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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190508225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19050822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19050822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-22
- Monat1905-08
- Jahr1905
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1905
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her Revolver, aus dem die verhängnisvollen Gcküsss abar- gegeben waren, nur drei Schüsse enthalten hat, die -te unglücklichen Kinder nur -u gut getroffen haben. In dem EibschtedSbrtefe an ihren Ehemann hat Frau Rauschenbach mitgeteilt, sie hätten beschlossen, gemeinsam in den Tod zu gehen und die Kinder, die Frau Rauschenbach nicht zurück lassen wollte, zu töten. Frau Rauschenbach bat ihren Mann um ein gemeinsames Grab. AIS der unglückliche Ehemann am Mittag nach Hause kam, holte er den Wirt de- in demselben Hause befindlichen Hotels und öffnete dann gewaltsam die Wohnung. Den Eintretenden bot sich ein schrecklicher Anblick, Frau Rauschenbach und der Kellner Bergner hingen leblos an einem in dem Wohnzimmer be findlichen Haken an der Decke. Im Nebenzimmer lagen mit blutiger Kopfwunde die drei Kinder in ihrem Bette DaS älteste der Kinder, die sechsjährige Hedwia, gab nur noch schwache Lebenszeichen von sich, während die anderen bereits rot waren, doch erlangte auch Hedwig die Besinnung nicht wieder. Das Gerücht, daß ein blutiges Messer im Zimmer gefunden ist und die Annahme, das; durch Messer stiche der Todeskampf abgekürzt sei, hat sich nicht bestätigt. Die hübschen Kinder waren die Lieblinge des ganzen Hauses und die Freude ihres armen Vaters, der als solider fleißiger Arbeiter und guter Familienvater geschildert wird. Der harte Schlag hat den jungen, in der Vollkraft seines Lebens stehenden Mann völlig gebrochen. — Die Bitte um ein gemeinsames Grab fand wohl bei dem Ehemann, nicht ober bei der Geistlichkeit hier Gehör, die ein gemeinsames Grab den Toten weigert und nur bei dem Begräbnis der Kinder ihre Mitwirkung zugesagt hat. Daß die Tat mit Sorgfalt vorbereitet war, geht aus den Abschiedsbriefen hervor, in denen Frau R. mitteilt, daß die Kinder bereits für das Begräbnis gewaschen und angezogen sind. Auch ein anderer Umstand sprach dafür. Bei einem hiesigen Photographen hat Frau N. sich und die Kinder am Tage vorher photographieren lassen und in ihren Briefen über die bestellten Photographien verfügt. Eines der Bilder zeigt die erst 25 jährige hübsche Frau mit den drei Kindern zu einer Gruppe vereint mit glücklichem Gesichtsausdruck, ein Lächeln auf den Lippen, und die Kinder, liebliche Er scheinungen mit kindlicher Zärtlichkeit an die Mutter ge schmiegt. Dieser Aufnahme sieht man's nicht an, welch furchtbarer Entschluß die Veranlassung dazu ward. Doch die Aufnahme erschien wohl Frau R. selbst der Situation nicht angrpaßt. Sie verlangte eine zweite Aufnahme, da ihr das Bild zu freundlich sei. Diese zweite Aufnahme zeigt einen ganz anderen Ausdruck. Ernst, fast melancholisch blicken darauf die Augen ins Weite, während verschüchtert und doch voll zutraulicher Kindesliebe die Kleinen sich an die Mutter schmiegen, rührend in ihrer Unschuld. Ueber das Motiv der Tat wird erzählt, daß Bergner, der in einem hiesigen Hotel das Bier für eigene Rechnung ausgab, sich Unregelmäßigkeiten hat zu schulden kommen lassen, die ihn eine Entlassung befürchten ließen. Die Furcht vor einer Trennung mag nun wohl den Entschluß herbeigeführt haben. Am Freitag war der Kellner Bergner in einem hiesigen Friseurgeschäft. Er zeigte dabei einen eben erst gekauften Revolver. Auf die scherzhafte Bemerkung eines anwesenden Herrn, er würde sich doch nicht totschießen, ant wortete er leichthin mit ja und als er hinausging, verab schiedete er sich mit der Bemerkung: Mich sehen Sie lebend nicht wieder. Man nahm die Bemerkung nicht ernst, denn niemand traute dem 19 jährigen, schüchternen, ja linkischen jungen Menschen zu, daß er diesen Ausspruch wahr machen würde. Auch Frau R., bei der sich allerdings schon früher Momente der Schwermut gezeigt haben sollen, hielt niemand eines so grausigen Entschlusses für fähig. Sie galt als gute Mutter, die mit inniger Liebe an ihren Kindern hing Nossen. Beim Umbau der Mittelmühle in Nossen verunglückte am Sonnabend der beim Zimmermeister Röber beschäftigte 27 Jahre alte unverheiratete Zimmergeselle Schneider aus Deutschenbora durch Abstürzen im Innern deS zwei Stock hohen früheren Getreidespeichers. Der Ver unglückte hat anscheinend schwere innere Verletzungen davon getragen. Herrnhut. Zur Abtragung des 223000 M. be tragenden Defizits der Mission der Herrnhuter Brüder gemeinde steuerten bei: Deutschland 83000 M., Englund 44000 M., Holland 32000 M., die Schweiz 23000 M., Rußland, die nordischen Länder, Oesterreich und Frankreich entsprechend kleinere Beträge. Aus der nördlichen Provinz des amerikanischen Unitätsgebiets kamen gegen 21000 M. «in. Außerdem haben die verschiedenen Misstonsgemeinden namhafte Beiträge aufgebracht. Nach der Statistik werden in der Brüdergemeinde für den Kopf 7,13 M. Missions beiträge gegeben, während das übrige evangelische Deutsch land nur 16 Pfg. und Sachsen nur 4,5 Pfg. für den Kopf für die Zwecke der Heidenmisston spendet. Zittau.^'Die hiesige städtische elektrische Straßen bahn, bei deren Errichtung man auf einen jährlichen Zu schuß von etwa 30000 M. gerechnet hatte, erfreut sich ford dauernd einer so regen Benutzung, daß sie nicht nur ren tiert, sondern noch einen Ueberschuß erbringen wird. Eine Folge dieser günstigen Ergebnisse der Straßenbahn ist die Preisermäßigung, die Abgabe von Licht und Kraft auS dem städtischen Elektrizitätswerk, welche vom Stadtoerord- metenkollegium in seiner letzten Sitzung beschlossen wurde. Der Grundpreis für Strom zu Leuchtzwecken wurde von L5 auf 40 Pfennige pro Kilowattstunde herabgesetzt, au Strom zu Kraftzwecken werden in Zukunst höhere Rabatte gewährt. Waldheim, 21. August. Wie jetzt endgültig fest- sieht, findet der diesjährige Verbandstag des Verbandes der Sächsischen Gewerbe- und Handwerkervereine am 10. und 1l. September in Waldheim statt. Leider hat der Verband durch daS kürzlich erfolgte Hinscheiden deS Herrn Gas- Lirektor A. ThomaS-gittau seinen langjährigen umsichtigen Vorsitzenden verloren, Für den BerbandStag sind zwei Tage in Aussicht genommen. Am ersten Tage findet die Sitzung des BerbandSauSschusseS und BegrützungSkommerS kalt. Der am zweiten Tage vorgesehenen Hauptoersamm- ung liegt eine reichhaltige und weite Kreise interessierende Tagesordnung zu Grunde. Nächst inneren VerbandSange- egenheiten soll die Wanderlager-Angelegenheit erörtert und Beschluß darüber gefaßt werden. Herr GtadtratJäger-Chemnitz und Gewerbevereinsvorsitzender Herr Ed. Müller-Werdau werden über daS Offenhalten der Schaufenster an Sonn- und Festtagen referieren. Weiter liegt u. a. ein Antrag deS Niedererzgebirgischen Gauverbandes (Mittweida) vor, dahin gehend, die Alters- und Invaliditäts-Versicherung zwangs weise auf Handwerker und Gewerbetreibende aukzudehnen. Der VerbandsauSschuß besteht zurzeit auS den Vereinen Aue, Bautzen, Chemnitz (Handwerkerverein), Dresden (All gemeiner Handwerkerverein), Freiberg (Handwerkeroerein), Großenhain, Leipzig (Polytechnische Gesellschaft und Ge werbeverein), Meißen, Mittweida, Plauen i. V., Sebnitz, Stollberg, Waldheim und Werdau. Schön Heide. Ueber das spurlose Verschwinden der 12 jährigen Milda Ella Müller ist noch folgendes nach- zutragen: Der Schönheider Staatsforst nördlich von Carola- grün und AlbertSberg ist schon wiederholt unter Benutzung von Hunden gründlich durchsucht worden, von der Ver mißten hat man aber nicht die geringste Spur gefunden. Auch die zahlreichen Pilz- und Beerensucher, die alle Augen merk auf den Vorfall gerichtet hoben, haben nichts entdeckt. Man neigt deshalb immer mehr der Meinung zu, daß die kleine Müller doch das Opfer eines Verbrechens geworden und bei dem Baue der durch den Schönheider Staatsforst nach Rodewisch führenden neuen Wasserleitung mit ver graben worden ist. Eine Wiederaufgrabung der betreffenden Teilstrecke wird daher unumgänglich erforderlich sein. Hin sichtlich der Täterschaft eines etwaigen Verbrechens hat man jetzt auch soviel Anhalt, daß ein Bettler, der am Tage des Verschwindens der kleinen Müller in Schnarrtanne und Schönheide aufgetreten und danach im Walde verschwunden ist, in Frage kommen dürfte. Dieser Bettler ist jetzt auf Grund einer Photographie als der Fleischergeselle Johann Hermann Müller aus Weißbach bei Wiesenburg feftgestellt worden. Müller sollte bekanntlich Ende vorigen Monats im Gasthause zu Beerheide arretiert werden, weil er auch im Verdachte stand, die kleine Simon in Reichenbach er mordet zu haben, er war dabei aus dem Fenster gesprungen und hatte sich derart verletzt, daß er im Stadtkrankenhause zu Auerbach i. V. untergebracht werden mußte. Dort be findet er sich heute noch. Ob sich der gegen ihn bestehende Verdacht bestätigt, muß die weitere Untersuchung ergeben. Buchholz, 20. August. Der mit einem Aufwand von 14/z Millionen Mark im letzten Landtag beschlossene Umbau des Bahnhofes Buchholz zur Kopfstation gelangt nunmehr zur Ausschreibung, nachdem als Vorarbeiten einige Straßenbauten ihrer Fertigstellung entgegengehen. Die ge samten umfänglichen Erdbewegungen, Kunstbauten usm. sollen in einem Los an einen geeigneten Vertreter vergeben werden und können Blanketts von der Eisenbahn-Bau inspektion Buchholz entnommen werden. Mittweida, 21. August. Die Konzession zur Er bauung der Industriebahn ist am Sonntag, dem letzten Tag der gegebenen Frist, bei der Behörde eingegangen, ebenso ist auch die Finanzierung des Unternehmens endgiltig zugesichert worden. Mit den Arbeiten für den Bau der Bahn wird nun in kürzester Zeit begonnen werden. Zschopau. Die Einwohnerzahl ist seit Jahren in unserer Stadt gesunken. Die Tuchmacherei, ehemals ein blühendes Gewerbe, das die Bürger Zschopaus in der Hauptsache nährte, ist mehr und mehr zurückgegangen. Junge Leute, die in ihrer Vaterstadt lohnende Beschäftigung nicht finden können, wenden ihr den Rücken und siedeln nach der nahen Großstadt Chemnitz über. Die städtischen Behörden sind bemüht, um diesen Krebsgang aufzuhalten, neue In dustriezweige nach Zschopau zu ziehen. Obwohl Grund und Boden als Bauland billig zu haben ist — der Geviert meter 22 Pfg. — bietet die Stadt Unternehmern Bauland zum Bau von Fabriken gratis an. Vor zwei Jahren wurde auf gründ dieser günstigen Bedingung eine Fabrik errichtet. Jetzt hat der Kreisausschuß wieder die Genehmigung erteilt, daß die Stadt zum Bau einer Strumpffabrik einem Fabri kanten 4000 Geviertmeter Bauland gratis abtritt. Flöha, 21. August. Unweit des hiesigen Bahnhofs ließ sich heute mittag von dem 12 Uhr 34 Minuten hier eintreffenden Annaberger Personenzug der in Chemnitz wohnhafte Gelegenheitsarbeiter Richard Ebert in selbst mörderischer Absicht überfahren. Er erlitt hierbei schwere Verletzungen am linken Arm und linken Fuß, sowie an der rechten Brustseile und wurde noch lebend in das Kranken haus nach Oederan gebracht. Von der sächs.-böhm. Grenze. Einen guten Fang machten in Moldau österreichische Zollbeamte im Verein mit zwei Gendarmen. Im Laufe des Tages war ein Telegramm von Ruhrort bei der Zollverwaltung ein gegangen, daß ein Ehepaar die Grenze passieren würde, welches erschwindelte und zollpflichtige Sachen mit sich führen sollte. Mit dem Zuge abends 9 Uhr trafen denn auch, von Bienenmühle kommend, die bereits Gemeldeten ein. In der Zollreoisionshalle ereilte sie ihr Geschick; im Begriff, ihre geringen Habseligkeiten auf den ReoisionStisch zu legen, erhielten beide die Einladung, den Beamten in die Kanzlei der Zollverwaltung zu folgen. Mit welchen Gefühlen sie es taten, sah man ihnen an. Hier entrollte sich nun ein interessantes Bild. Auf die Aufforderung der Beamten, alle ihre Sachen vorzuzeigen, erwies sich, daß die Frau unter ihrem Kleid kunstvoll zusammengelegte Seide und Kleiderstoffe, auf der Brust ein paar wertvolle Uhren, Ringe und andere Schmucksachen trug Auch der Mann hatte verschiedenes abgelegt, was er verborgen gehabt hatte. Der Schreibtisch glich dem Ladentisch eines Warenhauses. Nachdem da« Pascher-Ehepaar sich genügend legitimiert und einen Betrag von 400 Mark in Gold hinterlegt hatte, wurde es sreigelassen. Die Waren wurden mit Beschlag belegt, bis die weitere Untersuchung ergeben hat, welche Sachen gestohlen, erschwindelt, bezw. rechtmäßig erworben sind; letztere erhalten sie dann, nach einer Entrichtung deS sechsfachen Zolles auSgehändigt. )-( Leipzig, 22. August. Tie Allgemeine Deutsche Kreditanstalt i» Leipzig eröffnet demnächst für Annaüerg- Vuchholz und Umgegend eine Zweigniederlassung in Anna- berg. Zn diesem Zweck hat das genannte Institut die Bankatteilung der seit 43 Jahren in Annaberg bestehen den Firma En,st Berndt käuflich erworben. Tie Leitung dieser neuen Zweigstelle der Allg. Teutschen Kreditanstalt ist dem seitherigen Mitinhaber der Firma Ernst Berndt, Herrn Ernst Hugo Berndt übertragen worden. Gera, 21. August. Infolge Genusses giftiger Pilze ist am Sonnabend vormittag der Restaurateur Weise hier gestorben. Am Nachmittag sind noch zwei weitere Per sonen, die von den Pilzen genossen halten, eine Frau Lämmerzahl und ihr 14 Jahre alter Sohn, der Vergiftung erlegen. Die Frau Weise liegt schwerkrank darnieder. Tis Leute hatten den Mordschwamm und den Fliegenpilz für Steinpilze und Champignons gehalten und, trotzdem sie ge warnt worden waren, auch verspeist. Ueber die Landschaft Donde, den Schauplatz des Aufstandes in Den t sch-Ost- afrika, gehen der „Voss. Ztg." aus bolionialcn Krei sen folgende Mitteilungen zu: Unruhen in Tonde sind in Deutschi-Ostafrikn immer an der Tagesordnung gewesen, besonders seitdem aus der mehr landeinwärts gelegenen Nachbarlandschaft Ungoni deren räuberische Bewohner, der Zulnstamm der Wangoni, die ganze Umgegend mitt.Mord und Brand über zogen hat. Tadurch ist! der Begriff der Landschaft Tonde. in gewissem Sinne znsammcngeschrumpft, weil naturge mäß die den Wangoni zunächst! wohnenden Bewohner von Tonde, die dem Stamm' der Wagindio angehören, sich' zurückzogen, sodaß dort ganze reiche Flußtäler verödet dastehen. So sind denn Henle die Grenzen von Tionde folgende: im Westen dier Fluß Mbaraganda, im Süden ungefähr das Lilundigebirge,, im Ostien' Msinga, im Nor den der Fluß Luvegu, Diesesf noch immerhin beträchtliche Stück Land gehört Knm. deutsch ostafrikanischen Bezirk' Kilwa—Kiwindschi,' wurste aber von jeher' wegen seiner entfernten Lage von anderer Stelle ans verwaltet; frü her von Barikiwa aus! und jetzt von Liwale. Im Ver gleich zu dem ödicn,s küstennahen Strich mit Steppen charakter ist Tonde eine Waldlandschaft. Seit Jahren ist ess berühmt dttrch seinen vorzüglichen Kautschuk. In der „Teutsch,-Ostafrikanischen Zeitung" erzählte vor' einiger Zeit ein Landeskenner, "daß man in den Monaten März bis Mai nach Schluß der Rcgcnszeit von den farbigen Trupps auf der großen Karawaucnstraße Kilwa-Uugoui auf die Frage: „Wo wollt Ihr hin?" regelmäßig die Ant wort erhielt „Nach Tonde, Kautschuk handeln", und fragt man weiter landeinwärts, wenn inan aus dem Innern zur Küste strebt, die Begegnenden auf der Karawamm- swaße, so wird gleichfalls Tonde als Herkunftsort be zeichnet. Zu Ende der.Regenzeit ziehen viele hundert kleiner Händler von Torf zu TorfI um Gummi ein,zu handeln und ihn an ihre kreditgebenden Handelshäu ser an der Küste und in Liwale einzuliefern. Ob das, noch: lange dauern Wirch ist darum fraglich weil ein solei es System dem Raubbau Vorschub leistet, dessen verderbliche Folgen sich schon jetzt recht empfindlich bemerkbar machen sollen. Ein Augenzeuge schildert, wie an den Kaurschut-- Läumen selbst die kleinsten und jüngsten Triebe beschnitten und angezapft werden. Man mag noch so strenge Verord nungen und Bestrafungen dagegen anwenden, das wird wenig nützen. Vor allem darum, weil das Gummizapfen für den Eingeborenen Has einzige Mittel des Geldverdie- neus ist, das er doch zur Entrichtung seiner Steuern und zlum Ankauf-von Kleidungsstücken nötig hat. Was er für seinen Magen braucht,,'das wächst ihm in der fruchtbaren Landschaft von selber zu. Ter Mginsto (Einzahl des Plu rals Wagindo) ist kein großer Freunds der Arbeit. Des halb verdingt er sich nie als Träger, noch weniger meldet er sich etwa bei den wenigen im Bezirk ansässigen Euro päern. Hunger hat er darum noch nie gelitten. Ter Bo den liefert reichlich Mais, Bataten und' selbst Reis. Vieh gibt cs bei den Wagindo nicht mehr, weder Kleinvieh noch Großvieh. Tie starken Herden von früher sind den Räu bern aus der Nachbarschaft, den Wangoni, in die .Hände gefallen und längst verzehrt. .Heute werden noch Hühner und Tauben in beschränkter Anzahl gehalten. So ,nacht Tonde heute im ganzen den Eindruck eines ausgcsogenen Landes, und die Bevölkerung muß als schpu und furcht sam auch dem Europäer gegenüber bezeichnet werden, alles eine Folge der früheren Wangtonikriegs'züge. Tic Wa gindo haben ihre verstreuten Gehöfte inmitten dichter Waldparzellen angelegt wo sie im Falle der Gefahr Schlupflvinkel finden. Undi doch könnte und sollte Tonde die Kornkammer von Kilwa und! anderen Küstenslädten sein. Außerdem wäre der! Baumwollbau mit großem Vor teil durchzuführen. Tazu Würste allerdings nötig jein, daß Europäer sich mehr ansiedeln. Sie könnten das un beschadet ihrer Gesundheit tun, denn die hügelreichen west lichen Teile von Liwale erheben sich durchschnittlich zu einer Höhe von 600 Meter, des öfteren auf nahezu 900 Meter, und sind gesund und dem östlichen Usambara ähn lich Freilich müßten dann erst bessere Verkehrswege ge schaffen werden. Jnsonsterheit käme hier die vomlblonial-
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