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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.02.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020210025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902021002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902021002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-02
- Tag1902-02-10
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mtag, ruar 1902. Zwickau aus. 27 verseuchte Won entfielen ckerg, je 2 auf aide, Marien- lle. !n herrscht zur Fischbrut- c überrieselten r sind gc- och de.n sie er- und her, Der »er Pflege der t, so dan nur mhcit forderte >e lebensfähig Gewässer des (Erf. Sinz.) sen. dem hiesigen inem Postamt sich im abge- lammern bei den wurden: n. Drucksachen mliche Packe te 1 (3802) mit ibe 33V (290) (3 933 (6859), en 446 211 .// (ungen 76 002 ramme 9879 : und einge- Liaarenproben 195 (76 381), 9 (8 015 2761, c« (59 963), it Nachnahme 66), Postauf- stanweisungen >) und Tele- > stscndun - orden als im e um genaue tzcn geichafft; Postsendungen > den zunächst lbaren Sen- estellbar, weil iriahre waren ilteven. Bon Art blieben !) Postkarten, Zaarenprobcn, 5 (5) Packet- Million Post- »eftellbar. Die erthe für das unbestellbaren der Adressen ns Max Hil- err Reinhard . Inh. Herr friesen. Znh. Hell mich in Hinich das. — Wilhelm Cd- Hnh. Herr che rn Ptrnck( i Pirna und rann Krusch- :cn Hermann mch. — Max nnert das. tao Friedrich Herr Gustav :rsbach. Ge bersbach und L Hüller in s. — Richard ürncr das. Firma Herr gust Wilhelnr rivorben und kachf. künftig ist als Gesell- lann Sander uert in Rotr niSgcschieden. f in als O!e - Herr Ernst lhelm Heinze mann ist als C. O. Back : Vtrausch in n in Dahlen, n in Treuen, enstciu. ächsi s ch c n ainsberg > Ausnahnn Nain-Nelkar- ing für Eis- fs für Wege W Tie nstranSportc juristische (sesellsclmsten speciell für es. HerauS- Mannhcim, n. Die im s Vorstandes tnwalt vi. ctien-Gesell- i daS Gesell- öeiträge zur ngcsehes. — en (K7 des sebcn, wenn teuer heran- i Owmcinden dann, wenn handelt, die b bestehende esellschaftrn, agen haben, deS Unter- iftung. Von r im Jahre Bezugs-Preis stt der Hauptexpeditio» oder den im Stadt- bewirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich-4t 4 50, — zweimaliger täglicher Zustellung in» Haus.4! 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vierteljährl. 6. Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland. Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition diese- Blattes möglich. Le-action und Expedition: Jvhaauisgasse 8. Fernsprecher 158 und LL8. Fiiiaievpeditione« r Alfred Hahn, Buchhandlg., Uutversttätsstr. 3, L. Lösche, Katharinenstr. 14, rr. Königspl. 7. Haupt-Filiale in Lerlin : Königgrätzerstraße 116. Fernsprecher Amt VI Nr. 88V3. Abend-Ausgabe. Wip.NMTagMalt Anzeiger. Ättttsölatt des Lönigtichen Land- und Änüsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Nr. 71. Montag den 10. Februar 1902. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reclamen unter dem Redactionsstrich (4 gespalten) 75 vor den Familien nach richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Zissernsap entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefürderung X 60.—, mit Postbesörderung .4t 70.—« Aunahmeschluß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den FUialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an dir Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrocheu geöffnet von früh 8 bi- Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 96. Jahrgang. Der Krieg in Südafrika. De Wei ist durch! * Wolvehvek (Oranjestaat), 8. Februar. („Reutcr's Bureau.") Nach mehrtägigen Operationen östlich von Liebenbergolei und dem Wilge-Flusse brachen sämmtliche englischen Truppen in der Nacht auf den 9. Februar aus verschiedenen Rich tungen auf und bildeten eine zusarmnenhängende Linie von Berittenen auf dem Westrande von Ltebenbergolei, von Krankfort südlich bis Kannyshome und Kafirkop. Die ganze Linie ging westlich bet Tagesanbruch am 6. Februar vor und besetzte die Linie von Holland an der Blockhausltnie Heilbron-Frankfort bei Doorkloof und an der Blockhauslinie Kronstad-Lindley. Auf der ganzen Linie standen während der Nacht verschanzte Borposten, die 50 Vards von einander entfernt waren. Andere eng lische Colonnen opcrtrten in der Front, um ein Über schreiten der Linie durch die Boeren zu verhindern. Diese Colonnen rückten bet Tagesanbruch auf -er Straße von Hetlbron nach Kroonstad und am folgenden Tage nach der Eiscnbahn-Blockhauslinic vor, die verstärkt war, nm einen Durchbruch zu verhindern. Am 6. Februar befand sich De Wet innerhalb dieser Umsperrung,' er befahl seinen Leuten, sich in kleine Trupps zu zerstreuen. Er selbst marschirtc mit wenigen Mann schaften und einer Viehherde auf die Blockhauslinic Krovnstab-Linblcy, trieb in einer sehr dunklen Nacht das Bich gegen den Drahtzaun und brach mit dem Viehe dnrch; er verlor 8 Todte, 25 Pferde und ziemlich viel Vieh. In der folgenden Nacht wurden noch viele Durch- bruchSversuche anderer Boercnabthcilungcn ge macht; eine Abthcilung verlor 10 Todte bei einem Durch- bruchSversuchc in der Nähe von Hcilbron. Jnsgesammt sollen die Boeren 283 Todte, Verwundete und Gefangene verloren haben, ebenso 700 Pferde und viel Vieh. Die englischen Verluste betragen 10 Mann. * London, 10. Februar. (Telegramm.) „Daily Telegraph" berichtet aus Wolvehock unter dem 9. d. MtS.: De Wet ist dnrch die Blockhauslinie durch gebrochen, die von Heilbron in südöstlicher Richtung nach Lindley führt. Die englischen Truppen säubern den Dtstrict noch von einzelnen zersprengten Boeren. Kttchc- ner besichtigte selbst den Schauplatz der Ereignisse. Der Feind steht nun, mehrere hundert Mann stark, nord östlich von Hetlbron in der Nähe des Baal. — Ucber den Schauplatz der letzten Ereignisse erfährt der „Standard": Das Kesseltreiben erstreckte sich über ein 100 Meilen langes und 70 Meilen breites Terrain. Die Zahl der darin befindlichen Boeren be trug 2000. Ein Widerspruch fällt auf. Nach der ersteren Meldung wäre De Wet durch die Blockhauslinie Kroonstad-Lindley, die übrigens noch nicht vollständig fertig ist, also nach Süden, nach der zweiten durch die Linie Heilbron-Lind- ley, also nach Nordosten durchgebrochcn. Hieraus craiebt sich, daß die Engländer völlig im Unklaren darüber sind, wo De Wet jetzt steht. Gleichviel! Die Hauptsache ist, daß -er unfaßbare, wie ein Aal überall sich durchwindende Boerengeneral seinen Verfolgern abermals entgangen, daß diese „letzte" wilde Jagd abermals resultatlos ver- lanfen ist, obwohl Dutzende von Colonnen in Bewegung gesetzt und die Vorbereitungen mit größter Gründlichkeit betrieben worden waren. Kitchener hat nun wieder das Nachsehen und kann — zum wie vielten Male!? — von vorn anfangen. Wir rufen De Wet ein frohes Glück auf! zn und hoffen, baß seine neue geniale Leistung die Herren Chamberlain und Salisbury doch noch friedlich stimmen wirb. Ei« neuer Meg zum Frieden" in Südafrika. Man schreibt uns aus London unter dem 8. Februar: Hier in London leben eine große Anzahl von Ex- BurgherS aus dem Transvaal, Männer englischer wie holländischer Nationalität, und unter ihnen giebt es Herren, welche mit Boerenführern, wie Louis Botha, Dclarey, Lucas Meyer, Brecher und Groblaar, intim befreundet gewesen sind. Ein hervorragender Afrikander, welcher jetzt hier in London lebt, hat vorgeschlagcn, daß diese Er-Vurghers ein Meeting abhalten und einen Appell in holländischer Sprache an die Bocrenstreiter anfsctzcn sollten, nm diese über die wirkliche Lage hier und auf dem Conttncnt zu informiren und die Nutzlosigkeit und Schlechtigkeit weiteren Widerstandes darzuthun. Vorausgesetzt, baß die Negierung diesen Plan sanctiontren und daß von Lord Kitchener sicheres Geleit gewährleistet werden sollte, beabsichtigt die Commission, ein oder zwei ihrer Mitglieder nach Südafrika zu senden, um mit Botha und Dclarey zu verhandeln. Ein gewisser Mr. Franc Watkins, welcher fast sein ganzes Leben in Südafrika Angebracht hat und Mitglied des Transvaal-Bolksraads war, soll, so berichtet „Daily Erpreß", diesen Plan auf das Wärmste befürwortet und Folgendes hinzugcfügt haben: „Ich kann auf das Be stimmteste versichern, daß Oe. Lends, Er-Präslbcnt Krüger, Mr. Fisher und die anderen Delcgirten in Hol land absolut keinen Einfluß über diejenigen, welche noch im Felde stehen, haben. Louis Botha und Brecher sind beide Freunde von mir. Dclarey ist ein Mann, der großen Einfluß besitzt, und wenn er und Botha erst ein mal davon überzeugt sind, daß durch die Fortsetzung des Kampfes nichts mehr «reicht werden kann, so wirb dem Abschluß des Friedens nuyrs mehr im Wege steten. Der „Tägl. Nundsch." wir- indessen gemeldet: Präsi dent Krüger versicherte in den letzten Tagen, alle eng lischen Bemühungen, die europäische Boerenvcrtrctung zu isolircn und nur mit den im Felde stehenden Boercn- führcru zu unterhandeln, würden daran scheitern, daß die Generale unter keinen Umständen allein mit Eng land über den FriedenSschkuß verhandeln werden, weil bet der Abreise Kriigcr's nach Europa bestimmte Ab- machungen mit den Generalen dahin getroffen sind, daß Keiner von beiden Thetlcn allein über den Abschluß des Friedens bestimmen kann. So lange England das Kabel nicht frei gebe, könne von ernsthaften Friedcnsuntcr- handlungcn keine Rede sein. Eine Verständigung zwischen den europäischen Delcgirten und den Generalen sei heute die Vorbedingung für alle Unterhandlungen, die zu einem Waffenstillstände oder Frieden führen sollten. Politische Tagesschau. * Leipzig, 10. Februar. Der Reichstag, der am Sonnabend die zweite Lesung de- Etats des ReichSsckatzamts, der Reicksschuld und de» Rechnungshofes ohne Debatte erledigte, verwendete den größten Tbeil der Sitzung auf den Etat des Reichs- l justizamteS, ohne damit zu Ende zu kommen. Wiege- I wohnlich wurde an diesen Etat eine lange Reibe kritischer Livrlerungen auS dem weiten Gebiete der Rechtspflege und des Strafvollzuges geknüpft, die zumeist über die Competenz des Reiches hinauSgriffen und mithin ihren Zweck verfehlten. So hätte auch der socialdemokratische Abg. Heine, der auf den bereit« im preußischen Abgeordnetenhaus« besprochenen Fall Bredenbeck zurückkam und aus ihm die Nothwendig- keil einer Aenderung deS Strafvollzugs herleitete, als Jurist wissen müssen, daß ihm der Staatssekretär nur die eine Ant wort geben konnte, die Verantwortung für die Fesselung deS Redakteurs Bredenbeck falle nicht der Justizbehörde, sondern der LandeSpoli,cibehörde zu, UebrigenS erkannte Staats sekretär vr. Ni eber ding an, daß Strafvollzug wie auch das Strafgesetzbuch verbessert werden müßten. Er bat nur, Rücksicht darauf zu nebmen, daß eine einheitliche Rege lung dieser Materie außerordentlich schwierig sei. Mit Vorarbeiten sei das NeichSjustizamt beschäftigt. Da dies« Vorarbeiten voraussichtlich so bald nicht zum Abschlüsse gelangen, so forderten mit Recht die Abgeordneten Gröber und vr. Esche, daß mit wichtigen und dringenden Einzel reformen unter diesen Umständen nicht bis zur vollendeten Revision des ganzen Strafgesetzbuches gewartet werden dürfe. Hierzu gehört namentlich die Durllfrage. Wie lebhaft im Reichstage das Verlangen ist, zn einer Neuregelung Vieser Angelegenheit zu kommen, zeigte der Umstand, daß dem Hause am Sonnabend abermals Vorschläge vorgrlegt wurden, und zwar vom Abgeordneten Gröber, der den Zweikampf den allgemeinen Strafbestimmungen unter stellt und sowohl die Herausforderung und die Annahme, wie die Bezeigung von Verachtung wegen Nichtannahme Ver Herausforderung mit Gesängnisi bestraft wissen will. Die Vorschläge sind an sich nicht mehr neu, aber in dieser Form als Resolution zum Etat cingebrackt, um die Frage im Parlament auch dann in Fluß zu bringen, wenn di« An- tiäge Sckrader unv Lenzmann nicht mehr zur Erledi gung kommen sollten. Ergänzend forderte Abg. vr. Esche eine schärfere Bestrafung der schweren Beleidigung. Staatssekretär Nieberding ging auf die Durllfrage nickt ein. Gegenüber einer anderen Anregung deS Abg. vr. Esche, die Heraufsetzung der Strafmündigkeit auf den Ablauf des schulpflichtigen Alters, verhielt er sich ab lehnend unter Hinweis auf die große Zahl von Kindern, die sich in diesem Aller alljährlich gegen daS Strafgesetzbuch vergehen, ohne daß ihnen das Bewußtsein der Strafbarkeit abgesprochen werden könne. Diele Thatsache ändert aber nichts an dem höchst gefährlichen Einfluß, den solche Kinder nach der Entlassung aus dem Gefängniß auf ihre Schul kameraden ausüben können und der dringend dazu mahnt, andere Wege zu beschreiten, wie sie ja beispielsweise in der Fürsorgeerziehung vorliegen. Mit Bezug auf den fliegenden Gerichtsstand der Presse konnte der Staatssekretär nur wiederholen, daß, von Privatklagen abgesehen, die Verfol gung außerhalb des Erscheinungsortes „im großen Ganzen" in verPraxis bereitseingestellt sei. vr. Müller-Meiningen forderte eine baldige gesetzliche Regelung auch dieser Materie, sowie de« ZeuznißzwangeS, ferner die Entschädigung un schuldig Verhafteter und die Verhütung von Vorkommnissen wie im Falle Bredenbeck. Auch die „Begnadigung" von Kindern zur Prügelstrafe in Neuß ä. L. wurde gestreift, worauf vr. Nieberding erklärte, „keme Handhabe" zu haben, um hierüber Auskunft zu geben. So groß also die Zahl der behandelten Fragen von allgemeiner Bedeutung war, so gering war die Ausbeute an befriedigenden positiven Er klärungen vom Regierungstische. Bei der heutigen Fortsetzung wird wohl auch nicht viel mehr herauSkommen. Die Rede, die der Reichskanzler beim Festmahle deS Deutschen LandwirthschastSrathS gehalten, hat wegen der Be stimmtheit, mit der sie die über die Zolltarifvorlage hinauS- gebenden agrarischen Forderungen zurückweist, im Lager ver Gegner jeder Erböbung der Getreidezölle Hellen Jubel er weckt. So sroblvckt Herr Eugen Richter in seiner „Freis. Ztg.": „Rückwärts, rückwärts, stolzer Cidl Rückwärts, rückwärts, Herr Graf Schwerin-Löwitz! Der Reichskanzler Gras Bülow hat nun mehr in eigener Person den Agrariern die RückwärtS-Concentrirung klar und bestimmt vorgrfchrirben." Vorläufig freilich bläst da« Organ der Berliner Führer deS Bundes der Landwirthr noch nicht zum Rückzüge, sondern schreibt: „Die verbündeten Regierungen mögen der Meinung sein, daß über die Sätze deS Entwürfe« nicht hlnauSgegangen werden dürfr. Sie können aber dir Mehrheit de« Rrich«tagrS nicht verbieten und vrrwehren, anderer Meinung zu sein und dieser Meinung den verfassungsmäßigen Ausdruck zu verleihen .... Geschieht da« in diesem Fall», und zwar in der von un« nach wie vor ge wünschten, geforderten, für nothwendig gehaltenen Richtung, so werden die verbündeten Regierungen dementsprechendeBeschlüsse desNeichStags nicht schlankweg ablehnen können, sondern prüfen und gr- gebenenfalls ihren eigenen Standpunkt einer Revision unter ziehen müßen. E« liegt sonach für dl» Vertreter der Landwirth- schast im Reichstag« nicht die geringft« Veranlassung vor, ihren festen wohlerwoginen, unangreifbaren Standpunkt prelszugtbtn. Wir wenigsten» sind nicht im Mindesten gesonnen, da« zu thun. Wir werden vielmehr Alle« daran setzen, daß der Reichstag einen Beschluß fast», der den Forderungen der Landwikthschast aus reichend Rechnung trögt. Mit dem, wa« im Tarifentwurse gebotr« ist» können tiud dürfen wir un« nicht zufrieden geben. VerftündigungSvorschläg« — das haben wir in den letzten Tagen mehr al« einmal betont — weisen wir nicht von der Hand, sondern werden sie, wie e« die Pflicht ernster Politiker ist, sachlich prüfen. Hat aber der Kanzler wirklich das letzt« und entsch«idend« Wort gesprochen, hat er damit ausdrücklich sagen wollen, daß jede Erhöhung land» wirthschastlicher Zöll« den Tarif unter allen Um ständen für di« verbündttrn Regierung«» unannehm bar mache, dann dürfte sein Schicksal entschieden sein. Dann aber fällt alle Verantwortung ans die verbündeten Regle- rungen. Sie können sich nicht dahinter verschanzen, daß sie das Ihre gethan hätten, sondern müssen, wenn sie dem Geiste der Ver fassung Rechnung tragen wollen, dir gebührende Rücksicht auf die Stimmung und Anschauung des anderen Factor» der Gesktzgebung nehmen." Daß aber die „Deutsche Tageszeitung" und ihre Hinter männer für ihre Forderungen nicht auf eine Mehrheit des Reichstag- rechnen, geht schon aus der Versicherung hervor, Verständigungsvorschläge sachlich prüfen zu wollen. Und wenn das Eentrum, die gemäßigten Conservativen und die Nationalliberalen durch sachliche Prüfung auf den Boden der Vorlage geführt werden, so wird auch dem Bunde der Landwirthe trotz der großen Worte seines Hauptorganes Fenrlletsir. in Rittmeister Eckhoff. Roman von A. von Trystedt. Nachdruck verboten Eva trat einige Schritte zurück und die Helle Freude blitzte auS ihren jungen Augen. „Wie bezaubernd schön Du bist!" sagte sie fast andächtig, „aber den alten Herrn schlag Dir nur ja aus dem Sinn", fuhr sie nach kurzer Pause fort, „puh, um des Himmels willen — da wüide ich wahrhaftig lieber auf all' das Geld verzichten, als so einem Großpapa—", sie erröthete stark und brach kurz ab; ihr waren da soeben zum ersten Male Gedanken gekommen, die bis dahin ihrem Kinbersinn fern gelegen hatten. Sie war so überaus lieblich in ihrer Verwirrung. Stephanie küßte sie herzhaft ab. „Nun aber bin ich fertig. Es ist auch höchste Zeit. Gieb mir noch den Toque herüber, Kind, und die Handschuhe. Wie mag ich hier eine Stunde später stehen?" fragte sie mit siegesfrohem Lächeln, „mir klopft doch das Her ein wenig» eS ist eine seltsame, geheimnißvolle Situation!" „Aber durchaus keine unangenehme, Stephanie! In welche Verwirrung mag Deine Schönheit den Mann bringen, welcher so viel Glück gewiß nicht erwartet!" „WaS Du fÜrThorheiten schwatzest, Kleine, eS giebtviel hübsche Mädchen in der Welt, ich bilde nicht einmal eine Ausnahme!" „Ach, Du willst gewiß noch verschiedene Schmeicheleien hören! Aber geh' jetzt, damit der Aermste nicht gar zu lange auf sein Glück warten muß." Auch Julius betrachtete seine Tochter mit unverhohle nem Entzücken. „Du Prinzessin, Du", sagte er nur und zwiebelte seinen Schnurrbart, um seine Rührung zu ver bergen. Er brachte nichts weiter hervor, aber Stephanie konnte sich die wenigen Worte leicht ergänzen. Sie er weckten ein Hochgefühl in ihr. „Welch' ein Vorzug ist es -och. so schön zu sein", dachte sie, und in dem gehobenen vewuytsein, dem Unbekannten, welcher sie erwartete, durch ihren Anblick elne überwäl- tigenö« Ueberraschung zu bereiten, sagt« sie lachen- und scherzend -en Ihrigen Adieu, und bestieg, von dem stolz dahin schreitenden Vater geleitet, den Wagen, -er sie nach dem „Hotel Royal" bringen sollte. Als Döring sein Zimmer wieder betreten wollte, wurde ihm ein Telegramm überreicht. Was konnte das sein? Der Athem versagte ihm plötz lich. Ein unbestimmtes Erschrecken fuhr ihm durch die Glieder, so daß seine Kniec zitterten. Er mußte sich auf eine in der Nähe befindliche Poisterbank nicderlassen. Hier öffnete er mit fliegenden Händen das Telegramm. Seine unnatürlich weit geöffneten Augen lasen die wenigen, inhaltschwercn Worte. „Ich dachte mir so etwas", murmelte er dann, seit Tagen fürchtete ich es. Das ist Schöttler'S Werk. Dieser Schurke hat es auf mein Ver derben abgesehen!" Er war ganz blaß geworden. Die Schwäche ging aber bald vorüber, er lächelte schon wieder sorglos. „Dem > Himmel sei Dank, daß der Schlag nicht früher kam", dachte er, „nun wird sich Alles arrangiren lassen." Er verbarg das Telegramm sehr sorgfältig in seiner Brieftasche. „Meine Damen brauchen hiervon nichts zu erfahren", flüsterte er, „solche aufregenden Zwischenfälle sind nur für Männer!" Er riß ein Blatt auS seinem Notizblock und warf wenige, flüchtige Zeilen darauf: „Keine Sorge! Wird umgehend Alles zu Deiner ab soluten Befriedigung erledigt werden. Umarmung. Dein treuer Vater Julius Döring." Er abresstrte an Paul Weber und übergab bas Papier einem Diener zur sofortigen Besorgung auf das Tele- graphcnamt. Dann begab er sich mit den Gefühlen eines Feldherrn, der eine Schlacht gewonnen hat, noch einmal an den FrühstückStisch, um die hier aufgetragenen Delicateffen einer gründlichen Revision zu unterziehen. ' Mutter und Tochter erschienen im Rahmen der Thür uvd sahen ihm lachend zu. „Wenn Alles fehl geht, so hast Du wenigstens auf lange Zeit hinaus Borrath gegessen, Papa!" rief Eva belustigt. Düring fuhr zusammen, als habe ein Stich ihn ge« - trqffttl. Unwillkürlich ließ er die Gabel sinken. „Der gleichen spricht man überhaupt nicht aus, Du Grün schnabel", schalt er; es sollte scherzhaft klingen, aber feine j Stimme »ar rauh von tiefinnerer Angst. Eva sah ihn bestürmt an. „Aber, Papachen, wir sind ja -och am Ziel!" „Am Ziel, ja wohl! Es war auch höchste, allerhöchste Zettl" Und bald war auch dieser kleine Zwischenfall ver gessen und in einer Art Weihnachtsstimmung saßen die Drei beisammen, malten sich die Zukunft aus und fanden schließlich in jedem Worte Anlaß zu ausgelassenster Lustig keit. Ihr frohes Lachen schallte wiederholt bis in die stillen Corridore hinaus. Der so unendlich vornehm dreinschauende Ingenieur mit seinen schönen Damen, von denen besonders die ent zückenden Töchter interessirtcn, begann bereits ein Gegen stand allgemeiner Aufmerksamkeit zu werden. Glückliche Menschen —! Diesen gegenüber ist man allerorten besonderer Nachsicht nnd Zuvorkommenheit be flissen, und Julius verstand es, solche Situationen zu nützen. Alle Unruhe, auch das leiseste Herzklopfen, wurden hinweggelacht. Und dieser Jubel sollte sich noch steigern, wenn man das Brautpaar erst hier hatte. Es wurde mit fröhlichster, liebevollster Ungeduld erwartet! — Der elegante Hotelwagen brachte Stephanie bald anS Ziel. Zeit zu weiterem Nachdenken blieb ihr nicht. Sie war auch ganz und gar nicht zu ernstem Sinnen aufgelegt. Lächelnd und blühend, wie die herrlichste, duftigste Rose, betrat sie das Hotel. Sie war geradezu hinreißend. Wer ihr begegnete, wandte den Kiwf und sah ihr bewundern- nach. Etwas Schwebendes, Siegesfrohes lag in ihrem Gange und die Erregung verlieh ihrem Antlitz blendende Farven. Eine ganz kleine Weinstimmung hielt sie umfangen. Ein wenig schelmischer, feuriger als sonst blitzten die dunklen Mädchenaugen unter der leuchtend weihen Stirn hervor. Ihr schönes, welliges, glänzendes Haar bildete einen wirkungsvollen Gegensatz zu dem überaus zarten Eolorit deS Teint- und der schneeigen Frische der tadellosen Toilette. Es war Alles vorbereitet. Das Zimmer, in dem die Zusammenkunft stattfinden sollte, vom Testator selbst be stimmt. Wie eingehend mochte Malchow sich mit der Hartnäckigkeit älterer Leute in seinen Plan vertieft, viel leicht bis ins Kleinste sich die Situationen ausgemalt haben. Sobald Stephanie ihren Namen genannt hatte, trat der Hotelbesitzer, welcher sie augenscheinlich erwartete, sich tief verneigend auf sie zu, bot ihr seinen Arm und führte sie die wenigen Schritte bis zum nächsten Gange. „Jetzt!" dachte Stephanie, mehr amüsirt und neugierig als unruhig, „sogleich ist der große Moment da!" Der Hotelier warf noch einen discret bewundernden Blick in dieses klassisch schöne, berückende Antlitz, wies, sich verneigend, auf die nächste Thür und zog sich dann zurück. Nur ein ganz kurzes Zögern, dann legte das schöne Mädchen entschlossen die Hand auf -en Thürdrncker, öffnete und trat ein. Es war ein elegant ausgcstattetcr, nach -cm Hotel garten zu gelegener Raum. Stephanie brauchte einige Sekunden, um sich in dem reizenden Durcheinander von Wandschirmen, kleinen, bequemen Sophas und Fauteuils zurecht zu finden. Es mochten hier auch die Zusammen künfte großer Familien stattfinden, die Arrangements eigneten sich vortrefflich dazu, um hier und -ort Gruppen zu traulicher Zwiesprache aufzunchmcn. Dieses war Alles geeignet, Stcphanic's Wohlbehagen zu erhöhen. „Prinzessin" hatte ihr Vater ihr zngcrufcn, als einzigen Ausdruck seines Entzückens, und wirklich, sie selbst erschien sich fast wie eine „verwunschene Königs tochter", und wenn sich das reizendste Wunder ihren Blicken gezeigt, es hätte sie wohl kaum in Erstaunen gesetzt. Mit einem erwartungsvollen, bezaubernden Lächeln um die blühenden Lippen stand sie dort. Es war wie ein köstlicher Traum. Sie blieb ganz regungslos, um nichts von dem Eindruck zu verlieren. Berauschender Blumenbuft umschmeichelte sie, als sei es bereits Hoch- sommcr, und von einem kleinen, runden Bassin herüber ertönte das leise Geräusch rieselnder, stäubender Wasser tropfen. „Diese wunderbare Harmonie ist nur durch Reichthum zu erlangen", -achte sie, un- plötzlich drängte sich ihr visionenartig Eckhoff'S Bild auf, wie er bleich und bewegt um ihre Liebe gefleht batte. Ein mitleidiges, fast verächtliches Gefühl stieg in ihr empor. „Und dieses Alle» hätte ich opfern sollen, nur um mich lieben zu lassen?" eombinirte sie weiter, „es wäre Wahnsinn gewesen!" Ja, sie war wirklich kühl bis an- Her- hinan, die reitende, verführerische Fee. Sie glaubte, die Liebe ent- behren zu können. Aeußerer Glan- befrtedtgte sie voll kommen. Datz man desselben «^-"drüssig wird, wenn das Herz leer -leibt, ahnt« fi« nicht.
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