ein Rückblick auf die Entwicklung des deutschen Künstler-Plakates unter besonderer Würdigung der Verdienste, die sich Erich Gumprecht, als Inhaber des Hauses Hollerbaum & Schmidt hierbei erworben hat : mit 9 Textabbildungen und 7 farbigen Beilagen
Anstalten zwar gute Einnahmen gebracht, ihren Chromolitho graphen aber, denen die wenig beneidenswerte Aufgabe zufiel, das süssliche Bild der pikanten Frauenschönheit in sechzehn Farben auf den Stein zu übertragen, den Rest ihres kunst gewerblichen Könnens und ihrer Künstlerseele genommen. Während Cheret und seine Schüler ihre wenigen Farbenplatten (meist drei bis vier) selbst auf den Stein brachten und auch bald eine Anzahl tüchtiger junger Steinzeichner in ihren Ateliers heranbilden konnten, fehlte es uns an Künstlern, Lithographen und Druckern, die in richtiger Erkenntnis des Wesens des stilechten Plakats, sowohl in Bezug auf Vorwurf, als auch mit Bezug auf Technik und Druckausführung den Forderungen dieses neuen Zweiges des Kunstgewerbes gerecht zu werden in der Lage gewesen wären. Man stand also damals vor einem gänzlichen Vacuum. Dies allein hätte weniger ideale Naturen schon abgehalten, einen neuen Plakatstil zu schaffen und erzieherisch auf den Geschmack zu wirken. Erschwerend trat hinzu, dass, wie alles Neue, die mit Jugendstil oder Sezession benamste neue Richtung in weitesten Kreisen gewaltigen Anstoss erregte. Man muss also den Mut bewundern, den Gumprecht aufbrachte, als er sich entschloss, den Anregungen von Ernst Growald zu folgen, der um diese Zeit einige junge Künstler um sich gesammelt hatte, sie auf die Notwendigkeit der Schaffung eines neudeutschen Plakatstils hinweisend. Dazu kam, dass das geflügelte Wort „Die ganze Richtung passt mir nicht“ Kleinen und Grossen im Ohr klang und viele an einer objektiven Stellungnahme der neuen Bewegung gegenüber hinderte. Die Geschäftswelt besonders, die an den süss lichen Bonbonnierenstil gewöhnt war, zeigte sich, um mit Busch zu reden, „anfangs gänzlich abgeneigt“. So hatte denn das junge Unternehmen, das Gumprecht mit kühnem Wagemut ins Leben zu rufen sich anschickte, keinen leichten Stand, als es mit allen Traditionen brach und die bisher betriebene Herstellung von Chromobildern und Diaphanien beiseite schob. Es galt nun zunächst die noch unsicher tastenden Künstler im Hinblick auf die Sujets derart heranzubilden, dass sie den bombastischen, epenhaften Stil der