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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021011026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902101102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902101102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-10
- Tag1902-10-11
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tz 7042 und daß di« Folg« d«r in dirser AodltNj leiten» de» Herrn v. Bennigsen dem Kaiser gemachten Vorstellungen die Zurückziehung des Entwurfs gewesen sei. Ferner wird den gegenwärtigen national liberalen Parteiführern in Hannover vorqiworsen, .siechättm, obwohl sie Kenntnis von der erwähnten Audienz gehabt, es absichtlich unterlassen, diesen Vorgang öffentlich bekannt zu geben, und es wird ihnen unterstellt, daß diese angebliche Unterlassung in Rücksicht aus eine gewisse Stelle geschehen sei, die sich an die bezeichneten Vorgänge nicht gern erinnern lasse. Dem gegen, über erkläre ich namrnS der Geschäftsführung der uationalliberalen Partei in Hannover, daß den hiesigen Parteiführern von einer solchen Audienz des Herrn von Bennigsen nichts be kannt gewesen ist und sie demnach auch nicht in der Lage waren, eine feige Rücksichtnahme zu betätigen, die ihnen jederzeit sern gelegen hat. Nach uns gewordenen authentischen Mitteilungen hat Herr v. Bennigsen vor der bekannten Reichstags- rede eine Audienz beim Kaiser weder nachgesucht noch überhaupt gehabt. Ein naher persönlicher Freund deS Herrn p. Bennigsen, der Geh. RegieruugSrat Hurtzig in Hannover, welcher stellvertretender Vorsitzender Les hannoverschen Partei- Vorstandes ist, hat unmittelbar nach dem in Rede stehenden Vor gänge mit Herrn v. Bennigsen über die Angelegenheit gesprochen. Nach seinen Mitteilungen hat Geheimrat Hurtzig mit Bezug aus die Reichstagsrede LeS Herrn v. Bennigsen damals seinem Freunde erklärt: „Das ist doch in deiner Stellung als Oberpräsident ein bedenklicher Schritt gewesen", woraus ihm Herr v. Bennigsen er widerte: „Ich bin darauf gefasst gewesen, daß am nächsten Tage meine Entlassung als Oberpräsident aus meinem Schreibtische liegen würde. Bei nächster Gelegenheit ist aber der Kaiser mir durchaus huldvoll begegnet." In einer an dir Adresse deS „Leipz. Tagebl." gerichteten Briefkastennotiz yiebt der „Kladderadatsch" dann zu, daß er möglicherweise die von unS erwähnte Unterredung, die der Kaiser während eines parlamentarischen Diners beim Grafen Caprivi mit Herrn v. Bennigsen gehabt, mit einer Audienz verwechselt habe; er glaube sich allerdings bestimmt zu entsinnen, daß sein Gewährmann von einer Audienz gesprochen, „aber nach sieben Jahren wird das keiner beschwören wollen." Trotzdem bat der „Kladderadatsch" die alten hannöverschen Partei freunde Bennigsens gröblich verdächtigt, die gesamte national liberale Presse der Undankbarkeit und der Feigheit geziehen und kann sich jetzt noch nicht einmal dazu entschließen, sein Unrecht offen einzugestehen. Aber er wird sich nicht Wundern können, wenn er als historische Quelle nicht wieder angesehen und, sofern er sich doch wieder einmal als politischer Besser wisser aufspielen will, an den Satz erinnert wird „Schuster, bleib' bei deinen Leisten." st Berlin, 10. Oktober. Die Neubesetzung deS Postens deS Unterstaatssekretärs im Reichsamte deS Innern ist nunmehr erfolgt, ohne daß Herr vr. Spahn aus dem Reichsgerichte auszuscheiden brauchte. Nachfolger des kürzlich auf seinen Wunsch aus dem Dienste geschiedenen Herrn Rothe ist das langjährig verdiente Mitglied des Amtes, der dienstälteste Abteilungsdirektor vr. Hopf, geworden. Die dadurch freigewordene AbteilungSdirektor-Stelle hat Herr vr. Nichte r erhalten.Man wird Wohl in der Annahme nicht fehlgehen, daß Herr vr. Hopf auch als Unterstaatssekretär die Leitung derjenigen Abteilung im Reichsamte des Innern beibehalten wird, die ihm bisher als Direktor zustand. Er war bisher Direktor der I. Abteilung, zu deren Geschäftskreise die all gemeinen Angelegenheiten der Behörden und Beamten, das Medizinal- und Beterinärwesen,diePreß-,BereinS-und Fremden polizei, die Unterstützung von wissenschaftlichen Unternehmungen, das Maß- und Gewichtswesen u. a. gehören. Ebenso dürfte als sicher anzunehmen sein, daß der zum Direktor ernannte Herr vr. Richter die Abteilung übernehmen wird, welcher früher der Unterstaatssekretär Rothe Vorstand. ES ist dies die dritte Abteilung. Zu ihrem Arbeitsgebiete gehören außer Bank- und Börsenwesen, Angelegenheiten des geistigen Eigen tums, Schifffahrt und Fischerei, sowie Auswanderungssachen auch die Ausstellungssachen, in denen Herr vr. Richter be reits verschiedentlich tätig war. Bei der Chicagoer Welt ausstellung war er dem AuSstellungSkommissar, damaligen Geheimrat, jetzigen Direktor Wermuth, zur Unterstützung beigeaeben, bei der Pariser Weltausstellung fungirte er selbst als Reichskommissar. Herr vr. Richter war auch lange Zeit hindurch Protokollführer im BundeSrat. — Die Dispositionen des Kaisers für seine Rückkehr nach Berlin sind abermals geändert worden. Die Abreise von Cadinen wird nun wahrscheinlich erst Montag früh erfolgen. — Nach der „Elbinger Ztg." sind in Cadinen wichtige Beratungen über neue Schiffskonstruktionen ge pflogen worden. Daraus erkläre sich auch die Anwesenheit verschiedener höherer Marinebeamten in Cadinen. Am Dienstag habe der Kaiser den früheren Staatssekretär v. Hollmann zu einem Besuch aufgefordert, ebenso sei der Vertreter der Schichauwerft, Geheimrat BuSley, in Cadinen gewesen. — Heute hielten die vereinigten Ausschüsse des BundeS- rats für Justizwesen und für Handel und Verkehr und der Ausschuß für Handel und Verkehr Sitzung. — Der Reichstag wird bei Wiederaufnahme der Be ratungen nahezu vollzählig sein; denn es sind z. B. nur zwei Mandate, das deS verstorbenen Abg. Kaufs mann für Liegnitz-Goldberg-Haynau und das deS Pfarrers Langer, der sein Mandat niedergelegt hat. erledigt. Är» der Zeit vorher gab eS seit dem 22. August d. Ä. — der Wahl deS Abg. Franken an Stelle des im Juni verstorbenen Abg. Payers. Obersraukeu) — bis Enpe September ein«» in allen Mandaten besetzten Reichstag — ein seltener Zustand. — Die Zolltarifkommission, so rechnet ein statistisch veranlagter Parlamentskorrespondent aus, hat nach Schluß der Plenarverhanblungen 48 Sitzungen abgehalten. Da für sämtliche Sitzungen der Kommission nach der Vertagung die Summe von 2000 für das einzelne Kommissionsmitglied auSgeworsen ist, betragen die Diäten pro Sitzung 41-/» -L — AuS Berlin wird der Münchener „Allgem. Ztg." ge schrieben: „Leider besteht sehr wenig, ja so gut wie keine Hoffnung, den Abgeordneten ».Levetzow im Reichs tage wieder erscheinen zu sehen. Es fehlt in der konservativen Fraktion durchaus nicht an Mitgliedern, die sich in der Zoll frage dem Bann deS Bundes entwinden möchten; eS fehlt aber an Persönlichkeiten, die der nicht leichten Aufgabe gerecht zu werden im Stande sind, die Scheu vor der Ueberwindung des Drucks zu bannen, den der Bund gerade auf einen nicht geringen Prozentsatz der Zugebörigen der konservativen Partei auSübt. Mit dem Ansehen, welches Herr v. Levetzow in der letzteren genießt, läßt sich daS keines anderen Mitgliedes messen. Leider hat die Krankheit, die ihn an daS HauS und das Lager fesselt, bisher einen Verlauf genommen, der die ernstesten Befürchtungen nicht ausschließt." — Der preußische Kriegsminister hat hinsichtlich der Ladung von Beamten als Zeugen oder Sachverständige vor die Militärgerichte kürrlich an die Generalkommandos einen Runderlaß gerichtet, welcher den sämtlichen Reichs- und Staatsbehörden zur Kenntnisnahme und weiteren Veranlassung zugefertigt ist. Danach ist in allen Fällen, in denen aus Anordnung eines Militärgerichts, eines richterlichen Militär justizbeamten oder eines GerichtsoffirierS rin Reichs- oder unmittelbarer Staatsbeamter zu seiner Vernehmung als Sachverständiger oder außerhalb seines Wohnorts als Zeuge geladen wird, eine Abschrift der Ladung sofort bei deren Abgang der vorgesetzten Behörde des Beamten zu übersenden. — Die vorbereitenden Schritte zur Ernennung eines deutschen Gesandten bei der Republik Cuba sind dem Vernehmen nach schon geschehen; in den nächsten Etat des Auswärtigen Amts wird bereits die nötige Summe zur Errichtung einer Gesandtschaft in Havanna eingestellt werden. Die Ernennung des Gesandten wird sofort nach Bewilligung der Forderung erfolgen. Bekanntlich ging England mit der Ernennung eines Gesandten dort so rasch vor, daß eS noch die Regierung in Washington damit überholte. Von gleich artigen Schritten der andern europäischen Mächte verlautet noch nichts. (Post.) — Zu dem neuen Familienprozeß im Hause Lippe schreiben die „DreSd. Nachr." noch, daß die betreffenden Apanagenprozesse ebenso wie der wegen Zugehörigkeit des Graf-Regenten zum regierendenHause Lippe angesirengteRechtS- streit nicht von den „Weißenfelder Grafen", sondern ganz allein von dem Grafen Erich zu Lippe-Biesterfeld-Weißen- feld zu Berlin anhängig gemacht worden sind. — Der Erlaß der neuen Prüfungsordnung für Apotheker steht demnächst bevor. Vom 1. April 1903 bedarf eS für die Pharmaceuten des Primanerzeug- nisscS. Der Beruf erfordert dann eine mehr als acht jährige Ausbildung. — In der Frage der Errichtung einer katholisch theologischen Fakultät in Straßburg ist der „Nat. Ztg." zufolge sachliche Uebereinstimmung zwischen der Regie rung und der römischen Kurie erzielt, und zwar auf der Grundlage, die sich aus der besonderen Natur einer solchen Fakultät, andrerseits aber aus dem Festhalten an der Ein richtung der deutschen Universitäten al« Hoch schulen ergibt, welche in ihrer Gesamtheit staat liche Veranstaltungen sind. Es seien nur noch Formalitäten festzustellen. Neber den Geist, in welchem die neue Fakultät errichtet wird, werde zunächst am sichersten geurtheilt werden können, wenn die Berufungen der Professoren bekannt würden. — Der Teil der Grundlage, der „sich aus der besonderen Natur einer solchen Fakultät ergibt", ist Wohl als Träger der kurialen Reservatrechte bestimmt. ES dürfte nötig sein, ibn besonders sorgfältig zu fundamentieren, denn er wird wohl schwerer zu tragen haben als der andere. — Der Statistiker vr. E. Hirschberg theilt in dem „Statistischen Jahrbuche deutscher Städte" mit, die Pferde schlachtungen seien in 23 Städten von 34 293 im Jahre 1900 auf 40 820 im Jahre 1901 gestiegen. Im Jahre 1900 sind in den Schlachthöfen von Chemnitz, Dresden, Leipzig und Zwickau 377 Hunde geschlachtet worden, 1901 dagegen 470, davon allein in Chemnitz 341. — Die Mitglieder deS neugebildeten Beirates für Arbeiterstatistik sind vom Präsidenten des Statistischen Amtes auf den 22. Oktober zusammenberufen worden. — Der „Vorwärts" veröffentlicht eine neue Liste der jetzt in Deutschland bestehenden sozialdemokratischen Arbeitersekretariate. Danach giebt es solche in Alten burg, Altona, Berlin, Beuthen, Bochum, Bremen, Breslau, Cassel, Darmstadt, Dortmund, Frankfurt a. M., Gera, Gelsenkirchen, Gotha, Halle a. S., Hamburg, Hannover, Har burg a. Elbe, Iserlohn, Jena, Kiel, Köln a. Rh., Lands hut i. Schl., Lübeck, Mannheim, Mühlheim a. Main, München, Neu-Ruppin, Nürnberg, Posen, Remscheid, Striegau, Stutt gart, Tuttlingen, Waldenburg, Wolgast, Würzburg. -- Der Ausstand der Kutscher auf dem „TranSport- Contor Anhalter Bahnhof" ist seit Mittwoch durch den Wieder eintritt des größeren Teils der Ausständigen beendet. — Die „Krzztg." schreibt: - Mancherlei Wahrnehmungen deuten darauf hin, daß die Anarchisten in verschiedenen Ländern neuestens eine verschärfte Bewachung ihres Treibens mit Rücksicht auf zu befürchtende verbrecherische Anschläge gerechtfertigt haben. Es ist wohl kein Zufall, daß, während aus Kopenhagen gemeldet wird, man sei dort gegen die verwitwete Kaiserin von Rußland gerichteten Plänen auf der Spur, zugleich in Rom die Zeitung „Fanfulla" einen Bericht ihres Londoner Korrespondenten veröffentlicht, der die Auf merksamkeit auf die Tätigkeit der dortigen Anarchisten lenkt und unter Reserve erzählt, eS werde von denselben ein An schlag gegen den König Victor Emanuel III. und die Königin- Mutter geplant. — Hier angekommen sind der Ministerial-Direktor im Ministe rium der öffentlichen Arbeiten, Ober-Baudtrektor Schrorder, vom Urlaub, der Grobherzoglich sächsische General-Intendant v. Bignau aus Weimar, der Königlich sächsische Zeremoaienmeister Graf Viktor Rex auS Dresden. — Der Präsident des Kaiserlichen AussichtSamtS für Privatversichrrung Gruner ist mit Urlaub von Berlin abgrreist. — AuS Luxemburg sind zu Verhandlungen mit den Reichsbehörden der Chef des Finanzdepartements, General direktor Mongenast, und der Generaldirektor für öffentliche Arbeiten, Richard, hier riugetroffen. Diesen Herren zu Ehren gab Staatssekretär Freiherr von Richthofen am Donnerstag ein Mahl, an welchem außerdem der grobherzoglich luxemburgische Geschäftsträger Graf de Villers, Staatsminister Budde, Staats sekretär Freiherr von Thielmann, der Dirigent des Reichsamts für die Verwaltung der ReichSetsenbabnen, Geheimer OberregiecungSrat Glöckner, sowie der Direktor Körner und andere Herrea vom Aus wärtigen Amte teilnahmen. * Kiel, 10. Oktober. In dem Prozeß des Reichs- marinefiSkuS gegen die Stadtgemeinde Kiel wegen Heranziehung zur Grundsteuer für Ländereien, welche der MarinefiSkuS zur Verwendung dienstlicher Zwecke von der Stadt gekauft hat, hat der zweite Senat des Oberver waltungsgerichts der vom FiSkuS gegen den Beschluß des Bezirksausschusses eingelegten Revision den Erfolg versagt. Der Bezirksausschuß stellte sich auf den Standpunkt, daß bloße Widmung jener Grundflächen zu einem öffentlichen Dienst oder Gebrauch nicht auSreiche, um die Steuerbefreiung zu begründen. Diese könne erst dann eintreten, wenn das Terrain zu dem bezeichneten Zwecke tatsächlich verwendet werde. * Schwerint. M., lO.Oktober. Der mecklenburgische Landtag wird nach Malchin einberufen. Seine Eröffnung ist am 13. November. (Voss. Ztg.) T Altona, 10. Oktober. Oberbürgermeister vr. Giese wurde heute einstimmig zum ersten Bürgermeister von Altona wiedergewählt und zwar aus Lebenszeit. * Wittenberg, 10. Oktober. Heute ist hier die Kom mission für den engeren Zusammenschluß der deutschen evangelischen Landeskirchen, die sich auf der Anfang Juni in Eisenach abgehaltenen Konferenz deutsch evangelischer Kirchenregierungen konstituiert hat und aus 13 Mitgliedern besteht, zu ihrer ersten Sitzung zufammen- getrelen. Es nehmen daran u. a. der Präsident des preu ßischen OberkirchenratS v. vr. Barkhausen und Ober- Konsistorialrat vr. Kelber aus München teil. * Köln, 10. Oktober. Die Stadtverordneten be rieten in ihrer gestrigen Sitzung einen Antrag der Verwal tung und der zuständigen Kommission, beim Reichskanzler die Oeffnung der holländischen, österreichischen, dänischen und schweizerischen Grenze zur Einfuhr von lebenden Schlachtschweinen behufs sofortiger Ab schlachtung auf dem Kölner Schlachthof zu erbitten. Der Antrag der Verwaltung wurde angenommen. Oesterreich - Ungarn. Uebertrittsbervegung. ck Turn bei Tepliff, 10. Oktober. Eine ergreifende Uebertrittsfeier fand am Sonntag nach dem Gottesdienste statt. Bor dem Altar hatten sich zwanzig Erwachsene mit ihren Kindern versammelt und bekannten laut ihren Eintritt in die evangelische Kirche. Während des feierlichen Aktes wurden die Glocken geläutet. Nach dem befreienden Schritt „Los von Rom" wurden die Ueber- getretenen von der zahlreichen Gemeinde freudigst begrüßt und beglückwünscht. Für die kommenden Sonntage stehen weitere Aufnahmen in die evangelische Kirche bevor. — In der ihrer Vollendung entgegengehenden Kirche zu Weschen findet nächsten Sonntag die Glockenweihe statt. — In Kaaden wird im Laufe des Monats in einem wür digen Lokale eine Predigtstation errichtet. — In Saaz be kannten sich im Monat August 14 Personen zur evange lischen Kirche. Während des Herbstes werden im hiesigen Bezirke drei evangelische Kirchen eingeweiht, in Wordtschen, in Deutsch-Horschowitz und Poüersam. Die Baukosten belaufen sich auf 15 000, 35 000 und 60 000 Kronen. — Die Gemeinde Nadschitz beginnt den Bau ihrer evangelichen Kirche im nächsten Frühjahr, während in Weipert am Fronleichnamsfeste des nächsten Jahres die Grundsteinlegung der evangelischen Kirche stattfinden wird. — In Aussig ist der evangelischen Gemeinde ein größeres Areal zum Bau einer neuen evangelischen Kirche geschenkt worden. Frankreich. Generalstreik. * Paris, 10. Oktober. Ministerpräsident Combcs hatte mit dein Arbeitsministcr eine Unterredung über die in folge des G e s a m t a u s st a n d c s zu ergreifenden wirtschaft lichen Maßnahmen sowie über die Frage, ob ein zweites den Ausstand auküudigcndcS Schreiben des Bergarbeitcrvcrbandc-Z von der Regierung beantwortet werden solle oder nicht. * Lens, 10. Oktober. Heute fand eine vertrauliche Be sprechung statt zwischen den Grubenarbeitern der Becken von Anzin, der Departements Nord und Pas de Calais, bei welcher Basly den Vorsitz führte. Es wurde beschlossen, das Comite des Bczirksbuudes zu beauftragen, mit den Grubcngesellscbaf- tcn der beiden Departements mündlich zu verhan deln und dahin zu wirken, daß die Präfekten der Departe ments sich mit den Gesellschaften in Verbindung setzen, um eine Einigung zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern herbeizuführen. * Tenain, 10. Oktober. Als die Grubenarbeiter aus dem Eisenwerk Renard, geleitet von Gendarmen und Kürassieren» in ihre Wohnungen zurückkehrten, wurden sie von den Aus ständigen aufgefordert, sich ihnen anzuschließen. Die Aus ständigen drängten die Gendarmen zurück, es entstand ein Handgemenge, in welchem ein Sergeant, ein Korporal, ein Soldat und etwa 20 Grubenarbeiter leicht ver letzt worden sind. Dem Sekretär des „gelben" Syndikates wurden von den Ausständigen die Kleider vom Leibe gerissen. Dann ist es den Arbeitswilligen gelungen, in ihre Wohnungen zurückzukehren. Die Grube Renard wird von Gendarmen bewacht. - Kulturkampf; Doumer. * Brest, 10. Oktober. Das bischöfliche Diözesanblatt „La semaine röligieuse" erklärt in einer Note, daß die Geistlichen unbekümmert um die ihnen drohenden Gc- haltssperren und Suspendierungen den Religions unterricht auch weiterhin in bretonischer Sprache er teilen werden. * Lyon, 10. Oktober. Infolge eines Erlasses des Prä fekten wurden die Siegel von den jüngst geschlossenen Kongregations sch ulen entfernt. Diese Schulen dürfen demnächst unter Leitung weltlicher Lehre rinnen wieder eröffnet werden. * Paris, 10. Oktober. Bei einem heute in Lyon abgehaltenen Kongreß der radikalen Partei beantragte der DepMierte Bepmale (Haute-Garonne) die Aus schließung des Deputierten Doumer, weil derselbe seinerzeit unter dem Ministerium Meline den Posten deS Generalgouverneurs von Jndochina an genommen habe. Doumer erwiderte in seiner Verteidi gungsrede, Brisson selbst habe ihm geraten, die ihm an gebotene Stelle anzunehmen; er glaube, er habe sich in derselben als guter Republikaner bewährt und dem Lande Dienste geleistet. Doumer wurde hierauf mit großer Mehrheit zugelassen. Italien. * Spezia, 10. Oktober. Das deutsche Schul schiff „Stein" ist hier eingetroffen. Niederlande. Die Bocrcngenerale und Kaiser Wilhelm. * Haag, 10. Oktober. Ein Mitarbeiter des „Nienwc Rotterdamsche Courant" hatte eine Unterredung mit De Wet, in der der General sagte, daß erst nach einer Be sprechung mit Delorey und Botha in Utrecht eine Er widerung auf die Darstellung der „Nordd. Allg. Ztg." erfolgen könne. Auf weiteres Drängen erklärte De Wet diese Darstellung für unwahr. Im übrigen stellte De Wet fest, daß der als angeblicher Ratgeber vielfach angegriffene Vr. Leyds mit der ganzen Sache nichts zu tun gehabt habe. Aus den Aeutzerungen De Wets ging hervor, daß die Generale nach wie vox nicht das geringste Bedenken dagegen haben, eine Audienz beim Kaiser Wil helm durch Vermittelung der englischen Bot schaft nachzusuchen, falls der Kaiser den Wunsch kund gibt, die Generale zu sehen. (Frkf. Ztg.) * Utrecht, 10. Oktober. JuKrügersGcbürtstag liefen bereits gestern Telegramme aus allen Ländern ein. Die Generale wurden auf dem Rathause durch den Bürger meister bewillkommnet und in dem Gouvernementsgebäude durch einen Kommissar der Königin. Es sei bei dieser Ge legenheit darauf hingewiesen, daß die Generale bis jetzt noch nicht von der holländischen Königin empfangen wur den und daß lediglich die Boerendeputation der Fürstin bei ihrer Rückkehr nach dem Haag Glückwünsche überbrachte. Präsident Krüger wurde durch die Generale soeben ab ¬ machen unter allen meinen Klienten, Fräulein Cazabor, ich berechne Ihnen meine baren Auslagen und damit gut. Im übrigen glaube ich auch, Ihnen meinen Beistand schuldig zn sein. Es sieht mir nämlich ganz danach aus, als ob Ihnen mein Vater diese Suppe eingebrockt hätte, oder Herr von Thessen, oder beide zusammen." »Ihr Herr Vater?" fragte Isa betroffen, „weshalb denn?" „Davon reden wir später einmal " „Aber ich bin ihm ja nicht mit einem Schritt zu nahe gekommen!" rief Isa entrüstet. „Das ist auch nicht nötig. Sie können trotzdem in seinem Weg gestanden haben, er macht manchmal solche Scherze. Aber nur keine Angst. Ich habe seit kurzer Zeit — seit ich umgezogen bin und nicht mehr in seinem Hause wohne — schon zweimal im Gcrichtssaal meinem Herrn Papa gegcnübcrgestanden und beide Male die Ehre ge- üabt, ihn 'reinzulegen. Nun ist er natürlch fuchsteufels wild. Aber haben Sie nur Vertrauen zu mir. Ich werde ihn, auch wenn er nicht persönlich figuriert, auch hierbei 'reinlegen. Die Voraussetzungen der Ausweisung sind nicht gegeben, nötigen Falls übernehme ich die Bürgschaft für Sic. Kurz, die ganze Sache ist blinder Lärm. Mor gen früh hole ich mir bei Ihnen die Vollmacht und dann geht Sic die Geschichte nichts mehr an." „Kann ich sie Ihnen nicht senden, Herr Herr Rechtsanwalt?" fragte Isa rasch. Etwas enttäuscht sah Herr Habicht sie über den Kneifer hinweg an. „Hm, auch gut. Schicken Sie den Mozzo, er muß auch unterschreiben." „Er kann ja nicht schreiben", wandte Isa ein. „Er muß doch irgendwie seine Zustimmung ausdrücken können?" „Er kann kein Wort deutsch." „Also spanisch. DaS wird übersetzt, kurz, es wird alles besorgt, Fräulein Isa, alles, und Sie werden mir danken." „Ich werde meine Rechnung bezahlen." „Sie sollen mir banken. Ich werde nicht ruhen, bis Sie Vertrauen zu mir gefaßt haben" und mir danken." Nun nannte er sie gar schon bei ihrem Vornamen, dacht« Isa und sah, wie er hartnäckig mit -em Spazterstock Löcher in den Boden bohrte und seine Augen mit einer blitzenden Lustigkeit, aber nicht ohne eine gewisse Gut- mütigkeit auf ihr lagen. Isa hatte die feste Überzeugung, daß cs ihm weniger um die Sache, als vielmehr darum zu tun sei, eine Veranlassung zu haben, sich ihr zwanglos zu nähern. Wollte er sich durch Zudringlichkeiten bezahlt machen? sagte sie sich. Es sah ganz danach aus. Was hatte er sonst so häufig in der Gegend ihrer Wohnung herum zustreichen, wenn nicht, um irgend eine Gelegenheit zu er spähen, sich ihr zu nähern? Sie hätte lieber einen ande ren Advokaten genommen, jedenfalls war sie aber fest ent schlossen, sich nichts von ihm schenken zu lassen. Ewig konnte ja der Prozeß nicht dauern — sie war noch harmlos genug, um dieser Ansicht zu sein — und dann würde sie ihre Rechnung bezahlen, bei Heller und Pfennig, und alles würde wieder aus sein. Wenn sie dabei auch ihren eisernen Fonds — das Geld für Mademoiselle Fifine — angreifen mußte. Dazu hatte es ihr ja doch Monsieur August ge geben! „Und was bekomme ich dafür, Herr Doktors daß ich Ihnen eine so hübsche Kundschaft verschafft habe?" fragte Fräulein Ewald. „Sie werden mich eifersüchtig machen." „Es kann niemand seinem Schicksal entrinnen, meine Gnädigste", erwiderte er lustig, „und wenn Sie durchaus eifersüchtig sein wollen, so werden Cie es meinethalben. Meinen Segen dazu haben Sie." Dann verabschiedete er sich wieder von den Damen. Er reichte Fräulein Ewald die Hand, sehr freundschaftlich und verbindlich, aber wohl nur, um auch Isa die Hand zum Abschied hinstrecken zu können. Isa legte auch ihre feine, kleine Hand in die seine. Sie hätte ja sonst auffallen müssen, als sie aber merkte, wie herzlich und zärtlich er sie drückte, bereute sic und zog sie hastig zurück. Dann laKte er wieder so übermütig und herausfordernd. Es war ja klar, daß er nur seinen Spaß mit ihr machen wollte. Isa aber wollte mit ihm keinen Spaß machen. Auf dem Rückwege war Fräulein Ewald so einsilbig und nachdenklich, daß es Isa auffiel. „Was haben Sie?" fragte sie vertraulich. „Habe ich Ihnen ohne Absicht weh getan?" „Oh, Sie so wenig und so viel wie manch andere", antwortete Fräulein Ewald traurig und resignirt. „Sic haben eben Glück und ich nicht. Das ist alles." Isa sah sie überrascht an. „Bisher habe ich von -em Glück, das ich angeblich haben soll, so wenig gemerkt, Laß ich schon oft auf die Idee gekommen bin, daß die Menschen nur in der Welt sind, um mir weh zu tun, um mich zu verachten und zu quälen", erwiderte sie heftig. „Fräulein Ewald, Sie wissen nicht, wie weh Verachtung der Menschen tut, wie weh sie m i r tut. Sie hat mich stolz, menschenfeindlich und mißtrauisch gegen alle Welt gemacht. Und das nennen Sie Glück haben?" „'s ist doch so. Das sieht doch ein Blinder, daß er Sie liebt." „Wer? Herr Habicht?" „Natürlich. Wer denn sonst?" „Und das kränkt Sie? Oh, liebes Fräulein Ewald, be ruhigen Sie sich darüber. Ich bin nicht sentimental und sehe scharf in solchen Dingen. Sie kennen Herrn Habicht schon längere Zeit?" „Schon als er noch Student war. Ich war damals noch ein ganz junges Ding. Aber was wollen Sie? Wer kann für sein Herz?" fuhr Fräulein Ewald leise und verschämt fort, indem sie die Augen niederschlug. Isa brauchte sie nur anzusehen, um zu wissen/ wie es mit ihr stand. „Sie haben ihn gern?" flüsterte sie ebenfalls leise. „Oh, durchaus nicht", beeilte sich Fräulein Ewald zu erwidern, „wie sollte ich denn? Einen Mann, der jeder Schürze nachläuft Dann schluckte und würgte sie, als ob sie ihre Tränen gewaltsam zurückdrängen müsse, fuhr aber rasch und eifrig fort: „Nehmen Sie sich nur ja vor ihm in acht, Isa. Sie wissen, wie gut ich es meine. Was er Ihnen sagt oder noch sagen wird, hat er mir früher auch gesagt und im Laufe der Zeit so manches andere noch. Er kann die Liebes erklärungen auswendig und hat davon auf Lager, wie der Schuster seine Stiefeln oder der Schneider seine Röcke, für jede eine paffende. Er ist ein schrecklicher Mensch. Er war schon als Student so. Nehmen Sie sich ja in acht vor ihm." Nun traten ihr doch die Tränen in die Augen und hastig fuhr sie mit dem Taschentuch darüber, um sie zu trocknen. „Und Sie glauben wirklich, daß ich mich von solchen leeren Redensarten betören lasse? Von ihm? Sie kennen mich schlecht, Fräulein Ewald. Ich bin nicht umsonst auf der Landstraße ausgewachsen, nicht umsonst ist die ganze Welt mein Vaterland, nicht umsonst haben mir die Menschen die Tränen des Zornes und der Scham aus den Augen gepreßt. Er soll mir nur zu nahe kommen!" „Sie kennen ihn nicht, Isa. Oh, Sie wissen nicht, was er alles aufstellen kann, um seinen Willen zu erreichen. Er schwört Stein und Bein vor Ihnen, fällt auf die Knie, macht die billigsten und teuersten Versprechungen und kann so lieb und süß sein, daß Sie ihm nichts verweigern " „Ah —", machte Isa erregt und mit zornigem Protest. „Ich weiß, wie er's mit mir gemacht hat, und nicht nur mit mir allein. Oh, er ist schlimm, schlimmer als Sie denken. Er hat kein Herz, er glaubt an nichts, und alles was er sagt, sind leere Worte. Denken Sie daran, was ich gesagt habe. Was er Ihnen heute sagt, hat er morgen wieder vergessen oder sagt cs gar einer anderen wieder, die ihm bester gefällt oder mehr in die Augen sticht, weil es nun, weil es eben wieder mal was anderes, was neues ist." „Beruhigen Sie sich, Fräulein Ewald", erwiderte Isa fest und energisch, „und seien Sie außer Sorge um mich. Ich habe den Mann durchschaut, schon ehe Sie mir ein Wort über ihn gesagt, und wußte, was ich von ihm zu halten habe, ehe ich Sie überhaupt gesehen. Ich hasse ihn, denn er ist der Sohn des Mannes, -er meinen Papa ruinierte, ich Haffe ihn, denn er hat mich selbst beleidigt, und endlich Haffe ich ihn weil ich ihn eben Haffe. Lassen Sie ihn nur kommen!" Noch ganz entrüstet kam sie wieder zu Hause an. (Fortsetzung folgt.)
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