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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190207207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19020720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19020720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-07
- Tag1902-07-20
- Monat1902-07
- Jahr1902
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1902
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concertirt die gelammt« Fapell« Le» 107. Regiments vnter Direction des Herrn K. Giltsch. Et« vo» demselben rutworsene» vornehmes und dabet reichhaltiges Programm wird de« Besuchern ebenfalls gute musikalische Genüsse biete«. § ES ist erfreulich, die Beobachtung zu mache«, daß in alle« BoUSkreisen di« Erinnerung an die Großlhatea unserer Armee so lebendig sortlrbt und in der Brsucheziffer deS SchlachtenvanoramaS „Getdenburg" drückt sich dieses Interesse in lebhaftester Weise auS, den« von früh bis spät ist das Meisterwerk, welches den Kampf der Bayern und Preuße« um Weißenburg und den Gais- berg schildert, stark besucht. 8 Auf der schöne« Theater-Terrasse findet beute Vormittag eia großes Frühschoppeu-Eoncrrt statt, welches vom Neuen Leipziger Eoncert-Orchestrr unter persönlicher Leitung deS Herr« Musikdirektor G. Coblruz auSgeführl wird. 8 Im Hotel de Taxe erfreut noch immer und mit gleich günstigem Erfolge das kroatische Damen - Künstler-Ensemble „Lika daS Publicum durch ihre vorzüglichen musikalischen Leistungen. Sonntags finden stets zwei Concrrte statt. Bei schönem Wetter concertirt di« Eapelle aus der Sommerbühne in dem prächtigen Garten. — Di« Drei Lilien in Reudnitz werden heute vo« Nach mittags v,4 Uhr an ihren Gästen ein Mtlitär-Concert, von der vollen Artillerie-Eapelle unter Direction des Herrn Stabr- trompeter KurtS auSgeführl bieten, während von Abends '/,8 Uhr an die Leipziger Sänger au-dem Krystall-Palast eine humori stisch« Soiröe veranstalten. — Nächsten Dienstag findet daselbst ein Sommernachts-Fest, verbunden mit Concert, Illumination und Brillant-Feuerwerk statt. 8 Im Schlotzkeller concertirt heute Sonntag daS gesammte TrompetercorpS deS Feld-Artillerie-RegimentS Sir. 78 aus Wurzen unter Direktion des StabStrompeters Herrn Maßwig. Für ein sehr gewähltes Programm bat der strebsame Capellmeister Sorge ge- tragen. Abends findet im Garten oder Restaurant Unterhaltungs musik bei freiem Eintritt statt. — Nächsten Mittwoch giebt die voll zählige 134er Capelle unter Herrn Alfred Jahrow'S Leitung im ge nannten Etablissement ein Extra-Concert. § Am heutigen Sonntag finden im SchützenhauS Seller hausen zwei große humoristische Junghähnel'fche Concerte statt, welche sich durch ganz besonders gewählte Programms aus zeichnen. Außerdem sei ganz besonders darauf hingewiejen, daß dies die letzten Sonntag-Concerte der Gesellschaft sind, am nächsten Mittwoch beschließt dieselbe ihr diesmaliges Leipziger Gastspiel. Im Concertpark findet Nachmittags und Abends bei gutem Welter entrsefreie Unterhaltungsmusik statt. 8 Neuer Gasthof L.-Gohlis. Am heutigen Sonntag con- certirt in dem schönen Etablissement des Herrn Klöppel die Capelle deS Ulanen-Regiments Nr. 18 unter Direction deS Herrn Stabs- trompeterS Radrcke. 8 Im „Hotel Schloh Drachenfels" bietet Herr Schöpfe! am heutigen Sonntag wieder ganz Hervorragende-durch einMonstre- Coocert der Capellen unserer heimischen Jnsanterie-Regimenter Nr. 106 und 107 unter Direction der Herren Matthey und Giltsch. Das Toppelconcert, welches Nachmittags abgehalten wird, bringt hervorragende Nummern, am Abend tritt das erste Leipziger Concert-Orchester Günther Coblenz mit einem Concert in die Reihe. 8 Im Etablissement „Drei Linden" wird heute die gesammte Regimentsmusik des königlich preußischen 4. Thüringischen In- anterie-RegimeutS Nr. 72 unter Leitung des königlichen Musikdirektors Herrn Wendt zwei Concerte — Nachmittags 3'/,—6 Uhr und Abends 7—11 Uhr veranstalten, zu welchen besonders gewählte Programme vorgesehen sind. Im Sommer-Theater gelangt die Operette „Fatinitza" von F. Zell und R. GenSe zur Aus führung. Die Ballet-Einlagen werden vom Ballet des herzoglichen Hoftheaters in Dessau und den Miniatur-Solotänzcrinnen vom Hof theater in Altenburg unter Leitung der Ballelmeisterin Fräulein M. Polipky ausgesührt werden. Dem Abend-Concert wird sich ein Brillant-Feuerwerk auschließen. — Kommenden Mittwoch den 23. Juli wird das erste große Blumen fest stattfinden. 8 Im Fclsenkcller in Plagwitz concertirt heute Nachmittag die Capelle Günther Coblenz. Abends wird in dem prächtigen Garten entrSefreies Unterhaltungsconcert abgehalten. Nächsten Donnerstag findet Italienische Nacht statt. 8 Im Rcichsvcrwcser in Kleinzschocher findet heute in dem prächtigen Garten Concert statt. Die Verbreitung der großen Volkskrankheiten in den Monaten März, April, Mai 1902. Die Nachrichten über Las Vorkommen der Pest in den 3 Monaten lauteten im Allgemeinen wohl nicht un günstig. Hat doch in diesen 3 Monaten eine Einschleppung der Seuche in europäische Staaten nicht stattgefundcn, auch ist das epidemische Auftreten der Krankheit in mehreren Staaten einem nur mehr vereinzelten Vorkommen ge wichen, in anderen sogar ganz erloschen. Doch hat andererseits die Verschleppung der Seuche nach Egypten und das Vorkommen derselben in de i verschiedenen Pro vinzen Egyptens die Gefahr einer Verschleppung von da nach europäischen Häfen noch nicht vermindert und erfor dert unausgesetzt die größte Wachsamkeit. So wurde in Suez am l7. April an Bord eines deutschen Dampfers, -er aus Kalkutta kam und in Colombo angelegt hatte, ein unter pcstvcrdächtigen Erscheinungen erkrankter Matrose vorgefunden, auch war ebendaselbst auf einem am 27. April aus Bombay kommenden englischen Dampfer ein pestverdächtiger Matrose verschwunden, -er sich an geblich, wahrscheinlich im Fieber, ins Meer gestürzt haben soll. In Egypten wurden vom 28. Februar bis 29. Mai 261 Erkrankungen mit 146 Todesfällen zur Anzeige ge bracht, die sich ans die Provinzen Garbieh, Charkich, Menu- fieh Minieh, Galimbieh vcrthcilen. Am größten war die Zahl derErkrankungen inDechcneh, Magagha, Kom el mur; aber auch in Tautah, Tala, Mit Gamar, Mit Gaunnanird und Benha zeigten sich Pestfällc nicht selten, und kamen in Korachieh, Shcblanga, Kafr Rabieh, Ekwa, Abussir, Da- miette u. A. in vereinzelten Fällen zur Kenntnitz. In Alexandrien selbst, das bis Mitte April frei blieb, wurden erst am 16. April 2 neue Erkrankungen beobachtet und von da bis zum 2». Mat 18 Erkrankungen mit 0 Todesfällen. Heftig wüthete aber in diesen 3 Monaten die Pest immer noch in Britisch-Jn-ien, namentlich in der 2. Hälfte des Februar bis Ende März, wo die Zahl der wöchentlich gemeldeten Erkran^kungen in der Präsidentschaft Bombay immer noch über 5000 mit über 4000 Todesfällen betrug. Von der ersten Apribwoche an mt»r jedoch eine auf fallende Verminderung der Fälle ersichtlich, so daß tsie Zahl -er wöchentlichen Erkrankungen in der 1. Maiwoche auf 1295, die der Todesfälle auf 1096 herabging. JnS- gesammt erlagen der Seuche in der Präsidentschaft B.ombay vom 22. Februar bis 30. Mat 46 090 Personen. Auch in -er Stadt Bombay zeigte die Pest von Ansang April eine Abnahme, so daß in der 1. Matwoche nur noch 391, in der 2. 300 Todesfälle gemeldet werden konnten. In der oben genannten Zeit betrug die Zahl der gemeldeten Pest-Todesfälle daselbst 7295. Dagegen zeigt die Seuche in jeder anderen Provinz Neigung zur Zunahme, am stärksten in Pundschab, wo der Seuche in einer Woche über 12 000 Personen erlagen. Bedeutend war auch die Zahl der Opfer in Bengalen, Kaschmir, Haiderabad, Mysore. Auch auS verschiedenen anderen Orten, besonders Hafen städten, wurden Pestfälle gemeldet, wie aus Bhavnagar, Mangalore (Präsidentschaft Madras), Veraval. Verein zelte Fälle wurden in Bassein (Burma), Ratnagiri, Rangoon zur Anzeige gebracht. Im Hafen von Chittagong und in Akyab, sowie in Rangoon sollen jedoch Ende April keine Fälle mehr vorgekömmen sein. Im Hafen von Karachi trat aber die Pest im Mai noch heftig auf, sowie auch in Kalkutta, wo die Zahl der Pestfälle im März und April stark zunahm, im Mai zwar wieder kleiner wurde, doch immer noch eine bedeutende blieb. — Japan scheint im Allgemeinen in diesen 8 Monaten von der Seuche ver schont geblieben zu sein) nur in Nagasaki ist auf einem aus Formosa kommenden Dampfer eine Frau an Pest er krankt, die auch der Krankheit erlag und aus Kobe und Nagasaki wird vom 22. April bezw. 13. Mai je 1 Todesfall an Pest gemeldet, die vereinzelt geblieben zu sein scheinen. In Hongkong kamen am 1. Februar und in der ersten Märzhälste je 1 tüdtlich verlaufender Fall, vom 30. März bis 10. Mai jedoch 61 Todesfälle an Pest (meist Chinesen und nur wenige Portugiesen) zur Feststellung. In Hanoi «Cochinchina) wurden im April mchrerePestfälle beobachtet. Aus Singapore (Straits Settlement) wurde kein weiterer Pestfall gemeldet. In AssuncionlPara- guay) ist am 16. April nur auf einem Dampfer eine Erkrankung zur Beobachtung gelangt; desgleichen in Honolulu (Hawai) am 19. und 29. April verein zelte Fälle. — JnMajunga (Madagaskar) kamen vom 19. bis 27. Mai 8 Erkrankungen mit 4 Todesfällen zur Beobachtung. Rio de Janeiro (Brasilien) wurde am 17. Mürz für pestfrei erklärt, Paranagua am 22. März, nachdem am 8. daselbst 5 Personen plötzlich an Pest starben und am 0. und 10. März je 1 Erkrankung festgestellt, seitdem aber kein verdächtiger Fall vorgc- kommcn war. Vorher war ein starkes Sterben unter den Ratten beobachtet worden. Dagegen ist die Seuche in Pernambuco heftiger aufgetreten. In der Zeit vom 28. März bis 28. April gelangten daselbst 108 Erkrankungen mit 71 Todesfällen an Pest zur Kenntniß. Es wurde zwar am 21. April für seuchenfrci erklärt, doch kamen immer noch einzelne Fälle vor. In Porte Allegre sind bis 24. Februar 40 Erkrankungen mit 10 Todesfällen zur Meldung gekommen; seit jenem Tage aber wurden weitere Fälle nicht beobachtet. In Buenos Aires (Argentinien) gelangten am 15. April, nachdem schon einige Tage vorher im Hafen mehrere pestverdächtige Fälle beobachtet worden waren, 8 pcstvcrdüchtige Er krankungen zur Kenntniß; weitere Fälle sind jedoch nicht gemeldet worden. In den Vereinigten Staaten von Amerika wurden nur in San Franzisco am 22. Februar und am 20. April je eine tödtlich verlaufende Erkrankung an Pest fcstgestellt. In größerer Ausdehnung zeigte sich die Pest noch auf Mauritius, doch war auch hier ein Nachlaß ersichtlich. Vom 7. Februar bis 6. März sind 54 Erkrankungen mit 28 Todesfällen, von da bis 13. Avril nur noch 25 Erkrankungen mit 18 Todes fällen bekannt geworden. Auf Manila (Philip pinen) kamen dagegen nur wenige Erkrankungen (vom 9. Februar bis 15. März nnr 3) zur Anzeige. — Im Caplande tritt die Pest nicht mehr epidemisch auf, doch kamen bis in den Mai hinein immer noch vereinzelte Erkrankungen, besonders in Port Elizabeth, zum Vor schein; auch fand man im April und Mai noch mehrere Pestleichen von Eingeborenen. Bei einem in Graaf Reinet als pcstverdächtig isolirtcn Chinesen wurden Pestbacillen nicht nachgewiesen. Im Uganda-Gebiet (Brit.- Ostafrika) war gegen Ende Februar der Ausbruch dcrPcst gemeldet worden; bis 30. März wurden inNairobi 43 Erkrankungen mit 17 Todesfällen gezählt. Doch scheint die Verbreitung keine bedeutende gewesen zu sein, da bis 2 . Mai nur 67 Erkrankungen mit 19 Todesfällen, zu denen bis 20. Mai noch 4 Erkrankungen mit 2 Todesfällen gemeldet wurden. In den australischen Colonien war die Pest auch noch nicht ganz erloschen. In Queensland kamen vom 27. Januar bis 10. Mai 58 Pestfälle vor, von denen 56 auf Brisbane und je 1 auf Townsville und Rosewood entfielen. Auch in Sidney (Nen-Süd- Wales) war im Februar, März und April die Epidemie noch nicht ganz erloschen und wurden seit November 1901 bis 20. April 1902 gegen 100 Erkrankungen mit 26 Todesfällen berichtet. Aus Freemantle (W e st au st räkle n) wird vom 20. Mai der Ausbruch der Pest gemeldet. — Der von Anfang März gemeldete Ausbruch der Cholera unter den Mekkapilgern hat, wie zu erwarten war, schnell Wetter um sich gegriffen und in kurzer Zett eine große Zahl von Opfern gefordert. Daß bet den auS den verschiedensten Gegenden de» Orients massenhaft zusammenströmenden Ptlgerkarawanen und unter den ihre weiten Fahrten unter der glühendsten Sonnenhitze und unter den mannigfachsten Entbehrungen ausführenden sehr geschwächten Pilgern vielerlei bösartige Krankheiten, besonders Ruhr und Cholera, ausbrechen, ist eine be kannte Erfahrung. Die Wetterverbrettung wird durch die vielen, allen sanitären Maßregel» widersprechenden Gitten und religiöse Gebräuche in gefährlicher Weise be günstigt, wir erinnern hier nur an den Gebrauch der Schiiten, welche ihre auf -er Pilgerfahrt Gestorbenen in schlecht verwahrten Verpackungen bis in das heilige Land mit sich führen, um sie in geweihter Erde zu be statten u. A. Andererseits werden die Erkrankungen vielfach verheimlicht, und die Leichen, wie bei den Chinesen, in die Flüsse geworfen, wodurch die Weiter, breitung durch die Verpestung der Flußläufe noch mehr gefördert wird. ES ist deshalb erklärlich, daß trotz aller in der Neuzeit angeordneten hygieinischenMaßregeln, deren stricte Durchführung ja selbstverständlich nicht ge nügend controlirt werden kann, die ausbrechenden Epide- mien sich rasch über großeStrecken verbreiten und in äußerst kurzer Zeit Hunderte, jaTausende von Opfern fordern und daß überhaupt eine sichere Zahl der Gestorbenen nicht an gegeben werden kann. So wurden in Mekka vom 20. Fe bruar bis 5. März 12 Erkrankungen, wozu bis 10. März 26, bis 17. März 126 Todesfälle, bis 24. März 528, von denen 467 auf Mina und Arafat entfielen, bis 31. März weitere 697 Todesfälle gemeldet, die meist zurückkehrende Pilger betrafen. In Medina zählte man vom 4. bis 10. März 342 Todesfälle an Cholera, zu denen bis 15-März noch 29 Sterbcfälle hinzukamen. Da erfolgte der Aufbruch der Pilger und mit demselben die plötzliche Abnahme der Seuche. Vom 15. März bis 25. April ist kein weiterer Cholerafall von dort gemeldet worden, vom 6. bis 13. Mai kamen jedoch noch 21, am 24. Mai 1 Todesfall an Cholera von La zur Anzeige. — In DjeLdah kam am 10. März der erste Cholerafall zur Feststellung, bis 17. März wurden 21, bis 31. März 111 Todesfälle gemeldet. Am heftigsten trat die Epidemie in der ersten Aprtlwoche auf, aus welcher 193 Todesfälle berichtet wurden; in Len nächstfolgenden Wochen nahm die Zahl der Fälle wieder ab, so daß bis 24. April im Ganzen 567 Cholerafälle zur Anzeige kamen. Auch in Aambo und in anderen Häfen wurden zahlreiche Cholerafälle beobachtet. Nambo war am 28. März von Cholera frei. Auf dem Wege von Medina nach Mekka sind unter den Karawanen bis 17. März 423, bis 7. April noch weitere 66 Todesfälle an Cholera vorgekommen. Auf dem Rückwege der Pilger wurden in das Quarantäne- lazareth zu Tor (bis 24. April) 48 Cholerakranke ausge nommen, von denen 84 starben; am 29. April war daselbst kein Cholerakranker mehr, doch wurde daselbst am 30. April noch 1, am 16. Mai noch 2 Erkrankungen auf Pilgerschiffen angehalten. In Suez wurde am 18. April 1 Todesfall, vom 23. bis 27. April auf 12 Pilgerschiffen 44 Erkrankungen mit 34 Todesfällen an Cholera beobachtet. Mit größter Wahrscheinlichkeit kann der von Mitte Mai gemeldete heftige Ausbruch der Cholera aus Sabia und Umgegend (an der Westküste Arabiens) auf Verschleppung der Seuche durch zurückkehrende Pilger angenommen wer den. In Kalkutta hat die Cholera in der Zeit vom 23. Februar bis 10. Mai 1384 Todesfälle veranlaßt. In niederländischJndien nahm die epidemische Ver breitung der Cholera ab. Aus Samarang, Makassar, Tegal, Chcribon, Probolingo, Pekalongang wurden weniger, aus Batavia (bis 6. März) nur 2 Erkrankungen und 1 Todesfall an Cholera gemeldet. In größerer Aus dehnung blieb die Bolkskrankheit in Coerabaya, wo im April die Zahl der Cholcrafälle noch eine bedeutende war und in Celebes auf Java. JnH ongkong wurdenAnfang März auf einem japanischen Dampfer, der in Kaoloon, lag, unter der Besatzung 5 Cholerafälle festgestellt, von denen 3 tödtlich verliefen. Bis zum 15. März wurden in Hongkong selbst schon 13 Erkrankungen mit 10 Todesfällen, bis 19. April 80 Erkrankungen (71 Todesfälle, fast nur Chinesen), bis 10. Mai 94 Erkrankungen mit 85 Todes fällen gezählt. Auch in Kanton (China) herrschte die Cholera schon im März epidemisch. Die Leichen wurden, wie es dort Brauch ist, meist in den Fluß geworfen. Mitte Mai kam die Meldung, daß unweit Amoy, in den Städten Tschangtschan, Tsuantschau, sowie in Amoy selbst die Cholera heftig wüthe. Die Zahl der Opfer konnte nicht festgestellt werden. Auch in Shanghai gewinnt die Cholera stark an Ausdehnung; cs sollen von der chinesischen Be völkerung ca. 50 Personen der Seuche täglich erliegen. Anfang Juni ist die Cholera in Tongku und in Tientsin ausgebrochen. In Singapore herrschte die Cholera im Mai noch in größerer Ausdehnung; in den beiden Wochen vom 27.April bis lO.Mai kamen 183 Todesfälle an Cholera zur Anzeige. Auch auf den Philippinen wüthet die Cholera noch heftig, besonders in Manila und Umgegend. Anfangs Mai erkrankten in Manila täglich gegen 25 Per sonen und in Süd-Luzon war die Seuche auch in die Truppcnquarticre eingedrungen. — Das Gelbfieber zeigte sich in diesen Monaten in verschiedenen Orten ohne als größere Epidemie aufzu treten. So erlagen dem Gelbfieber in Rio de Janeiro vom 20. Januar bis 2O.April 841 Personen. In Vera Cruz hat die Epidemie etwas abgenommen, so daß vom 23. Fe bruar ViS 3. Mai nur noch 82 Todesfälle gemeldet werbe» konnten. Aus Panama, Paramaribo, Limon, Porto Ca bello, Port Limon, sowie aus französisch Guayana (in Laurent, sowie im Hafen von Cayenne) kamen Gelbfieber fälle zur Beobachtung. Die Pockenep'idemie in London scheint zw'ar ihren Höhepunkt überschritten zu haben, immerhin ist aber die Zahl der wöchentlichen Erkrankungen und Todesfälle noch eine bedeutende. Vom Beginn des Ausbruchs der Pocken bis zum 12. Juni wurden in London und in den Vorstädten 9098 Erkrankungen festgestellt, von denen 1536 einen tödtlichen Verlauf nahmen. In dem östlichen Vor orte Westham ist Mitte April ein neuer Seuchenherd aus gebrochen, der sehr zahlreiche Erkrankungen veranlaßte. Aber auch aus anderen Städten kamen zahlreiche Pocken fälle zu Meldung, so aus Nelson, Lancashire, Edmonton, Liverpool, Aylesbury and Ting, AylSham, Biggelswade, Jlfood, Devenport, Glasgow, Birmingham, sowie aus dem Kohlenbezirk Northumberlanb. In Glasgow war Ende April ein Nachlaß etngetreten. In Sicilien hatten die Pocken im April zwar erheblich abgenommen, doch waren sie noch nicht erloschen. In Barbados (Westindien) kamen Ende März noch vielfach Pocken vor, doch sollen sie im April erloschen sein. Auch inHongkong, sowie in Shanghai zeigten sich im Februar und März Pocken nicht selten. In Penang (Strait-Settlements) herrschten Ende März und im April unter den Eingeborenen vielfach Pocken. In größerer Verbreitung kamenPocken auch in New York vor, wo sie in den 3 Monaten 651 Erkrankungen mit 124 Todes fällen veranlaßten. In Paris und Petersburg zeigte das Vorkommen der Blattern eine erhebliche Abnahme. — Der Flecktyphusin der niederländischen Stadt Zaan- -am (bei Amsterdam) war Anfang März erloschen. Anch in Odessa herrschte im März der Flecktyphus; die Zahl der Fälle nahm im April und Mat ab, nahm aber Mitte Juni wieder zu. " Lr. Vermischtes. > — verlin, 19. Juli. In der vergangenen Nacht ver ¬ buchte die Händlerin Böhm in einem TobsuchtSanfall ihren achtjährigen Sohn auS dem Fenster auf den Hof hinabzuwerfen. Der Knabe wurde schwer verletzt in das Krankenhaus übergeführt und die Mutter nach der Irren anstalt gebracht. ----- London, 19. Juli. (Telegramm.) Die Abend blätter melden aus Hongkong: Ein ungewöhnlich heftiger Taifun richtete gestern Nacht großen Schaden in der Stadt und im Districte an. Zwanzig Menschen sollen umge kommen sein. --- Alexandrien, 19. Juli. (Telegramm.) Einer amt lichen Mittheilung zufolge sind in Mucha bei Afsiuh 96 Cbolerafälle festgestellt worden, von denen 50 tödtlich verliefen. — New Kork, 19. Juli. DaS „New A^k Journal" meldet aus Port of Spain, daß auf St. vinzent Be stürzung über eine Reihe erneuter heftiger Erdstöße herrsche. Die Erschütterungen begannen so heftig, daß am Donnerstag früh in Kingstown alle GeschästSlocale und Wohnhäuser verlassen wurden. Lücherbesprechungeu. Die Erntezeit des Amateur-Photographen ist nun wieder da — wogende Kornfelder, blaue Wasserlaufe, ziehende Wolken, malerische Birken, Kiefern und andere Bäume — Alles bietet sich seiner Camera an, mit der er hinauswandcrt, radelt oder autelt (wie der neueste Ausdruck für Automobil fahrer lautet). Eine Fülle von Sonnenlicht von früh bis in den Abend steht ihm zur Verfügung — nutze er diese sonnige Zeit ausl Allerdings da hapert's gar oft — am Apparat, an der Platte, am Objectiv — vor allen Dingen aber am Können, und daran scheitern so unzählige Amateure, daß sie ohne die geringste Vorbereitung hinauszichen und dann enttäuscht zurück kehren, um bald den Apparat bei Seite zu stellen. Ja — ohne Fleiß kein Preis. Ohne Studium geht's nicht ab. Wer Freude an der Photographie haben will, sollte nicht versäumen, sich zu vor neben den nöthigen Handgriffen eine gewisse Summe des photographischen MC anzueignen, dann erst kann er ziel bewußt seine Aufnahmen fertigen, entwickeln und copiren. Wer dies erreichen will, greife zu vr. E. Vogel' s Taschenbuch der Photographie, welches jetzt gerade in zehnter Auflage im Verlage von Gustav Schmidt, Berlin IV. 35, neu be arbeitet und vervollständigt erschienen ist. Hier findet er Alles, was er braucht — gute Lehren, Rathschläge, Anweisungen, auch bildliche Anschauungen, Recevte, Tabellen und vieles Andere. Schon 25 000 Exemplare sind von unserem trefflichen Buche verbreitet, ein Zeichen, wie sehr es dem Bedürfnisse der Amateure entgegenkommt. Der billige Preis von 2,50 c/t für das gebundene handliche Büchlein macht es für Jeden er schwinglich. ** Aus -em Geschäftsverkehr. k „Schloß Detrahof" (L.-Eutritzsch) sei dem Besuche ange legentlich empsohlen, denn einen reizenderen Aufenthalt kann es kaum geben als in den prächtige» Anlage« diejeS Etablissements des Herrn Albrecht. VMswirWaMlher Theil des Leipziger Tageblattes. Alle für diese« Theil bestimmten Sendungen sind zu richte» an dessen verantwortlichen Redakteur E. G. Laue str Leipzig. — Sprechzeit: «ur von 10—11 Uhr Bonn, und vo« 4—5 Uhr Nachm. Eier, Lutter, Käse, Milch. vr. 2. Der Großstädter, welcher die Sommerzeit dazu ver wendet, aufs Land zu wandern, um sich dort von den Strapazen des Großstadtlebens zu erholen, den Nerven die so nöthige Ruhe zu gönnen und Kraft für die bevorstehende Wintercampagne zu sammeln, wird mehr als in dem aufreibenden Leben, welches er sonst führen muß, an Zeit gewinnen, sich um die Nahrungs mittel zu kümmern, von denen cr zumeist lebt. Sein Interesse an den Eiern, der Butter, dem Käse und der Milch ist zweifellos in stetigem Wachsen, und ihm wird cs nicht unlieb sein, auch einige statistische Daten zur Hand zu bekommen, welche ihm zeigen, wie abhängig vom Auslande Deutschland hinsichtlich dieser Artikel für den allcrnotbwendigstcn täglichen Gebrauch ist, eventuell mit welchen Mengen das Ausland Deutschland versorgt. Mit Bezug auf den ersten Artikel muß immer wieder darauf hingewiescn werden, wie außergewöhnlich stark unser Import vom Ausland in vcrhältnißmäßig kurzer Zeit gewachsen ist. An Eiern von Geflügeln bezog Deutschland im Jahre 1899 485 155 D.-Ctr. im Wcrthe von 41,2 Mill. Mark, im Jahre 1901 aber bereits 1 164 870 D.-Ctr. im Wcrthe von 104,8 Mill. Mark. Die Einfuhr ist stetig gewachsen, sie erreichte, was die Mengenziffer angeht, mit 1 181 700 T.-Ctr. im Jahre 1900 ihren bisherigen Höhepunkt, jedoch wcrthcte der Import nur auf 103,2 Mill. Mark gegen 104,8 Mill. Mark im Jahre 1901 bei kleinerer Mcngensummc, ein Beweis, wie sehr sichder Preis der Eier gesteigert hat. Hauptlieferanten in diesem Artikel sind Oesterreich-Ungarn (1901 516 420 D.-Ctr. im Wcrthe von 48 Mill. Mark) und Rußland (1901 50 148 D.-Ctr. im Wertste von 41,6 Mill. Mark«. Daneben kommt hanptsäckilich noch in Betracht: Italien (1901 8.2 Mill., 1900 0,8 Mill. Mark), die Niederlande (1901 2,1 Rill. Mark) und Ru mänien (1901 1,7 Mill. Mark). Sprach man früher von Butter, so verband man damit den Begriff starker Ausfuhr, wenigstens größeren Exports als Imports. Wie aber hat sich das Verhältmh jetzt nun gestaltet! Im Jahre 1893 erreichte der Butterversandt noch die Höhe von 17 Mill. Mark, er war somit von 12 Mill. Mark in 1889 recht in die Höhe gegangen, die Einfuhr betrug damals nur 12,8 Mill. Mark (1889 14,8 Mill.). Im Jahre 1901 aber beziffert sich der Bezug an frischer, gesalzener und ungeschmolzener Butter vom Auslände auf 20 Mill. Mark (1900 25,6, 1899 19,9 und 1898 15 Mill. Mark), und wir sehen den Import in den letzten Jahren rapid steigen, während die Ausfuhr ganz erheblich ge fallen ist, nämlich auf 5,4 Mill. Mark im Jahre 1901. Haupt abnehmer unserer Butter ist immer noch Großbritannien, aber die Menge, welche England im vergangenen Jahre erhielt, be trug nur 16 750 D.-Ctr. gegen noai 21 230 D.-Ctr. im Jahre 1898, also wenige Jahre vorher. Oesterreich-Ungarn, Holland und Rußland aber finden in Deutschland ein immer dank bareres Absatzfeld für diese ihre Waare. Oesterreich-Ungarn führte zu uns 1901 für 9,8 Mill. Mark (1898 4,5 Mill.), Hol land für 8,8 Mill. (5,1) und Rußland für 7,6 Mill. Mark (3,5) an Butter ein. Auch beim Käse ist der Import in auffälligem Steigen. Im Jahre 1889 kamen für 11,6 Mill. Mark an Auslandskäse nach Deutschland, 1901 für 22,1 Mill. Mark. Der Export ist dabei in gleicher Zeit von 1,6 aus 1,2 Mill. Mark zurück gegangen. Im Jahre 1900 betrug cr sogar kaum 1 Mill. Mark. Holland und die Schweiz sind die Hauptlieferanten, ersteres Land führte 1901 nach Deutschland für 10,4 Mill. Mark (1898 8,1 Mill. Mark) ein; letzteres für 9,4 Mill. Mark (7,4). Von Frankreich kam für 1,6 Mill. Mark. Die geringste Bedeutung kommt allerdings der Milch zu, aber immerhin ist wiederum bcacsttenswerth, daß die Einfuhr sich in den letzten 12 Jahren um (4 Mill Mark steigern konnte, während die Ausfuhr sich um 0,4 Mill. Mark erhöhte. Au 1889 1,1 12,0 1,6 0,4 t80t 104,8 29,0 22,1 1.6 Einfuhr 1889 , 41.2 . 14,8 , 11,6 . 1,1 Wie sehr unsere Abhängigkeit in diesen 4 Artikeln seit 1889 gewachsen ist, läßt die folgende kleine Uebcrsicht aufs Deutlichste crscyen (in Millionen Mark): " lssuhr IMi 0,7 5,4 1.2 0,8 Eier - Butter . Käse. , Milch . , zusammen 68,7 157,5 15,1 8,1 Unsere Einfuhr ist sonach um 88,8 Mill, gestiegen, während die Ausfuhr um 7 Mill. Mark zurückging. Von der Berliner Börse. * Berlin, 19. Juli. Der flüssige Geldstand besteht nicht nur hier, sondern ebenso wird aus der Provinz gemeldet, daß daselbst reichliche Geldmittel vorhanden sind und daS Publicum gern sichere und gute Papiere als Cavitalanlaae kaufen will. Die neueste Emission auf die Anleihe der Deutsch-Atlantischen Tele- graphen-Gesellfchaft hat wiederum bewiesen, wie gern derartige, mit 4 Proc. verzinsliche Werthe vom Publicum ausgenommen werden. Bei dieser Gelegenheit darf darauf hinaewiesen wer den. daß früher in der Provinz durch die hohen Vergütigungen, welche die Hypothekenbanken für die Unterormgung von Pfand briefen gezahlt haben, Letztere in großen Posten Eingang in das kapitalkräftige Publicum gefunden haben. Dieses Moment fällt jetzt fort, zumal da die Capitalisten ohnehin den Pfandbriefen gegenüber große Zurückhaltung bewahren. Ein weiterer Mangel an früher sehr beliebten Papieren ist an der Berliner Börse da durch entstanden, daß, wie bereits an dieser Stelle geschildert, eine ganze Reihe dieser Werth: in die Heimathländer zurück gegangen ist oder aber überhaupt aufgehort hat, zu existiren. Die Tranvaalbahn-Papicre, die gleichfalls hierher gehören, werden zur Zeit bereits völlig als Effecten behandelt, die nicht mehr ernsthaft für das Capital in Rechnung zu ziehen sind. Die hierdurch frei gewordenen enormen Capitalien suchen natürlich anderweitiges Unterkommen, wozu nur wenig Gelegenheit ge boten ist. Die Bankiers und ein kleiner Theil ihrer Kundschaft haben allerdings recht bedeutende Summen von Minenwerthcn gekauft; aber man muß dabei beachten, daß hiervon der größere Theil weniger zur Capitalanlage als zu spekulativen Zwecken verwendet wird. Nicht unberücksichtigt darf in diesem Zusammen hänge bleiben, daß auch gute Hypotheken fehlen und, wenn solche vorhanden sind, deren Zinsfuß ein so niedriger ist, daß das Capital wenig Neigung verspürt, solche aufzunehmen. Alles dies zusammengefaßt, läßt die Annahme wohl berechtigt erscheinen, daß bei dem andauernd flüssigen Geldstande das Interesse für unsere inländischen Anleihen über kurz oder lang noch weiter geweckt werden dürfte. Es ist wohl selten vorgckommen, daß so enorme Gelder ange boten wurden, ohne daß es möglich war, auch nur das Geringste davon anzubringen. Die Seehandluna macht zur Zeit dieselbe Erfahrung, daß sie vergeblich Geld auf lange Termine und zu wirklich niedrigen Sätzen offerirt, ohne nenncnswerthe Summen los werden zu können. Weder die Börse, noch der Handel, noch die Industrie zeigen irgendwelchen Geldbedarf. Der unan genehme Punct dieser Geldplethora kommt jetzt wiederholt zum Vorschein, und zwar darin, daß unsere fremden Wechselcourse fortdauernd in die Höhe gehen, um so mehr, als im Auslände die Zinssätze durchweg höher sind als hier. Alle an diese Steige rung der Devisencourse geknüpften Vcrmuthungen erscheinen hinfällig; der Grund liegt eben einzig und allein in dem gegen wärtig bei uns herrschenden außergewöhnlichen Gcldüberfluß. Die Besorgniß, daß London sehr bald den Goldpunct über schreiten könnte, ist überflüssig. Zunächst ist kaum anzunchmen, daß überhaupt Gold von hier fortgeht ; aber selbst wenn solches
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