sammenhänge zwischen der Darstellung und der äußeren Erschei nung des Dargestellten zu vermuten. Das gilt z. B., wenn mehrere Darstellungen desselben Menschen erhalten sind. In diesem Falle können wir, wenn die Darstellungen einander ähnlich sind, immerhin darin ein Zeugnis sehen, daß man die äußeren Besonderheiten der Persönlichkeit oder die eines Bildnisses derselben darstellen wollte. Voraussetzung ist dabei natürlich, daß die Bilder über- aupt Besonderheiten der Dargestellten gegenüber anderen Bild nissen derselben Schule aufweisen. Sind mehrere Bilder eines Menschen vorhanden, deren Darstellungen untereinander ähnlich sind, so hat man auf Ähnlichkeit, d. h. Wiedererkennbarkeit des Individuums, Wert gelegt, sei es auf eine Ähnlichkeit der Darstel lungen untereinander oder auf eine von uns nur annehmbare, aber nicht beweisbare Ähnlichkeit zwischen Bild und Dargestelltem. Ein solcher Fall ist uns nun bei den Darstellungen des Hrabanus Maurus gegeben. Ich greife gerade diese heraus, weil von Hrabanus mehr Darstellungen als von irgendeinem anderen Menschen der Zeit von 800 bis 1300 erhalten sind, die auf ein Bild nach dem Leben zurückgehen können. Das ist folgendermaßen zu erklären: eines der berühmtesten, wenn nicht das berühmteste Werk des Abtes von Fulda und späteren Erzbischofs von Mainz ist sein Lob gedicht auf das heilige Kreuz. Es ist so berühmt geworden wegen seiner verkünstelten Form, die etwa mit den Anagrammen späterer Zeit und modernen Buchstabenrätseln Verwandtschaft besitzt. 28 „Gedichte" von gleicher Buchstaben- und Zeilenzahl in Hexa metern sind von Hrabanus Maurus zusammengestellt. Aber nicht genug damit. Gewisse Figuren, die in das regelmäßig auf eine Seite geschriebene Gedicht hineingezeichnet werden, schneiden jedesmal Reihen von Worten und Buchstaben aus, die wieder für sich sinn volle Sätze ergeben. Es handelt sich teilweise um geometrische Figuren, teilweise aber auch um umfangreiche Darstellungen. Das letzte dieser Gedichte nun stellt in den Linien, die ein zweites Gedicht herausschneiden, den Verfasser unter dem Kreuze dar (Tafel II). 1 ) Aus dem Gedicht von 43 Hexametern zu je 37 Buch staben (bzw. Abkürzungen) läßt sich ein griechisches Kreuz heraus schneiden mit den Worten auf dem Längs- und Querbalken: oro te 1) Vgl. auch die Abb. aus Ms. 652 in H. J. Hermann: Die illum. Hss. der Nationalbibl. in Wien I (= Beschr. Verz. der illum. Hss. in Österreich N. F. I).