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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020927022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902092702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902092702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-09
- Tag1902-09-27
- Monat1902-09
- Jahr1902
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riaer großen Blamage führen, die zündende Schlußscen« des zweiten Acte« mißglückte gänzlich. Desto durchschlagender war gestern ihr Erfolg durch da- feurige Spiel Hartmaon'S, der ebenso die Scene mit Kolb im vierten Act mit leiden schaftlichem Ungestüm zur Geltung brachte, aber auch der düster» Stimmung des letzten Acte« und den wechselnden Affecten in demselben gerecht wurde. Die direktorial» Thätig- leit, di« Hartmann ja schon vier Jahr« in Görlitz außgeübt, schien durchaus sein künstlerische« Feuer nicht gedämpft zu haben. Die Aufnahme der Leistung war eine glänzende. Applau», Hervorruf, Blumenspruden lohnten den Darsteller. Der Präsident de« Herrn Mehuert war eine sorgfältig durchgearbeitete Leistung, schroff, hart, imprratorisch, wo er sich als Gebieter fühlte: seinem Vertraute» und Mitschuldigen Wurm gegenüber kein Hehl machend aus seinen Bedrängnissen und Gewissensbissen, gedrückt und zu Boden geschmettert im letzten Act. Sein Gehilfe Wurm wurde von Herrn Born stedt al« ein geschmeidiger und findiger Kops dargestellt, von grausamer Unerbittlichkeit in der Hauptscene mit Louise, mit schneidigen Accenten bei dem Ausbruch der langverhaltenen Leidenschaftlichkeit am Schluß. Dir Lady Milford der Margarete Paschke zeigte im zweiten Act Größe der Auffassung und warme Hingebung, wo sie ihrer Liebe zu dem jungen Major rücksichtslos folgt; im vierten Act war sie hart und herb, fast abstoßend. Da« entspricht zum Theil der Situation, aber wir vermißten doch die Unterstrvmungen eines reichen GemüthSlebenS, das eie Lady uns ja früher offenbart hat. Frl. Kirch als Louise hatte warme HerzenStöne und brachte auch in der Scene mit Wurm die innere Marter deS gepeinigten Mädchen- zur Anschauung, ohne die bekannte „Luftschuapp- nüance* der Marie Seebach za benutzen; auch die letzte Scene mit Ferdinand spielte sie nicht ohne tragische Kraft. Doch muß die jugendliche, begabte Schauspielerin noch «ine etwas stereotype Pantomimik adstreifen, namentlich mit Be zug aus die Kopfbewegungen; und auch sonst konnte ihr Spiel in einzelnen Momenten noch freier und degagirter sein. Herr Eggeling machte aus dem Hofmarschall von Kalb einen lüg- flötenden Eavalier; die ganze Dichtigkeit des charakterlosen Höf lings brachte er mit seinkomischen Zügen zur Geltung. In der letzten Seene mit der Milford ging er wohl zu weit in der Devotion gegen die hochgestellte Dame, als er den Saum ihres Kleides mit fast sclavijcher Huldigung berührte. Herr Hofmaun als StadtmusikuS Miller brachte die Gefühls momente der Rolle wohl zur Geltung; doch vermißten wir den jovialen Grundton derselben. Er spielte sie mit zu idealer Haltung, die für den letzten Act geboten ist; aber in den früheren muß mehr der derbe harsche Humor durchbrechen. Die devote und doch hof mäßige Frau Müller der Agnes WenkhauS, die anmuthige Zofe Sophie der Melitta Benda, der charakter feste Kammerdiener deS Herrn Forsch halfen den Gesammt- eindruck der gestrigen, mit vielem Beifall aufgenommenen Vorstellung günstig gestalten. Die Regie deS Herrn Eggeling batte für gutes Zusammenspiel gesorgt; das Zimmer des Präsidenten machte einen vornehmen Eindruck; doch daß in zwei verschiedenen Sceneu ganz dieselbe Beleuchtung eintrat, war wohl ein Mißgriff. Rudolf von Gottschall. Musik. * Tas königl. sächs. Hoftheater zu Dresden übermittelt uns den „Rückblick auf das Spieljahr 1901—1902." Ein schwarz umrändertes Einlcitungsblatt berichtet über den merkwürdigsten Saison-Schluß: „Die Spielzeit 1901/02 fand in beiden königl. Hoftheatcrn einen jähen Abschluß durch das Hinscheiden weiland Semec Majestät des Königs Albert von Sachten. Ain 19. Juni Abends gegen 9 Uhr senkte sich im königlichen Opcrnhause zu Be ginn deS dritten Actes von Richard Wagner s „Meistersingern", nn königl. Schauspielhause gegen Ende des dritten Actes von Schiller S „Maria Stuart" der Vorhang, und die dienstthuenden Regisseure verkündeten die aus Sibyllenort eingetroffcne er schütternde Nachricht, daß Seine Majestät König Albert sanft entschlafen sei." Die Hofoper eröffnete die Spielzeit 1901/02 am Sonntag, den 11. August 1901, mit Wagner'S „Tristan undLsolde" undschloß sie am Donnerstag, den 19. Juni 1902, mit Wagner'S „Meistersingern". In diesem Zeiträume gelangten an 266 Spielabenden 64 verschiedene Opern, Idramatische Dich tung und 4 verschiedene Ballets zur Aufführung. An 16 Aben den fanden im königl. Opernhause Conccrte der königl. musika lischen Capelle statt. Am 10. Januar 1902 gastirte Frau Sada Aacco und das kaiscrl. Japanische Hoftheater-Ensemble. Zur Aufführung kamen die Dramen „Die Geisha und der Ritter" und „Kesa . Ferner gastirte am 16. März 1902 Mr. Coquelin sine und die Gesellschaft des Theätre de la Porte Saint Marlin aus Paris. Zur Darstellung kam: „Cyrano de Bergerac", Piece en 6 actes de Mr. Edmond Rostand. Von den 64 Opern wurden zum ersten Male gegeben 6 Opern, nämlich: „Der polnische Jude", Volksopcr in 2 Acten von Karl Weis. Text nach Erckmann-Chatrian von Victor Leon und Rich. Batka. „Das Mädchenherz", lyrische Oper in 3 Acten von Luigi Jllica. Deutsch von Ludw. Hartmann. Musik von Crescenzo Buon- giorno. „Feuersnoth", ein Sinngedicht in 1 Act von Ernst von Wolzogen. Musik vcm Richard Strauß (Uraufführung). „Die Glocken von Corneville", komische Operette in 3 Acten und 4 Bildern. Dichtung von Claircvillc und Cabet. Musik von Robert Planquerte. „Hoffmann's Erzählungen", phantastische Oper in 3 Acten, einem Prolog und einem Epilog von Jules Barbier. Musik von Jacques Offenbach. „Rübezahl", Mär chenoper in 3 Acten und 7 Bildern von Alfred Stelzner (Ur aufführung). Die meisten Wiederholungen erlebten: „Hoff mann's Erzählungen" 17, „Die Glocken von Corneville" 12, „Tannhäuser" 11, „Lohengrin" 10, „Der fliegend« Holländer" S, „Feuersnoth" von N. Strauß 9, „Afrikanerin", „Mignon", „Der polnische Jude", „Samson und Dalila" je 8. * Die Mailänder Scala wird der Tradition gemäß am 26. December eröffnet werden, Dank einer Subscriptton, welche die Mailänder unter sich organisirt haben und die so gute Resultate ergeben hat, daß sie jetzt schon den Herzo Visconti, dem Protektor des berühmten Theaters, die Summe von 600 000 Lire zur Verfügung stellen konnten. DaS Programm für die nächste Saison ist noch nicht bestimmt. Es ist die Rede von einer Oper Puccini's, die fertig ist; aber der Componist soll wenig geneigt sein, sie dem Mailander Publicum zu geben, weil er von diesem nicht immer sehr gut behandelt worden ist. Dagegen wird man wohl sicher eine alte Oper Verdi s, „Luisa Miller", die am 8. December 1849 zum ersten Male aufgeführt wurde, neu einstudiren. Sie fiel damals in Neapel ziemlich ab, aber Verdi selbst schätzte sie sehr. Max Hesse'» Deutscher Musiker-Kalen der für das Jahr 1903 zählt nun bei steter Vervoll kommnung 18 Jahrgange und bringt diesmal außer einem Kalendarium, einer Münztabelle und europäischen Regenten tafel, weißen Blättern für Stundepläne, geliehenen und ver liehenen Musikalien, Adressen, empfehlenswerthcn Musikalien, einem griechischen und jüdischen, sowie einem Stundenkalender pro 1903 mit einem Musiker-Geburts- und Sterbekalender, einem Concertbericht au» DeutschlandlOOl—1902, einem Ver- zeicbniß der Musikzeitschriften in Europa und Amerika und Musikalien-Verleger in Deutschland, Oesterreich und der Schweig ein mit großer Sorgfalt ausgearbeitetes Adreßbuch der Städte im deutschen Reich, sowie der meisten anderen Län der. Städte sogar wie Astrachan, Charkow, Kischineff, Kowno, Samara, Konstantinopel, Santiago de Chile, Chlllan, Loncep- sion, Thalca finden wir angeführt, ihre Theater, Musikinstitute und Musiker namhaft gemacht, während wir vergebens nach Antwerpen, Lüttich, Brüssel, kurg dem benachbarten Belgien spähen. DaS ist sehr verwunderlich: steht doch Belgien in musi kalischer Beziehung keineswegs hinter Deutschland zurück. Die Brüsseler Conservatoriums-Concerte unter Leitung des alten hochverdienten und gelehrten Gevaert gleichen den berühmten Pariser ConservatoriumS-Concerten; und das Brüsseler Con- servatorium besitzt außer einer wundervollen Bibliothek die werthvollste Sammlung alter Instrumente. Von den belgischen Gesangvereinen, die im großen Ganzen den deutschen über legen sind, von den vielen belgischen Virtuosen und Compo- nisten will ich gar nicht reden! Hoffentlich wird im nächsten Jahr Hcsse's Musiker-Kalender das Versäumte nachholcn, sollten dann auch einige exotische Länder und Städte geopfert werden. Eine bedeutende Vermehrung und Ergänzung erfährt das im Uebrigen schöne und gediegene Büchlein durch ein alpha betisches Namensverzeichniß der Musiker Deutschlands. Als Schmuck dienen zwei prächtige Stahl stiche von außerordentlicher Porträtähnlichkeit zweier nam hafter Musikgelchrten: Friedrich Chrysander, gest. 3. September 1901, und Adolf Sandberger in München. In einem gedrun genen Aufsatz mit der Uebcrschrift: „Ein vergessener Groß meister" weist der berühmte Leipziger Musikgelehrte Prof. Or. Niemann nach, „daß der Mannheimer Meister Johann Stamih (gest. 1757 oder 1/58) nicht nur als das Vorbild sämmtlichcr Mannheimer Symphonie- und Kammermusikcomponisten, son dern auch als dasjenige aller Zeitgenossen, denen man Anthcil an der Stilwandlung der Haydn-Epoche zuschreibt, anzusehcn ist." —ckt. * „Die Beichte", das einaktige Opcrnmysterium von F. Hummel und A. Dclmar, das demnächst auch amhiesigen Stadttheater zur Aufführung gelangt, fand kürzlich am Hoftheater zu Schwerin einen starken Erfolg. Man schreibt uns über die Aufführung: Der Componist des Werkes, Ferdinand Hummel, ist dem hiesigen Publicum kein Fremd ling, seine „Mara" ist hier vor mehreren Jahren mehrfach zur Aufführung gelangt. Der Stoff der „Beichte" bringt es mit sich, daß die Musik in dumpfen, dürsteren Farben malt und Lichtblicke dort bringt, wo Jacinto an Veata und an das in ihr gefundene Liebesglück zurückdenkt und Beata selbst in ihrem Kinde verjüngt erscheint. Die Musik des Mysteriums bewegt sich in modernen Bahnen, sie ist recht ausdrucksvoll, weist inter essante Modulationen auf und erhebt sich zu melodiöser Schön heit. Die von Herrn Hofcapellmeister Prill sorgfältig ein- studirte und trefflich geleitete Oper gelangte zur Aufführung durch die Herren Lang (Jacinto Herrera) und Langefelv (Manuel), sowie Frl. Friede (Beata), welche es an nichts fehlen ließen, um derselben zum Erfolge zu verhelfen, der in dreimaligem Hervorrufe der Componisten und der Darsteller gipfelte. Wissenschaft. Srdbrbeuauzeigen durch den Seismograph. Die Mit- thkilungen der „Leipz. Ztq." aus dem Leipziger Geologischen Institut über Anzeigen von mächtigen Erdbeben am 82. und 30. August (S. Nr. 490 deS „Leipz. Tagebl." vom 26. September unter „Wissen. >chaft")gewinnen actuelleS Interesse durch die Erdbebenmeldungen, dir am gestrigen Tage eingelaufen und von unS mitgetheilt worden sind. AlS am 30. August die Schreibnadel deS Seismometers beträchtliche Erd- bewegungen notirte, vermuthele man, wie recapitutirt sei, daß die Boden- wellen au- Mittelasien oder dem Himalaya au» einer Entfernung von etwa 5500 km hergelangt seien. Positive Nachrichten über ein Erdbeben io den dortigen Ländergebieten sind nun zwar nicht ein getroffen, doch wurde kürzlich aus Simla, daS bekanntlich an einem Ausläufer deS centralen Himalaya liegt, berichtet, die einheimiichen Astrologen hätten auf den 30. August ein schreckliches Erdbeben vorausgesagt, daS die Halbinsel verwüsten würde. In Indien war Alles in furchtbarster Erregung. Hunderttausende im ganzen Lande glaubten blind an die Prophezeiung, obwohl der Regierungsastronom Michie Smilh eine beruhigende Notiz an die Zeitungen in Madras gesandt hatte. Arbeiter verließen ihre Arbeit, um bei dem Unglück zu Hause zu sein, eingeborene Rechtsanwälte weigerten sich, Ver pflichtungen für den verbängnißvollen Tag einzugehen, Hochzeiten wurden aufgeschoben und Studenten deS CollegS in Madras wurden hme der „Mittel die Herren iuS - O-ua- is den vom e gestellten e <m HIoe den Hank- tzt werden, ne Aerück- , denselben jolution zur e bez. Ge- Lehrlinge fall- sie et hatten, und die durch per- >, oder als esen sind." n Lam pe- bcgründet staallichcn en werden, »geordneter ß die For- auch schon tzeS gestellt unannehm- assen. Um üel Gutes Ortzeit deS habe sich m Puncten eueren An ellen werde, heute zum Brögger- Anträge seien die erhoffte den leiden — (ich unter der müßte man den Hand- chaftüver- S müßte ein helfen. nmertag zu landwerkcr- wirthschasl- Weise nicht werk-- und zischen Ab- nborn und Resolution ierung recht i zur Förde- aber nicht inte deutsche ge befindet, »ekammertag de Ersuchen, — in aus- Handwerks, ;ur weiteren taltung von rkzeuge, zur lregunz und Magazin- n." ene Anträge Lassel, die bildungs- aS Land er den, welche Handel und »a« Hand- > intelligente n, sowie von die darum kn BundeS- rihilsen für rn zn vrr- rerden. Zu in, der de- gut bewährt tdwerks- und der Meister ¬ en; sic drückt mr sich gleich essen Händen :r, Du kannst eint! Sonst ist, wie der! h wein Glück t. I wünsch' ich Gott!" Stube. verdunkeltem mühsam von Arme greisen and desselben ergste, daß d' c gebrochenen td über seine anzi, meinem » die Vetters Zwei g'hörcn immer!" n Zweien — l Arm packt, zusammen!" )a, d' Sund' l) und mein Könnt' es oas s' durch inucr! Das Vörtcl rede» >ncm Vatern von Deinem a ihr Leben «eine! Und rößt: Sund' ück in ihrem sicht von der nde hin und „Aber Jula, einem Vater, t. daß er un trer, Jula — !>et —, er ist g'wiß, er ist schon auS der Stube sind, steht sie noch gedankenverloren. Wie aber die Hausthüre draußen zufällt, schreckt sic empor, nnd mit ein paar Schritten steht sie am Bette ihres Sohnes. Und nach -er abgezehrten Hand, die da schlaff auf der Bettdecke ruht, greifend, schluchzt sie laut auf und sinkt auf die Kniee nieder. „All's — all's wollt' i vergessen — wenn net Du so vor mir dalicgen thät'st; so schwach und krank und elendig, weil i nichts thun hab' können — nichts! Mein Gott, o mein Gott!" Der kranke Bursch' schlägt die müden Lider aus, die er bisher meist geschlossen gehalten. „Mei', Muatter, sollt'st nct so wild g'wesen sein!" sagt er matt, mit wehmüihtgcm Lächeln uw die dünnen Lippen. „Was hilft'ö? Dir und mir net über die Zeit, die schon dahin ist." Mit warmem Blick auf die Mutter fährt er fort: „Schau, i weiß's seit vorgestern vom Vater, daß mir der Bader kein läng s Leben nimmer verspricht; — und wie es g'lcsen hast, was auf dem Papier steht, im Testament, da hab' i nur eine stille Freud' in mir g'spürt, daß Du in Deine alten Tage nimmer so arm dastehst, daß d' Dein Auskommen haben wirst. Biel leichter stirb' i, weil i das weiß. Netta erst, wie der alt' Mann so stad dortg'sessen ist, so stad und wie vom Elend niederdrückt, da hat'S mir ein' Stich geben in s Herz, weil i mir denken hab' müssen: wenn Du reich wirst jetzt, wird der eppa arm davon. Und i weiß's net, wenn er auch so g'wesen ist zu Dir, der alte Mann, und hat Dir'S net 'geben, was Dir zug'hört hat, — ein G'sicht hat er, ein gut'S, und — und so ein's, als hätt' was g'fressen an ihm lange Jahr'! Ja, Muatterl, ja. Schau, was d' auch für eine Scharfe herschaust, i merk'S an Deinem G'sicht, wie gut als d' einwendig denkst um unS; und in die vielen Jahr', was i dalieg' nnd dahinstech', in der langen Zeit hab' i alleweil in Dein G'sicht g'lesen, und hab'S g'schcn, wie sich da 'was hinein'bruckt hat, mit so harte' Griff', voller Schmerz; 's Leid, 's heimlich Weh, weil 'd so unglücklich bist im Leben. Wegen dem Vatern zuerst — und nachher auch noch wegen meiner; und wegen der Jula auch, weil d' so gern stolz g'wesen wärst auf Dein lieb's, sauberS und brav'S Dirndl, und weil g'sehen hast, wie s' veracht't worben ist von die Leut'. Ja, 'S heimlich' Weh' nnd der schrecklich' Kummer und der niedcrg'riss'nc Stolz haben da und da —" die eine Hand deS Kranken hebt sich und fährt über da« Gesicht der Mutter bezeichnend bin, Wahrend He bither so malten Auge« In leidenschaftlichem Kunst un- Wissenschaft. Literatur und Theater. Leipziger Schauspielhaus. Leipzi«, 27. September. Gestern ging hier Schiller'S „Kabale und Liebe" in Scene; Herr Director Anton Hartmann trat zum ersten Male selbst als Mitspielender auf. Sein Ferdinand ist uns von früher bekannt — die stürmische Jugendlichkeit, mit welcher er die Rolle durchführt, entspricht durchaus dem Geist der Schiller'schen Jugend dichtung. Die Art und Weise, wie die Naturalisten am Berliner Deutschen Theater einmal versuchlen „Kabale und Liebe" auf den Horizont deS „Fuhrmann Henschel" zu visiren, mußte zu Die von dea Resireul«» gestellt« Resolution fand, nachdem die längere Debatte durch Schlußantrag ihr Ende gesunde«, mit großer Mehrheit Annahme. Die anderen Anträge wurden dem BerbandSauSschuß zur Berücksichtigung überwiesen. Zum folgenden Puncte der Tagesordnung, „Anerken nung der PrüfungS-euanisse der Fach- und Ge- werbeschulrn", stellte der Referent, Herr Rarmler, für die Handwerkskammer Weimar folgenden Antrag: „Der deutsche Handwerks- und Gewerbekammertag wolle dahin wirken, daß eine einheitliche Rege lung im Meisterprüfung-Wesen insofern herbei- geführt werden möge, als den mit genügendem Prä dicat versehenen Abgangszeugnissen von Fach- und Gewerbeschulen, welch« in ihrem eigenen Kammerbezirke oder Staate von der nochmaligen theo retischen Prüfung, oder eines TheileS derselben, ent binden, auch die Anerkennung in anderen Bundes staaten nicht versagt wird, sodaß also Abgangszeugnisse dieser Art im ganzen Deutschen Reiche gleiche Recht« genießen." Herr RegierungSrath vr. v. S e e f e l d (vom preuß. Handels ministerium) bemerkte, daß Dasjenige, was in diesem Anträge zum Ausdruck gebracht werde, in die Competenzen der Bundes staaten eingreife. Di« Landesregierungen könnten sich nach der allgemeinen Sachlage des Rechte« nicht entäußern, von Schule zu Schule die Frage der Anerkennung ihrer Abgangs- zrugniffe zu prüfen. Er bitte deSbalb, den Antrag nur dem BerbandSauSschuß zur näheren Prüfung und Durch arbeitung zu überweisen. Dieser Vorschlag fand nach kurzer Debatte einstimmig« Annahme. Ueber den nächsten Punct, „Fachschulen", referirte Herr Reich-tagSabgeordneter Euler und schlug folgende Reso lution zur Annahme vor: Die Handwerkskammern stillen bezüglich de« LehrlingS- wesen« folgende Grundsätze auf: 1) Die Ausbildung der Handwerkerjugend ist ausschließlich Sache der Meister schaft nicht nur in der praktischen Werkthätigkeit in der Werkstatt, sondern auch in Bezug auf ihre Erziehung und ihre theoretische und technische Ausbildung in Fach- und Fortbildungsschulen. Dieses Gebiet gehört dem Meisterstande öffentlich und ist gesetzlich gewährleistet. Da ihm somit die AuS- bildung und Erziehung deS Nachwuchses anvertraut ist, so ist ihm auch di« Verantwortung für eine den heutigen Anforde rungen entsprechende BrrufSerziehung zu übertragen. 2) DaS reichsgesetzlich garantirte Recht der Innungen, Fachschulen zu errichten und zu leiten, muß in vollstem Umfange und mit aller Energie gewahrt und von den Handwerks kammern unterstützt werden. 3) Da die Ausbildung und Erziehung eine« tüchtigen freien, selbst- und standeSbe- wußten Handwerkerstand«-, der auf seinem ihm gehörigen BerufSgebiete die verantwortlich« Herrschaft besitzt, nicht nur im Interesse deS Handwerks selbst, sondern auch, und zwar in bohem Maße, zur Hebung deS Büracrthums beiträgt und im Interesse der staatlichen Gesellschaft liegt, so ist Staat und Commune verpflichtet, diese nothwendize Ausbildung und Erziehung durch Geldmittel zu unterstützen. 4) In Anbetracht deS Umstandes, daß der Staat jährlich viele Millionen in den Etat einsiellt für das höhere Schulwesen, Universitäten, Seminare, Akademien, Gymnasien rc., wozu auch der Hand- Werkerstand beisteuern muß, sind die Staatsregierungen auf- zufordern, Maßnabmen zu treffen und Mittel bereit zu stellen, wodurch das Fachschulwesen der Innungen mehr gefördert, insbesondere solche Anstalten errichtet und unterhalten werden, in welchen praktisch vorgebildete Handwerker al- Fachlehrer sich ausbilden. Herr RegierungSrath vr. v. Seefeld hielt eS den geltenden gesetzlichen Bestimmungen gegenüber nicht für haltbar, daß, wie im ersten Punct der Resolution beantragt, die gesammle Heranziehung nnd Ausbildung des Lehrlings nur in die Hände des Lehrherrn gelegt werde. In der weiteren Debatte ergriffen die Herren KorthauS» Hannover, Hartje n stein - HildeSbeim (nicht Katzenstein, wie gestern irrthümlich gedruckt) u. A. m. daS Wort. Nach einigen persönlichen Bemerkungen fand die Debatte ihr Ende. Die Versammlung beschloß darauf, die Resolution dem VerbandSauSschüsse zu überweisen, der unter Hinzu ziehung der Handwerkskammern zu Hamburg und Köln die Angelegenheit durchberathen und dann dcm nächsten Kammer tage eine neue Vorlage unterbreiten soll. Es trat hierauf die Mittagspause ein. Mitleid aufflammen, — „so hinetng'raben. Arm's I Muatterl!" Jäh verstummend, ringt der Kranke eine Weile I nach neuem Athem, und nachher erst fügt er erbarmungs-! voll hinzu: „Und grab' so schaut Dem sei G'sicht aus — dcm alten Bauern! Er mnßt'S halt doch auch net leicht g'habt haben in seinem Lcbem z'sammt seinem Geld." Die Hände des alten Weibes krampfen sich in die Bett decke, und halblaut, schmerzlich, entringt es sich den Lippen: „Aber Augen hat er, die auf's Glück htng'schaut haben! Die mein' — die mein' haben in's Elend g'schaut!" — Zehntes Eapitel. Unterdessen schritten der Hochgstettner und sein Sohn ihrem Hofe zu. Manchmal blieb der Erstere stehen und -rückte eine Hand gegen die Brust. „Stechen thut's mich — so arg viel stechen!" stieß er dann hervor, kurz den Athem ein- und ausstoßcnd. Im Flur hastete ihnen die Franzi entgegen, todtenblaß vor ausgestandcnem Schrecken. „Jesus, Mann, wie schaust denn auS? Was hast denn 'than?" stieß sie hervor. „So unb'sinnt — Jesus Maria, so unb'stnnt sein!" „Sei nur stad, Muatter!" beschwichtigte der Sohn, „dem Vater ist net recht gut, er hat ein Stechen in der Brust, 'leicht wär's gut, wenn ihm sein Bett richten thät'st! Er wird sich verkühlt haben." „'s ist aber auch was Dumm's, so dahin zu rennen alser net recht 'gesunde, in den Wind hinaus! Wegen so einer dummen Sach'!" grollte die Franzt, während sie schon voran zur Kammer lief und die Thür aufklinkte. Sie schlug die Betthülle zurück und wollte dem Manne beim AuSkleidcn helfen, damit er zur Ruhe käme. Der Vinzenz aber winkte ihr ab und setzte sich auf den Bett rand. Er sah -en Fran- mit flehendem Blick an. „Geh, Bua, verzähl'! D' Muatter muß — All s wissen, heut' noch! — Hat mich oft schier erdrückt — und Hab'S doch g'hcim «'halten; — sie hätt' wohl gar -'schwer 'tragen daran, ja! — Aber jetzt verzähl !" „Vater, na! 'bald der Vater in's Bett ist, verzähl' ich, ehenter net." Da ließ sich der Hogstettner geduldig in'S Bett bringen und bis an den Hals -»decken. „Frieren thut mich und d' Seiten sticht mich", sagte er, da ihn di« Fran-i fragte, wo eZ ihm deruz weh t-ue« Und dann erzählte der Franz mit raschen Worten, was er wußte. Als er zu Ende gekommen, da streckte der Hoch- g'stettner seinem Weibe die Hand hin. Unverwandt hatten bisher seine fieberisch glänzenden Augen an dem ihm so lieben Gesichte gehangen. „Bis mir Harb, Franzi?" fragte er, mühsam sprechend. „Schau, i hab' Dich net lassen können — hab' Dich gar so gern g'habt! Und den Hof hergeben, mein' lieben Hof — und ein bett'larmer Knecht werden, der net weiß, wo er's Brod fttr's Weib nnd 'S Kind hernimmt, das hab' i net können; und so bin i g'standen damals, so schlecht. Und steh' auch jetzt noch so; denn derweil i d' Hypothek ab'zahlt hab', sind der Sephi ihre Zinsen g'wachsen. Wird der Hof verlicitirt, kommt d' Seph' kaum zu ihrem Gelb, für uns bleibt nichts. Besser wär's, wenn sie ihn selber übernehmen thät', den Hof — nnd thät' Dir eine Ausnahm' setzen — gelt, Franzi?" Das Gesicht der Bäuerin hatte eine starre Miene. „Und Du —?" sagte sie jetzt tonlos. Die Lippen deS ManncS verzerrten sich; heiß, stoßweise drang der Athem über sie. „I? Werd' schon ein Unter kommen finden — auf die paar Tag' — sorg' Dich net! Und der Bua — der Franz — frisch und g'sund ist er ja — hat Kräft'n — ein Bauer kann er freilich nimmer werden, aber mein Gott, i crkcnn's — wie schwer meine Sünd' ist! — Z'erst hätt' i für mich allein — etnzusteh'n g'habt — jetzt sollt' ich's für Drei! — Zwei Leben hab' t ang'hängt an'S meine — das i auf meiner Sünd' ans'baut hab' — mein Gott, verzeih' mir's!" Die starre Miene der Franzt hatte sich verändert. Sie war ein altes Weib geworben in den vielen Jahren Harter- Arbeit, und sie war lebensmüde. Und diese Müdigkeit sprach deutlich auS ihren Zügen, aus ihren Augen, die einen stillen, trüben Blick hatten. Aber sie griff nach der Hand ihres ManncS, hielt sie fest, und drückte sie ein wenig. Und mit schier unbewegter Stimme sagte sic: „Sei stad! Und wir gehen mitsammen, wir zwei! Sin Oertl finden wir schon, wo wir mit einander die alten Tag' -'schließen und miteinander sterben können, wo wir doch —" jetzt aber verlor der Blick der Franzi die Müdigkeit und flammte auf in der Erinnerung an all' die heiße Lieb', die sie und ihren Mann so viele Jahre verbunden, die ihnen das Leben so schön und werth gemacht hatte; — „wo wir doch ein lang'« und schön'» Leien miteinander 6687 von ihren Eltern znrückbernfe», damit oll, zusammen sterben könnte«. Auch nicht wenige Engländerinnen ließen sich von der Panik an- stecken. Der verhüngnißvolle Tag kain und ging oyne jede Erdbewequu.; vorüber. Immerhin ist et durchaus nicht unwahrscheinlich, daß cu, diesem Tage ein Erdbeben an einer anderen Stelle deS mächtn oo-gedehnten Himalayagrbiete« erfolgt ist, wenngleich jedenfalls obne Zusammenhang mit der BorauSiag» der Astrologen. — Am 22. August gerirth nach den Mittheilungea de» Geoloqstchen Jnstitu di« Nadel deS Seismometers in eiu» derartige enorme Bewegung, dm der Anschlag nach rechts und links eine halbe Stund« hindurch 19om >' betrug. Tann setzte eine neue, aus demselben Erdbebenherde kommen!: Bewegung der Schreibnadel «in, welche dieselbe kreuz und quer übe: daS Curvensystem führte. ES handelte sich offenbar um zwei rasch auseinandrrlolgend» Erdbeben von furchtbarer Gewalt. Lian sckötzie, daß sie in etwa 4000 Inn Entfernung von der Anzeigestelle getot: haben müßten; da aber keineilei Nachrichten eiulangten, nahm inan an, daß sie der menschlichen Wahrnehmung entgangen seien, und die» wieder, weil sie vielleicht aus einem submarinen Schüttergebiete, etwa aus der Brette der Azoren kamen. Ta nun aber gestern a» > Taschkent depeschirt wurde, daß in Kasch gar und (chinesisch Ostturkestan) am 22. August über 500 Personen bei einem gewal tigen Erdbeben umgekommen seien (nach einer späteren Meldung wurden über 1000 Personen verletzt) und ein Ort vollständig zer stört worden sei, dürfte die Annahme an Wahrscheinlichkeit gewinnen, daß der Leipziger Seismometer am 22. diese Katastrophen anqezeig: Hot. Jedenfalls wär« es von großem Interesse, wenn das Leipziger Geologische Institut jetzt nach Kenntnißnohmr der neuesten Erdbeben- Meldungen selbst noch einmal zur Sache das Wort ergriffe. Bildende Künste. --- Rom, 26. September. Blättermelkungeu zusolge soll der Saal des Bessarion im Dogenpalafte zu Venedig Riss« zeigen. Es wird iudeß versichert, daß die Sache ohne Be deutung sei. Sport. * Berti», 27. September. (Telegramm.) Ter Lber-Shersff Roche aus Cork (Irland) überreichte gestern Abend bei einem Fest mahle im Kaiserboi dem Berliner Ruderclub den Silbcr- pocal, den die Stadt Cork zur Erinnerung an die Erfolge des Clubs auf der internationalen Bootwettfahrt in Cork ge stiftet hat. Anwesend waren gegen 200 Personen, darunter als Vertreter des Kaisers, Staatssekretär von Tirvitz, welcher Roche im Namen des Kaisers herzlich begrüßte; ferner Reverend Darling - Cork, der Ehrenpräsident keo Clubs, Commerzienrath Büxen st ein, »nd zahlreiche Lisi- ciere. Commerzienrath Büxenstein dielt die Begrüßungsansprache dankte nochmals für Corps Gastfreundschaft und schloß mir einem Hoch aus den Kaiser und den König von England, die hohen För derer des Wassersportes. Sodann überreichte Roche den Pocat mii einer Ansprache, in welcher er betonte, er komme, Zcugniß abzulege: für das starke brüderliche Gefühl, daS seine Mitbürger für die Club mitglieder hegen, das sich aber auch auf den Kaiser nnd das von ihm so glücklich regierte deutsche Volk erstrecke. Seine Mission sei, dea sportmännischen Geist anzuerkennen, der, begünstigt durch den Kaiser, den Club veranlaßt hat, eine Mannschaft nach Cork zu entsenden. Redner schloß mit einem Hoch aus den Club. (Stürmisches Hände- Nattchen.) Der zweite Clubpräsident Tummeley überuahm den Pocal dankend und überreichte dem Obcr-Sheriff Roche eine Adresse, in welcher dieser zum Ehrensenior des Clnbs ernannt wird. Redner schloß mit einem Hoch auf Roche. (Wiederholt und ergänzt.) Vermischtes. ---- Kcra, 27. September. Der GemeinderLth erhöhte in seiner gestrigen Sitzung daS AnfangSgehalt der Bürger schullehrer auf 1600, daS Höchstgehalt aus 3400 .L und regelte die Pflichtstuoden dahin, daß biS zum 40. Jahre 30, bis MN 55. 28 und von da ab 26 Stunden wöchentlich Unterricht zu ertheilen sind. — Der Stadtrath hatte sich petitionSweise an daS Ministerium gewandt, damit dieses dahin wirke, daß auch der Geraer Sch lacht Hof dem aus ländischen Vieh eröffnet werde. DaS Ministerium hat darauf die Petition deS StadtrathS dem Reichskanzler mir dem An- hcimstellen der wohlwollenden Erwägung abschriftlich über mittelt. ---- Sine tragikomische BeerdigungSgeschtchte. In ihrer letzten Nummer berichtet die „Allgemeine Wiener medicinische Zeitung" über folgendes merkwürdige Vorkommniß: „Einem hiesigen Arbeiter wurde ein Bein amputirt und dasselbe be erdigt. Nach seiner Genesung erhielt der Arbeiter zn seinem nicht geringen Erstaunen vom Wiener Magistrat eine Rech nung in der Höhe von 3,50 K. für Beerdigungskosten, die er bei sonstiger Execution zu bezahlen angewiesen wurde. Der Arbeiter verlangte die Kosten von der Krankencasse, welche dieselben jedoch mit der Molivirung verweigerte, daß man den entfallenden Betrag weder als Krankengeld, noch als Unterstützung verrechnen könne. Der Arbeiter fordert nun bei dem Umstande, daß ein Theil seines Jchs begraben wurde, eine u couto-Zahlung auf die ihm nach seinem Tooe recht mäßig gebührenden Leichenbeslattungs- und Beerdigungskosten." --- Bom belgischen KönigShausr. Ueber daS Testa men l der Königin Marie Henriette verlautet Folgendes: Ein Haupltheil deS sehr geringen BaarvermögenS, etwa 50 000 Francs, wurde dem alten Kammerdiener der Königin, der sie im Spaarr Schlosse gepflegt, vermacht. DaS Inventar des Schlosses fällt dem Sekretär Gossinet zu, der bereits den Marstall geerbt hat. Den Schmuck der Königin erben dir Töckter, die Prinzessinnen Louise, Stepbanie und Clementine. — DaS Journal „Peuple" berichtet, daß unter rem zahl verbracht haben!" Und ihre Arme plötzlich um den Nacken des alten Mannes schlingend, mnrmclle sie in treuer Liebe und Zärtlichkeit: „Vinzenz! Mei' lieber Vinzenz!" Heiße Thränen brachen aus ihren Angcn und ein Schluchzen erschütterte die Brust. Den Hochgstettner aber erfaßte plötzlich ein Schairer; es begann seinen Körper im Fiebcrfrost zu rütteln. Ein dnmpscs Wimmern brach über seine Lippen. „Jesus Maria, was hast denn?" schrie die Franzi auf. „'s Fieber? Schon wieder 's Fieber — wie zuerst! Jesus — uud so ein Tag heut'! Franz, geh', i hab' ein' Knecht um den Bader «'schickt — der Hüterbub' soll laufen, ihnen eitt- gegen — daß s' schleuniger kommen! Geh — geh!" Am anderen Tag ging der Hochgstettner Franz hinunter inS Niebergstettncrhäusl. Er sagte der Sephi, das; sein Vater schwer erkrankt sei, an einer Lllligencniziindnng, die er sich durch die neuerliche Erkältung zugezogcn; aber so bald derselbe in der Besserung wäre, würden sic, er un feine Eltern, das Hochgstcttnergut räumen und cs ihr, der Sephi, überlassen. Wolle sie aber sofort auf das Gut über- siedeln, so sei eS auch recht; er und seine Ettern würden sich schon zusammcnschmiegen, damit sie nicht viel Platz ein nähmen, bis sie fort könnten." Die Sephi sah ihn scharf, prüfend an. „Wegen was be haltet Jhr'S selber net, 's Gut?" fragte sie. „Nchmt's Geld auf, daß Ihr mich zahlen könnt!" „Da blieb uns schier kein Ziegel am Dach, thäten mir'S!" versetzte der Franz kopfschüttelnd. „Der Vater hat sich nie gut gehaust!" „So? Ja, da sollt'st halt heirathcn; nachher bringst Geld anf'S Haus und kannst gleich zahlen. I hab' vernommen, daß die Birngrnber Susi ein Äug' auf Dich hat, und die hat 'waS." „Weder die, noch eine and'rc nebm' ich", ernvidert der Franz kurz. „Kann i d' Jula net kriegen, mag i gar keine. Da bleib' i lieber ein Knecht, mein Lebtag!" „Soso!" Mehr erwiderte die Sephi vorerst nicht; sie taub sinnend da. Erst als der Franz sich znm Geben an- chickte und sagte: „Laßt eS unS halt wissen, wie Dich bc> innst!", erst da fand sie wieder Worte. „Ja, la, gut ist'-; i werd' mich b'stnnen." Die Jula sah der Franz nicht, — da er nun das HauS verließ, — obwohl er sehnsüchtig nach ihr auSschaute. — (Fortsetzung folgt.)
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