Zur Methode der historischen Kartographie 541 größeres Gewicht, breiteren Inhalt und eine methodisch schärfer gegliederte Struktur. Eine Probe der Territorienkarte von 1802 erschien, Teile der Oberpfalz und des Regierungsbezirks Schwaben umfassend, 1913 im 57. Bande des Oberbayrischen Archivs. Karten und Text für eine Territorienkarte beider gesamten Re gierungsbezirke stehen vor ihrer endgültigen Fertigstellung. Eine über mehrere Jahre sich erstreckende Mitarbeit am histo rischen Atlas von Bayern hat es mir möglich gemacht, einen tieferen Einblick in die methodischen und technischen Fragen der geschichts geographischen Kartographie zu gewinnen. Ich lernte vor allem verstehen, aus welchen inneren Gründen und nach welchen Ge setzen die methodische Fragestellung im Verlauf der eigent lichen Arbeit sich ändern mußte. Schon Karg-Bebenburg hat auf die Wandlungen hingewiesen, die der methodische Gang der Arbeit innerhalb der historischen Kartographie weit mehr als innerhalb anderer wissenschaftlicher Unternehmungen verwandter Art zu erleiden pflegt. Die Tatsache ist erklärlich. Bei jeder anderen historischen Arbeit ist das Ziel ganz aus dem vorher gekannten Quellenbestand heraus gewählt und gesteckt worden, und die Form der Darstellung ist wenig mehr als Sache des Geschmacks, jeden falls aber keinerlei wissenschaftliches Problem. Die historische Kartographie dagegen hat sich ihr Ziel aus einer ganz allgemeinen Richtung der historischen Erkenntnis heraus gesteckt, und es liegt in der Natur der Sache, daß sie ihr so ungeheuer reiches, mannig faltiges und kompliziertes Quellenmaterial erst im Verfolg der Ar beit in seiner ganzen bestimmenden Fülle kennenlernen kann. Dazu kommt, daß die Form der Darstellung, der kartographischen sowohl als der textlichen, in sich selbst schon eine Reihe technischer und methodischer Probleme birgt, mit deren Lösung der ganze wissenschaftliche Wert der Arbeit steht und fällt. So hat sich auch bei der Arbeit am historischen Atlas von Bayern erst allmählich und auf mancherlei Umwegen eine sachgerechte methodische Glie derung und Gruppierung des Materials ergeben und erst als Frucht einer bis ins einzelnste gehenden logischen Analyse der wissen schaftlichen Resultate hat sich jene methodische Sicherheit und Prägnanz der kartographischen und textlichen Darstellungsmittel gewinnen lassen, die den historischen Atlas von Bayern kennzeich nen wird. Karg-Bebenburg und ich haben lange Wochen ange-