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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190405284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19040528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19040528
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-28
- Monat1904-05
- Jahr1904
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1904
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«fgestckl«, Rolf, daß Ich jetzt ost etwas überhöre?" Sie sah ih» »»Mich an. du bist zuweilen recht unaufmerksam, wenn zu dir gebrochen wird; natürlich du bist angegriffen, du hast dir bei der Pflege der Mama zu viel zugemutet." „Stein, Rolf, das ist es nicht. Ich bin nicht unauf- »erkfamer al» früher. Wer ich glaube — ich fürchte — ich fürchte, es liegt an meinem Gehör, Rolf." »Torheit, Ella! Woher sollte dir plötzlich ein Gehör leide» kommen?" Wer er sah sie doch sehr erschrocken an. ,Mamas Bater hörte nicht gut; sein Bruder war fast ganz taub. Du siehst, es ist ein Leiden, das unserer Familie nicht fremd ist; — warum sollte es nicht auch mich treffe» können?" ,Lch kann eS noch nicht glauben. Ich komme heute nachmittag und untersuche deine Ohren genau. Jetzt habe ich keinen Augenblick Zeit. Bor allen Dingen ängstige dich nicht, bis du weißt, ob Grund dazu vorhanden ist, meine kleine Lerche." Er küßte sie und ging. Sie blieb mit einem sorgen volle» »ad doch dankbaren Herzen zurück. Wie gut war cs doch, daß sie Rolf hatte! Er, der geschickte Arzt, mußte ihr ja Helf« könne». Fortsetzung folgt. Eettstmie Ksr»e» her Liedrswerdurs« Et»« Plauderei für de» .Liele-monal". M Die Art und Weise, wie bei den verschiedenen Völlva» der Jüngling um die Angebetete seines Herzens Wirbt, ist ungemein mannigfaltig. Die Liebeswerbung voltzbcht sich z. B. bei den ungarischen Zigeunern fol- Oendermaßeu: Kuchen werden als .Liebesbriefe" ge braucht. In den Kuchen wird eine Münze hineingebacken »nd der Kuchen bei der ersten Gelegenheit der Begün stigt« überreicht. Das Behalten wird als „Annahme" - angesehen, das ungestüme Zurückgeb« als Fingerzeig, haß die „Aufmerkstönkeiten" unerwünscht sind. Das er- ß»»ert wenigsten» Beine Beredsamkeit des Liebhabers. I» einig« Teil« der Wett wird von dem Liebhaber MWh nur Lörperkvaft verlangt. Unter den halbwilden Dtidnm« in der arabischen Wüste um d« Sinai ver- ' sticht der Liebhaber, die Umworbene zu ergreifen, wäh- Whd sie chres LaterS Herd« weidet. Sie bewirft ihn Kitt Stein«, und wenn es ihr gelingt, ihn zu verwun- d«, ist sie lebenslänglich berühmt. Wird sie jedoch in Waes Vaters Zett getrieben, so ist der Zweck des Lie- hWiden erreicht, und das Verlöbnis wird verkündet. " Ter Eskimo (am Eismeer im nördlichsten Teile Nord- amerikas) geht off« und, ohne erst auf den Busch zu Mopsen, zu der WohnUng seiner Geliebten, ergreift sie M» ihrem lang«, stark« Haar oder ihren Pelzkleidern MMd zieht sie zu seinem eisig« Lagerplatz oder in sein -Üt aus Fell«. Viel mehr Poesie liegt in der Werbung der Yao Mido», eine» der viel« birmanisch-tartarischen (Hinter- Rdiea) Völler, die ganz ohne Worte, nur mit den Tönen dar Musik um ihre Frau« werben. Am ersten Winter tage findet ein großes Fest statt, zu dem alle heirats fähig« Mädchen zusammenkommen und auf die Musik WK«, die von den unter dem „Wunschbaum" sitzenden Junggesellen gemacht wird, wobei jeder auf seinem LtttiliugS-Jnstrummt spielt. Wenn das geliebte Mädchen Uarbeig^tzt, spielt der Jüngling lauter und gefühlvoller. Wem» das Mädchen ihn nicht hört und wettergeht, so weiß atz daß sie ih« nicht hab« will; tritt sie aber zu W» und legt ihm eine Blume auf das Instrument, so springt er auf, faßt sie an der Hand, wobei er sich in acht nimmt, die Blume nicht fallen zu lass«. Ein merkwürdiger Brauch herrscht unter den Dahaks von Borneo (Südsee-Inseln Mischen asiatischem und australischem Festlande). Wen» einer um das Mädchen seines Herzens werb« möchte, hilft er ihr ritterlich bei dem schwerst« Teile ihrer schwierig« täglichen Ar beit. Wenn sie ihn anlächelt, wenn auch noch so hold, so antwortet er nicht gleich, sondern erwartet die nächste dunkle Nacht. Dann stichlt er sich zu ihrem Hause und weckt sie, wenn sie schlafend neben ihren schlafend« Elte« liegt. Geben die Eltern ihre Zustimmung/ so rühren sie sich nicht, sondern schlaf« weiter oder tun wenigstens so. Nimmt das Mädchen an, so steht es auf und nimmt den von dem Schatz gebracht« Betel (Pfef fer) und die Süßigkeit« an. Das besiegelt ihr Verlöb nis, und er scheidet, wie er kam, ohne zu sprechen oder angesprochen zu werd«. Wenn der Japaner seine Liebe bekannt zu machen wünscht, wirft er ein« Strauß blasser Pflaumenblüt«- Knojp« in ihre Sänfte, wenn sie sie besteigt, um zur Hochzeit einer Freundin getragm zu werden. Wirft sie die Blumen heraus, so ist der Bewerber verworfen; steckt sie sie aber in ihren Gürtel, so ist der Freier an nehmbar für sie. In Spani« herrscht vielfach der Brauch: Gegen Abend, wenn es kühl geworden ist, pocht der Mann an ihres Vaters Tür und bittet um eine Kürbisflasche voll Wasser, die er natürlich erhält. Jetzt kommt aber der entscheidende Augenblick. Wenn ihm nicht ein Stuhl inner halb des Torwegs oder ein Sitz im Garten angebvten wird, so verbeugt er sich und geht, denn er ist abge wiesen; andernfalls bleibt er als angenommener Freier. Tann findet eine allgemeine Feier der Familie der Braut zu Ehren der Verlobung statt. GMS. Was uns zum Himmel machen kann die Erde Auf kurze Zeit sind liebe Menschen nur: Kein blauer Bergjee, keine blühende Flur, Kein liebliches Geläut der Alpenherde, — Kein Gletscher, dessen Gipfel die Beschwerde Des Aufstiegs lohnt durch Blendwerk der Natur, Läßt im Gemüt so dauernd lichte Spur, Wie lieber Menschen freundliche Geberde. Nicht floß von junger Leidenschaften Glut«, Auch von bewährter Freundschaft bleibt ein Glanz, Ter jede Stätte einst'g« Glücks verklärt. Tas Glück inr Leben zählt nur nach Minuten: Sie bieten Blumen zum Erinnerungskranz — Wer ihn nicht windet, war des Glücks nicht wert. W. A. Friedrich Badenstedt. Denk- «nd Sttmfpriiche. Menschengunst und Gottesgnad' sind gut, wenn man's beisammen hat. Soll's aber Menschengunst nicht sein, so tut's auch Gottes Gnad' allein. Wer keinen Willen hat, ist immer ratlos, ' Und der kein Ziel noch hat, ist immer pfadlos, Und der nicht Früchte hat, ist immer saatlos, Und der kein Streben hat, ist immer tatlos. Carmen Sylva. K«k «» Val«, w» Lag« L «bürrlich, Riesa; sür dir Redaktion verantwortlich Hamann Schmidt in Rtesa. ' ISE- ZMI ZMIs Erzähler an -rr Tide. Bellet». Gr»tt-l>eil«t« r»> „Mes«er Lagetlatt". Rief«, d« L8. «»i 1VV4. KV. gliche». Nr. L». Verarmt. Bon O. Müller. Fortsetzung. Und wieder kam die kalte Zeit. Meder begann das gesellige Treiben die Familie Wendtland in ihren Wirbel zu ziehen. Eines Abends fuhr man auf einen Ball in einem befreundet« Hause. Ella ging gern; sie wußte, sie würde Rolf sehen, und sie fühlte sich schon glücklich, wenn sie ihn nur sah. Sie war sehr lieblich heute abend. In dem mattrosa Ballkleide, das hier und da frische Schneeglöckchen schmückten, — Ella hatte die Eigentüm lichkeit, nie künstliche Blumen zu tragen, — und in dem dichten, frisch« Kranze derselben Blum« im Haar sah sie aus, wie — man verzeihe den Vergleich, er ist alt und schäbig, aber immer wieder bezeichnend, — wie jene liebliche Rose, welche man „Mädchenröte" genannt hat. Hanna sah ihr mit einer kleinen, aber wirklich nur sehr kleinen Anwandlung von Neid und desto größerer Bewunderung nach, als sie mit den Eltern davonfuhr. Sie selbst besuchte noch keinen Ball. Die Mama liebte ein zu frühes Einführ« in die Gesellschaft nicht. Der Abend sollte ein ereignisreicher für Ella werden. Cie hatte mit dem Leutnant v. Otte getanzt und war in ihrer gewohnten Weise freundlich gegen ihn gewesen. Es war heiß im Saal, und ihr Tänzer führte sie in ein kleines, kühles Seitengemach, in dem sich zufällig niemand befand. Ihm schien das erwünscht, denn plötzlich, ehe sie ahnen konnte, was er beabsichtigte, begann er, ihr zu sagen, wie er seit Jahren, ja, s eit ihrer Kindheit fast, den einen, gro ßen Wunsch habe, sie fürs Leben zu gewinnen, wie er sie von ganzem Herzen liebe, so sehr und so treu nur ein Weib geliebt werden könne. Er habe sich seit langem gesehnt, ihr das zu sagen, und stets, wenn ihm das Wort auf den Lippen gelegen, habe er es doch wieder zurückge- gedrängt, weil er wieder und wieder gezweifelt habe, ob es möglich sei, daß sie, die Vtelumworbene, seine Neigung erwidere. All das sagte er ihr nicht leidenschaftlich und stürmisch, sondern schlicht und ernst, wie es seine Art war, über Tinge zu sprechen, die ihm zu Herzen gingen, und in seinen Augen lag eine beredte Bitte. Sie sah es nicht. Bald rot, bald bleich, blickte sie vor sich nieder, nicht zu ihm empor, der vor ihr stand. „Habe ich Sie erzürnt, Fräulein Ella, jo verzeihen Sie mir." Nun sah sie auf. Ihre Augen standen voll Tränen. „Erzürnt! Wenn Sie mir das Beste bieten, was Sie haben, Ihr gutes, edles Herz!" und sie stand hastig auf und bot ihm die Hastd, die er, sie mißverstehend, freudig ergriff. „Nein, ich bin es, die um Verzeihung zu bitten hat, denn in meinem Benehmen muß unwissentlich etwas gelegen haben, das Sie zu Ihren Worten berechtigte. Ver zeih« Sie mir, wenn ich Sie glauben machte, ich! erwiderte Ihre Neigung. Es ist nicht der Fall, kann es nie sein," und Träne auf Träne rann über ihr Gesicht. Er ließ ihre Hand fahren; sein gutes, männliches Ge sicht üvar bleich geworden. . „Und ich darf meine Bitte nie wiederholen?" „Niemals) denn ich kann sie nie gewähren. Was ich an herzlicher Sichtung und Freundschaft empfinden kann, gehört Ihn«, — aber ich weiß, das ist es nicht, was Sie wollen. Mein Leben und meine Liebe sind verschenkt — seit lange," fügte sie kaum hörbar hinzu. ,-So war ich ein Dor", sagte er traurig und wollte gehen. ' „Und Sie verzeihen mir, daß ich Sie täuschte, ohne e- zu wollen?" Sie konnte es nicht ertragen, ihm Po weh ge tan zu haben, und streckte ihm ihre kleine Hand bittend entgegen. Er zog sie an seine Lippen, küßte sie aber nicht, sondern ließ sie plötzlich falle» und ging rasch hinaus. Man sah ihn an dem Abend nicht mehr. Minutenlang saß Ella allein und weinte, als wenn sie ein wirkliches Unrecht begangen hätte. Gerade ihm, d« sie nach Rolf am meisten von all« Männe« schätzte, hatte sie so weh getan, das kränkte sie bitter. Freilich, mit Rolf war er natürlich nicht zu vergleich«! Da fühlte sie eine Hand sich auf ihren Kopf legen, und jemand sagte: „Was hat man meinem armen klein« Mädchen getan? Hat dich jemand gekränkt, Ella?" Es war Rolf. Sie hob ihr tränenüberströmtes und dadurch nicht eben verschönertes Gesicht zu ihm empor: „O, niemand, Gott Weitz es, aber ich, ich hübe den besten Mann beleidigt und gekränkt." „So habe ich mich bis jetzt in einem argen Irrtum befunden. Ich war eitel genug, zu glauben, ich sei in deinen Augen der beste Mann." Sie lachte durch ihre Tränen. „O, nicht doch, nur der geliebteste." „Nun, das genügt. Ich kam, um dich zu frag«, kleine Ilse, ob ich morgen zu deinen, Eltern gehen und mich ihn« zum Schwiegersohn anbieten dürfe. Ich bin jetzt fast ein Jahr in der Stadt und glaube, ich darf es wagen. Ich habe nicht nur „täglich Brot" für mein kleines Mädchen und mich, sondern auch noch etwas Butter dazu." Was Ella antwortete, und wie überhaupt jener denk würdige Wend sein Ende erreichte, wußte sie später nicht mehr. Ihr war von dieser Minute an alles wie ein seliger Traum; und als sie endlich ihren Kopf in die Kissen drückte, brachte der Schlaf nur eine Fortsetzung desselben. Sie schlief noch, als im Laufe des nächsten Morgens ein Brief an Herrn Wendtland eintraf, dessen Lektüre so wohl ihn, als Frau Franziska in aufrichtiges Erstaunen versetzte. Wenige Stunden später erschien ein stattlicher, blonder Herr, der Ella nicht ganz unbekannt war, um sich, die Antwort auf diesen Brief persönlich zu holen. „Tie letzte Entscheidung liegt natürlich bei meiner Tochter. Ich habe sie rufen lassen und denke, sie wird gleich erscheinen," sagte Herr Wendtland eben nach einem längeren Gespräch, dessen Inhalt ihn befriedigt zu haben schien. „Was meine Frau und mich betrifft, so haben wir Ihren Wünschen kein Bedenken entgegenzustellen, nach dem —" ! Ta öffnete sich die Tür. Ella stand ein« Augenblick verlegen errötend und zögernd auf der Schwelle, um gleich darauf auf die Mutter zuzueilen, die Arme um ihren Hals zu schlingen und lachend und weinend zu ruf«: „O, Mutter, liebe Mama, sei mir nicht böse, ich bin so glücklich!" Tas Erstaunen aller Bekannten und Freunde üb« die plötzliche Verlobung , des natürlich strahlend glücklichen Brautpaares war groß, aber größer war Hannas Ent rüstung darüber, daß mfl» Gc „von Anfang an alle» so
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