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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.06.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020618029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902061802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902061802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-06
- Tag1902-06-18
- Monat1902-06
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Mlllst zm LchM!UMt M AnzeiM Nl. Das befinden König Albert's. * Tibyllenort, 18. Juni, 7 Uhr früh. Auf den gestern ohne wesentliche Störungen verbrachten Tag hatte der König eine unruhige Nacht. Der König hat wenig geschlafen. Der Alhem war zeitweise erschwert. Puls 100, regelmäßig. Keine Fiebererfcheinuugen. Ik. Fiedler, vr. Selle, vr. Hoffmann. 2. Stbyllrnsrt, 18. Juni, Vorm. 11 Uhr. (Privat telegramm.) Die Abnahme der Kräfte des Königs schreitet fort. Wenn in Bulletins Besserung constatirt wird, so ist darunter eine relative Besserung zu verstehen. 2. Sibqllenort, 17. Juni. Wenn, wie heute, das Leiden Sr. Majestät -es Königs eine kleineErleichterung erfahren, so athmet hier Alles freudig auf und die ge drückte Stimmung, die auf allen Gemüthern lastet, weicht ein wenig. Unter diesen Umständen erinnert man sich auch gern derjenigen Momente aus der Leidcnszeit des königlichen Dulders, denen man eine freundliche Seite ab- zugewinncn vermag. So wurde mir heute von einem Herrn aus der Umgebung des Königs folgende kleine Episode erzählt, aus -er hervorgeht, daß der hohe Herr trotz seines schweren Leidens die g u t e L a u n e, die alle zeit ein hervorstechender Charakterzug bet ihm gewesen ist, keineswegs verloren hat. Mehreren Herren der Hofgesell schaft war cs vergönnt, einige Minuten an das Kranken lager des königlichen Herrn zu treten. Kaum bemerkte sie der König, als er auch schon den nächsten von ihnen mit einem humoristischen: „Von jour Monsieur!" begrüßte. Dieser so unerwartet und unvermittelt auftretende Scherz des schwerkranken Königs machte auf alle Anwesenden einen tiefen und unvergeßlichen Eindruck. Uebcrhaupt zeigte der König, wie mir erzählt wird, bisher immer noch einiges Interesse an den Dingen der Außenwelt, wenn ihn auch das Sorechen sichtlich angreift. So besichtigte er gestern eine Anzahl Skizzen, die der geniale Zeichner der „Leipziger Jllustrirten Zeitung", Herr Emil Limmer, im Laufe der letzten Tage von dem Sibyllenorter Schloß und seiner herrlichen Umgebung an gefertigt hat. Die Bilder von -en lieben Stätten, die er leider selbst jetzt nicht aufsuchen kann, erfreuten den König in hohem Matze. Morgen, am 18. Juni, vollenden sich 49 Jahre, seit unser Königspaar den glücklichen und gesegneten Ehcbund schloß, dessen Innigkeit sich in den jetzigen Tagen des Leids so herrlich bewährt, wie daS Gold am Feuer. Die Königin zeigt sich, unter Aufopferung ihrer ganzen Persönlichkeit als das Ideal einer deutschen Frau und Gattin. Wenn sie gegen Abend sich auf wenige Minuten vom Krankenlager des königlichen Gatten losreitzt, um in ein schlichtes Plaid gehüllt, sich in -er thaufrischen Luft des Parkes zu ergehen, sieht man an ihren hastigen Schritten, wie stark es sie wieder zurückzicht in die Nähe des Gatten. Ganz Sachsen hatte im Geiste schon Vorbereitungen getroffen, um dcS allverchrtenKönigspaaresgoldeneHvchzeitsfeicr mitPrunk und Jubel zu begehen. Um so wchmüthiger stimmt uns Alle dieser Tag der Erinnerung, der unter den jetzigen Ver hältnissen natürlich in aller Stille vorüber gehen wird. Möchte dem Könige dazu wenigstens eine kleine Erleichte rung seiner Lcidenslast beschieden sein! Als ein Euriosum sei hier noch erwähnt, daß der gc- sammte königliche Hof sein Trinkwasser aus Dresden erhält. Das Sibyllenorter Wasser ist freilich auch darnach. Das Wasser kommt von Dresden täglich mit der Bahn in mehreren großen kupfernen Behältern an, in denen schon vor zwei Jahrhunderten die sächsischen Churfürsten und Könige von Polen ihr Trinkwafser von Dresden nach Warschau befördern ließen. Königreich Sachsen. * Leipzig, 18. Juni. Der Vorstand desSächsischen Gcmeindetagcs sieht sich mit Rücksicht auf die schwere Erkrankung Sr. Majestät des Königs veranlaßt, die auf den 27. und 28. Juni dieses Jahres in Pirna anberaumte Gemcindetags-Versammlung auf einen spä teren, noch zu vereinbarenden Zeitpunct zu verlegen. Dieser Beschluß wird gewiß die Billigung aller Betheiligten finden. * Leipzig, 18. Juni. Die nationalliberale Parteileitung in Sachsen hat den Mitgliedern der nationalliberalen Fraction der Zw eiten Kammer ein Dankschreiben zugehen lassen, welches die „Sächsische Nationalliberale Corre- spondenz" in seinem Wortlaut heute veröffentlicht. Das selbe lautet: Die Ausschußmitglteder des National liberalen Landesvereins für das Königreich Sachsen haben sich, so weit sie nicht selbst dem Landtage angehören, gedrungen gefühlt, nach dem Schlüsse der jüngsten, so be sonders arbeitsreichen Landtagssession, der geehrten Fraction für ihre hingebende und ersprießliche Thätig- keit Dank und Anerkennung auszusprechen. Sie thun dies um so freudiger, als einerseits nach ihrer Ueber- zeugung die klar ausgesprochene Haltung der Fraction mit dem in -er Partei herrschenden Gesammtwillen im Einklänge steht und als andererseits die erzielten Er folge in Anbetracht -er mannigfach schwierigen Verhält nisse befriedigend genannt werden dürfen. Volle Aner kennung verdient vor Allem die hervorragende Mit wirkung -er Fraction an der gründlichen Durcharbeitung des StaatshaushaltplaneS und an der sorgfältigen Nach prüfung der Einnahmen und Ausgaben, insbesondere im StaatS-Etsenbahnwesen: eS steht zu hoffen, daß die ernsten Verhandlungen zu einer strafferen Verwaltung der Staatsbetriebe und zur Vermeidung weiterer unerquick licher Vorkommnisse führen werden. Unter demselben Gesichtspunkt ist die Anregung zur Neugestaltung der OberrechnungSkammer und zum' Erlaß eines Gesetzes über die wesentlichen Grundsätze für die Verwaltung der Ein nahmen und Ausgaben mit Genugthuung zu begrüßen. Wenn die Berathungen über die schon längst als dring lich erkannte Steuerreform schließlich nicht ein solches Er- gebniß gezeitigt haben, daß die Fractiorvthm ihreZusttmmung zu erthetlen vermocht hätte, so ist der Grund vor Allem in dem Mangel einer zielbewussten und festen Steuer politik der Regierung zu suchen. Die Befürchtung, bas aus dem Bereinigungsversahren hervorgegangene Gesetz, das eine einheitliche Grundlage für die Heranziehung des Vermögens zur Steuer vermissen läßt, werde die alte Eifersucht zwischen Stadt und Land, zwischen Industrie und Lanbwirthschaft wieder heraufbeschwören, wird von weiten Kreisen gethetlt. Auch bei den Erörterungen über den Zolltarif hat sich die Fraction in Uebereinsttmmung mit der RetchStagSfraction allen einseitig überspannten Forderungen versagt, geleitet von dem Bestreben, die wirthschaftlichen Gegensätze auSzugletchen, was in unserem Sachsenlanbe mit seiner Mischung der werk- thättgen Berufsstände besonder- noth thut. DaS Gleiche gilt von ihrem Verhalten zu dem sogenannten Toleranz antrage de- Eentrums, dessen Erhebung zum Gesetz daS seitherige friedliche Einvernehmen zwischen den Ange- hörigen -er verschiedenen Glaubensbekenntnisse nicht fördern, sondern nur stören würde. Mit Befriedigung begrüßen wir eS endlich, daß eine Reihe von Petitionen Anlaß gegeben hat, der Frage der Wahlrechtsreform, insbesondere auch der Beseitigung -e- UebergewtchtS der ländlichen Wahlweise, näher zu treten. Bon vornherein war zu erwarten, daß eS noch manche- weiteren An sturm-, vor Allem aber auch unbefangener und ein gehender Erörterungen über die ein-uschlagenben Dege bedürfen werde, bevor diese schwierigen Fragen zu be friedigender Lösung gelangen. Daran initzuaibcitcn, ist eine der Hauptaufgaben der nationaUibcraicn Partei in Sachsen für die nächsten Jahre. Leipzig, 18. Juni. Ein in weiten Kreisen bekannter, bedeutender Musiker, Herr Karl Piutti, Organist an der Thvmaskirche und Lehrer an unserem künigl. Cvnser- vatorium der Musik, ist gestern nach schweren Leiden ge - storben. Eine Würdigung seiner Verdtnste als Com- ponist, Orgelspieler und Lehrer wird von fachmännischer Seite erfolgen; hier sei nur erwähnt, daß Carl Piuttt am 80. April 1840 zu Elgersburg in Thüringen geboren wurde, längere Zeit Schüler und seit 1875 Lehrer am königl. Conservatorium der Musik war. Im Jahre 1880 wurde der Verewigte als Nachfolger Rust'S Organist an unserer Thvmaskirche. — Anläßlich der vom 14. vis 16. Juni in Nürnberg ab gehaltenen Feier des 50jährigen Jubiläums des Germanischen Nationalmuseums sei darauf hingewiesen, daß auch inLeipzig eine ungemein thätige Pflegschaft dieses nationalen Instituts besteht, die mit jetzt fast 800 Mitgliedern an der Spitze aller nord deutschen Pflegschaften steht, selbst die der Reichshauptstadt übertrifft und überhaupt nur denen in Nürnberg-Fürth und in München Nachsicht. Die Pflegschaft Leipzig war bei den Jubilüumsfeicrlichkciten durch zwei Mitglieder ihres Pflegercollegiums vertreten, von denen der Schatzmeister, Herr Arthur Dimpfcl, ebenso wie die anwesenden Pfleger für Berlin und Stuttgart zur Hvftafel geladen waren, die der Prinzregent von Bayern am Montag Abend im histo rischen Rathhaussaale zu Nürnberg gab, und die durch die Anwesenheit Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin, des Königs von Württemberg und des Groß herzogs von Baden ausgezeichnet wurde. G* Leipzig, 18. Juni. In einer gestern Abend im Restaurant „Zur Münsterburg" unter dem Vorsitz des Herrn Offen hau er abgehaltenen Versammlung des Kirchenbau Vereins znL.-N eudnitzoberen ThcilS erstattete Herr Pastor Or. Ahner in objektiver Weise Bericht über die N e u g e st a lt u n g dcrparochi- alen Verhältnisse in der Marcusparochie. Der Redner erwähnte zunächst, daß die übergroß gewor dene Marcusparochie Theile abgeben werde an die Nicolai- kirche, die Kirche in L.-Neustadt und in L.-Anger. Das südlich -er Eilenburger Bahn gelegene Oberreudnitz wird in der Weise getheilt, daß ein Theil nach der Jo hanniskirche, ein anderer nach L.-Thonberg ausgepfarrt werde. Die Grenze wir die Are der Joseph inen st raße bilden. Der Kirchenvorstand der Johannisparochie hat beschlossen, Herrn Pastor I)r. Ahn er, der bisher in Oberreudnitz seelsorgerisch thätig war, als Geistlichen zu übernehmen; andererseits gebt die seither von Herrn vr. Ahner innegehabtc Dta- konnsstelle an -er Marcuskirche ein. Die Neugestaltung der parochialcn Verhältnisse erfolgt voraussichtlich bereits am 1. Ortober dieses Jahres. — Die gestrige Versammlung nahm mit lebhaftem Interesse von den Mittheilnngcn des Referenten Kenntniß. Da nach dem Gesagten nicht daran zu denken ist, -aß in -em Stadttheil Reudnitz oberen Theils eine Kirche errichtet wird (bei fortschreitender Er weiterung der Stadt nach Südosten zu würde in späterer Zukunft ein Kirchenbau erst wieder jenseits der Riebcck- straße nach Stötteritz zu in Frage kommen), so wurde gestern die Frage der A u flösun st, des Kirchenbanvcreins für Oberreudnitz besprochen. Die Versammlung kam darin überein, von einer Auflösung des Vereins zunächst abzn sehen und darüber erst wieder zu sprechen, wenn die Neugestaltung der parochialcn Verhältnisse thatsächlich vollzogen ist. Mitgliederbeiträge sollen jedoch für dieses Jahr nicht erhoben werden. Bet einer Auflösung des Kirchenbanvcreins würden die in -essen Besitz befindlichen Gelder für kirchliche Zwecke in beiden Hälften des zu theilcnden Bezirks bestimmt werden. — Da hinsichtlich der Auspfarrung eines Theilcs von Oberreudnitz nach L.- Thonberg verschiedenen Bcthciligten die Bedingungen der Aufnahme nicht cvnveniren, so beschloß die gestrige Ver sammlung, einer Anregung ans der Mitte der Tbcilnehmer entsprechend, eine aus drei Herren bestehende Abordnung zu wählen, die beim evangelisch-lutherischen Landescon- sistorium in Dresden persönlich wegen günstigerer Be dingungen vorstellig werden soll. Damit fand die Ver sammlung ihren Abschluß. -8- Leipzig, 18. Juni. DaS älteste Corps an unserer Universität, daS Corps „Saxonia", feiert kommen den 4. und 5. Juli sein neunzigjähriges Be stehe n. Aus diesem Anlaß sind verschiedene Festlich keiten geplant. — In seiner zweiten Ausschußsitzung be schloß das Präsidium der Leipziger „ F i n k e n s ch a f t", eine Eingabe an den akademischen Senat zu richten, in der ausdrücklich betont werden soll, baß das Präsidium der Finkenschaft i n k e i n c r W e i s e an der nach Utrecht veranstalteten Studentenfahrt betheiligt war. — Der Bismarckcommers -er Ntchtverbindungs- studenten unserer Universität findet Sonnabend, den 21. Juni, Abends 8^ Uhr, im großen Saale des Noscn- thalcasinoö, Rosenthalgasse 8, statt. Die Festrede hierzu hat Herr Professor vr. Gregory übernommen. — Nach den beim Berkchrö-Bcrein Leipzig (Bureau für kostenlose Auskünfte, Städtisches Kaufhaus, Kupfergttsschen) eingegangencn polizeilichen Mittheilungcn sind in der Woche vom 9. bis 15. Juni in den Leipziger Hotels 3552 Fremde angekommen; darunter 8184 Reichsdeutsche, 314 aus anderen europäischen Staaten und 54 aus aussereuropäischen Ländern. j: Leipzig, 18. Juni. (Arbeiterbewegung.) Die Socialdemokraten Leipzigs hatten vorgestern und gestern im „Fclsenkeller" zu Leipzig-Plagwitz und im „Thüringer Hofe" zu Leipzig-Volkmarsdorf öffentliche Versammlungen veranstaltet, die von 300 bez. 200 Personen beiderlei Ge schlechts besucht waren, und in denen Herr Bernhard aus Berlin, Lehrer an der Arbeitcr-Bildungsschule, über das in beiden Versammlungen gleichlautende Thema: „Die Wirths chafts- und Finanzkrise und der Leipziger Bankkrach vor Gericht", Borträge hielt. Der Redner verbreitete sich zunächst über -en Geld verkehr, namentlich zur Zett der Gründung der Leipziger Bank, über die Entwickelung -er letzteren, über deren Ver- hältniß zu der Casseler Gesellschaft für Trebertrocknung und zu den Berliner Banken, wobei er bemerkte, diese hätten nicht die erbetene Hilfe abgelehnt, weil die sächsische Finanzwelt von jeher von einem reactionär-particula- ristischen Antisemitismus getragen worben, sondern weil die hereinbrechende KinanzkrtsiS nicht mehr aufzuhaltcn gewesen sei. Hierauf erläuterte der Vortragende diese Krisis, die nur ein äußeres Symptom des allgemeinen wirthschaftlichen Niederganges bilde, näher, er bezeichnete al- die Ursachen der allgemeinen wirthschaftlichen KrisiS die durch die rapide Entwickelung der Elektrtcttät, durch die Flottenvorlage und dte WeltmachtSpoltttk verursachte Ueberproduction, er behandelte das Wesen des CrcditS, wendete sich gegen die Stellung hoher und obrigkeitlicher Kreise zü den Leitern verkrachter Banken und gegen den sächsischen ParticularismuS, dem der Zusammenbruch der sächsischen Banken zum grossen Theil mit zuzuschreiben sei, wie gegen dte bürgerliche Presse, die ihr Theil dazu gleich falls mit beigetragen habe. Er warnte vor allzugroßen Hoff- nungen auf eine baldige ZufammenbruchScatastrophc, ob- wohl die jetzige capitaltsttsch« Gesellschaft schon gehörig unterminirt sei, und schlotz mit der Bemerkung, datz die Socialbemokratie einst eine kräftige, keine morsche Gesell schaft übernehmen wolle. GBermitzt wirb seit dem IS. Juni au- der Wohnung ihrer Herrschaft das Dienstmädchen Emma Olga Hoffmann, geb. am 28. Januar 1880 in Wahren. ES M, Much, IL. Zm »»M—-WOW— wird befürchtet, daß daS Mädchen sich ein Leid angcthan hat. Die Vermißte ist von mittlerer schmächtiger Gestalt, hat volles gesundes Gestcht, blondes Haar und trug bei ihrem Weggänge u. A. rvtheo Kleid und weiße Schürze. L Leipzig, 18. Juni. Gestern Abend wurde im Cvnne- witzer Holze, Revtervrt „Der Aptysch", ein Mann er- h ä n g t anfgefunden. In demselben erkannte man einen in Pannsdvrf wohnhaften 84jährigcn Arbeiter aus Thale. Dao Motiv -er Thal ist unbekannt. — Bei einem Exccsse auf dem Neumarkte wurde in vergangener Nacht ein Student erheblich an der Stirn verletzt, so daß er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. —* Festgenommen wurde ein 27 Jahre alter Schlosser aus Pillan i. Ostpr., der im Johanuisthalc verschiedene Gartenhäuser erbrochen hatte. Die Diebesbeute bestand aus einer großen Menge Sachen, welche bet dem Einbrecher noch vorgefunden wurden.—Von einemNeubau in der Tchwägrichenstraße wurde mittels schweren Diebstahls eine größere Partie Zimmcrmannshand- wcrkzeng gestohlen. — Diebe erbrachenin der Zett vom 13. bis 15. Juni ein Gartenhaus im Johannisthalc und entwendeten Sachen im Werthe von 85 Darunter befanden sich sechs silberne Theclösfcl, vier Kinderklcider, zwei Blousen, ein Kleiderrvck, drei Frauenschürzen und drei Paar schwarze Gartenschnhe. — Gestern Mittag wurde einem Knaben in der Nähe von Händels Bad ein in graues Papier cingeschlagenes Packet, enthaltend 1 Hose und 1 Weste von glattem, dunkelgrauem Sommerstoff, von einem Unbekannten entrissen, der die Flucht ergriff. Der Tyäter, welcher sich -cm Knaben in der Berliner Straße angeschlossen hatte, wird geschildert als etwa 16 Jahre alt, von mittlerer Größe. Er trug graue Hose, dunkles Jackct und schwarzen weichen Filzhut. — In einem öffentlichen Local b e d r o h t e ein 51 Jahre alter Handels mann aus Altengönna bei Jena zwei junge Burschen mit Erstechen und drang mit gezücktem Messer auf sie ein. Durch das Dazwischentreten eines Herrn wurde weiteres Unheil verhütet. Der rabiate Mensch wurde zur Verantwortung gezogen. — In Haft kam ein 24 Jahre alter Maler aus Eutritzsch, der gestern Abend am Floßplay zwei ihm begegnende Arbeiter ohne jede Veranlassung i n - sulttrtc und ihnen mit 2 Schlüsseln Verletzungen am Kopf und im Gesicht beibrachtc. Die Verletzten mußten sich in ärztliche Behandlung begeben. — Döbeln, 17. Juni. Vor zwei Jahren wurde vor dem Schwurgericht zu Freiberg ein Kuppelciproceß gegen die hiesige Gesindevermietherin Mäddgen verhandelt. Tie in dem Proccß vernommenen Zeugen suchten die Mäddgen zu entlasten, wurden aber nach einander wegen Z e n g e n m e i n e i d e s unter Anklage gestellt und ver- urtheilt. Gestern wurde bereits das siebente Urtheil in dieser Sache vom Schwurgericht Freiberg gefällt. Das selbe betraf den Schneidermeister Dictze in Bauchlitz, der wegen Meineides 3s^ Jahre Zuchthaus erhielt und außer dem zu 8 Jahren Ehrcnrcchtsverlust und dauernder Ab erkennung der Abgabe eines Zeugnisses vor Gericht ver- nrtheilt wurde. Der Vcrurtheilte hat sich gestern Abend in seiner Zelle im Landgericht zu Freiberg durch Er- h äuge n das Leben genommen. — Döbeln, 17. Juni. Der Ausschuß für die Prüfung der Uneinbringlichkeiten von Cassenresten in Döbeln hat die Beobachtung machen müssen, daß Steuerbeiträge von Leuten vielfach uneinbringlich sind, denen man dies ihrem sonstigen Auftreten nach nicht anmerkt. Ein Stadt verordneter kündigte deshalb einen Antrag au, den Rath zu ersuchen, diejenigen Steuerre st nuten, welche vergeblich auSgepfündet worden sind, an Nathsstelle durch Anschlag bekannt zu geben. —* Roßwein, 17. Juni. Ein in weiteren Kreisen wohl bekannter und geschätzter Mann, der Sanitätsrath vr. mock. Emil Grundmann, verstarb hier am Sonn tag Nachmittag im Alter von 74 Jahren, nachdem er vor einiger Zeit die Praxis aufgegcben hatte. Grundmann hatte sich besonders um die Errichtung eines Kranken hauses in hiesiger Stadt verdient gemacht. Lange Jahre bekleidete er das Amt eines Vorsitzenden des conservattven Bczirksvereins im Amtsgerichtsbezirke Roßwein. * Glauchau, 17. Juni. Die Söhne des hier iri bestem Andenken stehenden Herrn Heinrich CarlH cdrich haben im Wehrgarten Hierselbst ihrem Vater ein Denkmaler richtet. Auf einem 3sH Quadratmeter großen und etwa 30 Centimeter hohen Untergrund erhebt sich, aus einem Untersockcl heraus, ein l,40 Meter hoher Sockel aus Meißner Granit, der die Bronzebüste des Herrn Hedrich, des früheren Mühlenbcsitzcrs hiersclbst, trägt. — Die Erben des vor einigen Jahren hier verstorbenen Ritter gutsbesitzers Leuschner, der in Gräfenhainichen ge boren war und als mehrfacher Millionär gestorben ist, haben dem Frauenvcrein zu Gräfenhainichen das Ge burtsh ausdesErblasscrs, den früheren Gasthof „Zum Löwen", unter der Bedingung überlassen, dass er den Namen „L e u s ch n e r - H a u s" führen und zu wohl- thätigcn Zwecken dienen soll. Die Kosten der Instand setzung und Unterhaltung des Gehöftes übernimmt der Evangelisch-kirchliche Fraucn-Hilfsverein zu Berlin. Wenn sich jedoch der Grüfenhainichener Frauenvcrein auflösen sollte, wird daS Grundstück Etgenthum des genannten Fraucn-Hilfsvereins zu. Berlin. — Hohenstein-Ernstthal, 17. Juni. Gestern Nachmittag wurde, wie das ^Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt" be richtet, in seiner elterlichen Wohnung der 12jährige Schulknabc Wagner in einer am Webstuhl befestigte.« Schlinge hängend todt aufgefunden. Der Knabe, der sich mehrfach mit Schulkameraden über Er hängen unterhalten und dabei die Ansicht ausgesprochen hatte, das müsse ein leichter Tod sein, hat jedenfalls, um das einmal zu probiren, den Kopf durch die Schlinge ge steckt und es ist ihm, als er über der Diele schwebte, nicht mehr möglich gewesen, sich zu befreien. — Flöha, 16. Juni. Der frühere Sekretär des Eisenacher Stadttheaters, Oskar Nottlof aus Flöha, hatte seit 15. Mai in Augustusburg mit einem stattlichen Ensemble von 28 Sängern und Sängerinnen Operetten- aufführungen veranstaltet. Ende voriger Woche sind nun Nottlof und Frau plötzlich verschwunden, ohne die Gagen an die Künstler und schuldige Beträge an verschiedene Geschäftsleute zu zahlen. Rottlof war früher Cigarrenmacher. k. Crimmitschau, 17. Juni. Herr Privatier Zierold beging heute sein öOjährigeS Bürgerjubiläum. Eine De putation der städtischen Collegien, an ihrer Spitze Herr Bürgermeister Beckmann, beglückwünschte den Jubilar, welcher längere Zeit dem Stadtverordnetencollegium an gehört hatte. — Am vergangenen Freitag haben die Weber und Weberinnen der Firma GebrüderFürstim Dor ort Neukirchen gemeinsam ihre Kündigung eingeretcht, da die Firma eine Lohnerhöhung avgelehnt hat. Der hie sige Fabrikantcnverein suchte zu vermitteln und die Ar beiter nahmen auch den von diesem in seiner zweiten Sitzung gefaßten Vergleich-Vorschlag an, welcher aber seitens der Firma avgelehnt wurde. * Au-uftu-Vurg, 17. Juni. Im 20. sächsischen Reich «tag-Wahlkreise Zschopau-Marien- berg ist von den Conservattven der Bürgermeister Rosenfeld in Augustusburg al- Candtdat in Au-sicht genommen. — Freiberg, 17. Juni. Mit Rücksicht auf dte Kort- dauer der schweren Besorgnisse, welche die Nachricht von der Krankheit Seiner Majestät de- KdnigS in allen Kreisen der Bevölkerung erweckt haben, will der Su-schutz für die Bt - m a r cks äu l e der aus heute Abend einberusenen versamrnliing der Vertreter der betheiligten Verein« die IM. WMMck.) Frage unterbreiten, ob es sich nicht empfiehlt, die Weihe der Bismarcksäule zu verschieben. Die zur Vor bereitung der Feier gebildeten Ausschüsse würden ihre Arbeiten, deren Nutzen für später erhalten bleibt, trotz dem fortsetzen, — Oelsnitz, 17. Juni. Wie zwischen Plauen und Treuen, so besteht auch zwischen Oelsnitz und Schöneck ein Eisen- bahnfahrpreis-Curivsu m. Löst man eine Rück fahrkarte Oelsnitz-Schöneck, so zahlt man 1,80 bean sprucht man dagegen eine doppelte Arbeitsleistung der Bahnbeamten, kauft sich nämlich eine Rückfahrkarte Oels- nitz-Advrf und Adorf-Schöneck, so zahlt anan nur 75 Pfg. und 1 erspart also 5 Pfg. und besitzt zwei Fahrkarten. * Zittau, 17. Juni. In Anbetracht der schweren Krant- heit des Landesherrn und Prorectors der Oberlau- sitzer Gewerbe- und Industrieausstellung in Zittau wird die Eröfnungsfeier am Sonnabend sich im denkbar einfachsten Rahmen abspielen. Die Eröffnungs rede wird Herr Kreishauptmann v. Schlicken aus Bautzen, der Ehrenvorsitzende der Ausstellung, halten. Das vfficielle Festessen ist aufgegcben worden. Falls der schmerzliche Fall einer Landestrauer eintrctcn sollte, wird überhaupt von jeder Eröffnungsfeier abgesehen werden. — Die Arbeiten im Ansstellungsgelünde schreiten rüstig vor wärts, haben aber etwas unter der Ungunst der Witterung zu leiden. Dte Herstellung der großen Lichtfontainc ist vollendet, die probeweise Inbetriebsetzung und Beleuchtung erfolgt am Dienstag. Mit der elektrischen Straßenbahn hofft man Freitag fertig zu sein. Die Probefahrt ist für Freitag geplant. Auch ist die Staatsbahnverwaltung dem Wunsche nachgekommen, Sonderzüge, je nach Bedarf, vom Bahnhofe bis zur Haltestelle Tttrchau abzulassen. — Der Centralausschutz des 5. Wetti n-B undesschießcn s vom 10.—15. August in Zittau hielt am Sonnabend eine Sitzung ab, zu der auch -er Bundesvorstand, Herr Stadt rath Or. Lehmann-Dresden und dessen Stellvertreter, Herr Rentier Hofmann-Chemnitz, erschienen waren. Beide Herren überzeugten sich vom Staude der Vorarbeiten und waren von den gemachten Fortschritten sichtlich überrascht und erfreut; ist doch Alles ziemlich vollendet, und besonders die Schießhallen sind in einer Ausführung hergestellt, wie sie bisher selten zu sehen waren. Besonders erfreulich ist die große Anzahl von werthvollen Schießprümien. Auch lag wieder eine Reihe von Anmeldungen vor, unter denen besonders die der größten Schützengesellschaft Sachsens, der priv. Bogenschützengesellschaft Dresden, intcrcssirtc. — Hühndorf bei Wilsdruff, 17. Juni. In große Auf regung wurde heute früh die Bewohnerschaft unseres kleinen Dorfes versetzt. Der 27jührige Sohn des Land- wirthes Rühle, der in Wilsdruff als Büchsenmacher beschäftigt ist, gab bei Morgengrauen heute auf die 15 Jahre alte Tochter des Gastwirthes Schmidt drei Schüsse ab und tvdtete sie. Er selbst schoß sich darauf in den Kopf, ist jedoch zur Zeit noch am Leben. Der junge Rühle war gestern in Hühndorf angekommcn und hatte im Gasthof Quartier ge nommen. Er ließ sich heute früh gegen 4 Uhr vom Wirth wecken. Die 15 Jahre alte Tochter brachte ihm den Morgenkaffee, und als sie sich von ihm wandte, wurde sie von Rühle, der mit ihr ein Liebesverhältniß unterhielt, niedergcschossen. * Dresden, 18. Juni. Im Auftrage des Königs be ¬ geben sich Kammerherr Graf Scebach, General- dtrector der Hoftheatcr, Geheimer LegativnSrath Freiherr v. Salza und Lichtenau im Ministerium des Acnßercn und Hauptmann GrafPfeilals außerordent liche Gesandtschaft zu den Krönungsfeicrlichkeiten nach London. Kunst und Wissenschaft. Bildende Künste. * TreSdtN, 17. Juni. Der Landschafts« und Tbiermaler Johann Siegwald Dahl, Ehrenmitglied der hiesigen Kunstakademie, ist im 75. Lebensjahre gestorben. Sport. Morgen findet das Meeting in Hamburg seinen Höhepnnct in der Abhaltung des Jubiläums-TageS, der zur Feier des fünfzig jährigen Bestehens des Hamburger RennclubS in ganz besonderer Weise durch hohe Dotation der Concurrenzen unv Aussetzung prachtvoller Ehrenpreise gefeiert wird. Der Verein, der am 23. Februar 1852 seine erste ordentliche Generalversammlung abhielt, hat sich aus bescheidenen Ansäugen zu der glänzen den Höhe emporgrarbeitet, auf der er jetzt steht, und nichts, ist mehr geeignet, diese Thatsache deutlich erkennen zu lassen, als die Abhaltung des diesjährigen Jnbiläumsmeetlngs, für das eine halbe Million an Geldpreisen auSgeworsen wurde. Diese konstante Entwicklung in oufsteigendrr Linie verdankt der Ham burger Rennclub vor Allem den großen Männern wie Adolph und Gustav Godesfroy, welch letzterer volle 25 Jahre als Präsident an der Spitze des Clubs stand und in dieser Zeit denselben zu hoher Blüthe brachte. Nach seinem Tode trat der lang- jährige Schriftführer des Clubs, Herr Max Schinkel, an seine Stelle und bekleidete derselbe bis heute das arbeits- reiche Amt des Präsidenten. Große Verdienste nm den Club und das Aufblühen der Hamburger Rennen hat sich Graf Wila- mowitz-Möllendorf erworben, der in Gemeinschaft mit dem im vorigen Monat verstorbenen Herrn von Schwichow im Jahre 1867 das „Norddeutsche Derby" gründete, wodurch erst der große Schwung in dte Sache dcS Hamburger Club» kam, von dessen Ver anstaltungen seit dieser Zeit auch die Svortkreise Lesterreich- UngarnS den regsten Aatbeil zu nehmen begannen. Von den« Gründern de« RennclubS ist «S nur zweien vergönnt gewesen, das fünfzigjährige Jubiläum mit zu erleben, nämlich den Herren Hermann Roosen, der jetzt tm 83. Lebensjahre steht, und Eduard Moll, der noch heute zu den Besuchern der Rennbahn gehört. Bon Interesse ist die Thatsache, daß eben Lieser Herr Moll es gewesen ist, welcher vor 50 Jahren aus dem im Besitze des obenerwähnten Herrn Roosen befindlichen Fuchswallach„Consvira- cy" als Reiter den ersten Sieger deS ersten Rennens steuern konnte. — Zur Entscheidung gelangen am morgigen Tage folgende Concurrenzen: Das JubiläumScriterinm für Zweijährige über 1000 m, das mit 40000 für den Sieger dotirt ist, sowie mit einem Ehrenpreis sowohl für den Besitzer wie Züchter des Siegers; das Jubiläumshandicap über 2200 m für Pferde jeden Alters mit der Dotation von 30 0tX)^; der Besitzer des Siegers erhält außer dem ein Portrait dieses PferdeS; der Jnbtläamspreis über 2000 m und einer Dotation von 100000>ll, sowie Ehrenpreis dem Besitzer und Züchter deS Sieger«; und das Jubiläum sjagd- rennen über 5000 m, daS mit 30000 dotirt ist und Leu Reitern der zwei erste« Pferde je einen prächtigen Ehrenpreis als Erinnerung an den denlwürdigen Tag einbringt. —X. * AuS der „Sport-Welt": Einen Massensturz gab es am Sonntag in Straßburg im Nrtillerie-Jagd-Rennen. Leutnant Bauer (31. Art.), Leutnant Koths (51. Art.) und Leutnant von Buttlar (51. Art.) kamen mit ihren Pferden zu Fall. Tie beiden Erstgenannten mußten vom Platz« getragen werden. Leutnant Bauer soll sich schwere innere Verletzungen zngezogen haben. — Leutnant Gonnermanu (5. Chev.) kam am Sonntag in Straß burg in der Berkouss-Steeple-Chas» mit „Cleg Kelly" am Tribünen sprung zu Fall. Er erlitt einen Echlüfielbeinbruch. — Dem Jockey Brämer wurde wegen seiaeS verdächtigen Rittes auf „Balrath" im Orcadiau-Iagd-Rennen gestern tu Hamburg-Horn, nach dem er vor di« Steward« gerufen wurde, di« Lirenz entzogen. — Im WI e n « r I u b t l 2 u m S « P r «i»sind nach der kleinen Reugeld-Erklärung noch 49 Pferd« concurrrnzberechligt. Bos Deutschland si»d „Regen wolke", „Tukt", „RicuS" und „Strocco" verblieben. — Dte Ein nahmen am Tag« d«S Grand Prix betrogen in Longchamps 313 636 FrcS., wähnod der Umsatz am Totalisator di« Höhe von 4059 965 FrcS. erreicht», von welchn Summe 1675145 FrcS. allein für den Kraal» Prix gewettet wurden. Gnvnntwortkkcher Nedaetrnr vr. He«». Mlchltng t» Letpßkß. >8« de» «ostkakssch« TH«N A-skf N»tlar»t t»
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