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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.01.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-01-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030102017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903010201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903010201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-01
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folgten. Am Tcnkmal^König Friedrich Wilhelms in. kon- geblieben, daß zwei Staaten, die, wie Ungarn und Oester, ein sicheres Unterpfand für die Durch einen im Amtöblatte ver- die Aufhebung der Posten einen welche beiden über den Rüinenberg und nahmen das Offizierkasino des ersten Garde-Ulanen-RcgiinentS in Augenschein. Zur Frühstückstafel war Korvettenkapitän v. Krosigk geladen, zur Abendtafel Prinz Heinrich und Hofmarschall a. D. Freiherr v. Eglvffstcin. Berlin, 1. Januar. Um Uhr ein leichter Schneefall, dann aufklarcndcr Himmel — von der Kuppel des Königlichen Schlosses, das die drei Standarten zeigte, bliesen die Trom peter des 1. Garde-Dragoner Regiments den Choral „Lobe den Herren" in alle vier Himmelsrichtungen, aus Portal I marschierten die Epiellcute der 2. Garde-Jnfanteriebrigadc heraus mir Trommeln und Pfeifen, und die Hantboisten der „Maikäfer" bliesen „Freut Euch des Lebens". Auf dem Schloß- play, am Denkmal des Großen Kaisers, im Lustgarten und nach den Linden zu staute sich eine nach Tausenden zählende Menge in zum Teil sehr hochgradiger Neujabrssrimmung. Im Schlcn- dergang idogtc die Masse der Musici zum Brandenburger Tor hinunter und wieder zurück ins Schloß, wo auf dem großen Hof der Vortrag von „Nun danket alle Gott" das „große Wecken" beschloß. Mil dem Iorkschcn Marsch marschierte die Musik ab. Inzwischen rückten die Ehrenwachen der Gardes du Corps, die Kronggrde, die Leibgarde der Kaiserin an, die Halloren zeigten sich in ihrer altertümlich bunten Tracht, und schon begann auch die Ll u f f a h r t dec zu Gottesdienst und Cour geladenen Persönlichkeiteg. Gegen *,410 Uhr trafen das Kai serpaar und die Kaiserliche Familie, sowie Prinz Heinrich vom Neuen Palais hier ein, vom Publikum mit Hochrufen em pfangen, während bereits früher Prinz Arnulf von Bayern angckommcn Ivar und im Schloß Wohnung genommen hatte, ^n der Schloßkapelle bereitete sich inzwischen dir feierliche Got tesdienst vor. Bei dem mit Blattpflanzen umstellten Altar fand sich die Hofgeisllichkcit ein, auf der Galerie der Domchor und der Koslccksche Bläserchor, zu den geöffneten Flügeltüren ström ten die Scharen der geladenen Herren herein, in ihren Gala- nnd Paradeuniformen. Links vor dem Altar versammelten siä, die Bevollmächtigten zum Bundesrat, die Staatsministcr, aktive und inaktive, rechts die General-Obersten, kommandieren den Generale, die Ritter dcsSchwarzenAdlerordens. Ten Reichs kanzler Graf v. Bülow erblickte man in längerem Gespräch mit dem sächsischen Gesandten Graf von Hohenthal und Bergen, dann mit den Herren v. jiröcher und Frhr. v. Manteuffel und mir dem Grafen Waldcrsee. Den weiteren Raum der Kapelle füllten der hohe Adel, die Generalität und die Admiralität, die Kommandeure der Leibrcgimenler, die Präsidien der parlamen tarischen Körperschaften, die Räte höheren Ranges. Um 10 Uhr hielt der Hof unter dem Vortritt der höchsten Hofchargcn seinen Einzug. Tic Majestäten hatten vorher die Glückwünsche der Mitglieder des Königlichen HauscS entgegen genommen so wie in der Bildergalerie die Glückwünsche der Gencral-Ad- sutanren, Generale a la suite und Flügel-Adjutanten. Ter Kaiser, der große GcncralSuniform trug, mit dem Bande des Schwarzen Adlerordcns, führte die Kaiserin, die eine Robe aus Silberbrokat mit weißem, pelzbcsetztem Hut und Pelzboa trug. Neben den Majestäten schritt Prinzeß Victorin Luise; cs folgten zunächst die Tamcn und Herren LcS engeren Tien- slcs. Tann führte der Kronprinz die Herzogin von Albany, Prinz Arnulf von Bayern die Prinzessin Friedrich Leopold, Prinz Eitel Friedrich die Erbprinzcssin von Hohenzollern, Prinz Heinrich die Prinzessin Alice von Großbritannien und Irland. Nun kamen die übrigen Prinzen des Königlichen Hauses, die anwesenden Prinzen aus souveränen altfürstlichcn Häusern, die General-Adjutanten, Generale und Admirale ü la suite und Flügcladjutanten, der Hausminifter, die' KabincttschefS, resp. deren Vertreter, die Höfe und Gefolge. Dem Altar gegenüber nahmen die Majestäten Platz, rechts vom Kaiser Prinzeß Friedrich Leopold, Prinz Arnulf, die Erbprinzessin von Hohen- zollcrn und Prinz Eitel Friedrich, links von der Kaiserin der Kronprinz, die Herzogin von Albany, Prinz Heinrich und Prin zeß Alice von Großbritannien. Hinter den Majestäten hatte Oberhofmeisrerin Gräfin v. Brockdorff Platz genommen, zwi schen dem Prinzen Adalbert und der Prinzeß Victoria Luise, rechts und links folgten Prinz Friedrich Leopold, Prinz Joachim, der Herzog von Sachsen-Koburg, der Erbprinz von Sachsen- Meiningen, sowie Prinz August Wilhelm, Prinz Oskar, Prinz Joachim, Prinz Friedrich Sigismund. In der drittelt Reihe endlich saßen der Erbprinz von Höhenzollern, Prinz Ernst von Sachsen-Altenburg und der Erbprinz von Schaumburg-Lippe. Während des Einzugs des Hofes sang der Domchor Psalm 98 („Singet dem Herrn ein neues Lied"). Nach Gemeindegesang und Liturgie predigte Lberhofprediger Or. Dryander über 1. Ep. Petri 2 V. 1 („So leget nun ab alle Bosheit"). Er gedachte des Todes des Prinzen Georg und des Königs Albert von Sachsen. Tirrch unser heutiges Leben gehe ein Strom von Bosheit, Trug, Lüge und Heuchelei, dagegen möge mehr uitü mehr Platz greifen Freundlichkeit des Herzens, aufrichtiges Wohlwollen, christliche Liebe, Lauterkeit und Wahrhaftigkeit. Beherzigen mögen alle das Kaiserwort: Ich stelle Mich, und Mein Haus unter daS Kreuz des Herrn! Den Schluß der Feier machte das Niederländische Dankgebet, vom Tomchor und Gemeinde ge sungen, und von den Fanfaren und Paukenwirbeln des Bläser chor begleitet. Dieser setzte dann mit dem „WilhelmuS von Nassauen" ein, und während vom Lustgarten herauf der Donner der Salutschüsse dröhnte, schritten die Majestäten und die Fürst lichkeiten im feierlichen Zuge hinüber zum Weißen Saal, um hier die große Gratulationscour abzuhaltcn. Im Weihen Saal wirkten nach dem Umbau die Hellen, dunkel geaderten Marmorsäulen mit ihren reichen goldenen Kapitalen, die Flächen cdlcn dunkelgrünen Gesteins, die goldigen Nischen mit den Herrscherstandbildern und die weihgoldene Decke zu einer Farbensymphonie von vornehmster Einheitlichkeit und ge diegenster Pracht. Zahlreiche Wandarmleuchter erhellen den Raum, die Decke ist durch unsichtbare Glühkörper, die hinter einer Verblendung deS Simses liegen, in ein Lichtmeer getaucht. Ten Baldachin über den beiden Thronsesseln schmücken Federbüscbe in den deutschen Farben. Durch die unverhangenen Fenster drang das fahle Tageslicht und das Spiel der Schneeflocken draußen wurde sichtbar. Während die Pagen hinter den obersten Hofchargen Chaiue bildeten, lieh der Kommandeur der Schloh- garde-Kompagnie Oberstleutnant v. Plüökow präsentierten. Die Majestäten traten vor den Thron, die Prinzessinnen links, die Prinzen rechts. Unter den Klängen einer sanften Musik, in der Polonaisen, Kavallericmärschc und marschartigc Melodien aus Opern nbwechscltcn, schritten die zur Cour befohlenen Herren vorüber, auf ein Zeichen des Ober-Hofmarschalls Grafen zu Eulenburg und geführt von dem Ceremonienmeister Baron v. d. Knesebeck. Beide Majestäten zeichneten den Reichskanzler durch Händedruck und huldvolle Ansprache aus. Ter Kaiser beehrte ferner den Reichstagspräsidenten Grafen Ballestrcm, den Vizepräsidenten Grafen Udo Stolberg, den Präsidenten des Herrenhauses Fürsten Wied, den Vizepräsidenten Freiherrn v. Manteuffel und den Präsidenten des Abgeordnetenhauses Herrn v. Kröcher, sowie den Vizepräsidenten vc. .Krause mit be- ionderen Ansprachen. — Trotz des schlechten Wetters hielt die Menge drauhcn aus, um die Anfahrt der Galakarossen der Bot schaften zu sehen und später den Kaiser auf seinem Gange zum Zeughaus zu begrüßen. Ter Kaiser, der die Glückwünsche der Botschafter, der kommandierenden Generale und der Minister cntgegengenommen hatte, erschien bald nach 12Z4 Uhr im Por tal 4, den Schwarzen Adlerordcn über dem Paletot, und schritt ober die Schlohbrücke zum Zeughaus hinüber. Laute Hoch- ufc empfingen den Monarchen, dem der Kronprinz, die Prinzen. reich, durch Gemeinsamkeit Les Herrschers und Lurch un lösliche Bande verknüpft sind, richtig handeln, rvenn sie bestrebt sind, auch die wirtschaftliche Gemeinsamkeit auf- recht zu erhalten, indem sie mit Berücksichtiguira ihrer wechselseitigen Interessen sich verständigen und eine billige Ausgleichung dieser Interesse,» versuchen." (Lebhafter Beifall.) Der Ministerpräsident erklärte hierauf, er werde hinsichtlich des Inhaltes der mit Oesterreich ge schlossenen Uebereinkunft im Reichstage Eröffnungen machen. Er hoffe, die Volksvertretung werde dem Aus. gleiche die Anerkennung nicht versagen. Derselbe sei mit vollständiger Wahrung der Interessen Ungarns und ge rechter Berücksichtigung der Interessen Oesterreichs ge schlossen worden. Ter Ministerpräsident erklärte sodann, er habe getrachtet, den wirtschaftlichen Zuständen des Landes, auf welchen die Ungewißheit der langwierigen Verhandlungen schwer gelastet Hütte, Stabilität wieder zu geben; falls jedoch ein Uebereinkommen mit Oesterreich auf der Grundlage der Billigkeit nicht möglich gewesen wäre, so sei er entschlossen gewesen, ein getrenntes Zoll gebiet zu errichten. (Beifall.) Redner schloß, indem er die Partei ersuchte, namentlich im Hinblick auf die großen Aufgaben, die des Parlaments harren, ihm und seinem Kabinett auch fernerhin Vertrauen und Unterstützung zu gewähren; in diesem Falle könne das Land mit Zuversicht der Zukunft entgegcnsehen. (Lebhafter Beifall.) * Pest, 1. Januar. Sämtliche Blätter drücken ihre hohe Genugtuung über den Abschluß des Uebercinkommens zwischen den beiden Regie rungen, betreffend die zoll- und handelspolitischen Ver hältnisse, aus. Der „P e st e r Lloy d" schreibt: Wie wir erfahren, hat Ungarn alle Ursache, mit dem zu stände ge brachten Ausgleiche zufrieden zu sein. Die ungarische Negierung hat sich den ungerechten Forderungen v. Körbers so lange widersetzt, bis diese im letzten Augen blick fallen gelassen wurden, und erst als dies geschehen, ist es auf Grund der Vorschläge v. Szells, der sich ein unver gängliches Verdienst um den Ausgleich erworben, und dank der Geschicklichkeit v. Körbers, der für die Interessen Oesterreichs mit Zähigkeit kämpfte, gelungen, einen Modus dafür zu finden, daß Ungarn volle Kompensation für die an Oesterreich gemachten Zugeständnisse erhalte und umgekehrt. * Paris, 1. Januar. Aus Anlaß des Neujahrstages übersandte der russische Kriegsminister General Kuropatkin in seinem und sämtlicher Offiziere des Kricgsministeriums Namen dem Kriegs Minister Andr L ein Telegramm, in welchem er die Wünsche für das Wohlergehen und Glück für Andrv und die ge samte französische Armee zum Ausdruck bringt. Kriegs minister Andrü erwiderte mit einem Telegramm, in wel chem er die Wünsche sämtlicher französischer Offiziere für ihre russischen Kameraden ausspricht. * Paris, 1. Januar. Der Minister des Auswärtigen Delcassü leidet seit kurzem an Influenza. Ta sein Befinden sich am Nachmittag etwas verschlechtert hatte, mußte er seine Absicht, den Empfängen im Elysc-e beizu wohnen, aufgeben. Voraussichtlich dürste er einige Tage das Zimmer hüten, die Leitung des Ministeriums aber auch während dieser Zeit weitcrführen. * Paris, 1. Januar. Kontreadmiral Gourdon wurde an Stelle des Vizeadmirals Gervais zum Vize admiral befördert. * Paris, 1. Iauua.r. Wie halbamtlich verlautet, ver stärkte die Regierung wegen der Vorgänge in Marokko die Garnisonen au der algerisch-marokka nischen Grenze, um das Eindringen von marokka nischen Banden in Algerien zu verhindern. Der in Oran befindliche Kreuzer „Tn Chayla" hält sich bereit, behufs Schutzes der französischen Bewohner gegebenen Falles nach Tanger abzugehcn. * Rom, 1. Januar. Der König empfing heute die Ritter des Anunciatenordens, Deputationen des Senats und der Kammer, sowie anderer Körperschaften zur Ab stattung der Neujahrsglückwünsche. Abends ist große Hof- afel. — Die Präsidenten deS Senats und der Kammer verlasen Adressen. In derjenigen der Kammer heißt es, die Kammer sei glücklich über die gegen wärtige Lage des Landes, die wachsende Betätigung seiner Kräfte, den Frieden, der im Innern herrsche und den Hohen Rang, den das Land billiger Weise im Auslände einnehme. Die tiefe Liebe und die weise Fürsorge, die der König dem Lande widme, das Vertrauen, welches die Nation zu dem Könige habe, sowie der Patriotismus des italienischen Volkes seien Zukunft deS Landes. * Madrid, 1. Januar, öffentlichten Erlaß wird der spanischen Finanzdelegierten in Ber- 1 in, London und Paris angcordnet. 4 Madrid, l. Januar. Ministerpräsident Silvela Hielt gestern dem Könige Vortrag über den Aufstand in Marokko. Silvela gab der Ansicht Ausdruck, daß der Bürgerkrieg gegen die Dynastie ge richtet sei, und fügte hinzu, die Mächte geständen Spanien das Recht der Intervention zu. Die Negierung werde die jetzigen Umstände benützen, um die Zukunft Spaniens in Marokko sicher zu stellen. Schließlich teilte Silvela dem König mit, daß von den Mächten Schiffe nach Marokko entsandt würden. * Petersburg, 1. Januar. Nach einer Meldung aus Bachmut (Gouvernement Jekaterinoslaw) verloren bei den» Brande in dem An naschachte der Stein kohlengrube „U s p e n s k" 58 Menschen das Leben; 11 Menschen wurdeir gerettet, nachdem sie 60 Stunden, und 21, nachdem sie 5 Tage unter der Erde zu- gebracht hatten. * Konstantinopel» 1. Januar. Die Pforte übermittelte >en Botschaften eine neueMeldungbesGcneral- tnspektors Hilmi Pascha über die Verfolgung einer Anzahl mit Namen aufgeführter Ucbeltäter. — Vor einigen Tagen tauchte in der acht Stunden von Monastir entfernten Ortschaft Br eso wo eine acht Köpfe starke bulgarische Bande auf, deren Führer Jordan Pipenko war. In einer Nacht kam es zu einem Zusammen stöße mit 70 Soldaten und Gendarmen, wobei ein Leutnant verwundet und 15 Soldaten getötet beziehungsweise ver wundet wurden. Zwei Mitglieder der Bande fielen, die andern entkamen. Die Einwohner von Bresowo be teiligten sich an dem Kampfe. * Pera, 1. Januar. Hilmi Pascha, dessen Energie und Rechtlichkeit allqemeiueS Lob finden, wurde vor einigen Tagen in die Liste der unfähigen Be amten eingereiht, die dem Palaste zur Entscheid«,^ vorliegt. * Sofia, k. Januar. Die halbamtliche „Bulgarla" er* achtet es als verfrüht, weitgehende Schlußfolge, ru n genaüsde mBesuchedesG rasen 2a mbs« dorffzu ziehe», betont jedoch, der Besuch sei ein Zeichen der regeu Anteilnahme des Kaisers Nikolaus. Das Organ der StambulowisteN erkennt die Bedeutung des Besuches an, warnt jedoch Sie Makedonier vor allzu hohen Ek- wartungen. * Delhi, 1. Januar. Unter größter Prachtentfaltung ist die K r ö n u n g des Königs hier in dem herr lichen Amphitheater verkündet worden, in welchen» seinerzeit die Königin Viktoria zur Kaiserin auDgerufcn worden ist. Ungefähr 15 000 Personen nahmen an dem Durbar teil. Nachdem der Vizekönig auf einem mit gol denen Löwen verzierten Throne Platz genommen hatte, verlas ein Herold die Proklamation» Der Dizekvnig hielt dann eine Ansprache, in welcher er sagte, auf dem Durbar sei fast ein Fünftel -er ganzen Mcnschenraffs vertreten, nnd alle beugten sich vor einem einzigen Throne. Eine solche Herrschaft zu gewinnen, sei ein großes Werk ge wesen, sie aber zu einem einzigen Ganzen zusammenzu schweißen, sei das größte Werk. Der Vizekönig verlas als dann eine Botschaft des Königs, in rvelcher -er König den» Wohlwollen, Las er für Indien hege, und -er An- erkennung der von den indischen Truppen geleisteten Dienste Ansdruck gibt und die zuversichtliche Hoffnung ausspricht. Laß der Prinz und die Prinzessin von Wales binnen kurzem Indien besuchen werden. Der König, heißt es in der Botschaft weiter, wäre selbst gern nach Indien gekommen, wenn es möglich gewesen wäre; er höbe indessen seinen Bruder geschickt. Schließlich gibt der' König in der Botschaft all seinen Vasallen und Untertanen in Indien die erneute Versicherung, daß er ihre Freiheiten nnd Rechte achten und ihre Wohlfahrt sich angelegen sein lassen werde. Nach Verlesung der Botschaft verkündete der Bizekönig, daß die Negierung für drei Jahre keine Zinsen von -en Anleihen beanspruche, welche die indische Regierung den Eingeborenen-Staaten auS Anlaß der Hungersnot gewährt habe. Nachdem der König dann noch auf die unbegrenzte Leistungsfähigkeit Indiens hin- gewiesen hatte, wurde ein dreifaches Hoch auf den König ausgebracht. Hierauf wurden die indischen Fürsten dem Vizekönig und dem Herzog von Connaught vorgestellt; die Fürsten baten den Herzog, dem König ihre Glück wünsche zn überbringen. * Peking, 1. Januar. DaS Denkmal für den ermordeten deutschen Gesandten Freiherrn von Kette ler ist vollendet nnd soll am 18. Januar einge- weiht werden. An der Feierlichkeit werden deutsche und chinesische Beamte teilnchmcn. Die deutsche Gesandtschaft hatte vorgeschlagen, die Einweihung am Geburtstage Seiner Majestät des Deutschen Kaisers stattsinden zu lassen, China hatte aber den Einwand erhoben, daß die Einweihungöfeier an diesem Tage mit der Feier des chine- ischen NcujahrStages zusammenfallcn würde. Die Ein weihung wurde deshalb auf den 18. Januar festgesetzt. Das Denkmal besteht in einem imposanten weißen Bogen, Her sich über die Hauptgeschäftsstraße an -em Punkte pannt, wo der Gesandte ermordet wurde; in den Bogen ind Bußinschriftcn in deutscher, lateinischer und chine- ischer Sprache eingemcißelt. * Peking, 1. Januar. Auf Anfragen der fremden Gesandtschaften hat das hiesige Auswärtige Amt heute er« lärt, die Berichte von kriegerischen Vorberei tungen T u n g - F u h - s i a n g s seien allerdings be gründet, wenn auch übertrieben. Das Auswärtige Amt gab die Versicherung ab, die Vizekönige der nördlichen Provinzen verfügten über eine hinreichende Anzahl Truppen zur Unterwerfung Tung-Fuh-siangs. Letzterer Erklärung wird kein Glauben beigemessen, da man er- wartet, daß die Ncgierungstruppen sich Tung-Fuh-siang anschließen werden, für den Fall, daß er einen Aufstand unternimmt. Die öffentliche Sympathie steht ans Seiten Tung-Fuh-siangs, der verbannt wurde, weil er bei dem Angriff auf die Gesandtschaften den Befehlen Höherer ge» Horchte. * Peking, 1. Januar. Ueber die Weigerung Chinas, die Entschädigung auf der Gold basis zu zahlen, wird von den Gesandten, die darüber auch ihren Regierungen telegraphisch berichten, gemeinschaftlich beraten, und es wird die Frage der lieber- reichung einer gemeinschaftlichen ober identischen Note er wogen, in welcher China darauf hingewiesen wird, daß das Protokoll ausdrücklich die Zahlung auf der Goldbasis vorsieht. Sollte China seinen Verpflichtungen nicht nach kommen, so würde das ernste Folgen nach sich ziehen. Die amerikanische Politik ist daS hauptsächlichste Hindernis, das einer gemeinschaftlichen Note entgegensteht, und die be stehenden Schwierigkeiten werden allgemein der Er mutigung zugeschriebcn, die China in dem Umstande findet, Haß seine Argumente von der amerikanischen Regierung gutgeheißen werden. Die Chinesen begnügen sich damit, Hie weitere Entwickelung abzuwarten, weil sie glauben, >ic Mächte werden cs so schwierig finden, sich über irgend ein Vorgehen zn einigen, daß die Angelegenheit auf unbe grenzte Zeit völlig zum Stillstand kommt. * Tanger, Z. Januar. Der Stamm der Benider und andere Stämme in der Nachbarschaft von Tctuan be drohen diesen Ort; in der Gegend von Tetuan herrscht große Erregung. Aus Fez liegen keine Nach richten vor; wahrscheinlich verhindert der herrschende starke Regen die Entsendung von Kurieren. * Caracas, 1. Januar. Die Behauptung, daß der Kreuzer „Falke" die Beschießung Mara caibos an gedroht habe, ist unwah r. * Washington, 1. Januar. Das Staatsdepartement hat beschlossen, die Zahlung der zweiten Rate Her chinesischen Entschädigung gemäß den vor» China gemachten Vorschlägen anzu nehmen. . l kreitax. äea 2. ^»naar, 4d»oS, 4'/« vkr. 1 6o11e,alev8t 8onu»douä, Sen S. ^»onar, Vorn», i» Odr. ———— zcrtierte die Musik der Schloßwache, vor dem Zeughaus crwicS eine Ehrcukoinpaguie vom 2. Garderegimcnt mit Fahne und Musik die HonneurS. Die Parolcausgabe fand im Licht hofe des ZcuahauseS statt, wo sich die kommaudierendci, Generale und die Garnison versisilißtvlt hatk?Nl Qsi! Parole lautete wie immer am Neujahrstage „Königsberg-Berlin". Der Kaiser nahm hier die Rapporte der Leibrcgimenler und militärische Meldungen entgegen und empfing die Deputation deS Kadettenkorps, die unter Führung des Generals v. Schwarz koppen nach Petersburg zum Jubiläum des Pagenkorpö sich be geben hatte. Alsdann ließ der Kaiser die Ehrenkompagnic draußen vorbeimarschieren und kehrte nach dem Königlichen Schloß zurück. Au dec Friihskiickstafel bei Ihren Majestäten nahmen sämtlicbe Prinzcn-Söhne und die Prinzessin-Tochter teil, ferner Prinz Arnulf von Bayer»», Prinz Heinrich und die Tamcn und Herren der Umgobung vom Dienst. Die Majestäten saßen einander gegenüber. Die Kaiserin juß zwischen dem Prinzen Arnulf und Heinrich, der Kaiser zwischen der Prin zessin Victoria Luise und der Gräfin von Keller. —> Nach der FrühstückSkafel empfing der Kaiser im Sternsaal die Direktion der Liöniglichen Porzellan-Manufaktur, welche Proben neuer Erzeugnisse der Manufaktur vorführcn durfte, und gab im Laufe deS Nachmittags seine Karte bei den Botschaftern ab. Um 6 Uhr ist Familicn-Abendtafel bei .Ihren Majestäten und gleichzeitig Marschalltafel. Später gedenken die Aller- höchsten und Höchsten Herrschaften die Oper zu besuchen. * Berlin, 1. Januar. Prinz Heinrich traf gestern abend uin 0 Uhr auf Wildparkstation ein und fuhr mit dem zu seinem Empfange erschienenen Prinzen Adalbert nach dem Neuen Palais. * Berlin, 1. Januar. Der Reichskanzler empfing vorgestern den ueuernannten chilenischen Gesandten Franzisco Pinto in längerer Audienz. * Berlin, 1. Januar. Die Meldung des „Berl. Lokalanz.", daß geplant sei, ein besonderes Mini- sterium für Posen und West Preußen zu er richten, ist vollkommen aus der Luft gegriffen. * Berlin, 1. Januar. Tas Mitglied des Herrenhauses Grafo. Landsberg-Velen ist gestern auf Schloß Velen gestorben. * Kiel, 1. Januar. Das Kaiserboot „Sleipner" erhielt Befehl, im Februar nach Helgoland zu gehen, wo an geblich der Kaiser eintreffcn wird. Die „Hohenzollern" wird für die Kaiscrreise nach Italic,» ausgerüstet und soll mit dem „Sleipner" am 1 .April die Fahrt nach dem Mittelmeere antreten. * Weimar, 1. Januar. Der Großh erzog ist gestern abend von Bückeburg hier wieder eingetroffen. * Düsseldorf, 1. Januar. Die Leiche des Negierungs- präsidenteu v. Holle» ff er wurde gestern nachmittag nach Äoraufgegangener Einsegnung unter großer Teil nahme nach dem Bahnhofe gebracht, um nach Wünschen- dorf in Schlesien übergeführt zu werden. Unter den Teilnehmern an dem Lcichenzuge befanden sich der Minister des Innern Freiherr v. Hammerstein, die Ober präsidenten Nasse und v. d. Recke, die Regierungspräsi denten v. Gescher-Münster und Freiherr v. Hocvel- Koblenz, sowie die Spitzen der hiesigen Militär- und Civilbehördcn. ^Wtcn, 1. Januar. Erzherzog Franz Ferdinand empfing gestern vormittag den Grafen Lambsdorff in Halbstündiger Audienz. Graf LambSLolfs nahm sodann daS Frühstück bei dem Grafen GoluchowSki und stattete nach demselben den Botschaftern von Frankreich, Italien und der Türkei Besuche ab. Ain Abend nahm Graf Lambsdorff an einem ihm zu Ehren gegebenen Diner bei dem Erzherzog Franz Ferdinand teil, zu welchem auch der russische Botschafter Graf Kapnist mit dem Personal der Botschaft und Graf GoluchowSki erschienen. Weiterhin fand am Abend noch eine Konferenz mit dem Grasen GoluchowSki und dem Botschafter Grafen Kapnist statt. Graf Lambs dorff gedenkt heule Abend nach Petersburg zurückzureisen. * Wien, 1. Januar. Heute vormittag ließ der Kaiser durch einen Flügeladjutanten dem Grafen Lambsdorff ein Bildnis in prachtvollem Nahmen überreichen. — Mittags gab Graf Lambsdorff ein Frühstück zu 22 Gedecken, an welchen» der Minister deS Auswärtigen Graf GoluchowSki, der Botschafter Graf Kapnist, sowie die übrigen Mitglieder der russischen Botschaft mit ihren Damen teilnahmen. — Am Nachmittag wurde Graf Lambsdorff vom Kaiser in Abschiedsaudienz empfangen, welche 20 Minuten währte. * Wien, 1. Januar. Wie daS „Fremdenblatt" vernimmt, -at die Persönlichkeit deS Grafen Lambsdorff auf den Kaiser einen sehr günstigen Eindruck gemacht. Die bisherigen Besprechungen der beiden Minister LeS Aus wärtigen nahmen einen befriedigenden Verlauf. * Wien, 1. Januar. Ministerpräsident von Körber und Ministerpräsident von Szell wurden gestern nach mittag 6 Uhr vom Kaiser in gemeinsamer Audienz empfangen, die dreiviertel Stunden währte. Eine Ent- cheidung war bis zum Abend nicht getroffen. * Wien, 1. Januar. Die „Neue Freie Presse" meldet, in sp äter Adendstunde sei zwischen den Ministerpräsidenten v. Körber und v. Szell der österreichisch-ungarische Ausgleich zu Stande gekommen.— DaS K.K.Telegr.- Korresp.-Bureau bestätigt diese Meldung dahin, daß eS beute nach wiederholten Besprechungen gelungen ist, Ausweg zu finden, um die Hindernisse zu beseitigen, der Erzielung eines Einvernehmens zwischen den Negierungen in de, Ausgleichsfrage entgegenstanden. * Wien, 1. Januar. Die Blätter sprechen einmütig ihre Hohe Befriedigung über daS Zustandekommen des Ausgleichs aus und stellen fest, daß die Art der Beilegung der Krisis, sowie die Natur der letzten Hindernisse vorläufig nicht bekannt geworden sind. * Pest, 1. Januar. Ministerpräsident v. Szell empfing heute eine Abordnung der liberalen Partei, namens deren der Abgeordnete Emerich Hodossy die Neujahrsglückwünsche -er Parte» zum Ausdruck brachte. In Erwiderung der Ansprache 'tattetc der Ministerpräsident auch namens der Mitglieder des Kabinetts für das ausgcdrückte Vertrauen seinen innigsten Tank ab und sagte sodann mit Bezug auf der» gestrigen Abschluß des Ueberein- kommens mit dem österreichische», Ministerpräsidenten v. Körber: „Ich komme soeben aus der Schlacht; an mir klebt noch der Staub des Kampffeldeö. Erst vor wenigen Stunden hat der große Kampf, -1« große Arbeit den Ab schluß gefunden. Es gibt jedoch in diesem Kampfe keinen , Tieg und keine Niederlage. Upd doch hat cs in diesem Eitel Friedrich und Adalbert und die Herren deS HauptauarticrS I Kampfe einen Sieger gegeben. Sieger ist der Gedanke
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