01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040219015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904021901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904021901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-19
- Monat1904-02
- Jahr1904
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Anzkigen-PrriS die Sgespattene Petitzeile 28 Reklamen unter dem RedaktionSflrich (4gespalten» 78 -j. nach den Familienaach« richte» (6 gespalten) KO Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und vsierteaannahme LL 4 Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbeförderung SO.—, mit Postbesörderung 70.—- «nnahmeschluh für Anzeige«: Abeud.Au-aabe: vormittag- lO Uhr. Morgen-AuSgabe: uachmütag- 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an dir Expedition -u richt«. Di« Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Polt in Leipzig (Inh. vr. L.,R. L W. Klinthardt). Nr. SO. 88. Jahrgang. Freitag den 19. Februar 1904. Var Wchligrtr vom rage. * König Georg besuchte gestern abend von 7 Uhr ab da« Konzert im Leipziger Gewandhause und nahm später den Tee beim kommandierenden General v. Treitschke ein. * Da« Gemeinvekolleaium der Stadt München lehnte e« ab, 30 000 Mark für die Abgebrannten in Aalesund zu bewilligen. * Bei dem Geekampfe von Port Arthur am 14. Februar sind nach englischen Quellen viele Japaner verwundet worden. . * Wperialirmtlr im<l cideralirmur. In unseren Tagen sehen wir bem interessanten Schau spiel zu, wie eine Idee sich aller Nationen bemächtig», die politisches Bewußtsein besitzen. Wir schauen sie förmlich verkörpert, wie sie mit mächtigem Flügelschlage über den Erdkreis dahinein. Gedanken kommen, wie Nietzsche sagt, auf Taubenfüßen, und so leise ist auch dieser Gedanke, der jetzt tosewd die Welt durch rauscht, einst eingozogen, daß es schwer ist zu sagen, wann un- von wannen er kam. So ist es ein an ziehendes Thema für den Geschichtsforscher, die imperia listische Ide« -er Gagenwart — denn von dieser sprechen wir — nach Nam' und Art zu fragen, und der Heidelberger Historiker Erich Marcks hat sich diese lockende und lohnende Aufgabe nicht entgehen lassen. Die Ergebnisse seiner ge lehrten Bemühungen sind in einem Vorträge niedergelegt, der kürzlich als erstes Heft der Sammlung „Neue Zeit- und Streitfragen", herausgegeben von der Gehesttftung z» Dresden, im Berlage von v. Jahn L Jaenfch erschienen ist. In dieser Darstellung, die sich durch Sicherheit der Anschauung und Klarheit der Sprache empfiehlt, tritt uns doch eine Auffassung entgegen, der wir widersprechen, die wir zum mindesten durch Widerspruch läutern möchten. Der Verfasser stellt nämlich den Imperialismus in einen Gegensatz zum Liberalismus. Wir muffen doch fragen, ob und inwiefern eine solche Antithese sachlich berechtigt ist, denn wenn sie sich einbürgerte, so würde vielleicht aus ihr der Vovwurs gegen den gesamten Liberalisnrus abge leitet werden können, der nach den Erfolgen der sechziger und siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts der Fort schrittspartei so oft entgegeugeschleudert wurde: sie habe bet allen großen Entscheidungen auf der falschen Seite ge standen. Als Historiker — und als solcher spricht er — hat Pro- sessor Marcks gewiß nicht Unrecht. Er geht von England aus, dem typischen Lande des Liberalismus und des Im perialismus) er stellt Gladstone nnd Chamberlain ein ander gegenüber, zeigt, wie jener gekommen war, aufzu lösen, und wie dieser mit wuchtigen Hammcrschlägen die Einheit des Orontor Lritnin schmieden will. Er betont, daß England nach einer durch sein wohlverstandenes Interesse gebotenen liberalen Wirtschaftsära in die Bah nen des Merkantilismus zurückgekchrt sei und stellt nun die Doppelgruppe Freihandel und Liberalismus, Zollschutz und Imperialismus, einander gegenüber. Wir wüßten nicht, was sich dagegen oinwendcn ließe. Aber gegen den Schluß des BüchlcipS ist der Historiker auf einen Augen blick fast zum Gefchichtsphilosophen geworden, und er ffllll llllrere gerrliätrten lerer ckie noch nickt Abonnenten cke» l-eiprlUer Dnzedlnttes sind, lacken vir ru einem stribö-Mnneinent pre INS» kür !A. 1.- bei ^dkolunx, kür 1L1 bei kreier Zustellung ins Usus, kierckurck kreuncklickst ein. — IVie vir bereit« bekannt xegeden ksden, gevllbrt ckss 1.ekprlxer Tntzedlatt seinen geehrten Abonnenten cken Vorteil einer 6ra1i8-ln8ei-0on ru 2 Tellen - 50 Pf. Nir jecke« iAonats-Xdoanemvat, «ocksb mit Kücstsickt suk ckiese Vergünstixunz cker ^donnementsprei» kür iAorxen- unck Xdenckmwgfnd» »iek in VUiricliciiiceit »teilt suk SO pk. pro Lioant de! äbkolunx, »uk 7S pk. pro lAonat bei kreier Zustellung in» Usus. Line 2 Pf.-Postkarte an uns ocker müncklicke kestellung in unseren Lxpeckitionen, äusxsdestellen, bei cken Deitungsspeckiteuren ocker unserem Drllxerpersonsl genügt, um ckie sofortige Zustellung ckes l.eipriger^ Tageblattes ru bevirken — >Vir bitten unsere ^eekrten Abonnenten ckringenck, von etv» vorkommen- cken vnpünllttickkelten in cker Zustellung ckes I-eipriger Tageblattes deduk» schneller ^dkilke gekLlligst «mgekeack unsere Lxpeckitton, lokannisgasse 8, ru denackricktigen. SG" Unsere MorsensuLLsbe muö im sVinterkalbjakr spLtestens um 7 vkr kriUi SG' Unsere ^dvntiausxede muö im Vinterkaidjakr spätestens um 6'/, vlir »dencls in cken Uiincken unserer l.eser sein kxpeällion äev ^elprlxer l'asedlattes 8 sokannisgaase 8. ZSmlllcde vom 2V. fedruar sb neudi»r«ttelencke Monnentt» erkalttn vsn alerm (age ad «»»er »Ian ln tSgttcdef Morgen- «na Ubenaaurgade dir 1. MSrr aralir rngesanai. sagt: „Usberall, ich brauche es nicht zu rdiederhvlvn, diel gleiche Ablösung des Liberalismus: er'hat, da^ ist gewiß, alles Leben der modernen Völker im nennzehnten Jahr hundert tief durchtränkt und hundertfältig befruchtet und verändert: er wirkt überall und unvergeßlich, ich glaube sicherlich unausrottbar nach: aber mit seiner eigensten staatlichen Besonderheit ist er jetzt überall in den Schatten geraten. Der Gedante*des Staates und der Macht hat ihn verdrängt." Und nachher spricht er noch einmal von der „Ersetzung der liberalen Staatsansicht und Doktrin durch Macht und Staatsgewalt". Die Lehren der engliswen Entwickelung hat Professor Marcks also verallgemeinert, und diese Verallgemeinerung dünkt uns, für Deutschland wenigstens, unzulässig. Denn hier haben Liberalismus und Imperialismus niemals in einem Gegensatz gestanden, und auch zur Stunde findet die Weltpolitik, so weit sie bei uns mehr ist als eine pompöse Phrase, wirklich aufrichtige Unter stützung nur bei den Liberalen- 'Tie waren von jeder die Weitausschauenden, sie schwäruttcn — wir gebrauchen den Ausdruck geflissentlich — für die Marine, sie hatten Hori zonte, während djc Konsevvattvcn sich in -er preußischen Autarkie hochmütig ahzuschließen track-- teten. Freilich irrten die 'Liberalen, die im Sinne des Aufklärungszeitalters an die Produktivität der Be griffe glaubten, von moralischen Eroberungen träumten und erst von einem Realitätsgenie aus die holprige Heerstraße der Wirklichkeit gewiesen werden mußten. Aber ein prinzipieller Gegensatz zwischen Liberalismus un- Imperialismus tritt nirgends in die Erscheinung. Auch als in den letzten Jahren die imperialistische Tendenz — denn von mehr kann man ja für Deutschland nicht reden — sich langsam un- zaghaft in die Tat umsetzte, waren die Konservativen, nicht die Liberalen, diejenigen, die im Namen der altpreußischen Tradition opponierten. Das bekannte Wort: „Kein Kanitz, keine Kähne!" genügt vollauf, uw darzutun, von welcher Seite der Widerstand ausging. Gerade die Vertreter der „Macht und Staats gewalt" Kans psiraso, die Leute, denen das bloße Wort „Individualität" frommen Schauder erregt, denen die „liberale Staatsansicht und Doktrin" von altersher ein Greuel ist, gerade s i e waren cs, die den Imperialismus bekämpften. Und in der Tat, es erscheint uns völlig unerfindlich, warum Liberalismus und Imperialismus unvereinbar sein und in prinzipiellem Gegensatz zu einander stehen sollten. Freilich, es liegt im Wesen -es Imperialismus begründet, daß er Mutterland und Kolonien durch den Schutzzoll gegen die raffefremden Nationen abschließt, und insofern man den Freihandel als eine unentbehrliche Dok trin des Liberalismus ansieht, ist allerdings Liberalismus und Imperialismus Pol und Gegenpol. "Aber die Lehre vom Freihandel ist, wie Balfour gesagt hat, kein Stück -er Bergpredigt. Wirtschaftlich« Dogmen darf es nicht geben. Ob Freihandel, ob Schutzzoll am Platze ist, da» entscheidet lediglich das augenblickliche Bedürfnis -er Nation. Wir behaupten kühnlich, daß man durchaus liberal sein und im Jahre 1004 einen gemäßigten Zollschutz der landwirtschaft lichen Produkte für praktisch halten kann. Aber man kann sich nicht mit Fug liberal nennen, wenn man die Freiheit de» Gedanken», de» Worte», des politischen un religiösen Bekenntnisses antasten läßt. Aber noch mehr: Imperialismus und Liberalismus — da» Wort im ursprünglichsten und -och -em heutigen Sprachgebrauch gegenüber erweiterten Sinne genommen — sind geradezu von einander unzertrennlich. Wer sich den Wind ferner Länder um die Nase wehen ließ, wem ozeanische und überseeische Luft die Brust wettet«, in tveffen Augen andere Zonen sich sptogelten, der läßt sich daheim ein gewisses Maß von Bewegungsfreiheit nicht verküm mern. Wer fremde Kulturen sah und erkannte, wie rela- trv alle Wertbestimmungen sind, -em ist da» Bestehende nicht als solches schon ehrwürdig. Er wird immer bereit sein, umzulernen, umzübauen, und auch, wo es not tut, einzureiben. Un- ein Volk, das in patriarchalischer Be- oormunduug gehalten wird, ein Volk, dessen Regierung das Recht de» Individuums verkennt und e» ängstlich und engherzig einzuschränken sucht, ein solche» Volk wirb im weltpolitischen Wettbewerb sehr rasch in» Hintertreffen geraten. Der Sieg Les liberalen Gedanken» ist geradezu eine Vorbedingung weltpolitischer Erfolge. Wem ver danken wir es denn überhaupt, -aß wir Liese Bahn be treten haben? In erster Linie -och privater, nicht staat licher Initiative, tatkräftigen und vorschauenven Einzel- menschen. Bolle Entfaltung aller nationalen Kräfte, da» ist liberale Losung, und ohne sie ist Wellpolitik nicht» al» eine nette Lvabe»ke für Etat»reden bet dem Poste» „Ge halt de» Ltaatsf^retär» -e» Au»wärtigen". Bolle Ent-^ faltung aller nationalen Krkkft< ba» IP auch bis Losung -es Imperialismus, der ja doch eine Fortsetzung un- Er weiterung der Nattonakität-bewegung ist unL keineswegs nur -as Resultat eines ökonomischen Recheuexempel». Und der deutsch« Liberalismus darf für seinen Teil den Bovwurf, daß der große Moment ein kleine» Geschlecht ge- funden Hobe, guten Mutes zurückweisen. Der russisch-japanische Krieg. Port Artbur. * London, 18. Februar. (Tel.) Der amtlich« Bericht über den Torpedoangrifs vor Port Arthur am 14- Februar erwSbnt nicht die Verluste der Japaner, aber eine Depesche de« „New Port Herold" aus Tschifu besagt, dort sei ein« Dschunke mit 36 verwundeten Japanern angekommen und wettere Verwundet« feien von anderen Dschunken ausgenommen worden. Wir erwähnten schon, daß Japan am 14- Februar nicht besonder« glücklich gekämpft haben könne. „Deutschland draht, seine MentpalitLt zu brvehen." Die „Daily Mail" kann sich heute wieder eine kleine Dentschcnhetze nicht versagen. Sie läßt sich auS Hamburg telegraphieren, die deutschen Behörden hätten bereits die Erlaubnis zur Durchfahrt der russischen Ostsee-Klottc durch den Kaiser Milhelm-Kanal erteilt ivorausgesetzt, daß ihr nicht schöne» Wetter die Fahrt durch den Sund ge- Feuilleton. BMW ' W-fik. I. Klavier Abend von Leonard Borwick. Wenn ein Künstler sein Programm mit Brahms' b' moll-Sonatc und R. Schumanns „Karneval" begrenzt und mitten drin ungefähr ein Dutzend kleinerer Stücke aus klassischer und romantischer Zeit gibt, so muß es ihm sehr ernst um die Ausübung seines Berufes sein. Tag' mir dein Programm und ich will dir sagen, mex du bist — und so begegneten wir am Mittwoch abend im Kaufhause einem ausgezeichneten Pianisten, Herrn L. Borwick. Au» Clara Schumanns Schule hervorgegangen, ist Leonard Borwick ein Musiker von ausgesprochen eigener Physiognomie, in dessen Spiel alles Wahre und Echte erscheint, als ob es eben so sein müßte und gar nicht anders sein könnte. Jener grobe Egoismus der Originalitätssucht ist ihm gänzlich fremd, und Einfach heit und Bescheidenheit des Auftreten» verbinden sich hier mit außergewöhnlich hochentwickeltem Können. Herr Bvrnück stellt aber alles Technische durchaus in den Dienst der Lache, nnd gerade dieser von Anfang an ge- wonnenc Eindruck ist seinen Borträgen gegenüber bleibend uyd entscheidend. So fand Brahm»', von vielen intimen und stark persönlichen Momenten durchlebte k* moII-Svnatc in Borwick einen Kommentator, wie map ihn kgnm bester wünschen konnte. Es war ein Bortrgg, mehr sich selbst, als dem Publikum gehalten, frei von allem Aeußerlichen und poetisch und wahr empfunden iq jeder Note. Des Pianisten ausgezeichnet schöner An. siblag half hier jeden einzelnen Eindruck noch vertiefen, nirgends fand sich da nach Sette der beiden dynayttfchen Hautztqrtcn de» Forte und Piano auch nur -te leiseste U«t«rtttitung. Und wie «rahm» f» überaus »ar» mancherlei im Hinterhalte behält und seine Hörer zu poetisierendem Nachschaffen anretzt, so schüttet auch vor« wick nicht alle seine Schätze vor uns aus, sondern über rascht mehr denn einmal mit treuen, feinen Zügen, und verleiht z. B. einer großen Zahl van musikalischen Miniaturen der Meister S. Bach, Lao, Scarlatti und Lvuporin einen reizvollen Zauber. Mit sichtlicher Liebe waren hier alle seinen Konturen gezogen und alle Einzel heiten so plastisch wie nur irgend möglich heraus, gearbeitet. Und doch war es nicht erarbeitet, sondern künstlerisch frei geschaffen, nicht mit den Fingern getastet, sondern mit der Seele empfunden. Der tonpoetische In halt des k moU-Jmpromptus pon Schubert, einer Mazurka und des tlur»Walz«rs von Chopin wurde vom Konzert geber ebenfalls rein wiedergegcben, und man durfte sich freuen, gerade den Walzer endlich einmal als Tongedicht und nicht ql» raffelnde» Bravourstück aufgesaßt zu sehen. „Hinauf zu Lust «nd Licht und Freiheit, fort aus dem Tiefland!* — hieryrit kann man Leonard Borwicks Kunst treffend bezeichnen. Aber gerade „Tiefland", Eugen d'Alberts Mustkdrama, war e», das mich an besagtem Abende Borwicks Vortrag des Schumannschey „Karneval" versäumen machte. Möge der liebenswürdige Künstler dem Deserteur verzeihen! hugon Segvitr. Berichtigung. In dem Referat über Eugen d'Alberts „Tief- land" in Nr. 80 ist «in stnnstSrender Druckfehler sieben geblieben Es heißt dort, „Auch Leitmotiven in Wagners Sinn begegnen wir ebenfalls." Da« genau« Gegenteil band im Manuskript. Näm- sich: „Auch Leitmotiven in Wagner« Sinn begegnen wir isi c^t." * Die russische Patt<»al-tz«»s. Line für die National russin sehr unlirbsame Entdeckung Kat soeben die „Russische Musikzeituna" in Petersburg („Rnkkaja Musikalnja Gazeta") gemacht, sie hat nämlich festgestellt, daß die vom russischen General und Komponisten Ljwow. dem ehemaligen Direktor d«r russischen Hofsänacrkavelsi, am 1s. Dezember 1833 komponsirjc russisch« Nationalhymne emfach ,»n Plagiat s«i. Ljwow nahm eine fremde, sirtig« Melo»,« änderte nur den Takt und gab sie ak» seine eigen« Komposition zu dem T«xt der russischen Nationalhymne au«. Die Melodie entnahm er der «üten „Sammlung wnialich preußischer Armeemarsch«". Der von Ljwow entliehen« Marsch Nr. 04 trägt den Titel: .Geschwind« marsch au« Petersburg des Regiments Preobrqgensky Com. v. Haase". Nach eingezogenen Informationen bei den Nach folgern des früheren Verlegers der Märsche ist der betreffende, von Ljwow im Jahre 1833 als seine Komposition ausgegebene Marsch bereits zimMn 1820 und 1822, ajso 11 bi« 13 ^ahre früher, publiziert worden. Der wirkliche Autor des Marsches, ircroinand .Haas, 1787 geboren, 1881 gestorben, war lange Zeit Kapellmeister im Garde-Regiment zu Petersburg. Kurrft. Pripziger Lkuustverein. MaL Li«ter»ann. Sein Name ist mit unauslöschbaren Lettern in das Buch unserer deutschen Kunstgeschichte geschrieben. Wie Menzel und Lcibl die Bahnbrecher der realistischen Maleret sirrd, so ist er und peben ihm Uhde der Vor kämpfer der Freilichtmalerei in Deutschland. Bor- kämpfer ist eigentlich nicht da» rechte Wort. Schon vor ihm hahen andere dasselbe gewollt, er aber hat das Banner zürn Liege geführt. — Alle Grüße, alle Krajt, die fest den siebziger Jahren des vergangenen Jahr, hundert» in unsere moderne Kunst gekommen ist, stammt aus Frankreich. Vielleicht ist nur Menzel allein hier auszunehmen. Tr, der Größte von allen, ist ganz deutsch, ganz er selbst, nur er selbst. Ihren germanischen Charakter haben erfreulicherweise auch alle anderen unserer Maler sich erhalten, aber diejenigen, die ihnen -en künstlerischen Lebensadern eingcblascn haben, sind die großen Franzosen, die Künstler des stillen Oertchens Barbizon im Walde von Fontainebleau. Als Lieber mann dorthin kam, lebte noch Millet, der Wuchtigste der Barbizoner Gruppe. Mit ihm soll unser Berliner Künstler nicht mehr in persönlichen Verkehr geraten sein. Die Werke des Altmeisters haben ihn (neben denen anderer wie Manst und des Holländers Israel) um so tiefer beitnklußt. Die deutsche Historienmalerei und vlatte Schönfärberei »in» Liebermann, wie man »u sagen pslagt, gaua und gar gegen den Strich. Ihn ver langte e» nach LebenSwahrheit. Mit der Entlarvung unsere» deutschen Gründerschwtndel» «ar der geistige Boden für die soziale Frage gegeben. Mitfühlende Ge müter singen an, sich für den einfachen Mann zu inter essieren, der mit ehrlicher Arbeit seinen bescheidenen Lebensunterhalt verdient. Millets Bauern machten in -er großen Auffassung dieses Malers den tiefsten Ein druck aus Liebermann, und da e» für den Sern von dessen künstlerischem Programm ganz einerlei war, was er malte, so gingen hier in einer Künstlerseele -wei Neigungen zu einem großartigen Ganzen zusammen. Er malte einfache, fleißige Leute in einer besonderen Be leuchtung. Denn den künstlerischen Gegenstand unter -er Einwirkung von Licht und Luft zu zeigen, das reizte ibn von Anfang an, und er malte Bauern und Bäuerinnen, wie sic auf dem Felde arbeiten, wie sie über die Flur schreiten, wir sie Gänse rupfen und dergleichen mehr. Er zeigt sie unS unter dem Bolllichte, wie es vvm Himmel herab aus sie nteberfällt, oder in einem In terieur durch verschiedene Lichtquellen beleuchtet. Lein Ltil bat sich dabei zu durchaus individuellen Resultaten entwickelt. Naturalismus, Freilichtmalerei und Im pressionismus gch«n zu einem harmonievollen, in sich selbst abgeklärten Ganzen zusammen, seine Kunst tritt uns in seinen letzten Werken in einer technischen Voll endung und Knappheit der Ausdrucksmittel entgegen, die man wohl als das Letzte und Höchste ansehen kann, was in dieser Hinsicht überhaupt zu erreichen ist. Die Ausstellung, die die Arnoldsche Kunsthandlung in Dresden in den Räumen unseres KunstvereinS veran staltet bat, gibt einen erschöpfenden Ueberblick über den Enttvickelungsgang Liebermanns. Lie reicht in dem Bilde „Lotsen" bis 1874 zurück und gibt in der „Papageien, aller" 11002) und den Reiterbildern Werke aus den jüngsten Tagen. Di« Gemälde dieser letzteren Epoche, die uns stellenweise anmuten wie die Lchriftsiegel «ine» Stenographen, sind nicht ohne weitere» für jedermann goutabel. Urteile, die man von vielen Beschauern vo- ber „Papageienallee" hört, geben den vawai» dafür. Und doch hat Liebermann Rscht, dach iß «r d«, «echt behalten wird. Die Kunst kann nun einmal nicht di« Natur geben, «e kann nur andeute», zu Vorstellungen
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