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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.12.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021206016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902120601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902120601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-12
- Tag1902-12-06
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Deutscher Reichstag. »L Sitz», »om 8. Dezember. D Berit«, 5. Dezember. (Telegramui.) Auf die erregten Scenen von gestern abend oder vielmehr nacht folgte beute ioyllische Ruhe. Um halb zwölf Uhr nacht- stand sich alle-kampfbereit in höchster Erregung gegenüber, die gereizte Stimmung machte sich jeden Augenblick m heftigen Rufen von hüben und drüben Luft. Al- man heute schon um 10 Uhr vormittag- wieder zusammenkam, schienen die Leidenschaften verflogen, und ruhig ließ da- dicht gefüllte Hau- die seit drei oder vier Tagen sattsam bekannten Trick- der äußersten Linken über sich ergehen. Doch »rin: die Obstruktion-Parteien haben, seitdem ihnen durch da- Handinhandzehen der Mehrheit-Parteien da» Konzept mit Au trägen auf Ueberweisung an die Kommission verdorben worden ist, einen neuen Kunstgriff auSgetüftelt. Hat ein Mitglied der Rechten, de» Zentrum- oder der Na- tionalliberalen sein Referat erstattet, so ergreift Herr Stadthagen, Herr Hoch oder irgend ein anderer Genosse das Wort zur Geschäftsordnung und bittet in ebenso dringender wie höflicher Weise, den verehrten Herrn Referenten, doch über die und die angeblich sehr wichtigen Materien, die er in seinem Referat gar nicht oder nur sehr oberfläch lich berührt habe, in einem Ergänzuog-referat nochmal» zu berichten. Freundlich und zuvorkommend, wie die Obstruktions parteien bei Beratung der Zollmaterie nun einmal sind, belehren sie alle bösen Referenten und natürlich zugleich auch den ganzen Reichstag gründlich über seine Unterlafsungsiüuden und halten so die Rede, di« nach ihrem Willen der Referent nach ihnen halten müßte, schon einmal vorher. Kann man r- da den mit solcher Undankbarkeit behandelten Referenten ver denken, wenn sie trotz aller lieben-würvigen Aufforderungen nicht nochmal- die Rednertribüne besteigen und damit ihren Gegner» den größten Gefallen erweisen wollen?! Aber wie gesagt, es ging alle- in größter Ruhe zu; eS war beinahe unheimlich still. Oder kommt eS uns nur so vor? Gewöhnt man sich an Skandalscenen, beleidigende Wortgefechte und alle- übertönende- Gebrüll so schnell, daß man, wenn einmal der Ton der Erörterungen „parlamentarifch" bleibt, da- auffällig findet? Stundenlang lag der Sitzungssaal leer und verödet da. Auf den gelben Leverfosa- im Hintergründe de- Saale- sah man verschiedene jeden falls stark ruhebedürftige Herren ihr Mittagsschläfchen hatten. Oder war eS der nachgeholte Nacht schlaf? Wer kann es wissen! Und je weiter die Zeit vorruckte, dello begehrter waren diese Schlafplätze; die meiste Nachfrage entstand von Ubr ab, als Geuosse Antrick al« 17. Referent da- Wort erhielt. „Lasset alle Hoffnung, die ihr hier eintretet" stand in unsichtbarer Schrill über den Saalthüren lange Stunden hindurch geschrieben. Außer den Herren, die, man mußt« sagen, auf den Sofa regulär idr Schläfchen hielten, gab eS im Saale noch verschiedene Zrreguläre vieler Art. Von den Übrigen drei Dutzend, die Antrick itandhieltcn, beschäftigten sich min desten- zwer Drittel mit Eltedidung ihrer Korrefponvenz. Woran da» letzte halbe Dutzend dachte, das wissen die Göller! Vielleicht über die neuen Anträge auf Abänderung der Geschäsl-ordnung, die soeben von den Mehrhcit-parteien eingebracht siov und, da jedenfalls morgen und Mon tag sitzungesrei, am Dienstag zur Bera ung kommen we den?! Dann können die Stad^ageu, Antrick ufw. ernpack-n. Mit Relordreden ist'- dann ein für allemal vorbei. Maa war allgemein erstaunt, al« Antrick schon nach knapp zwemündiger Rede Schluß machte, zugleich aber den Wuusch auSfprach, eS möchten au- dem Hau>e an ihn Fragen ge richtet werden, damit er etwaige Lücken feines Referat- auesüllea könne. Dieser freundlichen Aufforderung kam Herr Bock-Gotha, der Parteigenosse Anlricks, schleunigst auf da- liebenewürdigste nach. Mit reichlichem Material versehen, nahm auch alsbald Herr Antrick neben der Redner tribüne Platz, um die Lücken m seinem Vorträge freundlichll auSzusüllen. Wir zweiieln nicht, daß Herr Antrick diese Er gänzung in der gründlichsten und auSgitdiglten Form gegeven halte, wenn nicht die Meorheit, al- Bock zu Ende war, Vertagung beantragt dätte. Und dieser Vertagung-aotrag wurde dann nach einer kleinen Debatte zur TageSorvnuug, in welcher die Bebel, Singer, Roes icke-Dessau und Ur. Pachnicke für eine morgige Sitzung emtralen, angenommen. Am Dienstag wird weiter beraten, nachdem als erster Punkt der Tagesordnung die neuen Anträge über Abänderung der Geschäftsordnung er ledigt sein werden. Am Montag ist katholijwer Feiertag. Schon nach kaum siebenstünvrger Dauer schloß die heutige Sitzung um 5 Uyr. (-) Berlin, 5. Dezember. (Telegramm.) Am Tische des Bundesrates: Kommissare. Der Präsident eröffnet die Sitzung um 10 Uhr 20 Min. Zunächst steht auf der Tagesordnung die Beschluß- fafsung des Reichstages über den Einspruch des Abg. Bebel (Soz.) gegen den ihm vom Vizepräsidenten Grafen Stolberg erteilten Ordnungsruf wegen der Aeuße- rung, daß er die Ausführungen des Staatssekretärs von Pvsadowsky über die Stellung der verbündeten Negie rungen zu dem, Anträge Kardorff als unpassend und nicht am Platze entschieden zurückweisen müsse. Die Verhand lung darüber besteht nur in der Absttmmung, die auf Antrag Singer namentlich ist. Der Einspruch des Abg. Bebel wird mit 188 gegen 03 Stimmen bei 4 Enthaltungen verworfen, der Ord nungsruf also vom Hause als berechtigt anerkannt Nunmehr wird die Beratung des Zolltarifge setzes fortgesetzt. Eingegangen ist ein Antrag Molke«- b«hr lGoz.), den dritten Abschnitt des Zolltarifes sWachs, Paraffin, Lichte, Seifen usw.s, über welchen gestern zum Schluß der Abendsitzung der Abg. v. Kardorff referiert hat, an die Kommission zurückzuvermctscn. Nachdem Abg. Molkenbuhr (Soz.) seinen Antrag be gründet hat, stellt Abg. vr. Stockmann <Np.) den gleichen Antrag, mit der Motivierung, er wolle damit nur verhindern, daß die Sozialdemokraten ihren Antrag auf Rückverweisung des ganzen Abschnittes zurückziehen und die Rückverweisung einzelner Positionen beantragen. Abg. vr. Spahn (Zentr.) beantragt Uebergang zur Tagesordnung, der in namentlicher Abstimmung mit 207 gegen 71 Stimmen bet 2 Enthaltungen beschlossen wird. An Stelle des Abg. vr. MitllerSagan berichtet Abg. vr. Müller-Meiningen über die Positionen 26! bis 3l5 «chemische Grundstoffe, Säuren, Salze und sonstige Ver bindungen chemischer Grundstoffe). Aba. Hoch iSaz.) beantragt in längeren Ausführungen, die Positionen 286 und 290 (Soda und Chlorkalk) an eine Kommission zur schriftlichen Berichterstattung zurückzu verweisen. Abg. Vr. Stockmann (Rp.) stellt den Antrag ans Rück verweisung der Positionen 263 bis 816. Abg. vr. Spahn beantragt Uebergang zur einfachen Tagesordnung über sämtliche Anträge. (Die Staatssekretäre vr. Gras». Posadowsky und Frei herr v. Thielmann haben den Saal betreten.) DerAntrag Spahn aufUcbcrgang zur Tagesordnung wird mit 211 gegen 72 Stimmen bet 2 Stimmenthaltungen angenommen. Hierauf referiert Abg. vr. Benmer (natlib.) über die Positionen 816 bis 344 (Farben, Farbwaren, Firnisse und Lacke.) Die Abgg. Hoch (Soz.) und Stock«»«« iRp.) beantragen wieder Rückverweisung, Abg. Späh« wieder Uebergang zur Tagesordnung. Bor der Abstimmung über den Antrag Spahn be- s sprech«». Spätere Untersuchmr-en auf Echwemmaold haben in vier zweifelt Abg. Stadtha-e» (Goz.) die Beschlußfähigkeit be» verschieden«» Kriek« fwqeirde Eraebuijj« ans »in Kubikmeter getiabt: SS,881 48,8b g, 13,89 «, LL,bS «s. Der Ingenieur will vorder- haud dles« Eatdeckuog», nur al» »inen Hinweis aus da- Vorkommen von Berg-old betrachten. Hause». Vizepräsident Stolberg erklärt zunächst, daß da» Bureau zweifelhaft sei, inzwischen füllt sich jedoch der Saal wieder, so daß der Vizepräsident konstatieren kann, daß da- Bureau baS HauS für beschlußfähig hält. Darauf wird tn einfacher Abstimmung der Antrag Spahn auf Uebergang zur Tagesordnung ange nommen. Abg. Gothei« (freis. Bg.) wünscht noch eine Reihe von Auskünften von dem Referenten und bittet denselben, seinen Bericht zu ergänzen . Abg. Stadthage» (Toz.) äußert in längerer Ausein andersetzung denselben Wunsch. Darauf berichtet Abg. L»rz (Zentr.) über die Positionen 346—867 «Aether, Alkohol, ätherische Oele, Parfümerien und kosmetische Mittel, künstliche Düngemittel, Spreng stoffe, Schießbedars und Zllndwaren). Abg. vr. Stockmann (Rp.) beantragt Rückverweisung deS ganzen Abschnitts an die Kommission, Abg. vr. Späh» (Zentr.) Uebergang zur Tagesordnung darüber, Abg. Singer (Soz.) namentliche Abstimmung über den Antrag Spahn. Letzterer wird mit 1V4 gegen 78 Stimmen a n - genommen. Abg. Hoch (Soz.) spricht zu Position 345 (Aether). Vizepräsident Büsi«g unterbricht den Redner und macht ihn darauf aufmerksam, baß hier keine Diskussion stattfinde, sondern daß eS sich nur um Referate handle. Der Abg. Hoch habe das Wort nur zur Geschäftsordnung, nicht aber dazu, die Worte deS Referenten einer Kritik zu unterziehen. Abg. Hoch (Soz.) entgegnet, man werde ihm doch ge statten müssen, zu sagen, was er von den Ausführungen des Referenten denke. Vizepräsident Büsing unterbricht ihn aufs neue und er- klärt, er könne nicht seine Hand dazu bieten, baß hier un- ter dem Mantel einer Geschäftsordnungsdebatte der Zoll- tarif selbst besprochen werde. Abg. Hoch (Soz.) erklärt, er wolle der Weisung des Präsidenten gemäß sich streng an die Sache halten und erbittet vom Referenten nähere Auskunft über verschie- dene Positionen, namentlich betreffend den Zoll ans Düngemittel. Abg. Stadthagen (Soz.) richtet an den Referenten eben- falls besondere Wünsche wegen deS Zolles auf Dünge mittel. Der Bund der Landwirte verkaufe solche Dünge- mittel und verdiene daran gewisse Prozentsätze. Der Direktor deS Bundes weigere sich aber, anzugeben, wie hoch dieselben seien. Das müsse man aber wissen; denn hiermit stehe doch die Höhe des Zolles in engstem Zusam- menhange. Hierauf referiert Abg. Antrick (Soz.) eingehend über die Positionen 368—388 «chemische und pharmazeutische Erzeugnisse. Nach einem fast zweistündigen Referat er- klärt sich Antrick bereit, Anfragen aus dem Hause zu be antworten. Der Abg. Bock-Gotha (Soz.) stellt nunmehr mehrere Anfragen an Antrick. Inzwischen füllt sich der Saal. Die Abgg. ». Kardorff (Reichsp.), v. Norma«« (kons.), Späh« (Zentr.) und Baffcrman« (natlib.) beantragen Vertagung, was gegen die Stinnnen der Linken ange- ,kommen wird. Präsident Gras Ballestrem sch'ägt vor, die nächste Sitzung am Dienstag, den 9. Dezember, abzuhalten mit -er Tagesordnung: Antrag Groeber über die Abänderung der Geichastsvrdnung, sowie Fortsetzung der heutigen Be- ratung. Abg. Roesicke-Dessau (b. k. P.) meint, wenn dieser Vor schlag angenommen werde, so würden die Herren von der Mehrheit an den wenigen noch übrigen Tagen der näch- sten Woche sich bemühen, die Verhandlungen zu über stürzen und das Haus zu Sitzungen von 10 bis zu 12 Stun- Len zu zwingen. Dagegen müsse man eS als sachlich gerecht, fertigt anerkennen, wenn er den Präsidenten bitte, mor gen weiter zu beraten. Der Präsident erwidert, in dieser Woche fei sehr fleißig gearbeitet worben, am Montag sei Feiertag; eS sei daher begreiflich, daß die Herren, die von der Ferne hergekommen seien, einen Reisetag haben müssen. „Tut man zur richtigen rasten, trägt man die schwersten Lasten!" Da aber Widerspruch erhoben worden sei, müsse das Haus entscheiden. Abg. Singer (Soz.) bemerkt: Wenn den Präsidenten nicht die Erwägung leitete, daß das HauS morgen nicht beschlußfähig sein wird, so bin ich überzeugt, daß doch bei den Herren, die die Vertagung beantragt haben, diese Erwägung vorhanden ist. Sie wollen sich den be schämenden Eindruck ersparen, daß morgen vor aller Welt ein beschlußunfähiges Haus konstatiert wird. Aber wir wünschen nicht, daß man drei Tage lang zehn bis zwölf Stunden tagt und dann wieder einige Tage Ferien macht. Im übrigen betrachten es meine Freunde nach wie vor als unzulässig, einen Initiativantrag, der später gestellt ist, aus der Reihe der übrigen vorzuziehen, es sei denn, baß niemand widerspricht. Ich erhebe hiermit diesen Widerspruch. Wir behalten uns vor, wenn der Antrag behandelt werden soll, vorher nochmals in längeren Ausführungen unsere Bedenken gegen seine Zulässigkeit vorzubringen und entsprechende Anträge anzuknüpfen. Der Präsident erwidert: Für mich als Präsidenten ist die Frage, ob der Antrag setzt auf die Tagesordnung ge stellt werden kann, durch den Beschluß deS Hauses er ledigt. Abg. Bebel (Soz.) sagt, die Sitte des Hauses schreibe vor, daß die Herren, wie weit sie auch von Berlin wohnen mögen, in den Sitzungen anwesend sein sollen. Man dürfe also keine Rücksicht auf ihre Reisen nehmen. Uebrigcns erfüllten viele Herren ihre-Pflichten so selten, daß jetzt so und so viele Abgeordnete im Saale anwesend seien, die er sich nicht entsinne, je gesehen zu haben. Bis im Mai oder Juni, wo der Reichstag auSeinander- gchc, bleibe nicht so viel Zeit übrig, alles Notwendige zu erledigen. Und so wenig man einem Pferde oder einem Ochsen zumuten könne, über seine Kräfte zu arbeiten, dürfe man das den Rcichstagsabgeordneten zumuten. Er bitte daher, morgen eine Sitzung abzuhalten. Abg. Pachnicke (freis. Bg.) schließt sich diesem Vorschläge an und stellt ebenfalls in Aussicht, daß er Einspruch gegen die gcschäftsordnungsmästige Zulässigkeit der Verhand lung des Antrages Groeber erheben werde. Der Antrag Rveiicke, morgen eine Sitzung abzuhosten, wird sodann g-gen die Stimmen der Linken abgelehnt. Es bleibt daher bei dem Vorschläge des Präsidenten. Schluß 5 Uhr. Nächste Sitzung Dienstag 1 Uhr. Kolonial-Nachrichten. LIK6. Erztzerkommen iui Katangagebiet, lieber die Erz- loqer tm Kalanaaqebiet werden beui Organ der Deutschen Koloniai geielllchasl folgende Mitteilungen gemacht: Eine von Rbodrsirn unter Herrn Georgi Grey auSgeqanqenr Expedition hat tm Katangagrbtet zahlreiche Kupfeilager entdeck!, di« trüber von den Eingeborene« betrieben wurden unr nach ihrer Auedebnung und dem Gehalt an Papier abbauwürdig ercheinen. In einzelne» Fälle» beträgt der Kiipfergehalt bi« zu 33 Prozent. Da» Vorkommen von «lluvtai- gold in den Nebenflüssen de« Lvkila» verwie« dl« Expedition auf Forschungen nach Gold, da- t» fast allen Kapferlaqrrn qesundea wurde und zwar in Mengen bi« etwa 2,88 y für dir Loan« Erz. Die Lag« am Kambove, südlich von vonkera zwi'chni den Flüssen Lusila und Dikulae, ergaben bi- zu 89'/, Pro,. Kupfer und 6,20« Gold auf. di« Tonnr. Ein« Erzprob« von Seja wir- «inen Gold gehalt von 126 974 K auf; Indes muß d«r Reichtum dirsr« Laqer- noch sestgesiellt werden. E» werden noch ausführlich« Angabe» über da» Schwemmgold in de» Flüssen gemach». Herr William- will sich tnd«- über den Wett dir vrrschiedrarn Erzlager noch nicht aus ULS. Die PrisUegie» »er Deutsch-?stasrtka«tschru Ge sellschaft. Durch die Tagrsprrße g«ht die MUtesiuag, die Deutsch. Oslasrckantsche Gesellschaft hab« mit dem Reichskanzler «inen Vertrag abge chlossen, in welchem sie im wesentlichen auf die von ihr bisher briessrnen Privilegien uuü Lorkrchte tm ostasrikanischeu Schutzgebiet, vor allem auch aus das wirtlchasilich und finanziell brdeutsame Münzrecht zu Gunsten de» Reich- verzichtet hab,. Das ist unzu- treffend, wohl aber ist richtig, daß zwischen Reichsregirrong und obengenannter Setelljchast Verhandlungen schweben, di« di« Auf hebung d«r «rwähatra Privilegien, iasbrsoadere d«» Müozrechte», zum Ziel« haben. ALtt. Di« Golds««»« in Frangt. Die Direktion der Dir- konto-Gesellschatt gibt namens de« Jrangi-kqndikat- den H«> cht de- nach Oltair-ka entsandten Sachverständigen, BerawerkSdirelior Scheffler, bekannt. Der vom 9. September dauerte Bericht äußert sich iu auesührlicher Weise über di« «uffi-tuen be» Berg- baue» tn genannten Gebieten, warnt vor Unternehmungen kleinerer Art und stellt nur einem Großbennb« mit mindestens 1l» Tonnen täglicher Verarbeitung di« etwaig« Rentabilität in Aussicht. Es sei kaum anzunehmrn. daß di« Erz« bedeutend reicher seien al» die normalen Vorkommen der Wei». Gegenwärtig fehlten alle Unterlagen, um auch nur schätzungsweise eine Rentabilitäls- berechnuag autzusiellen. Der Berichterstatter sagt u. a.: „Nach d-n bisherigen Ausschlüssen sind die Lag» ran gsverhäl t- nisse der in Frage kommenden Gänge durchaus nicht klar uad lassen stark vermuten, daß sie zieml ch gestört und tn bezug auf Mächtigkeit und Goldgehalt fehr unregelmäßig sind. Es ist beute auch nicht einmal eine beschränkt« Anzahl von Tonnen mit einem sicher nachgewieseaen Goldgehalt aufgeschlossen, und von einer Erzreierve kann gar keine Rede sein. Wie ich in meinem letzten Schreiben bereits erklärt habe, ist es mir nicht möglich, vor Beendigung der wetteren Ausschluharbeilen ein definitives Urteil abzogeben, und es wird dazu ein weiterer Zeitraum von sechs bis sieben Monaten nölig lein Mein Urle.l gehl heute aber bereit» daitn, daß das Geiamivorkouimrn durchaus kein großartige«, wie tie südalrikanischen und australischen, ist, und daß die Entw cklung einer Gvlblndustrie hier durch die allgemeinen Verhältnisse gehemmt wird." Sücherbelprechungeu. Da» neue Wesen, Roman von Lodwig Ganabofer, illuiiriert von A g Seligmaou. Preis 6,40 Verlag von Adoll Banz L Eomp. in Slutigari. Ter Roman schließt fick hinsichtlich der auß-rordenlsscb schönen künstlerischen Ausiührung würdig den vorhernegangenen kultar- und sitkeageichichtlichen Werken Ganqboier« an. Auch zeitlich and stofflich steht es im engen Zus'Minendaage mit jenen, indem für den neuen Roman das Motiv ebenfalls den kirchlichen und tonalen Wirren de« Mittelalters entnommen ist. Diesmal der aewalitätiaen Epoche der Bauernkriege. „Loset, waS sich das jür ein neues WeienI Wir müssen von Herren und Massen bald genelen", so gebt die Losung durch die schwöbi'chen and boller scheu Lande, und der Name dessen, der ,rae rriamr, „geht unter ten Buben wie ein beisig» Wörtll" Der Groll un er den Bauern hat lange verdeckt geglommen. Herren und Massen tuen in ihrem Nedermut da» Mögliche, ibn zu schüren, und er 'ckläzt emvor mit Flammenkrast und -Oommengier. Der sozialen Not oriellt sich die kirchlich»; di« Untreiheil der K eche, ihre Abha» sigkeil von Rom lastet ickw-r aut den deuuchen 0! inülcrn. Da vernehmen sie den ErlöjunoSius Lu ders, und das Volk folgt ihm wie einem Schlachtrufe. Aber es macht tu »«'nem Un'erstand em Zerr- bild aus der Lischest sr>n»s grölen deu tchro Willens' und glaubt, „es giiiqr ans Rauien um den vollen Fleisch, torsi leine» Lebens". Im aedoisi ntosen Freibe'tsrau'che bemd-la sie ihr eigene« gut" Wollen uns wo sie tm Aamvie m l den Herren zum Steg« gelangen, da „sübrea sie sich auf, daß Schänd und Grauten bangen bleibt an ihrer gu'.n Sachs" Und nun tpricht Geora Fruncrberg zu ihnen dos gewicknze Wort: die deusichen Bauern sind, wie Massen und schlecht, Herren sie gemacht hab-n. Drum müßt ihr euch selber er t zu Me.sichen er,leben w» iu idr menlch. siche Freiheit im Reich gen eßen woui und dem Re ch da» Volk sein. doS es brauch«. An- den Tagedieben die mir zulouken, muß ich erst brave Landsfuechte machen, eh« ich die Schlacht gewinnen kann. Und jetzt gebet denn, schreiet und sänke« nicht wieder, w e enr al'es We,en ist sondern haltet E'nkehr in euren Köchen und Herzen. Und kommt euch wieder einmal di« besiiqe Zeit, in der unser Volk zur Freiheit und unser Reich zn stolzer Macbn keit genesen kann, io lernt von eurem Sch idrn und merket: dazz man über schönem HauS »tn sichere« Tack nickt wreizen kann, wenn »ick« jed-r Balten ein Halt und Schutz tur den Nachbar ist. Den Bruder sollen lassen und sogen: büß nur dn, ich will- gut haben — psui T'uffl. Leut l So baut man do« Elend, aber nicht do« große feste und schöne Hous »ür « a Volk!" Sm gewicht »es Wort, gewichtig nicht nur für lene, weit Vinter uns liegend«, sondern auch für unsere beutiqe Zeit. Und damit sit gleich da» Be'onbere dieses meiste licken Romans gekennzeichnet: sein, nicht willkürlichen, sondern geschichtt ch «uveriässigen Schilderungen, sie zeigen uns, daß wohl che Zen-n, die äußeren Umstände sich geönoert hoben, di, innrie Wesenve tobe- stets die gleich« ist und bleibt, und darum der Gegenwart und Zukuno beste Lehrmeisterin die Vergangenheit ist. „Tenn', so läßt Gangboier seinen greisen Echöitingen lagen, „die Mc-iickea bleiben sich immer gleich. Cie »ragen anvere Kleider, guten bo« Haar oder lassen e» wachsen. Dob der Kern ihie« Weiens ändert sich sowenig wie ie Sanduhr, die man stür «— oben ckmsizt der s-nd und unten wäckst er doch es bleibt der gleiche Sand, di, gl» che Menge." Und weil dem so ist, blickt» uns auch au« dieser wundersam «rgre senden E-zählunq an- län sitv-rgaogenen Tagen nur das Spiegelbild des Heute entgegen, und da- grade ist'-, was der Dichter gewollt hat. Dergangenhr tk Sieh werbend aus! Und künde! Schrei wie ein Falk, der klar dir Sonn» stehl! Daß unser Volk den Mabnrlsi doch ver-lünde Aus seiN'M We>r, der zur Hohe zieht!" so beißt'- in teiuer an Fritz August von Kaulbach gerichteten Vor- lede zu dem Romane, und ichönrr, hinrr ßeuder uns tünsslri sich vollen- deler konnte Gangdofer lein« Absicht kaum zur Gestaltung bringen, al- er» mit dieiem Werke mt. Mit gewaltiger Urwüchsigkeit wird er tem m.ß- und zügellosen Treiben der witdbewegien Zeit grrecht, mt rückiichirlosec Energie schildert er all« die grausigen Vorränge derselbe.,, und dann wieder lührt er un« Scenen von duftigster, zoriester Porste vor Augen. Diese elqenart gr Mischung von Har em Naturalismus uud träumerijck er Romai.t.k ist echt keu sch,r Art und paßt darum so reckt von ««rund aus zu dieiem terndeuticken Buch? Und über dem Ganzen liegt- wie em Hauch wärmsten Natur- empfinden«; die Welt seiner Berge mit ihrer strotzend gemnde» Lrb' NSsulle gibt d -rn Autor immer neue Anregung w eder ,u Bildern von landschaftlichem Reiz nnd vollster Friiche und Treue der Lokal- färben. Ein Meisterwerk das Ganze, dessen wir uns von Herzen treuen dürlen. M. Uds« Nachrichten. * Dresden, v. Dezember. (Telegramm.) Bei den heutigen SrgänzungSwahlen zum Stadtver- ordnetenkollegtum wurden in sämtlichen 18 Wahlbezirken nur Kandidaten der Ord- nungSparteten gewählt. * BreSla», 6. Dezember. (Telegramm.) Die vomKatser empfangene Abordnung bestand aus sechs Arbeitern der alten Linkeschen Fabrik, vier Ar beiter» der Linkeschen Maschinenbauanstalt, zwei Ar beitern der Hofsmannschen Wagenbauanstalt und je einem Arbeiter von Hemna, Dauber, Metnecke, Trelenburg, Suckow und Heckmann. Die Anfprache, die der mehr al» 25 Jahre in der Linkeschen Wagenbauanstalt beschaff ttgte Kedcrschmted Carl «lammt hielt, lautet: „Mehrere Tausend Arbeiter von den BreSlauer Wagensabriken und Maschinendauanstalten bitten, Euerer Majestät Ihre unter tänigsten Huldigungen darbringen zu dürfen. DaS Ver trauen, das Ew. Majestät in der Essener Rede den deutschen Arbeitern schenken, hat uns mit tief empfun denem, ehrfurchtsvollem Danke erfüllt. Wir geloben Ew. Majestät unentwegte Treue, und bitten zu Gott, er möge Em. Majestät segnen und schützen immerdar." * Krefeld, 6. Dezember. (Telegramm.) DaS Stadtverordnetenkollegium wählte heute in geheimer Sitzung an Stelle deS am 1. April 1903 nach 21jähriger Tätigkeit auf seinen Wunsch aus dem Amte scheidenden OeberbürgermetsterS, Geh. Regierungsrat Hyper, den Land rat des Kreises Gelsenkiruchen, vr. Hammer- schmidt, einstimmig zum Oberbürgermeister. * Paris, 5. Dezember. (Telegramm.) Im heu tigen Mini st errate teilte der Minister desAuS- wärtigen mit, daß die Leiter der französischen Sani« tätspvsten in Töhongkin und Tschenfu von den Vize königen zu Aerzten der wichtigsten chinesischen Vermal- tungszweige in diesen beiden Städten ernannt worden seien. Ferner ließ der Minister durch den Präsidenten Loubet einen Gesetzentwurf unterzeichnen, nach dem Frankreich der Regierung von Kreta die Bezahlung von 166 461 Frcs. erläßt, die 1898 für die an die notleidenden Kretenser verteilten Lebensmittel verausgabt wurden. England, Rußland und Italien haben ebenfalls auf die Wiedererstattung der aus dem gleichen Anlaß veraus gabten Beträge verzichtet. Der M a r i n e m i n i st e r er stattete Bericht über die von dem Admiral Nonvter und dem Präfekten von Marseille gemeinsam unternommenen Schritte zur Beilegung des Marrosenaus- standes. Der Ministerpräsident teilte mit, daß er dem Erzbischof v. Besan^on, sowie de» Bischöfen von Orleans und Söez infolge des Staatsratsbeschlusses, daß die Unterzeichnung einer Petition zu Gunsten der Kongregationen sich als Mißbrauch darstelle, die Ge hälter gesperrt habe. Es ist wahrscheinlich, daß nächstens gegen einen vierten Bischof die gleichen Maß nahmen getroffen werden. Den Bischöfen von Mont pellier, Autun Valence und Viviers ist schon durch einen früheren Beschluß das Gehalt gesperrt. * Marseille, 5. Dezember. (Telegram m.) 5000 zur Ausmusterung vorgemerkte Matrosen haben heute auf einer in der Arbeitsbörse abgehaltenen Versamm lung eine Tagesordnung angenommen, in der sie die Vorschläge der Reeder, die einen Generalstreik aller i,nr Anmusterung vorgemerkten Matrosen verursachen würden, ablchnen, und die Regierung auf- fordern, keineMatroscn der Staatsmarine mehr zum Dienste für die Gesellschaften abzn« kommandieren. Sie erklären, daß sic nicht mehr kür eine Aufrechterhaltung der Ordnung einstehcn, wenn die Freiheit des Ausstandes nicht gewährt werde. * Haag, 5. Dezember. (Telegramm.) Zweite Kammer. Bei der Beratung desBudgets desAus wärtigen weist Karnebeek darauf hin, daß die Ant wort der englischen Regierung über die Zuckerkonvention im Widerspruch mit der Auslegung dieser seitens der niederländischen Regierung stehe. Er halte indessen die Frage nicht für bedeutend, weil, wenn die englischen Kolo nien die Konvention nicht annehmcn, ihr Zucker mit Kompensationszöllen nur mit Genehmigung der Inter nationalen Kommission belegt werden dürfe und die Aus fuhr dieser Kolonien nicht bedeutend sei. Der Minister des Auswärtigen hält seine Auslegung der Zuckerkon vention aufrecht» die auch die deutsche Regierung teile; aber auch er sehe die Frage als wenig wichtig für die Praxis an. Aus eine Interpellation Serfs über die Vieh einfuhr nach Deutschland erwidert der Minister, Deutsch land widersetze sich der Leffnung seiner Grenzen. Er werde sein Möglichstes tun, um die Ansicht Deutschlands zu ändern. Ban Bnlandt fragt, ob die niederländische Regierung die Interessen der Südafrikanischen Eisen- bahngesellschakt ernstlich wahrnehme, namentlich die der niederländischen Beamten. Diese Gesellschaft habe nach der Ansicht kompetenter Personen stets korrekt gebandelt. Der Minister möge England von dem guten Rechte der Beamten überzeugen, wieder angestellt oder entschädigt zu werden. * Madrid, 5. Dezember. (Telegramm.) Aus Ceuta wird gemeldet, daß die Kabylen von Ben i Said sich dem Gouverneur von Tetuan un terworfen und ihre Fahnen ausgeliefert haben. * Lissabon, 5. Dezember. (Telegramm.) Die Me'dungen, daß im April nächsten Jahres eine Zu sammenkunft des Königs mit den Königen von England und Spanien erfolgen werde, sind dem Vernehmen nach völlig unbegründet. * Konstantinopel, 5. Dezember. (Telegramm.) Die französische Regierung hat seit Oktober die Aufmerk samkeit der Türkei auf die Notwendigkeit gelenkt, ohne Verzug in Makedonien Reformen durchzufübren und die Maßregeln zu befolgen, deren ernstliche Ein führung die Pforte beschlossen zu haben erklärt, um einem allgemeinen Aufstande zuvorzukommen, der nach hierher gelangten Nachrichten sich in naher Zukunft vorbereitet. iAgencc Havas.) * Ouecnstonm, 5. Dezember. (Telegramm.) Der Kapitän deS englischen Schiffes „Leicester Castle", das viRi San Francisco hier cingctroffcn ist, berichtet, daß 800 Meilen nördlich von den Pitcairu- Jnscln, im südlichen Teile des Stillen Ozeans, drei amerikanische Matrosen gemeutert hätten. Sie verwundeten den Kapitän durch Schlisse und Schlage mit einer schweren BootSspiere. Als der Unter- steuermann dazwischen trat, erich offen ibn die Meuterer. Diese sind auf einem leicht gebauten Fiost, das wahrscheinlich gesunken ist, geflohen. * Paris, 5. Dezember. Die Kammer nahm die Bcraiing der Vorlage über die Zuckersteuer wieder auf und stimmte ihr mit 537 gegen 14 Stimmen zu. - Ne» Nor», L Lezemtiel Schluß. Nur>e.> Weizen wsisia Loko 77' , Dezember 80'-, Januar —, Mo- — Jusi79»,.. Mo - williq Dezembez 60'., a, 48'/ , Juli 47' . Medl lSpring-Wdeai clears: 8,07. Gelreibe'enckl nock Liver pool 1',. Peiroleum Errd. Balance-ar Lil Enn l 45. Llanoarv wbtte tu New s)ork 8.05 Zucker 3'/,. Zinn 23.91. Nu vier ll,66 Eilen Nr. 2 Foondry Nortd 22,bl) Siadlickiiinru 28. Va umwall«. Loko 8,50. Drzem-er 8.26 Februar 8,15, Iu>' 8,21. New Orleans 8. S cd mal» Wes». Steam 11,40, RoheLBrvth- 11,70z Kaffs« satt Rio Nr. 7 5'/«, Drzrmder 4,40, Februar -.L«.,'
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