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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.10.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19061027021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906102702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906102702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1906
- Monat1906-10
- Tag1906-10-27
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teidigang ihrer Ausgabe, die Wahrheit über die Pogrom- and die Gegenrevolution aujzudecken, gerecht werden könne. Die Verteidigung suchte deshalb eine Unterbrechung der Ver- liandlung nach, um zusammen mit den Angeklagten über die Sachlage zu beraten. Der Beschluß der Verteidigung wird in der heutigen Gerichtssitzung bekannt gegeben werden. * kanadischer Zolltarif. Den .Times- wird aus Ottawa gemeldet: Der revidierte Zolltarif wird dem Parlament bei seinem Zusammentritt vorgelegt werben. Der Tarif stellt einen Maximal- und Müümaltarif dar, durch den den britischen Waren eine geringere BorzugSbehaudlung zuteil wird als früher. Lokales unck vermischtes. Wetterbericht -es kgl. fächs. nieteerel. Inftitnt» Dresden. Voraussage kür deu 28. Ottober. Mäßige nördliche Winde, meist trübe, geringe Niederschläge, Temperatur nicht erheblich geändert. O Von der Universität. Die philosophische Fakultät der Universität Leipzig übersandte dem Geh. Rat a.D. Or. tüeol.et ptrU. Theodor Vogel in Dresden und dem kaiserlich russischen Wirkl. Staatsrat a. D. Jol-annes Richard Georg o. Voiqt in Rjeschin im Gouvernement Tschernigow, die beide morgen ihr fünfzigjähriges Doktor^ubiläum begehen, ein Glückwunschschreiben und das übliche Judeldiplom. Leide Jubilare stammen aus Sachsen. Theodor Vogel wurde am 15. Juni 1836 zu Plauen r. V., Johannes von Voigt am 9. Januar 1834 zu Geithain geboren. * Tie militärische Platzmiisik wird ausgeführt Sonntag, den 28. Oktober, durch das Trompeterkorps des 2. Ulanen- Negimenrs Nr. 18 vor der Wohnung des kommandierenden Generals; Beginn 12 Uhr mittags. Programm: 1j Armee-Marsch Nr. 9, Herzog von Braunschweig; 2s Ouver türe zur Oper „Leichte Kavallerie", von Supps; 3> Fantasie aus „The Geisha", von Jones; 4j .Mroßmütterchen mir er zählte", Lied aus dem Märchen „Der Prinz-Regent", von Gilbert; 5) „La Barcarolle", Walzer aus „Hoffmanns Er zählungen", von Fetras; 6s Alemannen - Marsch, von Moreira. — Festmahl der Kolonialgesellfchaft. Zum Festmahl, das zu Ehren der Hcrbsttagung des Vorstandes der Deutschen Kolonialgesellschärt am Freitag abend im Festsaale des „Leipziger Palmengarlens" veranstaltet worden war. hatten sich wohl an vierhundert Teilnehmer, Damen und Herren, in frohen geselligen Kreisen versammelt. Fansarenklang er tönte, als Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburgs der Präsident der Deutschen Kolonialgesellscha't, die Welträume betrat und zur Ehrentafel schritt, an der mit ihm und dem geschäftsführenden Vizepräsidenten, dem Kaiserlichen Bot schafter a. D. von Holleben, dann die Spitzen der Behörden und die Vorstandsmitglieder der Abteilung Leipzig Platz nahmen. Dem dreimaligen Hurra des Herzogs auf Kaiser Wilhelm H. und König Friedrich August folgte eine Reibe sinniger Trinkiprüche im Austausch freundlicher Gesinnun gen für die Gesellschaft, ihren Vorstand, wie für die Stadt, in der dieser tagte. Volle Begeisterung erweckte vor allem der Trinkspruch, den Frau Dr. Wcndlandt aus die Her zogin Elisabeth ausbrachte, welcher Ovation später Verlags buchhändler Bädcke r-Essen eine begeisterte Huldigung der Pioniere unseres Kolonialwcfens, an ihrer Spitze des an wesenden Gouverneurs von Samoa, Dr. Sols, folgen ließ. Dieser aber lenkte den Tank nach den Beamten der .Kolonien und gedachte deren in liebenswürdigem Wort. Freudig wurde auch während des Mahles die Ernennung des Bre mer Handelsherrn E. A. Oldemener zum Ehrenmitglied der Deutichen Kolonialgesellfchaft begrüßt. In allen seinen Teilen vornehm und gediegen, erhob sich das Festmahl, das eine opulente Ausrichtung durch die Direktion des Palmen gartens erfuhr, zu einem bedeutsamen Ereignis im Leben der Abteilung Leipzig der Deutschen Kolonialgesellfchaft.' * Die Motette in der Thomaskirche am nächsten Diens tag, mittags Vo2 Uhr, bringt Oryelkompositionen von I. S. Bach und Max Reger, sonne Chorwerke von Hans Leo Hasler und Karl M ü l l e r - H a r t u n g. Am Mitt- woch, dem Reformationsfest, gelangt in der Thomas kirche vormittags l4l0 Uhr I. S. Bachs „Ein feste Burg" für Chor, Orchester und Orgel zur Aufführung. * Simon und Juda, der 2^. Oktober, bildet die Grenz marke zwischen Sommer und Winter, ja von vielen wird er als erster Wintertag betrachtet. „Wenn Simon und Judä vorbei, so rückt der Winter herbei." Oder: „Simon und Judä hängt an die Stauden Schnee". Tie Vorboten des Winters stellen sich nun mit Macht ein. Trübe, nebelige Witterung, Regen mit Schnee werden bald folgen und mit Eilschritten gebt es im nahenden November dem Winter ent gegen. Simon und Juda, von denen uns die Legende er zählt, daß sie gar eifrig das Evangelium gepredigt haben, mußten den qualvollen Märtvrertod erleiden. Simon wird meist mit einer Säge abgebildct, das Attribut des anderen ist die Keule. Simon ist auch der Patron der Pantoffelhel den, denn am Simonstagc, sagt ein alte- Wort, soll kein Mann seiner Frau widersprechen. Auf der Alm leitet der Tag Simon und Juda die sogenannte Schoppwoche ein, das sind die letzten acht Tage, die Senner und Sennerinnen oben in der Gcbirgswelt zubrinaen. Da wird dann noch einmal die Arbeit eingestellt und dem Vergnügen gehuldigt. Man schmaust und zecht, tanzt und singt, und die Alm hallt zum letzten Male in diesem Jahre von Hellem Jubel wider. An manchen katholischen Orten wird Simon und Juda sogar un- ter allerlei kirchlichen Gebräuchen begangen. * Verbot der sächsischen Lotterie. Aus Gera schreibt man: Das Spielen in der sächsischen Lotterie ist fortan bei uns verboten. Die am 23. d. Mts. zu Ende ge- aanacne Auslosung der 150. sächsischen Landeslotterie war die letzte, an der sich die Bewohner unseres Fürstentums be teiligen dursten. Nach dem zwischen dem Fürstentum Reuß j. L. und dem Königreich Preußen abgeschlossenen Staatsver- trag dürfen vom 1. Januar 1907 ab nur noch Lose der preußi schen Klassenlotterie in unserem Lande gespielt werden. Auf das Spielen in anderen Lotterien sind hohe Strafen gesetzt worden. Uebrigens hat sich die sächsische Lotterie von uns scbr ungünstig verabschiedet: nicht ein einziger größerer Ge winn ist in die Losverkaussstellen unserer Stadt und unseres Landes gefallen. Die Kollekteure für die preußische Lotterie sind bereits ernannt worden. O Zum Fall Sparwald. Der Vortrag, den Pfarrer Sparwald am 8. Oktober d. I. in den ,,Reichshallen" ge halten hat, ist jetzt unter dem Titel „Aufklärungen zu meiner Pensionierung" im Verlage von Fritzsche L Schmidt in Leipzig als Broschüre erschienen. Das Büchlein kostet 40 -f. * Die Stcineschleiser Leipzigs nahmen in einer Versamm lung den Bericht ihrer Organisationsvertretung über deren Verhandlungen mit den Prinzipalen wegen der Einführung eines gemeinschaftlichen Lohntarifs entgegen. Darnach ist, nachdem die Vertreter der Stcineschleifer einen Wochenlohn von 24 .K gefordert, die Prinzipalsvertreter jedoch einen solchen von nur 21 vorgeschlagen batten, eine Einigung auf der Basis von 22 F Wochenlohn für über 20 Jahre alte, über zwei Jahre im Berufe tätige Steineschleiser zustande gekommen. Doch sollen besonders geübte Stcineschleifer bis zu 24 .E erhalten. Diese Vereinbarungen wurden noch als unverbindlich bezeichnet Die Versammelten stimmten der Tätigkeit ihrer Vertre'ung zu. o Zur Kohlenstaubexplosion im Grundstück der Firma F. A. Brockhaus auf der hiesigen Querstraße, über die wir bereits im Morgenblatt kurz berichten konnten, erfahren wir noch, daß die Katastrophe im zweiten Hose geschah. Hier befindet sich die 1899 erbaute großartige Maschinenanlage des Brockhaus'schcn Betriebes. Direkt unter dem Hofe liegt die Kohlenniederlage, rechts davon das Feuerungshaus. Der Druck, der durch die Explosion entstand, war so stark, daß in dem Hofe Fenster bis in die dritte Etage hinein zertrümmert wurden. Eine Lichtüberdachung, die sich gegenüber dem Feuerungshause, also links auf dem Hofe, befindet, wurde durch den Luftdruck ebenfalls beschädigt. Tie Feuerwehr, die durch den öffentlichen Feuermelder hcrbeigerusen wurde, war in kürzester Zeit zur Stelle und sorgte durch energische Maß nahmen dafür, daß ein Umsichgreifen des durch die Explosion entstandenen leichten Brandes verhindert wurde» Immerhin dürfte der angerichtete Materialschaden nicht gering sein. In der Nachbarschaft rief die Detonation eine gewisse Erregung hervor, doch überzeugte man sich bald, daß Gefahr nicht be stand. Schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit angestrengter Arbeit konnte unsere Feuerwehr wieder abrücken. * Ein Bube. Während einer Straßenbahnfahrt vom Königsplatz bis zur Mittelstraße wurde einer Dame von un bekannter Bubenhand das Jackett zerschnitten, während einer anderen Dame, vermutlich beim Aufsleigen auf einen Straßenbahnwagen, das Kleid durch Begießen mit einer Säure total ruiniert wurde. * Versuchter Raub. Diebe, die es auf die Beraubung von Ladenlassen abgesehen haben, sind in der Salzman n- straße in Eutritzsch und in der S l ö ck a r t st r a ß e in Connewitz aufgetreten. In letzterem Falle durchschnitt der Spitzbube die Drähte der elektrischen Klingelleitung. * Vou einem Diebstahl herrührcn dürften eine Anzahl neue Bücher, als „Flüssige Lust", von R. Nowicki, „Deutsche Literaturgeschichte", von Hermann Graes, und „Der kleine Schmetterlingssammlcr", die ein 20 Jahre alter Arbeiter aus Oesdorf zu verkaufen beabsichtigte und dabei angchalten wurde. * Ein Stubeubrand fand gestern nachmittag in einer Wohnung der Kapellenstraße in Reudnitz statt. Er wurde von der Feuerwehr bald gelöscht. * Von einem Radfahrer umgcrisscn wurde gestern abend am Markt in Lindenau ein sechsjähriger Knabe. Er wurde am Kopfe verletzt. Das Kind war direkt ins Nao hineingelaufen. * Freiwillige Rückkehr ins Gefängnis. Freiwillig stellte sich der Polizei ein 20 Jahre alter Eisenformer aus Freiberg, der aus dem Anttsgerichtsgefängnis in Pegau, wo er Strafe verbüßte, entwichen war. * Diebstähle. Eine Unbekannte, etwa 22 Jahre alt, lang und schmächtig, mit blondem Haar und blassem Gesicht, be kleidet mit schwarzem Jackett, braunem Rock und weißem Strohhut, entwendete aus einem Kinderwagen in der Nord- slraße ein Deckbett, eine Roßhaardecke und eine Decke aus Ziegenfell. — Gestohlen wurde ferner aus einer Wohnung in der Friedrichs st raße eine Spieldose; aus einem Gartenhaus im I 0 h a n n i s t a l ein schwarzer Winterüber- zieher, eine schwarte Hose, eine Tischdecke u. v. a.; aus einem Garderobenraum am Th 0 masri ng ein grauer, klein karierter Damenmantel mit grünseidcnen Aufschlägen, und aus einem Restaurant in der D i n d m ü h l e nst r a ß e ein dunkler Sommerübcrzieher von raudem Stoff und ein schwarzer steifer Hut; aus einer Bodenkammer in der F *n k e n b u r g st r a ß e zwei Gebett Betten mit rot- und weißgestreiften Inletts im Werte von 100 K; aus einem öffentlichen Gebäude am Augustusplatz ein fast neuer Äinterüberzieher von dunkelgrauem, meliertem Stoff, mit weiß- und olaukariertem Futter, und ein Winterüberzieher von dunklem, mit weißen Fäden durchzogenen Stoff und dunklem Futter; in der Turnerstraße ein Fahrrad, Marke „Mignon", Nummer 1147; aus einer Wohnung in der Hainstraße ein fast neuer Jackettanzug aus grünlichem, weißgesprisseltem Stoff, ein Hcrbstpaletot von grünlichem, braungestreiftem Stoff, und eine schwarzlederne Brieftasche mit Arbeitszeugnisseu, ausgestellt für den Konditor Artur Lessig. * Entführung einer Minderjährigen. Vor der rweiten Strafkammer des Lanvgerichls I. in Berlin batten sich wegen Entführung einer Minderjäbngen und Diebstahls die Hanvlungsgebilsen Meyer, 25 Jahre alt, und Wendt, 27 Jabre alt, zu verantworten. Die Angeklagten batten die >5jäbrige Tochter des Tischlermeisters Heicke dem Eltern haus entführt und sie zu einem liederlichen Lebens wandel angebalten. Das Urteil lautete gegen Meyer ans drei Jahre, gegen Wendt auf ein Jahr sechs Monate Gefängnis. Vergehe» gegen die TiSzipliu. DaS Kriegsgericht in Breslau verurteilte den Musketier Sc.ygiol vom Regi ment 5l wegen Vergehens gegen die Disziplin zu zwei Jahren Gefängnis. Sturz vom dritten Stockwerk. Aus Sckweidnitz wird telegraphiert: Benn Heradrutschcn vom Treppengeländer stüizte im Riebelt'chen Haute in der Petersstraße die dort zum Betuch weilende l8>ährige Putzmacherin Förster drei Stockwerke tief kopfüber in den Haueflur, ein Sluck des Treppengeländers mit sich reißend. Sie erlitt einen Schävelbruch und wurde bewußtlos ins Krankenhaus Ubergeführt. LubcStragödie Im Hockbergwald bei Pforzbeim wurde ein Liebespaar erschossen ausgefunden. Es sind der 19 Jabre alte Bäcker Rieger und die 16 jährige Tochter des Bäckers Zoller. Beide wurden vermißt. Wegen Abgabe von Morphium ohne Rezept waren vor der Strafkammer in Nürnberg der frühere Apotheken besitzer Dr. Lauer und die Apotdekergehilsen Schneider und Wietner angeklagt. Sie batien in den Jahren 1903 und 1904 dem Barbier Pfienger das Morpbium verabreicht, durch dessen Genuß dieser sür längere Zeit erkrankte. Wegen fahrlässiger Körperverletzung wurden deshalb Lauer zu 500, Schneider und Wiesner zu je 100 Geldstrafe verurteilt. Streik von UniversitätSprofefsore». An der Prager tschechischen Universität haben zwei Professoren der Mathe matik ihre Vorlesungen eingestellt. Begründet wird dieser „Streik" der Professoren und Hörer mit schlechter Beschaffen heit des Hörsaales, der den Professoren zugeteilt wurde. Dieser soll früher als Pferdestall gedient haben. Rettung bei tKrubcnlatastrophen. Unter dem Eindruck der Katastrophe von Eourriöres hat sich die Direktion der staatlichen Gruben im holländischen Limburg cntfcklosfen, ähnliche Rettungeeinricktungen zu treffen, wie sie in den westsäliichcn Grubcndezirten bestehen und fick so vorzüglich bewährt haben. Gegenwärtig nimmt ein hollänvi'cher In genieur an dem Ausbilvungslursus einer RettungSmannlckast in Böckum teil, um fpäter eine ähnliche Organnation für das limburgijche Grubengebiet ins Leben zu rufen. Die bolländifche Direktion der Minen bat gleichzeitig die An schaffung der in Westdeutschland zur Verwendung kommenden Schutzauscüstungkil befchlossen. Ter französische Pvstbampfer „Pereira", nach Algier unteiwegS, stieß südlich von Minorca auf einen Felsen und ist vollständig verloren. Glücklicherweise konnten Passagiere und Mannschaft gerettet werden. Die Katastrophe erfolgte bei schwerem Nebel um 4 Uhr früh. Tie hoUänöischen Austern. Während der letzten Wochen wurden, wie berichtet, wiederholt Menschen, die frische hol ländische Austern genossen hatten, von Unwohlsein befallen. Die holländische Regierung nahm daraus Anlaß, eine eingehende Untersuchung über den Zustand der Austernbänke zu veranlassen, und dabei stellte sich heraus, daß die Austern bänke in Seeland vorzüglich sind. Aber in Bergenopzoom und in Brabant ergab sich bei der Untersuchung, daß schmutziges Spülwasser, das von Zuckerfabriken herrührie, denAuüeru- bänken in deren Umgebung Schaden zuzefügl hatte. Die Äusternbändler zeigten sich sofort bereit, diese schädliche» Austernlager zu sperren, so daß der Vertrieb solcher nicht einwandfreien Ware nunmehr anSgelcklossen erscheint. Jctzr wird bekaiz/rt, daß vier der größten Äusternbändler in Bergen- opzvom sich entschlossen haben, ihre Austernbäuke nach See land zu verlegen. Sachsen uns Ppovinr. * Nerchau, 27. Oktober. sKin - als B ra ndst i f l e r.s Wiederholt wurde die hiesige Einwohnerschaft in den letzt vergangenen Tagen durch Feuerlärm erschreckt. Am Diens lag vormittag brannten die Warenvorräte in dem Bau meister Schwalbe gehörigen Seitengebäude in der Wurznel Straße'. Sein vierjähriger Sohn foll, veranlaßt durch die vielfach auf den Feldern in jetziger Zeit beobachteten Kur to'felkrautseuer, das Schadenfeuer angezündet haben. Gestern abend in der 8. Stunde brannte im nahen Gornewitz das Richtersche Wohnhaus nieder. Der Geschädigte konnte nur sehr wenig retten, was um so bedauerlicher ist, als er nicht versichert hat. Ueber die Entstehungsursachc verlautet nichts Bestimmtes. 8 Zittau, 26. Oktober. (B eIei d igu ngsp r 0z e ß.j Im Beleidigungsprozeß des Apothekers Rübener, Vorsitzen der des nationalen Bürgervereins, gegen den verantwort lichen Redakteur W. Steinsdorfs wurde gestern vor dem Landgericht Bautzen als Berufungsinstanz das Urteil ge sprochen. Es lautet: Das schöffengerichtliche Urteil wird aufgehoben. Der Beklagte Redakteur Steinsdorfs wird wegen Beleidigung in einem Falle zu 60 Geldstrafe ver urteilt. In der Widerklage gegen Rübener erfolgt Ein stellung des Verfahrens. Dem Privatklöger wird die Befug nis zugesprochen, den Urteilstenor auf Kosten des Beklagten in den beiden Zittauer Tageblättern zu veröffentlichen. Die Kosten des Verfahrens fallen zu zwei Drittel dem Kläger zur Lass. Ter Beklagte hat auch zwei Drittel der persönlichen Auslagen des Privatklägers zu tragen. Die Verurteilung des Redakteurs Steinsdorfs erfolgte wegen der in seiner Zeitung veröffentlichten Ausdrücke „Katholikenfresser" und „Schnarch von Rübenheer". * Sohland jSprees, 27. Oktober. sStreik aus dem Tanzsaal.f Einen eigenartigen Streik provozierten die fungen Burschen auf dem Saale -Zum Pachterhof". Die Burschen beschwerten sich bei der Musik, daß die Touren sür 10 Pfg. zu kurz seien und verlangten sür 10 Pfg. längere Touren oder die Tour für 5 Pfg. Die Musik willigte aber in nichts ein, und so kam es, daß die Burschen nicht mehr tanzten. Tas ging mehrere Tanzabende so fort, worunter auch der Wirt zu leiden hatte, da viele auf andere Säle gingen. Um nun die tanzlustige Jugend feinem Saale -u erhalten, entschloß sich der Wirt, ein größeres Orchestrion zu kaufen und sür 5 Pfg. tanzen zu lassen. Am Kirmessonntag wurde cs zum ersten Male aespielt. Die jungen Burschen kamen in Reih und Glied anmarschiert, sie betrachten sich in dieser Angelegenheit als Sieger. * Kamenz, 27. Oktober. (Feuc r.) Hier brach im Müh lengrundstücke der Frau verw. Weinert, der sog. „Großen Mühle", in der Uferstraße Feuer aus. In dem an das Hauptgebäude angrenzenden massiven Scheunen- und Schup pengebäude war ain noch unaufgeklärte Weise ein Brand entstanden, der leider erst bemerkt wurde, als er bereits größere Dimensionen angenommen hatte. Es war gelungen, das in dem Schuppen befindliche Vieh rechtzc.iy in Sicherheil zu bringen. Dagegen sielen gegen 200 Zentner Stroh- und Futtervorräte, landwirtschaftliche Geräte, sowie Koblen- und Reisigbestände dem Feuer zum Opfer. Das verbrannte Eigentum war zumeist versichert. Das ca. 30 Meter lange Gebäude wurde bis auf die Umfassungsmauern zerstört. -c>- Pirna, 26. Oktober. (Ein Mordverdacht. — Tie O b st e i 11 s u k r.j Es verbreitet sich die Annahme, daß der seit dem 7. d. M. verschwundene, früher in Zschicren wohnhaft gewesene Heinr. Unaanz, dessen Leiche jetzt aus der Elbe gezogen wurde, einem Verbrechen zum Opfer gefallen sei. Die äufgcrissene Kleidung deute auf einen stattgefunde- ncn Kamps hin: auch sei das Geldtäschchen des Genannten entleert gewesen. Die nächsten Tage werden wohl Licht in diese noch dunkle Sache bringen. — Die Obsteinfuhr aus Böhmen ist noch immer flott im Gange. Man verzeichnete dis jetzt für dieses Jahr ca. 130 Obstkähnc, von denen über 5-0 aus die drei ersten Oktoberwochen entfielen. Ein großer Teil dieses böhmischen Obstsegens ist für Berlin bestimmt. i. Roßwein, 26. Oktober. (Feuer.) Im naycn Wciiersdorf brach in Ser mit Stroh- und Heuvorräten an- aciüllten Scheune des Gutsbesitzers Adolf Richter Feuer aus. Binnen kurzer Zeit standen die zum Gute gehörigen Kopfzerbrechen gemacht, weil er für sie noch weniger Sinn hat. Interessant ist hierbei die immer wieder zu machende Wahrnehmung, daß die Eniwickelung des Impressionismus über seine Begründer kaum hinausgesührt hat. Was die französischen Nachfolger und was unsere deutschen Impressio nisten dann noch weiter daraus gemacht haben, das sind Spielarten — nicht mehr. Der Grund hierfür liegt eben in der fanatischen Leidenichast, mit der der Verstandesschärfe Manet auf das Prinzip losaegangen ist: er hat es eigentlich schon bis zum Letzten erschöpft. Was etwa Liebermann schafft, das ist eine ästhetische Nüance dieses Prinzips, aber man kann nicht sagen, daß es entwickelungsgejchichtlich einen Fortschritt bedeutete. * Marie von Olferr. Ihren achtzigsten Geburtstag feiert heute die Dichterin und Malerin Marie von OlferS in Berlin. Ihre Mutter, die im Jahre 1891 und zugleich im 91. Lebensjahre starb, die Tochier des Muscnfreundes Stägeiuaun, bildete den Mittel punkt eines Dichtcrkreises, dem Wilhelm Müller, Wilhelm Hensel, der Komponist Berger und ihre romantischen Zeit genossen angehörten. Sie heiratete dann den Generaldirektor der Kvnigl. Museen, Ignaz von Olfcrs. In diesen Tradi tionen, in solcher Umwelt Marie von Elsers mit ihren Schwestern ausgewachsen. Solange die Muller lebte, und noch lange nachher, war ihre Wohnung der Treffpunkt für alle bedeutenden Geister Berlins. Mil dem Hofe verknüpften sie schöngeistige und freundschaftliche Beziehungen. Tie Leje- abenoc, die noch Prinz Georg cinpeiührt Halle, bei denen die <Nräsin Oriola regelmäßig mitwirtlc und bei denen noch bis in die jüngste Zeit hinein Erich Schmidt die Helden las, gaben vielseitige Verbindungen. Herman Grimm, dessen Gedurlsrag aus den gleichen Tag siel wie der von Marie von Olfers, war ein regelmäßiger Gast im Haute. In früherer Zeit las Wildenbruch seine Tramcnkonzcpte dort vor — kurz, es flutete von allen Seilen hinein in die friedliche Behau sung-, Marie von Olfers hat noch zwei Schwestern, die Gräfin Hör! und die Gchcimrätin Abccken. Es sind nicht viele Bände, die sie uns geschenkt hat, so schreibt Anselma Heine in einem Gcburtstagsartikel der „Nationalzeitung", dem wir diese Stellen entnehmen, ein paar Bücher nur, Novellen, Erzählungen und Kinderbücher, alle aber bergen «ine Fülle liebevoller Beobachtungen, sind lind und süß in ihrre lächelnden Traurigkeit, in ihrer bescheiden bedingten Glückseligkeit. Heitere Resignation, das ist der Grunoton ihrer Erzählungen, und ein goldener Humor leuchtet hin durch. Eine der reizendsten ist die Geichichte von „Mutter Evchen", die in ihrem Hause von Mann und Kindern mit harmlosester Selbstverständlichkeit ausgenützt und vernach lässigt wird und sich endlich diesem Unerträglichen durch die Flucht entzieht. Alle sind ganz verdutzt, holen die Ent flohene reuevoll zurück, sie^omntt — und sogleich gerät alles wieder ins alte Gleis. Seufzend und lächelnd schickt sich Mutter Evchen ins Unvermeidliche. Die Geschichte ist voller Schelmerei und rührt doch in die Tiefe. Ebenso lind und weise führt die Dichterin das Geschick der „Schönen Vin- zenzia" mit dem des armen Pankraz zusammen. Die Schöne, iür Pankraz so Unerreichbare, erblindet, und er ist cs, der ihr mit ein paar Blumen den Frühling, die Schönheit und Güte des Lebens ins Stübchen bringen darf. In Marie Olfers' Welt gibt es keine Verbitterung, kein unabwendbar hartes Geschick; nur Unglück, das zur Weisheit, §um Genüsse neuer, stillerer Freuden erziehen kann. Eine fröhliche Frömmigkeit und wohlige Lauterkeit liegt über ihren Büchern, die sich von jeder ausdringlichen Moral frei halten. Diese Enthaltsamkeit kommt besonders den Kinder büchern zugute, in denen Marie von Olfers etwas ganz Eigenartiges, unvergeßlich Liebliches geschaffen hat. Hier tritt sie in ihren beiden Künsten, Poesie und Malerei, zu gleich auf, und man weiß nicht, ob man den Berschen oder ocn Bildern den Vorzug geben soll. Ta ist mit drolliger Naivetät die ereignisreiche Odyssee von „Naseweis und Tämelchen" erzählt, die aus dem Ei kriechen, zur Biene und zur Mutter Sonne gelangen und immer so herzerfreuend hübsch aussehen mit ihren kleinen täppischen Kinderbe- wegungen und in all den verzweifelten Situationen! Vor wenigen Jahren erschienen einige ihrer Märchen in neuer Auslage und fanden wieder eine Generation von großäugig crstaunlcn kleinen Mädchen und Jungen vor, die sich von Nixchen und Müllerskind, Eichhörnchen Blondkopf und Prin zessin erzählen ließen und sich an den leise stilisierten, liebe voll drolligen Bildern erfreuten. Etwas wundersam Heim liches, Wicgsames und Turchsonntes haben diese Märchen. * Kalkialprter und TtSpyoStchat. Nock im Jahre 1898 äußerte Sir William Erookes lei Eröffnung der Sitzungen der Brilisb Association, daß eS auf die Tauer nicht möglich sein werde, der beständig zunehmenden Bevölkerung der Erde genügend Brot zu schaffen, wenn e« nicht gelänge, aus künstlichem Wege dem Erd boden Vie erforderliche Stickstoff-Düngung zuzuführra, woS erst dann möglich wäre, wenn man ein Verfahren flinde, den in der Lust befindlichen Stickstoff chemisch zu binden und al« Düngestoff praktisch nutzbar zu machen. Diese Ausgabe ist letzt, wie man weiß, tatsächlich gelüst. Heute schon ist in Notodden im südlichen Trlemarken in Norwegen eine Salpeterfabrik in voller Tätigkeit, die ein Kalziumnitra t verstellt, da« auf elektro chemischem Wege au« dem Stickstoff der Lust gewonnen wird uud unter dem Namen Kalkialpeter auch schon im Handel ist. Ta« hierbei angewandte Verfahren ist »ine Erfindung, die der norwegisch« Pro fessor der Ebemie Birkeland in Gemeinschaft mit dem norwegischen Ingenieur Sam. Eyde gemacht hat. Feldversuche haben gezeigt, daß der Kalksolpeter der Fabrik in Notodden wirklich »in vorzüg- liche« Düngemitlel ist, dem Lhilisalprter. dem rr analytisch am nächsten stet», mindesten« ebenbürtig. Man gebraucht eine besondere Art elektrischer Oesen, in denen eine eigene Lichtbogenflammr brennt, die bi-hn: noch nie in der Technik Anwendung ge sunden bot und durch eioeu reinen Zufall von Prof. Birke land bei andern chemischen Versuchen beobachtet wurde. Di« Möglichleit, dieie Flamme zur chemischen Verbindung de« Sauer stoff« und Stickstoff» der Lust zu benutzen, ist di« gemeinsame Er findung Birleland« und Eyde«. Der Kern de« Verfahren« ist, daß der elektrische Lichtbogen, der zwischen zwei Elektroden überschlügt, mittels eines starken Elektromagneten in eine große scheibenförmige Flamme verbreitert wird, die darauf in einem zu diesem Zwecke eigens gebauien elektrischen Ofen ringefangen wird. Durch die in der Flamme herrschende Hobe Temperatur, wahrscheinlich sind es 2500— 3000", wird der airnosphärische Stick»off oxydiert, und um eine rückwärtige Spaltung der oxydiichen Verbindungen zu verhindern, wirb das Gas rasch abgrkühlt und aus dem Ofen wieder herausgebracht. Tie abzichende Lust ist ganz braun gefärbt durch die nitrosen Dämpfe, deren sie l bis 2 v. H. ent- hält. Diese Dämpfe werden daurausbiu vom Wasser ausqe- sogru, wodurch sich Salpetersäure bildet, die wiederum durch Be handlung mit Kalkstein in Kalziumsalz übergeführt wird. Die ersten Versuche, aus diese Weise Stickstoff aus der Lust zu gewinnen, wurden schon 1903 in Ehristiania gemacht. Am 2. Mai 1905 wurde die Calpetersabrik in Notodden dem Bewirb übergeben. Hier arbeitet man mit drei Oefen von 500—700 bezw. 1000 Kilo watt. Tie elektrische Kraft liefert eine Wasscrkraststation am nahegelegenen Linso«, wo man zum Fabrildelrirb einen drei- vhasigen Generalor von etwa 2000 Kilowatt ausgestellt bat. Die Spannung der Maschine beträgt 5000 Volt zwischen den Phasen. Hier stellt man als schließliches Erzeugnis den Kalt- salpeler her, ein basisches Salz, das in gekörnter Form mit einem Stickslossgeball von etwa 13 Proz. in den Handel kommt. Die glan zenden Erfolge, die der Kalkialpeter trotz leiues kurzen Daseins bereits gehabt, haben die Anlegung weiterer Fabriken notwendig gemacht, die ebenfalls in Telemarken ausgesüdrt werden und wobei man die großen Wasserkräfte der zahlreichen Wasserlälle dieses BerglandeS, u. a. den berühmten RjukansoS, auszunutzrn beabsichtigt. Während man hier also aus dem besten Wege ist, die unbegrenzten Etickstofsmengen der Lust für di« Landwirtschaft nutzbar zu machen, teilt Professor Bröqger mit, daß eS nunmehr auch gelungen sei, ein andere», ebentall» für den Ackerbau hochwichtiges Düngemittel, das Super- pvoSphat. durch einen neuen ebenbürtigen Stoff, den der Erfinder, ein Schwede, Dr. W. Palmär, Tispbosphat nennt, zu ersetzen; eS soll den Vorteil haben, Vaß eS billiger in den Handel gebracht werden kann al« da- bisherige EuperphoSphat. Superplwsphat wurde früher au» Apatit hergestellt, einem Erz, da» man in reich lichen Mengen an der Südküste Norwegens findet. Noch in den 80er Jahren wurden bedeutende Mengen Apatit alS Rohstoff au«- geführt (im ganzen 140000 um im Ausland veredelt und al» Superphospdat auf den Weltmarkt gebracht zu werden. Ter Prei» für reinen Apatit stieg damal» bis auf 120 Kr. für die Tonne. Al» man aber späterhin in Karolina und Florida reiche PhoSphatlaarr entdeckte, sank der Prei» diese» Erze- bald bi» auf nur 40 Kr. die Tonne, wodurch der Be trieb der norwegischen Gruben nicht mehr lohnend wurde, besonder» da man nur ganz reinen Apatit zur Herstellung de» Superpho»- phat« anweuden konnte. Der schwedisch« Lhemiker hat nun ein Verfahren gesunken, auf elektrolytischem Wege die kolossalen Lager sogenauniru Apalitobfalle», der bisher nicht verwendbar schien und sich im Laufe der Jahre an den norwegischen Gruben anaesammelt hat, zur Herstellung seines Disvhosphat» auszunutzrn. Da« Ver fahren soll bereits erfolgreich seine Prob« bestanden haben, und die Arbeiten zur Errichtung eines elektrolytischen Werkes für dir Massen herstellung de» Dispho-phate» an den Gruben bei Bamle au ver Südküste Norwegen» in der Rühe von Brrvik solle» bereit« in vollem Gange sein. * Ein interessanter Talon. Einer der besuchtesten Pariser Salons war im verstossenen Jahrhundert der der Frau Anceloi, Vie ols Schriftsrellcriu und als Gattin Ves Dichters Jacques Francois Ancelot sich großer Beliebtheit erfreute. In diescm Salon — so erzählt Victor du MeV im „Correspondeut" — verkehrte unter andern Berühmtheiten auch Victor Hugo, ter hier einige seiner Oden vortrug. Die Bewunderung, die dieie Vorträge auSlösien, war so groß, daß niemand Worte wie „wunderbar, herrlich, groß- arlig", die man auch mittelmäßigen Literaten zu spenden pflegt auszusprechen wagte; das wahrhast religiöse Schweigen, das im Saale herrschte, unterbrach nur hin und wiedir ein „kathedralen- artig" oder rin „O Wonne" oder ein „pyramidal"; nur synthetische und erlesene Urteile dieser Art konnten auf Beifall rechnen. Fast mehr noch als Victor Hugo wurde Lamartine bewundert; Frau Ollivier, die Gattin des bekannten Ex-Ministers Napoleons HO, erzählt, daß einmal eine junge Dame, al» sie erfuhr, daß sie beim Essen neben Lamartine gesessen hatte, vor „retrospektiver" Aufregung in Ohnmacht fiel. ES gab aber trotzdem Leute, die auch dem Halbgott Lamartine gegenüber frei von der Leber weg sprachen. Eines Abends — Lamartine war damals Mitglied der provisorikchen Regierung — erschien Texier im Salon und hörte gerade, wie der Dichter über die ganz ungewöhnlichen Unbilden der Witterung klagte: „Ja", mischte sich Texirr ins Gespräch, „es geht jetzt eben alles verkehrt; man sollte glauben, daß es auch im Himmel uur eine provisorikcke Regierung gibt . . ." Unter den Frauen ragte durch Geist Frau von Girardin, eine der talentvollsten Damen des verstossenen Jahrhundert-, hervor. Sie erfüllte die Konversation mit Bemerkungen und Erklärungen, die a!S .guots" von Mund zu Mund gingen. Nach ihr bedeutete die Gleichheit, wie sie von deu Franzosen gewünicht wurde, das „Privileg für alle": rin Septem nannte sie „einen kleinen Kreis, in welchen man durchaus die Welt hineinzwängen möchte." ES gab aber in der Gesellschaft Männer, di« dieser Frau gewachsen waren. Al» die provisorische Regierung ihrem Manue, dem berühmten Journalisten Emile de Girardin, di« Leitung dr» PostwesenS anbot, antwortete sie verächtlich: „Das ihm! Emile wird entweder Minister oder gar nichts sein!" Worauf der Minister Lrdru-Rollin richtig erwiderte: „Schön — dann wird rr gar nichts fein!" * Kleine Ehrantk. Die Direktion de» Neuen Operetten- Theater» in Leipzig teilt un» mit, daß Franz Lehür auch die erste Wiederholung seiner Operette „Der Göttergatte" am Sonnlag persönlich dirigieren wird. — Der Historiker Dr. HanS F. Hrlmol t scheidet mit der Jahreswende au» dem Verbände teS Bibliographi'chen Jnststu» (Meyer) in Leipzig au», um al» literarischer Beirat in die E. H. Beckche Verlagsbuchhandlung Oskar Beck) in München einzutreten. — Aus Pari» wird gemeldet: Ja den Folie» dramalique» ist »in neuer Schwank „Amour ». Eie." gegeben worden, welcher an Ent- lleidungsszeneu alle« bi»der Gebotene, auch die ebendaselbst herauS- gekommene„Hochzeil«nacht" übertrifft Der Vorhang geht über einem Lirdrsvaar, da- im Bette liegt, aus und senkt sich im dritten Akt über zwei eifrig benutzte Badewannen. — Wie au« Mailand verlautet, wird der Nobelpreis dem Professor Golzi an der Universität Pavia uud dem Professor Eapal an der Uni versität Madrid zusalleu. — Die au« der „Vita" übernommene Meldung von der Verschmelzung der Musikverlag«büuser S 0 n - zogno und Ricordi in Mailand wird von beiden Beteiligten al» unrichtig bezeichnet.
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