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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190207207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19020720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19020720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-07
- Tag1902-07-20
- Monat1902-07
- Jahr1902
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1902
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z. LeilM W LchziM ÄgM mi> Wigtk K. M, sRilillis, U T«li 1Sl>2. Kunst und Wissenschaft. Musik. Airchennachrichteu. Während des Umbaues der Orgel der ThomaSkirche hat die Firma „Leipziger Musikwerke", vormals Paul Ehrlich-Gohlis eine kleine transportable Orgel auf dem Chor ausgestellt, die mit ihren acht Registern, unter denen sich recht lieb liche Stimmen befinden, den wetten Raum recht gut füllt. * Für das Grazer Tängcrscst sind ca. 11000 Sänger an- gemeldet. Festdirigenten der Gesammtchöre sind: Eduard Kremser-Wien, Gustav Wohlgemuth - Leipzig, Vincenz Ortner-Graz. Einzelvorträge werden außerdem geboten vom Königsberger Sängerverein, Hannöver'schen Männergesang-Verein, Stuttgarter Liederkranz, Wiener Männergesang-Verein, Wiener Schubertbnnd, Preußischen Provinzialsängerbund, Deutschen Sänger bund in Böhmen, Schwäbischen Sängerbund, Niederösterreichischen Sängerbund, Kärtner Sängerbund. Der Festzug findet Sonntag, den 27. Juli statt. Die beiden Concerte sind am darausfolgenden Montag und Dienstag. Für Mittwoch und Donnerstag sind danu größere Ausflüge geplant. * In Tabarz in Thüringen, wo gegenwärtig auch Professor vr. Carl Reinecke aus Leipzig weilt, verschied am 16. Juli der Componist Heinrich Hofmann, dessen Schaffen von erheblicher Anerkennung begleitet war. Weniger durch Originalität, als durch große Formgewandtheit und Schönheit des Klanges ausgezeichnet, sind seine einer gemäßigten Richtung angehörenden Werke aller dings seit einer Reihe von Jahren durch jüngere, anderen Ideale» nachstrebende Tonsetzer einigermaßen zurückgcdrängt worden. — H. Hofmann war geboren am 13. Januar 1842 zu Berlin, woselbst er auch gründlichen Studien am KuUak'schen Conservatorium, speciell bei Grell, Dehn und Wüerst oblag, bis 1873 Privatunterricht er- theilte, seitdem aber ausschließlich seinen tonsetzerischen Arbeiten lebte. Seinen Rus begründete er mit der „Ungarischen Suite" und„Frith- jof-Symphonie" für Orchester. Mit gleicher Sicherheit bewegte er 1>ch aus den verschiedensten Gebieten der musikalischen Composftion: wirkungsvolle weltliche Chorwerke, Kammermusik, Lieder, ein Concert sür Violoncell, Clavierstücke — von denen namentlich die zu vier Händen großen Erfolg erzielten —, 6 Opern (Cartouche, Der Matador, Armin, Acnnchen von Thurau, Wilhelm von Oranien und Donna Dianas sind seiner fleißigen Feder entsprossen. —ckt. * Beethoven über Liebe und Ehe. Jede Art gebundenes Verhältniß beim Menschen, äußerte Beethoven, sei ihm unangenehm. Er will die Freiheit des Menschen nicht beschränkt wissen: es ist ihm weit interessanter, wenn ein weibliches Wesen ihm, ohne an ihn gebunden zu sein, ihre Liebe und mit ihr das Höchste schenkt. In dem Verhältniß des Mannes zur Frau glaubt er die Freiheit der Frau beschränkt. Was ihn beträfe, sagte er, so habe er noch keine Ehe gekannt, von welcher nach einiger Zeit nicht das Eine oder Andere den Schritt bereut hätte; — und von einigen Mädchen, welche er in früheren Zeiten zu besitzen als das größte Glück erachtet hätte, habe er in der Folge eingesehcn, daß er sehr glücklich sei, daß keine derselben seine Frau ge worden und wie gut es wäre, daß die Wünsche oft nicht erfüllt würden. Aus die Bemerkung, daß er seine Kunst immer mehr lieben würde als seine Frau, entgegnete er, das sei auch in der Ordnung, er werde auch eine Frau nicht lieben, welche seine Kunst nicht zu würdigen verstände. — Beethoven war damals etwa 46 Jahre alt. Um jene Zeit aber gesteht er auch einem Freunde: Er liebe unglücklich I Vor fünf Jahren habe ec eine Person kennen gelernt, mit welcher sich näher zu verbinden er für das höchste Glück seines Lebens gehalten hätte. Es sei nicht daran zu denken, fast Unmöglichkeit, eine Chimäre, dennoch sei es jetzt noch wie am eisten Tag. Diese Harmonie habe er noch nicht gesunden! Es sei aber zu keiner Erklärung gekommen, er habe es noch nicht aus dem Gemüth bringen könnenl „Revolte oder Reform k' Tas schlüssellose Notenshstem der Zukunft. Von Paul Riesen." (Dresden, Riesen L Calebow).— Der Gedanke, die Notenschrift zu vereinfachen, ist keineswegs neu. Ter Heimgegangene Musikgelehrte H. I. Vincent in Wien hat bereits vor zwanzig Jahren sein System der vereinfachten Notenschrift in Wort und Schrift verfochten, ohne indessen damit andere oder günstigere Resultate erzielt zu haben wie etwa Paul v. Janlü mit seiner neuen Claviatur. Wir fürchten, daß auch der Verfasser des vor liegenden Schristchens mit seinem Resormvorschlag auf wenig Gegen liebe stoßen wird, denn was er vereinfachte Notenschrift nennt, ist in Folge der Anwendung fortlaufender Hilfslinien nach unserem Dafürhalten kaum geeignet, das Lesen der Noten zu erleichtern. Für ein sog. Ganzsystem benöthigt Riesen 13 Linien, fünf kräftige, d. h. stark gezogene, und zwischen je zweien derselben zwei dünner gezogene (Haarlinien). Als schlagenden Beweis dieser Vereinfachung hat der Verfasser unter Anderm seinem Büchlein einen Chopin'schen Walzer in neuer Notation beigegeben, von dem er anmerkl: „Dieser Walzer enthält 262 Hilfslinien weniger als im Original druck". Das klingt ebenso vielversprechend, wie die von den Verlegern im Begleitrundschreibeu (vulgo Waschzettel) mit- getheilte Bemerkung: „Fügen wir noch hinzu, daß die erste Auflage (1000 Exemplare) noch vor Erscheinen vergriffen war, so können wir mit Recht behaupten, daß dies wirklich Epoche machende Buch binnen Kurzem in jedem musikalischen Hause, im Salon der Modedame sowohl, wie in der Dachkammer des Mu sikanten, als ein eifrig gelesenes und nothwendiges Requisit anzu- treffeu sein wird." Jeder Geschäftsmann hat das Recht, seine Waare so kräftig anzupreisen, wie er kann, mag und darf; wir sürchlcn aber nur, daß sich über die Reformidcen des Notenschristverbesserungs- apostels weder die Modedame in ihrem Salon, noch der Musikant im Dachstübchen sonderlich aufregen werden, (juieta non movere! Bach, Beethoven und Hunderte von Tonmeistern haben doch, sozu sagen, auch eine recht brauchbare Musik gemacht, ohne sich viel um die verbesserungsbedürftige Notenschrift zu kümmern. Und dabei mags bewenden. Schlechte Musikanten sollen nur ruhig mit der Riesen'scheu Notation componireu, — danu liest's wenigstens Niemand... —n. * Ucbcr Mozart schreibt Sulpice Boisseröe in seiner 1862 er schienenen Sclbstbiographie das ungereimteste Zeug nieder, das man ihm über diesen großen Meister in Wien — ausgebunden hatte. Der Curiosität halber möge es hier wiedergegeben sein. Mozart — so theilt unser Gewährsmann mit — war ein leidenschaftlicher Billardjpieler und spielte schlecht. Wenn ein berühmter Billard spieler in Wien aukam, hat es ihn mehr interessirt als ein berühmter Musiker. Dieser, meinte er, würde schon zu ihm kommen, aber jenen suchte er auf; er spielte hoch, ganze Nächte durch. Er hat schneller componirt, als die Abschreiber es schreiben konnten, und Las Alles ohne zu spielen, zu singen rc., nur dann und wann hat er einen Accord angeschlagen. Den „Don Juan" hat er in sechs Wochen ge macht. Immer hatte er Geld nothwendig, und daher sind die vielen kleinen Sachen entstanden, die Sonaten und Variationen. Arlaria gab für jede- Halbdutzeud Variationen 25 Ducaten. Es lag immer Notenpapier für ihn da, ging er vorbei und brauchte Gejd, so mußte er schreiben. — Er wollte einmal die Wiener ver suchen, ob sie Kunstlied» hätten, kündigte ein Concert aus Morgens süus Uhr im Augarten an, bekommt eine große Subscription — aber es kommen nur Wenige. — Mozart schasste sich sechs Nein« polnische Pferdchen an, das machte Geschrei; es zieme nur den Fürsten, mit sechs Pferden zu fahren! Ja, sagte er, wenn'S Pferde wären, 'S sind aber nur Pferderln, davon steht nichts in der Ordnung. Was größer war: die Erfindungskraft der Wiener Märchenerzähler, oder die .... Leichtgläubigkeit BoisserSe's, möge unentschieden bleiben I * Paganini war einer der Ersten, deren Persönlichkeit mit der Leitung identificirt wurde. Seine außerordentlichen Erfolge sind unzweifelhaft auf seine unerhörten Leistungen gegründet — doch auf die große Masse der Concertbesucher wirkten noch mehr als sein Gcigenlpiel die geheimnißvollen Erzählungen seiner Schick sale, von der erdrosselten Geliebten, vom Kerker, in dem er Jahre lang geschmachtet, von der Geige, die man ihm gelaßen uud deren Saiten sämmtlich rissen, bis auf eine, die 6-Saite, woraus er dann jene Variationen componirte, mit denen er die Welt in Extasr versetzte. Paganini hat seiner Zeit sehr ost gegen alle diese Andichtungen Verwahrung eingelegt, aber Paganini's Erklärungen, selbst Berufungen aus das Zeugniß seines Gesandten halfen nichts. Romantische Dichter, poetische Frauen und elegante Herren und Damen waren einmal überzeugt, man könne so nur dann spielen, wenn man seine Geliebte ermordet hätte! Holte! besang ihn als „Mann in düstere Märchen eingehüllt" und Heine beschrieb ihn noch 1835 in seinen Florentiner Nächten in wunderbar phantastischen Bildern, so daß Ernst, der Violinmeister, einmal zu ihm sagte: „Wenn Sie sich verpflichten, mich so zu be schreiben, dann will ich Jemanden todtschlagen." 6. L. Ucbcr die Lic-cr -er Indianer veröffentlicht Walter Magnus im Sountagsblatt der „New Yorker Staats-Zeitung" einen fesselnden Artikel, dem wir nachstehende Einzelheiten entnehmen: Jeder Jndiancrstamm hat Hunderte von Originalliedern, die zu seinem Erbbesitz gehören und deren viele seit Jahrhunderten von Geschlecht auf Geschlecht gekommen sind. Den Halbwüchsigen wird nicht nur der Wortlaut, sondern auch die Melodie der Lieder mit peinlicher Genauigkeit eingeprägt. Dies ist um jo bemerkenswerther, als die Indianer ihre Musik nicht nach Schlüsseln eintheilen, sich bei keinem Liede an eine bestimmte Tonlage halten uud auch kein Instrument besitzen, Los zum Anschlägen eines Grundtones dienen könnte. Daher kommt's auch, Laß der Sänger sein Lied stets in der Lage beginnt, die seinen Stimmmitteln am besten entspricht, während sein Nachbar ohne Rücksicht auf die Wirkung eine Octave höher oder tiefer einstimmt. Jeder hält jedoch seine Lage konsequent ein. In diesem Mangel an Regeln ist auch der Grund dafür zu suchen, daß ein indianisches Solo sympathisch anmuthet, während die Chöre daS Ohr fast beleidigen. Dazu kommt noch die gänzliche Abwesenheit von Modulation und Nüancirung Die Gesänge entsprechen im Allgemeinen unserem Recitativ, und das instinctive Streben nach rhythmischem Vortrag wird durch ein äußer liches Hilfsmittel befriedigt, daS dem mujiklicbenden Bleichgesicht geradezu lächerlich erscheinen muß. Es besteht aus einem gleich- müßigen Hin- und Herbewegen der flachen Hand von und zum Munde, einer Unterbrechung des Athems, die, wenn geschickt ausgeführt, eine Art Triller hcrvorbringt. Nur sehr selten findet man reine Tenor-, Sopran-, Alt- oder Baßstimmen bei diesen Natursängern. Die Regel ist der Mezzo-Sopran bei den Frauen und dec Bariton bei den Männern. Die Stimme selbst hat einen hohlen Klang, ist aber trotzdem, besonders bei den jüngeren Leuten, nicht unmclodisch. Aus Betonung bezw. Heben und Senken der Stimme wird gar kein Gewicht gelegt, obwohl das Ende eines Liedes immer weicher und einschmeichelnder klingt als der Anfang, da die meisten Cadenzen in absteigenden Tonleitern gehalten sind. Der Text des Liedes scheint von den Indianern nur bei historischen Gesängen als wichtig er achtet zu werden. Sogar die völlige Abwcsenleit der Worte macht ihnen ihr Lied nicht unverständlich und gehaltlos. Statt der Worte werden denn auch bei vielen Liedern nur Silben in Anwendung gebracht, die, aus offenen Vocalen und theilweise aus Nasenlauten bestehend, bei Liedern ernster Natur dem „h", und bei solchen kriegerischen oder spöttischen Inhalts dem „y" folgen. Unser „lalala" wird demnach zu „hae, ha, he, ho, hi", bezw. zu „yae, ya" u. s. w. Einer der bekanntesten Gesänge der Indianer ist der „Donner-Gefang". Darin heißt es: „Die Götter des Donners um geben Las Lager und machen den Menschen surchtbar ..." Neun Greise, alle als „Donncrträumcr" bekannt, singen es, dumpf er tönt der monotone Trommeljchlag, die Krieger knien und Schuldige verhüllen ihr Haupt in die Decken, denn die rächenden Donnergötter sind im Gewitter gekommen. Zu den ticsinnigstcn Liedern der Omahas gehört die Legende: Wie der Tod aus die Erde kam. Tie „Wolf-Lieder" wurden von den Kriegern gesungen, ehe sie zu gefährlicher Arbeit anszogen. „Gleich dem Wolf" fangen sie, „bin ich nicht fremd und nicht furchtsam in fernen Ländern." Eine andere Art von Kriegslicdern konnte nur in der Stunde plötzlich drohender Gefahr gehört werden. „Hae, Freund! Laß uns zur Rettung ziehen; deine Schwestern sind gefährdet." Die Liebeslieder der Indianer sind nicht unschön mit Bezug aus Melodie, und der Text kann auf den Vorzug poetischen Gedankensluges An spruch erheben. Es ist Lyrik im besten Sinne Les Wortes. Eine beträchtliche Anzahl von Liedern, die nur von Kinderlippen er klingen, stammen auch aus Kinderköpfen. In den Sagen, die beim Zeltsener im Winter erzählt werden, sind häufig Thiere personificirt, und die Kleinen haben sich diese zu Helden niedlicher Reigenfpiele ge macht. Auch die Spiele der jungen Männer haben ihre be- gleitenden Gesänge. Ein vielstrophiges Lied z. B. dient dem cin- zigen Zwecke, den Rhythmus der Bewegungen bei einem Ballspiel zu erhalten. Die Zahl der Musikinstrumente, die dem Indianer zur Verfügung stehen, ist sehr beschränkt. Tie Knochenflöte ist das Lieblingsinstrument der rolbbäuligcn Romeos. Sie gleicht einer Clarinette und besitzt sechs Tonlöcher. Die Pfeife wird auS den Flügelkuochen des Adlers oder deS wilden Truthahns hergestellt. Sie weist drei Tonlöchcr auf und ist deshalb auf vier gellende Laute beschränkt. Dieses Instrument wird fast ausschließlich bei religiösen Ceremonien benutzt, wie auch die Klappern, die aus Kürbisschalen bestehen, welche mit Steinchen verschiedener Größe gefüllt sind. * Das soeben erschienene „Bayreuth-Heft" der Kunstzeit schrift „Tic Musik", herausgegeben von Capkllmeistcr Schuster, enthält viel deS Neuen und Interessanten und wird sicherlich Auf sehen erregen, denn Alles, waS sich an Len Namen Richard Wagner und sein Schassen knüpft, findet eifrige Lc;er: ist doch die Wagner-Literatur noch immer im Zunehmcn begriffen! Außer Briesen, Albumblättern und Notenskizzcn macht uns daS Hest mit dem ersten Entwurf der „Meistersinger" (1845 in Marienbad nieder geschrieben) bekannt. Es veröffentlicht eineu Züricher Viel- liebchen-Walzer des Meisters sür Clavier, der wahrscheinlich 1857 in Zürich entstanden ist, aus Wagner's Eigenart übrigens in keiner Weise hindeutet, nicht in die Beine jährt und nur aus 32 Tacten besteht. Sehr launig ist aber die Wid mung des Stückleins: „Züricher Vielliebchen" — Walzer, Polka oder was sonst. Der vortrefflich erzogenen und in Dünkirchen vorzüglich gerathenen Marie auS Düsseldorf gewidmet vom besten Tänzer aus Sachsen, genannt Richard, der Walzer macher. Schließlich giebt der Componist die heilige Versicherung, daß er schöneres Papier genommen haben würde, wenn ihm solches zur Hand gewesen wäre; er bittet daher seine Patronin, Gott nachzuahmen, welcher bekanntest aus den Walzer und nicht auf das Papier sieht. Ganz schließlichst ersucht der Componist außerdem, beim Vortrag seines Werkes Alles, was zu schwer sein sollte, auszulassen, überhaupt möchte er ollcrschließ- lichst noch um Nachsicht wegen etwaiger Fehler gegen den Contra- punct gebeten haben". — DeS Weiteren bringt das Heft ein Bayreuther Festspiel deS feinsinnigen Dichter-Compontsten Peter Cornelius, das 1873 zum 60. Geburtstage Wagner's im königl. Theater zu Bayreuth aufgesührt wurde, ferner Artikel von Houston Chamberlain, von Wolzogen, Tappert, Sternseld, Hermann Ritter, von Hausegger und Anderen. Auch reicher Bilderjchmuck, zwanzig Porträts von Dirigenten und Hauptdarstellern der diesjährigen Fest spiele, vier Bayreuther Decorätione», die Wohnhäuser Wagner's in Würzburg, Dresden, Groß-Graupa, Penzing und Trieblchen u. dergl. ziert das umfangreiche, prächtig auSgestaltete Doppelheft (Nr. 20/21), das nur 2 >tl kostet. Literatur und Theater. * Wie bereits gemeldet worden, geht daS Bismarckscst Hick von Julius Rifsert im hiesigen Battenberg.Theater in Scene. Infolge vielfach geäußerter Wünsche, die daraus Hinausliesen, daß die Ausführung, die für den 30. Juli, den Todestag Bismarcks, geplant war, nicht in die Reisezeit und die Schulferien fallen möge, ist beschlossen worden, die Ausführung am 2. September, am Sedan tage stattfinden zu lassen. Wissenschaft. * Ucbcr Marcani'S ncucsten Erfolg hat der Geschäftsleiter der Marconi-Gesellschaft sich folgendermaßen geäußert: „Tie Thal- fache, daß Marconi jetzt eine Verbindung mit einem 1600 Meilen entfernten Puncte fertig gestellt hat, und noch dazu zum großen Theil über Land hinweg, ist eine Antwort auf die Versuche unserer Kritiker, unseie Leistungen über den Occan hinweg herabzusetzen. Diese letzte Leistung Marconi'S entspricht einem drahtlosen Tele gramm über 4000 Meilen See, d. h. Marconi hätte gerade so gut von England nach Amerika sprechen können, da das Telegraphieren über Land sehr viel größere Hindernisse bietet. Wir sind jetzt vollständig davon überzeugt, daß cs uns gelingen wird, zu erreichen, was wir erreichen wollten, und sogar noch mehr. Ende dieses Jahres, wenn nicht schon früher, werden wir den Tclegraphendienst über den Atlantischen Ocean eröffnen. Unsere Station in Place Bay, Cap Breton, ist so gut wie fertig. Es bedarf nur noch einiger mechanischer Vorkehrungen als Vorsichts- maßregel gegen die Möglichkeit von Beschädigungen. Sobald die Station fertig ist, senden Wir Privattelegramme sür Len Preis von 6 Pence das Wort, d. h. für die Hülste des Preifes, den die Kabel gesellschaften verlangen. Zeitungsnachrichten werden wir zu 3 Pence das Wort befördern. Marconi wird bald nach England zurückkehren und dann sofort nach Canada reisen, um die letzten Vorkehrungen für die Eröffnung des Telegraphendicnstes zu treffen." Bildende Künste. Leipziger Kunstvcrcin. Sonderausstellungen von Gemälden der Karlsruher Künstler (Adolf des Coudres, Anton Engelhardt, Gustav Kampmann, Adolf Lunz, Oito Prophcter, Paul von Raven- stein, Gustav Schönleber, Hans v. Volkmann, Manuel Wielandt n. a. m.), von Eugen Bracht in Dresden und Gaetano Previati, sowie Gemälde von Max Roßbach in München, Jeanne Bauck, W. Weimar in Berlin, I. Tischler in Freiburg i. Br. und Sculp- turcn von Adolf Lehnert in Leipzig und Else Fürst in Berlin. — Von Ende vieles Monats ab müssen bis auf Weiteres sämmt- liche Ausstellungsräume geschlossen werden, da größere Renovirungen der Wände rc. in Aussicht genommen sind. Exve- ditions- und Lesesaal, sowie die Kunstblättersammlung bleiben aber nach wie vor den Mitgliedern des Vereins, sowie Len Inhabern von Familien- und Semesterkarten zugänglich. 8 In Tcl Vccchio'S Ausstellung für Kunst nllcr Art und Zeit gelangen zur Ausstellung: Die Collection Weltreisestudien (Ceylon, Südindien, Siam. China, Japan, Nordamerika) von Fritz Hänck, Collectio-Ausslellunge» Otto Leu, di. v. Astudin, H. Liese- gang. Ferner sind u. A. placirt: Werke von M. E. Marchand: Junges Mädchen, Stillleben, Alfred Schwarzschild: Schalenträge rinnen, Balgende Knaben, L. Waldhoser: Abend im Walde, Ludwig Fischbeck: Frühlinqserwachen, Hermann Wölfert: Oeschincnsee, Nob. Raudner: Torfstich bei Schleißheim, Sommertag bei Schleißheim, Haidclandschaft, DaS Wegkreuz, Leopold Günther-Scbwerin: October Nachmittags im Schlosspark zu Biebrich a Rh., Robert Schultze: Der Engstelpaß im Berner Oberlande, Fr. Trautzsch: Expreß, Victor Balentini: Hof des Dogenpalastes in Venedig, Motiv vom Forum Roman um, Hof der ehemaligen Turn- und Taxis'schen Reichspost in Nürnberg, H. Kokolsky: Erst bitten (Bronze) und Junges Mädchen (Marmorbüste) und das Kolossalgemälde von Hans Dahl: Nahender Sturm. 8 Im Kunstsalon F. W. Mittcutztvcy-Wiiidsch, Ritter- st raße 1/3 befindet sich zur Zeit die sensationelle Collection von Prof. Paul Schad-Nossa, Graz, ausgestellt. Dieselbe enthält inter essante Gemälde, darunter auch Reliefmalereien und Skizzen; ferner die beiden Kolossal-Gcmälde von E. Glöckner-Dresden „Herbst" und Fcrd. Torich-Dresden „Ein deutsches Lied". Außerdem sind aus gestellt: Gemälde von A. Hutjchenreuther-München, Carl Schulze- Düsseldorf, Hans Dahl-Bcrlin rc. rc. 8 Kttufthnllc P. H. Bcyer ät Lohn, Lchulstraftc 8. Im Oberlichtsaal: Collectivausst.lluug der Jungbelgier 1902, eine Collection Oelbilder von Hans von Volkmann, Pastelle von H. Endell, Original-Litbographien von I. Goering, S. Herwig, B. Meißner, Fritz BränLcl, sämmtlich in Leipzig. K. Von der Vcrlagsanstalt F- Bruckinann, Actien-Ge- scllschaft in München, ist kürzlich die zweite (Schluß-)Serie ihrer Pigmcntdrucke der herzoglichen Ge mäldegalerie in Braunschweig, welche 97 Nummern umfaßt, herausgegeben worden. Mit den im Jahre 1890 bereits erschienenen 285 Blättern enthält diese jetzt voll ständige Collection nunmehr in 379 Nummern alle bedeutenden Bilder der Braunschweiger Galerie, und zwar nicht blos die allgemein bekannten, sondern auch die kunsthistorisches Jntevcsse bietenden. Sic har damit dieselbe Vollständigkeit erreicht, wie die von demselben Verlage herausgegebenen Publicationen nach Gemälden der Münchener Alten Pinakothek, des Frankfurter Städcl'schen Institutes und der Karlsruher großherzoglichen Gemäldegalerie. Trotz des außergewöhnlich billigen Preises (1 ><k für das circa 22 >< 29 Ccntnneter große Blatt) ist die Ausführung der Blätter in unveränderlichen Drücken eine ganz vorzügliche. * Mark Antokolski. In dem am 9. Juli in Homburg nach längerer Krankheit verstorbenen Bildhauer Mark Antokolski ist der größte Bildhauer, den Rußland bisher hervorgebracht Hal, dahin- gegangen. Antokolski wurde 1842 in Wilna als Sohn eines armen jüdischen Handwerkers geboren und besuchte von 1863—1868 die Kunstakademie in Petersburg. Seine ersten Arbeiten waren kleine Genrefiguren aus dem jüdisch-russischen Leben, die damals durch ihren Realismus aussielen, so die Statuetten eines jüdischen Schneiders, eines Geizhalses und zahlreiche kleine Tongruppen, manche darunter voll gutmüthiger Komik. 1871 stellte der Künstler seinen Iwan den Schrecklichen aus, eine lebensgroße Marmor figur de- Zaren, die sich jetzt in der berühmten Tretjakowstchen Gemäldegalerie in Moskau befindet. Es folgten andere Porträtfiguren von historischen Persönlichkeiten, so Peter der Große, der Historiker Nestor, ein russischer Mönch, dessen Chronik eine wichtige Quelle sür die älteste russische Geschichte ist, und Büsten von Sokrates und Spinoza. Ein Werk von starker Wirkung ist fein Jermak. Der Künstler hat in der Figur dieses mutbigen Kosaken, des kühnen Eroberers von Sibirien, die große körperliche Kraft des tapfern Kriegers, seinen Muth und seine Unerschrockenheit zu vor« trefflichem Ausdruck gebracht. Ein fesselndes Werk ist auch der Mephisto, der jetzt im russischen Nationalmuseum KaiserAlrxander's III. zu Petersburg zu sehen ist. Antokolski lebte seit vielen Jahren beständig in Paris und weilte nur vorübergehend in seiner Heimath. Er hat fick auch mit Erfolg als Kunstschriststeller versucht. Obwohl er die russischen Kunstausstellungen in der letzten Zeit nicht mehr beschickte, war er in Rußland sehr bekannt und sein Tod wird im Zarenreich allgemein betrauert. Palmengarten-Sommersess. Das große Interesse, das sich allgemein für das wegen der Un- gunst der Witterung bereits zweimal vertagte Sommerfest des Palmengartens kundgegeben hatte, ließ zwar schon an sich eine ungewöhnlich lebhafte Bethetligung des Publicums voraussehen. Aber alle diese Erwartungen wurden doch weit übertroffen durch den gewaltigen Besuch, dessen sich der in natürlichem und künstlichem Festschmucke prangende Palmengartcn am Donnerstage zu erfreuen hatte. Schon während der Nach mittagsstunden fanden sich eine staatliche Schaar anmuthiger Damen in Hellen duftigen Sommertoiletteu und zahlreiche Vertreter der Herrenwelt zumeist in leichter Sommerkleidung oder weißem Strand- und Tennis - Costüm ein, um sich ein gutes Plätzchen für den vielversprechenden Abend zu sichern. Während Nachmittags das Trompetercorps deS 2. hannoverschen lllaueii- RegimentS Nr. 14 im Concertparke seine Weisen erklingen ließ, ge sellte sich ihm am Abend die vollzählige Regimentscapellc der 179er aus Wurzen zu. Gar bald erstrahlten die weilen Gefilde des herr lichen Gartens, nicht minder aber auch die einzelnen Gebäude und Baulichkeiten im Glanze Tausender von bunten Beleuch tungskörpern der verschiedensten Art. Sogar der Eoncert- park mit seinen Baumriefen war diesmal in den Bereich der fest lichen Illumination einbezogen und mit buntfarbigen javanischen Papierlaternen wirkungsvoll ausgeschmückt worden. Lange, feurige Linien zogen sich um den Rosengarten mit seiner Fülle duftender Blüthen und um den großen Weiher, an dessen Südende mächtige bewegliche Leuchträder das entzückende Bild glanzvoll abschlossen. In den von festlich bewimpelten Booten belebten Wegen spiegelten sich in modernen Formen die Perlenketten vergleichbaren Reihen bunt farbiger Lichter, flammende Inschriften und der minaretartig be leuchtete eiserne Gartenpavillon. Wunderbar fügte sich in diese» bezaubernd schöne Bild die seuerflüssige Leuchtsontäne ein. Auch in dem großen Teppichbeete vor dem Gesellschaftsbause gruppirten sich malerische Lichteffecte um den Spiegel des Bassins. Das Tylvlithhaus im westlichen Theile Les Gartens war mit einem in riesigen Dimensionen gehaltenen buntstrahlenden Stern geziert. Nicht weniger als 20000 Lampen waren erforderlich, um dies feenhafte Gejammtbild hervorzuzaubern. Kein Wunder, daß sich da die Stimmung der Festtheilnrhmec gar bald zu einer außer ordentlich fröhlichen und gehobenen gestaltete. Die packenden Dar bietungen der beiden Concertcapellen, deren Leitung in den Händen der Herren Kapital» und Bauer lag, trugen das ihre dazu bei. So waren Licht, Frohsinn, Musik und Blumen die Zeichen unter Lenen der Palmengarten siegte. Eine sinnige Ueberrajchung bereitete das Erscheinen dec Blumengöttin selbst. Schmetternde Fanfaren verkündeten ihr Nahen. Flankirt von zwei Fackelträgern rollte zunächst ein von Herrn Hoflieferanten Otto Schleusener gestelltes und mit Blumen reizend ausgestattetes Dreirad heran, gefahren von einem costümirten Gärtner. Ihm folgten vier Tubenbläfer in altgriechischer Gewandung und dann der große Triumphwagen, ein von der Firma O. F. Eule gestellter acht- pserdiger Adler-Motorwagen, mit dessen künstlerischer Ausstattung Herr Decorateur Hans Baumer ein wahres Meisterstück geliefert hatte. Unter einem reich mit Blumen gezierten Purpurbaldachin stand die lichte Gestalt der Blumengöttin Flora (Fräulein Albine Harcuba vom hiesigen Stadtthcater), umgeben von lieblichen Genien, die gleich der Göttin selbst in reicher Fülle ihre duftigen Gaben über die dichtgedrängte Menge ausstreuten. Dieser Theil der reichhaltigen Festordnung wurde vom Publicum mit ganz besonderem Beifall ausgezeichnet und mußte aus allgemeinen Wunsch gegen V,11 Uhr Abends wieder holt werden. Noch dem ersten Umzuge begann eine ebenso hitzige wie friedliche Blumenschlacht, an der sich insbesondere die Jugend mit gegenseitigem Bombardement auss lebhafteste betheiligte, so daß die riesigen Blumenvorräthe, die Hoflieferant Schleusener an drei hierzu besonders errichteten Verkaufs- ständen durch zarte Hand darbieten ließ, gar bald vollständig ver- griffen waren. Die unerwartet linde Temperatur des AbendS ge stattete den Aufenthalt im Freien noch lange Stunden. In dichten Massen aber drängten sich im großen Festsaale die tanzlustigen Fest gäste, um sich an dem von II Uhr ab slattfindenden Eomnier- festballe zu betheiligen. Wenn dies auch anfangs infolge des gewaltigen Andranges mit Schwierigkeiten verknüpft war, so klärten sich doch mit der Heit auch diese Verhältnisse zur allgemeinen Zufriedenheit und in flottem Tanze klang Las schöne Fest harmonisch aus. Den beiden Direcloren des Palmen- gartens, Herren Miederer und Döbner, wird der volle Erfolg des in allen seinen Theilen wohlgelungenen Festes der willkommenste Lohn gewesen sein für die großen Opfer an Zeit und Mühe, die sie der Vorbereitung desselben gebracht haben. HauMd-Schreber-Verein Q-Gohlis. 8 In der vorliegenden Nummer quittirt der Verein, dessen prächtige Anlage an der äußeren tzalleschen Straße neben der Cascrne des Jnsanterie-RegimentS Nr. 106 sich ausbreitet, über die ihm für seineMilchcolonjie zugeqangenen Gaben. Tas Geiainnit- ergebniß beträgt 1232,20 Wie im vorigen Jahre, so hat auch diesmal der Rath unserer Stadt Las Liebeswerk de« Vereins durch eine Beihilfe von LOO aus der Stiftung eines Menschenfreundes unterstützt. Gerade die letzten Wochen haben auss Neue gezeigt, wie berechtigt und nothwendig die Bestie- bringen des Vereins sind, den Kindern des Ortsthe.ls geeignete Spielgelegenheit zu bieten. Auf dem etwa 4000 qm großen Platze tummelt sich unter Aussicht in den Spielzeiten Montag«, Donners- tags und Freitags von 5—7 Uhr eine oft 500 —600 zählende frohe Kinderschaar. Am Kinderfest, das unter überaus zahlreicher Theilnahme Erwachsener am 13. Juli gefeiert wurde und einen allgemein befriedigenden Verlaus nahm, bewegten sich mehr als 1000 Kinder, mit Blumen geschmückt, im festlichen Zuge durch die Straßen nach der Vereinsaolage. Nun wird sür die erholungS- l-imv L ki-ssskokk vlöukotten von Noüsll In vllKl. Vvsvdmaek, Voiles, I'oulLräs, kalstöts, «lackou-Lostiuusu, Lostiuuö-köeksu unä wLssörüiekts» kssssumäutölQ In grosser ^U8ivakl Ullä ^'säsr krolslaxo. Mvnr 8oUck. IZvlvdtvr unä btlUßvr ^16 Leäer kokr- unä patentkokkr. LIvLLUt. ITS«! üsil>8ti'S88e 2, ^6^.. "WlLL.'tsL-islbLn, üklill8trL88k 2, pnrftsrr« ». 1. NI» purt-rr« u. 1.
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