01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020408012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902040801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902040801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-04
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Auch dieses Jahr hort man von bedenklichen Be wegungen in Albanien und Makedonien, von denen be sonders die letztere Strömung einen gefährlichen Charakter anzunehmen scheint. Bewaffnete Insurgenten» schaaren sind aus Bulgarien Uber das unwegsame Grenz gebirge in Makedonien eingedrungen und eS steht noch nicht fest, was ans diesem Borstoße der revolutionären Elemente der Balkanhalbinsel wird. Gleichzeitig wird von einer Mtnistcrkrtsis in Serbien gemeldet, die ge wöhnlich Unruhen mit sich bringt und den ohnehin schwankenden Thron der Obrenowitsch weiter erschüttert. Diese verschiedenen Momente geben der Reise de» bulgarischen Ministerpräsidenten Danew nach Petersburg eine besondercBedeutung.Eswird versichert, der bulgarische Staatsmann habe die Fahrt nur deshalb unternommen, um sich persönlich dem Haren vorzustellen und Bericht über die allgemeine pvlitiiche Lage des Fürstenthums ab zustatten. Besondere Pläne, eine engere Verbindung zwischen Rußland und Bulgarien, sollen angeblich nicht beabsichtigt sein. Auffallend lautet nur die wettere Nach richt, der Minister werde die Finanzkrisis Bulgariens gleichfalls an der Newa zur Sprache bringen und die russischen Staatsmänner zu einer Unterstützung willig zu machen versuchen. Da Herr Danew später nach Parts zu gehen gedenkt, nm auch französische Capitaltsten für die Finanzunternehmungcn zu gewinnen, so hat eS -en Anschein, als sei etwas Politisches im Werke, an dem der Zweibund ein lebhaftes Interesse habe. Den einzelnen Phasen der orientalischen Frage find Unruhen unter den Völkerschaften der Balkanhalbtnsel gewöhnlich vorausgcgangen. Das war der Fall vor dem letzten Kriege Rußlands mit der Türkei, vor dem Kampfe der Serben und Bulgaren und ebenso vor dem Kriege Griechenlands und der Türket wegen des Schicksale Kretas. Kein Wunder, wenn man jetzt die makedonische Bewegung und die Vorgänge in Albanien nicht gerade als Friedenssymptvm betrachtet. Die intcrcssirten Staaten sind auch sicherlich längst der Meinung, daß sich hieraus ein schwerer Confliit entwickeln könne- Schon im vorigen Jahre waren die Regierungen einerseits von Griechenland, Rumänien und der Türkei, andererseits von Rußland, Serbien, Bulgarien und Montenegro einander näher getreten, um für alle Fälle gerüstet zu sein und etwaigen Uebcrraschungcn begegnen zu können. Wenn damals befürchtet wurde, cs könnten gerade in Folge des Zusammenschlusses entgegengesetzter Gruppen Verwickelungen entstehen, so erwies es sich bald, daß diese Bcsorgniß einstweilen unbegründet war. Der Frieden auf dem Balk.n wurde nicht gestört. Rußland hatte offenbar einen günstigen Einfluß auf die unruhigen Kleinstaaten ausgeübt und sie nicht im Zweifel darüber gelassen, daß gewaltsame Ausbrüche nicht auf Unter stützung in Petersburg rechnen könnten. Die Disciplin auf dem Balkan wird dem Zarenreiche gegenüber von dessen Freunden und Bundesgenossen genau cingehalten. Auch jetzt wird ohne die Genehmigung Rußlands keiner der kleinen Slawenstaaten zu den Waffen greifen, um die Wirren in Makedonien für seinen Ehrgeiz zu benutzen. Diese Genehmigung wird indeß nicht erthetlt werden. Sollte also Danew deshalb an die Newa gefahren sein, so wird er jedenfalls unverrichteter Sache hcimkehrcn müssen. Man darf aber annehmen, daß nicht allein die makedonische Frage nebst ihren Ein wirkungen auf die Balkanverhältnisse Gegenstand der Erörterung zwischen dem bulgarischen Ministerpräsi denten und dem Grafen Lambsdorff gewesen ist, sondern daß auch andere Angelegenheiten behandelt worden sind. Hierher gehört namentlich die Thronfolge in Serbien. Officicll hat Bulgarien allerdings nichts damit zu thun, ob Prinz Mirko von Montenegro oder Prinz Peter Äarageorgicwitsch der Nachfolger Alexander Obreno- witsch's wird. Aber man hat in Sofia trotz der An näherung an Serbien und Montenegro doch immer mit Neid die mögliche Machtausbchnung dieser Staaten ver folgt und sieht nicht gerne den Uebcrgang der Krone des Königs Alexander auf das Haus des Fürsten Nikita. Fürst Ferdinand wird sich gleichwohl mit der Thatfache abfinden müssen, daß Rußland die Candidatur des Prinzen der schwarzen Berge begünstigt und sie wohl auch schließlich durchsetzt. Auch hierbei dürfte Dancw nichts erreichen, falls er wirklich diesem Plane wider- sprechen sollte. Aber es wäre denkbar, daß die Ein willigung Bulgariens mit der Anleihe bezahlt werden müßte. Hier sehen wir wieder, daß Rußland, dessen Finanzen sich in keiner beneidenswcrthen Lage befinden und daS feine Verpflichtungen nach verschiedenen Richtungen nicht zu erfüllen im Stande ist, für Zwecke seiner Orient politik immer Mittel zur Verfügung hat. Wir dürfen eS übrigens der Umsicht der Petersburger Diplomatie zutrauen, daß sie, wenn wirklich das Anleiheproject sich verwirklichen sollte, noch andere Forderungen als die Zustimmung zur Thronfolge deS Prinzen Mirko an Bul garien stellen würde. Seit längerer Zeit haben die Russen begehrliche Blicke auf den Schwarzmcerhafen BurgaS geworfen. Die Nothwendtgkrtt, an der Küste Bulgariens nicht weit von Konstantinopel einen Flotten- stützpunct zu besitzen, ist wiederholt von der Petersburger und der MoSkauerPresse erörtert worben Im vergangenen Sommer hatte biefe Frage zur Zeit der Begegnung des Großfürsten Alexander und des Fürsten Ferdinand in Varna einen aktuellen Charakter angenommen. Aber man schob in Petersburg die Verwirklichung hinaus, weil man einsah, daß die Sache mit Schwierigkeiten ver bunden war und namentlich bei Oesterreich auf heftigen Widerstand stoßen würde. Aufgegeben wurde der Plan aber deshalb nicht, und eS ist wahrscheinlich, da- er jetzt zwischen -en leitenden Staatsmännern Rußland- und Bulgariens abermals verhandelt worden ist. Soll Ruß land einem Staate wirklich Geld geben, so läßt eS sich dafür gut bezahlen und fordert Zugeständnisse, djx über den Rahmen einer gewöhnlichen finanziellen Action wett hinausgehen. DaS hat man zur Genüge in Persien ge sehen. In jedem Falle wird Rußland aus der Anwesen heit Danew's in Petersburg Nutzen ziehen. Wir glauben nicht, baß die gegenwärtigen Wirren, so bedrohlich sie auch erscheinen mögen, den Frieden in Ost europa stören werben. Aber indirekt können sie den An laß bieten, baß die kleinen Balkanstaaten sich enger an das Zarenreich schließen und dadurch das Slawenthnm im Osten Europas erheblich stärken. Daß RnßlandS Stellung in erster Linie durch diese Annäherung gefestigt und daß es noch mehr als früher die maßgebende Rolle auf dem Balkan spielen wird, ist selbstverständlich. Der Krieg m Südafrika. * «IN, ü. Avril. Die ,,«hria..«estsäl. Zettg." erhält über den wirklichen Staub der Lriegsoperatione» bet Tap- colvnie «in längeres Schreiben «ine» deutsche» Boereaofficirr», der a»f da« Bestimmteste versichert, daß die Boereu sieg»« müsse». Die Boerensach« stehe vorzüglich, Nähere« werd« Dentsckland durch Lommandant Froneman« ersahrea, der dorthin untirweg« sei. Die Gesammtzabl der Bverenstretter Letraq« mindesten- SOOOO Köpfe, die Streitmacht Dewet'« 5000. Dir Engländer halten lediglich die Bahnlinien besetzt, während dir streifend«» Boerencorp- da« platt« Laub beherrsche» und zahlreich« Ortschaften i» ihre Gewalt bringen. Z» der Lapcolon!« bewaffnen di« Engländer von Neuem die Hottentotten, was sich den Boerrncommando« recht »a- angenehm fühlbar macht. Der Nordea wie der Osten Transvaals sei von englischen Truppen vollständig -«räumt. (Die Angabe» be dürfe» doch sehr der Bestätigung.) Deutsches Reich. --- Berlin, 7. Avril. (Die Stiftung Cecil Rhode s .) An -er Richtigkeit der Meldung, baß Cecil Rhodes letztwillig für 15 deutsche, vom Kaiser auszu wählende Studenten ein Legat von je 5000 ausgesetzt habe, damit sie an der Universität Oxford den Studien obliegen können, ist, da der Kaiser das Legat angenommen hat, nicht zu zweifeln. Da nun ein Mann, wie Cecil Rhodes, bet seinen Lebzeiten es gewiß nicht Übel ge nommen haben würde, wenn man ihn nach dem politischen Zwecke seiner Stiftung gefragt hätte, so darf man diese Frage auch jetzt noch aufwcrfen. Die eine von seinen Absichten ist offenbar darauf gerichtet, die öffentliche Mei nung Deutschlands für den Stifter des gewiß ansehn lichen Stipendiums vorthetlhaft zu beeinflussen- Eine zweite Absicht Cecil RhodeS' war sicherlich, durch die in Oxford studirenden deutschen Studenten die öffentliche Meinung Deutschlands zu Gunsten Englands zu beein flussen- Hätte Cecil RhodeS derartige politische Absichten mit seinem Legate nicht verfolgt, wäre es ihm lediglich um die Förderung wissenschaftlicher Zwecke zu thun gewesen, bann hätte er seine Stiftung nicht mit der Beschränkung auf eine englische Universität gemacht. Nun liegt es uns gänzlich fern, in Abrede zu stellen, daß ein deutscher Student in Oxford und in England überhaupt sehr viel Gutes und Nützliches lernen kann. Ist England auch längst nicht mehr d i e Hochschule politischer Weisheit, für die eS lange Zeit gegolten hat, so würbe eS doch von größter Voreingenommenheit zeugen, wenn man bestreiten wollte, daß ein längerer Aufenthalt in England für einen Deutschen in mannigfacher Hinsicht von großem Vorthetl sein könnte. Auch kann man ohne Weiteres einräumen, wie wünschenswerth eS wäre, wenn der deutsche Student größeres Gewicht auf körperliche Hebungen legte, als gegenwärtig. Aber der in Oxford und Cambridge blühende studentische Sportist nichts weniger, als eine beneiden»- werthe Erscheinung. Erfahrene Pädagogen haben in den letzten Jahren nachdrücklich darauf hingewiesen, daß ein so intensiver Sport, wie er in Oxford an der Tagesord nung ist, mit ernsthafter wissenschaftlicher Thätigkett nur zum Schaden für die Betheiltgten vereinigt werden kann. Auf der anderen Seite hat der englische Sport auch nicht in körperlicher Beziehung diejenigen Früchte gezeitigt, die Mancher sich davon verspricht. Die Probe auf dieses Exempel wird schließlich doch in kriegerischen Zettläufen gemacht, wo unleugbar am häufigsten Gelegenheit ge boten wird, körperliche Kraft und Widerstandsfähigkeit zu bewähren. Was in letzterer Hinsicht während des Boeren- kricgeS bekannt geworden ist, spricht keineswegs zu Gunsten der Art von Leibesübungen, die in England ge schätzt ist. Wenn daher deutsche Studenten von dem Gttvenbium Cecil Rhode»' Gebrauch machen, so werden sie hoffentlich die Vorliebe für englische Sportfexerei nicht von Oxford nach Deutschland nritbringen. /I Berlin, 7. April. (Landwirthschaftliche Ueberschulbung. j Ueber die Ursachen der jetzigen Ueberschuldung sehr vieler Lanbwirthe schreibt der Nationalükonom Professor vr. I. Conrad in seiner soeben erschienenen dritten Auflage seines Werkes: „Grundriß zum Studium der politischen Oekonomie" (Verlag von G. Fischer, Jena)r Wenn bis in die siebziger Jahre des letzten Jahrhundert» sich gerade bei den grotzen Gütern in Deutschland die Hypothekenschuld ganz außerordentlich erhöht hat und die verfchulbung einen übermäßigen Grad erreichte, so findet da» darin sein« Er klärung, baß seit den zwanziger Jahren die Preise der landwirthschaftliche» Produkte und damit -er Werth de« Grund und Boden» fortdauernd gestiegen waren. Da- durch lag da» natürliche Gtreben bet den Landwtrthen vor, ein möglichst grotze» Gut mit mäßiger Anzahlung zu erwerben, weil schon in ein bi» zwei Decennie» eine Preissteigerung zu erwarten war und damit schon der jenige einen Capitalaewinn erzielte, der auch, ohne Ver besserungen durchzufahren, sich nur so lange im Besitze zu erhalten vermochte. Je werthvoller der Besitz war, um so größer war auch der in Aussicht stehende Gewinn. Dazu kam, daß der Uebcrgang zu einem intensiveren Wirth- schaftssystcm bedeutendere Mittel beanspruchte und auch deshalb eine möglichst niedere Anzahlung wünschens werth war. Die Capitaltsten konnten getrost darauf ein- gehen, weil durch die Steigerung des Gruudwerthes wie durch die Verbesserung des Gutes ihre Sicherheit von Jahr zu Jahr stieg, aber nicht avnahm. So lange die steigenden Conjuneturen anhtelten, war deshalb auch ein Nachtyctl in diesem Verfahren nicht zu bemerken. Sobald nun aber ein Preisrückgang bei den Productcn cintrat, die Landwirthe mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten und für die Steigerung des Gruudwerthes kein ver nünftiger Anhalt mehr vorlag, mußte die Situation sich völlig ändern. Der Gläubiger sah seine Sicherheit ge fährdet, der überlastete Landwirth konnte die Zinsen nicht mehr aufbringen. Erhielt er sich auch noch längere Zeit im Besitz, so war von einem günstigeren Verkaufe keine Rede. Unter diesen Verhältnissen liegt jetzt nicht nur kein Anreiz mehr für den jungen Landwirtk vor, mit geringem Capital ein großes Gut zu kaufen, sondern im Gcgenthctl eine große Gefahr. War ein solches Vorgehen in früheren Zeiten ganz gerechtfertigt und eine Verschuldung mit zwei Drittel, selbst drei Viertel noch erträglich, so ist sic jetzt völlig erdrückend und ein solches Vorgehen der größte, nicht scharf genug zu verurtheilende Leichtsinn. Dazu kommt, daß heutigen Tages nur noch das Betriebs kapital bet intelligenter, lanbwirthschaftltcher und kauf männischer Verwcrthung eine gute Verzinsung in Aus sicht stellt, während der Kaufwerth der Güter in Folge der großen Beharrlichkeit, mit der die augenblicklichen Be- sitzcr sich dagegen sträuben, ihr Grundstück mit Verlust zu verkaufen, immer noch höher ist als der ErtragSwcrth. Wenn nun in der neueren Zett die hypothekarische Schuldenlast fortdauernd in bedeutendem Maße gestiegen ist, so ist dieses einmal darauf zurückzuführen, daß nament lich die kleinen Landwirthe sich, daran gewöhnt haben, in erweitertem Matze den Realcredit gegenüber dem bis her herangezogcncn Personalcrcdit auszunüycn: in zweiter Linie aber wohl, daß in Folge der ungünstigen Conjuneturen und unzulänglicher Reinerträge in steigen dem Niaße laufende Schulden sich aufgehäuft haben, die dann schließlich zur Sicherung der Gläubiger eingetragen werden mußten. * Berlin, 7. April. Im Reichstage ist mehrfach an erkannt worden, daß die im Ncichsamte des Innern her gestellten „ Amtlicbcn Nachrichten f ü r H a ndel und Industrie" recht dankenswcrthcS Material bieten und eine Einrichtung darstellen, die den auf sic gesetzte« Erwartungen voll entsprochen hat. Im Reichs- omte des Innern denkt man dem Vernehmen nach die Einrichtung noch zu vervollständigen. Bisher haben sich die von dieser Zeitschrift gebrachten Mit- theilungen meist auf Verhältnisse im Auslände be zogen. Es wurden Berichte von Consuln oder Handels sachverständigen über ausländische Productions- und Absayvcrhältniffe wiedergegeben, Stimmen ausländischer amtlicher oder sonst zuverlässiger Organe über Marktver hältnisse veröffentlicht, über von amtlichen Stellen aus geschriebene Lieferungen und Verdingungen berichtet rc. Es liegt nun im Plane, den mehr auf das Ausland Rücksicht nehmenden Veröffentlichungen solche an die Sette zu setzen, die ähnliche Vorgänge imInlandc zur Darstellung bringen, selbstverständlich nur soweit, als sie nicht bereits durch die Fachpresse oder auf sonstigem Wege in die Oeffentltchkcit gebracht werden. Dem „Hamb. Corr." zufolge hat der Staatssekretär des Innern zu nächst bei den in Betracht kommenden gewerblichen Ver einigungen eine Erhebung veranstaltet, um zu einem Urtheilc über daS Maß des ans diesem Gebiete vor handenen Bedürfnisses und die etwa bestehenden Wünsche betreffs der Ausgestaltung -er Neueinrichtung zu ge langen. * Berlin, 7. April. Eine Verfügung über die Pflege einer guten und leserlichen HandschriftbeidenSchülern hat der preußische CultuSminister unterm 20. März an die Provinzialschul- collcgten erlassen. In der Verfügung wirb darauf hin gewiesen, daß die Einwirkung der Letter und Lehrer der höheren Schulen in bercgter Beziehung noch vielfach des nvthigen Nachdruckes und der ausdauernden Gleichmäßig keit entbehrt und daß dieser Mangel namentlich bei den Prüfungsarbeiten in den höheren Classen hervortrete: „Die bedauerliche Tbatsachc ist nicht in Abrede zu stellen, Laß zahlreiche Schüler von den höheren Lehranstalten mit einer Handschrift abgehcn, die — offenbar in Folge von Vernachlässigung während der auf den oberen Classen zugebrachten Schulzeit — auch bet billigen Anforderungen viel zu wünschen übrig läßt." — Um nun Abhilfe zu schaffen und um den Bemühungen der Aufsichtsbehörden um die Pflege einer guten Handschrift einen wirksameren Erfolg, als bisher, zu sichern, hat der Minister verfügt —: „Fortan ist allgemein sowohl in die gewöhnlichen, im Laufe des Schuljahres auszustellenben Zeugnisse bis in die Ober-Prima hin, als auch in dieReifc - Zeu g- ntssc und in die Zeugnisse über die bestandene Schluß- Prüfung ein Urtheil über die Handschrift des Schülers aufzunehmen, dabei aber auch ausdrücklich zu rügen, fall- er etwa die Neigung zeigt, seinen Namen undeutlich zu schreiben. Wo die Vordrucke der Zeugnisse für dteseS Urtheil keine besondere Stelle bieten, ist cs unter „Fleiß" etnzutragcn." D derltn, 7. April. (Telegramm.) Zur gestrigen Frvhftückstafel bei dem Kaiferpaare waren Graf und Gräfin Perponchrr und der Gesandte in Lissabon Gras Tattenbach geladen. Nachmittag« unternahmen der Kaiser und die Kaiserin mit den drei ältesten Prinzen-Söhnen einen Spaner- gang im Thiergarten. Zur Abendtafel waren keine Ein ladungen ergangen. Die drei ältesten Prinzrn-Söbne be suchten die Vorstellung im Opernbause. — Heute Morgen gingen der Kaiser und die Kaiserin im Thiergarten spazieren. Später bört« der Kaiser im Schlosse den Vortrag de» Chef« de« Civilcabinet», Wirst. Geh- Rath« vr. v. Ln ca nu«. Heute Abend gedenkt der Kaiser bei dem Chef deS Civilcabinet- das Diner einzunehmen. — Dir Kaiserin erthrilte im hiesige» königl. Schlosse am Sonnabend Nachmittag dem Wirklichen Ober-Consistoriat-Rath Professor Vr. Weiß unv am Sonn tag mi Anschluß an die Audienz beim Kaiser dem Wirk!. Geh. Rath und Präsivruten deS ObervrrwaltungSgerichts Kügler Audienz. U. Berlin, 7. April. (Privattelegrawm.) Die „Nat.- Ztg." schreibt: In Frankreich ist unzweifelhaft die Losung ausgegeben worden, den Besuch, den der italienische Minister de» Auswärtigen Prtnrttt dem -rutschen Reichskanzler Grafen von Bulow, in Venedig abstattete, in falscher Be» ieuchiung darzustellen. Wie der „TempS" behauptet nun auch der „Figaro" in der heuir «ingetroffenea Nummer, daß die Initiativ« zu diesem Besuche vom deutschen Reichskanzler ausgegangrn sei, wahrend thal sächlich Herr Prmetti unmittelbar, nachdem er aus den Zeilungeu erfahren hatte, daß der deutsche Reichs kanzler die Osterferien in Ober-Italien zuzudringen gedachte, in ebenso höflicher wie feinfühliger Weise den Wunsch äußerte, mit ihm zusammenzutreffen. In der Manier, wie französisch« Blatter sich eine Vormundschaft über den italienischen Minister ve« Au«wärtigrn antnaßen, liegt «in förmliche« System. Diese« erklärt sich nun daraus, daß der französische Botschafter beim Ouirinal, Herr Barriere, ,m Hinblick auf seine vielerörtert« Neujahrs rede für geboten erachtet, den ungünstigen Eindruck abzu schwächen, der in Frankreich durch den für den Dreibund günstige» Verlauf der Unterredungen ve« Herrn Prinetti mit dem deutsche» Reichskanzler hervorgerufeu werden mußle. Hu diesem Zwecke wird daher auch vom „Figaro" a» der Legend« frstgehalteu, Graf von Bülow habe den italienischen Minister deS Auswärtige» nach Beuedig „ein geladen". Wie schlecht unterrichtet di« römischen Gewährs männer der Pariser Blätter sind, erhellt uutrr Anderem auch daraus, daß versichert wird, der Dreibund laufe am 12. April 1903 ab, so büß' er am 12. April 1SV2 gekündigt werden müßte. In Wirklichkeit läuft er am k. Mai 1903 Mittags ab, wahrend eine Kündigungsfrist überhaupt nickt vorgesehen ist. Vielmehr würde er ohne Weitere« zu Ende gehen, falls er nicht formell erneuert werben sollte. Die Zuversicht, daß dieser Vertrag aus der gegenwärtigen Grundlage verlängert werden wirv, konnte erfreulicherweise durch die Begegnung de« Herrn Prinetti mit dem Grafen von Bülow nur erhöht werden. — Tas „ Testamcnt" dcS PapsteS mit seinem Verlangen „vollkommener Unterwerfung unter die Weisungen des heiligen Stuhles als Pflicht der Katho liken" findet in der klerikalen Presse enthusiastische Auf nahme. Die „Germania" z. B. schreibt: „Der Schwanen gesang des sich „nahe der Ewigkeit" fühlenden ehrwürdigen Hauptes der Christenheit hat bei allen Katholiken gerade zu begeisterte Ausnahme gefunden. Erkannten sic doch >n den herrlichen Ausführungen des päpstlichen Rund schreibens die Stimme des alle Glieder der Kirche mit gleicher Liebe umfassenden Vaters, der vor Antritt der Pilgerreise in die Ewigkeit die ihm an, meisten am Herzen liegenden Mahnungen als kostbares Testament hinter läßt . . . Mögen die Worte des erleuchteten Papstes — lumen cis ooelo (ein Licht vom Himmel) — namentlich von den d c n t s ch e n K a t h o l i k c n eifrig gelesen und ernst lich beachtet werden. Das ist der beste Dank, den wir dem Jubclpapste für seine erhebenden und begeisterten Aus führungen darbringen können." — Wie man aus Primkenau berichtet, wird der Kaiser bei dem Jagdbesuche in den Tagen vom 23. bis 25. April von der Kaiserin begleitet sein. Am 24. April erfolgt dann die Ankunft des Kronprinzen und des Prinzen Eitel Friedrich. Die Kaiserin, sowie der Kronprinz und Prinz Eitel Friedrich werden voraussichtlich bis zum 26. April auf Schloß Primkenau verweilen. Der Besuch erfolgt in aller Stille und trägt lediglich privaten Cbarakter, in Folge dessen von Empfangsfeierlichkeiten, Spalierbildungen u. s. w. ganz abgesehen wird. * Kiel, 6. April. Durck die Erweiterung der si-caliscken Anlagen hat sich die WohnungSnoth in den Ortschaften am KriegShafen und am Kaiser Wilhelm-Canal sehr ver schärft. Die Reich-regierung sucht durch Gewährung von Reichsdarlehen an Baugenossenschaften und Bauv«rein« den Nothstand zu lindern. Gebeimratb vr. Richter vom Reichs amt des Innern weilt in diesen Tagen im ReichStriegShafen und hat sehr bedeutende Mittel bewilligt. Der Arbeiter bauverein Kiel-Gaarden erhielt 500 000 -6, der Kieler Bau- und Sparverein 150 000 -4k Letzterem wurde für das Jahr 1903 ein weiterer Beitrag von 200 000 -6 zugrsichrrt. Auch den Bauvereinen in Dietrichsdorf, wo da- Marine-Muni tionsdepot errichtet ist, in Holtenau, Rendsburg und Bruns büttel am Canal werden Reich-mittel zufließen. Die größte Roth wird nunmehr in absehbarer Zeit beseitigt werden. * Hamburg, 0. April. Die Krisis in der Hamburger Bürgerschaft besteht noch immer fort, da die Partei der Linken fick weigert, an der Leitung der Verhandlungen theilzunebmen, nachdem das ihr nach ihrer Meinung zu kommende Ehrenamt der ersten Btceprästdentcnstellc von den anderen Fraktionen ihr vorenthalten worden ist. Die zn Schriftführern gewählten Mitglieder der Linken lehnen die Wahl nacheinander ab. Die Frage, ob eS nach hiesigem parlamentarischen Gebrauch überhaupt möglich ist, die Wahl in den Vorstand auszuschlagen, ist indessen bisher noch nicht entschieden worden und wird die Bürgerschaft in einer der nächsten Sitzungen beschäftigen. Auch bas Eutlassungsgesuch des Präsidenten Htnrichsen ist noch nicht beantwortet, doch besteht kaum ein Zweifel, daß der damit befaßte Ausschuß den langjährigen, hochver dienten Vorsitzenden der Bürgerschaft um die Wetterfüh rung seines Amtes ersuchen wird. Herr Hinrichsen hatte die Wiederwahl abgclchnt, weil die durch ihre Zurück setzung erbitterte Linke sich bet der Präsidentenwahl der Abstimmung enthalten hatte. * München, 6. April. Vr. Franz Klase», der ehe malige Cbesrrvacteur deS damals noch nickt centrumsfrommen ^Bayerischen Kurier", eröffnet seine Tbätigkeit an der Wochenschrift „Da» zwanzigste Jahrhundert" mit
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