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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040305022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904030502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904030502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-05
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1S26 während ein drittes Kord« nach Süden ginge, um die Festung von jeder Verbindung abzuschneiden. Vie ikebenrmittelfrage für di« russisch« Armee. AuS Petersburg wird unk geschrieben: Die Schwierigkeiten der GeereSverpflegung treten besonders hinsichtlich der Fleischversorgung schon jetzt hervor. Die Beschickung der «rohen Viehmcirkte Rußlands wird von einer verhältnismäßig kleinen Zahl Großhändler geleitet. Für Petersburg kommen sogar nur zwei Großhändler in Betracht, welche die Zufuhren von Vieh für die Hauptstadt in der Hand haben. In Moskau beherrschen sechs Ländler den Markt: in Charkow, Nischni Nowgorod, Kiew usw. ist die Zahl der tonangebenden Großhändler auch nur eine geringe. Unter solchen Umständen können die Großhändler sehr leicht die Beschickung der Märkte beeinflussen: und jetzt, wo die Heeresverwaltung große Mengen Schlachtvieh für die Truppen in Ostasien an kaufen möchte, ist der Auftrieb zu den Märkten plötzlich gering geworden, so daß die beabsichtigten Ankäufe für die Heereszwecke sofort die Preise bedeutend steigern und in den Großstädten Fleischmangel herbeifllhren würden Tie Heeresverwaltung hat daher bis jetzt von größeren Ankäufen noch abgesehen und will versuchen, durch be sondere Maßnahmen reichlichere Beschickungen der Märkte zu erzwingen. Von vielen Seiten wird jedoch ein solcher Versuch als sehr schwierig bezeichnet: denn die Händler werden voraussichtlich ihre Macht und die Gelegenheit, ein gutes Geschäft zu machen, voll ausnützen, und so wird die Regierung wohl oder übel die von den Ländlern dik tierten Preise zahlen müssen. Politische Tagesschau. * Letptta, 5. März. Vom Konsul E. L. Harris in Eibenstock. Nach amerikanischen Zeitungsberichten hat der amerikanische Konsularagent in Eiben stock (im Königreich Sachsen), E. L. Harris, über die allgemeine Moral in Deutschland in einer Weise geurteilt, die nicht ohne Kritik gelassen werden darf. Herr Harris warnte nämlich in einer Chicagoer Studentenversammlung seine Zuhörer vor einem Besuche Deutschlands deswegen, weil bei uns die Moral so niedrig wäre, daß jeder Besucher Deutschlands von den größten Gefahren umgeben sei; passenden Um gang finde nur derjenige, der Beziehungen zu den besten Kreisen habe, alle andern fielen Kellnerinnen und Kneipenbummlern anheim. Die Absurdität derartiger Behauptungen liegt dermaßen auf der Hand, daß kein Deutscher über die Verdächtigung des Herrn Harris sich aufzuregen braucht. Dafür ist um so weniger Grund vorhanden, als Herr Harris auf das plumpste verraten hat, aus welchen Motiven er zu jener Verdächtigung sich verflieg: „Die meisten amerikanischen Konsuln in deutschen Städten", so schloß Herr Harris seinen Lbicagoer Vortrag, „sind von den deutschen Leben-gewohuhriten so angesteckt worden, daß sie offener Verwahrlosung anbeimgefallen sind, denn sie nehmen eben das Leben, wie sie e- in deutschen Städten finden." Die amerikanischen Konsuln in Deutschland mögen sich mit Herrn Harris darüber auseinandersetzen, ob die bekannt gewordenen Fälle von Verwahrlosung ihrer Kollegen zu solchen allgemeinen Schlußfolgerungen be- rechtigen. Auf deutscher Seite aber wird man sich mit Fug die Frage vorlegen, ob das Verhalten des Herrn Harris mit Stillschweigen hinzunehmen sei. Diplo- malischer Charakter kommt bekanntlich den Konsuln als solchen nicht zu (Vergl. Gareis, „Institn- tionen des Völkerrechtes"): trotzdem ist die Stellung eines Konsuls so beschaffen, daß öffentliche Urteile von feiner Seite über das Land, welches ihm die Erlanbnis zum Funktionieren durch das sogenannte Ereauatur er teilt hat, nicht mit beliebigen Privatäußerungen auf eine Stufe gestellt werden können. Mag darum das Verdikt des Herrn Harris über die deutsche Moral noch so sehr der Begründung entbehren: nachdem eS öffentlich abge geben worden ist, muß Herrn Harris bemerkbar gemacht werden, welches Uebergriffes er sich damit schuldig ge muckst bat. Zur Zurücknahme des Ereguatur ist der Staat, ank dessen Gebiet ein Konsul fungiert, in jedem Augenblick berechtigt, und zwar aus allen politischen und staatsrechtlichen Gründen, welche die Be endigung der konsularischen Tätigkeit als wünschenswert oder notwendig erscheinen lassen. Möge dieReichS regier ung dem Herrn Harris gegen über von diesen ihr zu stehen den Befug nissen Gebrauch machen? Die Marine in drei Parlamenten. In diesen Tagen haben stattgefunden oder find noch im Gange die Verhandlungen über die Marine Etats in England, Frankreich und Deutschland. England bewilligt mit überwältigender Mehrheit Mehr forderungen gegen das Vorjahr von 70 Millionen Mark. Der englische Ministerpräsident begründet die Vorlage unter anderem mit dem Hinweise auf die Möglichkeit, daß Großbritannien in Kämpfe mit anderen Seemächten ver wickelt werden könne, während gewisse (!) dritte Marinen unbeteiligt blieben und dadurch in jedem Fall einen großen Vorsprung gewinnen könnten! In Frankreich fordert das Parlament — nicht zum ersten Male — mehr für die Marine als die Regierung, und in Deutschland? — streicht die Budgetkommission dem Staarssekretär die notwendigsten Offizierstellen — natür lich aus formalen budgetrcchtlichen Bedenken. Man sollte umgekehrt dem Staatssekretär dankbar sein, daß er der wichtigen Frage des Offiziercrsatzcs vorsorgend alle Auf merksamkeit widmet, und auch bedenken, daß der Marine offizier nicht, wie der des Landheeres, nach Jahresfrist, sondern erst nach gut dreijähriger Ausbildung einiger maßen imstande ist, seinen vielseitigen Dienstobliegen heiten zu genügen. Tic Verdrängung der deutschen Sprache aus dem Heere dürfte in Ungarn dank der bekannten „harmlosen" Zugeständnisse an die Magyaren bald voll- endete Tatsache sein. Wenigstens ist die Einführung der magyarischen Sprache als Regimentssprache so flut wie beschlossen. Wie der „Bester Lloyd" meldet, hat die unga rische Delegation in ihrer Freitagssitzung einstimmig den Antrag angenommen, daß in Zukunft hinsichtlich der Feststellung der Regimentssprache und der Unterrichts sprache der Mannschaft die magyarische Sprache derart zu bevorzugen sei, daß, wenn die Mannschaft neben ihrer Muttersprache auch magyarisch spricht, der Staatssprache der Vorzug einzuräumen ist. Dagegen bemerkt der „Bester Lloyd" nur kurz: „Die Tatsache, daß auch die Armee leitung sich dem Anträge anschloß, zeigt die Zuvorkom menheit, welcher jeder Terraingewinn unserer nationalen Politik innerhalb der von der Einheit der Armee gestatte- ten Grenzen bei der Armeeleitung begegnet." Dieses Lob des deutschen Magyarenblattes kennzeichnet am besten den Geist, der das ganze Vorgehen diktiert. Da die Mannschaft neben ihrer Muttersprache meist zum größten Teil das Magyarische wenigstens notdürftig verstehen dürfte, so ist hier das Mittel geschaffen, alle Regimenter binnen kurzem zu ungarischen, d. h. magyarischen zu machen. Es könnte nur noch der feste Wille des Negi- mentskommandanten im einzelnen Falle einen Riegel vorschiebcn. Um anch dieses Hindernis dauernd zu be seitigen, hat man ja aber bereits den Gesetzentwurf zur Züchtung ungarischer (sprich magyarischer) Offiziere aus gedacht. Ter Feldzug gegen den französischen Kriegsminister. Im Pariser „Figaro" wird eine Reihe von Doku menten veröffentlicht, aus denen erhellen soll, daß Pelletan schwere Versäumnisse hinsichtlich der Wah rung der französischen Streitkräfte zur See sich habe zu Schulden kommen lassen. Als Eideshelfer wird der Kontre-Admiral Ravel angerufen, der dringend not wendige Arbeiten für die Marine verlangt habe, jedoch sechs oder acht Monate hindurch auf einen Bescheid warten mußte. Die Budgetkommission der Deputiertenkammer wird sicherlich nicht ermangeln, diese Enthüllungen für den vom Präsidenten des Ausschusses, Doumer, geplante« Feldzug gegen Pelletan zu verwerten. Pelletan habe sich wohl gehütet, meint der „Figaro", in seinen „Ent hüllungen", diese Dokumente jüngst dem Flottenaus- schusse der Kammer, vor dem er sich rechtfertigte, mitzu teilen. Diele Dokumente haben auf den „Sully" Bezug, der am 2. Januar 1903 der Marine in Toulon abgelicfert wurde und am 10. April die offiziellen Proben hätte be stehen sollen. Diese wurden aber erst ani 23. Mai be gonnen und am 11. Juli beendigt. Damals wurden Be schädigungen konstatiert, über die, sowie über mehrere andere vorzunehmende Verbesserungen das Marinemini- stcrium genaue Kunde erhielt. Wenn rechtzeitig darauf geantwortet worden wäre, so hätte der „Sully" am 1. September seetüchtig sein können, allein die Antwort blieb lrotz den brieflichen und telegraphischen Mahnungen der Marinekommission in Toulon bis zum 31. Dezember aus. Der Kontreadmiral Ravel, welcher darüber an den Admiral Brenaims, Hafenpräfekten von Toulon, berichtet, tritt auch einer Ansicht entgegen, die der Marineminister kürzlich im Flottenausschusse der Kammer äußerte, daß die Proben mit neuen Schiffen in einem Monat erledigt werden könnten, wie dies in England geschehe. In der französischen Marine, schreibt er, halte man vier bis fünf Monate für notwendig. Diese Zeit wäre eingebracht worden, wenn „Paris" die Antwort wegen der Repara turen nicht um fünf Monate verzögert hätte. Aus den Dokumenten geht hervor, schließt der „Figaro" seine Philippika, daß Pelletan den Vorbereitungen für die Landesverteidigung den empfindlichsten Schaden znfügt. Das sind nicht „schlechte Preßreportagen", um mit Herrn Pelletan zu sprechen, „sondern offizielle Zeugnisse eines Vizeadmirals und eines Kontreadmirals. Morgen werden wir noch einige weitere Dokumente veröffentlichen. Wir raten daher dem Herrn Marineminister, den „Figaro" vom Freitag, 4. März, zu lesen. Vielleicht erfährt der Unglückliche daraus Dinge, von denen Tissier (seither Kabinettschef) ihm nichts gesagt hat." Deutsches Kelch. * Lechzt,, 5. März. Angeblich gefälschte Zitate. Zwischen den beiden sozialdemokratischen Älättcrn in Leipzig und Hamburg ist eine scharfe Auseinandersetzung wegen angeblich ge fälschter Zitate deS preußischen Ministers v. Hammerstein bei der Russendebatte erfolgt. Das „Hamburger Echo" fragt die „ Leipziger Volkszeitung", weshalb sic das schon am Montag im Druck veröffent lichte Material nicht sofort an die Genossen weiterpegeben, damit diese dem Herrn Minister am Montag damit hätten kommen können? Das wäre jedenfalls weit zweckdien licher gewesen, als die Sicherung der Ehre der ersten Ver öffentlichung an irgend einer anderen Stelle. Gegen diesen Vorwurf verwahrt sich die „Leipziger Volksztq." und führt aus, daß sie alles getan habe, um Bebel bereits am Sonntag von dem Inhalt des betreffenden Artikels in Kenntnis zu setzen, und auch Fürsorge traf, daß Bebel Montag nachmittag im Besitz des gesamten Materials war; endlich habe sie sich Bebel für den ganzen Montag telegraphisch und telephonisch zur Verfügung gestellt, so- nach alle Anordnungen getroffen, um Bebel rechtzeitig in Kenntnis zu setzen. Wenn von diesem Material im Reichstag kein Gebrauch gemacht worden wäre, so sei das nicht Sache der „Volkszeitung". — Es ist in der Tat auf fällig, daß Bebel ein angeblich so wichtiges Material gegen den Minister vollständig ignorierte. Weshalb? Er hat jedenfalls diesem Material nicht getraut. Und mit den angeblich gefälschten Zitaten ist es nichts! * Verliu, 5. März. Die Gültigkeit »er Hauptwahl i« Gschwege-Schmal-- kalbcu vom l5. Februar ist, wenn die angeblich auf amtliche Auskünfte gestützten Angaben der „Kass. Allg. Zig." über die Person des sozialdemokratischen Kandidaten Hugo zutreffend sein sollten, ernstlich in Frage gestellt. Schon im Ver laufe der Agitation für die Hauptwahl wurde argen den sozialdemokratischen Kandidaten von antisemitischer Seite verbreitet» daß seine erkrankten Angehörigen von dem Landarmenverband Unterstützung bezögen und dieser dadurch des aktiven und des passiven Wahlrechts verlustig gegangen sei. Hugo veröffentlichte demgegenüber eine Erklärung, in welcher er anführte, daß er sein Wahlrecht bei der Land- tagöwahl wie bei den Stadtverordnetenwablrn in Kassel ausgeübt habe. Er gab zu, eine Armenunterstützung leih weise sür seine erkrankte Frau und Tochter in Anspruch genommen zu haben, jedoch nur auf die ausdrückliche Er klärung des Kassenbeamten hui, daß diese Unterstützung nicht als Armenunterstützung im Sinne des Gesetzes ausgefaßt werde. Er sei auch der Aufforderung des Bürgermeister«, die Kosten hiersür ratenweise abzuzahlen, sofort nach gekommen. Die „Kass. Allg. Ztg." hält dieser Erklärung gegenüber ihre Behauptung aiffrecht, daß die beiden An gehörigen Hugos auf Kosten de« Landarmenverbande« im Landeskrankenhause verpflegt wurden und daß bisher von Hugo noch kein Pfennig für die Verpflegung bezahlt worden sei. Eine teilweise Bestätigung finden diese An gaben in einem im Wahlkreise verbreiteten Telegramm der Kasseler Armendirektion, wonach Frau und Kind HngoS sich für Rechnung des Landarmenverbande« im dortigen LandeSkrankenhause befinden. Man wird, ehe man sich ein richtiges Urteil über die Gültigkeit der bei der Hauptwahl abgegebene» sozialdemokratischen Stimmen bilden kann, abwarlen müssen, wie sich diese Widersprüche zwischen der amtlichen Erklärung der Kasseler Armendrrektion und der Veröffentlichung Hugo« aufklären. Wären di« auf Hugo ge fallenen Stimmen ungültig gewesen, so würde der freisinnige Kandidat Merten mit dem Antisemiten Raab in die Stich wahl gekommen sein. * Die Erscbuiffc der internationalen Sanitiits, konferenz, dte im Herbst vorigen Jahres in Paris ab- gehalteu wurde, werden demnächst dem BnnbeSrate und dem Reichstage zugehen. Der wesentliche Erfolg der bezüglichen Verhandlungen besteh«, wie wir aus Bundesratskreisen erfahren, in der Feststellung der Möglichkeit, hinsichtlich der Absperrungen beim Ausbruch von Seuchen eine weit größere Milde Platz greifen zu lassen, als bisher geschehen ist. Es hat sich herausgestcllt, daß die bis dahin ergriffenen Maßnahmen in mancher Beziehung viel zu rigoros waren. * Tierärztliche Wünsche. In einer Audienz, die der Geh. Medizinalrat Professor vr. Esser als Vorsitzender de« Aus schusses der Zentralvertretung der tierärztlichen Vereine Preußens beim Kriegsminister hatte, sprach er dem Minister für die Anbahnung der großen Fortschritte im Militarveterinarwese» kein« Dank au» vnd tmg ch« uuter anderem folgend« Wünsche vor: „Aufdrbung der Unterstellung der RemoutrvetrrinLre «ür die Administratoren, Wiederg«stattung d«r Zugehörigkeit d«r aktiv«« Milüärvrtertuär« zu den tierärztltcheu Bereise», gewiss« Lrleich- Irrungen hinsichtlich der Einberufung zu Uebungeu sowie Zerlegung des etujLdrig-frriwllligen TienstjahreS in zwei zeitlich trennbare Hälften." Der KrieaSminister nahm den Vortraa sehr wohlwollend auf. Der Ausschuß der tierärztlichen Vereine wird dem Kriegsminister noch eine schriftliche Zusammenstellung der vorgetragenen Wünsch« überreichen. — Dem Reichstage ging ein Gesetzentwurf, betreffend die Krankenfürsorge für Seeleut«, zu. — Gegen die So ldatenmißbandlungen. Der Abgeordnete vr. Ablaß lfreis. Vp ) hat im Reichstage zum Mtlttäretat den Antrag eingebracht, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, darauf Bedacht zu nehmen, im Wege der Gesetzgebung und Verwaltung durchgreifender als bisher den unter Mißbrauch der dienst lichen Gewalt stattfindrnden Soldatrnmißhaudluug.« «nt- aegenmwirken, wie sie trotz aller dagegen bisher ergriffenen Maßnahmen in großem Umfange wieder mehrfach durch Ver handlungen der Militärgerichte festaefiellt worden sind und geeignet erscheinen, ebenso weite Kreise des Volke« zu beunruhigen, wie dem guten Rufe der deutschen Armee Eintrag z» tu». — Preis» für Remontrn. Der Abg. Rogalla v. Bieb»rft«t« beantragt zum Militäretat, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen: derselbe wolle erneut in Erwägung ziehen, ob sich nicht im Inter esse der Aufrechterhaltung d«r äußerst ül Frage gestellten Zucht von geeigneten Rrmoutepserden eine Erhöhung der Remonte-Au- kaufspretse empfiehlt. — Das Direktorium des Zentralvrrdande« deutscher Industrieller hatte, wie s. Zt. mitgeteilt wurde, am IS. Januar beschlossen, eine Zahlstelle der Arbeitgeberverbände zu er richten, um sie zur Bekämpfung unberechtigter Bestrebungen der Arbeiter miteinander in Verbindung zu bringen. Im Zusammen- Hang mit den auf Grund der gleichartigen Beschlüsse einer Jn- dustriellenversammtiuig vom 17. Januar in der Angelegenheit der Gründung eines deutschen Arbeitgeberverbande« weitergrführten Verhandlungen ist, nunmehr der Ausschuß de« Zentralverband«« deutscher Industrieller zum 17. März nach Berlin eiuheruf«» worden. . — Diplomatische Personalien. Wie nach der „N. A. Z." verlautet, ist der bisherige erste Sekretär bei der Botschaft in Kon- tantinopel, Legationsrat Freiherr v. Wanaenheim, zum Ge- andten in Mexiko und der bisherige kaiserliche Konsul in Prag, Freiherr v. Seckendorfs, zum Gesandten in Bogota (Kolumbien) ernannt worden. * In Hannover erwartet man die A»w«s»nh«it deS Kaisers am Donnerstag, 10. d. M„ zum Reiterfeste. Mit der Herrichtung der Hofloge in der Festhalle ist man bereit« beschäftigt. * Hannover, 4. März. Im Befinde» deS Generäl- feldmarschall« Graf Waldersee soll, Wolffs Bureau zufolge, eine geringe Besserung eingetreten sein. Die Nahrungsaufnahme habe etwas zugenommen, doch sei der Zn stand sehr ernst. Die Professoren vr. Orth »Berlin und Eppstein-Göttingen sind in Hannover eingetroffen. Nach Meldungen des „B. L.-A." hat sich der Zustand Waldersee« dagegen nicht gebessert. Der Kranke nehm« nur flüssige Nahrung zu sich und leibe an erheblicher Aräfteabnahme. Der Kaiser ließ sich gestern einen ausführlichen Bericht über daS Befinden deS Kranken erstatten. * Ans «er Ostmark. Die Gültigkeit der Ehe deS Abg. Korfanth will bekanntlich Kardinal Kopp an fechten. Demgegenüber ist e« von Interesse, festzustrllen, wie sich denn die katholische Geistlichkeit der Diözese Posen zu der Wahl diese« Mannes gestellt hat. E- ist noch erinnerlich, daß vor der Wahl Korfanth« znm Landtagsabgeordneten für Schrimm - Schroda - Wreschen gegen dessen Kandidatur von geistlicher Seite in der polnischen Presse Widerspruch erhoben wurde. Wie ver hielten sich aber bei der Wahl Korfanth« am 10. d. Mts. in Schroda die der polnischen Geistlichkeit angrhörigen Wahl» männer (es waren dies etwa ein Dutzend)? Keiner von chnen fehlte und allo wählten sie Korfanth; unter ihnen befanden sich ei» Deka», ein Pfarrer an einer unter dem Patronat de« erz- bischöflischen Stuhles stehenden Kirche, sowie ein Geistlicher au« dem SchrimmerKreise, der vorher al« einer der heftigsten Gegner der Kandidatur Korfanth öffentlich aufgetreten war! Dieser Fall bestätigt aufs neue — da man doch nicht anuehmen kann, daß den geistlichen Wählern Korfanth« dessen Stellung gegenüber der Kirche und dem Fürstbischof von BreSlau un bekannt gewesen ist und daß die Grundlehre« der katholischen Kirche hier andere sein sollen al« in BreSlau — nur die oft gemachte Erfahrung: daß der polnische Kleru» die Politik allemal der Religion voranstellt! * Jena, 4. März. Eine Kundgebung der Jenenser Studentenschaft hat folgenden Wortlaut: „Die im Deutschen HauS versammelte Studentenschaft erhebt einmütig Protest gegen die an hiesiger Universität bestehend« katholische farbentragende Verbindung „Sugambria" und zwar deshalb, weil die Jenenser Studentenschaft «s für ei« folgenschwere«, dem Wesen der deutschen Studentenschaft wider- sprechende« Unterfangen und für ein da« deutsch-nationale Empfinden Puierrot vor Aufregung streckte ihnen Erna die Hände hin, welche die werbenden Jünglinge schnell ergriffen, und ihnen fest in die Augen schauend, fragte sie feierlich: »^können Sie schweigen?" „Wie das Grab!", beteuerten beide dumpf. „Und werden mich mit keiner Silbe verraten?" „Mit keiner Silbe!" „Nun, dann will ich cs Ihnen unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertrauen. Ich habe mich vor einer halben Stunde heimlich — verlobt!" Wie von einer Natter gestochen, ließen die beiden ihre Hände los und starrten sie völlig entgeistert an. Dinko fand zuerst die Sprache wieder Tann müssen wir freilich blutenden Herzens entsagen", sagte er tonlos, „ob wir Ihnen aber gratulieren dürfen, ist eine andere Frage, denn das Glück, das Sie an unserer Seite erwartet hätte, wirb Ihnen wohl schwerlich ein anderer bieten können." „Er liebt mich aber ebenso heiß, wie Die", stotterte Erna errötend. „Das ist nicht möglich", wandte Dinko wehmütig ein und Mirko bat flehend: „Machen Sie sich nicht unglücklich, Fräulein Erna, nehmen Sie lieber uns, mir werden Sie ans den Händen durchs Leben tragen, wir werden ihren Weg mit Rosen pflastern . . „Bestreuen", verbesserte ihn der Bruder. „Aber, meine Herren, es ist nun doch einmal zu spät", klagte Erna, „vor einer halben Stunde hätte ich mir die Sache noch überlegen können, aber jetzt . . ." Die beiden verunglückten Werber schauten ganz nieder geschlagen -rein. „Zu spät — zu spät!" murmelten sic düster, dann raffte sich Dinko zu der schicksalsschweren Frage auf, wer denn eigentlich ihr bevorzugter Rivale sei? Erna zögerte mit der Antwort; es Ivar ihr, als ob sie damit den Geliebten seinen Henkern auSlieferte, dann aber sagte sie sich, daß er Mann genug sei, sich seiner Haut zn wehren, daß es von ihr sogar «in Verbrechen wäre, an seinem Mut zu zweifeln, und mit dem Stolze der antiken Römerin, die ihrem Mann lächelnden Antlitzes daö Schwert in die Hände drückte, um ihn den Feinden entgegenziehen zu lassen, nannte sic Vladojs Namen. „Was, Bladoj?" rief Dinko voller Empörung, „daS geben wir nimmermehr zu! Jedem anderen würden wir den Platz freiwillig, wenn anch schweren Herzens, ge- räirmt haben, ihm aber nie!" „Nie!" bekräftigte auch Mirko. „Ja, warum denn nicht?" fragte Erna ganz ver schüchtert. „Weil er Sic sitzen lassen wird, wie er schon so viele sitzen gelassen hat." Erna wurde es ganz wirbelig im Kopfe. „Er hat schon andere sitzen lassen?" — stammelte sie im jähen Schreck; dann sich aber BladojS heißer Schwüre und seiner feurigen Glut er innernd, wurde sic wieder etwas zuversichtlicher, und ironisch setzte sie hinzu — „daö diktiert Ihnen nur Ihre Eifersucht — Vlados hat gewiß noch keiner vor mir Liebe geschworen, geschweige denn sie sitzen lassen." „Doch, er hat es getan" — bekräftigte Mirko — „Mit anderen kann er indes machen, was er will, das kümmert uns nichts, aber die Dame, die w i r lieben, die darf er nicht sitzen lassen!" „Nein, das darf er nicht, und das werden wir ihm auch sofort sagen" — entschied Dinko und nach einem Blick des Einverständnisses mit -cm Bruder machte» sic Kehrt, um ihren Vorsatz möglichst schnell zur Ausslth- rulig zu bringen. Erna fingen die Knie an zu zittern, denn nun mußte es ja entschieden zum Duell kommen — ein anoerer Aus gang war star nicht denkbar! Bisher hatte sie mit solch einer Möglichkeit nur ans der Entfernung kokettiert, nun cS aber wirklicher, wahrhaftiger Ernst werden sollte, wurde ihr doch furchtbar ängstlich zu Mute. Sie sah nicht« als Blut vor den Augen, und nm das Schreckliche so lange alS irgend möglich hinan-zuschieben, rief sic die Davon stürmenden flehenden Tones zurück. Diele aber hörten sie nicht oder taten doch wenigsten- so und rannten unaufhaltsam weiter. .Hülfe, Hülfe!" — schrie nun Erna im höchsten Dis kant, und als die mutbcseelten Jünglinge daraufhin doch znrückkehrten, stürzte sic sich ihnen, um ja nicht ihre Herzensangst zu verraten, tobeSmatt in die Arme und heuchelte eine veritable Ohnmacht. Ihr gellender Aufschrei batte aber unglücklicherweise auch den Herrn Pfarrer, -er noch auf ihren Papa wartete, herbeigelockt. „I der Donner, Sie sind ja eine recht nette Fliege" — fuhr er volternd dazwischen. Im Nu halte sich Erna von ihrer Ohnmacht erholt, und tief beleidigt, protestierte sie: ,Hch bin keine Fliege, -aS verbitte ich mir!" Er nahm sie bei der Hand, damit sie ihm nicht, wie vorhin, ausrückc, hielt sie einen Schritt von sich ab un musterte sie schmunzelnd von oben bis unten. „Und so ein Guckindiewelt verbittet sich etwas!" — spottete er kopfschüttelnd — „na warte, mein Kleinchen, nfiir wollen erst " „Fräulein Erna ist weder ein Guckindiewelt, noch ein Kleinchen, sonder» eine Dame" — nahm sich Dinko ihrer ritterlich an. „Tu, mein Junge, hältst -en Schnabel" — wies ihn der Pfarrer grob zurecht, und daun wieder seine Auf merksamkeit Erna zuweudend, die sich vergebens von ihm zu befreien suchte, sagte er, seine Lachlust nur schwer be- meisternd — „na, die Frau Mama, -ie so sehr für ihr Hühnchen zittert, sollte nur missen, wie es von selbst auß einem Arm in -en anderen flattert — das wür-c ihr sicherlich eine riesige Freude machen!" Erna hätte ihm vor Wut die Augen auökratzen könne». ,Hch weiß allein, ivaS ich zu tun und zu lassen habe!" — trotzte sic und warf ihm einen Blick zu — einen Blick, der ihn, wenn er nur einen Funken Taktgefühl besaß, tödlich treffen mußte. Dieser Halbwilde, dieser Barbar, ließ sie aber nicht nur nicht los, sondern umspannte ihr Handgelenk noch fester und mit eisiger Stimme sagte er: „Nun, dann wollen wir doch gleich zur Mama gehen nnd sie fragen, ob sie derselben Meinung ist?" Ernas ganzer Trotz schrumpfte plötzlich in ein Nichts zusammen, und obgleich sie die Blicke der ritterlichen Jünglinge auf sich gerichtet fühlte und wußte, daß nun ihr ganzes Prestige in dte Brüche ging, so kroch sie doch -u Kreuze und bat flehentlich: „Nicht zur Mama — lieber Herr Pfarrer, nicht zur Mama!" „I, warum denn nicht?" — spottete dieser — „sic wird sich gewiß freuen, gleich drei Schwiegersöhne zu bekommen. Mehr Glück kann einer Mutter doch nicht widerfahren" — dann, nachdem er sie eine Zeitlang hatte zappeln lassen und glaubte, annchmen zu dürfen, daß sic -er auSge- standcne Schreck für eine Weile kuriert hab«, lenkt« er ein, gab ihr noch eine gute Lehre mit auf den weg und ließ dann sic nach der einen »nd die Zwillinge nach der anderen Seite lausen. Schmunzelnd sah er ihnen nach. „Oh, ihr glücklichen Kinder" — dachte «r seufzen- — „wer doch nie mehr Kummer und Sorge« hätte als ihr!" Dann wandte er sich wieder den WirtschastSgetäuden zu, wo im selben Augenblick Herr von Höchstsekd mit Erich vorfuhr. Als ihn der Major erblickte, umdüsterte sich seine Stirn ganz bedenklich, und laut genug, daß es bis zu dem Heran- nahende» dringen konnte, sagte er zu Erich: „Ich möchte wissen, was der hier zu suchen hat!" Der Pfarrer zuckte zusammen, aber getreu seinem Bor- satz, jedem neu auftauchenden Zwiespalt durch Äußerste Ruh« und Gleichmütigkeit von vornherein den Stachel zu nehmen, tat er, als ob er nichts gehört hätte und ging ihnen entgegen. Herr von Hüchstfcl- konnte ihn schließlich nicht mehr ignorieren, wenn er cs nicht -um offenen Bruch treiben wollte, und mit zurückhaltender Höflichkeit sagte er: „Guten Tag, Herr Pfarrer, was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches?" „Ich komme in Kirchenangelegenhetten" — erwiderte ihm dieser mit gleicher Zurückhaltung — „Sie wissen doch, daß Sie PatronatShcrr sind." „Nein, da« wußte ich nicht" — gestand der Major, und malttiöS setzte er hinzu — „wenn Sie nicht etwas brauchten, würde ich es wohl auch nicht so Salb erfahren haben." Dem Pfarrer schwebte eine scharf« Entgegnung aus der Lippe, und es fiel ihm um so schwerer, mit dieser hinter dem Berge zu halten, da er gerade nicht gewohnt «ar, keine Worte auf die Wagschale zu legen, vollkommen still sein konnte er dazu aber doch nicht,-und etwas weniger lassen, als er eigentlich wollte, entgegnete er: „Daran sind Sic nur selbst schuld." „Ich? Wieso ich?" - fragte der Major spitz „Weil Sie seit Ihrem Hiersein auch unserem liehen Herrgott einmal einen Besuch hätten abstatten können; bei dieser Gelegenheit würbe Ihnen der Küster schon die Patronatsplätze angewiesen haben." „Hm — werde das bald nachholen" — brummte Herr von Höchstsekd ärgerlich und war nicht wenig erbost, daß der Schlag wieder auf ihn -urückgeprallt »ar. iFortsetzung folgt.)
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