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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011024013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901102401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901102401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-10
- Tag1901-10-24
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75S8 stattfandru. Di« Doerrn machten etliche Gefangene und erbeuteten «ine große Menge Munition. Angeblich be fehligte Botha di« Boeren. — Di« Gerüchte über eine ernste Erkrankung oder den Tod Dewet'S sind unbegründet; Dewet uudSteiju sind mit der Reorganisirung ihrer Streitkräfte im Oranje.Freistaat beschäftigt. (Boss. Ztg) * London, 23. October. (Telegramm.) Die Entlassung Buller's wird im Interesse der HeereSdiScipli» fast einstimmig gebilligt, nur „Daily News" bedauern die Maßregelung. Da» Blatt sagt, es sei unglaublich, daß der Mann, der Ladysmith entsetzt und Natal gerettet habe, nur deswegen schimpflich ent lassen wird, weil er eine unkluge Rede gehalten hat. Buller habe noch der Niederlage und Capitulation Cronje's bei Waardeberg Frieden schließen wollen. Wenn dieser höchst weise Vorschlag ausgeführt worden wäre, so hätte England viele Millionen Geltes und vielhundert Menschenleben erspart. Buller habe viel Feinde, deren erbittertste vielleicht die Finanzleute des Rand seien, denen gegenüber er niemals seine Verachtung verhehlt habe; er habe aber auch viele Freunde, von denen zu erwarten sei, daß sie der Regierung ordentlich einheizen werden. Deutsches Reich. A Berlin, 23. Oktober. (Buchdruckertarif und social demokratische Gewerkschaften.) Wenn man sich erinnert, daß zur Bekämpfung der Tarifgemein schaf t i m Buchdruckgewerbe, wie sie vom Buchdrucker verbände gefördert wurde, eine „zielbewußte" Gewerkschaft der Buchdrucker begründet worden ist, dann wird man die überaus günstige Beurtheilung der neuen Tarifergebnisse durch das Organ der socialdemokratischen Gewerkschaften doppelt beachtenswerth finden muffen. Giebt dieses Organ auch zu, daß in einzelnen Städten durch Ausnützung glücklicher Umstände vielleicht weiter gehende Dortheile, als die jetzt erzielten, hätten erreicht werden können, so verkennt das Gewerkschaftsorgan doch keineswegs die große Bedeutung, welche der neue Tarif angesichts der ivirth- schaftlichen Depression hat. Die Gefahr, daß in den meisten mitt leren und kleineren Orten die Gehilfen sich wegen der wachsen den Arbeitslosigkeit „directe Verschlechterungen in Lohn und Arbeitszeit gefallen lassen mußten", wird von dem Gewerkschafts blatte vielmehr ausdrücklich eingeräumt. „Diese Gefahr ab gewendet zu haben", heißt es in Bezug hierauf dann weiter, „das ist das bedeutendste Verdienst des gegenwärtigen Tarifabschlusses; der, wie jeder nationale Arbeitsvcrtrag, den fortgeschrittensten Ortsgruppen Opfer zu Gunsten der zurückbleibenden kleineren Ortsgruppen auferlegt, dadurch zugleich aber verhindert, daß der Zudrang zu den größeren Druckstädten die Arbeitsoerhält- nisse der dort Beschäftigten gefährdet." Auch in der fünf jährigen Dauer des Tarifs erblickt das socialdemokratische Ge werkschaftsblatt keine Frage von principieller Bedeutung und er klärt eine stabile Basis für die Durchführung eines das ganze Reichsgebiet umfassenden Arbeitsvertrages mit Recht für noth- wendig. Endlich hebt das socialdemokratische Gewerkschafts organ hervor, daß die Gehilfenvertreter außer den Unternehmer vorschlägen noch einige „besondere Zugeständnisse von Werth er reicht" hatten, obwohl „das thatsächlich entscheidende Uebergewicht diesmal aus Seiten der Unternehmer lag." — Trotz dieser in direkten Würdigung des Entgegenkommens der Unternehmer theilt das socialdemokratische Gewerkschaftsblatt die Entrüstung der socialdemokratischen Presse darüber, daß die von Seiten der Unternehmer ausgesprochene Anregung einer dereinstigcn Ver schmelzung der Unterstützungscassen der heute bestehenden Orga nisationen vom Vorsitzenden des Buchdruckerverbandes nicht auch » liroiire abgelehnt worden ist. Eine gemeinsame Organisation der Unterstützungscassen soll angeblich mit der Preisgabe des Buchdruckerverbandes selbst gleichbedeutend sein. Noch viel schlimmer aber erscheint es dem socialdemokratischen Gewerk- schaftSblatte, daß „darin eine Anerkennung des Princips völliger Harmonie mit den Unternehmern läge." Der Buchdrucker verband wird in Folge dessen „im Interesse eines gedeihlichen Zu sammenwirkens mit der gesammten Arheitcrbewegung" vor der „Harmonieduselei" ernstlich verwarnt. Im Buchdruckerverbände wird dieser parteipolitische Bevormundungsversuch schwerlich eine andere Aufnahme finden, als die ihm vorausgegangenen anderen Versuche desselben Charakters. Berlin, 23. Oktober. (Naumann und die evan gelischen Arbeitervereine.) Der Ausschuß des Ge- sammtverbandes der evangelischen Arbeitervereine hat sich be kanntlich mit Pfarre: Naumann darauf geeinigt, daß Letzterer in den evangelischen Arbeitervereinen des Ruhrgebiets zunächst keine neue Agitation unternimmt. Daß damit im Allgemeinen Vorkehrungen gegen die Wiederholung Naumann'scher Agitations reisen ins Ruhrgebiet getroffen seien, haben wir (s. Morgenausg. d. „L. T." vom 9. October) um so mehr bezweifelt, als laut dem „Evang. Arbeiterboten" das Entgegenkommen Naumann's mit Vorträgen „in national-socialen Vereinen oder dergl." „selbst redend" nichts zu thun hat. Als sehr fraglich haben wir es ferner bezeichnet, ob die Ansicht des „Evang. Arbeiterboten", das fraglich« Entgegenkommen sei ein Beweis dafür, wie wenig Nau mann seinen Einfluß im Gesammtverbande auszudohncn bestrebt sei, wirklich zutreffe; denn der „Evang. Arbeitcrbote" übersieht, daß Naumann namentlich auch durch seine Preßorgane bestrebt ist, die evangelischen Arbeitervereine in national-socialem Sinne zu beeinflussen. Aus dieser, im Vorstehenden wörtlich citirten Ansicht zieht der „Evang. Avbeiterbote" die seltsamsten Schluß folgerungen- „Also", ruft das genannte Organ aus, „die evan gelischen Arbeitervereine wollen ihn (Naumann) überhaupt mund- todt machen . . . Wir sind nicht eher zuftieden, als bis ihr evangelischen Arbeitervereine Naumann aus dem öffentlichen Leben beseitigt habt!" — Wer unbefangen unsere eingangs umschriebene Auffassung mit den Schlußfolgerungen des „Evang. Arbeiter boten" vergleicht, muß zugeben, daß es nur durch Entstellungen und Verdrehungen möglich ist, in unsere Auffassung das hinein zulegen, was der „Evang. Arbeiterbote" hineingelegt hat. Ist Derartiges in dem Organe des Gesammtverbandes der evan gelischen Arbeitervereine möglich, sowirddamiteinneuer Beweis für di« Ausdehnung des Naumann- scheu Einflusses im Gesammtverbanbe ge liefert. Im Interesse einer weiteren Klärung der Verhältnisse des Gesammtvevbandcs. haben wir gegen die Fortsetzung einer solchen Polemik durch den „Evang. Arbeiterboten" nichts einzu- wenden. * Berlin, 23. October. (Berlin und Detmold.) Zu dem in diesen Tagen wieder einmal viel berührten Thema wird der „Tgl. Rdsch." aus Detmold „von bestunterrichtcter Seite" geschrieben: . „Bei dem fraglichen Attachoposten handelt es sich nicht um Graf Bernhard zur Lippe-Biesterfeld, sondern um Graf Julius, den dritten Sohn unseres Regenten. Der war nach bestandenem Referendarexamen beim 8. Husaren-Regiment eingetreten, wo er ohne Weiteres als Leutnant Dienst that. Vor einiger Zeit ließ er sich ü la suite des Regiments stellen, um sich der diplomatischen Laufbahn zu widmen, und wurde nun auf seinen eigenen Wunsch zur Gesandtschaft im Haag commandirt. Hieraus irgend welche Schlüsse über eine Veränderung in den Berlin-Detmolder Beziehungen zu ziehen, wäre aber ebenso verfehlt, wie das seinerzeit der Fall war, als der Kaiser dem Graf-Regenten auf dessen Verlangen einen Ordonnanzofficier schickte; ein Verlangen, das einfach auf der Militärconvention fußte. Daß Söhne hochadliger Familien oder aus Nebenlinien regierender Häuser sich dem diplomatischen Dienst widmen, ist übrigens an sich nicht ungewöhnlich. So findet man beispielsweise im Handbuch des deutschen Reiches für das Jahr 1901 als Sekretäre bei Botschaften und Gesandt schaften aufgeführt: den Erbgrafen zu Castell-Rüdenhausen, den Prinzen Reuß XXXI., den Prinzen zu Stolberg-Werni gerode, den Prinzen zu Hohenlohe-Oehringcn u. A. m. — Die Söhne des Graf-Regenten sind, wie die Dinge heute liegen, Mitglieder der Biesterfelder Nebenlinie des Lippeschen Hauses und werden erst in dem Augenblick Prinzen eines regierenden Hauses, wenn Fürst Alexander stirbt und Graf-Regent Ernst sein Nachfolger wird. Aber schließlich könnten wohl auch Prinzen aus regierenden Häusern sich dem Vaterlande ebenso gut im diplomatischen Dienste zur Ver fügung stellen, wie das im militärischen jeden Tag geschieht." Ganz ebensogut nur dann, wenn die betreffenden Prinzen bei einem politischen Systemwechsel ebensowenig mit den Wimpern zucken, wie bei einer militärischen Reform. (D Berlin, 23. October. (Telegramm.) Der Kaiser unternahm gestern Nachmittag mit den Prinzen-Söbnen einen Ausflug nach dem Bayerischen Häuschen. — Heute Vormittag ritt der Kaiser auS und hörte von 9 Uhr ab den Vortrag deS Cbefs deS CivilcabinetS vr. v. LucanuS. Um 102/i Uhr empfing der Kaiser den Erbprinzen von Hobenzollern und um 11 Uhr den großbritannischen Militärbevollmächtigten Oberstleutnant WaterS, der ibm die englische China-Medaille zu überreichen hatte. — Die Prinzen August Wilhelm und Oskar haben sich heute Vormittag nach Plön zurückbegeben. (-) Berlin, 23. October. (Telegramm.) Die „National zeitung" hört, der Privatdocenl der StaatSwissenschasteu an der Berliner Universität, vr. Helsferich, sei als Referent für wirthschaftliche Angelegenheiten in die Colonial- abtheilung dcS Auswärtigen Amtes berufen worden. (D Berlin, 23. October. (Telegramm.) Die Mit glieder des prcntzischc» Abgeordnetenhauses: v. Ban- demer-Selesen, v. Colmar-Meyenburg und Kasch (conservativ), Hansen-Oldenburg, BoppeliuS und Frei herr v. Zedlitz und Neukirck (sreiconservativ), sowie Fuchs (Centrum) feiern am 27. October dir 25. Wiederkehr deS Jahrestage» ihrer erstmaligen Wahl. (-) Berlin, 23. October. (Telegramm.) Die „Nord deutsche Allgem. Ztg." schreibt: Der neuerdings eingetretene Mangel an Aufträgen für eine Reihe von Industrie zweigen hat naturgemäß die Arbeitsgelegenheit in Preußen ungünstig beeinflußt. Auf Anregung des Ministerpräsidenten Grafen von Bülow ist vom Staats ministerium beschlossen worden, durch die Oberpräsi denten Erhebungen anzustellen über die Ausdehnung, welche die Arbeitslosigkeit in den einzelnen Provinzen bereits angenommen bat, über die schon hervorgetretenen oder noch zu gewärtigenden Mißstände und über die Maßnahmen, die diesen gegenüber, insbesondere unter Mitwirkung der kommunalen Verbände, zu ergreifen sind. * Grande»;, 22. October. Vorgestern hat hier eine nicht öffentliche Versammlung der westpreußischcn Ortsgruppen des deutschen Ostmarken-Vereins unter Vorsitz des Stadt raths Marten stattgefunden. In der Schulfrage gelangte folgender Beschlußantrag zur einstimmigen Annahme: „DieVersammlung stimmt den Ausführungen desProfesiors vr. Zorn (jeder Unterricht soll grundsätzlich in deutscher Sprache ertheilt werden) über die Schulsprache zu und ersucht den Hauptvorstand, an zuständiger Stelle auf eine Revision der für die zweisprachigen Schulen zur Zeit geltenden Sprachvorschriften im Sinne dieser Ausführungen hinzuwirken. Die Versammlung bittet um Erlaß eines Gesetzes, das 1) den deutschen Kindern den deutschen Beicht- bezw. Consirmationsunterricht sichert, und zwar unter Androhung von Strafen gegen den Geistlichen, und das 2) ferner die Feststellung der Nationalität durch die Obrigkeit verfügt." Die Sprachenfrage überhaupt wurde im Anschluß an ein ausführliches Referat, das sich u. A. auch mit der bekannten Entscheidung der Ober-LerwaltungSgerichtl, betr. die Heber- wachung polnischer Versammlungen, beschäftigte, besprochen und folgender Antrag angenommen: „Die Versammlung erklärt, daß es im StaatSinteresse ge boten sei, daß über öffentliche Angelegenheiten in öffent lichen Versammlungen nur in deutscher Sprache verhandelt werden darf, und ersucht den Hauptvor stand, auf Grund des Gutachtens des Professors vr. Zorn, bei den maßgebenden Behörden die zur Erreichung dieses Ziele geeigneten und gebotenen Schritte zu thun." In Bezug auf die polnische Hetzpresse gelangte folgender Antrag an den Hauptvorstand zur Annahme: „Alle in irgend einer fremden lebenden Sprache (insbesondere alle polnischen, dänischen, französischen u. s. w.) innerhalb des deutschen Reiches erscheinenden politischen Druckschriften (Zeitungen, Zeitschriften, Flugschriften, Flug blätter u. s. w.) müssen stets den deutschen Wortlaut des Textes in derselben Nummer abdrucken. Bei mehrmaliger Zuwiderhandlung ist die fremdsprachliche Zeit schrift zu unterdrücken." Die Graudenzer Versammlung hat auch den Hauptvorstand ersucht, auf schleunige Aufhebung der polni schen Uebersetzungs st eilen bei der ReichSpostver- waltung hinzuwirken, ferner wurde auch die Dolmetscherfrage erörtert. * Pose», 23. October. Die „Lehrerztg." meldet: In der Provinz Posen werden fortan die evangelischen Geist lichen alsbald nach dem Amtsantritt ohne Antrag mit der OrtSschulaufsicht beauftragt werden. — ES ist immerhin anzuerkennen, daß der neue CultuSminister mit dieser Maßregel bis nach dem Tode seines Vorgängers ge wartet hat, der gewiß nicht in den Verdacht antikircklicher Gesinnung gekommen ist und doch die nebenamtlichen Schul- inspectionen der Pfarrer als rin Nebel erkannt und zum großen Thcil gerade in der Provinz Posen beseitigt hat. * taffen, 22. October. Städtische Nothstands-- arbeiten zur Beschäftigung der Arbeitslosen sind im vorigen Winter in Essen in größerem Umfange eingeleitet worden, haben aber nur sehr wenig befriedigende Ergebnisse gehabt. Angesichts der für diesen Winter zu erwartenden weiteren Zunahme der Arbeitslosigkeit ist eine Zusammen stellung der in Essen gemachten Erfahrungen von Interesse, die soeben vom dortigen statistischen Amt veröffentlicht wird und der wir nach der „Rh.-Westf. Ztg." Folgendes entnehmen: Der Aufforderung der Stadt, sich zur Arbeit zu melden, folgten insgesammt 720 Personen, was, wenn man nach Maß gabe der Berufszählung von 1890 die in Essen wohnenden Ar beiter auf 30—35 000 schätzt, 2—2^ Procent der gesammten Essener Arbeiterschaft ausmacht. Nach der Berufsangabe ent fielen die Arbeitslosen zum größten Theil, etwa zu auf die Gruppe dec ungelernten Arbeiter und die Bau gewerke, und dem Alter nach mehr als zur Hälfte auf die jüngste Altersklasse bis zu 30 Jahren. Zunächst ist auffallend, daß von den 680 Angenommenen nur 406 die ihnen angewiesene Arbeit überhaupt aufnahmen. Von ihnen hat einer 61^ Tage und zwei je 60 Tage bei der Arbeit ausgehalten. Die städtische Arbeitslosenbeschäftigung dauerte insgesammt 62 Tage. Dem gegenüber hat ein Viertel Aller nur bis 6 Tage, über die Hälfte weniger als 15 Tage gearbeitet, nur ein Fünftel ist länger als 25 und gar nur ein Zehntel länger als 35 Tage be schäftigt gewesen. Der Verfasser geht nun der Verschiedenheit der Arbeitsdauer näher auf den Grund und glaubt, daß ein Theil der Arbeitslosen, wie z. B. die Bauarbeiter, bei aus gehendem Wetter andere Arbeit gefunden haben, anderen mag es überhaupt nicht um feste, wirkliche Arbeit zu thun gewesen sein, wie aus dem großen Procentsatz derer hervorgeht, die iiber- > Haupt die Arbeit nicht ausgenommen haben. Wieder andere. Wie Schreiber, Schneider u. A., dürften befürchtet haben, sich durch schwere körperliche Arbeit für ihren eigentlichen Beruf untauglich zu machen. Doch weist die Statistik auch noch auf andere, recht betrübende Beispiele hin, wo manche der Be schäftigten schon früh Morgens betrunken zur Arbeit erschienen und sich thätliche Angriffe auf die Aufseher zu Schulden kommen ließen. Es werden Beispiele angeführt, nach welchen die Leute ihren Lohn ganz oder nur theilweise für ihre persön lichen Bedürfnisse, größtentheils für Branntwein, aufgewendet haben, so daß der Familie durch die städtische Fürsorge kein Nutzen erwuchs. Die Stadt hat für die Arbeitslosenbeschäfti gung bezahlt 25 209 <^. Nach einer Schätzung des Tiefbau amtes würden gemäß den sonst für Straßenauslegung gezahlten Beträgen dieselben Arbeiten für eine um niedrigere Summe geleistet worden sein, so daß die Differenz als directe Mehrausgabe zu Gunsten der Arbeitslosen anzusehen ist. (Fortsetzung in der ersten Beilage.) Lrösstss Lr8tvs üorvl vsutsvtrlLQäs Central-Hotel, Berlin, soo Lmmsr von 3 Hk. — 25 Hk. Vepanllder O«otr»Id»tii>dok Krleckrleliitro«»«. "WW Lllcker Icautea uuck Hetero LrUxer L l!o., Lurprlorstr. 12. Interessenten Sesekmackvoller Interieurs vie einzelner Blödel unä Oecorationen ünäen im ^.usstellunAsIiLus Weststrasse 49—Zi eine Keike completer Ämmer - LinricktunZsen in einlaclier un6 eleganter ^ustükrunßs, dLssisctr ivie mociern. Voransekla^e bereitivilll§st. Kunstmödellabrik kranr Lckneiäer, ^eipriZs. Taaeskalender. Telephon-Anschluß: Expedition de» Lewziger Tageblattes Nr. 222 Redaktion des Leipziger Tageblattes 15S vnchdruckerci LeS Leipziger Tageblattes (E. Polz). - L17L Alfred Hahn vorm. Ltto Klemm'» Sortiment. Filiale: Uni- vrrsitälsstraß« 3: 4046. Lottis Lösche, Filialen de» Leipziger Tageblatte»: Katharinen« straße 14: 2935. KöuigSplatz 7: 3575. Adressen aller Branchen, Stände und Länder liefert unter Garantie Welt-Adrefjen.Verlag Emil Reiß, Leipzig. Katalog gratis. Fernjpr 3229. Telegr.-Mdresse: „Weltreiß-Leipzig". Ter Verkehrs-Verein Leipzig, Städtisches Kaufhaus, ertheilt unentgeltlich Auskunft über Leipzig» Verkehrs- und Aufenthalt»« Verhältnisse, Gastböse, Wohnungen, Kunst- und BilduogSanstaltru, Vergnügungen und Reisegelegenheiten. AuskunstSstelle der königlich fächfifchen Staatsetsendahnen in Leipzig (Grimmassche Straße 2, Telephon Nr. 6721) und di« AuskunstSstelle der köntgl. preutz.StaalSeisendahn>erwaltun, (Brühl 75 u. 77, Crrditanstalt, Part, im Laden), Teleph. 6704, beide geöffnet an Wochrnt. v. 8 Nbr Vorm. ununterbrochen bi» 6 Uh» Nachm., Sonn- u. Festtags 10'/,—12 Uhr Borm„ geben unent geltlich Auskunft a. im Personenverkehr über Ankunft and Abgang der Züge, Zuganschlüsse, Reiserouten, Bilktpretse, Reise» erleichterungk», Fahrpreisermäßigungen re.; d. im Güterverkehr über allgemeine Trantportbedingungen, Frachtsätze, Karttrunge» re. Annddnreo« Ser köntgl.fSchf.Staarseisendahneil (LmtenLeipzig- Hos, Leipzig-Chrmnitz u. Leipzig-Meuselwitz) Bayer. Platz 2, Part. (Bayer. Bohnh., AbgongSleite, 1. Geb.) tu d. kgi Bahn hofS-Juspection. AuskunstSstelle für See-SchtffsahrtS- uud Reise »Verkehr. Relief-Weltkarte der Hamburger Rhedereieu: R. Jaeger, Augusta»« platz2. Unentgeltliche Au»kuast»erthu Wochent. S-12a.S-6U. Damit verschwindet Dora, noch lächelnd zurückwinkend, und will in» Portierstübchen ans Telephon. Frau Melanie schaut ihr nach mit zusammengczogenen Brauen und finsteren Augen. Sollte Dora? Aber das ist ja unmöglich! * * * * „Wie liebenswürdig, daß Sie mein Begleiter ins Land der Fjord« sein wollen, Herr Doctor." ,,E» ist mir eine Freude, gnädiges Fräulein; ich bkdaure nur, daß Frau v. Hochstet ter nicht —" „Da» ist mir eben recht, wenn ich offen sein soll. Es ist wir lieb, einmal mit Ihnen allein zu sein. Ich sorge mich um Melanie." „Um Frau v. Hochstetter? Aber in welcher Beziehung?" „In Beziehung auf ihre Freundschaft mit Ihnen, auf diese -Klosterfreundschaft", wie sie es nennt, die doch auf die Dauer keine Dauer haben kann." „Wie meinen Sie das?" „Wie ich daS meine? Nun, ich meine, daß, wer Sie Beide uenauer beobachtet, ganz bestimmt weiß, daß Sie sich lieben. Daß Keine» ohne das Andere leben kann und daß Sie sich die Fabel von der Freundschaft künstlich zurecht gemacht haben als Deckmantel. Weil Sie, oder wenigstens eines von Ihnen — Melanie — die Eh« verschworen hat." „Sie haben Recht. So ist's, gnädiges Fräulein. Wie gern spreche ich mit Ihnen offen darüber. Ich — mein heißester Wunsch wäre es, Melanie's Hand zu gewinen. Aber sie läßt mich mcht dazu kommen. Sie führt stets das Wort „Freund schaft" so absichtlich im Mund, betont es so häufig, so bestimmt, ^daß es mir sehr gewagt wäre, wollte ich von Liebe sprechen. JH müßt« fürchten, sie ganz zu verlieren und das — das er trug« ich nicht!" "^0 müssen Sie sie überlisten. Und dazu will ich Ihnen helfen. Horen Sie —" Und während die Beiden bei herrlichem Frllhlingswetter eine Strecke zu Fuß die Straßen Berlins durch wandern, entwickelt Fräulein Dora ihre Pläne, denen vr. Ehlers schließlich zustimmt. Allerdings mit einem bedenklichen: „Die Verantwortung auf Ihr Haupt!" „Liebste Lame, bist Du mir böse, wenn vr. Ehlers mich heute in di« Nationalgalerie begleitet?" „Ich böse? Im Geg«ntheil, ich gehe selbst sehr gern mit — ich habe die neuesten Sachen auch noch nicht gesehen —" „Ja, das ist's eben, Lame, ich möchte gern allein mit ihm gehen. Weißt Du, er versteht so prachtvoll zu erklären, aber dazu muß man mit ihm allein sein. Ich finde überhaupt, in Galerkn sollte man nur allein oder zu Zweien gehen. Drei sind schon zuviel. Und da Du Ehlers ja immer sonst zur Ver fügung hast, glaubte ich —" „Ist es vielleicht auch sein Wunsch?" Mit scharfem Tone fragt's die junge Frau. „Sein Wunsch? Abcr um Alles in der Welt, Lanie, wie kommst Du darauf? Und überhaupt, wenn eS Dich kränkt, dann lassen wir's. Ick dachte nur, Du würdest mir Deinen Freund —" Dora betont das Wort merklich — „gern einmal für ein paar Stunden abtreten." „Natürlich, sehr gern. Ich überlege nur eben, ob es auch ganz schicklich ist. Du als junges Mädchen —" „O, da sei unbesorgt! Ich bin skbenundzwanzig, und über die komische Idee, als ob zwischen einem Mädchen und einer Wittwe im gleichen Alt«r ein Unterschied wäre in Bezug auf den Verkehr mit Herren, ist man heutzutage doch hinaus. Ich über nehme die Verantwortung. Und jetzt mach' ich mich fertig; Ehlers wollte mich in einer halben Stunde abholen." Dora verschwindet. „Schlange — 0 — ich durchschaue Dich — Du — Du — unter der Mask: der Freundschaft hast Du Dich in mein Haus ge schlichen, und nun willst Du mir rauben, was mir das Liebst« ist auf der ganzen, weiten Welt!" So stöhnt Frau Melanie und Thränen rollen über ihre Wangen. Qualvolle Tage verlebt die junge Frau von nun an. Ein böses Schicksal will, daß sie sich den Fuß leicht verstaucht, und so ist sie tagelang an die Chaiselongue gefesselt und muß es mit ansehen, wie Dora und Ehlers täglich zusammen in den Frühling hinaus wandern und stets animirt und vergnügt wiederkommen. Melanie muß sich zwingen, Dora's liebevolle Sorgfalt nicht zu schroff zurückzuweisen. Sie leidet unsäglich. Jetzt weiß sie, daß sie liebt, leidenschaftlich, glühend. Und daß sie verschmäht wird! — Wieder kommt ein sonniger, strahlender Nachmittag und diesmal kehrt Dora allein vom Spaziergange zurück. „Du, Lanie, liebste Lanie, ich habe Dir etwas anzuver trauen — magst Du es hören?" „Es wird mir nichts Anderes übrig bleiben", versucht die junge Frau zu scherzen, während ein erstickendes Gefühl ihr den Athem nimmt. „vr. Ehlers ist — er liebt, und er will heirathen, so bald als möglich." Melanie schnellt auf — sie achtet nicht des Schmerzes am Fuß. Mit bebender Stimm«, nicht mrh: mächtig ihrer selbst, ruft sie: „Und das wagst Du mir so in s Gesicht zu sagen — Du Falsche, Heuchlerische — die mir sein Herz gestohlen. O, ick finde kein« Worte — geh — geh — und wenn er kommt — ich bin nicht zu sprechen für ihn. UndEureVerlobung — es wäre rück sichtvoll, wenn Ihr sie erst veröffentlichen wolltet, nachdem Du zu Deiner Tank zurückgekehrt bist —" „Aber Melanie, wie bist Du nur? Vor einigen Wochen sagtest Du mir, mit Freuden würdest Du seine Braut «inst willkommen heißen, als Dritte im Bunde Eurer Freundschaft, und nun —" „Ja nun, nun — sieh' mich nur an. Ich bin ganz bei Verstand. Nun sind mir die Augen geöffnet; er ist nicht mein Freund, ist's nie gewesen. Ich lieb ihn, ich liebe ihn, ich habe ihn schon lange geliebt, unbewußt, und nun hab' ich ihn ver loren! O, ich Arme! Und Du, geh' nur zu ihm und erzähl'» ihm, wie Du mich hier gesehen hast — 0 — ich —" „Darf ich?" Schelmisch lächelnd tritt Dora der Erregten näher — „er wird sehr glücklich sein darüber —" „Dora, das ist herzlos." „Gar nicht. Ehlers möchte sich verloben und verheirathen, so bald, als möglich, aber nicht mit mir, sondern mit Dir — mit seiner besten Freundin!" „Dora, ist's wahr? Wirklich? Träume ich nicht?" „Du wachst, und hoffentlich gründlich. Das mit der Freundschaft, das war ein Traum, in dem Du befangen warst, und ich hielt es für meine Pflicht, Dich daraus zu wecken. So ist's, und nun will ich ihm gleich telephonircn, daß seine Braut ihn erwartet." „Aber Dora — Du — ich glaubte, Du liebtest ihn auch. Wik ist mir denn?" i „Ich? Nein, wir spielten nur ein wenig Komödie. Mein Geschmack sind solche blonde Ri«s«n gar nicht, mit so dicken Doll bärten. Mein Geschmack ist ein dunkler, schlanker Mann mit einem zierlichen Schnurrbart, der eben Hauptmann «rster Classr geworlun ist, und dem ich nun endlich, endlich angehören darf. Erst seit acht Tagen weiß ich das, sind die Heimlichkeikn zu End«,' und wenn ich Dich nicht erst hätte curiren wollen, so hättest Du's gleich erfahren, vr. Ehler s hab' ich's gesagt, ich mußte doch sorgen, daß er sich nicht am Ende wirklich in die Freunden seiner Freundin verliebt." „Abscheulich, Liebste, Beste! Geh', telcphonire ihm, er soll kommen — mein Freund, nein, mein Bräutigam." „Und in drei Tagen kommt mein Hauptmann hierher, und wenn Dir's recht ist, feiern wir zwei Verlobungen auf einmal^"
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