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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040121027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904012102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904012102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-01
- Tag1904-01-21
- Monat1904-01
- Jahr1904
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BezugS-PreiS in d« Hauptexpeditio» oder deren Au-gabe- stellen avgrholt: vietteljShrlich 8.—, bei zweimalig» täglicher ZusteUnna in» Han« 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch. land u. Oesterreich viertestäbrlich 4.50, für die übrigen Länder laut Zeitung-preiSliste. Redattio« und Expedition. IohanniSgasie 8. Fernsprecher 153 u. 222. Filialexpedittonen: Alfred Hal> n,Buchhandlg., UniversitätSstr.8 (Frrnspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen straße 14 (Fernsprecher Nr. 2935) n. Königs« Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Hau-t-KrNale Dresden: Marienstraß« 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Hmipt-FUtale Berlin: EarkD»»cker,Herzgl.Bayr.Hofb«ichband1a., Lützowstraß« 10(FrrnjprecherAnrtV1Nr.4603.) Nr. 37. Abend-Ausgabe. UlMM TaMatt Anzeiger. Ämlsvlatt des Äönigkichm Land- und des Hönigtichen Ämtsgerichtes Leipzig, des Aales und des Aolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Donnerstag den 21. Januar 1904. Anzeigen-PretS die 6 gespaltene Petitzcile 25 Reklamen unter dem RrdaktionSstrich (4 gespalten) 75 vor den Famitiennach- richtrn (6 gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernlatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Osfertenannahme 25 Extra-Beilage« (gefalzt), nur mit der Mvrgrn-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, m l t Pustbesörderung X 70.—. Annahmeschlutz für Anzeige«: Abend-Au-gabe: vormittag» lO Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmütag» 4 Uhr. Anzeigen find stet« au die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöstart von früh 8 bi» abends 7 Uhr. Druck und Berlag von H. Polz in Leipzig (I)r. Victor Klinlhardt s Lo.). 98. Jahrgang. Var Wichtigste vom Lage. * Die Kiel er Abteilung desMarine-ExpeditionS- korps für Südwestafrika ist heute Nacht bei begeisternden Kundgebungen von Kiel abgereist. * Alle beim Bahnbau in Südwestafrika beschäftigten Angestellten der Firma Orenslein und Koppel sind unver- sehrt in Swakopmund eingetroffen. * Der Kommandeur der l6. Division, Generalleutnant v. Trotha, der früher eine Kommandostelle in Ostafrika hatte, wurde telegraphisch von Trier nach Berlin berufen. * In Oedenburg (Ungarn) revoltierte eine Anzahl Husaren gegen das Weiterdienen nach Ablauf der drei jährigen Dienstzeit. * In Gateshead in England siegte wieder ein Gegner der Chamberlaiuschen Schutzzollpolitik. * Die Kaiserin von Rußland ist an einem Influenza rückfall neuerlich erkrankt. * Nach englischen Blättern wird die Antwort Ruß lands au Japan am 2l. Januar erwartet. * Die Bereinigten Staaten planen die Einver leibung Panamas. Dem Senat in Washington ist bereits eine entsprechende Gesetzesvorlage zugegangen. Potttische Tagesschau. * Leipzig, 2l. Januar. Partei« oral. Zu den unerfreulichsten und bedenklichsten Erscheinungen unserer Zeit gehört die, daß der größte Teil unserer politischen Parteien in Wahlkämpfen gegnerischen Parteien als schweres Vergeben gegen die politische Mcral das anrechnen, was sie selbst ohne jedes Bedenken sich erlauben oder sich gefallen lasten. Sehr weit bat es in Vieler Hinsicht das Zent ru m gebracht, das Wablbeeinflustungen, die cs an Angehörigen andererParteien mit sittlicher Entrüstung verdammt, als ein geheiligtes und unantast bares Recht der katholischen Geistlichkeit betrachtet und fordert. Aber auch die Leitung des Bundes der Landwirte ver vollkommnet sich in dieser Hinsicht mehr und mehr. Sie schließt Wahlbündnisse, wie es ihr gefällt, gebärdet sich aber ungeheuer feinfühlig, wenn andere Parteien ähnliche Bündnisse eingehen, die bündlerischen Kandidaten gefährlich werden können. Wie würden die BundeSorgane sich entrüstet haben, wenn die Nationalliberalen im Osnabrücker Reichskagswahlkreise einen verkappten Welsen aufgestellt oder unterstützt hätten, was bekanntlich die Bündler sich unbedenklich gestaltet haben. Und nun hegt die „Deutsche Tageszeitung" die Befürchtung, die Sozialdemokraten, die bekanntlich bei der Stichwahl in diesem Wahlkreise die Entscheidung darüber in der Hand haben, ob der nationalliberale Kandidat Wamkoff oder der Welse v. Bar Sieger werden soll, möchten den Ausschlag gegen den Welfen geben. Und flugS ist das bündleriiche Blatt mit der höhnischen Bemerkung bei der Hand, daß ein Sieg deS nationalliberalen Kandidaten ein „klärendes Zeichen der Zeit" sein würde. Das soll doch nichts anderes heißen, als daß ein solcher Sieg die Nationalliberalen zu Schleppenträgern der Sozialdemokratie stempeln würde. Für den welfischen Kandidaten aber wünscht und ersehnt daS Blatt die sozialdemokratische Unterstützung. Und wenn dieser Wemryer L Sohn. iss Roman von M. Prigge« Brook. ch ruU verboten. Miß Margaret erhob sich am ersten Morgen nach der Rückkehr wie ein seliges Kind. Was ihr am vor gen Tage den Sinn verkehrt haben mochte, heute blieb davon nichts zurück als die Wonne, zu Hause zu (ein. Und was für ein Zuhause war cs, das sie mit stolzen Blicken dem sungen Deut chen wies. Da mar vor allen Dingen der Garten, der ihrer speziellen P lege unterstand. Mit gutem Ge wissen konnte Wemeyer versichern, daß er seines G.eichen nie gesehen, denn das verhielt sich so in der Tat. Der Norden wie der Süden hatten gewetteifert, ihr Schönstes herzugebcn, um daraus ein zauberisches Ganze zu schassen. Hätte Heinrich Heine, un«r größter Lyriker, Margarets Garten gekannt, das schöne, ost oiticrte Gedicht von der einsamen Palme wäre unge chriebcn geblieben, denn hier wuchs friedlich die Fichte neben der Palme, und ihrem Liebcsbunde stellte sich kein Hindernis entgegen. Setzte der Blirmcngarten mit so herrlichen Baum gruppen, der ihm hinreichend Schatten verlieh, den Deutschen in Erstaunen, so wuchs dieses noch nm ein Be deutendes, als er den ausgedehnten Obstgarten betrat. Hier rankte sich an Mauern, Hecken und Zäunen das herr lichste Spalierobst empor, Weintrauben hingen an den Reben von einer Größe und Pracht, als seien sie für eine Ausstellung präpariert, oder als sei die Traube der B bel Wahrheit geworden, die zwei Männer an Stangen trugen. Köstliche Aepfcl, iaftige Aprikosen, Mandeln, Feigen, Datteln, Birnen, Pflaumen, Orangen und Zitronen, eines machte dem andern den Vorrang streit'g, und Rudolf hörte nicht aus, sich zu verwundern. Nach seiner Meinung ver diente Kalifornien den Namen eines gelobten Landes. Es bedurfte der Erklärung des Mster Booth, nm zu begleiten, wie viel Mühe und Arbeit die einzelnen Sorten aufzuzieben gekostet und wie es wohl zum großen Teil der jungfräuliche Boden frt ch gerodeten Waldes war, der solchen Nebersluß herbei zaubere. Immerhin blieb We- mencr in guter Lt'inmung, die ihm über sein Herzwch bester forthalf als bislier. Er prie- im Stillen den Ge danken. mitqekommen zu sein. Inzwi'chen nahmen die Vorarbeiten znm Bau der Fabrik ihren Anfang. Rudolf nahm sich seiner mit jener Wunsch in Erfüllung ginge, so würde die sozialdemokratische Unterstützung als Beweis dafür ausgegeben werben, daß das unter christlich konservativer Flagge segelnde Welfen- und Bündlertum durch die Großartigkeit seiner Ziele sogar die Umstürzler für sich gewonnen batte. Tatsächlich wird ein nationalliberaler Wahlsieg nur der Beweis dafür sein, daß eS ein grober taktischer Febler war, in dem Osnabrücker Wahl kreise einem auf dem Boden des Zolltanfgesehes stehenden Landwirte einen extrem-agrarischen Welfen gegenüberzustellen. Aber die Anerkennung dieserTatsache würde nicht parteitaktisch sein, und so wird den Nationalliberalen aus einer sozialdemo kratischen, von den Bündlern für sich und ihren welfischen Schützling ersehnten Unterstützung ein Strick gedreht! An gesichts solcher Tatsachen kann es nicht befremden, daß in tveilen Kreisen die Abneigung gegen die Beteiligung an den Wahlen und am politiichen Leben wächst nnd daß immer lauter sich Stimmen erbeben, die zur Bildung einer Partei „ehrlicher Männer" auffordern, deren Aufgabe es sein würde, rücksichtslos jene immer mehr überhanknehmende Ver giftung der politischen Moral zu bekämpfen. Ucbcr die Partei, sarb- »sw. lose Presse als Vorkämpferin gegen die Sozialdemokratie enthält die „Köln. Voltsztg." vortreffliche Ausführungen. Das rheinische Blatt knüpft an die zuerst im „Leipz. Tagbl." mitgetcilte Aeußerung des Ministers v. Hammerstein über den Schcrlschen „Lokalanzeiger" an und fährt dann fort: „Wie man hört, hat übrigens auch der Vorgänger v. Hammer steins, der jetzige Lberpräsident Freiherr von der Recke, ein großes Faible für das Haus Scherl gehabt. Tie .Kreuzzeitung" hat Recht: Der Grund liegt in der Unkenntnis journa- listischer Dinge, welche die meisten Minister kennzeichnet. Sie glauben, daß derjenige am sichersten vor sozialdemokratischen Berführungskünsten gefeit sei, der in seiner Zeitung nichts Oppositionelles, besonders keine Kritik der hochwohlweisen Staatsregicrung liest. Aber der erfahrene Zeitungs- mann, der Mann „vom Bau" schüttelt über solche An schauung den Kopf und murmelt vor sich hin: „Wie kann man so verblendet sein! „Nicht gouvernementate Lektüre macht den Menschen immun gegen den sozialdemokratischen Basilius, sondern das Bekenntnis zu einer anderen Partei anschauung, welche der Sozialdemokratie gegenüber steht. Was wird ein vernünftiger Vater tun, der seinen Sohn vor dem Anschluß an die sozialdemokratische Partei bewahren möchte? Wird er mit ängstlicher Sorgfalt darauf achten, daß dem Burschen keine Zeitungsnummcr in die Hand falle, in welcher irgend eine Maßnahme der hohen Regierung getadelt wird? Tas würde wenig Hellen, denn da er das Bürschlein nicht in einen Kasten stecken kann, wird er doch nicht verhindern, daß demselben irgendwo die sozialdemokratische Kritik cntgegentritt, und es wird ihr desto schneller zum Opfer fallen, je weniger es dagegen ge wappnet ist. Ist der Vater gescheit, so wird er seinen Sohn — je nach seiner Parteistellung — zum begeisterten und überzeugten Zentrumsmann, Konservativen oder Liberalen erziehen, dann wird derselbe der Sozialdemokratie, wo er sie trifft, stets kämpfend gegen übertreten." Das Blatt richtet dann an die Regierung die Frage, was sie der Sozialdemokratie denn wohl anderes entgegensetzen wolle, als die bestehenden Parteien; etwa die Lelerschar des „Berl. Lokalanz.", die sich schnell in alle vier Winde ver laufen würde? Zum Schlüsse heißt es: „Wir sind uns wohl bewußt, daß diese Bemerkungen in hohen Kreisen unliebsam berühren werden. Das Ideal ist hier eine starke Umsicht und Tätigkeit an, die ihm von seinem Vater zur Pflicht gemacht worden waren, und Mister Booth fand Ursache, sich zu der Acguisition eines solchen Helfers zu be glückwünschen. Da an Arbeitskräften kein Mangel mar, io wuchs der Bau sichtlich aus der Erde, und sechs Monate, nachdem man den ersten Spater 'lich getan, prangte bereits der grüne Kranz aus dem fertigen Bau; man durfte an die Inneneinrichtung gehen. Maschinen waren zur Stelle. Die große Säge löste die kleine ab, und nach abermals sechs Monaten lud Mister Booth seine Nachbarn zum Fest. Man feierte die Ein- wcihnng des neuen Etablissements. Rudolf erstaunte von neuem. „So baut man in Amerika!" sagte sein Prinzipal stolz. Das Fest, welches Mister Booth seinen Nachbarn gab, war überaus glänzend und dauerte mehrere Tage, denn bei den großen Entfernungen, den schlechten, holprigen Wegen durch Sand und Moor, wäre cs unmöglich ge wesen, den Gäulen ohne Ruhezeit von mindestens vierund zwanzig Stunden den Hin- und Herweg zuzumuten. Man war aus dergleichen Geselligkeit gefaßt. Das alte Haus, ein in unmittelbarer Nähe der Billa sich erstreckender Bau, bot Raum für mindestens zwanzig Fremde. Wer übrig blieb, bezog die Lvgierzinnner des Hauses, die auch — der Gäste harrend — hcrgerichtet waren. Wemeyer kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Was er sah, gefiel ihm. Hier war doch Leben im großen Stil, hier verstand man nicht nur zu arbeiten, man genoß auch aus voller, ganzer Seele. Und sein Herz schlug ruhiger, wenn es der Heimat dachte. Nichts zog ihn mehr zu ihr hin. Seit seiner Mutter Brief von fortschreitender Genesung redete, wiegte er sich in die unausgesprochene Hoffnung ein, sie werde ihm einst folgen, ivenn er sich hier ein Heim gegründet. Dann sah er Erna nie mehr wieder, und das war gut so. Unter der harten Arbeit der vergangenen Wochen ver blaßte allmählich ihr Bild, dafür trat die sonnige Margaret mehr in den Vordergrund. Sie liebte den Deutschen. Rudolf mußte es sich eingestehen, was sic ihm bot, war mehr als Freundstlmst, mehr als schwesterliche Zu neigung; ibr junges Herz lag offen vor seinen Blicken, und jeder Herzschlag sprach zu ihm: „Ich bin dein!" Die Wahrnehmung, anstatt daß sie ihm hätte schmeicheln sollen, beunruhigte ihn nur. Er sah den Tag kommen, an dem er wieder zum Wauderssabe greifen müße, die Erde zu kaiserliche Macht, der gegenüber sämtliche Parteien zu vollständiger Ohnmacht verurteilt sind, die Krone soll vielmehr direkt wirken aus das getreue deutsche Volk, das seine loyale Gesinnung durch Lektüre des „Berliner Lokalanzeigers" und der „Sprechstelle im Dienste des öffentlichen Lebens" bekundet und keinen anderen Ehrgeiz kennt, als bei allen Willensäußerungen des Kaisers die Hacken zusammen- zuschlagen und: „Zu Befehl" zu murmeln. Allein dies ist ein Bild deutscher Politik, welches vielleicht in der Phantasie von Hofschranzen auftauchen, niemals aber Wirklichkeit gewinnen kann. Es bläst ein scharfer Hauch des Kampfes durch das deutsche Reich und an die Realisierung von Träumen, welche für ein Phäakenland oder einen arkadischen Schäferstaat passend sein möge», ist heute weniger denn je zu denken. Tie Ausgabe einer zielbewußten Staatsgewalt kann nicht sei», die Parteien zu schwächen und sie durch einen farblosen, leicht knetbaren Mischmasch zu ersetzen. Tie staats erhaltenden Parteien stellen die Forts vor, welche die monarchische Festung umgeben." Tie Krisis in Ostasien. Einem Vertreter des Reuterscken Bureaus gegenüber erklärte der japanische Gesandte Hayashi in London, die Lage sei, soweit Japan in Betracht komme, unverändert. Japan erwarte noch die Antwort Rußlands; er wisse also auch nichts über den Inhalt der letzteren. Ebensowenig wisse er etwas von der Meldung, daß Japan beim Aus bleiben der Antwort entschlossen sei, an einem bestimmten Tage zur Aktion zu schreiten. Es sei schwer möglich zu enttcheiden, was eine angemessene Frist wäre, inner halb der die Antwort Rußlands einzugehen hätte. — Ein Vertreter der „Bcrsche wyja Wiedomosti" fragte während einer ihm gewährten Unterredung den Botschafter der Bereinigten Staaten in Petersburg, wie weit dieser den Mitteilungen ans Washington Bedeutung beimesse, nach welchen der japanische Gesandte in Washington dem Staats sekretär Hab erklärt haben solle, daß er bei der gegenwärtigen Lage des russisch-japanischen Konfliktes eine friedliche Bei legung desselben für ausgeschlossen halte, und auch die Vertreter auswärtiger Mächte in Washington in einer Beratung, welcher der Staatssekretär Hay bei wohnte, sich in demselben Sinne über die gegenwärtige Lage in Ostasien ausgesprochen hätten. Auf diese Fragen antwortete der Botschafter, er könne nur über solche der Presse zugegangcne Mitteilungen Ansicht äußern, welche ihm von seiner Regierung amtlich bestätigt würden. — Hieraus folgert das Blatt, daß obige Mitteilungen keine amtliche Bestätigung erfahren hätten und ihnen somit auch keine Bedeutung beizuiness'-n sei, da nicht anrunehmen sei, daß rie Regierung in Washington ihren Vertreter von derart wichtigen Aeußerungen nicht in Kenntnis setzen würbe. * Tokio, 20. Januar. (Reuter.) Ter Minister deS Aeußern erstattete heute vor dem Geheimen Rate ausführ lichen Bericht über die Unterhandlungen mit Rußland. * London, 2l. Januar. Wie der „Standard" aus Tokio vom 20. Januar meldet, genehmigte der Geheime Rat eine dringliche Verfügung, nach der die Kommandeure der Flotten- stationeu ermächtigt werden, fremde Kriegsschiffe während der Zeit der Verwickelungen an der Einfahrt in gewisse Häfen eventuell duich Gewalt zu hindern. — Ter „Daily Telegraph" berichtet aus Tokio vom 20. Januar, die Antwort Rußlands werde am 2l. Januar erwartet. * Suez, 20. Januar. Heute ist das russische Transport schiff ,Orel" von hier abgegangen und 9 russische Torpedo- botzerstörer sind hier angekommen; der Kreuzer „Aurora" ist noch im Kanal. durchziehen nach Arbeit und Vergessen. Kaum, daß er sich heimisch gefühlt. Die zufriedene Stiurmung nach dieser Erwägung, und wenn er sie auch weit von sich schob, sie kam doch immer wieder, zugleich mit dem frohsinnigen, heiteren Kinde, das ihm von Tag zu Tag näher trat. Die Nachbarn waren -der Einladung gefolgt, das Fest im Gange. Als einer der Stillsten saß der Deutsche zwischen den rauhen, wetterfesten Männern, „Pioneers" der Kultur. Man hatte als erstes die neuen Anlagen be sichtigt, die große Säge trat in Aktion, und Rudolfs Lob war in aller Munde. Er hatte seine Aufgabe glücklich ge löst. Am andern Tage sollte auch in der Fabrik gearbeitet werben, auch das Schauspiel wollten die Gäste mit an sehen, bevor sie sich zur Heimkehr rüsteten. Einstweilen tafelte man. Da, kurz nach Beginn deS opulenten Diners, erhob der Hausherr sich und schlug an sein Glas. Atomlose Stille. Rudolf Wemoyer fuhr aus seinen Ge danken auf. Mister Booth pries voll Dankbarkeit den Mann, der das, was nun erstanden, ins Leben rief. „Mister Wemeyer, er lebe hoch!" Die Gläser klangen zusammen, der Deutsche dankte verwirrt. Aber noch war 'Hn Prinzipal nicht am Ende, er wartete ab, bis der Tumult sich legte, und fuhr dann fort zu sprechen. Ruiüvts vergaiid uiw» aues, was der warm herzige Mann zu seinem Lobe sprach; er mußt« sich ge waltsam zwingen, um aufznmerken, sein alter Trübsinn regte sich mächtiger, denn je. Ten Schluß der Rede aber verstand er. Mister Booth bot ihm nicht minder noch mehr als die Teilhaberschaft an seinem Werke; wenn einer, so verdiene er es, selbständig zu sein. Man tobte, lärmte und rief, alles hob zum zweiten Male die Gläser, man stieß miteinander und mit dem Deutschen an, der wie im Traume mechanisch alles mit sich gesehen ließ. In seinem Innern erwog er die Krage, ob er jetzt gleich an Ort und Stelle für so viel Güte danken solle. Er konnte sie nickck annehmen, das stand bei ihm fest, um Margarets willen nicht, aber daß durfte er deren Vater doch nicht sagen, nicht in Gegenwart der Gäste. Er wartete, bis alles ruhig wurde und die erregten Geister sich anderen Themata zuwcndcten. Dann stand er leise und geräuschlos auf, benutzte den Moment, in welchem Cigarren hcrumgereicht wurden, und verließ den festlichen Saal. In den Vorzimmern und auf der Veranda saßen die Damen, je nach dem Alter gruppiert, die Mütter unter * Tientsin, 20. Januar. (Meldung de» „Reuterschen DurrauS".) AuS guter Quelle verlautet, daß der Bkzekünig Juanschikai die bestimmte Entscheidung getroffen habe, Maßnahmen zum Schutze der Grenze zwischen der Provinz Tschiii and der Mandschurei im Falle eines russisch-japanischen Kriege« zu ergreifen. Es sind Vorkehrungen getroffen worden für den Trans port von 20000 Mann chinesischer Truppen nach yer Grenze. * Shanghai, 20. Januar. (Reuter.) Tie Lizekönige von Nanking und Wutschang entsenden ihre besten Truppe» zu Juauschikai. Deutsches Reich. * Berlin, 21. Januar. * De« Geburtstag deS Königs Oskar II. vo« Schwede« und Norwegen, der heute sein 75. Lebensjahr vollendet, begrüßt die „Nordd. Allg. Ztg." folgendermaßen: Von hoher Warte blickt der König ans ein von eriolgreicher Arbeit für seine Länder nnd für die allgemeinen Kultur ziele der Menschheit erfülltes Leben zurück. Als Herrscher hat König Oslar mit Milde die Geschicke der beiden skan dinavischen Reiche zu lenken und ihre ans einer eigenen geschichtlichen Entwickelung hervorgegangcnen Bestre bungen so zu leiten gewußt, daß die Interessen deS Ganzen gewahrt blieben. Die stetig fortschreitende Entsaltnng der Wohlfahrt der skandinavischen Völker ist ein beredtes Zeugnis für die RegicrungsweiSheit, mit der seit einem Menschenalter der König das Szepter führt, dessen Wirk samkeit es auch in erster Linie zu danken ist, daß Schwede» und Norwegen heute unter den europäischen Völkern so hohe Wertschätzung genießen. Gleichwie als Staatsmann hat König Oskar als unermüdlicher Förderer von Kunst und Wissenschaft sich große und dauernde Verdienste er- worben. Durch die vom König veröffentlichten wertvolle» Schriften geschichtlichen und dichterischen Inhalts ist seine schlichte Persönlichkeit weiten Kreisen menschlich näl>cr ge treten; die Verehrung, die dem Monarchen zu teil wurde, hat unablässig an Tiefe und Innigkeit zngenommen, und sie wird sich mit besonderer Wärme an diesem Tage kund- tun. Im Verein mit den skandinavischen Völkern bringt Deutschland, dessen KaiscrlxntS mit der Herrscher familie Schwedens und Norwegens eng verwandt ist, dem ehrwürdigen Monarchen die aufrichtigsten Glück- und Segenswünsche dar. * Tie Zcntrumsfrattton de« Reichstage« bat zwei neue Resolutionen eingebracht. Die erste derselben, Resolution Hitze und Genossen, betrifft die zehnstündige Maximal- arbeitSreit der Fabrikarbeiter und Arbeiterinnen. Dieselbe hat folgenden Wortlaut: Der Reichstag wolle beschließen, die verbündeten Regierungen zu ersuchen: 1) tunlichst bald einen Gesetzentwurf zum Zwecke der Beschränkung der regelmäßigen Arbeitszeit der Arbeiter (über 16 Jahre) in Fabriken und in den diesen gleichgestellte» Anlage« (8 154 der R.-G.-O.) aus höchstens l0 Stunden täglich vorzulege». — Im Falle der Ablehnung diese» Anträge»: tunlichst bald eine» Gesetzentwurf zum Zwecke der Beschränkung der regelmäßigen Arbeitszeit der Arbeiterinnen (über 16 Jabre) tu Fabriken uud in den diesen gleichgestellten Anlagen (tz 154 der R.-G.-O.) ans höchstens 10 Stunden täglich, an den Vorabenden von Son»- und Festtagen auf höchstens 9 Stunden vorzulegen; 2) tunlichst bald einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen die regelmäßige Arbeitszeit der Arbeiterinnen, welche ein HauSwesen z» besorge» haben, in Fabriken und in den diesen gleichgestellten Anlage» (8 154 Absatz 1 der R.-G.-O.! auf höchstens neun Stunden, au de» Vorabenden von Sonn- und Festtage» auf höchsten- sech« Stunde» festgesetzt wird. Die zweite Resolution, Gröber u. Gen. betrifft die Aus- Leitung von MissiS Booth, in ihren vor Hitze und Nacht, lüft geschützten Wvhngomächern, die jungen Damen in der Bcrawda. Zu ihnen hatten sich mehrere gleichalterige Herren gesellt, man scherzte und lachte ü-berlaut. Rudvlf verspürte keine Lust, sich aufhalten zu lassen, er zog es da her vor, durch den rückwärts gelegenen Flur die Haustür zu gewinnen, die in den Garten führte. Auf demselben lagen die Schatten der Nacht, doch erhellten zahllose, in farbigen Papierhlllscn steckende Lichte das Dunkel, und ließen den Schumck der Palmen uud Blumen überaus wirkungsvoll phantastisch erscheinen. Ein würziger Duft umfiirg den Einsamen. Er schleuderte an üppigen Bos ketts und Blumenbeeten vorbei, dem Ende des Gartens zu, in dem eine Laube stand. Grvßblütiger, süßduftender Heliotrop rankte sich an den Eisenstäbcn des kleinen Pavillons empor, verhängt den Eingang und verdunkelt das Innere. Trotzdem erkannte Wemeyer schon von weitem ein weißes Gewand. Er verhielt den Schritt und schlich auf Umwegen in die Nähe des gesuckste» Ortes; denn unfern von ihm stand eine Bank, unter den lang her- niederhängcnden Aesten eines Perückenstrauches, hier konnte er sicher sein vor unliebsamen Uegegumngen; den» hierher verirrte sich keiner. Miß Margaret sck^alt oft über die Stelle, in deren Nähe man Schutt oder Scherben ge häuft, eine Wildnis wuchernder Ziersträucher umgab die Bank, die dicht an der AusgaugStür deS Gartens lehnte. Um zu ihr zu gelangen, mußte er an dein Pavillon vorbei, aber von rückwärts, man konnte ihn nicht selben, während ihm der Einblick gestattet war. Bevor er jedoch die Person im weißen Kleide erkennen konnte, lzatte sie sich verraten, eS war Miß Margaret, an ibrcr Stimme erkannte er sie im Augnblicke. Sie war nicht allein, denn eine zweite, dem Lauschenden unbekannte Stimme antwortete auf einen offenbaren Borwurf in sehr ernstem Tone. Rudolf mußte gerade noch die Worte hören: „Sie sind uudantbar, Margaret." ^Undankbar?" Ein kindliches, naiveS Staunen offen barte sich im Tone des jungen Mädchen-, da- jetzt auch einigermaßen aufgeregt erwidert:» „Wie käme ich dazu, gerade Ihnen danlbar zu sein, Rolf?" Der Horcher schüttelte verdrießlich seirren Kopf. Rolf Phill war also der Partner der Unvorsichtigen! Ob sie wohl wußte, was sie tat? ES blieb ihm keine Zeit, u>u nachzudenken, denn jener fuhr fort: „Wozu die Wortklaubereien, Margaret? Sie wissen, darin sind Sie mir über, und darum lassen Sie da- lieter
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