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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190708273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19070827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19070827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1907
- Monat1907-08
- Tag1907-08-27
- Monat1907-08
- Jahr1907
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1907
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scheinender Feme schwebt, frei wie der Vogel in der Lust und doch zugleich gefesselt und machtlos, untertan der Lewalt der kleinen Menschenkinder. Wa« der Drache wohl da oben zu erzählen wüßte, wenn sein Mund reden, seine Lugen sehen könnten. Oft freilich nimmt die Drachen herrlichkeit ein jähe« Ende. Da ist einer, der durchaus nicht gehorchen will; gleich dem wilden, ungrzähmten Rosse bäumt und schüttelt er sich, wirft sich endlich mit Geräusch zur Lrde nieder und — bricht in Stücke oder zerreißt in Fetzen. Richt minder schlimm ist es, wenn ein Drache so lange an seiner Fessel zerrt, bis er sich ihr entrissen hat und nun das Wette sucht. Wo soll der enttäuschte Knabe ihn finden- In beiden Fällen gibt eS nur ein Mittel: einen neuen bauen. Nicht selten kommt e» auch vor, daß d«S Leitsetl oder .Drachenschwänze" sich in Telephon- oder Telegrqphendräht« verwickeln, wodurch «ine vollständige Ableitung deS elektrischen Stromes und damit Betriebs störungen herbeigeführt werden. Da aber eine fahrlässige Gefährdung einer zu öffentlichen Zwecken dienende« Tele- graphenlettung mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bis zu 900 Mark bestraft wird, so sollten di« Eltern ihren Kindern einschärfen, beim Steigenlafsen der Drachen stet« die Nähe von Telephon- und Telegraphen anlagen zu vermeiden. Im übrigen ist daS Drachensteigen noch ein schönes Stück Poesie der Kindheit und ein stillet, harmloses Vergnügen, das man unfern Jungen lassen soll. — Die in jüngster Zeit vielfach gemeldeten verbre cherischen Angriffe auf Kinder haben, der amtlichen „Verl. Korr." zufolge, dem preußischen Minister der öffentlichen Arbeiten Anlaß gegeben, die Eisenbahndirektionen auf die bestehenden Vorschriften zum Schutze alleinretsender K 4nder erneut hinzuweisen. In dem hierüber ergangenen Erlaß heißt eS: .Die Königlichen Eisenbahndirektionen werden beauftragt, sämtlichen StationS- und Zugbeamten auf daS nachdrücklichste einzuschärfen, alletnreisenden Kin dern ihre besondere Fürsorge angedeihen zu lassen und ihnen in jeder Hinsicht Beistand zu leisten; den Zugführern und Schaffern ist insbesondere zur Pflicht zu machen, den Kindern beim Ein» und AuSsteigen behilflich zu sein, sie auch an Umsteigestationen an den StationSbeamten oder den Zugführer deS Anschlußzuges zu verweisen und die Abteile, wo alleinretsende Kinder Platz genommen haben, ständig zu überwachen. Sämtliche StationS- und Zugbe amte sind ferner dazu anzuhalten, alleinreisenden Kindern mit Freundlichkeit zu begegnen, damit diese Vertrauen zu ihnen fassen und geneigt sind, ihre Fürsorge in Anspruch zu nehmen." — Die im Laufe -des Sommers herrschende Kohlen knappheit hat auch ihre Rückwirkung auf den Braunkohlen markt gehabt. In der mitteldeutschen Braunkohlenindustrie rechnet man nun bereits jetzt mit einer Erhöhung der Preise für Briketts im kommenden Monat, da die mit Aufträgen überhäuften Werke nur mit Mühe den An- forderungen gerecht werden können. * Lichtensee. In den stattlichen Räumen der Wein kelterei war am Sonntag ein lustiges Treiben; denn der rührige Besitzer hatte ein Kellerfest veranstaltet. Tage, ja Wochen vorher waren fleißige Hände, wie Maler, Zimmer leute, Tapezierer, damit beschäftigt, etwas Originelles zu schaffen. Die Kelterei im neuen Anbau war nach der Idee der rheinischen Weingärtner umgewandelt in rebenumrankte Gärten und Zelte. Es gab eine Hölle mit 8 11, eine Wolfsschlucht, einen Himmel, eine Champagnerccke, alles verziert mit Bildern und Sprüchen, Blumen und anderem Wandschmuck. Aus den Winkeln und von den Wänden lugten Aeffchen und Kater, die Gäste warnend und neckend. Der edle Rebensaft, weit und breit als vorzügliche Marke bekannt, wurde von kleidsamen Winzerinnen kredenzt und brachte bald lustige Stimmung in die muntere Gesellschaft. DaS Knallen der Pfropfen durchdröhnte die Kellereien und die Musik ließ ihre lieblichen Weisen erklingen. Am Ein gang wurden die Gäste von einem Mönchlein begrüßt und im Innern hielt ein altmodisch gekleideter OrtSpolizist auf Ordnung. Den Alkoholgcgnern war auch ein Oertlein an gewiesen am Wasserhahn, vor welchem aber die Worte: „Hier wird nicht!" warnten. Auch die große neue Kellerei war in ein wirtliches Heim umgewandelt. An jedem großen Faß lud ein „Tischlein deck dich" zum Niederlassen ein. Wohl mancher Gast wird gestaunt haben über den nach Tausenden zählenden Vorrat in Flaschen und die unend lich erscheinenden Reihen der Oxhofte. Ein Klopfen an dieselben verriet, daß alles wohlgefüllt und der Feinschmecker reichlich Gelegenheit hat, an einfachsten bis zu den kostbarsten Sorten sich zu laben. Ein Besuch der neuen und alten Kellereien zeigt die riesigen Lager und ein Eintritt inS Probierstübchen die vorzügliche Güte der göttlichen Gabe. * Priestewitz, 27. August. Die Vorarbeiten zu der in den Sälen deS Gasthofes und des BahnhofSrestau- rarttS von 25.—27. Januar 1908 stattfindenden Geflügel- auSstellung für den Bezirk der Königlichen AmtShaupt- mannschaft Großenhain unter dem Ehrenvorsitz de» Herrn Geheimen RegierungSrat AmtShauptmann Dr. Uhlemann sind nun soweit gediehen, daß der Versand der Programme an die Geflügelzüchter des Bezirkes bald erfolgen kann. Der LoSoerkauf hat begonnen. Außer 4 hohen Vereins- ehrenpreisen, den Verbandsehrenpreisen deS Landesverbandes sächsischer Geflügelzüchtervereine sind Gemeinde-, Vereins- und Privatehrenpreise bereits gestiftet. Weitere stehen noch in Aussicht. Bet Großgeflügel und Hühnern findet Einzel- Prämierung, bet Tauben paarweise Prämierung statt. AIS Preisrichter sind die Herren v. Schneider-DreSden-Gtrehlen, Henschel-Lommatzsch, Hermann-Niederlößnitz und E. Thiele- Großenhain gewonnen. Die Ausstellung scheint unter den Züchtern deS Bezirks allgemein Anklang zu finden, und man gibt sich der Hoffnung hin, daß diese AuSstelluni der Anfang sei zu anderen derartigen jährlich wtederkehrenden Ausstellungen, die stets mit einer Vereinsausstellung im Bezirk der Amtshauptmannschaft verbunden werden möchten, da «ine derartig« Ausstellung sicher der Geflügelzucht mehr Nutzen bringt und den Züchtern mehr Freude macht, al» viele kleine Ausstellungen im Bezirk«. Nur Einigkeit macht stark. DaS Ausstellungskomitee bittet daher all« Züchter de» Bezirke», da» Unternehmen zu unterstützen, ihr beste» Material vertrauensvoll zu überlassen und gibt da» Ber- prechen, den Tieren die beste Pflege angedeihen zu lassen und di« Interessen aller Aussteller nach jeder Hinsicht zu vertreten. Stebenlehn. Der Schuhmachermrister August Rost, welcher sich seit zirka 20 Wochen wegen der immer noch nicht zur Ruhe gekommenen Brandstifteraffäre im Frei- üerger Landgericht in Untersuchungshaft befand, ist dieser Tage wieder zu Hause etngetroffen zur großen Freude seiner über seine plötzliche Heimkehr überraschten Familie. DaS wegen Brandstiftung gegen ihn eingeleitete Verfahren rst eingestellt worden. Dresden, 26. August. Seine Majestät der König ist gestern abend nach Tarvi» abgereist. Seine Söhne be- gleiteten ihn bi« Bahnhof Pirna. — Al» Ertrag deS Park- esteS sind den Freibettenstiftungen deS Albertverein» 8000 Nark übergeben worden. — In der Friedrichstadt machte n seiner Wohnung ein 90 jähriger Rentenempfänger seinem Leben aus Lebensüberdruß rin Ende. — Tödliche Brand- wunden zog sich gestern ein zwölfjähriges Mädchen beim Anzünden deS Treppenhauses dadurch zu, daß vom Docht deS Anzünders ein brennender Tropfen auf die Kleider des Mädchens fiel und sie in Flammen setzte. Da» un glückliche Kind starb im Krankenhause. — In der Nacht zum Sonntag sprang vom Neustädter Ufer ein unbekannter älterer Mann in die Elbe und fand den gesuchten Tod. — In der Südvorstadt schoß sich wegen Unlust zum Beruf ein Kaufmannslehrling eine Reooloerkugel in den Kopf. — Der Kriminalpolizei wurde heute ein 18 jähriger Schlosser zugeführt, der auf der Straße Gastrollen als Damen darsteller gegeben hat, zu welchem Zwecke, ist noch nicht festgestellt. 88 Dresden. Außer der Nonnenplage, die jetzt unsere Wälder Heimsucht, macht sich noch eine zweite Plage bemerkbar, nämlich da« massenhafte Auftreten der Eich hörnchen. Go reizend wie die flinken lustigen Gesellen anzusehen sind, wenn sie im Wald von Ast zu Ast springen oder wenn sie im Nu an einem schlanken Fichtenstamme emporklettern, so können sie doch bei größerer Verbreitung zu einer rechten Gefahr werden, da sie sich dann nicht mehr auf den Wald beschränken, sondern in den Obstgärten Nahrung suchen und daselbst großen Schaden anrichten. Pirna. Eine Gewerbe- und Industrieausstellung für da» Gebiet der AnttShauptmannschaft Pirna ist von dem hiesigen Sewerbeverein ins Auge gefaßt. — Der hiesige Rat hat den an ihn gelangten Antrag, ein Kaufmanns gericht ins Leben zu rufen, abgelehnt. Vondersächs. -böhm. Grenze. Durch Explosion eines Benzinmotors in der Schleiferei der Glasfabrikfirma Jnwald in Wtstritz bei Tetschen a. Elbe wurde daS Fabrik gebäude zerstört. Der Schaden wird auf 400000 Kronen geschätzt. — Unter großem Pomp und mit reicher Pracht fand am Sonntag in Schlucken au daS „Jagen" der sagenumwobenen Gestalt deS wilden Mannes und zwar unter Teilnahme von über 25000 Menschen statt, die in Scharen von nah und fern, Sachsen und Böhmen, herbei strömten. DaS Wetter war anfangs trüb und kühl, zum „Jagen" bestens geeignet; später jedoch sonnig und warm. In der Tat gab eS kein Jagen, sondern das Ganze war nur ein historisches Festspiel mit großartigem Festzug. Zwickau. Zwei Gauner haben einen Handwerker im Vorort Wilkau unter der Vorspiegelung, ihm eine Hypo thek verschaffen zu wollen, um 1000 Mark betrogen. Zwickau. Angenommen hat die Stadtvertretung das 50 000 Mark betragende Vermächtnis deS in Blase witz verstorbenen ehemaligen Buchdruckereibesitzers Albrecht Günther für die Stadt Zwickau. Chemnitz. Die Verstadtlichung der Chemnitzer elek trischen Straßenbahn, die nach dem Beschlüsse der städtischen Kollegien am 1. Januar 1908 eintritt, wirft ihre Schatten voraus. In der jüngsten Ratssitzung wurden die An stellungsbedingungen für den Betriebsdirektor der städtischen Straßenbahn festgesetzt und bet der Dringlichkeit der Sache beschlossen, diese Stelle sofort auSzuschreiben. Ferner be schloß der Rat auf Vorschlag deS Straßenbahnausschusses die Beschaffung von 22 Motorwagen, 15 Anhängewagen und 3 Montagewagen und verwilligte hierzu ein Berech- nungSgeld von 446 000 Mark aus der Straßenbahnanleihe. Wurzen. Von dem nachmittags 12 Uhr 43 Mi- nuten von Großbothen nach Wurzen verkehrenden Personen zuge ist gestern auf einem Wurzen nahegelegenen Ueber- gange ein Erntegeschirr überfahren worden. Bedauerlicher weise wurde dabei der Gutsbesitzer Thalemann au» Deh- nitz getötet und der Knecht verletzt. Der Erntewagen ist hierbei zertrümmert worden; ein Pferd davon ist tot, das andere schwer verletzt. * Leipzig. Unter Mitwirkung der Lehrergesang vereinigung der Regimenter 106 und 107, sowie deS Posaunenkorps sand am 18. August im Leipziger Soldaten- heim eine ReserotstenabschiedSfeter statt. Der große Vortrags- saal war vollständig besetzt. DivistonSpfarrer Dr. Wolf richtete herzliche Abschiedsworte an die nun bald zur Ent- lassung kommenden Kameraden mit dem Wunsche, daß ihnen eine recht frohe glückliche Zukunft beschieden sein möge. Er gedachte in herzlichen Worten seiner Zugehörigkeit zum K. S. Mllitärverein „Sächsische Grenadiere" in Dresden. BezirkSvorsteher Kmd. Hülßner erinnerte in trefflicher An- spräche an die Schlacht von St. Privat. Auch die jüngste Zeit habe bewiesen, daß jener Geist, der damals herrschte, noch vorhanden sei. Möchten nun auch unsere lieben Reseroe-Kameraden im ferneren Leben immer der Pflicht gegen Kaiser und Reich, König und Vaterland eingedenk sein und sich den Militär- und Kriegeroereinen «»schließen, die sich die Pflege dieser Goldatentugenden zur besonderen Aufgabe gemacht haben. Kmd. Hülßner schloß mit einem Hoch auf Kaiser und König. Stehend sang map: «Den König segne Gott". Hierauf folgte eine Verlosung von Reservestöcken, Hemden, Strümpfen, Schirmen, Hosenträgern, Zigarren und dergleichen mehr. G» ging auf Mitternacht, al» sich die Festtetlnehmer trennten. Froh» Kameradschaft lichkeit war die Parole de» Tage». Leipzig. Der verantwortlich« Redakteur der Leip- ztger Lehrerzettung Schriftsteller Hugo Rösch wurde wegen Beleidigung de» Schuldirektor» Wittrisch, Leipzig»Stünz, zu 75 Mark Geldstrafe verurteilt. Der Angeklagte hatte in zwei Artikeln der Leipziger Lehrerzettung dem Privat kläger den Vorwurf der Saumseligkeit dadurch gemacht, daß er behauptete, Wittrisch habe die Stundenpläne erst nach dem Ofterschulbeginn zusammengestellt und dem Lehrer, kollegium überreicht. — Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich gestern mittag auf einem Neubau an der Fritzsche- straße in L.-Gohli». Dort waren zwei Maurer, der in L.-Thonberg, Reitzenhainer Straße 86, wohnende 53 Jahre alte Karl Leithold und der in der Seitenstraße wohnhaft« 22 jährig« Karl Wolf, damit beschäftigt, eiserne Träger ab zustemmen, al» plötzlich da» in einem Lichthof errichtet« Gerüst zusammrnbrach, so daß die beiden Maurer mit dem selben zwei Stockwerke hoch herabstürzten. Der eine trug hierbei Unterschenkelbrüche beider Beine, der andere eine Quetschung de» Rücken» davon. Mittel« Krankenwagen» wurden die Verletzten in da» Krankenhaus zu St. Jakob übergesührt. vermischte». Mord al» gute Gitte. Im Gouvernement Tula herrscht eine alte merkwürdige Sitte. Während der Ernte wird das Los unter die jungen Mädchen geworfen, und die daS Los trifft, wird von den Burschen gepackt und in« Wasser geworfen. Sie muß herausspringen und so schnell wie möglich fortlaufen. Im Dorf Krjukowka fiel in diesem Jahr das LoS auf die 17jährig« Tochter eines alten Ofen setzer«, eines unglücklichen Mannes, der kurz nacheinander seine älteste Tochter und seinen einzigen Sohn verloren hatte. Da» junge Mädchen wurde unter lautem Gelächter trotz allen Sträubens ergriffen und mit vollem Schwünge in den vorbeifließenden Fluß geworfen. Sie verstand aber nicht zu schwimmen und ertrank. Erst nach langem Suchen wurde die Leiche mit Bootshaken aus dem Wasser ge- zogen. Minnic Hunt, ein 21 jähriges Dienstmädchen, stürzte sich in Dublin Won dem 120 Fuß hohen Turm einer Kirche und wurde zerschmettert. Der Selbstmord er folgte unter aufregenden Umständen. Der Pfarrer der Kirche und ein Polizist waren dem Mädchen auf den Turm gefolgt und versuchten drei Stunden hindurch, sie won ihrem Vorhaben abzubringen. Sobald sich einer der Männer ihr näherte, setzte sie zum Sprunge an. Ter Pfarrer bat sie schließlich, das Kruzifix Won ihm anzu nehmen, aber das Mädchen verweigerte dies und sprang mit den Worten: „Ich werde Sie unten sprechen!'" in die Tiefe. Eine zahlreiche Zuschauermenge wohnte dem Vor gang bei. ... Im „Tagebuch" seines „Heim gart en" er zählt P. Rosegger folgendes Schelmenstückchen: Zur Hoch wasserzeit, die Heuer nicht enden will. An den Tümpeln, Wildgräben und über die Wiesen geht ein Fremder dahin, um den Weg abzukürzen, obschon er nichts zu versäumen hat. Tie Stiefel trägt er über den Achseln und watet barfuß durchs GraS. Kommt ihm ein Bauer nach, bricht wom dürren Strupp einen Ast und schreit: „Soll ih Ihnen anshclfen aus der Wiesen? 's Gras zsammtrcten da! Wo eh 's Wasser so viel Schaden t>an!" Antwortet der Fremde ruhig: „Aber Bauer, deswegen bin ich ja da. Muß ja nachschauen und die Wasserschäden aufschreiben für die kaiserliche Statthalterci. Daß Ihr armen Bauern eine Vergütung bekommt." „'s selb wär brav", sagt der Bauer, „und wenn der Herr erst meinen Stadl tat sehen, dem's Wasser die Grundmauern hat weggerissen — 's ist aus der Weis". „Könnten ihn ja anschauen", meint der Fremde, „wenn ich nicht jetzt ins Wirtshaus müßt', 's wird schon Mittagszeit". „Bissel hätten wir auch noch was", sagt der Bauer. So geht der Herr Wasservommissär mit dem Bauern in den Hof, wo er mit Milch, Brot und Butter be wirtet wird und noch mit einer Eierspeise, die dem Herrn rechtschaffen schmeckt. Wie er nachher immer noch barfuß weiterschlcndert auf der Straße und ein Liebel pfeift, schaut ihm die Bäuerin nach und ruft hell aus: „Efoppt sein ma! Tas ist mein Lebtag kein Kommissär nit, das ist ein Umhergeher (Vagabund). Was tut's mir leid um meine Eier!"" Mir Hat das Spitzbubenstückel der Bauer geklagt und dazugesetzt: „Wenn's Wasser und die Dummheit nit alleweil so groß wär bei uns Bauern, ma tat besser Hausen". Diesmal wäre lebhafter Wider spruch höflich gewesen, aber ich habe nicht widersprochen. Aufstieg des Parsevalschen Luftschiffes. Nach langen Vorarbeiten und Verbesserungen ist gestern, Montag, endlich das lenkbare Mvtorluftschiff des' Majors v. Parseval zum ersten Male in diesem Jahre in die Luft gestiegen. Um V48 Uhr abeyds, als! es bereits dunkel war, wurde der lenkbare Balkon won Mannschaften des Luft schifferbataillons in Tegel nach dem Aufstiegsplatz in der Jungfernheide geschleppt, wo er sofort nach dem Angehen des Motors sich in die Luft erhob. Ter Wind hatte eine mittlere Stärke von etwa acht Metern. Ter Ballon ar beitete lt. „B. T-" vorzüglich mit und gegen den Wind. Sämtliche Wendlingen gelangen ausgezeichnet. Bereits nach einer halben Stunde ging er wieder zur Erde herab. Ter lenkbare Balkon hatte nur über dem Platz selbst manövriert. In der Gondel befanden sich Major v. Par seval, Hauptmann v. Ktogh und zwei Mechaniker. Ter Parsevalsche Balkon ist etwas größer als der deutsche Militärballon des Majors Groß. Auch trägt er nur hinten eine große Flügelschraube, während der Grvßsche durch zwei Schrauben zu beiden Seiten der Gondel angetrieben wird. Ter Motor des Ballons ist 90 VS stark- Major
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