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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190112289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19011228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19011228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-12
- Tag1901-12-28
- Monat1901-12
- Jahr1901
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1901
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meist« iv» Unglück gebracht. Er hatte auf Wunsch seine» Schwa» goS, im sich in Böhmen selbständig machen wollte und dazu Uch^Bmugnisse brauchte, zwei Schriftstück« augesertigt, aus wel chen bestätigt wurde, daß B. in der Zeit von 1891 bi» 1894 bet den Fleischermeistern F. L S. la Borna gearbeitet und sich gut geführt habe. Diese Zeugnisse versah G. mit dem ihm zu» gänzlichen Stempel d« Stadt Frohburg und schickte sie dann seinem Schwager B. nach Böhmen, der sie auch dem Bezirk»- amt seine» Aufenthaltsorte» vorlrgte. v. hatte ab« ebensall» Papiere beigebracht, u. A. auch ein Zeugniß, daß er im Jahre 1894 in Aarl»bad al» Kellner thätig gewesen war. Mit Rück» sicht hieraus frug die österreichische Behörde beim Gtadtrath in Frohburg an, ob da» ausgestellte Zeugniß auch richtig sei Da» Schreiben gelangte, da S. die Postsachen in Empfang nahm in die Hände S.'», der e» altbald vernichtet« und dahin am- wortrte, daß da» Zeugniß allerding» einen Jrrthum insofern enthalte, al» B. nur bi» 1893 in Frohburg thätig gewesen sei. Sein Schreiben unterzeichnet« S. mit dem Namen de» Stadt rath» F. und schickte r» ab. Auch rin zweite» Erkundtgung«- Ichreiben de» Bezirksamt» brachte er wiederum nicht zur Kennt» niß de» Bürgermeister, sondern antwortete selbst. S. wurde zu 4 Monaten Gesängniß vrrurthrilt. Glauchau, 27. Dezember. Eine ganze Kette von Ein- bruchSdiebstählen wurde, wie das .Glauchauer Tageblatt" be lichtet, in der Nacht zum ersten Feiertag hier verübt. Die der- muthllch von AuSwärtS hier zugereisten Einbrecher stiegen zu nächst bei einem Bäckermeister rin, zertrümmerten dort Laden scheiben, wurden aber gestört und liefen davon. Sodann mach ten sie einen gleichfalls erfolglosen Einbruch-Versuch in ein herr- s haftltchr» Hau». An einer dritten Stelle fiel ihnen eine Beute von ca. 100 Mk. in dir Hände. Die Thäter sind noch nicht ermittelt. Zwickau. Eine unangenehme Weihnachtsüberraschung ist nach dem .B. A." der benachbarten Gemeinde EckerSbach be reitet worden. Seit ungefähr 14 Tagen hat sich der Ziegelei besitz« und Gemeindevorstand Ehrler von dort entfernt und ist bi» jetzt noch nicht zurückgekehrt. Eine am Weihnachtsheiligen. abend durch einen Beamten der königl. AmtShauptmannschast norgenommene Kassenrevifion ergab das Fehlen von etwa 5,0000 Mk Weitere Veruntreuungen werden vermuthet. Hinter dem Flüchtigen wird ein Steckbrief erlaßen werden. Der ungetreue Beamte Hat Frau und sieben Kind« zurückgelassen. Ehrler, welcher früher als Matrose die Welt bereiste, hat sich mrmuthlich nach Spanien begeben und dort nach Südamerika cngeschifft. Zwickau, 27. Drcemb«. Ein schweres Unglück -rekgnrte sich heute Nachmittag: Auf dem Teiche hinter dem ^alckschen Sieinkohlenwerke in Bockwa tummelte sich eine An- 'i »zahl Knaben. Htrrbei brach die dünne Eisdecke und fünf «naben im Alter von 10 bis zu 12 Jahren ertranken. Alle fünf Leichen wurden noch am Nachmittag geborgen. Zwickau, 26. December. Ueber das Vermögen deS Kaufmanns Kurt Erisch hier, Mitinhaber der Dampfzsegelei Gebr. Erisch L Co. hier und der Porzellanfabrik in Stadt Lengeseld, ist nunmehr ebenfalls der Konkurs eröffnet worden. Der Genannte wird lebhaft bedauert, da er durch die Mani- rnilationenWrineS verstorbenen Bruders, dessen Passiven Millio. «en betragen, in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Cainsdorf bei Zwickau, 27. Decbr. Im Zwickauer Handelsregister ist der Beschluß der Königin-Marirn-Hütte ver- 1 nitbart worden, daß die Gesellschaft zur Vornahme von Ab. ibrribungen und Rücklagen für eine etwaige Unterbilanz die Herabsetzung ihres Grundkapitals durch Zusammenlegung von je 2 Aktie» zu 600 M. zu einer Aktie von 600 M. beabsichtigt. Schneeberg, 27. December. In einem Hause auf dem Hahnberge entstand am vergangenen Sonnabend früh Feuer. ES brannte die Treppe, so daß sich die Bewohner des oberen Stockwerkes durch die Fenster aus Leitern retten mußten. Im Verdachte, daS Feuer vorsätzlich angelegt zu haben, wurde der irühere Besitzer, der zu Neujahr seine Wohnung verlaßen sollte, verhaftet. Der Brand wurde noch gelöscht, ehe er weitere Aus breitung erlangt hatte. Scheibenberg, 26. December. Auf schreckliche Weise ist da» fünfjährige Töchterchen eines hiesigen Instrumenten stimmer» verunglückt. Es fiel mit einer 21 Centimeter langen Drehnadel so unglücklich vom Stuhle, daß letztere tief in den HalS deS KindeS eindrang. Da» Kind wurde in da» Stadt- krankenhauS gebracht und hier gelang eS, nachdem vom Nacken Ker auf die Spitze der Nadel eingeschnlttcn und der am freien Ende befindliche Bleikops abgeseilt war, die Nadrl durch den Hal» hindurch zu stoßen und mit einer Zange ouS der Ein- schuittöffnung herauSzuziehen. Obwohl große Gesäße und auch die Speiseröhre verletzt sind, hofft der Arzt, da» Kind am Leben zu erhalte». Crimmitschau, 26. December. Der Rath hat einen Nachtrag zur Lokalschulordnung beschlossen, wonach Eltern, die vier Kinder gleichzeitig die einfach« Volksschule hier besuchen laßen, für da« älteste Kind Skbulgeldbefreiung genießen sollen. Johanngeorgenstadt, 26. December. Tank der in den letzten Jahren bethätigten Sparsamkeit in der Stadtverwaltung können auch im nächsten Jahre wieder die Anlagen wie bisher nach dem Satze von 3 Prvccnt er hoben werden, da in dem Haushaltplan für 1902 zur Deckung des Fehlbetrages über 10000 Mark Kassenbestände aus dem laufenden Jahre zur Einstellung gelangen. Tic Einkvmmenschätzung ist um 52 000 Mark zurückgeblieben und der Sparkassenreingewinn wird zur Bildung eines Fonds zur Verbesserung der Beleuchtung (Errichtung einer Gasanstalt oder eines Elektrizitätswerkes) verwendet. Vor gesehen ist die Gründung einer neuen Lehrerstelle an der hiesigen Bürgerschule. Im vorigen Jahre erhielt die hie sige Schulgemeinde an gesetzmäßigen staatlichen Beihilfen S22S Mark und die Stadtgemeinde an außerordentlichen Staatsunterstützungen 8675 Mark, die aber ganz oder theil- zveise in Wegfall kommen dürften. An« «Ü« Bstett. In Rhe y dt wurde Nacht» auf der Straße ein neun zehnjähriger junger Mann erstochen. Der gleichalterige Thäter ist verhaftet. — In der Knollen grübe bet Lau t er- burg a. H. wurde ein Bruder de» bei dem Altenbeker Eisenbahnunfall verunglückten Tapezierers Matz au» Ber lin, durch einen Sprengschuß schwer verletzt. Ter Be- dauernswerthe wird nach Ansicht der Aerzte das Augen licht einbüßen. Ein Arm ist bereits amputirt worden. — Ter Fischdampfer „Sonntag" rettete acht Mann von der in der Nordsee gesunkenen norwegischen Bark „Oxoe". Ter Kapitän des verunglückten Schiffes ist ertrunken. — Ein über 30000 Mark lautender Wechsel ist in Ham burg verloren gegangen. Der Wechsel ist von der Firma „Norddeutsche Textilwerke, A.-G. vormals Jordan u. Co." ausgestellt, in blanco indvssirt und auf die Wechsler bank in Hamburg gezogen; er ist vom 15. November d. I. datirt und am 20. März 1902 fällig. Tie Hamburger Po lizeibehörde bringt den Verlust zur öffentlichen Kennt nis;, damit der Wechsel von Unberufenen nicht vcrwerthet werden kann. Himmelserscheinungen im Januar. )k( Die kürzesten Tage sind vorüber, die Zeit, in der uns der Sonne Licht am kärglichsten zugemessen wurde, sie liegt wieder hinter uns, und ton Tag zu Tag steigt unser Centralgestirn höher am Himmel empor und verweilt immer länger über unserm Horizonte. Am 22. December, bei ihrem südlichsten Stande, erhob sich die Sonne nur bis zu einer Höhe von 14 Grad. Am 1. Januar sehen wir sie schon ein wenig — freilich nur einen halben Grad, eine Mvndbreite — höher stehen. Im Laufe des Januar kvmmt sie dann aber fast 6 Grad weiter nach Norden, so daß sie am Mittage des 31. Januar schon 20 Grad hoch an unserm Himmel steht. Der Tag, der um die Weih nachtszeit zu einer Dauer von 7»/, Stunden herabgesunken war, nimmt wieder zu. Der Sonnen-Aufgang erfolgt am Neujahrslage gegen 8»/» Uhr, der Sonnen-Untergang kurz vor 4 Uhr. Am 31. Januar geht das Tagesgestirn schon um 7»/» Uhr aus und erst gegen 4^ Uhr unter; wir haben dann bereits 9 Stunden Tag. Am Neujahrstage befindet sich die Sonne in der größ ten Mhe zur Erde. Letztere umläuft unser Centralgestirn bekanntlich in einer schwach elliptischen Bahn; ihre Ent fernung von der Sonne schwankt dabei um 5 Millionen Kilometer. Am Neujahrstage erscheint uns daher die Sonne größer als ein halbes Jahr früher oder später^ wenn unsere Entfernung von ihr den größten Werth erreicht hat. Ter scheinbare Durchmesser der Sonne mißt am Jahres-Anfang 321/2 Bogenminutcn, in der Mitte des Jahres eine Bogenminute weniger. Unser Mond steht am 1. Januar im letzten Viertel. Seine Sichel wird immer schmaler, bis sie am 9. unfern Blicken ganz entzogen ist. Der Mond kehrt uns seine unbeleuchtete Seite zu, es ist Neumond. Er erscheint dann am Abendhimmel, steht am 17. Januar im ersten Viertel und zeigt uns am 24. sein volles Antlitz. Ain 31. steht er wieder im letzten Viertel. Merkur durchläuft die Sternbilder Schütze und Stein bock. Er steht am 2. Januar in oberer Konjunktion mit der Sonne, von uns aus also hinter ihr und ist daher nicht sichtbar. Er entfernt sich dann von der Sonne und kommt an den Abendhimmel, wo er gegen Ende des Monats gut gesehen werden kann. Er geht dann erst gegen 71/2 Uhr unter. Am 24. steht er in Konjunktion mit dem Mars, nur 25 Bogenminuten südlich von diesem. Venus im Was sermann ziert den Abendhinrmel mit prächtigem Scheine. Sie geht zuerst kurz vor 8 Uhr, zuletzt eine Stunde frü her unter. Am 10. Januar erreicht sie ihren größten Glanz, von da an nimmt ihre Helligkeit rasch- ab, weil ihre Sichel immer schmaler wird; sie eilt der Sonne zu, die sie dann Mitte Februar in unterer Konjunktion er reicht. Mars im Steinbock ist auch noch am Abendhinrmel zu finden, wo er gegen 5r/» Uhr untergeht. Ter Planet ist aber sehr lichtschwach. Infolge seiner augenblicklichen großen Entfernung von uns mißt sein scheinbarer Durch messer nur vier Bogensekunden. Jupiter und Saturn im Schützen verlieren sich in den Strahlen der untergehen- deu Sonne, der sie sich mehr und mehr nähern. Saturn erreicht sie bereits am 9. Januar, Jupiter 6 Tage später. Tann gelangen beide Planeten an den BLorgenhimniel, wo Jupiter am letzten Tage deS Monats gegen 7 Uhr, eine halbe Stunde nach Saturn aufgeht. Uranus im Skorpion ist am Morgenhimmel zu suchen, wo er zuerst vor 7 Uhr, zuletzt zivci Stunden früher aufgeht. Neptun dagegen steht noch am Mendhimmel im Stiere und geht erst in den frühen Morgenstunden unter. Von den Fixsternen finden wir den Polarstern unbe- weglicki im Norden, unter ihm das Sternbild des Dra chens. Im Nordwestcn leuchten Wega in der Leher und Tencb im Schwan. Im Westen dehnt sich der Pegasus aus und über ihm die Andromeda. Zwischen letzterer und dem Polarsterne finden wird das Bild der Kassiopeja, von dem schimmernden Bande der Milchstraße durchzogen. Im Südwesten stehen die Tb-icrkrcisbilder Fische und Widder, darunter am Horizonte der Walfisch. Zwischen Süden und Osten sehen wir die prächtigste Region des gestirnten Himmels vor uns ausgebreitet. Tie Sternbil der Stier mit Mdebaran und den Plejaden, Fuhrmann mit der funkelnden Kapella, Orion mit Rigel und Betei geuze, Zwillinge mit Kastor und Pollux' — dazu der Proc»)on und der Sirius — sind hier vereinigt, um un sere Augen durch ihre Pracht zu entziickcn! In» Mord osten endlich grüßt uns das wohlbekannte Bild mttzFrv- ßen Bären. U«t« terichmtr Jn«t»eseSru veröffentlicht ein amerikanisches Blatt eine interessante Studie, der wir folgende Einzelheiten entnehmen: Alexan der v. Humboldt antwortete einstmals einer Französin, welche ihn fragte, ob er niemals geliebt habe: „Meine Liebe hat immer nur der Wissenschaft gegolten!" Wie Humboldt ist auch Leibniz unvermählt geblieben. Er hegte den Grundsatz, man müsse sich erst vierzig Jahre besinnen^ bevor man einen so wichtigen Schritt thue. Und als er sich endlich genug besonnen hatte, wies die Frau, die er heirathen wollte, den Antrag ab, weil auch sie sich be sonnen hatte. Ein Junggeselle blieb auch Leibniz' Zeit genosse Isaac Newton, der sich sogar oftmals seine Mahl zeiten selbst bereitete. Bekannt ist die Geschichte, wie einst seine Haushälterin, die er fortgeschickt hatte, ihn bei ihrer Rückkehr dabei betraf, wie er statt eines Eies, das er hatte kochen wollen, seine Uhr ins kochende Wasser geworfen hatte, während er mit dem Ei in der Hand dabei stand. Rousseau, der ebenfalls Junggeselle geblieben war, wurde in den letzten Jahren seines Lebens von seiner Haus hälterin in furchtbarer Weise thranuisirt. Voltaire, Plato, Petrarca, Tasso, Dante, Spinoza, Calderon, Richelieu sind unvermählt gestorben. Von Neueren seien in bunter Reihe erwähnt: Heinrich v. Kleist, Hölderlin, Grillparzer, Hamer- ling, Bauernfeld, Gottfried Keller, Gras Schack, Rvquctte, Nitzsche, Brahms. Auch unter den Politikern gab es viels Verächter der Ehe. Bon den Politikern unserer Tage seien nur Gambetta, Caprivi und Lasker erwähnt. Tie drei be deutendsten Künstler der Rcnaissancezeit, Raffael, Michel angelo, Leonardo da Vinci, sind unvermählt gestorben. Freilich kann man diese wohl kaum in die Reihe der eigent lichen Junggesellennaturen rechnen. Solche echte Jung- gescllennaturen waren z. B. Kant und Beethoven. Kant äußerte sich über das weibliche Geschlecht folgendermaßen: „Ein Frauenzimmer soll sein wie eine Thurmuhr, um Alles pünktlich und auf die Minute zu thun, und doch auch nicht wie eine Thurmuhr, sie muß nicht alle Geheimnisse laut verkünden; sie muß sein wie eine Schnecke, häuslich uud auch nicht wie eine Schnecke, sie muß nicht all das Ihrige am Leibe tragen." Ganz besonders waren denr Weisen von Königsberg die gelehrten Frauen unbehaglich. „Sie brauchen," so meinte er, „ihre Bücher wie ihre Uhren; sie tragen sie, damit man sieht, daß sie eine haben, obschon sie gewöhnlich still steht." Bezeichnend für KantS Meinung über die Franen ist auch eine Anctwort, die er einmal in der Gesellschaft der Gräfin Königsinarck gab. „Können Sie wohl," so fragte die Gräfin, „der Sie ein so großer Menschenkenner sind, gleich beim Eintritt in ein Haus wahrnehmen, ob der Mann oder die Frau die Herrschaft führt? — „O ja," versetzte der Gelehrte: „bemerke ich, daß eine große Stille im Hause herrscht und durchaus kein Widerspruch stattfindet, so schließe ich, daß die Frau das Regiment führt." Kants Häuslichkeit wurde von seinem Diener Lampe in Ordnung gehalten, was man so euphe mistisch „in Ordnung" nennen darf. Es störte Kant sogar, wenn der alte Lampe die gewohnte Unordnung irgendwie störte. Und ein ganz ähnliches Bild erhält man von Beet hoven. Seine Lebensführung wird in der folgenden Weise geschildert: Ten ganzen Vormittag beschäftigte er sich mit dem Niederschreiben seiner Gedanken. Kaum hatte er beim Mittagessen den letzten Bissen verzehrt, so lie? er im Geschwindschritt, als würde er gejagt, zweimal um das Straßengeviert, innerhalb dessen er wohnte. Ob eS regnete, schneite oder hagelte, ob es schneidend kalt war, oder ob es donnerte und blitzte, er machte seinen gewöhn lichen „Spaziergang". In seiner Wohnung herrschte eine grenzenlose Unordnung. Bücher rind Musikalien lagen überall umher; hier sah man die Reste eines kalten Früh stücks, hier volle, dort leere Flaschen, auf dem Schreib pulte die hingeworfene Skizze zu einem neuen Quartett, in einer Ecke Brod, auf dem Pianvforte gekritzelte Ge danken zu einer Sinfonie, daneben einen Korrekturbogen- Trotz dieser Unordnung rühmte er fortwährend mit wahr haft ciccronianischer Beredtsamkeit seine Ordnungsliebe, und wie nett cs bei ihm aussehe. Ter Komponist hatte in keiner Wohnung Ruhe. Einmal hatte er nicht weniger als vier Wohnungen auf einmal. Irr Mein, was nicht seine Musik betraf, war er höckfst ungeschickt; er konnte kaum etwas in die Hand nehmen, ohne es fallen zu lassen und zu zerbrechen. Er rasirte sich selbst, aber man sah cs auch an seinem zerfetzten Gesichte. Ries behauptete, Beethoven habe es niemals dahin bringen können, beim Tanzen Takt zn halten. Man kann >vohl kaum treffender das Wesen eines Junggesellen schildern, als es durch diese Züge aus dem Leben Kants und Beethovens geschehen. Vermischtes. Eine Warnung für Reservi st e n bei den Kou- trolversammlungcn nicht zu vergessen, daß sic unter- den Militärstrafgesetzen stehen, enthält folgende Mittheiluug ans Belgard in Pommern: Mehrere Reservisten hatten sich bei der letzten Kvntrolversammlung angetrunken und an einem Gendarm thätlich vergriffen. Sie hatten diesen Uebergriff schwer zu büßen; Tas Kriegsgericht erkannte ans Ausstoßung aus dem Heere und auf Zuchthausstrafe für einen Gefreiten von 5 Jahren 2 Monaten, für einen Füsilier von 5 Jahren 1 Monat, für einen Trainsoldaten von 5 Jahren. Sehr schwer haben natürlich die Familien der Leute darunter mit zu leiden. Die Liebe im Kaukasus. In Abastuman, dem Licblingsaufenthalt des unlängst verstorbenen russischen Thronfolgers, herrschen noch recht wilde Sitten, sich in den Besitz eines geliebten Mädchens zu setzen. Man schreibt dem B. L.-A.: Am Hellen Tage überfielen 12 mit geladenen Gewehren bewaffneten Kaukasier das Haus eines dortigen Bewohners, umzingelten es, schossen einigemal in die Luft, um die Nachbarn cinzuschüchtern, und drangen da-.
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