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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040114020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904011402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904011402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-01
- Tag1904-01-14
- Monat1904-01
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-so: be- den uns im ' vorbereiteten Linrich- ^»unner. die den leblosen sollen. Und da ist es mir i ein der ! und seine- gelebrten Grabes, ebenso wie die SchiffSfütn " ' " ' — - lutzgeblete« wakop « Flott« gebaut wurden oder im Bau begriffen sind, ist Admiralität so zufrieden, daß sie sich entschlossen hat, de dieser Art in dem nächsten Schiffbau, submariner Boot« hinzuzufügen, um baldigst in dem B«sttze einer großen Flottille unterseeischer Schiffe zu sein. Es wird wahrschein lich in Borschlaa gebracht werden, noch weitere 27 solcher Schiss« zu bauen, so daß die Flottille <16 Boote zähle» würde. Sie Begrüßung der Südpolar-Expedition in Berlin. Berlin, 13. Januar. Mit großer Spannung sah die wissenschaftlich gelehrte wie die gebildete Welt der Reichs hauptstadt dem Abend entgegen, den die Berliner Gesell» schast für Erdkunde der Begrüßung der glücklich heim» gekehrten ersten deutschen Südpolar-Erpeditivn gewidmet hatte. An der Festsitzung, die gestern abend alle Räume des großen Krollschen Theaters am Äönigsplatz bis auf den letzten Platz füllte, nahm eine auserlesene Hörerschaft teil. AuS Leipzig war Professor vr. Hans Meyer, der bekannte Forschungs reisende, mit Gemahlin zur Feier erschienen. Kurz nach 7 Uhr eröffnete Geheimrat von Richthofen als Vorsitzender der Gesellschaft für Erdkunde die Fest» sitzung mit einer kurzen, herzlichen Begrüßungsansprache. Sorgenvoll habe man die Expedition am 11. August 1901 den heimatlichen Hasen verlassen sehen, aber genau zur verabredeten Zeit, als man daran denken mußte, eine Entsatzexpedition auszurüsten, sei die Nachricht gekommen, daß das Südpolarschiff unversehrt mit seinen Teil nehmern sich auf der Heimfahrt befinde, nach glücklicher Lösung seiner schwierigen wissenschaftlichen Aufgabe. Nun erhob sich Professor Erich v. Drygalskt, eine mittelgroße, gedrungene Gestalt, das Antlitz noch gebräunt von ter Seeluft, mit klaren, blitzenden Augen, und gab ein anschauliches Bild der Reise, des Lebens im Eise, der Arbeiten und Errungenschaften der Expedition. Es dürste genügen, wenn wir hervorhcben, daß die deutsch« Sübpolar-Erpedition zwar keine schwindelnd hohen Breitengrade erreicht, dafür aber ernste wissen schaftliche Probleme und Streitfragen mustergültig gelüst und auf allen Gebieten der Wissenschaft wertvolle Untersuchungen und Beobachtungen an gestellt hat. An dieser Beziehung ist die deutsche Süd- polar-Erpedition von keiner anderen übertroffen wor den. Sie hat neues Land entdeckt und die alte große Streitfrage gelüst, ob die Antarktis, wie die amerikanische Theorie behauptet, zusammenhänaendes Festland bildet oder, wie der deutsche Gelehrte Professor v. Neumayer glaubte, von offenen Meeren durchschnittene Jnselmassen. Schon jetzt steht nach DrygalSkis Beobachtungen fest, daß das gesamte Polarfestland eine einzige Eismasse bildet, daß also kein eisfreies Land vorhanden ist. Aus diesem Grunde verzichtete auch Professor von DrygalSki auf größere Schlittenexpedi- tionen nach Süden und begnügte sich mit der genaueren Erforschung de» GauhbcrgeS und der Küste des Kaiser WilhelmSlanbe», jenes starren, steil abfallenden Tis- lanbeS, da» keine» Sterblichen Fuß vorher betrat. In ungemein anschaulichen, lebensvollen Lichtbildern vergegenwärtigte der Redner da» Leben im eiSumgür- teten Schiffe, auf den Schlittenreisen, im Fesselballon, die wissenschaftliche Arbeiten in der eisigen Wildnis bei 20 bis 30 Grad unter Null, die Jagden auf Pinguine und Robben und das gesellige Leben beim Tranlicht, wo zwei Skatvereine und ein Gesangverein in reger Tätigkeit waren und im gemeinschaftlichen Salon durch ernste und heitere, wissenschaftliche und gesellige Borträge die geistige Frische und Regsamkeit lebendig erhalten wurden. Und voll ernster, herzinniger Wehmut gedachte er be» ein zigen im Dienste der Wissenschaft erlegenen Gefährten vr. Enzenberger, der in ferner Einsamkeit sein stille» Grab gefunden hat. Mit einer kurzen Beschreibung der Arbeiten jede» einzelnen Mitgliedes der Erpedition .. .... ... schloß vr. von Drygal»ki seinen Vortrag, und nachdem ' malisch von O' bi» c') und besticht ebensowohl durch seine ein verwöhntes Publikum zu Heller Begeisterung änzufachen. isr >nfol der rauschende Beifall verklungen, ergriff abermal» Ge» t bequeme und — wie uns Herr Gnoer versicherte — fast mühe- i Die herrlich wußte sie gleich die «inleitenden Schuü«rt-Lied«r i worden. Kolonial-Nachrichlen. * Di« Here»« Der Mitteilung von einer aufständischen Bewegung unter den Herero im Zentrum des Schutzgebietes nördlich von Windhoek ist ein« neue Meldung au» Swakop « mund gefolgt, welche besagt, daß die telegraphisch« Verbindung mit Okahandja unterbrochen sei. Die Annahme liegt nab«, daß beide Meldungen miteinander in Verbindung stehen und die Aufständischen den Telegraphen, der da» Binnenland mit der Küste verbindet, zerstört haben. Die beiden Orte, welche die gestrige Mitteilung als Sammel plätze der Herero nennt, Orahandja und Otjosazu, liegen im Bezirke Windhoek, nördlich von diesem Orte. Der Distriktsort Okahandja, Militärstatton, ist Eisenbahnstation, 78 Kilometer von Windhoek, 308 Kilometer von Swakopmund entfernt. Er liegt am rechten Ufer des LchmelenShoop- Rioier in einer weiten Ebene 1330 Meter über dem Meere. Im Osten de» Orte» steigt der Kaiser-Wilbelms-Derg zu ISIS Meter Höhe auf, im Süoosten ziehen sich die Otjihaoera- und Onjati-Berge gegen da» Auas-Gebirge bei Windhoek hin. Nach den letzten, un» bekannt gewordenen Angaben wohnten in Okahandja 62 Europäer, etwa VOO Herero, je 100 Hotten totten und Bergdamara. Otjasazu liegt etwa einen Tagemarsch Mich von Okahandja auf einer im Westen und Süden von Bergen begrenzten Eben« m 1SOO Meter Meere»höhe an einem Nebenflüsse des Swakop, dessen Quelle vom Januar bis Oktober flieht. Nach den letzten Angaben wohnten dort 11 Europäer und etwa 600 Herero und Ovambandieru. An beiden Orten befinden sich Stationen der rheinischen Misstonsaesellfchaft, deren Gemeindemitgliederzahl für Okahandja auf 1180 (1903), für Otjosazu auf 488 (1002) angegeben wurde. Die Herero, ein den Kaffern verwandter Bantustamm, sind vor etwa 100 Jahren, von Norden kommend, über den Kuncne in das heutige Schutzgebiet eingewandert und später von den nachfolgenden Odambo südwärts in da» Gebiet der Bergdamara, ihre heutigen Sitze, gedrängt worden. Ihre Anzahl ivird auf etwa OS 000 Köpfe geschätzt. Al» Deusichland in Südwestafrika festen Fuß zu fassen oeaann, beherrschte die Herero der Häuptling Maha- rero m Okahandja, der, durch Engländer aufgehetzt, nch lange sträubte, mit Deutschland einen Vertrag abzufchließen. Schließlich gelang dies dem Reichskommissar vr. Gorina am LI. Ottober 1888 doch. Maharerö, von dem Engländer Lewi» aufgestachelt, fiel am 30. Oktober 1888 von der deutschen Herr schaft ab, jedoch bildeten sich nach Vertreibung Lewis' durch Hauptmann von FraneoiS allmählich wieder bessere Verhält nisse heraus, so daß nach dem Tode Mahareros (Oktober 1890) dessen Sohn Samuel Maharerö, der auch in Okahandja wohnt, 1894 mit der Regierung ein Abkommen schloß, das u. a. auch die Grenzen des Hererogebiets feststellte. Samuel, der dem Trünke ergeben sein soll, hat nicht den Einfluß über die Herero wie sein Vater' er ist nur nominell Oberhäuptlina des in ver schiedene Kapitanschaften zerfallenden Volke». Solche Kapitän» schäften sind Okahandja, Waterberg im Norden, Oniaruru im Nordweslen, Otjimbingwe und Gobabis im Osten. Letzterer ist auch der den Herero verwandte Stamm der Ovambandjeru unterstellt. Infolge der Einflußlofigkeit Samuels beteiligten sich die Ostherero im Jahre 1896 an dem Aufstande der Kbauas-Hottentotten, den Major Leutwein mit Hülfe Hendrik Witbois, des alten Feinde» der Herero, niederwarf. Auch au dem Aufstande der Zwartboistämme, der im Dezember 1897 ausbrach, beteiligten sich Herero unter Führung des Unter- kapilänS Kambatta. Dieser entkam in dem den Aufstand beendenden Gefecht bei Grootberg am 26. Februar 1898 und soll ins Kaokofeld geflüchtet sein. Die Gründe, die die Herero neuerdings zu einer Bewegung veranlaßten sind noch unbekannt. Tie Herero stehen körperlich den südafrikanischen Kaffern sehr nahe. Ihre Körperfarbe ist ein schwärzliches Braun, doch sieht man auch gelbbraune Herero. Sie sind unter den Eingeborenen unsere« Schutzgebietes die weitaus größten. Die meisten von ihnen erreichen, wie Prof. vr. Dove sagt, da» Gardemaß. Ihre Waffen bilden die Wurfkeule (Kirri) und der Assagai; doch haben viele, namentlich im Süden, auch Ge wehre, in der Mehrzahl allerdings sogenannte Pavianspfoten, Vorderlader ältester und oft sehr mäßiger Konstruktton. Mtt tze« vittrrfeeßste«, dk« bisher für die englische' vebnrat von Rtchthofen da» Wort, uni dem Polar-»lose l. t« gebaut wurden oder im Bau begriffen sind, ist die britische orscher die Anerkennung und den Dank der Gesellschaft ritiiden - . . .. den 19 Booten ür Erdkunde für seine Leistungen im Dienste der deut- dieser Art in,dem n»chst«n Schtffbauprogramm weil«« Wissenschaft auS-usprcchen. Er habe sich damit den w-U vie Dimensionen der Schilli dafür überreichte er ihm die goldene Nachtigal- Medaille, die von der Gesellschaft nur für ganz her vorragende geographisch-wissenschaftliche Leistungen ver liehen wirb. Ü. ülr. Bei dem Festmahl, da» sich an dir Begrüßung der Mitglieder der Deutschen Tüdpolar-Expedition schloß, hielt der Staatssekretär Graf PosadowSktz folgende Ansprache: Der glücklich« Abschluß de» Unternehmen», welches z« der heutigen Festsitzung der Gesellschaft für Erdkunde Anlaß gegeben, wirft einen Hellen Schein auf vir Entwickelung unsere« Vaterland«» in den letzten Jahrzehnten. Al» andere Völker bereit» großartige wissenschaftlich« Unternehmungen zur Erforschung unsere» Erdballs planten und durchsührten, mußten unsere Getthrten, nur auf die eigene Kraft gestellt,allein in die Welt hinausziehen, um auch Deutschland seinen Anteil an der Lösung bedeutungsvoller Aufgaben auf dem Gebiete der Erdkunde zu sichern. Da» vom Reiche geplante und durck- gefübrte Unternehmen der Tiefieeforschung der „Valdivia" und die in gleicher Weise vorbereitete Südpolarreise der „Gauß" sind des halb vorbildlich« Ereignisse nicht nur in der Betättgung erstarkter deutscher BolkSkraft, sondern auch de» allgemeinen Verständnisse» für die Ehrenpflichten, die ein große» Volk im Wettkampfe wissenschaft licher Forschung zu erfüllen hat. Und welch glänzende» Zeugnis hat die Südpolarreise dem Fortschritte der Technik au-gestellt?! Früher mußt« der Forscher der Antarktis, nur auf dir Segel kraft seines Schiffe» angewiesen, in eisigem Raum« bei trüber Tranlampe und kärglicher Nahrung die lang-n Winternächte verbringen. Jetzt konnten wir ein Schiff hinau-senden, das sich in seiner Widerstandskraft gegen Sturm und Et» vorzüglich bewährte und durch Verbindung der Dampfkraft mtt dem Segel von Wind und Strömung wesentlich unabhängiger war, al» di« alten GchiffS- gesäße. Die Gelehrten konnten ihren Arbeiten obliegen in zeotral- gedeizten Räumen bei elektrischem Lichte; ein Fesselballon er weiterte da» Gesichtrfeld ihrer Forschung um viele Meilen, und ge waltige Sprengmittel vermochten den Zeitpunkt, in welchem da» Schiss vom Eise sestgelegt wurde, binau-zuschiebrn. Die angewandte Chemie endlich lieferte un» Nahrungsmittel von so vorzüglicher Be schaffenbett daß wir e» wagen dürfen, Muster der übrig geblie benen Bestände noch einmal über» Meer nach der Ausstellung von St. Louis zu schicken, um auch dort zu zeigen, was wir auf diesem Gebiete zu leisten vermögen. Aber den Kampfe de» Leben» sichern nicht die beit' tunaen, sonder» Kopf und Herz der Mari Stoff In lebendige Kraft verwandeln st" eine herzliche Freude zu sagen, daß über dem Unternehmen günstiger Stern geleuchter hat. Die ?lu»wahl de» Letter» Wah^ de» Schisstfü^rer» und seiner gesamten Mannschaft konnten nur erfolgen auf Grund der Kenntnis ihrer bis herigen Leistungen und der ihnen zur Seite stehenden ernst- hasten Empfehlungen. Keiner aber von Urne« hatte auf dem Gebiet, auf dem sie wirken sollten, eigene Erfahrungen er worben, und niemand kann vorher eine Gewähr dafür über nehmen, waS selbst der beste Mann in unbekannten schwierigen Verhältnissen leisten wird. Unser Vertrauen ist aber vollauf gerechtfertigt. Herr Professor v. DrygalSki hat mit ruhiger Sicherheit die ihm gestellte Aufgabe durchgeführt und seine gelehrten Begleiter haben ihn in hingehender Arbeit und freudigem Forschungsdrang unterstütz». SchtffSführer und Mannschaft haben in den schweren Stürmen de- Südpol», im Drange der Ei-pressungen, in den eisigen Schneestürmen ihre Pflicht tadellos erfüllt. Da» Schiff ist in der von dem gelehrten Beirat und in Uebcreinstimmung mtt dem gleich zeitigen Unternebmen anderer Staaten ihm angewiesenen Richtung soweit nach Süden vorgedrungen, al- eS die ewigen Eismassen gestatteten; Hunderte von Kilometern sind zur wei teren Erforschung des Landes 'zu Schlitten zurückgelegt, nnd die nachfolgenden wissenschaftlichen Veröffentlichungen werden den Beweis liefern, inwieweit durch die Arbeiten de» Unternehmens unsere Kenntnisse auf ozeanographischem Gebiet, auf dem Gebiete der Flora und Fauna der Südpolargegenden, unser Wissen von den magnetischen Strömungen der Erde verbessert und vertieft sind. Ich glaube deshalb, daß dem Leiter der Expeditton und allen seinen wissenschastlichen und seemännischen Gefährten aufrichtiger Dank und rückhaltlose Anerkennung gebührt. Besonder» verdienstvoll aber ist es, daß Herr v. Dryaalski den ihm vorgeschriebenen Plan mtt fast mathematischer Genauigkeit innegehalten hat. Mancher gemütliche Zritung»leser freilich, der e» liebt, des Morgen» in behaglichem Raum zu lesen von den Kämpfen draußen, die andere zu bestellen haben, würde vielleicht noch regere Teilnahme für da» Unternebmen empfunden haben, wenn er sich darüber aufregen konnte, daß die Rückkehr de» Schiffes überfällig war, daß ein Hulf-schtff auSgesendet werden mußte und daß schließlich die Besatzung au» der Schneehöhle irgend einer Eisscholle heimgebracht wurde. Leider hat ja auch diese» sonst so glücklich durchgeführte Unternehmen da- Opfer eine» hoff nungsvollen bayerischen jungen Gelehrten gefordert, der auf dem stillen Felseneiland der Kerguelen ein frühe» einsame» Grab im Dienste der Wissenschaft fand. — Wir Alle aber wollen Gott danken, daß wir außer dem schmerzlichen Verluste des vr. EnzenSperger keine Lücke in der auSgesandten Mannschaft zu beklagen haben und daß es den mutigen Männern beschicken war, in voller Schaffenskraft heimzukehrrn und so in Sichtung und Durcharbeitung ihrer Forschungen neue Quellen der Erkenntnis von dem Wesen unsere» Planeten zu erschließen. Herr Professor von Drygalskt, seine Gelehrten und seemännischen Genossen, kurz alle Gauß-Männer, Ke leben hoch! L. Neber den nenen Thüringer Kirchenchorverband wird un» geschrieben: Der Zweck besteht in der Hebung des Chor« und Gemeindegesanges sowie des Orgelspiels in Thüringen. Das Bestreben» der leitenden Kreise geht dahin, daß die Chöre in den Thüringer Ländern sich erst zu Landes- bezw. Bezirksverbänden zu- sammenschliehen und dann zu der oben genannten größeren Vereinigung zusammentreten. Die Spitze dieser Vereinigung wird abwechselnd in den Mittelpunkten der Einzelverbande liegen, ähnlich wie es früher im Thüringer Sängerbunbe der Fall war. Al» Mittelpunkte der Landes- bezw. Bezirksver bände denkt man sich die Städte: Altenburg, Arnstadt, Eisenach, Gera, ^otha, Greiz, Meiningen-Salzungen, Rudolstadt, Saat feld, Sondershausen, Schleiz und Weimar. Nicht nur die Chordirigenten und Organisten sollen Vertreter der Chöre sein, sondern auch der erste Geistliche .n jedem Orte. Um den Zwecken oes Verbandes zu dienen, will man in erster Linie Bedacht nehmen, an jedem Orte, auch im kleinsten, einen Kirchenck-or ins Leben zu rufen, und sollte es nur ein einstimmiger Kinder chor sein. Den Chorleitern und Vertretern der Chöre, ebenso den Organisten Ivird man durch gesprochenes sowie durch ge- sck icbcnes Wort Wnd durch festliche Veranstaltungen Belehrung und Anregung geben. Geeignetes Notenmaterial allen musi kalischen Kirchenoeamten zu verschaffen, soll eine eifrige Sorge des Verbandes sein. Auf die Weiterbildung der Organisten und Chorleiter sowie auf ihre finanzielle Besserstellung wird im Interesse des allgemeinen Zweckes Bedacht zu nehmen sein. — Dem weiteren schönen Ziele, ein einheitliches Ge sangbuch für ganz Thüringen zu schaffen, kann der Verband nur mittelbar dienen; aber er kann eS mit Erfolg, weil die nach dieser Richtung hin ausschlaggebenden Persön lichkeiten — die Geistlichen — in seinen Reiben sein werden, und weil die einheitliche musikalische Ausgestaltung der Gottes dienste notwendig auch einen einheitliche,» Gemeindegesang nicht nur in Bezug auf die Form desselben, sondern auch aus seinen Tertinhalt zur Folge haben wiro. So groß die Schwie rigkeiten sein mögen, ein Reichrgesangbuch^'u schaffen wegen der großen Verschiedenheit der deutschen Bevölkerung in Hinsicht lhrer religiösen und ästhetischen Anschauungen, so leicht ist eS, e in Gesangbuch für die Thüringer Lande, in denen jene Gegensätze nur in geringem Maße vorhanden sind, zu schaffen. Auch die Herstellung einer eigenen Liturgie kann, wie Professor Naoich-Gotha — die Seele des Ganzen — betont, nicht direkte Aufgabe des Verbandes sein, aber die Wege zu ihr kann er Wohl ebnen helfen. Durch den Anschluß an den Allgemeinen deutschen Kirchengesangverein würden dem Thüringer Kirchenchorverbande noch andere deutungsvolle Aufgaben erwachsen. Bildende Künste. * Die Vollendung de« Moltke-Denkmal«, da« die Arme« in Berlin errichtet, hat eine neue Verzögerung erfahren. Die Fertigstellung ist nicht vor dem Oktober zu erwarten. Die Ursache ist die schwere Beschaffung ber umfangreichen Marmor blöcke für das Plateau, das eine Gesamtbreite von 58 Metern erhält. DaS ganze Denkmal mit der Architektur wird auS Laaser Marmor hergestelll. Die Anlage ist vom Architekten Prof. Schmalz entworfen. Kür den Aufbau des Plateaus find am Königsplatze schon Marmorblöcke zur Stelle. In etwa vierzehn Tagen wiro man mit der Ausstellung des Postaments beginnen. Die Ausführung der von Professor llphue» geschaffenen, fast sechs Meter hohen Moltke-Figur ist so weit vorgeschritten, daß sie in Isch Monaten vollendet sein könnte. Nach dem Stande per Arbeiten wird voraussichtlich da« Roon-Denkmal, dessen Statue aus Bronze ist, früh« enthüllt werden als da» Molrke-Monument. * Ankauf deutscher Gemälde in Nom für Berlin. Die Oel- gemälde deutscher Künstler sollen zum ersten Male in Rom auf der von Mitte Januar bis Ende Mai statlfindenden Kunst ausstellung aus den Zinsen der Gustav Mülle»Stiftung anae» kauft werben. Die Stiftung rührt von dem deutschen Maler Professor Gustav Müller her, der in Rom 1901 verstarb. Das Kapital beträgt 300 000 Lire. AuS den Zinsen sollen ab wechselnd die Werke deutscher und italienischer Maler ange- kaust werden. Falls es an geeigneten Werken von Künstlern dieser beiden Nationen fehlt, sollen Spanier berücksichtigt »vec- dcn. Die Bilder der Deutschen und der Spanier »ollen der Nationalgalcrie in Berlin, die der Italiener der Akademie San Luca in Rom zufallen. Zum Ankauf besteht eine besondere Kommission unter dem Vorsitze des deutschen Botschafter in Rom. * Farbige Photographien. In einer stark besuchten Ver sammlung der „Deutschen Gesellschaft von Freunden der Photo graphie" in der Königlichen Kriegsakademie in Berlin wurden am Dienstag abend von vr. Adolf Hefekiel, Berlin, zum ersten Male der großen Oefsentlichkeit nach einem neuen Verfahren hergestellte Photographien vorgeführt, die sich von jeder ge wöhnlichen Ausnahmeplatte durch einfachen, einmaligen Kopier prozeß Herstellen lassen. Die Erfindung besteht darin, daß daS j'wpicrpapier selbst eine große Reihe von Farbsckstchten über einander trägt, und daß, je nach den mehr oder minder ge deckten Stellen des Negativs, mehr oder weniger Licht in die verschiedenen Farbschichten des darunter liegenden Papiers ein dringt, um so das Bild zu erzeugen. Da nun die verschiedene Deckung des Negativ? abhängig ist von der Farbe des Lichte», welches dasselbe trifft, so ist ersichtlich, daß mit Hülfe des ent sprechend präparierten neuen Papier» auf ganz natürlich« Weise Bilder gerade in den Farben entstehen, welche bei der Aufnahme auf die Platte wirken. Erfinder des Verfahren« ist Oberleutnant von Slawik, und vr. Hesekiel wie» darauf hin, daß bei dieser neuen Methode ein ganz neu« Weg zur Erreichung farbiger Photographien eingcschlagen sei, der zwar im strengen Sinne des Wortes nicht zur Farbenphotogrcwhie führe und auch gewissermaßen der größeren Wissenscl-aftlichkett entbehre, anderseits aber durch seine praktische Durcharbeitung mit tatsächlich großer Leichtigkeit nctturähnliche farbige Photo» gravhische Bilder auf Papier erreichen lasse. Das Verfahren, wurde praktisch demonstriert, und es kamen über hundert farbige Photographien zur Vorlage, welch« das größt« Inter esse erregten. * Ein Porträt von Michelangelo, von ihm selbst gemalt, soll, wie die „Post" nach der „Weekly Critical Review" berichtet; soeben in Paris entdeckt worden sein. ES heißt, daß e» zur Zeit des ersten Kaiserreiches vom Generalleutnant Dupont oe l'Etang nach Frankreich gebracht worden ist. Nach forschungen in der Pariser Nationalbibliothek führten zu der Entdeckung einiger Florentiner Stiche nach dem Gemälde' dies« Stiche sind das Beweismaterial für die Echtheit de» Bilde» und für die Tatsache, daß es der Sammlung des Prinzen Strozzi im Jahre 1802 entnommen wurde. Ein Angebot von 1 200 000 für dieses Bild soll zurückgewiesen worden sein. (?) * Maler Adolf Titscheiner s. Am 12. Januar ist in seiner Wohnung, Piaristengasse Nr. 34 in Wien, der Maler Adolf Ditscheincr im 58. Lebensjahre gestorben. Er war seit langem herzleidend. Ditscheincr war em altes Mitglied der Wien« Kunstlergenossenschaft. Er wurde in Wien 1846 geboren, studierte an der Wiener Akademie, war von 1876 bi» 1898 m München tätig und erst seit 1898 wieder in Wien. Von seinen Bildern sind besonders erwähnenswert: „Aus dem Salz burger MooS", das sich in Berlin befindet, „Weiher", „Bauern- aarren bei Brixlegg", „Mondabend bei München", das sich in den Sammlungen deS Kaisers befindet, „Sturmlandschaft*» „Melk" usw. Ditscheincr erhielt 1899 die Neine goldene StaatSmedaive und besitzt Auszeichnungen der Weltausstellungen in Wien und Chikago. * Jean FrangoiS Raffaekli, Pari». Die letzte groß« Raffaelli-Ausstellung in Pari- hat in der kunstliebenden Welt bedeutendes Aufsehen erregt. Der Künstler arbeitet bekannt lich nur mit selbst hergestellten Oelfarbsttften, sogenannten Rassaellifarben. Die mit dieser Technik heraestellten Werke wirken so ungemein malerisch und plastisch, daß derselbe e« ver standen hat, durch seine Erfindung eingreifend auf die modern« Malerei einzuwirken. Die zuletzt in Paris ausgestellten Werke deS großen Meisters werden Mitte Februar in Leipzig zur Ausstellung gelangen, und zwar ist es der Ausstellungs leitung von Pietro Del Vecchio gelungen, den Meist« zu be wegen, seine neuen Werke in Deutschland, und zwar zunächst in Leipzig, auszustellen. Dadurch steht den Abonnenten von Del Vecchios Ausstellung wiederum ein großer Kunstgenuß bevor. Diese Erfindung Rafiaellis haben sich viel« erste französische Meister zu Nutze gemacht, und eö haben die selben stcr zu einer Gruppe vereinigt, um nur noch mit Raffaclli-Stiften zu tnalen. Von dieser Künstlergruppe wer den wir ebenfalls in nächster Zeit Gelegenheit haben, eine große Kollektion ihrer Werke bei Del Vecchio zu sehen, ivelcher bereits mtt den in Frage kommenden Künstlern betreffs Zu sammenstellung ihrer Gruppe in Unterhandlung steht. Ferner ist in Vorbereitung eine Kollektivausstellung schottischer Aqua rellisten. Durch die Zunahme der Abonnements ist cL der AuSitellungSleirung möglich, die großen Kosten, welche diese Ausstellungen verursachen, nicht zu scheuen, und e« sind für dieses Jayr weitere interessante Ausstellungen zu erwarten. Die jetzt ausgestellten Werke erster holländischer Meister sonst« die Werke SegcnmniS erregen verdientes Aussehen. Kunst und Wissenschaft. Mulü. Neue» Theater warmen: Frl. Th. Rothauser vom Hoftheater in Berlin. * Leipzig, 14. Januar. Kraft heißt die Moral der Menschen — dies kühne Wort Beethoven» scheint auch der Carmen auf die Stirn geschrieben. Nicht wollüstige Dirne, nicht lauernde HerodiaS: sie ist ein von allem Conventio nellen losgelöster Charakter voll Kraft und Größe. Und nur so hat da» dämonische Weib ein Anrecht auf die Bühne, nur so wird das ihren Namen tragende blutige Schaustück zur Tragödie. Die wilde, glühende Leidenschaft der wolfs- äugiaen Zigeunerin sucht ihr Recht. WaS schwach und haltlos ist, bricht unter dem Sturm ihre« Willen«. Doch wer frei und kühn Gefahren in« Auge sieht, sein Leben für seine Liebe auf« Spiel setzt, zu dem blickt sie empor, da« ist ihr Mann, für den wirst sie die Brust ^em Dolche entgegen — da« war die Carmen d«SFrl. Rothauser, eine naturalistische Prachtgestalt, aus dem Ganzen geschnitten, von ursprüng licher, packender Gewalt, frisch, frei, natürlich, und ob schon studiert bis in die Pose, nicht überputzt mit Mache und Flitterkram. Auch musikalisch war diese Carmen von hoher Schönheit: ein Organ, leicht und flüssig im pikanten Chanson, reich und warm in schwelgender Lyrik, herb und trocken zu seiner Zeit, nicht gerade groß und voll, doch rein und fein geschliffen und nicht ohne durchgreifende Accente; ein Vortrag, so fein pointiert, so schwungvoll und feurig, von edler und kräftig gemeißelter Sprache gehoben, voll Geist bi- in den Rhythmus hinein. Und über da« alle« von un erschütterlicher Sicherheit. E« war eine vollendete künst lerische Tat, vom jubelnden Beifall de« voll besetzten Hause« gekrönt. Die MicaSla sang diesmal Frl. Gardini, wie immer mit geklärtem, künstlerischem Geschmack, doch für die pathetisch bewegten Stellen der Arie stimmlich nicht recht ausreichend. vr. Rud. Krauße. Leipzig, 13. Januar. Der vierte Gesellschaftsabend, den die Musikalische Gesellschaft gestern im Hotel Palm baum veranstaltet halte, stand — m der Hauptsache — im Zeichen der bisher noch gänzlich unbekannten sogenannten Schilling-Harfe. Dieses Instrument, dessen Bekannffchaft unS Herr Johannes Sn oer in dankenswertester Weise ver mittelte, ist eine Erfindung deS Bildhauer« Johannes Schilling lustige „Gretel" machten den Beschluß de« genußreichen Abends. " " ' " enthusiasmiert und erpreßte auch glücklich von der Sängerin noch einige Zugaben. In Herrn Richard Pahlen au» Wien halte Frln. Slaegemann einen ganz brillanten Klavierbegleiter gefunden. (Altzemeine Zeitung.) Sport. Radsport. § Dec Bezirk Leipzig de« Deutschen Nadfaftrer-VundeS hielt am Dienstag in den oberen Räumen seines VundeSgast« Hauses „Deutsches HauS", KönigSplah, seine erste die»«' jährige Versammlung ab. Ter Vorsitzende referierte über die seitherige Tätigkeit de- Vorstandes, öder die dem« näcbstigen Veranstaltungen usw., was allgemeines ^nteresss erweckte. Der Hauptpunkt des Abends war der Vortrag deS Herrn ObersckretärS GIäsel, de» Gauverir-ter- für Rechtsschutz, über die Versicherungen der Mitglieoer deS Deut schen Radfahrer-Bunde», namentlich gegen Radunfalle — eine Versicherung, die znc Zeit nur der Gau Leipzig vom Deutschen Radfahrer-Bunde seinen Mitgliedern bietet. Nächsten Sonn» tag nachmittag unternimmt der Bezirk Leipzig pom Deutschen Radfahrer-Bunde bekanntlich einen AuSflug nach Gautzsch, Schloß RbeinSberg, Wintersport. N. S«. Andrea«»«, (Harz), 14. ymmar. (Privat tclearamm.l Das AndreaSberger Winterfest ' "folge eingctretenen Regenwerters verschoben * München, 10. Januar. Einen Lieder-Abend, über man sich wieder einmal aufrichtig freuen konnte, bescherte «stern im Baycr.schen Hof Frln. Helene Staegemann au» Leipzig. Die junge Dame, die hier nicht mehr ganz unbekannt ist — sie hat ichon einmal im Orchestervcrein gesungen und in allerjüngster Zeit in Karlsruhe einen durchschlagenden Erfolg errungen — gewann sich gestern im Sturm alle Herzen. Das so oft nur als billige Phrase gebrauchte Wort, sie „ram, sang und siegte", bei Frln Staegemann trifft cs wirklich einmal zu. Begabt mit einer unsäglich wohlklingenden, in allen Lagen auf» beste durchorbildeten Sopranstimme, einem ausgesprochenen natürlichen VortragStalent, insbesondere für da» graziöse und l..«- neckische Genre, verbunden mit einer gewinnenden Anmut und in TreSden; es hat einen Umfang von vier Oktaven (chro- Sicherheit de» Auttretens, besitzt die Künstlerin alles, um selbst Handhabung und Spielbarkeit wie durch seinen schönen,, „Da» Scho* und „Wohin*, wie schalkhaft L. M. von Waber en Ton. Ein Vergleich mit der Erardschen.Pedalbarfe „Unbefangenheit" loiederzugeben» DaS klang alles »o Herz schon derhalb von vornherein ausgeschlossen erscheinen, erquickend frisch und uuaesucht, daß man daran seine Freude „en die Dimensionen der Schilling-Harfe nicht im entferntesten haben konnte. Mit wohltuender Innigkeit kam dcw hübsche die der Pedalharfe heranreichen. Be, unbefangener Prüfung VolkSliedchen von Brahms „YelnSUebch««, du sollst mir nicht Nation erworben. Und alS sichtbaren Ausdruck , Qualitäten des neuen Instrument« wird jeder emsichtS- barfuß geh n", mit dramatischer Lebendigkeit Schumanns " " —" "" — --- " »öde Musiker erklären müssen, daß der Erfinder seine Absicht ' „Kartemegerin" zu Gehör. Von den Wolfschen Ge>anaen wußte vollständig erreicht hat: eine Harfe für den Hausgebrauch, vor« I Frln. Staegemann insbesondere daS allerliebste „Llfenlieo" züglich als Gesangsbegleitungsinsrrument, zu bauen. Jenen i und „Er ist S" zu ausgezeichneter Wirkung zu bringen. Zwei vollen, sonoren und weittragenden Ton, den wir an der großen I Lieder unsere» LandrmanneS Richard Dirauß und Pfitzner» Pedalharfe bewundern, läßt die Schilling-Harfe infolge ihre« ! lustige „Gretel" machten den Beschluß de« genuß begreiflicherweise nur kleinen Resonanzkastens vermissen; s DaS Publikum war überaus e» ist aber nicht au»aeschlvssen, daß di« wenig günstigen akustischen Verhältnisse de» Palmbaumsaale» oer vollen Tonentfaltung de» Instrument» wenig förderlich waren. Als Soloinstrument bat sich di« neue Harfe trefflich bewährt; Herr Snoer spielte auf ihr eine Phantasietta von seiner eigenen Komposition und eine niedliche Menuett von W. Posse. Auch in der Verbindung mit Gesang und Violoncell (Meditation von Bach-Gounad und Largo aus „LerreS" von Händel) überraschte sie durch hinlängliche Trag fähigkeit des Tone». Daß sie nicht ohne weiteres als Ersatz der Klavierbegleitung mit Erfolg zu benutzen ist, ivurde uns freilich ander,eits im Verlaufe deS gestrigen Abends sä «ure» oemonstriert. Möglichste Verbreitung ist der, auch in ihrem Aeußeren künstlerisch vollendet schönen Schilling-Harfe ehrlich zu ilsitnschen. — Linen nur bescheidenen musikalischen Genuß bereitete uns die Wiedergabe de» R. Scbumannschen Klavier trio« op. 80 durch Frl. I ohanna Hübschmann (Piano forle) und die Herren Robert und F r i tz R e i tz. E« mag genügen, wenn wir hier einfach konstatieren, daß die drei Ausübenden rein technisch ihrer Aufgabe gerecht wurden, daß aber vom Schumannschen Geist« an ihrer Daroietung ein nur sehr niedrig gespannten Anforderungen genügender „Hauch" zu verspüren war. Czernys „Schule der Geläufigkeit mag man mechanisch und seelenlos herunterhaspeln, nicht aber den Klavierpart in Schumanns Trio; dieser will viel mistiger und poesievoller empfunden und wieoergegeben sein, wenn er sich wirksam dem Ensemble eingliedern soll. Wohl hat Schumann dem Klavier in seinen Kammermusikwerken da« erste Worr erteilt. Das gibt aber dem Interpreten noch keineswegs da» Recht, die Streichinstrumente Hartherzig mundtot zu machen. Kammermusik soll im Ensemble gründlich studiert werden, bevor sie der Oefsentlichkeit — und sei diese auch numerisch noch so klein, wie die de» gestrigen Abende — vermittelt werden kann. — Wa» die Sängerin Frl. AnnaKlotz - Dresden an vokalen Spenden darbot, war m jeder Hinsicht voll befriedigend. Für den kleinen Konzcrtraum war freilich ihre wohlgebildete, un gemein sympathische Stimme zu gross, zu mächtig Wie muß oaS erst im großen Saale klingen! Frl. Klotz sang außer deir schon erwähnten Bach-Gounodschen und Händelfchen Kom positionen, in denen ihr Herr E. Kinkulkin aufs beste auf dem Violoncell assistierte, eine edel empfundene Gesangscene „Meine Heimat" von K. E. Hering und eine Reihe von Liedern von Or. Richard Hering (Dressen), deren Edelgehalk und stimmungsvolle Eigenart sie ganz vortrefflich zu interpretieren verstand. Man konnte e» dem ausgezeichneten Vortrag an merken, daß Frl. Klotz mit ganzer Seele sich in ihre nicht immer ganz leichten Aufgaben vertieft hatte. Herr vr. Hering, der als Komponist noch lange nicht genügend gewürdigt und ge kannt ist, belvährte sich wieder al» ebenso feinsinniger wie geisr- und temperamentvoller, technisch versierter Begleiter am Flügel. Eine Serie seiner von echter Tonpoefie erfüllten Lieder soll »n nächster Zeit an dieser Stelle besprocl)en werden. Möchten doch auch unsere Gesangskünstler gelegentlich nach dem einen oder anderen von ihnen greisen, statt m beharrlicher Beschau lichkeit stets nur auf ihren lieögewordenen Paradegäulen daher- zutraben. -st- * DaS vom Bergerschen Dilettanten-Or- chester am Sonnabend im Heim des Hausväterverbandes ver anstaltete Konzert zeigte die Leistungsfähigkeit des unter Herrn H. Verger» Leitung stehenden Orchesters wiederum im besten Lichte. Die Ausführung des reichhaltigen und viel seitigen Programms befriedigte durchweg, sie bot ein getreues Bild des regen musikalischen Geistes, der im Orchester waltet. Die Wiedergabe verschiedener Werke hätte gewiß auch Berufs musikern zur Ehre gereicht. Die Leistungen der Solisten waren tadellos. Herr Hammersckmidt (Oboe) spielte „Caprice" von Nießner, Herr Steudel (Posaune) trug mit vollem, schönen Tone Schuberts ergreifendes Lied „Am Meer" vor, und die Herren Völkel und Geyh (Trompeten) erfreuten die zahlreich« Zuhörerschaft durch den Vortrag der ,ehr gefälligen Tonsetzuiig „Die beiden Alpenscinger" von Matiisttsta. — Zur Ausführung durch das Orchester kamen u. a. die „Tell"-Ouvertüre von Rossini, die Ouvertüre zu Nicolais „Die lustigen Weiber von Windsor", „Gnomenspiele" von Curth Potpourri aus der Operette „Die Fledermaus", „Geschichten aus dem Wiener Wald", Walzer von Strauß, sowie die Gavotte „Stilles Glück" von H. Berger. Diese Gavotte ist sehr melodienreich und kam unter der Leitung des Komponisten reckst gut zum Vortrag. Zum Schluß folgte als Zugabe: „Der alte Dessauer", welche Aufführung besonder» Herrn Völkel lebhaften Beifall einbrachte. Unverkennbar war der Eifer aller Mitwirkenden und der Fleiß, den das Orchester unter Herrn BergerS umsichtiger Leitung auf daö Einstudieren verwendet hatte.
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