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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.01.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040105020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904010502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904010502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-01
- Tag1904-01-05
- Monat1904-01
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104 Halle» kam», wird geglaubt, daß die russische Regierung trotz der friedlicke» Neusierungen de» Grasen Lambsdorff völlig von der russischen Kriegs Partei beherrscht sei. Demgemäß rechnet man hier nicht daraus, daß «ine günstige Antwort Rußlands eingehe. — An der nach dem NeujahrSfeiertage wieder eröffn,len Börse in Tokio trat am 4. Januar ein beispielloser Kurs sturz ein. Mehrere Makler sind ruiniert. — Eine Depesche de» „Daily Telegraph" aus Tokio besagt: Tag und Nacht treffen russisch« Truppen in Wladiwostok ein, dessen Bevölkerung in großer Erregung über die Wendung der Tinge ist. Die Zeitungen in Tokio sind geteilter Meinung über die Lage: Während die einen in der Meldung, daß Rußlands Antwort versöhnlich sei, einen Schimmer von Hoffnung sehen, glauben di« anderen, Rußland mache Ausflüchte, um auf Japan die Verantwortlichkeit für den Konflikt zu schieben. * Malt«, 4. Januar. Fünf russische Torpedoboote dampften nach Osten zu vorbei. * Rom, 4. Januar. Dem „Giornale d'Jralea" zufolge ordnet« der Marineminister infolge der letzten Nachrichten au» dem äußersten Osten die Abfahrt der Schiffe „Marco Polo", „Dogali" und „Umbria" dorthin an. In den Gewässern de» äußersten OstenS befinden sich bereits die Schiffe „B«ttor Pisani", „Piemont«" und „Elba". * Cardiff, 4. Januar. An der hiesigen Kohlenbörse ist die Nachricht vrrbreitet, die Menge der von Japan bestellten Kohlen betrage SO 000 Ton», größtenteils mit der Bedingung, daß sie im Januar zur Verschiffung gelangen. Man schätzt, daß bisher bereits SO—SO lXV Ton« gekauft sind. * Hannover, 4. Januar. Di« zum Milstärreitinstitut in Hannover kommandierten japanischen Offiziere erhielten den Befehl, sofort nach Japan zurückzukehren und sich zur Ver- fögung tv» Krieg-ministerS zu stellen. Auch dir übrigen japa- »ischey Oifizier«, die sich in Deutschland aus Kommandostellen auf hasten, wurden eiligst zurückbrorbert. Columlten untz Sie Union. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, wo eS sich zeigen muß, ob der Strauß zwischen dem Riesen und dem Zwerge, zwischen den Bereinigten Staaten und der Republik Kolumbien, die die Selbstamputation Panamas nicht verschmerzen kann, ooraw wu äo beginnen wird. Wir erkalten folgende Meldung: * Washington, b. Januar. Präsident Roosevelt richtete ein« besondere Botschaft an den Kongreß, in der der Schrift wechsel in der Panama-Angelegenheit mitgeteilt wird. <8» beißt darin, die Bereinigten Staaten hätten keinen Anteil an d*r Erregung und Ermutigung der Revolution in Panama. Die beleidigende Unterstellungen von einer Mitschuld der Bereinigten Staaten seien ohne Begründung. Sodann wird das spätere Vor gehen der Bereinigten Saaten mit mancherlei Gründen gerechtfertigt. Der Präsident legt die schleunige Ratifizierung de» Vertrages mit Panama nahe und erklärt, die einzige Frage sei jetzt die Erbauung des Kanals. Der Schrift wechsel ergibt, daß General Rehe» die Frage stellte, welche Haltung die vereinigten Staaten annehmen würden, falls Kolumbien in Panama einfallrn würde. Unter dem ll. Dezember wurde darauf geantwortet, daß die Bereinigten Staaten einem Einfall mit großer Sorge entgegenieben würden, da dieses wiederum zu Blut vergießen und Unruken südren würde. Nach Ansicht de» Präsidenten ist die Zeit gekommen, im kommerziellen und im Interesse der Eimliiation da» Kapitel der blutigen, zerstörenden Bürgerkrieg« in Panama zu schließen. Gegen Ende Dezember kiest eS in Meldungen aus Washington, eS würden eilige Vorbereitungen getroffen, die tolumbische Gesandtschaft zu schließen, man warte aber mit d«m Abbruch der diplomatischen Begebungen noch bis zum Eingang der amtlichen Mitteilung des Staatssekretärs Hay über die Gisinke, aus denen die Vereinigten Staaten die Auslassung Kolumbiens von der Panamafrage nicht acceptieren könnten. Nach unserem heutigen Walbingioner Telegramm ist Columbien jetzt von diesen Gründen unterrichtet und eS steht nun vor der schicksalsschweren Frage, ob eS der Union den Krieg erklären soll ober nicht. Ein solcher müßte natürlich mit seiner vollstänkigen Zermalmung endigen. — Es wäre nur zu begrüßen, wenn überhaupt in dem ganzen Konglomerat der mittel- und ssidamerikanischen Duodezrepu bitten einmal eine mächtige Hand kauernd Ord nung schaffte, am besten durch unblutige Vereinigung der selben zu einem oder mehreren großen «taatengebilden mit civilisierten und international wirklich verantwortlichen Re gierungen. Dann wären auch wir sicher vor Verwickelungen, wie wir sie in der unwürdigen Lenezuelakomötie erlebt haben. — Die Nachrichten übrigens, daß die Feindseligkeiten von der Union bereit» eröffnet seien, baden sich nicht be stätigt und ebenso ist die SchievSgerichlSsrage von Columbien «och nicht aufgeworfen worden. Deutsches Reich. * Berlin, 5. Januar. * GtaatSbeamte und Sozialdemokratie. Die Sozial demokratie l-emükt sich, bei jeder nur einigermaßen brauch baren Gelegenheit die Theorie zu verfechten, daß die Staatsbeamten nicht berechtigt seien, die sozialdemo kratische Partei zu bekämpfen. Cs ist begreislich, daß eine Partei möglichst wenig Gegner gegen sich arbeiten sehen mag. Eine Partei aber, die eingestandenermaßen die Grundlagen des heutigen TiaateS umstoßen will, wird sich nicht wundern dürfen, wenn die Beamten dieses Staates als solche sie bekämpfen. Diese Beamten würden geradezu eine Pflicht verletzen, wenn sie eS nickt täten. Die Sozial demokratie vergißt bei der Aufstellung ihrer Theorie ganz, daß die Staatsbeamten dem Könige den Eid der Treue ge leistet haben. Zur Treue gekört doch wohl auch die Abwen dung der Gefahren, die dem drohen, dem der Eid geleistet ist. Nun wird die Sozialdemokratie nicht behaupten wollen, daß sie sich gegenüber der Institution der Monarchie gleich gültig verhielte. Sie könnte eS garnicht, denn sie hat in ihr Programm die Schaffung der Republik, also die Abschaffung der Monarchie, die Beseitigung des Königtums, ausgenommen. Wenn Staatsbeamte fick gegen die Sozialdemokratie wenden und diese Partei belämpfen, so suchen sie zu verhindern, daß dieses anlimonarchilche Programm zur Verwirklichung gedruckt wird, und erfüllen damit nichts weiter als den Eid, den sie geleistet baden. Die Sozialdemokratie hatte ja auch einst die Behauptung aufgestellt, daß Staats beamte sozialdemokratische Gesinnung betätigen dürften. Diese Theorie ist praktisch «<1 ud^urttum dadurch geführt, daß solche Beamte aus ihrer Stellung entfernt wurden. Die Theorie, daß Staatsbeamte al» solche die Sozialdemokratie nicht bekämpfen dürften, wird dadurch widerlegt, daß Be amte in ihrem Amte gelassen werden. Wenn es sich darum handelt, die Zahl der Gegner zu verkleinern, ist die Sozialdemolrane stets und gerne bereit, zu betonen, daß sie eine Partei wie die anderen politischen Parteien auch sei. Handelt eS sich aber darum, Anhänger zu gewinnen, so wünscht sie al« eine ganz andere Institution angesehen zu werden. Sie wird sich nicht wundern dürsen, wenn man ihr nur das letztere glaubt, daraus aber auch betreffs ihrer Belämpfung durch die Staatsbeamten die nötigen Konsequenzen zieht. * Bayntzossncubautcn und Wasserstrassen. Das offen herzige Geständnis des preußischen Eisenbahnministers, eS werde ibm angst und bange, wenn er auf manche Bahn böse des westlichen Industriezentrum» komme, hat in der Oeffentl'ckkeit die Forderung nach möglichst umfassenden Baknkoisneubauten entstehen lassen. Babnbofsneubauten sind sebr teuer. Da» zeigen neuerdings diejenigen, welche in Hamburg und in Leipzig vorgenommen werden. Auch das Großberzogtum Baden hat seinen Erat auf der Au»- gabenscilc erheblich durch verichievene Babnbofsneubauten belastet. Die Bahnköie, mit ihren zahlreich«« Gleisen und Weichen, sind die Grundlaae jeder geregelten Betrieb»- fükrung. Für eine gute Gestaltung der Babnböfr zu sorgen, gehört zu den ersten, aber auch den schwierigsten Aufgaben der Eisenbahnverwaltung. Wo Massengüterverkehr in Frage kommt, ist es vielfach dringend notwendig, besondere dritte und vierte Gleise herzustellen. Es ist aber vom Eifen- babnstandpunkt aus auck eine weitere Vervollständigung unserer Wasserstraßen al» erwünscht zu bezeichnen. Sie würde vielen zu stark belasteten Strecken eine willkommene Entlastung bringen. * Der Taxameterkutfcher-Stretk ist auch in den gestrigen Verhandlungen vor dem Berliner Gewerbe-Gerichte noch nicht beigelegt worden; die Verhandlungen werden fortgesetzt. * Uebcr da« „Ttarlottcnburqer Panama", nämlich die in der Broschüre des BuchdruckereibesitzerS Görke geschilderten Zustände, stellt die „Germ." noch weitere Publikationen in Aussicht. Das Blatt will von sozialdemokratischer Seite erfahren haben, daß demnächst unter Bezugnabme auf die von Görke geschilderten Charlottenburger Vor gänge noch eine Broschüre über die Politik »n Krankenka» senverwaltungen erscheinen werde, welche den Mißbrauch, den die politischen Parteiführer der Sozialdemokratie mit ter Selbstverwaltung der Krankenkassen treiben, in das reckte Lickt stellen solle. Auch Veröffent lichungen über die „kleinen Garnisonen" Bielefeld, Düssel dorf und beionders Elberfeld werden angekündigt. — lieber eine ruf fische Lpitzelorgan isation in Berlin, deren Machenschaften der kürzlich au-gewiefene russische „Genosse" Ur. Wetfcheslaw zum Opfer gefallen fein soll, macht der „Vor wärts" einige Mitteilungen. Tas Blatt erzählt, es gäbe hier ein ganzes Heer von ruiflschen Spweln russischer und deutscher Nationalität, deren Aufgabe die genaueste Ueberwachung der hier lebenden Russen sei. Tu Namen einiger diejer angeblichen Spitzel nennt das sozialdemokratische Blatt, den Namen des Leiters dieses UeberwachungsdiensteS und feines Adlatu» verschweigt eS, obwohl eS ihn angeblich genau kennt. — Nicht Professor Ernst Franck«, der Herausgeber der „GozialenPraris', ist zum „Geheimen Regierung« Rat ernannt worden, sondern Professor Louis Francke aus dem iöniglich preußifchen Stalistifchen Bureau. — lieber die Neubesetzung der Seurralsuperinten« denturen in Pommern und Schlesien sind jüngst wieder mehrfach Meldungen durch die Zeitungen geaangen, die bereits mit Tatsachen rechnen. Die „Kreuz ttg." kann demgegenüber nur wieder holen, daß all« diese Meldungen lediglich auf Bermutungen beruhen können, denn bi-her sei weder für Schlesien noch für Pommern eine Entscheidung in dieser Frage getroffen worden. Voraussichtlich werde ihre Erledigung noch im Laufe de» Januar erfolgen. — Die kürzlich erfolgte Ersetzung des au« dem Dienste am Hose des Prinzen Friedrich Leopold geschiedenen HofmarschallS v. Luck durch den Oberleutnant im Garde Kürassier-Regiment Graf Henckel v. Donnersmarck gibt dem Pariser Blatte , .Matin" Anlaß, die vom französischen offiziösen Telegraphen- Bureau Agenrr Havas verbreitete Nachricht in sensationeller Weise unter der Spitzmarkt „Deutsche Skandale" auszubeuten. Wie von anderer Teste verlautet, soll die Amtsniederlegung des Hof- marsckallS v. Luck erfolgt sein wegen einer Meinungsver-t schiedenheit mit dem Prinzen über die weitere Erziehung I seiner beiden ältesten Söhne, die gegen den Willen des Vaters gemäß dem Vorschläge des Hosmarschalls v. Luck auf Befehl des Kaisers dem Kadettenkorps zu Naumburg überwiesen worden seien. — Dieser Tage ging das Gerücht durch einen Teil der Presse, der Unterrichtsmtnister beabsichtige, die preußischen Universi tätsstädte mit 10 v. tz. zur Unterhaltung der Hochschulen heranzuziehen. Die „Kreuzztg?' gibt diese Nachricht wieder und fügt ihr hinzu: „Wir wissen nicht, wie weit die Sache bis jetzt ge- birken ist; ähnliche Pläne sind jedenfalls schon seit Jahren im Kultusministerium erwogen worden/ Den Universitäts städten kann darnach nur geraten werden, auf der Hut zu sein. — Der Majoratsbesitzer Graf Sigismund RaczynSki auf Augustusburg ist, wie der Graudenzer „Gesellige" mittrilt, mit einer Gattin aus der katholischen Kirche auSgr- chirden und in die evangelische Gemeind« zu Obersitzko als Nitglied ausgenommen worden. — Die Sterblichkeit der in den preußischen Irren anstalten Verpflegten hat in den letzten Jahren eine wenn auch aeringe Abnahme erfahren. Diese Abnahme ist vielleicht eine Frucht ver in weiteren «reisen durchbrechenden ErlenntniS, daß die Heilbarkeit von Geisteskranken um so größer ist. je früher dieselben einer zweckmäßig eingerichteten und geleiteten Anstalt zugekührt werden. Wenn in letzter Zeit eine Zunahme der in Anstalten verpflegten Geisteskranken im Verhältnis zur Be völkerung stattgesunden Kat. so ist dies durch das Gesetz aus der ersten Hälfte der neunziger Jahre zu erklären, nach welchem die Landarmenverbände verpflichtet sind, für Bewachung, Kur und Pflege der hiUfsbedürftigen Geisteskranken, soweit dieselben der Anstalt-Pflege bedürfen, in geeigneten Anstalten Fürsorge zu treffen. Augrr in den Irrenanstalten sind Geisteskranke noch in besonderen Abteilungen allgemeiner Heilanstalten untergebracht. Auck wird alljährlich eine nicht unbeträchtliche Anzahl niä t gemein- gesährlicher Geisteskranker in allgemeine» Heil-, Siechen-, sowie Armenanstaltei» verpflegt. —'Hier angekommeu sind der Obervräsident der Provinz Westfalen. Frhr. v. d. Ricke, au« Münster, der Oberpräsident von Hannover. itt. Wentzel. — Adgereist ift der Großfürst Niko- lau» Michajlowitsch von Rußland, nach Cannes. * Schwerin, 4. Januar. Der Großherrog von Mecklen bcrg-Dckwerin wird sich am 1k. d. MtS. von Cannes nach Wien bcg den, wo er mit seinerBrau t, der Tochter des Herzogs von Cumberland, zusammeutrifft, die mit ihren Angebörigen bereit» am 9. d. Mt». in Penzing bei Wien vorübergehend Aufenthalt nimmt. Am lk. d. Mt». gedenkt ver Großl,erzog mit 'einer Braut dem Wiener Hof balle beizuwobnen. Bezüglich der Hochzeit de» jungen Brautpaare» verlautet dir „Post" zufolge, daß diese im April, spätesten» aber im Mai d. I». in Gmunden statt finden wird. * Bochum, 4. Januar. An dem Neubau de» hiesigen Ver- waltungSgebäudrs des sozialdemokratischen sogenannten alten Bergarbeiterverbandes dürfen nur Angehörige der freien Ge werkschaften beschäftigt werden. Am Neujahrsabend sind sämtliche Arbeiter in den Ausstand getreten. Wie di« „Westfälische Bolts- zeitung" mitteilt, ist die Nichteinhaltung der getroffenen Vereinba rungen die Ursache des Ausstandes. * Essen, 4. Januar. Di« hiesigen Gewerkschaften wollten für das Arbeitersekretariat einen Wohnraum mieten. Da« in Aussicht genommene Haus gekört aber der Stadt Esten und diese verbot auf Grund einer kontrakt lichen Bestimmung, die der Stadt die Genehmigung vor behält, dem Vermieter, der zur Vermietung bereit war, an die Gewerkschaften die Räume zu vermieten. * Glatz, 4. Januar. Eine hi«r abgehaltene Versammlung der Gruppe II der Hochwassersckutz-Jnteressenver- rretung, welcher der Landeshauptmann beiwohnte, beschloß hauptsächlich eine Aenderung des Hochwasserschutz-Gesetzes von 190« dahin anzustrebcn, daß nicht allein die Flußanlieger die Wassersteuer zu zahlen haben, ferner die Einziehung der jetzt ausgeschriebenen Was» ersteuer sofort ein- zu stellen, und «ine Revision und Neuanlegung de» Fluß- katasterS vorzunehmen. * Meiningen, 4. Januar. Da» meiningische Staat»- Ministerium hat beschlossen, durch Befürwortung staat licher finanzieller Unterstützung tatkräftig bei der Begründung vonOrtSbibliotdeken zur Verdrängung derSchuuv- literatur mitzuwirken. * Koburg, 4. Januar. Dl« Strafkammer verurteilte tz« sozialdemokratischen Redakteur Zietsch-Lbarlotteaburg weg« Majestät»beleldiguug zu drei Monaten Gesängnl». Stuttgart, 4. Januar. Der sckon längere Zeit ge plante Süddeutsche Verband der Nationalsozialen wurde gestern in einer hier abgehaltenen Zusammenkunft bayerischer und württembrrgischer Vertreter nationalsozialer Ortsvereine gegründet. Dieser Verband soll alle in Süd deutschland befindlichen nationalsozialen, sozialliberalen und liberalen (reichsländischen) Vereine umfassen ohne Unterschied, ob sie dem liberalen Wahlverein in Berlin formell angeboren oder nicht. Zum Vororte de» Verbandes wurdt vorläufig München bestimmt, wo auch der süddeutsche Parteisekretär seinen Sitz nimmt. Der erste Verbandstag soll zu Ostern hier stattsinden; auf demselben wird die Verfassung des Ver bandes und die Frage des Vorortes definitiv geregelt werden. * Aus Elsaß-Lothringe« wird dem „Hannvv. Cour." ge- schrieben: Schon seit einigen Jahren ist die Stellung eines kaiserlichen Statthalters in Eisaß-Lothringen der Gegenstand weiser Prophezeiungen, wobei es die betref fenden Propheten weiter nicht störte, daß der Posten vor läufig noch in festen und guten Händen sich befand. Unter anderen war Prinz Adolf zu Schaumburg - Lippe, der Schwager des Kaisers, schon so gut wie ernannt, un'd ebenso brauchte Graf Waldersee nur zuzugreifen, um Statthalter des ReichSlaNdeS zu werden. Der jetzt er folgte Tod der Gemahlin des Fürsten zu Hohenlohe- Langenburg gibt abermals zu solchen Gerüchten Anlaß, und zwar ist es diesmal ein Pariser Blatt, „PariS-Nou- volles", das den Rücktritt des Fürsten als nahe bevor stehend bezeichnet und in der Person' eines kaiser lichen Prinzen auch schon den Nachfolger bereit hält. Einstweilen sind solche Nachrichten nichts weiter als müssige Kombinationen, die allerdings bis zu einem ge wissen Grade einer weitverbreiteten Meinung entsprungen sind. Denn man glaubt hier im Reichslande ziemlich all gemein daran, daß einmal ein kaiserlicher Prinz den Statthalterposten einnehmen werde, und man würde diese Lösung der Statthalterfrage nicht ungern sehen. Vor läufig erfreut sich Fürst Hohenlohe aber noch einer selte nen Rüstigkeit, die seine 71 Jahre nicht erkennen läßt, und ob später, wenn die Nachfolgerfrage wirklich akut wird, ihre g'atte Erledigung in dem gedachten Sinne durchführ bar sein wird, hängt von anderen Faktoren ab, als von der BolkSstimmung im Neichslande. Zck. München, 4. Januar. lPrivattelegrammJ Heute abcnd konstituierte sich hier eine Ortsgruppe München der Antiduellliga und wählte zum Vorsitzenden den Fürsten v. d. Leyden, zum zweiten Vorsitzenden ReichSrat Professor v. Bechmann, zum Kassierer Reichsrat Freiherr« v. Cramer. Klett, zum Schrift «ihrer Rechtsanwalt Rumpf. An der Te-batte beteiligten sich auch Oberkonsistorialpräsident Schneider, Professor Amira und vr. Hirth. Frankreich. Internationale Tertilarbeiterbewegung. * Ly»n, 4. Januar. Die französischen Textil arbeiter wollen, angeregt durch die Agitation der englischen Vaumwollspinner, eine internationale Bewegung für den Zehnstundentag unter den Textilarbeitern ins Leben rufen. (Vossische Zeitung.) Spanien. Lchiffsarbciterstretl. * Barcelona, 4. Januar. Dem Ausstande der Schiffs arbeiter schlossen sick auch viele ausländische an Stelle der einheimischen angeworbene Arbeiter an. Eine Besprechung des Gouverneurs mit den Vertretern der Schiffahrtsunter nehmen führte zu keinem Ergebnis. Im Hafen ist alle Tätig keit eingestellt. * Gibraltar, 4. Januar. Ein russische» Kriegs schiff und ein Torpedoboot passierten die Meerenge mit dem Kur» nach Westen. Orient. Balkanwirre«; Lobranfe. * Konstantinopel» 4. Januar. Die italienische Botschaft machte heute der Pforte die Mitteilung von der Wahl des Divisionsgenerals Giorgio zum Komman - danten der makedonischen Gendarmerie. * Sofia, 4. Januar. Die Sobranje hat sich heute vertagt, nachdem vorher u. a. ein A m n e st i e g e s e tz für verurteilte frühere Minister, sowie ein Gesetz, betr. eine Pension für die Witwen der Minister Stambulow, Stoilow und Grekow, angenommen war. Asten. Zur Lage im ferne» Oste». * London, 4. Januar. Premierminister Balfour harte heute eine längere Besprechrmg mit dem Minister Les Aeußern samen Wege einzustellen begann. Er wußte um den Grund. Bereits an jenem Abend hatte da» junge Mädchen ihrem neuen Freunde vertraut, daß ihre Zeit bei Kullccke nun vorüber sei. Bon nun an werde sie zu Fräulein Leebcrg gehen, einer in den musikliebcnden Kreisen der Hauptstadt als besonders tüchtig bekannten Lehrerin, die schon manche Kunsijllngcrin der Bühne zugeführt. Daß diese Erna an nahm, mar ein Beweis mehr für die Hoffnungen, welche die außergewöhnliche Stimme des Mädchens erregte. Professor Helt führte der allgemein verehrten Dame setbst seine Tochter zu und Ernas Schönheit, ihr phänomenales Talent, gewannen ihr rasch einen Platz in Fräulein See bergs Herzen. Tic wußte wohl warum. Auch ihr hatte einst die Palme des Ruhmes gewinkt, auch sie war eine der AuSerwählten, die auf den Höhen ihrer Kunst in hehrer Einsamkeit throne», von keiner er reicht; man prophezeite dem begabten Mädchen das höchste Glück. Und Franziska arbeitete rastlos, daß sie alle ihre Lehrer in Staunen setzte. „Noch zwei bis drei Jahre, dann sind Sic so weit", meinte ihr Lehrer, ein Meister io der leider jetzt so sehr vernachlässigten Kunst deS bei conto. Da starb plötzlich des jungen Mädchens Vater, sie zählte eben achtzehn Jahre. Er ließ eine Witwe mit zwei un versorgten Töchtern zurück, eine kleine Pension schützte di erstere vor drückender Not. Franziska, die Aelteste, konnte zu ihrem Studium einige Unterrichtsstunden geben, sie kam dann eben einige Jahre später an» Ziel. Was hätte ihr das gemacht. Aber da war die Schwester, d?e um drei Jahre jüngere Clo — ein liebreizende», süße» Kind mit Goldhaaren und großen unschuldigen Mädchenaugen, di« ahnungslos in die Welt blickten. Für Clo mußte gesorgt werden, man konnte sie nicht ihrem Schicksal überlassen- das sah Franziska ein und darum begrub sie einstweilen ihre stolzen Pläne, verschaffte sich Unterrichtsstunden und ging von früh bis spät in der Tretmühle rastloser Ge schäftigkeit, so daß sie abends totmüde auf ihr Lager sank, unfähig, auch nur eine Solfcggie zu singen. Tas tat ihr anfangs unsagbar weh, aber sie war tapfer und, was mehr, ne war jung. Wo Jugend ist, blüht die Hoffnung, und Franziska hoffte, sie kam auch nach drei Jahren der Ruhe zur rechten Zeit, Clo würbe dann so wett sein. Clo zählte erst achtzehn Jahre, als sie, statt an den Mühen der Ihren teilzunehmen, eines Tage» g'ück- strahkend au» der Hochschule kam. Sie hatte sich verlobt, nun mußte sie da» schreckliche «Examen nicht erst machen. vor dem ihr graute, sie mußte nicht, wie Franze, den un geschickten Kinderfingern und -Köpfen langweilige oder aleichgiitige Melodien einpauken oder unmögliche Finger sätze. O, wie sie glücklich war! Mutter und Schwester sanden angesichts ihrer Seligkeit keinen Einwand, obschon die Jugend deS Erwählten, sein unsicherer Berns, Anlaß gegeben hätten. Franz Grünberg war Geiger an der Oper, zu Ostern erwartete er die zweite Kapellmeister stelle zu erhalten, dann konnten sie heiraten, er und Clo. Zum Glück erfüllte sich die vage Hoffnung des jungen Mannes. Franzi-ka war schuld daran. Sie luchte den Intendanten auf und bat für ihren künftigen Schwager, was sie für sich niemals getan. Da» Osterfest vereinigte die Glücklichen, die der geliebten Schwester nicht Dank genug sagen konnten. Aber sie hatten auch Ursache dazu. Kränze sah ein, daß sich ein Haushalt mit den bescheidenen Mitteln der jungen Leute nur würde aufbauen laßen, wenn sie sorgen- und schuldenfrei in die Ehe gingen. Sie arbeitete daher noch weiter für Clo. „Noch ein halbe» Jahr", vertröstete sie die Mutter, die unzufrieden wurde und fand, nun sei e» endlich Zeit, am sich zu denken. Elo war schon ein Jahr lang verheiratet und die über glückliche Mutter eines kleinen Knaben, alS ihre Schwester endlich die Bahn geebnet sah Wenn sie nun noch einige wenige Unterrichtsstunden behielt, konnte sie es ermöglichen, ihr Studium wieder aufzunehmen. Di« Stimme war in dieser Zeit der Ruhe nur noch schöner ge worden. Mit Fleiß und Eifer ging die jetzt Bierund- zwansigjährig« an ihre Ausgabe; zwei glücklich« Jahre verlebte sie so unter beständigen Fortschritten, da zog ein neue» Gewitter an ihrem Lebenshimmel auf, da» schwerste. Franz Gründers erkältet« sich in einem ungewöhnlich naßen Winter mehrere Male heftig hintereinander, e» ent wickelte sich eine akute Jnflmnza, zu der der Arzt im An fänge sorglos sah. Bald aber veränderte sich seine Miene, denn der Kranke genas nicht. Er schlich matt und müde umher, fühlte sich am wohl,len zu Lett und fand die alten KrÄte nicht wieder. Umsonst brachte Kränze ihm die teuersten Delikatessen, die stärkendsten Deine, umsonst schleppte die lleine Frau ihren Mann stundenlang auf Spa- Bittgängen umher. Die Folge davon war, daß er nur noch müder ward und schließlich liegen blieb. Die Mutter der jungen Frau o-rging fast vor Angst, sie sah schon das End« kommen, als ihr« Töchter in ihrer Jugend noch nicht» ahnten. Gchließlick vertraute Ne sich Franziska an. Di« ckonsulttertr gleich et»ea berühmte» Professor, In dessen Hause sie Unterricht gab. Er hörte ihre Erzählung an und versprach, am andern Tage zu kommen. Pünktlich um die angegebene Stunde hielt sein Wagen vor dem hohen Mietshause, in dem die jungen Leutchen wohnten, und die erstaunte Nachbarschaft sah den bekannten Herrn die vier Treppen ersteigen, die zu der Wohnung Grün bergs führten. Er untersuchte den Kranken sehr genau, fragte ihn dies und das, gab einige Verordnungen und ging, nachdem er ihm geraten, sich möglichst wenig anzu strengen, Ruhe und gute Kost, viel anderes sei nicht zu machen. Die kleineClo tanzte imZimmer umher, nachdem der hohe Gast sie verlassen. Sie umarmte lhc.'n Franz so leiin ti sche ftltch uu) ungestüm, daß dieser Mühe hatte, sich ihrer zu erwehren, denn nun war sie sicher, er würde geue'cn und da» bald; -er Herr Professor hatte ja nicht» Benn- rnhigende» gefunden. So traf Franziska die Schwester, die Len Professor im eigenen Hause ausgesucht. Ihr brach beinahe das Herz, als sie das kindliche Ge- bahren der jungen Frau gewahrte, di« unter Lchcrzen und Lachen mit ihrem Knaben tändelte, indes chr Mann entschlafen war. Hier herrschte we lebhafteste Freude über eine erhoffte Genesung, und sie brachte der Unselig«« da» Todesurteil, denn -er Ausspruch de» Arzte» lautste kurz: „Galopierenbe Schwindsucht, Ihr Schwager lebt keine vier Wochen mehr." Sie fand e» unmöglich, der Schwester die Wahrheit zu gestehen, und verließ sie, als sie einmal), daß es ihr zu qualvoll wurde, auf ihren Ton einzugehen. Auch später fehlte e» ihr immer an Mut. Die Mutter trug chon schwer genug an dem Geschick ihres LieblingskindeS, wie erst würde Clo selber ihr Unglück aufnehmen, besser, sie er fuhr «S noch nicht. Und so lebten die Gatten noch drei kurze Wochen in ungetrübter Herzlichkeit, um, omehr, al» Grün berg bi» zu seiner letzten Stunde schmerzfrei und voll guter Hoffnung blieb. In einer lauen Mainacht schloß er sanft und unerwartet *eine Augen für immer, nach dem er noch vorher seinen Knaben geliebkost hatte. An seiner Leiche zerraufte ein verzweifelte» Weib ihr Haar nnb klagst Sott und da» Sch>cksal an, da» ihr den Ernährer genom- men. Daß sie mit ihm sterben könnt«! Franziska aber saß mit schmerzverzogenem Gesicht neben der alternden Mutter, bi« lieber selbst gestorben wär« und da» »einend» vübletn an sich zog. sFortsetzung folgt.! nicht recht klar. SLach wenigen Dorten schon verließ er seine Mutter, die, eine Beute sorgender Gedanken, einsam zurückblieb. Sie drehten sich samt und sonders um ein und denselben Punkt. Ihr Mann hatte sie belogen — belogen zum ersten Male. Die Zukunft erscheint ihr grau in grau, in düsterem Lichte, und gleichzeitig empfindet sie mit voller Tchärse die tiese Verstimmung zwischen Vater und Sohn uud sucht vergebens sie zu heben. Sie muß zu ihrem Kummer sehen, daß auch ihr Einfluß auf den leicht lebigen, beweglichen Gatten im chwinden ist. Auf Er örterungen läßt er sich nicht erst ein, aber er entfernt sich von Tag zu Tag weiter von ihr und ihre Hände können ihn nicht halten.. Demcyer betreibt eifrig den Ausbau deS von ihm er standenen Roseneck unid sucht darin eine flüchtig« Be friedigung. Nur ganz nebenbei, gleichsam im Vorüber gehen, erfährt seine Gattin von seinen Plänen, ihre An sicht über dieselben holt er nicht ein, wie er denn auch bei der Einrichtung den Architekten einzig zu Rate zieht, und zwar denjenigen, der zur Zett gerade in Mode ist. Tas Noseneck erhält eine, seinem vornehmen Aenßeren ent sprechende innere Einrichtung. Er sucht durch Beschäfti gung draußen vergebens die Unruhe zu bannen, die ihn erfaßt hat von dem Abend an, an welchem er die junge Sängerin gesehen, die er nicht mehr vergessen kann. Er pat sie damals mit Zustimmung der Eltern bis in ihre nahegelegene Pension geleitet «md zum Abschiede der Hoff nung Ausdruck verliehen, daß er sie wiedersehe. Uebcr da» Wie zerbrach er sich lange genug den Kopf. Gr dachte flüchtig daran, sich seiner Frau anznvertranen, vielleicht begriff diese in ihrem mi den Sinne, wie notwendig ihm, seiner drängenden Unrast, da» fanste, beschwichtigende Element sei, da» mit dem musikiiebcndrn Kinde in sein stilles Zuhause trat, aber bei näherem Nachdenken schwieg er doch lieber. Einmal paßte die elegante Erscheinung Erna» nicht in seinen Kreis, der ihm seit lange schon un erträglich philiströs vorkommen wollte, dann aber auch mochte er sie nicht mit Rudolf zusammenbrlngcn. Ter grüne Junge hatte sich scheinbar Gedanken in den Kopf gefetzt, die ihm, dem Baier, keineswegs anstandcn, und denrn er Nahrung zuzuführen daher keine Lust verspürte. Die heimliche Eifersucht, die ihn bei dem Gedanken er faßte, die jungen Leute könnten sich in seiner Gegenwart sehen, machte er sich nicht einmal klar. Er hielt Rudolf nur noch mehr zum pünktlichen Schluss« der Kontorstunbcn und sah mit heimlichem Frohlocken, wie diejer seine ein
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