Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.02.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190402245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19040224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19040224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-24
- Monat1904-02
- Jahr1904
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.02.1904
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«absolviert haben. — Petition Paul Robert Herrmann» und Clemens Oswald Götze», In Firma Paul Herrmann ». Götze in Dresden, um Gewährung einer wetteren Ent- schöbtgung au» Staatsmitteln. — Petition de» Karl Juliu» Wchter in dlltpuschwttz bei Bautzen um BewiMgung einer Unterstützung. — Der Sitzung wohnte auch Se. -gl. Ho heit der Kronprinz bei. — Sömmtliche Petitionen ließ man den Anträgen der Deputationen gemäß auf sich beruhen. Der Krieg in Ostafie«. Nach einer Meldung aus Dschifu berichtet der Kapitän de» deutschen Dampfens „Pranto" (über Pari») folgendes: Am 10. Februar abends fuhren wir in den Hafen von Port Arthur ein. Der Hafenkapitän signali sierte: „Lichter löschen". Wir gehorchten. Zwei Stunden hindurch war alles ruhig. Gegen 1 Uhr nachts begannen russische Scheinwerfer zu spielen. Der „Pranto" erhielt Bolllicht. Gleich darauf, ohne Warnung, schlug die erste Bombe in eine Offizierskajüte; eine zweite und dritte Bombe verfehlten ihr Ziel; eine vierte schlug unweit der ersten ein. Endlich wurden unsere Signale bemerkt und das Feuer eingestellt. Man signalisierte „Entschul digung". Der „Pranto", sowie unser Schicksalsgenosse, ein gleichfalls beschädigtes englisches Schiff „Shipian", waren aus unbekannter Ursache für Japaner gehalten wor den. Unser Schade ist noch nicht festgestellt, er dürfte 50000 Mark betragen. Der deutsche Konsul in Tschifu lei tete die erforderlichen Schritte ein. Die englischen Rüstungen von denen gestern eine Depesche meldete, bringt man mit dem erwarteten englischen Protest gegen eine Durchfahrt der russischen Schwarzmeer-Flotte durch die Dardanellen in Zusam menhang. Die Pforte wolle angeblich nach erteilter Zu stimmung der kontinentalen Mächte die Durchfahrt unter gewissen Bedingungen gestatten. Rußland sei, so wird hin zugefügt, seiner Sache so sicher, daß es schon mit enor mem Risiko Kohlenschiffe mietete, welche die Flotte nach dem fernen Osten begleiten sollen. Dieser Darstellung ent gegen versichert man in Pariser offiziellen Kreisen, Ruß land habe seine Schwarzmeer-Flotte derzeit ganz ent sprechend den Verhältnissen plaziert und werde, falls eine Aenderung später wünschenswert erscheine, diese zu er reichen wissen. AuS Dschemulpo wird den „Times", wie man dem „L. A." aus London meldet, über die japanischen Operationen in Korea folgendermaßen berichtet: Die Japaner haben auf Grund ihrer Erfolge zur See ihren ursprünAichen Plan, bei Masampho zu landen und von dort Nordwärts zu marschieren, aufgegeben; sie setz ten statt dessen jetzt bei Dschemulpo ein Armeekorps Von drei Divisionen ans Ufer. Von dort marschieren die Trup pen auf Söul. Kleinere Abteilungen sind bereits, zur Anlegung von Fouragedepots vvrausgegangen. Die Lan dung vollzieht sich trotz der schnellen Planveränderung mit aller Ruhe und Promptheit. Eine weitere Vorschieb ung der Operationsbasis nach Tschinampo, nordwestlich von Söul an der Mündung deS Teidong-Flusses, ist in Aussicht genommen, sobald der dortige Hafen eisfrei wird. Dagegen wird, solange die russisch^ Flotte in Wla diwostok intakt ist, kein japanischer Landungsversuch auf der Ostküste gemacht werden Ferner wird aus Söul tele graphiert, die Russen rückten stetig südwärts vor. 600 Mann hätten bereits Suktschön, 48 Kilometer südöstlich von Anju, an der Straße nach Söul, erreicht. Mehrere Rekog- noSzierungsabteilungen ständen südlich! von Anju. — Dem „Daily Chronicle" wird aus Charbin telegraphiert, die japanischen Granaten taugten nichts ; ein starker Prozent satz explodierte nicht. SM-"« ch-ft. an ihn» HUteparkt« Vie ,« werde». Sodom, ward« der Der Schiedsspruch in der Venezuela-Frage zieht in Erwägung, daß der Gerichtshof sich binden muß an die Grundsätze des Völkerrechts und an die Lehren der Justiz; daß die zu Washington seit dem 13. Februar 1903 unter zeichneten Protokolle und namentlich dasjenige vom 7. Mai, dessen bindende Kraft nicht in Zweifel ge zogen werden kann, die legale Grundlage des Spru ches bilden; daß der Gerichtshof nicht kompetent ist, die Rechtsprech ung der gemischten Kommissionen in Caracas oder die Natur der militärischen Operationen der Mo- ckademächte gegen Venezuela anzufechten, noch zu entscheiden, ob die drei Mächte alle friedlichen Mittel erschöpft haben, um die Anwendung der Ge walt zu verhindern; daß der Gerichtshof lediglich feststellen kann, daß Vene zuela seit dem Jahre 1901 den ihm wiederholt angebotenen schiedsgerichtlichen Vergleich mit Deutschland und Großbritannien abgelehnt hat; daß nach dem Kriege kein Friedensvertrag abgeschlos sen wurde, daß aber die kriegerischen Maßnahmen der Blockademächte ausgehört haben, bevor diese Mächte die Befriedigung aller ihrer Forderungen erlangt hatten; daß andererseits die Frage der Vorzugsbehandlung dem Schiedsgerichte unterbreitet worden ist. Der Gerichtshof muß in diesen Tatsachen kostbare Be weise zu gunsten des großen Schiedsgerichtsprinzips in allen Phasen internationaler Konflikte erkennen. Die Blok- kademächte konnten mit ihrer Zustimmung zu dem Pro tokoll nicht die Absicht haben, auf ihre erworbenen Rechte oder auf ihre bevorzugte Stellung zu verzichten. In der Tat erkannte die Regierung von Venezuela selbst im Prin- I« Reich» tag« dllorksttsch grsärßt«^ r«s«s»efchtchil. Zum Aufstand Im Hererogebiete sind vom Gouverneur Leutwein folgende zwei Telegramme vom LS. d. M. etngegangen: Die gegenwäjrtige Kriegslage ist folgende: Die Ostabteilung unter Glasenapp mar schiert über GobabiS gegen den Häuptling Djotjv und sperrt die Grenze. Die Hauptabteilung sammelt sich bei Okahandja und beschränkt sich bis zum Eintreffen der Verstärkungen auf kleinere Vorstöße gegen den anscheinend bet Otjosongati und Materberg in abwartender Stellung befindlichen Feind. Die Westabteilung unter Estorfs geht auf Outjo vor und entwaffnet den Omarurustamm. Vom Süden des Schutzgebietes befinden sich eine Kom pagnie und eine Gebirgsbatterie im Anmarsch. Zum Schutze des Südens bleiben eine Kompagnie und zwei Geschütze zurück. — Das zweite Telegramm lautet: Eine Abteilung unter Oberleutnant Schultze erbeutete am 8. d. M. in einem Gefecht südlich von Tsumanas 300 Stück Großvieh und 400 Stück Kleinvieh. Der Feind hatte 10 Tote, diesseits keine Verluste. Am 2. Februar haben Owambos des Kapitäns Nechale den Polizeiposten von Amatoni angegriffen, sind aber mit einem Verlust von 60 Toten geschlagen worden. Der Posten wurde später eingezogen. Die Owambos des Kapitäns Kvmbvnds sind bisher friedlich Estorfs hat Verbindung mit Outjo her gestellt. Herr De. Schul,. in dem vutzudkuß »,« g«»ord»n Herr, al» Präsident vorstrht. Unt« all« Reich» ämtn» bildet da» «s«»ahüa»t daß MaunRämch«, da» Mai, dekmmt »ad w'ni, »«achtet ist. Obwohl ihm Fürst «Swarck «d <mch der Raichilta, bei sei»« Begrtadm,» eise -röstn« Bedeut»»» zu- legt«, hat «» sich »ach da «tgeg«,«setzt« Seit« hi» rat« wickelt. Dl, vahäliaissr hab« e» za «i»a Etnrichtuu, ,«» stempelt, vo» da maa eigentlich »Icht acht weiß, wozu sie über« haapt »och existiert. Dies« Auffass«» klang auch ziemlich schars au» d« Antwort« dr» Herr» Dr. Schul» heran», da immer wird« aus seine Giuflaßlosigkeit hiawir» m>d dl« Ab»», daraus aufmerksam «achte, daß da» RelchSeisrubahuamt alcht die Br« deutung habe, di« ihm Angelegt «erd«. Deshalb ab« wurde «» ihm auch wn so leicht«, in selten objektiv« Weise di« vorg«. bracht« Beschwerden üb« dir Umleitung« de» Güterverkehr», üb« die Verschiedenheit d« Tarife, da äußn« Einrichtungen der vag« usv. al» berechtigt aazuerkermn». — Wo also die grsuad« Erkmntni» und d« gut« Will« vorhanden ist, srhlt» au drn Mitteln d«r Durchführung, «in« Tatsache, di« aus da» Han» keia«»w«gl «in« «rmutigeudßU Eindruck macht«. Dies« Stimmung kam denn auch i« d« R«dru der Abgg. zum »«- r«dt«n Ausdruck und sir zogiu «S vor, sich uicht so sehr mit dem Etat al» vielmehr mit kleiustaatlich« Bahn- und Finanz. s«ag«v und mit dru vorhaudeu« Eisersüchtelri« geg« di« gro ßrn Urberschüfse d« preußisch« Staat»bahn« zu beschästigrn M«hr al» einmal wurde heute auch da» Andenken de» Altreichs kanzler» Bismarck iu di« Debatte gezogru und lebhast dr« Be bauer» Ausdruck gegeben, daß di« von ihm in dm 70« Jahren angeregte RrstchSeiseubahugemeiuschast bei dm süd« und mitteldeutsche» Staaten so schars bekämpft und «möglich gemacht worden sei. Die sehlmd« vnkehrSeiuhrit und die schlechten fiuauziellm Zustände hättm sich also di« heute darüber so lebhaft klagmdru Kleinstaaten selbst zuzuschrribeu. In dieser sür di« Bundesstaate» wenig schmeichelhafte» Weise äußerten sich vor alle« dt« Abgg. Hieb« (ul.), Dr. Müll«.Meiningen, Müll«. Saga» (srs. Vp.), Dr««»bach. Hildmbroud «d Hoff, wann» Saatfeld (soz ), die daneben daun ab« auch noch der Durch, lkhrung großer Reformen da» Wort redeten. Gegen die Nm- lrituug de» Güterverkehrs protestierten ganz besonder» schars dir Abgg. Gröber (E), Storz (südd. Lp.) «d Dr. Vogt (Bauern. Hund). Unter groß« Heiterkeit dr» Hause» trug Herr G-Vb« im gemütlichen Schwabmdialrkt da» folgende ergötzlich« Ver». chm vor, da» man in Württemberg aus di« prmßische Engherzig, leit gedichtet hat: .Aus d« schwäbschm Eisenbahn« gibt e» viel« Havptstatioue, aber r» ist doch zu dumm, alle» sahrt halt draußr rum!" Bi» ans dir recht« Seit« de» Hans«» stimm, ten Henn Gröber alle Parteien zu, der daun noch dr» Wei« trren auSsührte, daß diese» System dem ReichSgedaukeu durchaus widerspreche. Hieraus antwortet« dann recht lebhaft und spitzig im Namm d« »Norddeutschen* der streitbare Herr Gamp von der ReichSpartei mit einem lebhaften .Nein!' Den hungrigen Kleinstaaten gescheh« schon ganz recht «d di« preußisch« Staat», bahnvrrwaltung Handl« sehr Vervünstig, wenn sie möglichst viel tür sich hrranSzuschlagm suche. Abg. Goth,im (fr. vgg.) wars de» Konservativen schnödesten EgoiSmu» vor; 1866 hätten st« auf die Süddeutschen geschimpft, al» diese gegen drn Gedanken der ReichSeisrniahngemeinschast Bedenken hatten; hmte versuch ten sie e» zu Gunsten de» preußischm Staatssäckel» die Mein, staatm wen» möglich ganz auizuiaugm. Da» sei sehr bedou« lich und im Jutmeffe de» R«ich»grdankm» schars zu bekämpfen Zum Schluß wurde denn auch eine Resolution angenommen, die drn Reichskanzler ersucht, auf die verbündeten Regierungen rinzuwirkm, daß die Umleitungen de» Güterverkehr» möglichst eingeschränkt und daraus Bedacht genommen wird, daß den Karle Köpfe. Roman von B. Corony. 68 „Er wird sich hüten, seine Reichtümer einer Frau zu hin terlassen, die ihn betrügt." „Wir wissen nichts davon, daß sie es thut." „Aber wir besitzen auch keine Beweise deS Gegenteil» und jedenfalls lassen wir es ihn glauben." „Was kommt dabei heraus? Wissen wir nicht seit heute abend, daher mehr als je in sie veruarrt ist? Die braucht nur zu winken und er läuft trotz all'seiner Zweifel oder gerade deshalb hinter ihr her, wie ein Hund. Ob treu oder untreu, was wissen wir beide davon? Lügen und er finden ist leicht, beweisen schwer. JesuS!...' Laut aufkreischend entfloh das Mädchen. DumanoiS wandte sich, der Richtung ihres entsetzten Blicke» folgend, rasch nm und gewahrte seinen Herrn, der, den Schlafrock loje nm die Schultern geworfen, auf der Schwelle der geüfsncien Thür stand. Zunächst sprach keiner von beiden ein Wort, dann schüt- rette nervöse» Zittern Noirods ganze Gestalt. Er hob den rechten Arm mit geballter Faust empor, während seine Brus: keuchte und er nur mühsam die Worte herauSstieß: „Schurke, der mich betrogen hat, nimm Dich in acht, nimm Tim in acht! Ich hörte Euer ganze» Gespräch." „Ans dem doch jedenfalls nicht hervorging, daß ich im wesentlichen gelogen habe," erwiderte der Kammerdiener, alles verloren sehend, frech. „Thatsache ist und bleibt, daß die gnädige Frau den Maler aufsuchte, und wa» sie heute selbst zn C.v. Gnaden gesagt hat, da» wird doch auch wohl wahr kein." „Co hast Du dennoch gehorcht?" „Ja, wenn'» denn durchaus gesagt sein muß." Kaum waren die Worte au» ;einem Munde, so wich DumanoiS zurück und verschwand hinter der nächsten Thür, denn die Augen de» Herrn unterliefen rot und seine Hände packten eine mächtige Alabastervase und schwangen sie em- ö«r mit ein« Kraft, die nur der höchste Paroxtsmu» ver leiht. Zu Scherben zerbrechend, schmetterte sie auf den Bo den nieder, ohne ihr Ziel zu treffen. Noirod starrte mit verglastem Blick auf die Trümmer, lachte halb blödsinnig und wankte in sein Zimmer zurück. E» war spät, bedeutend später al» sonst, al» George nächsten Tages klingelte. DumanoiS kam. Seine Augen hatten den Blick eines bösen, heimtückischen und feigen Hunde», al» er im Rahmen der halbgeöffneten Thür stehen blieb, gleichsam darauf gefaßt, sofort die Flucht ergreifen zu müssen. Aber Noirod wandte nur den Kopf und sagte mit gleich- giltigem Ton: „Sie waren gestern betrunken, DumanoiS, das bin ich nicht an Ihnen gewöhnt und leide e» nicht bei meinen Untergebenen." „Gnädiger Herr, ich ..." „Sie waren betrunken! Da» ist Ihre einzige Entschul digung. Andernfalls müßte ich Sie wfort au» dem Hause jagen. Aber so, da ich bisher mit Ihnen zufrieden war, mögen Sie noch ein halbes Jahr bleiben und dann in un auffälliger Weise, al» geschähe e» auf Ihren Wunsch und nach friedlichem Ueberemkommen, den Dienst verlassen. Ich bin nicht abgeneigt, Ihnen sogar ein gute» Zeugnis zu ge ben. Sollten Sie e» sich aber einfallen lasten, Lügen über mich oder Frau von Noirod zu verbreiten, dann werde ich dafür sorgen, daß Ihnen jede» herrschaftliche Hau» ver schlossen bleibt. Für Jeanette gilt da» Gleiche. Sie mögen e»ihr sagen. Gehen Sie!" Schweigend zog sich der Kammerdiener zurück. Er wußte zu viel, war zu sehr der Vertraute seine» Herrn gewesen, al» daß dieser gewagt hätte, ihm ohne weitere» die Thür zu weisen. Wie wurde e« aber mit dem Legat? Sollte er nun doch nicht al» „gemachter Mann" den Dienst ver- lasten? Jeanette nahm übrig«» die Sache weit schwer«. Nun, da die Dinge eine so unerfreuliche Wendung nahmen, lag ihr gar nicht» mehr an Monsieur Dumanvi», wohl aber viel an ihrer sorgenlosen, reich dotierten Stellung. Sie kam daher als eine Reuige und Bittende zu Frau von Noirod, gestand alles und flehte nm Verzeihung. Diese wurde nicht gewährt. Hertha zeigte nach der Thür und sägte: „Sie mögen ein halbes Jahr bleiben, weil Ihnen der Herr das zugestand, aber meine Gemächer zu betreten, verbiete ich sowohl Ihnen als DumanoiS! Anna wird mich künftig bedienen." Schluchzend entfernte sich das Mädchen. Noirod verlieb jetzt seine Gemahlin fast nie. Die Worte deS Kammerdieners: „Thatsache ist und bleibt, daß die Gnädige den Maler aufsuchte," klangen ihm beständig in den Ohren. Wie es bei niederen Naturen häufig geschieht, daß ihnen wohl dann etwas wertvoll erscheint, wenn sie im Begriff stehen, es auf ewig zu verlieren, so fühlte auch George die Leidenschaft für sein lange vernachlässigtes Weib wieder auflodern. Er bat, flehte, drohte, und Hertha schwankte beständig zwischen schmerzlichem Mitleid und Ab- neigung. Daß sie ihm letztere nicht verbarg, bestärkte ihn in seinem Argwohn und in seinen» Entschluß, sie strengsten» zu überwachen. Die junge Frau gehörte aber nicht zu jenen Naturen, die sich fügen. Sie bäumte sich auf wider das Joch seines Willens und sagte ihm offen ins Gesicht: „Welches Recht hast Du, mir Befehle zu erteilen, Du, der seine Pflichten mir gegenüber stets mit Füßen trat? Wie darfst Du wa gen, mir Gesetze vorzuschreiben, Du, der Du niemals solche gelten ließest, wo e» sich um seine eigenen Wünsche han delte?" Da traf ein Brief von Natalie ein. „Deine Mutter hatte einen heftigen Ohnmachtsanfall,, al» wir neulich durch den Wald gingen," schrieb Fräulein von Sterneck. Wir befanden un» näher bei dem Brun nenhof al» bet Prosnitz und so wurde sie, al» ich Hilfe suchend dort anklopfte, ausgenommen. Der alte Mehring ist trotz seiner Rauhheit rin guter Mann. Er trug die Besinnungslose selbst in sein Hau», aber sie erholte sich nichts« schnell, al» wir hofften und der Arzt verlangt größte Ruhe." 110,1»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder