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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.12.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001221028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900122102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900122102
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- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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BeilW W LchM LagM M Auch» Nr. KU Uikß. 21. Jemkr I8KÜ. <Abeai>-MUdk.> Gerichtsverhandlungen. Proces; Sternberg. ?. Berlin, 20. Dccember. Oberstaatsanwalt vr. Isenbiel fuhr fort: ES ist von drr Vertheidigung gesagt worden: die Waffen find in diesem Protest nicht gleichmäßig vertheilt gewesen. Ich stimme den Herren Vertheidiger» bei, dir Waffen waren in diesem Protest nicht gieichmastig vertheilt, drr Vortheii lag aber hierbei auf Leiten der Vertheidigung. Dast das Untersuchung,verfahren ge heim geführt wird, darUbcr lann sich doch die Vrrtheidigung nicht betlagen. In meiner fast dreistigjährigen Amrrrhaugklt als Staatsanwalt in den verschiedensten Gegenden der Monarchie ist mir ein derartige, Beeinflussungkfystem noch niemals vorgetommen. Wenn ein Vertheidiger zu einer Zengin im Untersuchungrversahren sagt: »Fraulein, treten Sie doch auf unsere Seite", so lann ich dem Vertheidiger nicht zuslimmen, dast er die Zeugin nur zur Wahr heit ermahnen wollte. In einem gerichtlichen Verfahren giedt eS überhaupt keine Seiten der Parteien. Man lann entwever die Wahrheit oder man kann nicht die Wahrheit sagen. „Wer die Wahrheit kennt und sagt sic nicht, der ist fürwahr ein erbärmlicher Wicht." Und ich halte auch nicht Licht und Schatten zwischen Staatsanwaltschaft und Nerlheidigung für gieichmastig vertheilt, wenn ein Vertheidiger einen schwer belastenden Brief durch Kauf in feinen Besitz zu bekommen jucht, anstatt es zu veranlassen, dast der Brief dem Untersuchungsrichter eingcreichl wird. Ich halte ferner nicht Licht und Schatten gieichmastig vertheilt, wenn ein Vertheidiger mit einem Beamten, von dem er wustte und wissen muhte, dast er bestochen war, unterhandelte. Ich will nicht untersuchen, ob und inwieweit die Vertheidiger gefehlt haben. Darüber zu urtheilen steht mir nicht zu, darüber wird eine andere Stelle zu Gericht sitzen. Aber das muh ich doch aussprechen: So schlecht ist noch Nie mand vertheidigt worden, wie der Angeklagte Sternberg. Ich bin entfernt, einen solchen Vorwurf den am Vertheidigungstische sitzenden Herren Vertheidiger» zu machen; diese Herren haben sich die redlichste Mühe gegeben, ihrer Ausgabe gerecht zu werden. Ich habe lediglich im Auge, was hinter den Coulissen Pasiirt ist. Herr Staatsanwalt Braut sagte: Wenn ein einfacher Fabrikarbeiter hier angellagt wäre, dann würde die Verhandlung eine halbe Stunde dauern. Ich kann in dieser Beziehung dem Herrn Collegen nicht beistimmen. Ein Fabrikarbeiter findet in Preutzen dasselbe Recht, wie ein achtzehnfacher Millionär. Allerdings würde uns ein Fabrik arbeiter all die Beeinflussungs- und Bestechungsvcrsuchc erspart haben. Ter Angeklagte hat mit seinem Gelbe geradezu einen ver heerenden Einfluß ausgcübt. Bis in den Gerichtssaal find die Agenten gedrungen und haben selbst Polizeibeamtc observirt. Tie Fischer hätte sich zweifellos mildernde Umstände erworben, wenn sie die Wahrheit gesagt hätte. Sie hat aber zu all' ihren Verbrechen noch offenbar den Fluch des Meineids aus sich geladen. Sie wird niemals mehr deutschen Boden betreten dürfen. Sie wird unstät und flüchtig, mit dem Brandmal des Meineids belastet, in der Welt umherirren müssen. Auch dem Angeklagten Stern berg hätte der Gerichtshof mildernde Umstände zugebilligt, wenn er ossen gesagt hätte: Ich frohne perversen Neigungen, und bin auch ein paar Mal dabei, obwohl ich mich zurückhielt, gestrauchelt. Allein der Angeklagte hat, abgesehen von seinen sittenlosen Handlungen, sich durch sein Vertheidigungssystem alle Sympathien verscherzt. Wohl kommt es bei einem gerichtlichen Verfahren auf Sympathien und Antipathien nicht an, es kommt lediglich auf das Recht an, und dies soll dem Angeklagten werden. Allein bei der Straf zumessung kommt es doch wesentlich darauf an, ob der Angeklagte sich die Sympathien verscherzt hat. Der Angeklagte Sternberg kann sich gewiß nicht beklagen, daß er in seiner Vrrtheidigung beschränkt worden ist. Er hat aber das Verfahren mit Hilfe seines Geld beutels zu verdunkeln gesucht. Der Angeklagte mag das Geschick haben, Actiengesellschaften zu gründen, er hätte sich aber sagen müßen: DaS Recht ist keine Waare, die Gerechtigkeit ist keine Dirne, die man kaufen kann. Ungeschickter, wie es der Angeklagte gethan, konnte sich derselbe nicht vertheidigen. Nach einer kurzen Pause nimmt das Wort der Vertheidiger Rechtsanwalt Or. Fuchs I (für Sternberg). Meine Herren Präsident und Räthe! Die Herren Vertreter der Anklagebehörde haben den Fluch des Himmels auf den Angeklagten Sternberg herabgeschleudert. Der Herr Staatsanwalt Braut hat sogar wegen des Falles Teichert eine hohe Zuchthausstrafe beantragt. Ich kann mir diesen außer gewöhnlich hohen Strafantrag nur als Ausfluß einer angestrengten siebenwöchigen Gerichtsverhandlung erklären. Denn selbst ange nommen, der Fall Teichert sei erwiesen, dann wäre doch eine Zuchthausstrafe wegen unzüchtigen Umganges mit einer notorischen Prostituirten keineswegs gerechtfertigt. Ter Vertheidiger sucht alsdann in längerer Ausführung den Nachweis zu führen, daß die Callies und die Teichert vollständig unglaubwürdig seien. Noch weniger sei der Woyda irgend welcher Glauben beizumessen. Diese sei von frühester Jugend auf moralisch verdorben. Sie habe ihre Aussagen so vielfach geändert, daß ihr überhaupt nicht zu glauben fei. Nach dem alten Richterspruch: »In ciudio pro reo" könne man doch einen Mann auf Grund der Aussage nnes solchen Mädchens nicht ins Gefängniß schicken. Er sei der Ueberzeugung: der Gerichtshof werde weder die Bekundungen der Woyda in der vorigen, noch in der gegenwärtigen Verhandlung für wahr halten. Man müsse es dem Angeklagten zu Gute halten, wenn er sich hinter den Gittern seines Gefängnisses die Welt etwas eigenthümlich ausgemalt habe. Er (Vertheidiger) spreche es ausdrücklich aus, die Vertheidigung könne das Vertheidigungssystem Sternberg's nicht billigen, aber wenn man erwäge, wie Stierstädter bemüht war, die Schuld Sternberg's zu ermitteln, dann werde man die Handlungsweise des Wolff und der Stabs nicht für so ungeheuerlich finden können. Er wolle keineswegs das Verhalten Stierstädter's tadeln. Stierstädter sei zweifellos ein sehr tüchtiger und pflichtgetreuer Beamter, eine andere Frage sei, ob er ein geschickter Beamter sei, der stets die Grenzen seiner Wirksamkeit genau zu ziehen wußte. Es sei doch kein Zweisel, daß Stierstädter Alles daran setzte, um das aus der Woyda herauszubekommen, was er hören wollte. Ter Gerichtshof könne doch aber nicht auf Grund von bloßen Polizeiwahrheiten, auf Grund Stierstädter'scher Wahrheiten, sondern doch lediglich auf Grund wirklicher Wahrheiten ein Urtheil fällen. Es sei nicht anzunehmen, daß die Fischer, die im Ganzen 2000 bekommen hatte und doch auf weitere Gelder nicht rechnen konnte, noch ihr Gewissen durch einen Meineid belasten werde. Die Waffen zwischen Staatsanwaltschaft und Vertheidigung waren, wie in den meisten apdere» Processen, auch irr diesem Processe ungleich, und zwar zu Ungunsten der Vertheidigung, vertheilt. Lear Ver- thejdiger stehen eben, nicht die Acten jn der Weise wie der Staats anwaltschaft zu Gebote. Der Herr Oberstaatsanwalt sagte: Der Angeklagte hätte besser gethan, die Entlastung der Staatsanwalt schaft zu überlassen. Darauf müsse er bemerken, es komme gar zu selten vor, daß die Staatsanwaltschaft zur Entlastung der An geklagten beitrage, deshalb empfehle cS sich schon, daß der An geklagte bemüht sei, daS Entlastungsmaterial herbeizuschasfeu. Ten Angriff des Oberstaatsanwalts gegen den ehrenwerthen Stand der Vertheidigung müsse er entschieden als vollständig grundlos zu rückweisen. Er fei der Meinung, daß die Herren Justizrach Or. Sello und Rechtsanwalt Or. Werthauer durchaus nichts Un rechtes gethan haben. Fräulein Pfeffer erklärte dem Di. Wer thauer: Man solle sie in Ruhe lassen, sie könne nichts auSsagen. Daraufhin sagte vr. Wcrthauer: Tann lassen Sie doch wenigstens die Gehässigkeiten gegen Sternberg und treten Sie auf unsere Seite. Und Herr Justizrath Or. Sello verdient doch wahrhaftig mehr Glauben, als der Criminalcommissar Thiel, der sein Zeugniß mehrfach geändert hat und niemals vereidigt werden kann. Herr Justizrath Or. Sello hat versichert: er habe nur gewußt, daß Thiel im Verdacht stehe, ein bestochener Beamter zu sein, zumal ihm Thiel gesagt habe: man sei mit einer derartigen Zumnthung an ihn herangetrcten. Deshalb habe er dem Thiel die entsprechenden Paragraphen des Strafgesetzbuches vorgelesen und ihm gerathen, die Hände davon zu lassen. Ter Vertheidiger schließt: Wenn Sie, meine Herren Richter, über den Menschen Sternberg zu Gericht zu sitzen hätten, dann würde sich eine Vcrurtheilung wohl recht- sertigen. Vom moralischen Standpunkte trifft den Angeklagten zweifellos die Verachtung aller anständigen Menschen. Allein, meine Herren, Sic haben nicht über den Menschen, sondern über die That zu urtheilen, und wenn Sie sich auf diesen Standpnnct stellen, dann müssen Sie zu einem Freispruch gelangen. Oberstaatsanwalt Or. Jsenbiel: Ich muß dem Herrn Ver- theidiger erwidern, daß es mir nicht in den Sinn gekommen ist, den ehrenwerthen Stand der Rechtsanwälte, deni ich persönlich nahe stehe, anzugreifen. Ich habe aus diesem Grunde es ausdrücklich vermieden, Namen zu nennen. Da dies aber von dem Herrn Ver theidiger geschehen ist, so bin ich genöthigt, zu erklären, daß ich betreffs des Verhaltens des Herrn Justizraths Or. Sello und des Rechtsanwalts I)r. Werthaucr doch anderer Meinung bin. Herr Justizrath Or. Sello wußte, Thiel ist ein bestochener Beamter, und dennoch hat er mit ihm unterhandelt. Und die Bemerkung des vr. Werthauer: „Treten Sie auf unsere Seite" ist doch mehr als eine Ermahnung zur Wahrheit. Der Staatsanwaltschaft müssen größere Mittel zur Verfügung stehen, als der Vertheidigung, weil die Staatsanwaltschaft die Schuld des Angeklagten beweisen muß, während die Vertheidigung nur zu sagen braucht: „Ich bestreite". Im Uebrigen ist aber die Staatsanwaltschast bis zur Anklage erhebung eine ebenso objective Behörde, wie ein Gerichtshof. Eine ganze Anzahl von Tenunciationen wird von der Staatsanwalt schaft abgewiesen, weil das Material nicht als genügend glaub würdig erachtet wird. Die Staatsanwaltschaft sammelt das Ent- lastungsmaterial ebenso wie das Belastungsmaterial. Es ist der Staatsanwaltschaft schon znm Vorwurf gemacht worden, daß sie bei Verbrechen Belohnungen aussetze, weil dadurch das Denun- ciationswesen gefördert werde. Viel schlimmer wird jedoch zur Verdunkelung des Thatbcstandes beigetragen, wenn einem Tctectiv für den Fall eines Freispruches 50 000 versprochen werden. Staatsantvalt Braut bemerkt noch: Der Herr Vertheidiger vermißte die Begründung, daß ich eine Zuchthausstrafe beäntragt habe. Darauf erwidere ich: Die Verhandlung hat ein geradezu erschreckendes Bild von der Kinder-Prostitution in Berlin entrollt. Wenn es aber nicht Leute vom Schlage des Angeklagten gäbe, die diese Prostitution bezahlen, dann wäre eine solche Prostitution nicht vorhanden. Ter Hehler ist immer schlimmer als der Stehler. Und ich werde dafür sorgen, daß all' die Leute, die wegen Sittlich- keitsverbrechenS mit Kindern ergriffen werden, auch fest verurtheilt werden. Nach noch kurzer Erwiderung des VertheidigerS Rechtsanwalt vr. Fuchs I wird die Verhandlung auf Freitag Vormittag 9s4 Uhr vertagt. Königreich Sachsen. * Leipzig, 21. December. Die Beerdigung des Heim gegangenen Oderhzhfiöthekars .a.ir der Universitätsbibliothek. Herrn Hofrathes vr. F I rst c ma n n wird in Hameln erfolgen.Mit Hofrath vr. F ö r 'st e.m a n n , der vorgestern Abend verstorben ist, ist einer der liebenswürdigsten Gelehrten unserer Stadt aus dem Leben geschieden. Als Mann der Wissenschaft — er war Phitvlog und Historiker — von peinlichster Genauigkeit und un bedingtester Zuverlässigkeit der Arbeit, als Biblwtheksbeamter von unermüdlicher Gefälligkeit und Hilfsbereitschaft, die oft weit über das Maß dessen hinausging, was erwartet werden durfte, als Mensch von größter Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit, Milde und Freundlichkeit — das sind die Züge seines Bildes, die allen, die ihm näher getreten sind, in der Erinnerung bleiben werden. Seine wissenschaftliche Hauptarbeit war nicht, wie neu lich irrthümlich berichtet wurde, das Urkundenbuch der StadtLeipzig, sondern nur der (1894 erschienene) dritte Band dieses Urkundenbuches, der die Urkunden des Nonnen klosters, des Dominikanerklosters und des Franziskanerklosters enthält, außerdem aber die alphabetischen Register zu allen drei Bänden, die das ganze Werk erst benutzbar gemacht haben und auf deren Bearbeitung allein der Verstorbene ganze Jahre seines Lebens verwendet hat. Er war einer der gründlichsten Kenner der ältesten Geschichte Leipzigs, außerdem ein ausgezeichneter Kenner der mittelalterlichen Handschriften, der mit seiner reichen Erfahrung, seinem ruhigen, sicheren Blick und seiner Geduld oft noch entzifferte, was andere schon aufgegeben hatten. So wird er in dielen Beziehungen nicht leicht zu ersetzen sein. Hl Leipzig, 21. December. Die Probefahrt auf der heute eröffneten ersten Leipziger Außenbahn Blücher- Platz - Wahren hat bereits vor längerer Zeit stattgefunden, gestern wurde der Vertrag der Gemeinde mit der Leipziger Außeubahn-Actiengesellschaft vollzogen. Der erste Wagen fuhr heute Morgen 6 Uhr 30 Minuten in Wahren, 5 Uhr 45 Minuten vom Blücherplatze ab. Der Betrieb erfolgt« in Zwischenzeiten von 15 Minuten. — Es sei wiederholt darauf hingewiesen, daß für die Zeit bis zum 25. December im innern deutschen Verkehr zu jedem Packet eine besondere Pack et ad resse ausgeferÜgt werden muß und die Vereinigung mehrerer Packete zueiner Begleitadresse unstatthüft i st. 2 Leipzig, 21. December. Heute Vormittag gegen 11 Uhr wurde in seinem Geschäfislocal in der Albertstraße ein 31 Jahre alter Papier- und Sch r e i b w a a r e nh ä n d l e r aus Arnstadt an Gas erstickt aufgefunden. Es erfolgte die behördliche Aufhebung des Todten. — Am Johannisplatze kam es gestern Abend zu einer C a - rambolage zwischen einem Straßenbahnwagen und einem Drosch kengcschirr, wobei letzteres beide Gabel bäume einbiißte, die Insassen beider Wagen aber mit dem Schreck davonkamen. 11 Leipzig, 21. December. Vermißt wird seit dem 17. December v«r Maler undHandelsmann Franz Louis Fischer, geb. am 1. August 1876 zu Altena bei Liebenwcrda, aus seiner in Volkmarsoorf, Louisenstraße Nr. 2, gelegenen Wohnung. Der Vermißte ist von kleiner Gestalt, etwa 1,50 Meter groß, schmächtig, hat dunkelbraunes Haar, kleines Schnurrbärtchcn, hageres Gesicht und blaugraue Augen. Seine Kleidung bestand u. A. aus brauner Hose, grauem Jacket und schwarzem, weichem Filzhut. — Ferner wird bereits seit dem 10. August d. I. vermißt der Photograph Ern st Wil helm Köcher, geboren am 6. August 1855 zu Kunnersdorf bei Löbau. Derselbe hat sich an dem erwähnten Tage aus seiner in Lindenau, Goclhestraße Nr. 5 gelegenen Wohnung entfernt, angeblich, um sich auswärts Beschäftigung zu suchen. Seitdem fehlt jede Nachricht von Köcher. Er leidet an epileptischen Krämpfen, ist etwa 1,70 Meter groß, hat dunkelblondes Haar, langen Vollbart, rundes Gesicht, blaugraue Augen, spitze Nase. Bei seinem Weggänge war Köcher u.. A. mit schwarzem Jacket anzug, schwarzen Halbschuhen bekleidet. Er führte u. A. ein rothes k. 8. und ein Weißes Ll. L. gezeichnetes Taschentuch bei sich. —* Im Bahnhof'gäßchen ist am 19. d. M. von einem Hand wagen eine Kiste, enthaltend ein Musikwerk, Shmpho- »ion Nr. 48, mit 7 Notenblättern, gestohlen worden. Di« Kiste'ist mit der Adresse: „B. Steinbrecher, Uhrenhandlung, Burg bei Magdeburg"versehen. — Ein zweiräderiger Handwagen mit niedrigem Kastenaufsatze ist am 10. v. M- aus dem Hof raume eines Grundstückes der Querstraße abhanden ge kommen. An dem Rade befindet sich die Firmenbezeichnung: „Th. Richter, Leipzig, Poststraße 16." — Auf dem Wege von der Nicolaistraße bis zum Augustusplatz ist mittels Taschen- diebstahls ein Portemonnaie mit 38 Inhalt entwendet worden. Verdächtigt wird eine unbekannte Frauensperson, ca. 20—22 Jahre alt, von schmächtiger Gestalt mit blondem Haar, die u. A. halblanges, schwarzes Jacket und schwarzes Kleid getragen hat. — Mittels Einbruchs sind am 12. d. M. fünf seltene Thaler, darunter einer mit dem Bildniß Friedrichs des Großen und der Jahreszahl 1786, gestohlen worden. — Unter erschwerenden Umständen sind aus einem Garten an der Brau straße in Eutritzsch vor etwa vier Wochen vier Stück Helle Brahmahiihner im Werthe von 40 und in der Nachi zum 20. d. M. ein-Hahn und vier Hühner, italienische Rasse, im Werthe von 50 g e st o h l c n worden. — Aufgegriffen wurde ein von dem Amtsanwalt in Markranstädt wegen Betruges steckbrieflich verfolgter 35 Jahre alter Arbeiter aus Halle. ff Gestern Abend verunglückte am Connewitzer Bahnhofe der daselbst mit Abladen von Kohlen beschäftigte Handarbeiter Otto E. dadurch, daß er von einem abgestoßenen Eisenbahnwagen er faßt und zur Seit« geschleudert wurde. Der Mann, welcher anscheinend nicht unbedeutende Verletzungen am rechten Oberarm davongetragen hat, wurde nach dem Stadtkrankenhause gebracht. * Pegau, 20. December. Die amtliche Nachprüfung der Zählerlisten hat insofern ein überraschendes Resultat ergeben, als sich darnach die Einwohnerzahl der Stadt Pegau nicht auf 5310, wie erst gemeldet wurde, sondern auf 5445 beläuft. Wie sich herausstellte, war einem vielbeschäftigten Zähler ein empfindlicher Additionsfehler zu Ungunsten der Stadt untergelaufen. n. Mügeln bei Oschatz, 21. December. Seit drei Wochen wird der im Lorenz'schcn Kaltwelle zu Schrebitz angestellte Rechnungsführer Haufe vermißt. Derselbe hatte nach unserem „Anz." eine Geschäftstour nach Dahlen unternommen und ist zuletzt in Lampertswalde — zwischen Dahlen und Oschatz gelegen — gesehen worden. Finanzielle Differenzen sind, so weit sich bis jetzt übersehen läßt, nicht vorhanden. r. Oschatz, 20. December. Die Beerdigung der bei Lunzenau auf so gräßliche Weise ums Leben gekommenen Amalie Marie Kohl aus Oschatz, konnte, da die Leiche nicht rechtzeitig hier eintraf, nicht, wie vorher bestimmt, Mittwoch, son dern erst Donnerstag (20. December) Nachmittags stattfinden. Ergreifende Scenen spielten sich an der Bahre ab. Herr Archi- diakonus Wetzte sprach auf Grund des Brbglwortes (Röm. 11, 33): „Wie unerforschlich sind Gottes Wege", eindrucksvolle Worte zu der Trauerversammlung. r. Oschatz, 21. December. Bei oer Fasan enjag'o in Raitzen, an welcher auch König Albeit theilgenommen, sind 273 Fasanenhähne, 31 Hennen, 1 Häse und 22 Kaninchen zur Strecke gebricht worden. Der König hat vavon allein 107 Fa fanenhähne erlegt. — Chemnitz, 19. December. Die infolge des Schlafs- dorfer Mordes in unserer Gegend entstandene Aufregung hat dadurch neue Nahrung erhalten, daß gestern die Kellnerin des Gasthauses „Nassauer Hof" der Polizei mittheilte, am Sonntag Vormittag sei ein Mann in der Gaststube gewesen, welcher sich im Billardbecken die stark mit Blut befleckten Hände wusch. Die Re cherchen sind natürlich auch nach vieser Richtung hin eingeleitet worden. — Gegenwärtig werden auf dem Körnerplatz Ab steckungs- und Erdavbeiten vorgenommen, die den Zweck haben, einen würdigen Platz für das K ö r n e r d e n k m a l zu schaffen. Dazu auserseben ist der bisherige Kinderspielplatz, welcher der Markuskirche gegenüber liegt. Der neue Spielplatz wird in Halb kreisform an der Seite angelegt, die sich der Körnerschule gegen über befindet. Die auf dem früheren Spielplätze stehenden Bäume werden jedenfalls auf den neuen verpflanzt. — Die „Allg. Ztg." schreibt: Eine arge Enttäuschung erlitten am ver gangenen Sonnabend die Mitglieder eines hiesigen Sparvereins, der seinen Sitz in einem Locale der Wiesenvorstadt hat. Dort sollte die Auszahlung der Spargelder erfolgen. Da stellte es sich nun heraus, daß der Vorsitzende ca. 1700 unterschlagen hat. Jedes Mitglied erhielt vorläufig 10 weniger heraus. Bei der Entdeckung der Fehlbeträge kam es zu stürmischen Scenen. Die Sache dürfte wohl ein gerichtliches Nachspiel im Gefolge haben. ** Wildenfels, 20. Dec«mber. Als Pfarrer von Ort mannsdorf ist Herr Hilfsgerstlicher Lösch« in Leipzig ein stimmig gewählt worden. Vermischtes. ---- Königswnstcrhausen, 20- December. Im Eichwalde ist der Schlächtergeselle Hermann Reimann verhaftet worden, der geständig ist, im März 1900 mit zwei Mitthätcrn die Schiffersehefrau Grasnick rrmorvet zu haben, die damals im Wälve bei Zeuthen mit durchschnittener Kehle auf gefunden wurde. (Berl. Localanz.") -s. Hof, 20. December. Jn vergangener Nacht wurde hier der königl. bayerische Wagenrevisor Meyer von einer Locomotive überfahren und sofort getödtet. — Tie Christiane in Schierstem, d. h. achtzehn Männer, die den Vornamen Christian führen, haben beschlossen, den andern Christiane im Reiche, wie sich selbst, eine Steuer auf zulegen. Jeder Christian soll nämlich zu Gunsten Christian Dewet's, des kühnen BoerengeneralS, eine Mark opfern. Achtzehn Mark sind schon zusammen! — Petersburg, 20. December. Bei dem Brande einer Dampfsägem ühle sind fünf A rbeiter umgekommen. tetzte Nachrichten. I'. Oldenburg, 21. December. (P r i v a t t e l e g r a m M-) Der oldenburgischc Landtag bewilligte dir Erhöhung der Civilliste um 145 000 mit 19 gegen 17 Stimmen. td. Weimar, 21. December. (P r i v a t te l e g r a m m.) Die Einberufung des Landtages auf den 20. Ja nuar wird heut« amtlich verkündrt. * Parts, 21. December. „Agence Havas" berichtet aus Peking unter dem 20. December: Die Gesandtenunt er- zeichneten heute eine gemeinsame Note an China mit dem von England beantragten Zusätze, die Räu mung Pekings und der Provinz Petschili so lange abzu lehnen, bis China sich den Forde- rungenderMächte gefügthat. Der amerikanische Gesandte war durch ein Telegramm seiner Negierung, das ihn aufforderte, auf eine nochmalige Abänderung der Note zu dringen, an der Unterzeichnung verhindert. Er hat demnach die Unterschrift verschoben; man glaubt indessen, daß die Re gierung in Washington nicht aus ihrem Verlangen bestehen werde. * London, 21. December. Die „Times" berichten aus Warrington (Neuseeland) vom 20. December: Es ist sicher, daß Neuseeland dem Ansuchen Lord Kitchener's, ein sechstes Con- tingent nach Südafrika zu senden, entsprechen wird. Das Cabinet verhandelt zur Zeit über die Angelegrnhrit. * Petersburg, 20. December. Die deutsche „St. Peters burger Zeitung" gedenkt an hervorragender Stelle der Gnei s' e n a u - Katastrophe. — „Herolv" bringt einen längeren Sonderartikel, in dem «r mit den herzlichsten Worten der Todten, sowie der Beziehungen zwischen der deutschen und russischen Marine gedenkt. Verantwortlicher Redactenr vr. Her». Rüchling in Leipzig. Kür den musikalischen Thet'. Adolf «nttzardt in Leipzig. MMM-lildsm unä L1dum8 kür ^Ma1vur-?koto§rapk6n i» doodkvtvvr Ausstattung. Uvukettvn kovkseinvi» IVImtr IMIet 8 ?etei'88lrs88v 8 üöedstv ^usrviolmunx ASlliKl. SLvkslsvk» StLLtsmsckiUUs kllr dlsker nuorreledt« Vollkommenheit in cker kndrllwUon seins»' u. pl'Lktlsoksl' s.eösi'^Ll'sn u. Kossen. KSrtel-lWcIwii in rsiekvr ^U8^ak1. rlr »Mia, stWia, lsrc'm, MMK-siindeln«. lSerAmAerli» Id«Ii» IRcliu! prscliivolle WelimciikgezcyMe SN «satten. Hill LlckklMk 8«äl«Lvll8tv, strvvß soUäs tzunIItUau. kvtvr88trL880 37. i» 8«>i»srr >in<I ksrkix, iwr kUr Winlvn 1TV0, solvlv Tominvi' ITOI. LIvLLiito 0LrtollvvrvLvstllllL gratis. 3VV Mül «walk Wandbilder zu Mk. 1- per Stück statt 2 50 Ritpp«n mit ch^WUtlotstvi» empfehl« ich zu enorm billigen Preise». HV»»Lt»>ll»i» von S.7» an bi« 50 — per Stück u. s. w. Tie Verabreichung de» GrattS-vtlde» unter den bekannten Bedingungen dauert nur bi» S4. Teeember. Augustusplatz 1. FF. SZ-0n«//F.
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