01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.04.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020417011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902041701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902041701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-04
- Tag1902-04-17
- Monat1902-04
- Jahr1902
-
-
-
2768
-
2769
-
2770
-
2771
-
2772
-
2773
-
2774
-
2775
-
2776
-
2777
-
2778
-
2779
-
2780
-
2781
-
2782
-
2783
-
2784
-
2785
-
2786
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Morgen-Ausgabe t. o. .P.1S01 oo- - II«». Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Nr. 1S2 Jahrgang Donnerstag den 17. April 1902. l.0. i.o. l.v. LV. l.0. )8«r-o. ISOLt-o. l.0 LV. l.v. 6. L7E,bO Srtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. »v. »v. >. o t.0. !.L«^-V Haupt-Filiale Vresde«: Strehlenerstraß« 6. Fernsprecher Amt I Rr. 1718. «i»d- Haupt-Filiale Lerlin: tköniggrötzerstraß« IIS. Fernsprecher Amt VI Nr. 8SV6. Ll»ri- - t-v. »v. «.o. o. «v. «.v. »o. O.V. »v. »v. MpMcr.TaMaü Anzeiger. Ämtsökatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. l.v. i.o. l.v. i.v. i. 0. v. I. v. t. 0. L.vp.!!! l.v l.o l.o. bekannt gegeben sind, um auf die Bocren einschttchternd zu wirken, scheint sich ebenso zu bestätigen, wie die Nach richt von der Bereitstellung einer für England immerhin so bedeutenden Truppenmacht nicht unbedingt alb richtig angesehen zu werben braucht. „Daily Graphic" sagt stolz: „Die Berkttnbung dieser Thatsache wird genügen, die Boeren zu überzeugen" u. s. w. Bon den in Rede stehenden 21000 Mann sollen allerdings die 1000 Lstann Garde-Fußtruppen und 1000 Mann flüchtig zu Reitern ausgebildeter Artilleristen, sowie 5000 Man» Colonial reiter aus Cauadq bezw. Australien zur Absendung bereit sein. Die übrigen 14 000 Mann, zur Hälfte 'Aeonmnrn und zur anderen Hälfte Infanterie, sollen aber erst ihre Ausbildung für den kriegerischen Beruf erhalten. Ihre Absendung auf den Kriegsschauplatz ist also nicht so bald »u erwarten, daß die Boeren sich schon jetzt vor ihnen fürchten müßten. * LStlSsst, 16. April. (Telegramm.) Heute wurde im Aus- wärtigen Amte wieder «In Mintsterrath abgebalten, der eine hold» Stunde dauerte. * Rkw Orleans, IS, April. Dir Untersuchung de« vom Präsidenten Roosevelt beauftragten Obersten Srowder soll ergeben haben, daß in Thalmett» thatsöchltch ein britischer Militär- posten vnterhaitrn wird, und daß der Ankauf und di, Verladung von Pferden und Mauleseln direct durch britisch« Be- amt« erfolgt, Ob daS aber ein Bruch der Neutralität ist, ist nicht von llrowder zu entscheiden. Ter Sekretär des Gouverneur« in Jefferson Eity (Missouri) Gentry bat angeblich in Lathrop den britischen Posten untersucht; in seinem nach Washington gesandten Bericht sagt er, die bt-her verschickten 72 0L0 Pferd» und Maulesel seien dem Nomen nach von einer Privatfirma gekauft und verladen worden, tbatsächlich jedoch von britischen Beamten; di« Privatfirma «rbolt« nur eine Ent schädigung für di« Benutzung ihrer Anlagen und für die Verpflegung der Thier». »v-vv ' 55 Oesterreich. Ungarn. Lonvolevz Kaiser Wilhelm s. * Wie», 16. April. (Telegramm.) Der deutsche Kaiser bat, wie daö „Fremdenblatt* meldet, an die Wittwe des verstorbenen Garde-Capitän- und Generals der Kavallerie Graf Balffy folgende Depesche gerichtet; »Aus Anlaß des derben Verlustes, den Sie erlitten haben, spreche Ihnen Meine herzlichste Thcilnahnic aus. Mit Ihrem Gemahl ist ein treuer, langbewährter Diener seines Kaiserlichen Herrn dahingeschieden, dessen Werth auch Ich seit vielen Jahren hoch zu schätzen gewußt habe. Ich kannte ihn schon von der Seit an, da Ich noch als Knabe mit dem verewigten Kronprinzen spielte. Wilhelm." Der Krirg in Südafrika. Die Bcrmuthung, baß die englische Ankündigung von 21000 Mann Verstärkungen, die demnächst nach Südafrika abaehen sollten, absichtlich gerade kur» vor de« Beginn der SriedenZver-andlzutges Vie Lehren aus -em Loerenkriege. II. Die Anzeichen mehren sich, daß es endlich in Südafrika zumKrtedenSschlufse zwischen den kriegführenden Parteien kommen werde. Unzweifelhaft wird da« kleine, arg zusammengeschmolzene Boerenvolt als moralischer Sieger hervorgehen, wenn cs ihm auch nicht gelingen wird, die Bedingungen für einen Frieden gleich einem wirk lichen Sieger dem Gegner vorzuschrctben. Der geplante Krieg -wische,« Boeren und Engländern ist schon längst zu Ende und auch der Guerillakrieg mit seinen vielen Ueberraschungen und Improvisationen aller Art geht aus die Neige, so daß man bereits einige Lehren aus dem Boerenkrtege in militärischer Hinsicht ziehen kann. Die unzulängliche Vorbereitung der Engländer für diesen Krieg in Bezug auf Menschen und Pferde, wie auf Bewaffnung war eine Folge der Unterschätzung des Gegners, und hier aus ergiebt sich zunächst die Lehre, daß man keinen Gegner unterschätzen soll, und dann die unumstößliche Wahrheit des Moltke'schen Ausspruches: „Vorbereitet sein ist Alles." Aber auch in tacttscher Beziehung hat der voeöenkrteg manche werthvolle Lehren gezeitigt und der Oberstleutnant im Gcneralstabe v. Linden au hat diese vor Kurzem in einem Bortrage in der Militärischen Gesellschaft in Berlin mit Bezug auf unseren Infanterteangriff eingehend erörtert. Zwar sind in diesem Kriege keine großen Schlachten ober Belagerungen zur Ausführung gekommen und auch von einer auf der Gcneralstaböwissenschast auf gebauten Strategie ist nirgends etwas zu spüren gewesen; aber nichts desto weniger bleibt die Thatsache bestehen, daß in diesem Kriege zum ersten Male Massen in größerem Umfange -um Gebrauch gelangten, die eine hochentwickelte Technik in dem letzten Jahrzehnt fertiggestellt hatte. Zwar waren die Engländer mit einem älteren Gewehr bewaffnet, aber die Boeren hatten einen kleincalibrtgen Mauser aller neuester Eonstructton, und es wurde der Beweis tagtäglich erbracht, daß die deutsche Waffentnbustrte der eng lischen doch ganz erheblich überlegen ist, was übrigen» in Fachkreisen nicht unbekannt gewesen ist. Auch an dem Er- gemttß-es BoerenkriegeS ist nichts zu anoern/oab es dem an Zahl erheblich unterlegenen Bertheidiger in dem ersten Thcile des Krieges fast überall gelang, -en an Zahl über legenen Angreifer durchweg erfolgreich abzuwetsen- Die Boeren wußten eben vom Spaten einen ebenso er giebigen Gebrauch zu machen, wie vom Gewehr, und dies lehrt uns, der Verstärkung beS Gefechtsfeldes durch Aus nutzung der Geländeformen und fleißige Spatcnarbcit die gebührende Aufmerksamkeit zuzuwenden. Zwar will -er Infanterist gewöhnlich vom Buddel» mit Spaten und Hacke nichts wissen; aber eS dürfte in zukünftigen Kriegen doch anders kommen, als ev jetzt denkt. Der Boerenkrieg gicbt un« auch hier eine gute Lehre, denn noch keine Armee hatte bislang Gelegenheit gefunden, unter dem vereinten Schnellfeuer eines kleincalibrtgen Magazingewehres und eines Schnellfeuergeschützes, bas durch Bremse und Feder sporn in der Feuerstellung feststehend erhalten wird, den Angriff über ein rauchfreies Schlachtfeld zu versuchen. Nicht mit dichten Schützenlinien, sondern mit losen und lichten Linien muß ein solcher Angriff durchgeführt werden, wenn man nicht unter dem Bleihagel des Gegners haufenweise auf der Strecke bleiben will. Die Nothwendtgkeit solcher dünnen Schützenlinien zwingt zu größeren Arontbretten, die bei einem Regimentc auf 700 Meter, bei einer Brigade auf 1500 Meter erweitert werden sollen. In unmittelbarer Verbindung hiermit steht dann die Gliederung nach der Tiefe, so daß eine un aufhörliche Nachsüllnng der Schützenlinie gesichert ist, während der Gebrauch der kleineren Unter- sttttzungStrupps eingeschränkt werden kann. Dieses Nachfüllen der Schützenlinien wirb bei einem auf merksamen Gegner ganz besonders schwierig und bedarf der Umsicht und Klugheit des Führers in hohem Maße. Auch in dem sprungweisen Vorgehen wird sich manche Aenberung als nothwendtg ergeben; die Sprünge dürfen nicht so lang bemessen werden, daß der Gegner Zett behält, sei» Ziel anf's Korn zu nehmen, zumal da ihm in der VcrthetdtgungSstellung alle Entfernungen genau bekannt sind und er sich nicht mit dem Ltnschießen aufzuhalten braucht. Bet diesem Vorgehen ist dann die Unterstützung der Nachbarabthetlungen durch lebhafte» Feuer von größter Wichtigkeit. Sin Vorgehen in langen Sprüngen hat daher heute keine Aussicht mehr auf Erfolg. Bon großer Be deutung ist auch die infanteriisttsche Nachaufklärung, soweit sie dem Gefechtszwecke dient; über diese enthalten unsere Vorschriften nichts und es erscheint daher angezetgt, einige bezügliche Bestimmungen in unser Exerctr-Reglement auf zunehmen. Der Infanterteangriff wird sich nach den Er fahrungen -eS Boerenkrteges in Zukunft auf da» Schärfste tndivtdualtsiren, d. h. Zeit, Ott und Umstände werben ihn in höherem Maße, als früher, beeinflussen. Stundenlang wird man im Fcnergcfecht aushaltcn und um die Feuer überlegenheit ringen müssen; das Herantragen de« Angriffs ohne Feuer gleich auf eine bestimmte Entfernung dürfte doch in bas Reich der Utopien gehören. Mit -er krassen Wirklichkeit muß gerechnet werden; oft wird sich daher die Hoffnung, die Feuerüberlegenheit erlangt zu haben, als eine trügerische erweisen, und man wirb von Neuem das Feuer einseycn müssen. Der Nahkampf, Mann gegen Mann mit dem Bajonett ober dem aufgepflanzten Seitengewehr, wird im freien Felde kaum noch vorkommen; hier entscheidet bas Feuer in erster Linie, und deshalb ist die Erlangung einerl guten Schicßfertigkeit für unsere Infanterie von so hoher Bedeutung. Anzeigen-Prei- die 6gespaltene Petitzeile s5 H. Rrclamen unter dem Redactionöstrich («gespalten) 7ö vor den Kamiliennach« richten (6 gespalten) SO H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertrnannahme 2d H (rxcl. Porto). asiatischen Vereins ist an den Vorsitzenden des Verein- JllieS vom Kaiser folgendes Telegramm eingegangen: „Für die durch Ihre Vermittelung zu Meiner Kenntnis ge brachten treuen und wahrhaft vaterländischen Gesinnungen bitte Ich, den betheiligten Herren deS Ostasiatischen Verein» Meinen Kaiser lichen Dank zu übermitteln. Ich hoffe und wünsche, daß die Thätigkeit Ihres Vereins auch fernerhin dazu beitragen möge, daS Verständniß für die Ausgaben, die Ich Meiner Politik gestellt habe, in weitere» Kreisen deS deutschen Volkes zu verbreiten. Wilhelm l. R." S Breme», 16. April. (Telegramm.) Der Gtaat-sekretär des Neichemarineamtes v. Tirpitz und der HandelSmintster Möller sind heute Nachmittag hier »ingetrosien; sie wurden vom Generaldirector Les Norddeutschen Lloyd Wiegand empfangen. Ihr Besuch gilt der Besichtigung der vom Norddeutschen Lloyd kürzlich begründeten Norddeutschen Maschinen- und Armaturenfabrik. * Gotha, 15. April. Dem Vernehmen nach sind die Arbeiten zur Durchführung der Bestimmungen deS am 7. December 190l beschlossenen DomänentheilungS- gesetzeS so weit vorgeschritten, daß eine den Vollzug regelnde Vorlage bei dem Gothaischen Landtage i» seiner demnächst beginnenden Tagung wird eingebracht werde» können. (Goth. Ztg.) * AuS Bayern bringt die „Franks. Ztg.* nachstehend« bezeichnende Mittheilung: „Ein bayerischer antiklerikaler LanvlagSabgeordneter, der Wittwer ist und in dessen Wohnort sich keine Studienanstalt befindet, wollte seinen Sohn in «in nicht fern gelegenes Studienseminar (Internat mit Gymnasialbesuch) geben. Nicht in ein bischöfliches, sondern in ein weltliches, daS jedoch unter Leitung von Klerikern steht. Sein Gesuch um Aufnahme des Jungen wurde jedoch «b- ge lehnt, und zwar wurde als Grund hierfür die anti klerikale politische Tbätjgkeit deS VaterS an gegeben. Wenn die klerikale Herrschaft in Bayern weiter gedeiht, werden am Ende die Kinder nichtklerikaler Eltern überhaupt nicht mehr zum Studjren zugelassen. Damit würde man allerdings am wirksamsten der vielumstrittenen Frage von der „Inferiorität* entgegenwirken.* * München, 15. April. Nach einer von wohlinformirter Seite in Wien hieher gelangten Nachricht wird die Besetzung, der Münchner Nuntiatur in allernächster Zeit erfolgen; Da Monsignore Tarnassi, der für diesen Posten auS- ersehen war, noch immer krank ist, so wird bestimmt »er« muthet, daß eine andere Person zum Nuntius in München ernannt werden wird. lieber di« Person de» künftigen Nuntius verlautet noch nichts Bestimmtes. — Heute erstattete Arbeitersekretär Timm den ausgesperrten Schneider« in einem General» p pell Bericht über den Verlauf der Ver handlungen vor dem Einigungsamt. I» geheimer Abstim mung erklärten sich schließlich, wie die „Mch. Post* berichtet, 217 für und 27 gegen die Annahme der Vermjttlung-vor- schläge; 9 Stimmen waren ungiltig. Die Arbeit wird so mit am Mittwoch wieder ausgenommen. Frankreich. Loubet« Petersburger Krise. * Paris, 16. April. (Telegramm.) Wie der „Figaro* berichtet, wurde im gestrigen Mimsterrathe folgendes vor läufige Programm für die Reise deS Präsidenten Loubet nach Petersburg mitgetbrilt: Loubet wird voraulsichtlich am 21. Mai in der Bucht von Kronstadt eiutrefsen Die Allbrutschcn unter sich. * Wien, 16. April. (Telegramm.) Anläßlich der Wahlen in die Delegationen durch die deutschen Ab geordneten auS Böhmen kam eS heute zu einer sehr stürmischen Auseinandersetzung zwischen den All deutschen und K. H. Wolf. Der Abg. Scbalk ver langte Namens der Alldeutschen, daß je ein Mandat der Fortschritts-, der Volks-, der Alldeutschen Partei und dem Großgrundbesitz zufalle; Wolf erwiderte, seine Partei sei, wenn auch nicht, was die Zahl der Ab geordneten anlange, die stärkste Partei in Böhmen. Schalk: „DaS ist eine kindische Farce". Wolf: „Frechheit! Ich schlage Ihnen den Schädel eia!" Schalk; „Mit Ihnen rede ich nicht weiter, Sie sind ehrlos und unfähig, Genugtbuung zu geben!" Man beschimpfte sich noch längere Zeit mit „Schuft", „Lump" u. s. w. Die Alldeutschen wollen sich an Wolf mit neuen Enthüllungen au« dessen Ver gangenheit rächen und insbesondere über seine Beziehungen zu Prof. Seidel, sowie über andere persönliche Angelegen heiten Enthüllungen machen. (Voss. Ztg.) Allgemeines Stimmrecht. * Pest, 16. April. (Telegramm.) Die Regierung trifft bereits große Vorbereitungen, um etwaige Ausschreitungen der socialvemokratischen Arbeiter am 1. Mai zu verhüten. Veranlassung hierzu bietet Heuer mehr als sonst rin Aufruf dieser Partei an ihre Gesinnungsgenossen um Unterschriften auf eine Adresse an den Reichstag wegen Einführung de« allgemeinen Stimmrecht«; in diesem, schon jetzt in mehr als 100 000 Exemplaren verbreiteten Aufrufe heißt eS, die Arbeiter seien entschlossen, wenn ihnen da« allgemeine Stimmrecht nicht gutwillig gewährt wird, es nach dem Muster der belgischen Arbeiter zu er kämpfen. (Voss. Ztg.) Aimahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen find stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Ehristenthum nachzuweisen fick bemüht, daß Goethe, „der sich ein Ehristenthum zum Privalgebrauche zurechtlegt, der auf dem pantheistischen Standpunct eine» Spinoza stehl*, kein Christ war —, so ist diese Ketzerrichterei zu alt, um über sie ein Wort zu verlieren. Aber da« kleri kale Straßburger Blatt verfolgt mit seinem Vorstöße gegen die Untersuchung vr. Beil'S den praktischen Zweck der Stimmungsmache gegen die Errichtung des Goel bedenk- mal- in Straßburg. Welcher Mittel es sich hierbei bedient, gehr auf das Drastischste aus folgenden Sätzen hervor: „Die Goethemanie ist eine unheilbare Geistes krankheit, welche die von ihr Befallenen ihr Leben hindurch verfolgt und ihnen den gesunden, klaren Blick, das vernünftige ruhige Urtheil für Alles, was den großen^ Goethe betrifft, unwiderruflich raubt. Glück licher Weise hat dieselbe bereits ihren Höhepunkt überschritten, die Zahl der Unglücklichen in Deutschland, welche davon be fallen sind, ist im Abnehnirn begriffen. Wie gut, daß die selbe — wie übrigens olle Movekrankheiten — nicht durch erbliche Belastung übertragbar ist!* — In derselben Tonart folgt hierauf die Nutzanwendung auf daS Straßburger Goethe- denkmal. Ta« Recht, in dieser unerhört toleranten Art über die Verehrer Goethe« zu sprechen, leitet der glückliche Er finder der Goethemanie als Modekrankbeit offenbar au» dem Umstande ab, daß er nicht einmal den Namen GoetheS richtig schreibt. Bekanntlich soll nicht bloS in Straßburg ein Goetbe- Denkmal errichtet werben, sondern auch in Rom, und be kanntlich ist der Stifter dr« römischen Goethe-Denkmals der deutsche Kaiser. Als Letzterer dem Statthalter der Reichs lande mittheilte, daß er da- Patent für Professor vi. Spahn vollzogen habe, gab er seiner Freude darüber Ausdruck, „einen lang gehegten Wunsch meiner Elsaß-Lothringer haben erfüllen zu können". Welche Früchte an Duldsamkeit der ent^egen- loinmende Schritt beS Kaiser- bei den klerikalen Elsässern gezeitigt bat, lehrt das obig« Bckenntniß einer klerikalen schönen Seele! (>) Berlin, 1«, April. (Telegramm.) Zur gestrigen FrühstückStaskl beim Kaiserpaar war der Reichskanzler ge laden. — Heute Vormittag hörte v«r Kaiser die Vorträge de» StiatSsekretärs de» Reichspossamts Krätke und des Chefs des CivilcabinetS v. Lucanus. Zur Frühstücks tafel sind geladen der Abt von Maria-Laach Freiherr von Stotzingen und dessen Brüder Oberleutnant im Regiment Gardes du Corps und Leutnant im 1. Garde- Ulanen-Regiment Freiherr» von Stotzingen, sowie Excellenz von LucannS. — Heute Abend gedenkt sich der Kaiser mit dem Kronprinzen nach Bremerhaven zu be gehen. Im Gefolge werden sich befinden der Chef des Civilcabinets von LucanuS, der Cbef des MilitLrcadineis Graf Hülsen-Häseler, der Chef des MarinecabinetS Freiherr v. Senven-Bibran, Oberhvfmarschall Graf Eulenburg, Hof marschall Freiberr v. Trotha, Generaladjutan» General der Infanterie v. Plessen, Generalmajor v. Löwenfeld, Flügel adjutant Hauptmann v. Friedeburg, Oberstabsarzt vr. Ilberg; in Begleitung deS Kronprinzen befinden sich Oberst v. Pritzrl- wltz und Oberleutnant v. Stülpnagel. (-) Berlin, 16. April. (Telegramm.) Im Auftrage he« Kaisers sprach gestern Nachmittag Generalmajor v. Löwenfeld bei dem russischen Botschafter Graf v. d. Osten-Sacken anläßlich der Ermordung des Mi nisters Ssipiagin vor. G Berlin 16. April. (Telegramm.) Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht die Verleihung der ernen Elasje der zweiten Ablheilung de» Luilen-Orden» mit der Jahreszahl 1866 an die Gemahlin des Staatsministers v. Thielen, geb. Frowein. D. Berlin, 16. April. (Privattelegramm.) Das ReichSgesundheitSamt bereitet eine interessante Ver öffentlichung vor, nämlich eine Darlegung der Umstände, welche da« Zustandekommen deS bekannten Vorfäurcverbots vermittelten. (Verl. Bvrs.-Ztg.) . — Unter dem Ehrenpräsidium deS Reichskanzler« ist hier, wie bereit« gemeldet, eine Vereinigung für staat«- wissenschaftliche Fortbildung in« Leben getreten. Der Reichskanzler wünscht namentlich daS Interesse der Be amten für die staat-wissenschaftlichen Fragen, deren Be deutung von Jahr zu Jahr wächst, zu beleben. Der „Nat.-Ztg* zufolge bat sich der Kaiser befriedigt über die Bildung der neuen Vereinigung ausgesprochen, ihre Zwecke gebilligt und von dem Stndienplan für das kommende Sommerhalbjahr Kenntniß genommen. — Dem Reichstage ist jetzt da« dritte PetitionS- verzeichniß zum Zolllarifcntwurf zugegangen. E« um faßt eine Unmenge «euer Petitionen, darunter 14,544 vom Bunde der Landwirthe mit 277,473 Unterschriften versehene Petitionen, die Minimalzölle für alle lanbwirthschaftlichen Produkte verlangen. — Die GeschäftSordnungS-Tommisfion de« preußi schen Abgeordnetenhauses beschloß, die bei ihm nachgesuchte Genehmigung zur zeugenridlichen Vernehmung des Abgeordneten v. Bülow-Bothkamp nicht zu ercheilrn. E» handelt sich um eine in Kiel anhängige Privat-Klagrsache. (>) K-nigabera, 16. April. (Telegramm.) Dcni Vor sitzenden de« Ostpreußischen WobnungSmiether- Beröandes ist auf ein an den Kaiser gerichtete« Immediatgesuch, in dem um Nicderlegung der Festungs wälle und um Aufhebung der Rayonbeschränkungen gebeten wird, heute vom Krieg-Ministerium ein vom 9. April datirter Bescheid zugegangen. Iu diesem heißt e«, zur Zeit sei e« noch nicht angängig, die Stadtumwallung von Königsberg al» einen vertbeidigung-sähiaen Abschnitt aufzu lassen; daher müßten auch die bestehenden Rayonbeschränkungen »och aufrecht erhalten werden. Da» Ministerium hoffe jedoch, daß es möglich sein werde, iu absehbarer Zeit eine Aenderuug herbeizuführeo. * Warncmünbe, 15. April. Die neuen Arbeiten am Warnemünder Hafen sollen der „Kreuzztg." zufolge so beschleunigt werden, daß der Fährbetrieb auf der Linie Warurmüade-Gjrdsrr womöglich schon im Herbst 1903 eröffnet werden kann. D Hsmbur«, 16. April. (Telegramm.) Der „Hamb. Lorresp." meld«; Auf da» Huldiguogstelegramm de» Ost- Bezugs-Preis in der Hanptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Au»- gab,stellen «bgeholt: vierteljährlich 4.50, — zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau» ö.dO. Durch di» Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich vierteljährliches, für die übrigen Länder laut Zeitungspreisliste. - — Uedactio» und Erveditio«: Johauntbgasse 8. Fernsprecher lös und UI. Tiltaleeruebittauen r Alfred Hahn, Buchhandlg, Umversitätsstr.S, L. Lösche, Katharinenstr. 14, u. Königspl. 7. >«». Berlin, IS. Aprttt (Die Beseitigung des fliegenden Gericht «stände« für -re Presse undda-Centrum. j Die bevorstehende Beseitigung de« fliegenden Gerichtsstandes der Presse erregt nicht nur m den direct betheiligten Kreisen, sondern auch in uristischen Kreisen Genugthuung; ist doch der Iurtstentag u Bamberg nach eingehenden Berathungen nachdrück- tch für diese Forderung der Presse etngetreten. Um o bedauerlicher ist e«, daß das Zustandekommen des Ge» etze« anscheinend durch da- Eentrum gefährdet werden oll. Wenigstens spricht sich bas offictelle Organ der myertschen Eentrumspartet mit äußerster Schärfe gegen den Entwurf aus, weil er tm Falle der Prtvatklage auch da« Gericht des Wohnsitzes des Privatklägers für fakultativ zuständig erklärt. Das bayerische Blatt schreibt: „Durch die Bestimmung über die Behandlung von Privatklagen wird ja der fliegende Gerichtsstand erst recht durch Gesetz festgelegt, so daß die« eine Ver schlimmerung, keine Verbesserung des gegenwärtigen Zustandes bedeutet... E« kann nicht dringend genug der Wunsch ausgesprochen werben, daß der Reichstag diesen Entwurf nicht zum Gesetze werden lasse." Sollt« sich die gesammtc CentrumSpartet etwa dieser Auffassung anschlicßen, so wäre e« um den Entwurf geschehen, denn zweifellos steht die ganze Socialdemokratte und ein Tbeil der Frei sinnigen auf demselben Standpunkte, so daß sehr leicht eine Mehrheit für die Verwerfung des Entwurfes zu- samnxngebracht werden konnte. Die verbündeten Regie- rungen werden sich aber um so weniger auf eine Ab änderung im Sinne der Beseitigung der Sonderstellung der Prtvatklage etnlaffen, al« einmal der Iurtstentag zu Bamberg sich mit sehr triftigen Grümden durchaus für diese Sonderstellung ausgesprochen hat und als zweitens die Ausführungen de« bayerischen EentrumSblattcS eine ganz gröbliche Uebertrcibung enthalten. Wie kann man von einer Verschlimmerung des gegenwärtigen Zustandes sprechen, wenn ersten- mit Ausnahme einer bestimmten Art von Anklagen ein fester Gerichtsstand geschaffen wird und wenn zweitens auch bei dieser Sonderart von An klagen durchaus kein fliegender Gerichtsstand constituirt, sondern nur eine zweifache Möglichkeit von Ge richtsständen geschaffen wird, nämlich entweder der Wohn sitz des Angeklagten oder derjenige des Prtvatklägcrs. Daß es in diesem Falle durchaus im Ginne der Billigkeit liegt, dem in der Presse Angegriffenen die Möglichkeit zu gewähren, an seinem Gerichtöorte die Privatklage anzustrcngen, ist oft genug erörtert worden. Es wäre da her sehr zu beklagen, wenn es der Reichstag diesmal ebenso machte, wie bet der Gtrafproccßreform vor fünf Jahren, wo er den Regierungsentwurf so lange und so gründlich „verbesserte", bis überhaupt gar nichts zu Stande kam. Auch im gegenwärtigen Falle würde sich die Regierung mit dem Bewußtsein begnügen, daß sic die Sand zur Ver besserung eine« bestehenden Mißstandes geboten und -aß der Reichstag diese Hand zurückgewiesen habe. Berkin, 16. April. (Die Toleranz de« elsässi schen KlerikaliSmu«) Wenn maßgebende Stellen an die Ernennung de« Professors vr. Sv ahn die Erwartung geknüpft haße», daß sie den elsässischen KlerikaliSmu- friedlicher und duldsamer stimme« werde, so konnten sie in- zwischen wahrnebmen, wie sehr sie sich in dem gedachten Puncte einer Täuschung hmgaben. Insbesondere hat da« Straßburger klerikale Blatt, ia dessen Leitung die Reichstag«- abgeordneten Drlsor und Hauß sich theilen, seit dem ver gangenen Herbst« nicht aufgebort, grobe» coafessionrllenGebässig- keiten seine Spalten zn öffnen. D i e Unduldsamkeit aber, welche die vemste Nummer jenes Blattes schmückt, ist von so eigner Art, daß si« nicht unerwähnt bleiben darf. Betrifft sie doch keinen Geringeren als Goeth« und die „Goethemanie* und richtet sich do« ihre Spitz« gegen den Kaiser. Wenn da« Straßburger klerikale Blatt ,m Hinblick auf einen jüngst veröffentlichten Aufsatz de- Director- am Straßburger protHtautssch«» Gymnasium vr. v«il über Goethe-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht