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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030615019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903061501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903061501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-06
- Tag1903-06-15
- Monat1903-06
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Morg«».Ausgabe: Nachmittags L Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von srüh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag voa S. Polz in Leipzig. SK.A8. Montag den 15. Juni 1603, 97. Jahrgang. Letzt« Nachricht««. Der Umsturz iu Serbien. * Petersburg, 14. Juni. Die von der „Russischen Telegraphen - Agentur" mitgetetlten Aeuße- rungen über die Ereignisse in Serbien waren, wie nach- trä-lich gemeldet wird, dem „Journal de St. PeterSbourg" entnommen — d. h. sie waren offen» bar von der Regierung inspiriert. * Semli«, 18. Juni. Die AutopftebetAlexan- der ergab Abnormitäten im Gehirn, so daß nach einigen Jahren wahrscheinlich Geistesstörung etngetreten wäre. Bet der Inventur wurde kompro mittierender Briefwechsel -wischen Draga und dem früheren Finanzmintster Mika Popowitsch ent deckt; Popowitsch wir- wahrscheinlich verhaftet werden. Da Senat-prästdent Marinkowitsch demissionierte und erster Vizepräsident Kaljewttsch Minister wurde, wird versassunaSgemäß -weiter Vizepräsident des Senats, Gtga Gersich, Serbiens erster Rechtsgelehrter, die Regentschaft übernehmen. Gersich erklärte heute Avakumowitsch, baß er verlange, daß sofort mindestens noch ein Senat-präsident oder ein Vizepräsident ernannt werde, da er sonst die Regentschaft nicht übernehmen werde. Diese Ernennung wird heute noch erfolgen. Montag treten die Skupschttna und der Senat in dem Dkupschttnagebäude oder im Sonak zusammen. Die Ver sammlung wird sich zuerst konstituieren, dann ver- fassungsgemäß die Regentschaft, wenn auch nur für wenige Tage, wählen, es wird eine neue, stark de mokratische Verfassung auSgearbettct, die der neue König beschwören muß. Nur wenn der neue König bereit ist, die Verfassung zu beschwören, wird ihm die Krone angetragen werden. Der neue König wird Mon tag noch nicht gewählt werden, sondern Dienstag oder noch einige Tage später, da das serbische Volk jetzt in der Lage sei, dem neuen Könige die Verfassung vorzuschretben. Als 1858 die Skupschttna Mtlosch Obrenowitsch wählte, war angeblich da» Volk weniger reif. Wer König wird, darüber verweigert Gersich jede LuSkunft; er läßt aber burchblicken, baß eS Karageorqewitsch werben wird. — Man befürchtet Unruhen und Demonstrationen der Hoch- schüler, welche die Republik wollen. Ueberhaupt steigt die Zabl der Anhänger der Republik stark. „St^mpa" erfährt, daß Draga bet der Hochzeit die Ge währung von S Milltonen Mitgift als Bedingung stellte, wei-halb der damalige Kriegsmtnister Bakitfch, jetzt Gesandter in Cettinje, dem Dispositionsfonds der „Uprava fondava" (garantierte Golb-Pfandbrief-Anleihe) 2 Millionen Franc- entnahm. Die Belgrader Lokal presse begrüßt freudig das Steigen der Scrbenrente an der Berliner Börse. (Nat.-Ztg.j * Wien» 14. Juni. Die Anwesenheit SzellS gilt, der „Neuen Freien Presse" zufolge, den serbischen Angelegenheiten. Eine entscheidende Wendung in der ungarischen Krise sei, wenigstens im gegen- wärttgen Surgenbltck, nicht zu gewärtigen. * Wie«, 14. Juni. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Belgrad: Die Mitglieder der Regierung sind der Ansicht, auü den Aeußerungen GoluchowskiS und Del- easssS sei zu schließen, daß bet Aufrechterhaltung der Ruhe kein Grund zu irgend einer Intervention gegeben und die Anerkennung Karageorge- witsch' zu gewärtigen sei. Bezüglich Rußlands nimmt man an, daß es nach einigem Zögern mit der An erkennung vorgehen wird. Karageorgewitsch soll am Mittwoch seinen Einzug in Belgrad halten. * Vien, 14. Juni. Prosessor Nenabowitsch, der Vetter und Vertrauensmann de- Fürsten Peter Karageorgewitsch, empfing gestern nach- mittag einen Vertreter de- „FrembenblatteS", der über die Unterredung u. a. folgendes berichtet: Professor Nenabowitsch sprach von seinem Vetter mit wahrer Ver ehrung und Begeisterung. „Sie sehen meinen Koffer ge packt", sagte er, „ich reise nach Gens. Wie lange ich bleiben werde, weiß ich nicht, jedenfalls bi- zur Lösung der Thronfolgefragc, die nicht lange auf sich warten lassen wird. Ich kenne die jetzige Stimmung in Serbien gan- genau; die ganze Armee, vom gemeinen Soldaten bis zum höchsten Offizier, ist für Karageorgewitsch, und auch in der Bevölkerung hat er einen großen Anhang. Es läßt sich mit Wahrscheinlichkeit Vorhersagen, daß man sich für ihn entscheiden wird. Nur solche Leute, die neue Zwietracht in das Land tragen wollen, erheben neue Kan didaten auf den Schild. Die Serben können sich keinen würdigeren Fürsten wünschen. Man hat ihn einen Sol- daten-Kvnig genannt. Ja, da- ist er in der besten Be deutung de» Worte»; etn Mann, den die Soldaten lieben und ber sie liebt. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie entrüstet ich war über die Behauptung, mein Vetter sei in die Verschwörung eingewetht gewesen. E» ist eine böswillige Verleumdung; er hatte nicht die geringste Ahnung davon. Die herrschende Verbitterung über das DragaHtegime war ihm freilich bekannt. Die Geschichte wird ihr Urteil über di« Ereignisse sprechen, greifen wir ihr nicht vor. Sin« neue Epoche hat begonnen. Peter Karageorgewitsch wirb den schweren Aufgaben, vor denen er steht, voll gewachsen fein. Er ist ein Mann von 50 Jahrerft der in seinem Leben viel Schwere» erlitten hat, ein abgeklärter, erfahrener Mann; er wirb Serbien mit allen seinen Kräften dienen." * Wie», 14. Juni. Di« Blätter veröffentlichen ein Interview mit bem serbischen Minister de» Innern Pro titsch, welcher erklärt«, die Aufgabe der gegenwärtigen Regierung bestehe au-schließlich in der Uusrechterholtung der Ruhe bi» zur Klärung der Lage durch di« Skupschttna. Der Wahlakt werde ruhig ver- laufen. Die bereit» in Belgrad «inaetroffenen Depu tierten seien fast ausschließlich für die Wahl Karageorge- witsch'. Im Kabinett habe kein Meinungsaustausch be treffs ber definitiven Regierung stattgefunden, weil man de« künftige« Herrscher nicht vorgreifen wolle. Neber die Ermordung Le» KöntggpaareS gab der Minister keine Aufklärung. * Pest, 13. Juni. Dem „Ungarischen Korrespondenz- Bureau" wird au» Belgrad gemeldet: Der Arzt Michel, welcher die Obduktion ber Leichen des KvnigS- paareS vornahm, erklärte, ber König erhielt 6 Schuß- wunden und drei starke Säbelhiebe. Drei Schußwunden waren tödlich, zwei durchbohrten das Herz, eine den Bauch. Der Körper war durchaus gesund, wenig ver fettet. Die Königin erhielt 4 Schußwunden, mehrere Säbelhiebe und ferner Stichwunden. Zwei Schuß wunden waren tödlich. Die Obduktion erwies eine auS- geheilte TuberkulosiS der beiden Lungenflügel. (Wbrhlt.) * Genf, 14. Juni. Peter Karageorgewitsch erklärte gestern nachmittag, er habe noch keine amtliche Anfrage oder einen amtlichen Antrag erhalten. * Belgrad, 14. Juni. Die, wie es scheint, voll ständige Liste Toter und Verwundeter ist folgende: Tot sind: der König, die Königin, der Ministerpräsident Zinzar Markowitsch, der Kriegsminister Pawlowitsch, ber Generaladjutant Lazar Petrowitsch, der sich den Verschwörern im Konak mit der Waffe gegenüberstellte, Oberst Dinka Ntkolitsch, ber ins Sommerlager eilte, um die Truppen gegen die Verschwörer zu rufen, die beiden Brüder der Königin, der mitverschworene Adjutant Naumowitsch, der Ordonnanzoffizier Mikowttsch, der Einjährig-Freiwillige Gwetozar Ntkolitsch, ber Gendarmeriewachtmeister Mijato- witsch, der Kammerdiener Miloj ko witsch. Ver wundet sind ber Minister de- Innern Tvdoro- witsch (er lebt zwar noch, doch ist keine Hoffnung auf Rettung), ferner seine Tochter, die den Vater schützen wollte, bann Kapitän Dimttriewitfch, der vom Ordonnanzoffizier Mtlkowitfch drei Kugeln erhielt, Leutnant Gagowitsch, bem Oberst Ntkolitsch eine Kugel ins Bein jagte, Kapitän Panajotowitsch, der in dem Augenblick verwundet wurde, als er die Torwache fragte, was vorgehe, und schließlich noch einem ver schworenen Offizier, dem Generalabjutanten Petrowitsch, die rechte Hand aöhieb. (Voss. Ztg.) * Belgrad, 14. Juni. Die „Narodnt List" besprechen die Frage, ob für Serbien -ie Monarchie oder die Republik geeigneter sei und sagen, Serbien besitze nicht die erforderlichen Bedingungen zur Bildung einer Repu blik, insbesondere müßte das Volk bei der größten Frei- hett besonnen und politischem Hader abgeneigt sein. Außerdem sei die geographische Lage Serbiens für eine Republik nicht geeignet. ES müßte schließlich auch die Armee einverstanden sein, was nicht der Fall sei. Durch die Proklamierung einer Republik würde Serbien nicht bloß innerpolittschen Verwicklungen, sondern auch viel Aergerem auSgeseyt sein. In einem wetteren Artikel führt das Blatt auS, daß Serbien nur zwei nationale Dynastien habe, die Obrenowitsch und die Karageorgewitsch. Nach dem die Obrenowitsch vernichtet seien, bleibe nur die Dynastie ber Karageorgewitsch als serbisch-nationale übrig. Da die größte Mehrheit des Volke» und der Armee für Karageorgewitsch sei. so wäre derselbe zu wählen. Sine andere Wahl würde eine Einmischung ber Mächte herbei führen. — „Stampa", „BeogradSke Novine", „Ustavna Srbtja" und „Malt Journal" besprechen die Thron- folgefrage und weisen auf die Unmöglichkeit der Errichtung einer Republik hin. Die Blätter sprechen sich für die Wahl eines Karageorgewitsch' aus, durch welche für Serbien eine neue Epoche »er na tional-serbischen Politik verbürgt werbe. „Malt Journal" sagt, durch die eventuelle Wahl des Prinzen Mirko würde die Dynasttefrage wieder lebendig werden. * Belgrad, 14. Juni. Wie verlautet, stimmten in dem Ministerratc, der aeitern nachmittag statt fand, sechs Minister für Peter Karageorge» witsch als König und einer für di« Repu blik. — Die letztenWortedesSönigs Alexander waren: „Zinzar Markowitsch, warum hast du mir das ge tan?" Der König hielt Zinzar Markowitsch für das Haupt ber Verschwörung. — Hier wird fest geglaubt, daß Peter Karageorgewitsch zum Könige gewählt werde. Prinz Mirko habe keine Aussichten mehr, da er dieselben durch seine Heirat mit der Cousine Alexanders vernichtet habe. Man will in Serbien nichts mehr von der Familie ber Obrenowitsch wissen. — Zmn Präsi denten de? Senats wurde ber frühere Minister Peter Welimirowitsch, eines der hervorragendsten und ältesten Mitglieder «der radikalen Partei, ernannt. Der neue Präsident wird in der Sitzung des Senats und >er Skupschttna den Vorsitz führen, in welcher die Wahl des Königs erfolgt. Die Ernennung eines neuen Senats präsidenten war notwendig, weil der frühere Präsident des Senats Demeter Marinkowitsch seinerzeit demissio niert hat. — Die Nationalversammlung wird die König-wahl vornehmen. da- ArbeitSpro- trammfür -en neuen König auSarbetten und s t ch sodann bi- zum Eintreffen de- Königs vertagen. Der König wird ein neue» Mntsterinrn einsetzen und die Skupschttna auflösen. — Da» diplomatische Korps verhält sich vollkommen reserviert. — Gestern be gnadigte die Regierung alle wegen politischer Preßdelikte bestraften Personen und ordnete »eren Freilassung an. Leit -en Vorgängen am H. Juni hat keine einzige Verhaft«»« und Verurteilung statt- gefunden. Der Kassation-Hof und der Appellhof haben ihre Tätigkeit seit dem 11. Juni eingestellt. * Belgrad, 14. Juni. Königin Natalie richtete an ihre hier weilende ehemalige Hofdame die telegra phische Anfrage, ob sie nach Serbien zum Besuche deS Grabes ihre» Lohne- kommen könnt«. In ganz Serbien «rrfckt vollst« Rn-e. — vorgestern erschoß sich ber Gene- ralstab-oberstleutnant MiltSlaw Ziwanowttsch. Den Blättern zufolge ist die Ursache seine mißliche inaterielle Lage. Es vertontet jedoch, die wahre Ursache sei, daß in den Papieren deS Königs etn Brief Ziivanowitsch' mit einer Ankündigung»e» Komplott» gefunden wurde. * Belgrad, 14. Juni. Der gestrige Abend ist ruhig verlaufen. Es herrscht prachtvolles Wetter; in den äußerst belebten Straßen siebt man zahlreiche Offiziere und Damen in leichten Toiletten. Eine große Anzahl serbischer Studenten ist von auswärts eingerroffen. Man glaubt allgemein, daß diese heute abend zu Gunstender Karageorgewitsch Kundgebungen veran stalten werden. Unter dem Teil der Universitätsjugend, welcher seinen Studien in Frankreich und der Schweiz obliegt, ist eine republikanische Strömung bemerkbar, doch findet diese bei der Mehrheit der Bevölkerung keinen An klang. Es scheint sicher zu sein, daß die morgen -u- sammentretende Nationalversammlung sich für die Monarchie aussprechen wirb. Interessant ist, daß die Mehrzahl der Bewohner Belgrads, selbst bedeutendere Politiker. Peter Karageorgc- witschniege sehen haben. Auch seine Photographien sind in der Stadt noch nicht zu sehen; trotzdem ist er heute populär. Die Blätter heben die Verdienste deS Hauses Karageorgewitsch hervor und sprechen die Hoff nung aus, daß durch seine Berufung eine neue und glück liche Aera für das vielgeprüfte Serbien anbrechcn werde. * Konstantinopel, 14. Juni. Der serbische Adjutant Raschttsch, welcher vor dem Tode des Königs Alexan der in vertraulicher Mission von Belgrad hierher entsandt wurde, ist gestern nach Belgrad abgereist. Der serbische Gesandte Gruitscb bat seitens aller diplo matischen Missionen Kondolenzen erhalten. Die Gebäude der Gesandtschaften, sowie die fremden Sta tionsschiffe haben ihre Flaggen auf Halbmast gehißt. * Neues Palais bei Potsdam, 14. Juni. Der Kaiser hörte gestern abend den Vortrag des Chefs des Civil- kabinettS Wirkl. Geh. Nates Dr. v. Lucanus. — Heute morgen besuchte das Kaiserpaar den Gottesdienst in den Communs. Um 11^ Uhr empfing ber Kaiser den Geh. Regierungsrat Prof. Oven, sowie die Maler Oetkeu und Berg zur Vorstellung von Entwürfen und Kartons zur Ausschmückung der Heilig Blut-Kapelle zum heiligen Grabe. Nachmittags besuchten die Majestäten die Ruder regatta in Grünau. * Grünav, 14. Juni. Das Kaiserpaar, Prin zessin Feodora von Schleöwig-Holstetn, Prinz Joachim und Prinzessin Viktoria Luise mit den Damen und Herren der Umgebungen hatten sich von Station Wildpark heute mittag um 1 Uhr 50 Min. mit Sonberzug nach Berlin be geben und fuhren von dort aus auf der Jacht „Alexan dria" hierher zur Ruderregatta des Berliner Regatta vereins auf dem Langen Dee. An der Fahrt auf der „Alexandria" welche die Kaiserstandarte imd den Groß- Admiralswimpel führte, nahmen ferner teil Kultus minister vr. Studt, Staatssekretär v. Tirpttz und die KabtnettSchefs vr. v. LucanuS und Frhr. v. Sendcn- Bibran. Der Kaiser trug Admiralöuniform, die Kaiserin und die übrigen Damen waren weiß gekleidet. Um 4'Zt Uhr machte die „Alexandria" am Katserpavillon bei der großen Tribüne fest, von vieltaufendstimmigcn Hochrufen begrüßt, während die Musik den Preußenmarsch intonierte. Die Gcenerie war die gewohnte, bunt-festliche. Die Ufer auf beiden Seiten bis hinaus zum Start mit Menschen übersät, gegenüber der Haupttribüne die stattliche Reihe bewimpelter Dampfer, Kähne, Segelboote und Ruder boote. Das Wetter war bedeckt. Der Präsident des Ver eins, Konrmerzienrat G. Büxen st ein, und das Mit glied des AusschnffeS Herr Aßmann begaben sich an Bord; ersterer überreichte ber Kaiserin ein Bukett Rosen. Die Majestäten sahen zunächst den Junior-Vierer und den zweiten Vierer und begaben sich dann, von ständigen Hoch rufen der Menschenmenge begleitet, in die Nähe des Starts, wo die „Alexandria" wendete und die sieben im Kaiser-Vierer startenden Boote zum Ziel geleitete. Der „Berliner Ruderklub", der den Pokal Kaiser Friedrichs im Vorjahre errungen hatte, blieb auch diesmal Sieger vor „Viktoria"-Berlin und „Hellas"-Berlin. Die Kieler hatten nicht mitgestartct. Der nun angesetztc zweite Einer fiel wegen Kollision ans, und es folgte sofort der Akademische Vierer, bei dem um den Wanderpreis des Kaisers acht Boote von neun gemeldeten den Kampf anfnahmen. Erster wurde nach hartem Kampfe der „Akademische Ruder- und Ballfpicl-Verein"-Hannover, zweiter die Rudcrriegc deS „A. T.-V. Arminia"-Berlin, dritter die Rnderrtcgc deS „A. T.-B. Kurmark"-Berlin. Auch dieses Rennen be gleitete die „Alexandria". Der Kaiser ließ sich dann die beiden siegreichen Mannschaften an Bord vorstellcn und überreichte ihnen die Preise. Unter stürmischen Kund gebungen verließen die Majestäten nm 5^ Uhr den Ne- gattaplatz, um sich auf gleichem Wege, wie vorher, nach dem Neuen Palais zurück zu begeben. * Berlin, 14. Juni. Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrates für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwcsen, für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen hielten gestern Sitzungen. * Berlin, 14. Juni. Der ErbprinzvonSachsen- Metnin gen wird als Inspekteur der zweiten Armee inspektion an den Kaisermanüvern in diesem Jahre teilnehmen und vermutlich, wie üblich, auch zeitweise das SchiedSrtchteramt führen. * Kiel, 14. Jnnt. Der Kaiser besucht am 21. d. M. Helgoland, nimmt am folgenden Tage in Kurhaveu an den Elbregatten teil und wohnt am 28. b. M. in Kiel den Versuchen mit der Funkentelegraphie auf bem Torpedo- versuchöschifse „Neptun" bet. Anfang» August kehrt der Kaiser von der Norblandsfahrt nach Bremerhaven zurück. * Hamburg, 14. Juni. Da die hiesigen Droschken- kutscher die früheren Verordnungen der Polizei abge lehnt und einUltimatum für die Annahme ihrer Bor- chläge bis zum 17. d. M. gestellt haben, widrigenfalls am iS. ein allgemeiner Ausstand erklärt werden soll, herrscht große Aufregung in VerwaltungSkreisen, weil bei >em Kaiser besuch und dem Derb «tage in ber nächsten Wvchc enorme Schädigungen hcrbcigcführt wer den könnten. * Hannover, 14. Juni. Generalfelbmarschall Graf Waldersee, der sich zur Zeit auf einer Inspektionsreise in Hessen befindet, mußte diese unterbrechen, da er von seinem alten Leiden (Venenentzündung) heimgesucht wird. * Hannover, 13. Juni. Sämtliche Baugewerbe arbeiter, etwa 3000, wurden ausgesperrt, nachdem die ausständigen Zimmerer die Arbeit nicht wieder ausge nommen haben. Las Baugewerkenamt veranlaßte auch die Meister, welche die Forderungen der Ausständigen bereits be willigt haben, zur Aussperrung und übernahm die Zahlung der von ihnen zu leistenden Konventionalstrafen. (Wdhlr.) * Wien, 14. Juni. Als derKaiscr gestern nachmittag von der Hofburg nach Schönbrunn fuhr, sammelte sich in der Mariahilfer Straße das Publikum an, so daß es stellenweise ein dichtes Spalier bildete, und bereitete dem Monarchen, welcher trotz des zweifelhaften Wetters im offenen Wagen mit dem Flügeladjutanten Krhrn. Apor de Al-Torja fuhr, begeisterte Huldigungen. Llüent- halben erschollen lebhafte Hochrufe. Hüte und Taschen tücher wurden geschwenkt. Der Kaiser dankte huldvoll lächelnd durch wiederholtes Grüßen sür die Huldigungen. * Wien, 14. Juni. Der Kaiser entsandte einen Hos- bcamten an die Direktion der Landesirrcnanstalt und ließ diese ersuchen, den nach seinem Angriff auf den Kaiser dort untergebrachten Jakob Reich gut zu behandeln, da er nur ein armer Irrsinniger fei. * Wien, 14. Juni Ministerpräsident v. Szell ist gestern abend aus Pest hier eingetroffen; er wurde heute vormittag vom Kaiserin ein stündiger Audienz empfangen und ist heute nachmittag wieder nach Pest z u r ü ck g e r e i st. * Paris, 14. Juni. Die Feier des Fronleich namsfestes hat hier ohne Zwischenfall stattgefunden. In Nantes und in Dünkirchen kam eS aus Anlaß der Prozessionen zu Schlägereien zwischen kirchlich Ge sinnten uno Sozialisten. Dabei wurden einige Personen verwundet uud mehrere verhaftet. In Nantes veranstal- tctcn kirchlich gesinnte Personen eine Kundgebung gegen den Präfekten, welcher die Prozession außerhalb der Kirche untersagt hatte. Die Fenster der Präfektur wurden durch Steinwürse zertrümmert. * Rom, 13. Juni. Der König hatte nachmittag eine Be sprechung mit dem Ministerpräsidenten Zanardelli, dem Senatspräsidenten Saracco, dem Kammerpräsidenten Biancheri, dem Senator Ricotti und dem Deputierten Dimoini. (Wdhlt.) * Nom, 14. Juni. Der König hatte heute morgen eine B es p r e ch u n g m i t M a r c o r a , S o u n i n o und Luzzatti über die gegenwärtige Lage, ebenso im Laufe deS Tages mit dem Senator Finali und den Abgeordneten Gallo und Guieciardini. * Rom, 11. Juni. Der P a pst befindet sich, entgegen auswärts verbreiteten Meldungen, vollkommen wohl; Dr. Lapponi ist schon seit zwei Tagen nicht im Vatikan gewesen. * Petersburg, 14. Juni. Die kaiserliche Familie ist gestern nach Pcterhvf übergesiedclt. * Sofia, 14. Juni. Die von Bulgaren bewohnten Dörfer Kaaza und Kirk-Kilifsa im Bilajct Adrianopcl wurden von regulären Truppen unter der Angabe zerniert, daß man nach Waffen suche, und Ein wohner wurden verhaftet. Die erschreckte Bevölke rung flüchtete massenhaft nach Bulgarien. Jetzt sind im Distrikt Burgas 600 Männer, Frauen und Kinder aus dem Dorfe Pirvg, 400 mit 25 Wagen, aus Kula, und 350 aus Kortschaz eingetroffen. Alle führen ihr Vieh mit sich. * Lofia, 14. Juni. Die „Agence telegraphiquc vul gäre" erklärt gegenüber auS türkischer Quelle stammenden Meldungen, daß keine revolutionäre Bande über die bulgarische Grenze in die Türkei eingc- drungen sei. * Bukarest, 14. Juni. Die „Agence Roumaine" de mentiert entschieden die Meldung von einer M obtli- sierung der rumänischen Armee. * Konstantinopel, 14. Juni. Die Quarantäne gegen die Herkünftc aus egyptischen u»d Mittel- mecr Häfen ist auf fünf Tage, die Quarantäne gegen Suez auf 24 Stunden festgesetzt worden. * Bangkok, 14. Juni. Der englisch-siamesische Vertrag über Kelantan ist nnter zeichn er worden. Die Verwaltung des Fürstentums bleibt in eng lischen Händen. Der Resident ist vom Könige bestätigt worden. Die ;i000 Mann starke englische Wache, die im September nach Kelantan entsandt wurde, wird dort bleiben. Musik. Sdvard Grteg. Am 15. Juni vollendet Edvard Grieg sein M. Lebensjahr. Er ist ein ausgesprochener Repräsentant nordischer Kunst, und Skandinavien ver ehrt in ihm einen seiner hervorragendsten Löhne. Da bei aber beschränkt sich Griegs Bedeutung keineswegs aus sein Heimatland, ist doch, was er schrieb, in der ganzen musikalischen Welt bekannt geworden, kein Einsichtiger und gerecht Urteilender bestreitet ihm den Meistertitel. Und v erscheint jetzt, da -er Tondichter in seines Lebens iebentcs Dezennium hinüberichreitet, eine Charakteristik einer Persönlichkeit und eine Würdigung seines Schaffens wohl nicht unangebracht. Edvard Hagerup Gricg ist in Bergen (^korwcgen) ge- wren. Sein Bater, der dort das Amt eirres englischen Konsuls bekleidete, rvar eigentlich schottischer Ab- »annnung, seine Mutter hingegen, Gesine geb. Hagerirp, «ine kernechte Norwegerin von kräftigem Körper und tarkem Geist, dazu musikalisch sehr begabt, eine vorzügliche Klavierspielerin, die ihren Studien in Hamburg uud London obgclegen hatte, sich in Bergen des öfteren auch öffentlich hören ließ uud in ihrem Hause durch regelmäßige Veranstaltung von Musikabendc» der Tonkunst eine Pflege, tättc bereitet 1>atte. Mozart und Weber füllen Frau Ge sines LtebltngSkomponisten gewesen sein. Ihrem Knabe»
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