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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011004010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901100401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901100401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-10
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Ämtsvlatt des Königliche« Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Molizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Ureitag den 4. October 1901. Anzeigerr-Preis die 6 gespaltene Petitzeile LL Necla men «ater dem Revacriousstrich (s gespaUra) 7S vor dea Faaellteaaäch» richte« («gespalte») V0 Tabellarischer and Htffrrasatz entsprechend höher. — Gebühre« für Nachweisung«« Mtd Offerteuaaaahiue Sb H sexcl. Pmtto). Extra-Beilagen (gefalzt), n»r mit d«r Morgen-Ausgab«, oha« Postbefürd«ruag ^tl 00.—, mit Postbesürderuag 70.—» Änuahmrschlnß für Anzeigen: «b«,d'»asgabe: vormittags U» llhr. Marß«».I«sgab«: Nachmittags L Uhr. Bet den Filiale» «ad »anahmestell« je «tu, halb« Staad« früher. Anzeige» stad stets a« dw Expebttlo» zu richte«. Druck uud Verlag voa E. -olg t»Leipzig. S5. Jahrgang, Die reiten-en Latterien der französischen Cavallerie-Divisionen. V. rv^. Die bei Troyes abgehaltenen großen Cavallerit- Manöver der 7. und einer provisorischen Cavallerie-Dioision unter den Generalen Branche und deCanchy sind schon vor einem Monat beendet, rechtfertigen aber auch jetzt noch eine Be sprechung in der deutschen Presse, weil «S bei ihnen neben der taktischen Schulung der Divisionen und neben Versuchen in neuen reglementarischen Formen hauptsächlich darauf ankam, endlich in artilleristischer Beziehung Klarheit zu schaffen und Gewißheit darüber zu dringen, welches Geschütz in Zukunft den rettenden Batterien der Cavallerie-Divisionen mitzugeben sei, nachdem die 75 Millimeter-Schnellfeuerkanonen endgiltig in der Armee ein geführt worden waren. General Donop, der commandirende General des X. Ar- meecorps und als Präses des Cavallerie-ComitsS zum Leiter der vorgenannten Manöver ernannt, hatte das Verlangen gestellt, daß den ihm unterstellten Divisionen für die Dauer der Uebungen anstatt der alten, noch immer bei ihnen in Gebrauch befindlichen 80 Millimeter-Geschütze je 2 Batterien zu 4 Geschützen des neuen 75 Millimeter-Materials übergeben würden. Um nun gleich das Wichtigste vorauszuschicken, so haben die letzterwähnten Geschütze durchaus nicht den an sie gestellten Erwartungen entsprochen, und was bisher kein Franzose, kein französischer Officier unum wunden auszusprechen wagte, hat der bewährte Reitergeneral in Gegenwart des Kriegsministers bei der Schlußkritik aethan, in dem er mit dürren Worten seine absprechenden Ansichten über die neuen Feldgeschütze und ihre geringe Verwendbarkeit bei den Cavallerie-Divisionen zum Ausdruck brachte. Die Gründe, die den General zu solch ungünstigem Urtheil veranlaßten, lasten sich in Kürze und übersichtlich in folgende Puncte zusammenfasten: 1) Geringe Durchschlagskraft der Shcapnellkugeln; 2) hohes Gewicht der Geschütze; 3) großer Zeitverlust beim Auf- und Abprotzen; 4) Schwierigkeiten bei seitlichen Richtungsoeränderungen der Geschütze. Mit vollem Rechte hat der General in seinen sachlichen Aus führungen hervorgehoben, daß die Momente, in denen die reitende Artillerie daS Vorgehen und das Gefecht der Cavallerie wirksam unterstützen könne, meist nur sehr kurz sein werden und daß da her für eine erfolgreiche Thätigkeit der ersteren mehr wie alles Andere schnelles Auftreten und große Beweglichkeit beim Ziel wechsel zu verlangen seien. Hieran aber hinderten zunächst das hohe Gewicht der 75 Millimeter-Geschütze (1800 Kilogramm), so daß «in Auffahren im Galopp in aufgeweichtem Boden einen auch nur geringen Hang hinauf fast zur Unmöglichkeit geworden sei, und demnächst habe der schon nach dem ersten Schuß in den Boden oingegrabene Spaten eine den häufig und rasch wechseln den Bewegungen der Cavallerie entsprechende und namentlich zur Abwehr der für die Batterien gefährlichsten Flankenangriffe nöthige Richtungsverättdenmg der Geschütze so gut wie unausführ bar gemacht. In gleicher Weise habe der Spaten das schnelle Auf- und Abprotzen der Geschütze, die ofi die schwierigsten und kritischsten Moment« in der Thätigkeit der Batterien im Gefecht seien, so wesentlich aufgehalten, daß im Ernstfälle die etwa er rungenen Vortheile einer Feuerüberlegenheit bald wieder verloren gegangen sein würden. General Donop verlangt nun auf Grund der vorstehend von ihm erhobenen Bedenken für die reitende Artillerie der Cavallerie-Divisionen nichts Geringeres, als ein Geschütz mit Lafette ohne Sporn, und damit hat der General unstreitig das ganze Princip der französischen Feldgeschütze, Vas ja auf der Rohrrücklauf-Lafett« beruht, so erheblich ins Wanken gebracht, daß sicherlich selbst blinde Bewunderer des französischen Feld geschütz-Materials zu zweifeln anfangen werden. Um die Beweglichkeit der Geschütze und Bakterien zu erhöhen, hatte der Leiter der Manöver aus einigen Protzen die gesammtc Munition entfernen lasten und erstere statt derselben mit Reserve- theilen, Zubehörstllcken und Reinigungsmaterialien gefüllt, und ferner waren versuchsweise mehrere zweiräderige Munitions karren eingestellt worden, die nach Art der in der russischen Artillerie in Gebrauch befindlichen Fahrzeuge eingerichtet worden waren. Den Bedenken, die vom Kricgsminister geäußert wurden, daß hierdurch sehr frühzeitiger Munitionsmangel bei den Datierten eintreten könnte, begegnete General Donop mit dem Ein wande, daß die reitende Artillerie zu einem lang andauernden Feuergefechte schwerlich Gelegenheit finden werde und daß — die Kalibereinheit für die gesammte Feldartillerie vorausgesetzt — der Munitionsersatz aus den Batterien der fahrenden Artillerie sich leicht bewerkstelligen lasten würde. Wir wollen die Bedenken, die General Donop gegen die Kriegsbrauchbarkeit der 75 Millimeter-Feldgeschütze für Hst reitenden Batterien offen zur Sprache gebracht hat, nicht zu einer Discussion über die viel umstrittene Frage der Vor- und Nach theile der Rohrrücklauf-Geschütze benutzen und es auch unent schieden lasten, ob die deutsche Armee jemals zur Einführung solcher Geschütze gelangen wird oder muß. Aber das darf bei dieser Gelegenheit ohne Ueberhebung ausgesprochen werden, daß, wenn je unsere oberste Heeresleitung weises Maßhalten bewiesen hat, es bei der Ncubewaffnung unserer Artillerie im Jahre 1897 geschehen ist. Dst Nothwendigkeit, verbesserte Geschütze zu be schaffen, war richtig und frühzeitig erkannt, dann wurde das Beste genommen, waS nach übereinstimmendem Urtheil ge funden werden konnte, und unserer Artillerie ein Geschütz gegeben, das erhöhte Feuergeschwindigkeit mit Einfachheit und Dauer haftigkeit sehr geschickt verband. Und angesichts der in Frank reich und anderwärts immer wieder hervortretenden Unvoll kommenheiten der gegenwärtigen Rohrrücklauf-Systeme wissen wir keinen ernsthaften oder stichhaltigen Grund zu nennen, warum heute jener Entschluß unserer maßgebenden artilleristi schen Kreise zu bedauern oder als voreilig zu verurtheilen wäre. Wir müssen auch nach solchen Vorgängen das Vertrauen zu unserer obersten Heeresleitung behalten, daß sie sicheren Auges allen Fortschritten auch aus artilleristischem Gebiet« folgen und mit fester Hand zugreifen wird, wenn einmal ein Geschütz-System gefunden werden sollte, dessen Vorzüge gegenüber unseren heutigen Geschützen erwiesen und unbestritten wäre. Aber Frank reich muß uns hierbei dauernd «in warnrndeS Beispiel s«in. ES hat die ihm durch die deutsche Artillerie-Bewaffnung bereitete Ueberraschung mit gleicher Plötzlichkeit beantworten wollen und ist dabei aus Mangel an Zeit für ein« sorgfältige Prüfung zu fehlerhaften Entschlüssen gekommen, die sich vielleicht niemals, jedenfalls aber nur mit großer Müh« und sehr erheblichen Kosten Werden auSgleichen lassen. Die französische Cavallerie steht glaubwürdigen Nachrichten zufolge vor einer fundamentalen Neuorganisation, welch« be zweckt, sämmtliche Eorps-Cavalleriebrigaden aufzulösen und alle 79 Regimenter in 13 Cavallerie-Divisionen zu je 6, die 13. Di vision zu 7 Regimentern zusammenzufasten. Dazu sollen die reitenden Batterien, dt« bis setzt zu je 2 Batterien L 6 Geschützen formirt waren, in 3 Batterien zu je 4 Geschützen eingetheilt wer den, mithin die Gesammtheit der reitenden Artillerie der Caoal- lerie-Divisionen über 156 Geschütze verfügen. Erwägt man hierzu noch, daß es den Franzosen scheinbar nicht gelingen will, die Constructionen des 75 Millimeter-Feld geschützes für die Gebirgsartillerie verwendbar zu machen, wie ein zutreffender Aufsatz des „Petit Marseillais" vom 26. August d. I. auiführt«, so dürfen wir Wohl gespannt darauf sein, wie unsere westlichen Nachbarn sich auS dem Dilemma herauSfinden werden, eine beträchtliche Zahl neuer Geschütze für ihre reitende und Gebirgsartillerie nach verbessertem System construiren zu müssen und dabei das Märchen von der Güte und Ueberlegenhett ihrer Schnellfeuerfeldgeschütze aufrecht zu erhalten Der Krieg in Südafrika, «in echter „Telareh". * Pretoria, 2. Oktober. (,,Reuter"-Telcgramm.) Tic Colounen der Obersten Aeberfton-Haugh uud Kekevich warfe» die Boeren bis nordwestlich von Magatonek zurück. Als sie sich dann auf der Rückkehr von einander trennten, wurde die schwächste der Colounen von 80V bis 1000 Boeren, die wieder umgekehrt waren, heftig angegriffen, doch auch dieser Angriff wurde abgeschlagen. Tie Boeren hatten schwere Verluste; sie ließen 6 Todtc zurück, 10 voere» wurden gefangen genommen. Die Boeren standen unter dem Befehle vou Kemp; Lelarcy war aber auch anwesend. (Wiederholt.) -p. Wunderbar, höchst wunderbar! Erst werden die Boeren zurückgetrieben, haben sich also in veritabler Flucht befunden, dann kehren sie um und machen eine schneidige Attacke auf dea .siegreichen" Feind, der schon geglaubt hatte, er habe sie mit einem gehörigen, ihnen daS Wieder- kommen verleidenden Denkzettel heimzeschickl. DaS „Rcuter'sche Bureau" muß auf ganz besonders — gutgläubige Leser rechnen, wenn eS wagt, eine solche Strategie al» neuen Er folg der Engländer zu verkünden. Auch dieser Angriff, br- richtet der officiöse Telegraph, wurde abgeschlagen. Nein, er hat offenbar, genau wie der erste, die Engländer wieder eine Schlappe gekostet, wenn „Reuter" auch nur von Verlusten der Boeren, nicht von solchen der Engländer meldet. Was da im Bereich der Magaliesberge, westlich von Rusten- burg, vorgegangen ist, sieht einem gründlichen Hinein fall deS britischen ColonnenführerS verzweifelt ähnlich. Die Engländer müßten e» nicht mit Delarey zu thuu gehabt haben! Er bat sie angegriffen, daun ist er scheinbar zurückgewichen und hat die Nichts ahnenden, die im Gefühl, eine neue Heldenthat vollbracht zu haben, beruhigt abzogen, überfallen.. Aber eS war kein Zurück weichen, sondern nur ein planmäßige» Ausweichen, und die britischen Hauplstrategen gingen in die Falle, obwohl sie auS vielfacher Erfahrung wußten, daß eine „Flucht" der Boeren stets verdächtig ist. So alt dieser Boerentric ist, er thut doch immer noch seine Schuldigkeit. Sonderbar, höchst sonderbar! Ter erste Angriff auf Kekevich S Lager. * London, 3. October. Lord Kitchener meldet: Oberst Kekevich berichtet folgende Einzelheiten über den Angriff der Boeren auf sein Lager: Bor Tagesanbruch war eine Patouille von Aeomanry-Leutrn auSgesandt worden, di« den vorrückenden Feind traf. Sie gab Warnungszeichrn, jedoch zu spät, um zu verhindern, daß eine kleine Abtheiluug überrumpelt wurde. Dadurch vermochten die Boeren sich einer Stellung zu bemächtigen, die ihnen in günstiger Schußweite gut« Deckung bot. Bon dort überschütteten sie das Lager mit einem heftigen Feuer, während zugleich von beiden Seiten Flankenangriffe erfolgten. Die ganze Abtheilung Kekevich's hielt sich unter schwierigen Umständen sehr tapfer. Der Angriff war nach mehr als zweistündigem Kampf« abgeschlagen. Dir Boeren verbrauchten ge waltig« Munition uud müssen (!?) schwer« Berluste erlitten haben. Die Mannschaften Frtbrrston-Hough.S sind jetzt mit denen Kekevich's in Fühlung und nehmen die Verfolgung de» Feinde» auf. Die etwa 40 Verwundeten, über die noch eine bestimmte Nachricht fehlte, werden heute nach Rustenburg gesandt. Tie Süstliru«, BrökSma'S. Wie e» mit den Beweisen steht, die für BrökSma'S Hoch verrat beigebracht werden konnten, darüber sind Einzel heiten bis jetzt nicht bekannt geworden. Zweifellos haben die Engländer bei ihm compromttirende Dokumente gefunden, aber selbst, wenn formell „Hochverrath" vorgelegen hat, so kann er hier, schreibt die „Nat.-Ztg", schwerlich mit dem gewöhnlichen Maß gemessen werden. BrökSma hat als Boer den Boeren zu vützen gesucht: aller Wahrscheinlichkeit nach ist seine Vermittelung für die Herren in Holland wie für die Sache der Boeren nicht einmal von großer Bedeutung gewesen, denn wenn e» ihm selbst gelungen wäre, vr. Leyd» mit wich tigen Nachrichten zu versehen, so hat Broek»ma mit dea kämpfenden Boeren doch schwerlich Fühlung haben können. Militärisch hat er den Engländern durch seine Vermittler rolle sicher nicht zu schaden vermocht. Eveaso wenig wie vr. Krause, dessen Position nun auch für gefährdet gelten muß. Nur zwei Gründe können für daS Vorgehen der Engländer maßgebend gewesen sein: entweder sie trauen den in Holland befindliche» Boeren - Diplomaten einen sehr großen Einfluß auf die Entwickelung der Dinge in Südafrika zu, oder sie haben den Boeren, die noch im Felde stehen, einen demonstrativen Beweis ihrer Energie und ihre» StärkegefühlS geben wolle«. Sicher wird di« Erschießung BrökSma'S auf seinen specirllen Freund Schalk Burger einen sehr tiefen Eindruck machen, und auch die anderen Boerencommandanten wird die Nachricht sehr tief berühren. Es ist aber unter den heutigen Ver hältnissen weit eher zu erwarten, daß die Boeren an den in ihren Händen befindlichen Gefangenen blutige Rache nehmen, als daß sie von weiteren Kämpfen ab- geichreckt würden. Der Hinrichtung BrökSma'S kommt auf alle Fälle «ine sehr große Bedeutung zu, sie dürfte viel Staub aufwirbeln und kann schwerlich als eine kluge Maßregel auf gefaßt werden. Kriegsbcrtchterstattung. Man schreibt der „Täglichen Rundschau": AuS Holland wird von Seiten der Boeren berichtet, daß ihnen aus Süd afrika jetzt viele eigene Nachrichten zuzingcn, welche die Cvntrole über die von englischer Seite verbreiteten Mittheilungrn über die Kriegsereignisse ermöglichten. Diese Meldung giebt Anlaß zu der Frage, «wie ist es wohl möglich, daß 'die in Holland befindlichen Boeren eigene unmittelbare Berichte erhalten können, da die Engländer nicht nur die sämmtlichen Telegraphenlinien im Besitze haben, sondern auch den sonstigen Verkehr aufs Schärfste üb-rwachcn? Dabei erinnert man sich sofort an die kürzlichen Entdeckungen in Louren^o Marques, von wo ein starker Schmuggel an Waffen unv Munition nach Transvaal mit Hilfe englischer Angestellter seit Langem im Gange war. Die Eng länder baben in Geldfragen ein weites Herz, und aus der neueren Geschichte sind verschiedene Fälle bekannt, daß britische Liefe ranten den unmittelbaren Feinden Englands Waffen und Munition geliefert haben. Die Enthüllungen über die Gesell schaft Kynoch L Co., zu der die Chamberlain'sche Familie gehört, sind noch in frischem Gedächtnisse. Ebenso hatten englisch; Fabrikanten den Aufständischen in Indien, wie den Afridi, Kriegsmaterial geliefert. Die Zusendung ging über den persischen Golf; «dort mußten englische Kriegsschiffe eingreifen; sie nähmen noch ziemliche Mengen vervollkommneter Schußwaffen und Munition in Beschlag. Daß Transvaal nicht nur vor dem Kriege, sondern auch nach dem Ausbruche desselben große Mengen von Waffen und Munition von englischen Fabrikanten erhalten hat, ist von den Boeren selbst angegeben worden. Nach all' dem liegt die Vermuthung nähe, daß auch die direkten Nachrichten der Boeren aus englischer Quelle stammen. Wenn sich dies bestätigt, so wird die Kriegsberichterstattung künftig wohl interessanter werden, als bisher. Deutsches Reich. (pbr.) Berlin, 3. Oktober. (Obligationen deS beilig-n Antonius.) Gelbsaminlungen für kirchliche Zwecke werden wohl auch sonst zuweilen mit recht weltlicher Betriebsamkeit veranstaltet, aber den Gipfelpunkt bat in dieser Beziehung unstreitig der v. Superior des Missions hauses Bethlehem in St. Ludwig (Elsaß) erklommen. Zur Vollendung angefangener Bauten brauchte er Geld, natürliches Geld, und er versucht es zu erhalten, indem er sich in „übernatürlich finanzieller Form" an die Gläu bigen wendet. In ihm ist wirklich der Ueberbankier erschienen. Um ver schwierigen Lage seiner Anstalt abzu helfen, giebt er nämlich Obligationen zu je fünf Mark auS „in Abrechnung auf den geistigen Schatz der guten Werke, Gebete und heiligen Messen der Mitglieder der Stiftung Bethlehem und namentlich deS Missionshauses zu Immen ser". „Wegen des Jubiläums deS gnadenreichen Jahres >901 und gleichfalls wegen der außerordentlichen Be dürfnisse deS Werke« ist die Anzahl der Hypotheken eine unbeschränkte." Die schönste Bestimmung der Emissions bedingungen ist aber folgende: „Jede Obligation besteht aus zehu Coupons zu 50 zahlbar hienieden in baarem Geld unv zurückzahlbar im Himmel an der Casse deS hl. Antonius." So stehl es auf den Hypothekarobligationen und Coupons sauber gedruckt. Die geschäftliche Fiction aber ist folgerichtig durchgeführt — eine Geschmacklosigkeit, welche unter anderen Umständen eine schwere Beleidigung der katholischen Kirche und Verächtlichmachung ihrer Einrichtungen bedeuten würde. -r- Berlin, 3. Oktober. (Die Socialdemokratic in den Reich» landen.) Die Socialdemokraten können die Schlappe, die ihre Partei bei den Ergänzungswahlen zum Gemeinderathe in Straßburg am letzten Sonntag erlitten bat, nur schwer verwinden. Zunächst schimpft der „Vor wärts" über die nationalliberal - freisinnig - demokratisch klerikalen „Ordnungshelden", die ihre politische Ueber- zeugung geopfert und sich zu einem einzigen „OrdnungS- brer" vereinigt hätten; dem Uebergewichte der Vereinigung der gesammten bürgerlichen Gegner zu unterliegen, sei wahrhaftig keine Schande für die Socialdcmokratie. DaS socialbemokratische Organ beschränkt sich aber nicht darauf, die erlittene Niederlage zu beschönigen, sondern es rechnet sogar noch einen Erfolg heraus. Während nämlich vor 5 Jahren 28K0 socialistische und 7690 bürgerliche Stimmen abgegeben wurden, sind diesmal 4082 socialistische und 8520 bürgerliche Stimmen gezählt worden. Demnach hätten sich die Socialisten um 40 Proc., die bürgerlichen Wähler aber nur um 11 Proc. vermehrt. Der „Vorwärts" schließt daraus, daß auch in Straßburg die Socialdemokratie „mit schnellen Schritten" dem Zeitpunkte entgegeneile, wo sie selbst über die Coalition der Gegner obsiegen werde. Diese Rechnung ist sehr schön, sie hat aber ein Loch. Der Unterschied ist nämlich der, daß vor fünf Jahren die bürgerlichen Parteien getrennt marschirten, indem auf der einen Seite die gemäßigten Parteien, auf der anderen die demokratisch-klerikale Gruppe eigene Candidaturen ausstellten. Jede Partei sollte also nicht nur gegenüber der Social demokratie, sondern auch gegenüber der anderen bürgerlichen Partei zum Siege gelangen und demgemäß brachte jede der bürgerlichen Parteien all ihre Mannschaften auf. Diesmal war aber durch das Zusammengehen aller bürgerlichen Gruppen der Sieg über die Sociaibemokratie von vorn herein gewiß, und es ist eine alte Thatsache, daß Parteien, die de» Sieges sicher sind, ihre Kräfte nicht aufs Aeußerste anspannen. Im Uebrigen baben ja wohl schon die Reichstag-Wahlen vsr drei Jahren dargethan, daß in Straß burg die Socialdemokraten durchaus nicht „mit schnellen Schritten" dem Siege entgcgeneilen, denn sie haben den Wahl kreis, den sie im Jahre 1893 eroberten, mit einer Minorität von 3500 Stimmen gegenüber dem siegreichen Gegner ver loren. Freilich gingen auch 1898 ebenso wie bei den jüngsten Gemeinderathswahlen die bürgerlichen Parteien zusammen, während im Jahre 1893 die Spaltung der bürgerlichen Parteien den Sieg des Socmldemo- traten ermöglichte. Wir sehen aber ia dieser Thalsache durchaus kein den Sieg einschränkendes und die Social demokratie ermuthigendeS Moment. Wir meinen umgekehrt, daß der Sieg dadurch viel bedeutsamer wird, als wenn etwa eine einzelne Partei die Socialdemokraten besiegt hätte. Denn es ist sowohl durch den Erfolg bei den Gemeinde- rathswahlen vom letzten Sonntag, wie noch mehr durch die l898 erfolgte Eroberung eines bereit» verloren gegangenen Postens in eclatanter Weise dargethan, wie gut die Aussichten des Bürgerthums der Socialdemokratie gegenüber sind, wenn die bürgerlichen Parteien von vorn herein Zusammengehen. Diese- Zusammengehen der bürger lichen Elemente gerade in Straßburg ist aber um so beachtenSwerther, als eS schwieriger ist als ander wärts. Denn hier in Straßburg kommen nicht nur die Gegensätze zwischen den politischen Parteien, National liberalen, Freisinnigen, Klerikalen u. s. w., zum Aus druck, sondern eS besteht auch ein Gegensatz zwischen der alteingesessenen und der eingewanderten Bevölkerung. Um so beachtenSwerther ist es, daß dieser doppelte Gegensatz sich überwinden und ein gemeinsames Vorgeben sich ermöglichen ließ. Dadurch ist die GemeinderathSwahl in Straßburg von viel größerer Bedeutung, als ein solches locale Errigniß anderwärts, und darum ist die Schlappe der Socialdemokratic auch besonders schmerzlich, weil diese fürchten muß, daß daS „böse Beispiel" der Straßburger Bürgerschaft im Reiche Schule machen könnte. * Berlin, 3. October. Zwei neue Entwürfe eines Reichsgesehes zur Sicherung der Bau'forde- rungen werden soeben vom preußischen Justizministerium der öffentlichen Kritik übergeben (R. von Deckers Verlag, Berlin). Schon im December 1897 waren bekanntlich in Folge eine- Be schlusses des preußischen Siaatsministeriums die Entwürfe eines Reichsgesctzcs über die Sicherung der Baufoödrrungen und eines preußischen Ausführungsgesetzes veröffentlicht worden, um den Vertretern der Rechtswissenschaft und der Rechtspflege, wie den Vertretern der von den Entwürfen betroffenen wirthschastlichen Interessen Gelegenheit zu geben, mit ihren Urtheilen und Vor schlägen zur Verwerthung für die wettere Beschlußfassung über die Entwürfe hervorzutreden. Nachdem zahlreich« Aeußerungen eingegangen waren, ist der Entwurf einer erneuten Berathung durch eine Commission, bestehend aus Vertretern der bekheilrgten preußischen Ministerien und der Reichsämter der Justiz und deS Innern, unterzogen worden. Die Berathungen dieser Commission haben zur Aufstellung der beiden neuen Entwürfe geführt, welche zufolge eines Beschlusses des preußischen Staatsministeriums in gleicher Weise, wie der frühere Entwurf, zur allgemeinen Kennt- niß gebracht worden. Der erste Paragraph lacktet in beiden Ent würfen übereinstimmend: „Durch landesherrliche Verordnung kann angeordnet werden, daß für einzelne Gemeinden im Falle der Errichtung eines Neubaues eine Sicherung der Bauforderungen nach den Vorschriften dieses Gesetzes stattfindet. Die Sicherung erfolgt durch Eintragung einer Hypothek (Bauhypothek) und, soweit die der Baulhypothek vorgehenden Belastungen den Bau stellen- werth übersteigen, durch Hinterlegung von Geld oder Werth papieren." Namentlich der zweite Entwurf enthält sehr genaue Bestim mungen über^ie Baugläckbiaer und die Feststellung und Siche- Nrng ihrer Forderungen. Ueber den Entwurf von 1897 gehen die jetzt vorgeleaien beiden an Umfang und scharfer Fassung erheblich hinaus. Wenn auch eine eingehendere Kritik Vorbehalten bleiben muß, so kann man doch annehmen, daß durch die neuen Ent würfe die lange erstrebte Regelung der schwierigen Frage besser in Fluß kommen und auf der weiter ausgestalteten Grundlage ihrer Lösung entgegengebracht werden wird. (-) Berlin, 3. October. (Telegramm.) Der BundeS- rath überwies in seiner heutigen Sitzung den zuständigen Ausschüssen: einen Antrag Bayerns wegen Einsührung deS Gymnasial-ReifezeugnisseS als Vorbedingung deS thierärztlichen Studiums, einen Antrag Preußen- auf Erhöhung der BergütungSsätze für die Naturalver- pflezung der Truppen während der diesjährigen Herbst übungen in den östlichen Provinzen, sowie die Vorlagen be treffend: eine Vereinbarung mit den Niederlanden über den sogenannten grenzüberspringenden Fabrikverkehr, die allgemeine Rechnung über den LandeShauShalt von Elfaß- Lothringen für 1897/98, eine MortalitätSstatistik der Heilanstalten, eine Statistik der Taubstummen und den Entwurf einer neuen Vereinbarung erleichternder Vorschriften für den wechselseitigen Verkehr zwischen den Eisenbahnen Deutschland- und Oesterreich- Ungarn S. Ferner wurde die Vorlage betreffs einer Ueber- sicht der Ergebnisse deS HeereSergänzuugSgeschäftS für 1900 zur Kenntniß genommen. (-) Berlin, 3. October. (Telegramm.) Unter dem Vorsitze des Feldmarschalls Grafen Walöersee findet am 17. October im Hotel Kaiserhof eine Vereinigung der Osficiere, SanitätSofficiere und Beamten deS HeereS und der Flotte statt, die an dem Zuge nach China theil- genommen haben. 8. Berlin, 3. October. (Privattelegramm.) Heute Abend wird sich die StadtUerordnetenversammlun» mit der Angelegenheit der Märchenbrunne» beschäftigen, mit der sich gestern die städtische Kunstdeputation beschäftigt hat. Bekanntlich ist berichtet worden, daß in der letzteren Sitzung die Rechtsfrage erörtert, aber kein Beschluß gefaßt worden sei, daß der Magistrat diese Frage noch näher prüfen werde, daß jedoch ein Eingehen auf die Vorschläge de« Monarchen zu erwarten stehe. Dagegen findet sich im „Vorwärts", dessen Genosse Singer zu den städtischen Kunst-Autoritäten gehört, folgender Bericht: „Die Deputation war — die Magistrat-Mitglieder einge- schlossen, — einmüthig der Ansicht, daß dem Eiasprach de» Kaiser«, der in einem längeren, im Auftrag« de» Minister» vom Polizeipräsidenten an den Magistrat gerichteten Schreiben aa» künst lerisch-ästhetischen Gründen gegen die geplante Art der Aulführung deS Kunstwerks Einwradungrn erhebt und »ia« völlig andere Grund-
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