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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040129016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904012901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904012901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-01
- Tag1904-01-29
- Monat1904-01
- Jahr1904
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BezugS-PreiS in der Hauptexpedition oder deren Ausgabe stelle» abgeholt: vierteljährlich3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins HauS L.75. Durch dir Post bezogen für Deuiich- land u. Leslerreich vierteliädrlich 4.k>0, für die übrigen Länder laut Zeitungspreisliste. Netzakkio« und SzDetttton: Iohamtisgaff« 8. Fernsprecher 153 «. 222. Kiltalerpetzlttouea: A l fred H a h n.Buchhandlg., Univerfitätsstr.8 (sternspr. Nr. 4046>, L. Lösche, Katharine»« straße 14 (Fernsprecher Nr 2935 > u. ttüuigS« platz 7 ^Fernsprecher Nr. 7503). Haupt-Filtale Lretteu: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713L H«i»t-Siliale Berit»: CorlDuucker, Herzg l.Bayr.lj)ofb uchdandlg., Liitzowsrraß« lOtFeruiprecherAmtVINr.4603.) Morgen-Ausgabe. WpMcr TaMM Anzeiger. Ämtsvlatt des königlichen Land- und des königlichen Ämtsgerichies Leipzig, des Aales und des Nolizeiamles der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PretS die 6gespaltene PetitzeUe 25 Reklamen uuter den, Redatrionsstrich (ügespalteol 75 vor dcu Familleuuach- richteu (6gespaltea) 50 Tabellarischer und Zifferniatz enliprechend hoher. — Gebüdrea für Nachweisuugeo »ud Lfserlenannahme 25 kfrtra-Betlage» gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesvrverung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Anuahmeschlus; für Anjetgen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expevitiou zu richten. Die Eipedition ist wocheniags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von H. Polz in Leipzig (Inh. Oi. L., R. L W. Ittiukhardt). Nr. 51. Freitag den 2.>. Januar 1904. 98. Jahrgang. Var Llichligrle vsm läge. * Der König der Belgier stattete am Donnerstag dem Reichskanzler einen längeren Besuch ab, was wegen der Greazregulieruugeu mit dem Eongostaate Beachtung findet. * Der BundeSrat hat dem Ausschußberichte über den Antrag Hessens, betr. den Entwurf eines Gesetzes wegen Entschädigung unschuldig verhafteter oder be strafter Personen, zugestimmt. * Ja Erfurt haben die Verhandlungen zwischen Aerzten und Krankenkassen zu einer Einigung geführt. * Der Erbprinz von Reuß j. L. ist an Diphtherie erkrankt. * Di« Antwort Rußlands auf die letzte japanische Note wird, wie die „Natioual-Ztg." von unterrichteter Seite erfährt, jetzt erst fest gestellt. Alle Meldungen über den Inhalt dieser Antwort müssen daher als apokryph bezeichnet werden. velitrchlsna unä frank reich. Ein Rückblick auf den Kall Delsor. Paris, 27. Januar. Man konnte sich in den letzten Tagen hier versucht fühlen, sich in die Jugend- und Biütetage der Patriotenliga zurückversetzt zu sehen. Die patentierten Ehauvinistcublätter kochten über vor Wut gegen die verhaßte Regierung und gegen die Räuber Elsaß-Lothringens, das Palais Bourbon war von Men schenmengen umringt, auf dem Konkordienplatz gab es Umzüge, Verfammlungen an der Strabburgsäule, durch Aufrufe waren alle Patrioten aufgefordert, sich auf der kluo« cke I« Ooneorä« einzufittden. Ein großes Aufgebot von Polizeimannschaften und republikanischer Garde war zur Stelle, um für alle Fälle bereit zu sein, Herr Le» ptne, der Polizeipräfekt, leitete in höchst eigener Person den Sicherheitsdienst. Nicht nur die deutsche Bot schaft, sondern auch das Elpsoe war unter besonderen Schutz gestellt. Und das alles weshalb)' Weil der Präfekt der Meurthe et Moselle den deutschen Reichstagsabge ordneten Abbö Delsor aus Lunövtllc ausgewicscn, dä zu befürchten war, daß er wegen der Schließung der Schloßkapelle in LunLoille in einer Versammlung in die klerikale Propaganda gegen das Freimaurers ministerium eingreifen werde. Aber das Schlimmste: Herr Delsor war nicht einfach ausgewiescn, sondern als „Ausländer", als „deutscher Untertan" gebranömarkt wor den. Das ging den hiesigen waschechten Patrioten, die alle Viertelstunde dreimal vor Begeisterung sür La France überkochen, denn doch über die Hutschnur. Weih denn Herr Humbert, der unglückliche Namensvetter der großen Thtröse und Grenzpräfekt, nicht, daß nach dem politischen Katechismus des echten Franzosen Elsaß-Lothringen auch heute noch französisch, also nicht Ausland ist? Weiß er nicht, daß für gallische Begriffe ein Frankfurter Vertrag gar nicht existiert oder, wenn er existiert, daß man ihn ums Himmels willen nicht anerkennen darf? Liest er denn keine Zeitung, aus der er ersehen könnte, daß noch nie ein Redakteur hier den Mut gefunden hat, die elsaß- lotchringische Angelegenheit unter der Rubrik „Deutsch land" zn bringen? Ob der Frcveltat des hochverräteri schen Präsekten wurde von den Nationalisten das Vater land in Gefahr erklärt. Hinter der flammenden Ent rüstung verbarg sich mit Mühe die lächelnde Genugtuung, daß man endlich, endlich wieder einen echten, rechten Agitationsstoff nach dem Herzen des Boulevardmannes hattt. Ter Nationalismus war langweilig geworden, nun hatte ihm der Fall Delsor neues Leben eingehaucht. Uns kann die Affäre Delsor gänzlich gleichgiltig lassen. Kein Mensch zweifelt daran, daß der Abgeordnete und AbbS Son Molsheim Elsässer, d. h. nach allem geltenden Rdcht, deutscher Staatsangehöriger ist. Wenn der für die Republik so gefährliche Herr nun einmal auszuweisen wär, so konnte er es natürlich nur als Ausländer, und welcher Nationalität als der deutschen konnte der Unter präsekt in seinem Ausweisungssormularc kenn ten deut schen Retchstagsabgeordneien Delsor zuschreiben? Ob die Ausweisung an sich ein geschickter politischer Zug der Regierung und ob die Ausführung der Abschiebung nicht etwas russtsch-kosakisch war, mag dahingestellt bleiben. Da man den revolutionären Sozialisten Ban derselbe ruhig auf französischem Boden hatte Hetzen lassen, hätte man bielleicht auch noch Herrn Delsor vertragen können, zumal er keineswegs in den Kulturkampf cinzugreisen gedachte, sondern in seinem Vortrage sich nnr mit den Frauen über den „Weihnachtsbaum", mit den Männern über die gesellschaftlichen Zustände Elsaß^Lothringens aussprechen wollte. Auch ob Herr Delsor, dessen Person lange Spalten in den Pariser Blättern füllt, die Uns aber ganz belanglos ist, ob er noch Protestler ober als An hänger der »Landespartei^ Germaniiator ist — alles dies kümmert uns nicht. Für uns ist das Interessante ledig lich die Tatsache, daß der Name Elsaß--Lothringen auch l>eute noch genügt, dies ganze Volk in Aufregung zu bringen, so daß für den Moment alle anderen Gegen stände in der Politik zurücktreten wüsten! Mit krampf haften Anstrengungen hält man die Darstellung aufrecht, Ausgabestellen ärr Leipziger eagedlattesr r--S 85-4 8»» 820 »7» -§84 222 258s z-c» 2402 u/S 8241 iziö >7-S SOZI »484 7Z0Z »47S Im Lrntrum. n kriiki gs, L. s. Schubert'« klachf-, ttolonialvarenkäl-, klatkarineuatr. >4, L. Lösche, 6i-srr«nk«Ü-. üitterstr. 4, Linckesche Leihbibliothek unä 8uchkälg. Im Norcken. Gerderstr. 8, ks. L. Kröger, 8utterkälg. 6n,i»en»u»tr. 12, 8. üblich, i. sa. lläa Hartmann, Pspierkälg. Lökratr. ig, 6. Istster, 8o>onisl«arenkäl-. ^orkrlr. sr (Ecks 8«rlin»r Sira»,«), s. Ll. ttiet^ liotonislvarrnkäl-. Im Orlen. Iok»nni»g»»se 8, ffsupterpeäition 0s1pl»tj 4, Ulkreä Kist«, 6igarr«nk«Ilg. K»ttk1»«t»e 8»»s« s sircher, 8otonislvSr«ntzäl-. Schrrtrettatr. A, I- Sckümichen, ttolonislvarenhälg. O»uckr»«r Ktr. i», K. iss Reichel, Orogenhälch Im rackrn. ZIrncktslr. sz, ll. s. Lanih, 8olonialvsrenkätq. vapsrscbe Str. 4g, ff.lleumeirter Nächst., Ligarrenhäl-. klonigsplatI 7, L Lösche, Ligarrenkälg. Lternvartenstr. 24, Hans psbliysch, ttolonialwkälg. 22-0 Leitner Str. »z, V. Küster, Ligarrenkälg. Im warlrn. 8««tbovev»tr. L», LH. Peter, ttolonislvarenkäl,. Frankfurt«« Str. ra (Ecke lllalästr.), L. Sievers, lssolonislwsrenkälg. K»n»lLckterSl«invveg>,O. Engelmann,8olonialvekcüg. r,zi Mslckstr. Sy, 6. Vetterlein, Kolonialvearenkälg. MeatptatI sr, lll. Ltissner, Ligarrenkcüg. öestellungen nehmen entgegen sämtliche Teitungs-Zpeäiteure sowie nachkoigenäe In «ka« vor« un«I NneAbsrortsn. Unger-LrotteuckorV, 8. srieäek. Ogarrenkälg., 2««i- naunciorirr Str. tz, O- Oekler, 8ernkarästr. ßi. Lonnervit), frau sischer, 8errnann»tr. 2; „ Lk Reussing kllaisenkausstr.2 (am Kreup, 6utritr»ck», lllorit, llöggeratk, Ligarr»n-6e»ch., Pe tit,scher Str. 25 7ok. lllolk, Ecke 8ing- unä Oetzscher Str. 6oklr», Ködert Kltner pschN., Linäentkaler Str. b ,, Paul Schm ät, 8rüärrstra»»e 8 ktl«inr»ck>ock»«r. 6. grühmann, Lickochersch» Str. in r.-plagivits Leut»»«»», 8lbert Linäner, Lllettiner Str.51 in L.-Linäens« Lin«ten»u, 8lb.Linäner, WettinerStr.51 in L.-Linä»nau Möckeern, Paul Schmiät, Prüäerstr. 8 in L.-6oklis Neustaeckt, Paul Kuck, 8nnonc.-6rpeä-, 6 »enbaknstr. > v«u»ck»önet«lck, Paul Kuck, sknnoneen - Srpeärtion, Eisendaknstr., Oe«r»ck>, Larl Schettet, Lck« Ost- unä Mttelstr. pl»Svitr, d- Srüymann, Lschocherrcke Str. x, prodstbeick», 8einkarä Sachse, 8uchdinä«r-«»chiitr Aeucknit), lll. ?ugmann, kklarrchallstrasse , „ H. Schmiät, Koklgarienstrass» 6/ „ 8ernk. kkleber, Sadelsbergerstrass« 11 Sckrleussig, 6. Grütsmann, ttönneritzstrasse 56 Sellerhausen, O. Oekter, Knger-Lrottenäork, 8«m- ksrästrass» 51, pari. StLnr, O. O«bler,8ngrr-erottenäorl, 8»rnb»rä»tr. gi, p. O Kon berg, 8. ksintsch, 8eih»nbainrr Strasse 58 Volkmarsckork, Paul Kuck, 8nn.-6rpeä., Eisendaknstr i „ Georg Niemann, Konraärtrasse 55 (Ecke klisabetkrtrasr») Mähren, Paul Schmiät, 8rüä«r»tr. 8 in L.-Sobli» Vie angesehenste Lagesreitung Leipzigs unä (nach sertstellung äes liaiserl. tzauptseitungsamtes in Lrrlin) einer äer SN Oert unä Anzeigen umkangreichrten unä reichkslligsten Organe Sachsens ist äar —u-.... Leipziger rsgedlatt -- Es ist äie einzige Teilung Oeipfigr, äie tNgliÄ? Nisi erscheint. Vas „Leipziger ^sgebistt" bietet äurch äie Leiträge seiner bervorragenäen Mitarbeiter unä wegen äer LvveriLrsigkeit unä Schnelligkeit reiner Lerichterstattung äem Leser mekr als irgenä ein »niieres Klatt kschsens. 6s hat sich von jeher äurch einen vornehmen?0N vor anäeren Organen ausgezeichnet. Sin wabrkan gediegener Peuitleton, v-ie es kein anäeres sächsisches Llstt besitzt, zeichnet äar „Leipziger Lageblatt" aus. 6in guter koman ist in äen Rügen jeäes gebi.äeten Lesers äer Qahrlab kür äie Güte eines ölattes. Vas .Leipziger Lageblatt" Kat keine Opfer gescheut, reine Leser in äiesem Punkte völlig zusrieäenzustellen. Demnächst nvirä u. a. Wilhelm Jensens koman „Lamms garten" zum Kbäruck gelangen, ein gNNL Vervorragenüe» Uteri«, äas äen kuf äes ausgezeichneten Schrittrtellerr von neuem glänzenä rechtfertigen wirä. Das Leipziger Lageblstt" hat rich äen äes koman» gesichert '' OklglNal»IlbtlfU(lt Das „Leipziger Tageblatt" vvirä in allernächster Seit Umvancilungen erfahren, äie äer Loquemlichkeit unä äem Dützen äer Leser äienen sollen. D»n Abonniere «las kocbangerebene „Leipziger ^ageblntt". Das Abonnement kostet für äie Donate Pebruar unä Wär; nur W. I. —- , frZ kZaus W. P.5O. vir kxpeaition ckrr Lriprigtr (agedlaner, L. ?olr sllnkadrr: vc. V., 8. u. N. Klinkkacäl). daß Elsaß-Lothringen nur vorübergehend okkupiert sei und es auch heute noch nach der Mutter France jam mernd und sehnsuchtsvoll die Hände ausstreck. So lächerlich es für «ns ist, der Franzose ist durchaus ehrlich, wenn er die Ansicht auSspricht, -aß Elsaß vor 1870 nie deutsch, sondern keltisch gewesen und daß auch die Sprach, die man in den Vogesen schreibt und sprich», die elsässische und beileibe nicht die deutsche sei. Solchen Nnfinü tischen uns hier tagtäglich nicht die kleinen Hetz blätter, sondern Zeitungen von dem Range des „Gau- lois" auf. Man wiegt sich so gerne in Deutschland in die Hoffnung ein, baß die Nevancheleidenschaft hier zu Lande tot und für alle Zeiten begraben sei. Nie war ein Gedanke falscher, nie einer gefährlicher für uns. Nein, die Rachelust ist nicht tot, sie schläft nur hin und wieder und der einzige Schutz sür unS vor neuen Ausbrüchen dieser Leidenschaft in diesem leidenschaftlichen Volt ist unsere kriegerische Ueberlegenheit. Glaübtt man fick uns ans dem Schlächtseldc gewachsen und hätte man einen Bundesgenossen gegen Deutschland gefunden, so würde heute schon der Nus, der am Freitag die Deputiertcnkammer durchbrauste, von der ver antwortlichen Regierung ausgenommen werden, der Rus nach der Revision des Frankfurter Friedens. Herr Delcass« und Herr E 0 mbcs wissen sehr gut, daß, wenn sic amtlich erklärten, sie hielten den Frankfurter Bertrag für null und nichtig, dies der easu» lvili mit dem dentschen Reiche wäre. Fm Herzen em pfinden sic aber genau so, wie ihre politischen Gegner in der Kammer. Ja, selbst die «US Jnttrttattonaltsten, als „Sans patrie" bezeichneten Sozialdemokraten vom Schlage des Herrn Iaurds beanspruchen Elsab-Lothrin- gen für Frankreich zurück, wenn sie auch ohne Waffen gewalt erreichen wollen, was die echten Nationalisten mit dem Säbel zu erreichen hoffen. — Man wird gut tun, sich dies immer und immer wieder vor Augen zn halten. Auf der anderen Leite haben die letzten Tage aber auch erwiesen, daß das Revanchefeuer zwar nicht er loschen ist, aber doch abgenommen hat. Zum mindesten liegen den Franzosen von heute die Formen nicht mehr so, unter denen die Revanchelust sich früher dokumentierte. In den Kundgebungen auf dem Konkvrdienplatze lag mehr Theatermachc als wirtliches Feuer. — Das war vor fünfzehn Jahren noch anders. Wenn sich damals, zur Zeit BoulangerS und des Falles Schnäbele die fanati sierten VoltSmassen, von skrupellosen Rednern aufge- stachelt, sich tobend um die Ttraßburgsäule drängten, konnte man denken, am Vorabende des Krieges zu stehen. Diesmal war's zwar auch eine Kundgebung, aber so lahm und so zahm, so ohne Schwung und ohne Bolksrcdcn, daß man die geplagten Schutzleute hätte zu Hause lassen können nnd auch Herr Sspine sich bet seinem Aperitif nicht hätte stören zu lasten brauchen. Man darf auch nicht vergessen, daß die Hanpturiache des Spektakels diesmal nicht die Hetze gegen Deutschland, sondern gegen das in Parts so unbeliebte Ministerium war. Bedenklich bleibt eS ja trotzdem, daß die innere Politik -er un- ruhigen Straßendemagogen so leicht ans das senergekäbr« liche Gebiet der äußeren Politik übergreift. Aber schließ- tich: mit Nt«hr atS SV Stimmen ist He^ Lombeß, der den Elsässer Delsor für einen „deutschen Untertanen" hält, Lieger geblieben. Damit köuucn wir einstweilen zu frieden sein. — Deutsches Reich. * Berlin, 28. Januar. * „Gemischte" Kaiserfeieru sind das Schreckgespenst, vor dem das Organ des vielgenannten Herrn Delsor ein Grauen empfindet. Gemeint sind damit solche Feiern von Krieger vereinen, bei denen an Kaisers Geburtstage Katholiken dem Gottesdienste der „Nichtkatdoliken" beiwohnen. Um Greuel- scenen dieser Art ru verhüten, bringt daS Straßburger klerikale Blatt eine wahrhaft klassische Verordnung der Straß burger Diözesanbehörde von 1887 in Erinnerung. ES heißt darin: „Der Pfarrer soll die ihm anvertraute Herde belehren, daß eS streng verboten ist, an dem Gottesdienst von Nichttatholiken teil zunehmen, und daß es nicht einmal erlaubt ist, aus bloßer Neugierde demselben beizuwohneu. Wenn ein üalholik, weil Sitte und Anstand cs so verlangt, oder aus einem anderen schwer wiegenden Grunde gezwungen ist, einer Hochzeit, einem Leichen begängnis usw. von Nichtkaiholiken beizuwohnen, so muß er sich nach Kräften von dem damit verbundenen Gottesdienste fernhalten. Jede Mitwirkung beim nichtkalholischen Kulte ist durchaus zu ver meiden. Daher müssen die Katholiken, welche einem gemischten Vereine angehörrn, ermahnt werden, daß sie niemals zur Teil nahme am nichtkatholischen Gottesdienste ihre Zustimmung geben. Sie sollen eder erklären, daß sie aus dem Vereine austreten werden, falls man von ihnen fordere, an dem besagten Gottes dienste teilzunebmen." Seitdem die Zentrumspartei des Reichstage- ihren Toleranzantrag al» einen der glänzendsten Edelsteine in der Krone klerikaler Politik betrachtet, ist es doppelt erfor derlich, die in jenem Lager geübte „Toleranz" so hell wie möglich zu beleuchten. Ein Meisterstück dieser „Toleranz" ist die Verordnung der Straßburger Diözesanbebörde. Wenn im Anschluß an sie das Organ des Herrn Delsor andeutet, daß auch die Straßburger Regierung, wie aus einem Erlasse des Ministeriums sür die «ladt Münster i E. hervor gebe, einen getrennten Gottesdienst am Geburtstage des Kaisers „wünschl", so hat die breiteste Oeffentlichkeit Interesse daran, den Wortlaut de» fraglichen Erlasses kennen zu lernen. Denn die Straßburger Regierung wäre damit der Intoleranz weit entgegengekommen. * Die Le-cnshaltittig »er Bevölkerung PrenhenS Be kanntlich behaupten die Sozialdemokraten unausgesetzt, daß die Lebenshaltung der Bevölkerung im Sinken begriffen sei; immer mehr vergrößere sich das Proletariat. Eingehende Berechnungen darüber sind im prenßiichen Finanzministerium angestellt worden; sie haben das Gegenteil ergeben. Im Jayre 1A«2 waren in den Stadien einkommensteuerfrei, weil das Einkommen den Betrag von WO .-k nickt überschritt, 50,08 Proz., im Jahre 1903 nur noch 48,78 Proz., auf dem Lande im Jahre 1902 67,04 Proz., i. I. 1903 nnr noch 66,85 Pro;., also insgesamt i. I. >902 59,66 Proz., i. I. 1903 nur noch 58,92 Proz. Gegen wärtig haben also bereits über zwei Fünftel der preußischen Bevölkerung ein Einkommen von über 900 Mark. Dabei ist zu berücksichtigen, daß zu dem Neste von 58.92 Proz., dessen Einkommen über 900 .ckk nicht binauS- gebt, ohne Zw.isel noch eine große Anzahl von Personen gehört, die durchaus nicht den unbemittelten Schickten zuzu» rechnen sind, so z. B. Söhne und Töchter wohlhabender Bauern, die in fremder Haus- und Landwinschast ein eigenes, aber WO nicht überschreitendes Arbeitseinkommen erwerben, oder Kinder reicher Leute, die ein eigenes, der Ver fügung des Familienhauptes nicht unterliegendes Zms- einkommen von nicht mehr als 900 besitzen. Es sei noch hervorgeboben, daß der Teil der Bevölkerung mit über 3000 Einkommen ebenfalls im Wachsen ist, es waren von der Geiamtbevölkerung Preußens im Jabre 19o3 4,36 Proz. gegen 4,34 Proz., in den Städten 7,37 Proz. gegen 7,39 Proz., aus dem Lande 2,0 l Proz. gegen t,99 Pro;, im Vorjahre. * Tie Wahl des sazialdemokrattschen Abg. Vr. Braun tu Frankfurt a. L. ist von der WaklprüfungSkommission des Reichstages bekanntlich deshalb sür ungültig erklärt worden, weil infolge amtlicher Wahlbeeinflusfung der konservative Kandidat an Stelle deS nationalliberalen mit dem Sozialdemokraten in die Stichwahl gekommen und deshalb der letztere gewählt worden sei. Die amt licke Wahlbeeiuflussnng bestand darin, daß ter Regierungs präsident und andere Beamte den konservativen Wahl anfruf in ihrer amtlichen Eigenschaft unterschrieben Haden. Obwohl der Reichstag von zeker ein solches Verhalten von Beamten als Ungültigleitsgrund betrachtete, macht jetzt di« „Kreuztg." dagegen geltend, daß es seit Einführung ver Wahlzelle so etwas wie amtliche Wabl- beeinflufsung nicht mehr geben könne. In Wirklich keit hat die Wahlzelle den Zweck, die Möglichkeit einer Kontrole des Wählenden zur Zeit der Stimmabgabe auszuschließen. Ganz unabhängig hiervon besteht die Möglichkeit amtlicher Wahlbecinslussnng nack Art der in Frankfurt geübten weiter; kenn jene amtliche Beein flussung bat mit dem Augenblick der Stimmabgabe gar nichts zu tun. Nachdem die „Kreuzztg." grundsätzlich Wadi zelle und amtliche Wablbeeinslussung miteinander verkoppelt bat, wird der Reichstag, schon um in dieser Beziehung kein Präcedenz zu schaffen, die Frankfurter Wahl >ür ungültig erklären müssen. * Ter BuuseSrak überwies in seiner heutigen Satzung die Vorlagen, betreffend den Entwurf eines Gesetzes über den Scku« von Erfindungen von Muster- und Waren zeichen ans Ausstellungen, und den Entwurf dt- Gesetze« für Elsaß-Lothringen über die Besoldung der Lekirer und der Lehrerinnen an den öffentlichen Elementarschulen den zuständigen Ausschüssen. Tie Mitteilung über eine dem Reichstage nach dem Stande vom Enke Dezember 1903 zngegangene Nachweisung der Einnahmen unk Aus gaben aus Aulaß der Expedition nach Lstasien wurde zur Kenntnis genommen. Der Entwurf eines Ersetzet
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