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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.08.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190708135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19070813
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19070813
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1907
- Monat1907-08
- Tag1907-08-13
- Monat1907-08
- Jahr1907
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.08.1907
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Verhältnisse. Zieger-Leipzig referierte sodann über den Wert der Fachpresse für di« Organisation de» Verein». Ueber „Gruppeneinteilung und deren G«schäft»tättgl,it" sprach Herbst-Leipzig, und über den Wert und Nutzen der „Feuerversicherung de» Verein»" Werner, Leipzig. Döbeln, wi, der .Sn,." erfährt, hat sich der Zustand dB Herrn Bürgermeister» Dr. Lehmann leider derart verschlechtert, daß an ein, Wiederaufnahme der Amte geschäfte kaum zu denken sein wird. Mit Rücksicht hierauf werden die städtischen Kollegien wohl sehr bald an «in« Neuwahl herantreten müssen. Neu - To » wig. Infolge Genüsse» verdorbener, aus- gewärmter Pilze traten in der Familie de« Arbeiter» Jünger schwere Erkrankungen «in, denen bald zwei Kinder erlagen. Al» diese am Sonnabend beerdigt wurden, er hielten di« Eltern die Nachricht, daß ein dritte» Kind ge storben sei, während «in vierte» fast Hoffnung»!»« liegt. Di« Mutter war auch erkrankt, hat sich aber so weit erholt, daß sie au» dem Krankenhau» entlassen werden konnte. Niederau. Hier ist am Sonntag Nachmittag eine Feldscheune de» Gutsbesitzer« Otto Zocher vollständig ntedergebrannt. In der Scheune war die diesjährig« Ernte (Roggengetreide) de» Geschädigten aufgespeichert. Am gestrigen Montage sollte der Hafer Angebracht werden. Da» Feuer soll durch den 1V jährigen Knaben Mtersch, der mit Feuerwerttkörprrn gespielt hat, verursacht worden sein. 88 Dresden. Nach verschiedenen Blättermeldungen sollte König Friedrich August am 18. August d. I. auf Einladung Kaiser Wilhelm« auf Schloß WilhelmShvhe ein treffen, um dort in Gegenwart de» König» Eduard von England einer Fahnennagelung beizuwohnen. In hiesigen unterrichteten Kreisen ist von einer solchen Reise de» Mo narchen nicht da« mindeste bekannt. — König Friedrich August hat dem Hofopernsänger Kammersänger Karl vurrian da» Ritterkreuz 1. Klasse de« AlbrechtSorden» verliehen. Der Künstler trat am Sonntag bei Wieder eröffnung der Hofoper wiederum mit glänzendem Erfolg« auf. — Die Passagiere de» Dampfer» „Saxonia" der Säch- stsch-Böhmischen Dampfschiffahrttgesellschaft bemerkten, al« da» Schiff gestern morgen auf der Fahrt nach Meißen die Uebigauer Schiffswerft passierte, daß auf einem dort zur Reparatur aufgelegten großen Eisenkahn der Der- «inigtrn Elbeschiffer lohende Flammen empor schlugen. Bei der herrschenden Hitze und begünstigt durch die leicht entzündlichen geteerten Holzteile war binnen wenigen Augenblicken der Brand über da» ganze Schiff verbreitet. Die haushoch lodernden Flammen im Verein mit den dicken schwarzen Rauchwolken boten einen schaurig schönen Anblick. Ziemlich drohend sah «» für die nebenan aufgelegten Kähne und Schiffe au», sie schienen jeden Augen blick ein Raub der Flammen werden zu sollen. Jedoch konnte nach Ankunft der Feuerwehr der Brand auf diese» eine Fahrzeug beschränkt werden; diese» aber brannte voll- ständig bi» auf den eisernen Rumpf au». Die Entstehungs ursache ist noch unbekannt. — Im Monat Juli sind 22 Selbstmorde und 9 Selbstmordversuche vorgekommen, und zwar haben sich erhängt 8, ertränkt 6, erschossen 4, vergiftet 2 und abgestürzt 1 Person. Selbstmordversuche: ES haben sich zu entleiben versucht durch Vergiften 3, Ueberfahrenlaflen I, Ertränken 1, Durchschneiden der Puls- ader 1 und Erschießen 3 Personen. — Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich am Sonntag im vlasewitzer „Schillergarten". Tin dort bedienstetes Mädchen stürzte mit einem mit kochendem Wasser gefüllten Topf zu Boden und wurde durch da» heiße Wasser derart verbrüht, daß e» schwerverletzt in da» Johannstädter Krankenhaus geschafft werden mußte. Zittau. In der Nacht zum Sonntag sind auf der Herkulei-Erube bet GießmannSdarf vier Bergleute verschüttet und konnten nur al» Leichen geborgen werden. Bautzen. Die zweite Generalversammlung de» Verbände» sächsischer Korbmachermeister fand am Sonntag im Hotel zum »weißen Roß" in Bautzen unter Teilnahme von Vertretern au» ganz Sachsen und darüber hinaus statt. Im ganzen waren 58 Delegierte erschienen. Nach dem vom 2. Vorsitzenden Herrn Wagen- knecht-Dresden erstatteten Geschäftsbericht hat sich im Berichtsjahre die Zahl der Mitglieder auf 316 gehoben, die in 97 Städten und Ortschaften verteilt sind. Folgende Haupt-Resolution gelangte zur einstimmigen Annahme: Der Verband sächsischer Korbmachermeister spricht sich gegen die geplante ArbeitSlosen-Versicherung au» und beauftragt seinen Vorstand, zu geeigneter Zeit Stellung dagegen zu nehmen. Weiter gelangte noch eine von Kollege Schäfer- Leipzig gestellte Resolution zur Annahme, wonach den Hausierern, Warenhäusern und Seilern keine Waren mehr geliefert werden sollen. Die nächstjährige Tagung findet in Leipzig statt. Großschönau. Al» der hiesige FuhrwerkSbesttzer Kahlert mit seinem leeren Langholzwagen auf dem Nach hauseweg« war, stürzte plötzlich der «benfall» auf dem Wagen fitzende 83 jährige Dienstknecht Hermann Kühnel au» Eibau von dem Geschirr herunter und wurde über fahren. Da» eine Hinterrad ging dem Bedauernswerten Über den Unterleib; er erlitt so schwere Verletzungen, daß er nach qualvollen Leiden starb. Frankenberg. Ein ältere» Ehepaar au» dem Erzgebirge hatte auf einer Fußwanderung eine klein« Reisetasche, enthaltend gegen 12099 Mark in bar und StaatSpapieren, aus der HarraSwtese stehen gelassen, und eine junge Frau au» Plaue war die glücklich« Ftnd«rin. Dieselbe übergab ihren wertvollen Fund dem dortigen Ge- metndevorstande. Da» Ehepaar hatte da« ganze vermögen der Sicherheit halber (!) mit auf die Reise genommen. Adorf. Die geplante große amerikanische Musik- instrumentenfabrtk Smith L Co. wird nunmehr hier er richtet. Mit echt amerikanischer Fixigkeit ist die Firma Smith L Eo. an die Fertigstellung der von der Stadt er- mieteten Fabrikräume gegangen. (Die Stadt hat, um diese» neu« Unternehmen nach Adorf zu ziehen, da» Fabrik gebäude den Plau«nsch»n Fabrikanten y. D. Goesmann zu« Preis« von SS 999 VN. «»gekauft.) Maschinen werden bereit» ausgestellt und Staue« w«atgin Monaten Sead- fichttgt di« Firma in Adorf etwa 500 Arbeiter beschäftigen zu kvnn«. G» sollen all» Streichinstrumente nach einem patentiert« Verfahren hergestellt «erde«, gn Adorf hzrrscht eitel Freude über diese Niederlassung, in Markneukirchen dagegen «erden jetzt Stimmen laut gegen diejenigen Kreise, welche dem neuen Unternehmen Hindernisse in den Weg legten. Di« Firma Smith t Eo. hat bi» heut« SO Ar beiter in Markneukirchen angeworben, di« In den nächsten beiden Wochen nach Adorf überfiedeln. Eine bewegte Versammlung hielt man in Markaiuktrchen und schwere Borwürfe mußt« die Stadtväter hören, ,die im Verein mit den Händlern den Unternehmern der neuen Fabrik so viele Schwierigkeit«« in d«n wig gelegt haben sollen, daß die Fabrikkitung absah, in Markneukirchen festen Fuß zu fassen. Plauen i. V. Durch einen Revolverschutz in den Kopf entleibt hat sich in der Nacht zum Sonntag in der Näh« d«» Gasthof» „Juchhvh" bet Htrschbirg umv«it d«r Landstraße d«r 1868 in Göritz bet Htrschbirg a. S. geborene Restaurateur Johann Christian Ernst Lonttz au» Plauen, der hier di« Bewirtschaftung de« Restaurant» „Rrichehof" betrieb. Leipzig. Di« Hinrichtung de» Raubmörder« Neumann fand heute Dienstag früh statt. — Falsch« 20 Mark-Noten sind am Sonnabend in sieben ver schieden,« Geschäften der Ostvorstadt in Verkehr gebracht worden und zwar durch «in hochelegant gekleidete», in den dreißiger Jahren stehende» Paar. In der Nacht zum Sonntag sind solche Falsifikate auch durch den Mann allein in öffentlichen Häusern ausgegeben worden. Die Scheine tragen da» Datum Berlin 10. 1.1882, den Buch- staben „1^" und verschiedene Nummern, die oben stets mit der Zahl 12 beginnen und ein« auffallend verschoflene grünliche Farbe -eigen. — Gestern nachmittag stürzte an einem in L.-Kl«inzschocher, Windorfer Straße liegenden Neubau da» nach dem Hofe zu ausgestellte Gerüst teilweise ein, wöbet zwei darauf beschäftigte Maurer etwa zwei Etagen hoch mit abstürzten. Die beiden Arbeiter hatten glücklicherweise nur leichte Verletzungen erlitten. — Gestern vormittag wollt« die in L.-Ltndenau wohnende Arbeiterfrau Therese Heidel Spiritu» in den Spirituskocher au» der Flasche nachfüllen, ohne daß sie vorher die Flamme löschte. Mit furchtbarer Gewalt explodierte hierbei die Spiritus- flasche und im Nu brannten auch die Kleider der Unvor sichtigen. Di« Flurnachbarn, die auf da« Geschrei der Frau herzuetlten, rissen der Unglücklichen rasch besonnen di« Kleider vom Leibe, so daß trotz der grauenhaften Brand- wunden, die st« an Hände« und Brust erlitt, ihr« Rettung möglich sein dürfte. Die Seepost einst und jetzt. tt Kaum eine Einrichtung ist so sehr dem Wandel der Zetten unterworfen gewesen, wie der durch die Post ver mittelte Nachrichtendienst über das weite Meer hinweg. Tas erkennt man so recht, wenn man auf die erste regel mäßige Seepostbefördjerung zurückgeht, die naturgemäß auf die größte seefahrende Nation der Welt, das mächtige englische Reich, hinweist. Wie klein waren die Anfänge und wie haben sie sich im Zeiträume von 200 Jahren zu einem das ganze Kulturleben der Welt beherrschenden Institute entwickelt. Man kann sagen, daß England mit seinen Seepvstlinien drei Perioden durchgemacht hat. In der ersten handelte es sich um winzige Segelschiffe, welch« die Regierung selbst ausrüsten und unterhalten mußte; die zweite Periode umfaßt die Zeit, in welcher die englische überseeische Schiffahrt schon eine größere Ausdehnung und Bedeutung erlangt hatte, und die Regierung, behufs Er- zielung eines regelmäßigen Seepostdienstes, an die Schiffahrtsgesellschaften hohe Beiträge zahlte, während der dritte Abschnitt sich auf die neuere Zett mit der ge waltigen Dampfschiffahrt erstreckt. In dieser haben Welt handel und Weltverkehr sich derart entwickelt und ist ein so großer Wettbewerb unter den Reedereien entstan den, daß auch unabhängig von der Post die Regelmäßig, kett der Fahrten gesichert erschien, wa» der Regierung den Vorteil verschaffte, die Mttbefvrderung der Post un ter erleichterten Bedüngungen unterzubringen. Immer hin bezahlen die Engländer — was hier gleich einge schaltet werben soll — noch heute dreimal so viel für ihre Seepvstbeförderung, als das Deutsche Reich für die scinige. Tie ältesten Seepostschiffe, welche die englische Regie rung auf eigene Rechnung erbauen ließ, waren nicht sei- ten gezwungen, sich gegen feindliche Kreuzer und Kaper zu verteidigen; wenn sie nicht mehr fechten konnten, waren sie verpflichtet, bjte Postsäcke über Bvrd zu werfen. Ein solches Schiff aus' dem Jahre 1693 wird al» ein „8ö Donnenschiff mit 14 Kanonen, mit Pulver, Kugeln und anderen Kriegsmunitionen" beschrieben. Das das Fech ten der Postschifse doch zu gefährlich erschien, sann der Ceneralpvstmeister darauf, solche Fahrzeuge zu bauen, die sich durch ihre Schnelligkeit vor dem Feinde retten könnten. Tie neuen Schnellschtsfe lagen indes so tief im Wasser, daß sie bet stürmischen Wetter viel Lee übernahmen, so daß der Aufenthalt auf ihnen für Passa- giere und Seeleute unerträglich wurde. Ter General- Postmeister kehrte deshalb zum Bau van so starken Schis- fen zurück, haß sie in der Lage waren, dem Feinde besser zu widerstehen. Tie Besatzung eine» solchen Paketschiffes, da» 1695 zwischen Harwich und Holland fuhr, bestand im ganzen aus 21 Mann. Bei der Gefahr, welche die See- pvstschifse liefen, erhielt die Besatzung für damalige Zei ten sehr hohe Löhne; her Kapitän z. B. 10 Pfund, jeder Matrose 1,10 Pfund lalL» etwa 200 Mark. hezw. 22 Mark) monatlich. Um die Leute zu größerer Tapferkeit Set Begeg- nung mit dem Feinde anzuspvren, war de« Poftschifsen erlaubt, auf ihrem Kurse Prisen zu machen. Für schwere Verwundungen und Verlust von Gliedmaße« waren nach eine« bestimmten Skala hohe Prämien unk Pensionen ausgesetzt. Ta» Paktboot de» 17. Jahrhundert» von noch nicht 100 Tons — in den Augen dessen, der es befehligte, jedenfalls ein stolzes Schiff — scheint auch noch im fol genden Jahrhundert ziemlich gleich geblieben zu sein. Am Ende des 18. Jahrhunderts befand sich in Falmouth ein Paketbvot von nur 179 Donnen Tragfähigkeit für über- seeische Reisen; seine ganze Besatzung bestand im Frie den au» 21, in KriegSzeiten au; 28 Mann. Während der Kriege mit den Franzosen in jener Periode ereignete es sich nicht selten, daß Postschiffe vom Feinde genommen wurden. Von 1799 bis 1795 gerieten nicht weniger als vier Postschiffe auf diese Weise in Verlust, darunter der „King George", ein Lissabonfahrer, mit der Post und einer beträchtlichen Ladung an Bargeld. Tie Paketbvote, die von Harwich und Dover ausliefen, waren aber auch damals noch nicht über 70 Dons hinauSgevommen. Um bas häufige Anhalten dieser Schiffe durch die eigenen Kreuzer und Kaper zu vermeiden, wurde ihnen eine be sondere Postflagge verliehen: die Nationalflagge (Union jack) in der Mitte mit einem blasenden Pvstreiter, der auf dem Pferde hinter sich das Pvstselleisen mit sich führte. Me diese kleinen Fahrzeuge, wenn sie auch reichlich Leinwand aufmachten, konnten es doch nicht über eine Turchschnittsgeschwindigkett von 5—6 Knoten bringen; besondere Vorrichtungen für den Pvstdienst waren aus ihnen nicht vorgesehen. Während so im 18. Jahrhundert im Schiffswesen nur geringe Fortschritte gemacht wurden, hat dasselbe im Laufe des 19. Jahrhunderts bis auf die Gegenwart einen erstaunlichen Entwickelungsgang genommen, be dingt durch die Dampskrast, durch den Bau immer grö ßer werdenden Schiffsriesen. Ter Seepvstdienst hat sich verallgemeinert und ist auf alle seefahrenden Nationen übergegangen. Mit der wachsenden Größe der Schiffe hat sich auch deren Schnelligkeit immer mehr gesteigert; aber nicht bloß diese, sondern auch die absolute Regel mäßigkeit und Sicherheit der Fahrten, sowie alles, was mit dem Komfort und den Bequemlichkeiten für die Passa giere zusammenhängt. Für Unterbringung — teilweise auch für die Unterwegsbearbeitung — der Post sind in der Regel besondere Vorkehrungen an Bvrd der Schiffe vorgesehen. Tie Schnelligkeit Ker Postdampser nach den Bereinigten Staaten von Amerika auf den internatio nalen Schifsslinien betrug durchschnittlich: 1840 8 bi» 8.5 Seemeilen die Stunde; 1850 9 Seemeilen; 1860 11 bis 11,5 Seemeilen; 1880 15,5 Seemeilen; 1890 19 See meilen, 1900 22 bis 23,5 Seemeilen. Als Anfang der achtziger Jahre die neuen Schnelldampfer der Cunard- Linie, die Gruria und Umbria, von 8000 Donns und 12500 Pferdekraft eingestellt wurden, da lief ein Staunen durch die Welt über diese großartige Erscheinung aus dem Gebiete des Seewesens und des SeepostdiensteS. Und wie sind diese Schiffe durch die im letzten Jahrzehnt vom Norddeutschen Lvoyd eingestellten vier großartigen Schnelldampfer von 16000 bis fast 20000 Reg.-DonS und bis 45000 Pferdekraft überholt worden, welche mit ihren 23.5 Knoten in der Stunde noch jetzt den Rekord über das Weltmeer aufrecht erhalten und deshalb auch vor zugsweise zur Postbeförderung zwischen Europa und Amerika benutzt werden, zumal sie zuerst besondere See- postbureaus mit sich führten. Vermischte». Zum Falle Hau liegen heute wieder eine Reihe Meldungen vor, die aber sämtlich nicht geeignet sind, auch nur einigermaßen etwas Licht in die Affäre zu brin gen. Nach wie vor ist es ganz besonders zweifelhaft, ob Hau der wirkliche Täter ist, »venu auch die Familie Mo litor au eine Schuld seiner Schwägerin Olga durchaus nicht glaubt. Ter Zeuge Freiherr von Ltndenau hat auch keine bestimmte Aufklärung gebracht, seine Aussagen find mit Vorsicht auszunehmen gewesen. Jetzt soll er sogar zugegeben haben, daß nicht Fräulein Molitor geschossen habe, sondern daß nur — Hau der Täter sein könne. Auch die Untersuchung über die Aussagen der Zeugin Eifel? haben 'bis jetzt nichts Entlastendes für Hau er geben. Hau selbst hat eingesehen, daß die Sache sehr bedenklich für ihn ist; denn er hat den Rechtsanwalt Oppenheimer, einen der tüchtigsten Karlsruher Anwälte, al- zweiten Anwalt bestellt. Beide Verteidiger wollen nun gegen Olga Molitor Strafantrag wegen Meineides stellen, da sie jetzt gesagt habe, sie habe den Täter ge sehen und sie sei zu der Ueberzeugung gekommen, daß Hau der Täter sei, während sie in der Verhandlung auf die Frage, ob sie eine Vermutung bezüglich des Täters habe, mit nein geantwortet habe und die Frage, ob sie den Täter gesehen, dahin beantwortet habe, sie habe nur einen fliehenden Mann gesehen. Tie Verteidiger hatten bereits mit Hau mehrfache Unterredungen. Un zutreffend Poll die Nachricht sein, daß von Lindenau seine Taktik geändert habe; er behauptet nach wie vor, daß Olga Moltbor geschossen habe und Hau nicht der Täter sei. Tiefen Standpunkt vertrat er auch am Sonnabend in einer Unterredung mit seinem Rechtsanwalt Tr. Gönner mit aller Entschiedenheit. Gestern vormittag fand in Baden-Baden eine zweistündige Vernehmung Finkenaus am Tatorte statt. Weiter ird bekannt, daß Olga Moli tor den« Rechtsanwalt ihrer Familie erklärt hat, sie sei an der Dtordstelle «inen halben Schritt hinter ihrer Mutter hergegangen, als sich plötzlich ein Arm zwi schen sie und ihre Mutter geschoben habe, den sie ganz genau gesehen habe! Wenn sie dies in der Gerichtsverhandlung nicht ausgesagt habe, so habe sie dazu keine Veranlassung gehabt, da sie von dem Vor-
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