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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040114020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904011402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904011402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-01
- Tag1904-01-14
- Monat1904-01
- Jahr1904
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S02 Gerichtsverhandlungen. A-ntglicheS Landgericht. 6. Leipzig, 14. Januar. Ein ziemlich bewegtes, oben, teuerreiches Leben Hai die 31 Jahre alte Köänn Clara Johanne Friederike geschiedene Hoffmann auö Weimar hinter sich. Auch mit den Strafgesetzen ist sie schon häufig in Konflikt gekommen und har zuletzt eine ihr vom Landgericht Weimar zu diktierte Strafe von zwei Jahren sechs Monaten Zuchthaus verbükt. Nachdem sie ihre Freiheit wiedererlangl Harle, ver» legte ne den Schauplatz ihrer Tätigkeit nach Leipzig, ivo^'ie Perm Leitergerüstverleiher M. in Reudnitz Stellung fand, sie blieb aber nur zwei Tage dort; am 4. Februar 1903 ent fernte sie sich heimlich und nahm außer einem Geldbeträge von 54 Pfg., den sie bei einem Einkäufe zurückerhalten hatte, noch eine Reisetasche im Werte von 18 .L mir. Äon Leipzig reiste sie nack Dresden, wo sie ihrer Freundin, der Auswärrerin L., 20 oar, eine silberne Damencylinderuhr im Werte von 20 und 1,20 die im Küchenschranke lagen, stahl. Außerdem lieh sie sich unter dem Borgeben, sie wollte sich einen Mantel kaufen, von der L. noch 22 .L mit dem Versprechen, das Geld alsbald ihr von Leipzig zurückzuschickcn, da sic einen sehr reichen Bräutigam habe. Dres war jedoch nicht der Fall, denn der Schlosser B., mit welchem sie damals ein Verhältnis unterhielt, harre sie um ein Darlehen von 10 ./k gebeten, wcsbalb die Hoffmann den Schwindel bei der L. in Scene gesetzt hatte. Kurze Zeit darauf bekam aber das Verhältnis einen Riß, die Hoffmann reiste nach Weimar zurück und schrieb, um über die Äorresponoenz ihres früheren Bräutigams unterrichtet zu sein, unter dessen Namen an die hiesige Oberpostdirektion, es möchten die an den Schlosser B. eingehenden Briefsendungen ihm postlagernd Weimar nachgesandt werden. Da sie aber mit dieser Maßregel nicht den gewünschten Erfolg hatte, kehrte sie wieder nach Leipzig zurück und stahl hier am 18. Februar in der Wohnung des Kaufmannes G. aus dem Bufsctschrank vier Einhundertmarkscheine. Ms das Geld zu Ende gmq, stahl die H. der Verkäuferin W., die sie in ihrer Wohnung in Möckern aufsuchte, ein Zehnmarkstück sowie ein Hemd und Beinkleid. Hierauf machte sie am 5. Mai einen Ausflug nach St idtsulza, wo sic sich in einem Gasthofe eusiogicrte und ,vr eine Fcld- wcbclc-gaum aus Naumburg auSgab, um sich im T.schen Kon fektionsgeschäft eine Bluse und bei der Putzmacherin R. einen garnierten Sommerhur zu erschwindeln. So neu cquipiett, mietete sich die Hoffmann bei Frau H. in der Leststcaße ein, um auch hier außer einem Tsichruche und ein Paar Damen handschuhen einen Geldbetrag von 540 zu stehlen. Letzterer befand sich in einer verschlossenen Kassette, welche die Angeklagte mit Gewalt aufgerissen hatte. Von Frl. G. die ebenfalls vei Frau H. wohnte, entlieh sie sich noch ein Jackett und einen Tuchkragen im Werte von 50 und verschwand dann aus Leipzig. Nach den Vorstrafen der Angeklagten hatten sowohl bezüglich der Diebstähle wie der Betrügereien die Rückfalls- besiimmungen Anwendung zu finden. Mildernde Umstände konnten der Angeklagten, soweit es sich um gestohlene Betrage in Höhe von 400 und 540 bandelte, nicht zugebilligt werden. Die Gesamtstrafe wurde auf vier Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrenrechtsverlust festgesetzt, außerdem wurde die Stellung der Hoffmann unter Polizeiaufsicht für zulässig er klärt. Ein Monat der erlittenen Untersuchungshaft wurde auf die erkannte Strafe in Anrechnung gebracht. Einen Handwagen gestohlen hatte der 61 Jahre alte Zimmermann Friedrich Karl Hermann H. aus Zwenkau am 21. September aus dem Gehöft des Gutsbesitzers R. in Gautzsch und verkauft. H. ist nicht weniger als 34mal davon 20mal wegen Bettelns und auch zweimal wegen Diebstahls, bestraft. Es hatten somit für seine Tat die Bestimmungen über den Rück fall Platz zu greifen. Unter Zubilligung mildernder Umstände und umer Anrechnung eines Monats der erlittenen Unter suchungshaft erkannte der Gerichtshof auf fünf Monate Gefängnis und drei Jahre Ehrenrechtsverlust. Einen heimlichen Besuch hatte am 3. Juli der 20 Jahre alte Schlossergeselle Hans Felix K. aus Bautzen seinem in Plagwitz wohnenden Freunde M. abgestattet, dabei den Weg zu 5er im Erdgeschoß liegenden Wohnung durch das Fenster genommen und sich ein M. gehöriges Zwanzigmarkstück an geeignet. Für diesen schweren Diebstahl wurde A., da der Gerichtshof mildernde Umstände als gegeben erachtete, unter Anrechnung von zivei Wochen der Untersuchungshaft mit fünf Monaten Gefängnis bestraft. Vermischtes. — Die Entschädigung non 28 606 Mark für eine Ohr feige, die für das Dienstmädchen Müller gegen ihren früheren Dienstherrn, Schlächtermeister Ernst Hähnel, eingeklagt war, weil die Ohrfeige, die er ihr versetzt, angeblich zu Irrsinn geführt hatte, wurde, wie die „Alla. Kleis cher-Ztg." mitteilt, vom Landgericht I in Berlin abgewiesen. Durch ärztliches Gutachten wurde festgesteüt, daß die Geisteskrankheit des Dienstmädchens nicht eine Folge der Ohrfeige gewesen ist. --- Der Detektiv. Wegen schwerer Urkunden, fälsch» ng wird der frühere Polizeiwachtmeister Bern hard Schulte aus Berlin steckbrieflich verfolgt. Schulte, ein Mann von 37 Jahren, stammt aus Bruns kappel, diente beim 4. Magdeburgischen Infanterie-Regi ment Nr. 67, das jetzt in Metz liegt, und ging als Unter offizier zur hiesigen Schuymannschaft über. Nachdem er bei einem Revier im Osten zwei Jahre Wachtmeister ge wesen war, wurde er im Jahre 1900 ohne Pension wegen pflichtwidrigen Verhaltens gegen Gastwirte entlassen. Nun war er eine Zeit lang Schreiber bei einem Rechts anwalt und wurde dann Verwalter des Hauses Prinzen- s aller 25/26, in üom er zugleich ein „Prioatdetektivinstitut" , gründete. Das Institut bestand einzig und allein aus seiner Person; seine Hauptbeschäftigung war die Ein ziehung von Forderungen. Hierbei ließ er sich die Ur kundenfälschungen zu schulden kommen. Schulte wurde daraufhin anfangs Dezember festgenommen, nach einem Tag aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Tann war er drei Wochen in einer Nervenheilanstalt in Wetßensee. Am 22. Dezember als geheilt entlassen, entfernte er sich jüngst unter dem Vorwande, wegen Unwohlseins etwas an die frische Lust gehen zu wollen, aus seiner Wohnung und kani nicht wieder. Jetzt sucht ihn der Untersuchungs richter beim Landgericht I durch einen Steckbrief. Die Frau des Flüchtigen lebt mit zwei Kindern im Alter von zwei Jahren nnd sechs Monaten in bedrängter Lage. — Ei« jugendlicher Detektiv. Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will — dieses Sprüchwort kann man wohl mit Recht auf einen Dreikäsehoch anwenden, der mit einem Spürsinn, der einem Detektiv alle Ehre machen würde, ein Trio von jugendlichen Dieben ermittelte und ihre Feststellung veranlaßte. Der kleine Schlaukopf, Erich S. aus der Brückenstraße in Berlin, bemerkte, wie drei Knaben im gleichen Alter, wie er selbst, auf der Straße einen großen Posten Scheren feilhielten. Zur besseren Charakterisierung des jugendlichen Detektivs lassen wir ihn mit seinen eigenen Worten erzählen, auf welche Weise er operierte, um die Diebe zur Wache zu bringen. Der kleine Knirps stellte den Sachverhalt folgendermaßen dar: ,-Die Villen Scher'n bei die Jungens kamen mir verdächtig vor, un da hab ick se jefragt, wat se sor de Schere haben wollten. Wie se nun sachten: n' Jroschen det Stück, da war't mir noch verdächt'jer, un ick fragte, wo se de Scher'n überhaupt jekooft hätt'n. Na, det Jeschäft kannt' ick, un bin ooch jleich hinjeloofen un habe Scheren jefordert, un wie der Mann mir nu welche jezeicht hat un den Preis nennte, da sagt' ick: „Nee, Männeken, so'ne Schere krieg' ick fettn Jroschen!" Denn verposamentierte ick den Ver käufer det mit de Jungens aus'nander. Der Hausdiener kam mit mir mit, un denn jriff ick eenen von de Bengels und eenen der Hausdiener, un uff -e Wache hab'» se denn ooch allcns jestanden!" — Explosion i« der Schnle. Während am Mittwoch der Cbemielehrer Neumann in der zweiten Klasse der ka tholischen Gcmeindeschule in Charlottenburg mit Elektrizität und Schwefelsäure experimentierte, sprang ein elektrischer Funke auf einen mit Schwefelsäure ge füllten Behälter über, der sofort ervlodierte. Durch die überspritzende feurige Flüssigkeit wurden außer dem Lehrer 15 Kinder im Gesicht und an den Händen verletzt; einige trugen schwere Brandwunden davon. lB. T.) — Ei« Mädche« zerstückelt. Am Weihnachtsfeste ver schwand in Stettin ein Mädchen von sieben Jahren. Alle Nachforschungen nach demselben blieben erfolglos. Jetzt fand man in einem Neubau in der neu angelegten Alleestraße die vollständig zerstückelte Leiche des 'Mädchens. — Ucber den Doppelraubmord in Oldenburg, dem Mutter und Tochter zum Opfer fielen, wird noch folgendes berichtet. In der Roicnstraße 19 führte die Witwe des Seemanns Meller mit ihrer 19jährigen Tochter eine Speisewirtschaft. Am Dienstag morgen gegen 5^ Uhr bemerkte der Hauseigentümer, Stellmacher Pickel, einen Feuerschein in der Schlafstube der Witwe Meller. Die Feuerwehr löschte bald den Brand. In der Kammer lagen Mutter und Tochter als Leichen im Bette, die Tochter mit krampfhaft geballten Händen quer über das Bett der Mutter gestreckt. Die Gegenstände im Zimmer waren teilweise nur etwas angebrannt Man vermutete anfangs, daß das Feuer durch Platzen einer Lampe entstanden sei. Tie behördliche Untersuchung hat aber ergeben, daß ein Doppclraubmord vorliegt, denn Mutter und Tochter, die fast nackt aufgefunden wurden, war die Schädeldecke zertrümmert. Als mutmaßlicher Täter kommt der 27jährige Heizer August Meller in Betracht, ein Verwandter lNeffej der Ermordeten, der eine Strafe zu verbüßen hatte und sich die Mittel zur Flucht bei der Tante verschaffen wollte. Eine größere Menge Kleingeld ist geraubt morden. — Der Ritterschlag bei den Breslauer Leibkürassieren. Der Kaiser wohnte bei seinem Besuche in Breslau dem Ritterschlag bei dem dortigen Leibkürassier-Regiment Großer Kurfürst (Schles.) Nr. 1 bei. Dieser Brauch be steht nur bei diesem Regiment der preußischen Armee und ist auf ritterliche Ucberlieferung znrückzuführen, um nach Ordensregelart die Aufnahme in das Offizierkorps zeremoniell und weihevoll zu gestalten. Wenn früher ein Portepee-Fähnrich beim Leibkürassicr-Regiment -um Offi zier befördert wurde, lud er nach hergebrachter Sitte das Offizierkorps und die alten Regimentskameraden zu einem „Offizier-Diner" ein. Bon Anfang der siebziger Jahre an wartete man mit diesem „Diner", bis mehrere Aspi ranten zum Offizier ernannt worden waren, und dann erging von diesen jungen Offizieren gemeinsam die Ein ladung an das Offizierkorps. Nach dem Hoch auf den Kaiser vollzieht sich dabei folgende Zeremonie: Der älteste Leutnant erhebt sich, und unter Hinweis auf den Ritter schlags-Spruch nimmt er die neuen Kameraden in das Offizierkorps auf, sie zugleich ermahnend, stets der Pflichten, die der Ritterschlag ihnen auferlcgt, eingedenk zu sein- Hierauf zieht er einen mächtigen Kürassierdegen und erteilt damit je drei Schlüge: „den ersten für Seine Majestät den Kaiser und König — den zweiten für die edle Reiterei — den dritten für Frauenehre und fortan keinen mehr". Dann reicht der älteste Leutnant jedem der zum Ritter Geschlagenen die Rechte, und der Aelteste von diesen erhebt sich, ein Hoch auf das Wohl des Regiments. ausbringend, unter der Versicherung, daß die zum Ritter I Geschlagenen sich stets dieser Ehre würdig zeigen werden. I — Der große Kürassierdegen, mit dem -er Ritterschlag I ausgesührt wird, wurde anläßlich des 200jährigen Regi mentsjubiläums, bei welchem der damalige Kronprinz den Kaiser Wilhem I. vertrat, von den Töchtern der Familie des Freiherrn von Ziegler und Klipphausen dem Regi ment eigens für diesen Ritterschlag überreicht. Er ent hält ans der einen Seite der Hlinge ein goldenes Band mit dem Ritterschlagssprnch, auf der anderen Sette die Namen sämtlicher Schlachten, an denen das Regiment teilgenommen hat. — Einem Hnndcrtjährigcn, dem Schreiner Joses Fröhly zu Winkel im Oberelsaß, sandte gestern zum Ge burtstage Kaiser Wilhelm ein Glückwunschschreiben, 300 sowie eine prächtige Kaffeetasse mit seinem Relief bildnis und Monogramm. Vom Statthalter traf eine Gratulation und ein Geldgeschenk von 100 bei dem alten Herrn ein. — Paltzer ansgekiefert. Der bekannte Scheckfälscher Paltzer wird aus Wien an die preußischen Behörden aus geliefert. In der Betrugsaffäre des Berliner Bankhauses Mendelssohn wies Paltzer sein Alibi nach. — Die Ermordung -es Gutsbesitzers Tomaszewski. Aus Lemberg wird der „N. Fr. Pr." berichtet: Wir be richteten am 9. September v. I., daß in Wilna der reiche Gutsbesitzer Tomaszewski ermordet und daß dessen Leiche in einem Koffer als Frachtgut nach Moskau expediert worden sei. Bekanntlich hat die Untersuchung ergeben, daß Tomaszewski einem Mordanschlage der mit ihm befreundeten Wilnaer Studenten Malecki und Winkler, welche der sozialistischen Partei angehörten, zum Opfer gefallen sei. Wie nunmehr „Naprzod", das Organ der polnischen Sozialdemokraten, erfährt, haben Malecki und Winkler, denen die Führer ihrer Partei nicht recht trauten, nichts unversucht gelassen, um den Genossen unwiderlegliche Beweise ihrer Verläßlichkeit und Prinzipientreue zu liefern. Malecki erklärte dem Staatsanwalt, die von ihm und seinem Freunde Winkler an dem Gutsbesitzer Tomaszewski begangene Bluttat sei nicht als gemeiner Raubmord, sondern als ein Ver brechen mit politischem Motiv anzusehen. Man habe die Absicht gehabt, eine neue revolutionäre Organisation zu schaffen, deren weitreichende terroristische Ziele bereits vereinbart wurden; es fehlte aber an Geld zur Verwirk lichung dieser P'äne, und die Veranstaltung von Geld sammlungen erschien nicht zweckgemäß. Um sich nun die erforderlichen Fonds zu verschaffen, waren Malecki und Winkler entschlossen, nicht einmal vor einer Mordtat zu rückzuschrecken; sie wollten sich ihren Genossen um jeden Preis nützlich erweisen und durch ihren Eifer deren Miß trauen bekämpfen. Der Zufall spielte beiden Ver- schworenen den Gutsbesitzer Tomaszewski, einen Karten spieler und Müßiggänger, der als unnützes Glied der Gesellschaft galt, in die Hände, und sie beschlossen, diesen „Schmarotzer" aus dem Wege zu schaffen und sein Geld zu den erwähnten Zwecken zu verwenden. Malecki be- kündete übrigens dem Staatsanwalte gegenüber Reue. — Widernatürliche Unzucht. Der Gerichtshof in Graz verurteilte, laut Münchener „Allg. Ztg.", den Marburger Professor Vogel wegen widernatürlicher Unzncht, be gangen anachtKnaben des Marburger Gymnasiums, zu 9 Monaten schweren Kerkers. — Auf Ergreifung des Televhonchcfs Weiömüller lChaux-de-Fondsj, der zum Nachteile des Bundes 43 000 Franken unterschlug, wurde eine Prämie von 1000 Franken ausgesetzt. — Rache eines Soldaten. Ein Soldat namens Chretien, die Ordonnanz des Offiziers Trouille in Toulon, war entlasten worden, weil er die Gemahlin des Offiziers be lästigte; Ehretien benutzte die Abwesenheit des Offiziers von der Wohnung, nm dorthin zurückzukehren, schlug die Frau nach langem Kampfe nieder und stürzte sie aus dem Fenster. Die Frau ist tot. Der Mörder wurde verhaftet. — „Pariser Vögel" waren es. die ein Ausschreier am Ouai aux Fleurs feilbot. Er erregte mit einem ganzen Käfig von Vögeln in den schönsten Farben die Bewunde- rung aller Kauflustigen, aber auch die Aufmerksamkeit des Polizeikommissars, der alsbald feststellte, daß die Tiere nur bemalt und ganz gewöhnliche Fcldammcrn waren, denen nun die Freiheit wiedergegeben wurde, während der Verkäufer mit dem wenig französischen Namen Wil fried Schnaps in die Gefangenschaft wanderte. — Kampf zwischen Meernngehener«. Gin Offizier Les von der dänischen Regierung zu Forschungen in den nörd lichen Gegenden des Atlantischen Meeres entsandten Schiffes „Michael Sars" berichtet über eine eigentümliche Erscheinung, welche die Besatzung des Fahrzeuges zu be- vbachten Gelegenheit hatte. Dieses kreuzte im Danengatt (zwischen Island und Grönland), als von Bord aus ein riesiger Pottwal (Oatockon macroeepbalus) bemerkt wurde. Ter Kapitän traf sofort alle Vorkehrungen zur Erlegung des seltenen und gefährlichen Ungetüms. Inzwischen machte der Wal Sprünge wie ein Delphin, warf sich bald auf die eine, bald auf die andere Seite, tauchte dann unter, um nach einigen Augenblicken wieder seine Bewegungen an der Oberfläche zu erneuern, und verbreitete dabei durch seine Spritzlöcher einen dichten Wafferdunst. In Treffnähc gab die Besatzung eine Kugelsalve auf das Tier ab, und auffallenderweise legte es sich hiernach bald auf den Rücken und verendete. Die nähere Untersuchung er gab, daß der Wal sich schon vorher im TodeSkampf befun- den hatte, und zwar infolge von Verletzungen, die er sich durch einen Kampf mit einem anderen Seeungeheuer zu- gezogen haben mußte. An dem 9 Meter langen Kopfe zeigte sich eine 3 Meter lange Wunde. Auch an der Schnauze waren Verletzungen, die offenbar von den mäch tigen Armen eines Riesenpolypen herrührten. Bei Oeff- nung des Rachens fand sich in diesem ein 4 Meter langer Polypenarm, den der Wal abgebissen hatte. Auch der übrige Körper des Wals war, wie der,^köln. Ztg." ge- schrieben wird, zerquetscht und geschunden. In den Fett teilen des Tieres fand man außerdem Narben, di« auf frühere Kämpfe ähnlicher Art hinwiesen. — Mit einem schlafenden Walfisch zusammengestoßcn ist vor einigen Tagen auf hoher See der Geestemünder Fischdampfer ./Württemberg". Als sich das Schiff 61 Grad nördlicher Breite und 16 Grad 45 Min. westlicher Länge befand, stieß nach Angabe des ersten Steuermanns der Vordersteven derart auf einen schlafenden Wal, daß das Schiff sofort leck sprang. Nach dem Ereignis färbte sich die See um das Schiff herum blutrot. Das Tier arbeitete furchtbar und warf große Wassermassen an Deck, wurde aber dann nicht mehr gesehen. Der erwähnte Dampfer liegt zur Zett in Geestemünde im Dock zur Aus besserung seiner Beschädigung. — Moderne Silberflotte. Die Zeiten ändern sich; jetzt gehen große Silbertransporte zwischen Westindien nnd Spanien westwärts. Der Postdampfer „Prinz Joachim" der Hamburg-Amertka-Linie nahm auf seiner letzten Ausreise nach Mexiko 1^ Millionen Pesetas in gemünztem Silber von Coruüa nach Havana mit. Zurück kehren die Silberstücke in vielen kleinen Posten in den Taschen der spanischen Landarbeiter, die nach Art der bei uns bekannten Sachsengänger regelmäßig zur Zucker ernte nach Havana fahren und die ebenfalls, wie die spanischen Bankiers für ihre Geldsendungen, gern die Hamburger Dampfer benutzen. — Entwickelung der Vereinigten Staaten von Nord amerika. Einem soeben veröffentlichten Bericht über die Entwickelung der Vereinigten Staaten im ab gelaufenen Jahrhundert sind folgende Daten zu ent nehmen: Der Flächeninhalt der Vereinigten Staaten be trug im Jahre 1800 827 864 Ouadratmeilcn mit einer Bc- völkerungszahl von 5 308438 Personen; im Jahre 1900 war der Flächeninhalt auf 3 025 000, die Bevölkerungs ziffer auf 76 303 387 gestiegen. Im Jahre 1800 wurden Waren im Werte von 90 252 768 Dollars eingeführt und von 470 971 780 Dollars ausgesührt; 1900 war der Import auf 849 941 184 Dollars, der Export auf 1394 483082 Dollars gestiegen. Der Seide-Import ist in dieser Zeit von 583 589 auf 13 093 704 Dollars gestiegen. Die Baum wollproduktion, welche sich im Jahre 1800 noch aus 155 536 Ballen belief, betrug im Jahre 1900 9 436 416 Ballen. Der Tonnengehalt der ScWfe stieg von 106 261 im Jahre 1800 auf 393 790 im Jahre 1900. Spielplan der Leipziger Stadttlieater. Neues Tbeater: Freitag, 15. Januar i15. Abonnem.-Vorstellung, 3. Serie, weiß): Romantische Oper in 2 Abteilungen von Rich. Wagner. Opern-Preise. Anfang 7 Uhr. Altes Tbeater: Freitag, den 15. Januar: Drama in 4 Akten von F. A. Beyerlein. lAnfang */?8 Uhr.) Spielvlan des Leipziger Sklianspielbanses. Freitag, 15. Januar, abends 7'/, Uhr: 21. Freitag-Abonnement. Zum ersten Male: (Uraufführung) Dt» IdsppvIkxLnxvr-iiaiirSeitv in 3 Akten von Adolf Paul. Fahrplan siehe gestrige Abend-Ausgabe. -iätt »icL emp/<Men. K... R«Wi kleine »inck drecke»- necLt ausAe/atten «nck Liste icd von ch'oeen al» beeonck«'» pe-eiscoertL an: P ^60 u rum kreise von A.— vnck 4«— p. Lg. Vs Kgl 426 4«8O 240 ^^66 -alte in Avosse,- .4us?vaLl am TLee'» von 2.— x. '/, aL lie/ove inclneiv« Dose, naeL ausnä» t« von 7 ab Manco nntev -'acbnabme. 200^ /ein mikck Mn Fein- scLmecken 600 cka» AoeL/eineke cken Laieon. 2SS 600 /ein «eän kn-i/kiA «. «rtna/ern lttä/AA /eine» -4noma «. lcnä/tiA. AnalyWks Mralmum -er KttWMtlukk vr. Stich Med.-chemtsche, bakteriologische und Rahrungsmtttel-Untersnchnngen. H» - E « r r t v I» t Thomasiusstr. 10, Pt. ZMSeMLZLZZ hindern 8. SekLäinx Ane.dk., Seb.Bach-Str.12. Um schnell zu raumen, s«?7° prekermulMg wegenGeschäftöaufgabe. knm Julius, PckrSslkch 8. Bitte die Preise im Schau fenster zu beachten. sieiiie kiiWleicleii mvlir beim Tragen der nur Lobt. vr. Uößvss kLtkiii-Lsbügt- Uwlassvdloa. VIIviuvertzLnl v. 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Herrn Feldwebel Lippmann in Leipzig ein Sohn. Herrn Ober-Postpraktikant Schlegel milch in Leipzig ein Sohn. Herrn Arthur Rudolph in L.-GohliS ein Sohn. Gestorben: Frau Caroline verw. Starke geb. Otto in Leipzig, Steinstraße 46. Herr vr. Josef Schwarzer, approb. Arzt auS Münsterberg lSchles ), in Leipzig. Frau Emma Pauline Höhn verw. gew. Urbach geb. Kraft in Sool- bad Dürrenberg. FrSul. Gertrud Hoffmann in Leipzig, Eliscnstraße 38. Fräul. Louise Winkler in Leipzig. Fran Minna Donnrpp geb Weder in Leipzig. Frau Joh. Wilhelmine verw. Michael verw. gew. Böhlig geb. Sauer in Machern. Aus auswärtigen Slättern. Gestorben. Fräul. Alma Wiedemann in Zittau. Herr Johann Louis Leistner in Glauchau. Herr Louis Hempel in Geithain. Krau Luise Dörr geb Pimper in Halle a. S. Frau Louise Voigt geb. Bertram in Halle a. S. Frau Matta Lehmann geb. Frvnicke in Halle- Trotha. Frau Emilie Kothe geb. Schnieder in Halle a. S. Herr Hermann Holzapfel in Halle a. S. Frau Anna Stein geb. Krickstaedt in Halle a. S. Herrn Postschaffner Brun» Haubolds in Zittau Sohn Georg.
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