6 U. vaupt-Melde-Amt des Vezirks-Commandos Leipzig Nicolai- kirchhof 2, I. Stock, Zimmer 1. Meldest.: Wochentags 9—1, Sonntag- 11—12. An den hohen Festlogen, sowie an den Geburts tagen des Kaiser« und Königs bleibt da- Hauptmeldramt geschlossen. Friedhofs-Expedition und Tasse für den Süd-, Nord- und neuen JohanniSfrirdhof, Georgenhalle, 1. Et. recht» (Eing. Ritterstr. 28). Vergebung der Grabstrllen aus vorgrdachten Frirdhöken,Vereinnahmen der EoncessionSqrlder und die Erledigung der sonstigen auf den Betrieb bezüglichen Angelegenheiten. Geöffnet Wochentag» von 9—'/,I und 3—5 Uhr. Sonn- und Feiertag-, jedoch nur für dringliche Fäll«, von 11—12 Uhr. Schlutzzeit für den Besuch de» Neuen JohanuiS-Friedhofe» 6 Uhr, deS Süd- und NordsriedhofeS 6 Uhr. Tie städtische TeStnsectionS-Anftalt, Gustav Adolph^traßeNr.2, übernimmt die Trsinsection von Pserde- und Rindrrhaaren, Schweinsborsten und Schwein-wolle gemäß der vom Bundrsrathe am 28. Jan. 1899 rrla ssenru Verordn»« g. Patent-, Gebrauchsmuster- u. Waarenzeichen-Au»kunftftelle, Bruhl 2 (Tuchhalle), l. Exved. Wochentags 9-12,3-6. Fervspr.682. Lesfentliche Bibliotheken: Volksbibltothrl I. (Alrxanderstraße 35, p.) 11—1 Uhr Mittag». VolkSbtbliothek II. (Schillerstraße 9, p.) 11—12 Uhr Mittag». Bolksbibliothek Hl. (Täubchenweg 2, I.) 11—12 Uhr Mittags. VolkSbtbliothek IV. (Arndtslraße 60, p.) 11—12 Uhr Mittags. VoIkSbibliothekV. (Reudnitz — Rathhausstr. 29, p.)11—12 U.M. VolksbibliothekVI. (Aeußere Löhrstr. 2, p.) 12—I Uhr Mittags. Musikbibliothek PeterS (KönigSstr. 26) ist wochentags v. 9—12 u. 3—6 Uhr geöffnet. Bücher, Musikalten u. Musikrettungen können tm Lesezimmer unentgeltlich studirt, resp. gelesen werden. PäVagogtschrvc»tralbibltotbek(Comentu»stiftung).Kramerstr.4, l. geöff». M ittw. u. Sonuüb.v. 2'/,—4'/,. Lesehalle v. 2'/,—8U. geöffn. VolkSbibliothck des Gewerdevereins L.-Eutrttzsch. Geöffnet jeden Mittwoch von '/,9 Ubr Abend« an im Rathhaus zu L--Eutrttzsch. „VolkSbureau". Auskunftsstelle f. ArbeiterversichrruugS-Angelegen- heiten Leipzig-Neuschöneseld, Gustav Harkortstr. 4, I. Geschäfts zeit 1—3, Sonnt. '/.II—'/,1 Uhr. Städtisches Museum der bildenden Künste und Leipziger Knnstveret» (am AugustuSplatz) geöffnet an Sonn- und Feier tagen '/,I1—3 Uhr, Montags 2—4 Uhr, an den übrigen Wochen tagen 10—4 Uhr. Eintritt in da» Museum Sonntag-, Mittwochs und Freitags frei, Montags 1 Mst, Dienstag», Donnerstags, Sonnabends 50 Pfg., an den Meßsonntagen 25 Pfg. Der Ein tritt in den Kunstvereiu beträgt für Nichtmitglieder 50 Psg. Grassi-Mnscum. Museum für Völkerkunde geöffnet an Sonn- u. Feiertagen v. 10'/,—3 Uhr, an den übrigen Tagen v. 10—3Uhr, Montags geschlossen. Eintritt Sonnabends.50 sonst frei. Grassi-Museum. Knnstgcwcrbe-Museum, geöffnet au Sonn- und Feiertagen von 10'/,—3 Uhr, an Wochentagen von 10—3 Uhr Montags geschloffen. Eintritt Sonnabends 50 -H, sonst frei. Bibliothek geöffnet Sonntags von 10'/,—1 Ubr, an Wochentagen von 10 Uhr Vorm. bis 9 Uhr Abends, Montags geschlossen. Eintritt jederzeit frei. Tas Anttkenmuseum der Universität kst, mit Ausnahme d. Uni- versitätsserirn, jed. Sonntag v. 11—1 Ubr d. Publicum unentgeltlich geöffn. Zugang v. d. Universitätsstr.. Albertinum, Erdgeschoß rechts. Sammlungen des Vereins für die Geschichte Leipzigs Jvhannisplatz 8, II. (Altes Johannishospital). Geöffnet: Sonntag» u. Mittwochs von 11—'/,1 Uhr. Eintritt 30 Kinder 10 Museum von KriegScrinnerungen des Verbandes deutscher KriegS- Veteranrn i.„Tivoli",Zeltz.StrL2. Geöffn. alle Wochent. v. 8-1 u. 3-9. Hiftor.Muscum d.Völkcrschlacht u.Zt.NapoleonS l.(1I000Num.) Im GasthausNapvleonstein, einzig dastehend. Tägst von früh geösfn. Monarchenhügcl bei Meusdorf. Prächtige Aussicht auf die Schlacht feldern.1813. Interest. Samml. von Erinnerungen an d.Völkerschlacht. Neues Theater. Besichtigung desselben Nachmittags von 2—4 Uhr. Zu melden beim Tbeater-Jnivector. Neues tkewandhans. Täglich von früh 9 Uhr bis NachmittagS 3 Uhr geöffnet. Eintrittskarten L 1 pr. Person (für Vereine und auswärtige Gesellschaften bei Entnahme von wenigstens 20 Bivets L '/, pr. Person) sind am Westportal zu lösen. Tel Vecchio s Ausstellung für Kunst aller Art und Zeit, Markgrafenstr., im Dodel'schen Hause, neb. d. Leipzig.Banst Geöffn.: Wochentags 9—7,Abds. elektr.Beleucht.,Sonn-u.Feiertags11—2 U. Gemälde-Ausstellung Mitteutzwch-Windsch, Grimm. Str. 25, Ausgang Ritterstr. 1—3, I., täglich von Vorm. 9—7 Uhr Abends, Sonn- und Feiertags von Vorm. II—3 Uhr Nachmitt, geöffnet. Teutscher Br.chgcwcrbcverein. Ständige buchgewerbliche Aus stellung mit Maschinenmarkt. Deutsches Buchgewerbemuseum, Wockentäglich von 9—6 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von II—6 Uhr geöffaet. Das Lesezimmer des Buchgewerbe museums an Wochentagen (mit Ausnahme von Montag) von II—3 Uhr und Abends von 7 bis 10 Uhr, sowie Sonntags von II Ubr bis Eintritt der Dunkelheit geöffnet. Eintritt frei. Neue Börse. Besichtigung Wochentags 9—4 Uhr, Sonntag» '/,II—1 Ubr. Eintrittskarten zu 50 beim Hausmeister. Teutscher Flotteuverein. Anmeldung zur Mitgliedschaft bei der „Credit- L Sparbank", Schillerstr. 6. (Mindest-Jahresbeitrag 50 /H). Geschäftsstelle deS Deutsche» Patriotcu-BuudeS zur Errichtung eines völkerschlachtdenknialS bei Leipzig: Rathhausring II, pt.l. Zahlstelle und Entnahme von MitaliedSkartenbesten. Dauernde Gewerbe-Ausstellung. Promenadenring. Reichhaltig und schön, ca. 400 Aussteller. Täglich geöffnet. Eintritt 10 Panorama Wcitzenbnrg geöffnet von früh 8 bis 9 Uhr Abends. Leipziger Palmengartcn. täglich geöffnet. Zoologischer Garten, täglich geöffnet. Zoologisches Mnseum, Thalstr. 33, bleibt bis Ende October geschlossen. Schillerbaus in Gohlis, Hauptstraße 18, täglich geöffnet. 8ebnbe u.-Ltlekel, oebt 8t. ketersburxer (Ä-Hmml—Uexenrllclig und -Aüutel bei 6eoreirw8 19. Lelcs LIilekerpIatr, Idamplrvlrr-Uliull 0 11ri» x N. 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