nirgends näher begründete Überzeugung hinweg: wenn nicht die einzigen, so seien es immerhin die wichtigsten. Daß er an diesen brüchigen Stellen seiner Wissenschaftstheorie und Forschungspraxis nie der Ursache des Defektes wirklich nacbging, sondern fünf gerade sein ließ, hat viel dazu beigetragen, daß Theorie und Praxis Lamprechts von seinen wissenschaftlichen Widersachern in Bausch und Bogen verworfen wurden. Wir glauben, in solcher Unbestimmtheit die typischen Züge des „romantischen“ Forschers — nach Wilhelm Ostwalds erleuchtender Unterscheidung, wenn auch fragwürdiger Benennung — wiederzufinden. Es war in Karl Lamp recht nicht die „klassische“ Art, eine Konzeption logisch bis in ihre letzten Konsequenzen hinein zu durchgrübeln, empirisch jede Einzelheit der Befunde an Tatbeständen und Zusammenhängen aufs sorgfältigste zu durchprüfen, sich über jede Unstimmigkeit zwischen Annahme und Wirklichkeit schonungslos Rechenschaft zu geben. Er strömte von Einfällen und Eindrücken über, erfaßte blitzschnell und blitzhell, was an beiden zusammenstimmte und ließ das, was nicht stimmen wollte, seitwärts liegen. Es gehört zum Selbsterhaltungstrieb des Romantikers, instinktiv vor dem aus zubiegen, was der eigenen Idee sich nicht fügen würde, und den Streit um diese Idee nur zu suchen oder anzunehmen, um sich durch den Reiz der Opposition desto fester in die Idee hinein zu polemisieren. Diese Art Forscher braucht den Kampf, ja den leiden schaftlichen Kampf, zum ersten weil ihr Temperament nach dieser Auswirkung verlangt, zum andern weil die Einseitigkeit der Stellungnahme ihnen durch die Abwehr der Kritik erleichtert wird. Es ist ebenso charakteristisch, daß die Klassiker fast alle den Kampf meiden (man weiß, wie sehr Darwin davor gewarnt hat, sich überhaupt auf Polemiken einzulassen) oder an ihm zerbrechen (wie Robert Mayer), weil ihre Art ihm nicht gewachsen ist. Wertunter schiede zwischen den beiden Typen lassen sich beileibe nicht kon struieren, für den Fortschritt der Erkenntnis sind beide gleich wich tig, es wäre sogar abwegig zu meinen, die klassischen Forscher förderten mehr Unvergängliches zutage, die romantischen ent flammten stärker die Mitwelt — denn das läßt sich auch umkehren: die bis ins Letzte ausgebaute klassische Leistung wird eines Tages überholt, sie ist wie ein Glied in der Kette, an der das Fahrzeug der forschenden Erkenntnis den dunklen Strom des Geschehens sich