02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040308026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904030802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904030802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-08
- Monat1904-03
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Anzelgm-PreiS die 6gespaltene Petitzeile LS Reklamen unter dem RrdaktionSflrich («gespalten) 7b »ach den Familtruuach. richten (bgrspalteu) V0 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren sür Nachweisungen und Osfertenannahm» 2b 4. Grtra-veila-e« (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbrfvrdrrung 60.—, mit Postbeförderung ^l 70.—. Anuahmeschlutz fßr Auzet-ear Abend.Au«gabr: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmUtag« 4 Uhr. Anzeigen sind stets an dir Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von S. Pal» in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. »ltathardt). 98. Jahrgang. Var Wichtig«« vom läge. * Im Auftrage des Königs Georg von Sachsen begiebt sich der General L la suito Sr. Majestät General major d'Elsa zur Beisetzungsfeier für den verstorbenen Grafen Waldersee nach Hannover. * Bezüglich der event. erfolgenden Monarchenbegeg- nungen auf der Mittelmeerfahrt de» Kaisers wird als Parole ausgegeben: der Kaiser werde solche Begegnungen weder suchen noch vermeiden, doch solle der Charakter der Reise al« ErholungSsahrt gewahrt bleiben. * Gestern erneuerte die japanische Flotte ohne Erfolg die Beschießung Wladiwostoks; zwei japanische Kreuzer sollen gesunken sein. Der Ulttamoniankmtts in Lbiiringen. —0. Jena, 7. März. Gegen das offensichtlich von ultramontaner Seite künstlich berbeigeführte Vordrängen einer farbentragenden konfessionell.katholischen Verbindung an der rein evangelischen Universität Jena hat bekannt lich deren Studentenschaft m seltener Einhelligkeit lauten Protest erhoben, welcher von dem ehemaligen Jesuiten- pater Graf Hoensbroech, dem alle Schliche der Ultramontanen wohlbekannt sind, mit schlagenden Grün den ausführlich unterstützt wurde. Ter Protest wird außer den Universitätsbehörden vor allem den sämtlichen Regierungen der an der Universität beteiligten Er halterstaaten überreicht werden, und es muß der be stimmten Erwartung Ausdruck gegeben werden, daß die Regierungen, die wohl schon langst das planmäßige Vor dringen des U l t r a m 0 n t a n i s m u s in daS evange- lische Thüringen aufmerksam verfolgt haben, dem recht bedeutungsvollen Proteste die gebotene ernst- Hafteste Erwägung widmen, um dann unbeirrt durch kleinliche Rücksichtnahme eine ersprießliche Ent schließung zu fassen. Gerade unser durch und durch evangelisches Thü- ringen, dessen Boden der große Reformator Martin Luther entsprossen ist, hat der Ultramontanismus schon längst als Feld für seine Propaganda aus ersehen, insbesondere aber jetzt, durch Erfolge kühn ge macht, unser Jena, dessen Universität der Reformation ihre Gründung verdankt und mit Recht als ein Hort des Protestantismus gilt. Man ist dabei nach einem wohl angelegten Plane ganz systematisch vorgcgangen. Ganz unauffällig wurden katholische Geschäftsleute usw. — wenn erforderlich, mit entsprechender finanzieller Unterstützung — veranlaßt, ihren Wohnsitz in rein-pro- testantischen Orten zu nehmen; allgemach mehrte sich dann ihre Zahl, es wurde eine eigene katholische Schule, Feuilleton. As Lin angenehmes Lrbe. Roman von Viktor von Rei-ner. Nachdruck verboten. „Ereifern Die sich nur nicht, lieber Freund" — suchte ihn der Major zu besänftigen — „wo werde ich denn an so etwa- denken! Ich meinte nur wegen Ihre» — kranken Zustandes." ,Hch bin krank?" — überschrie sich der Semliner — „nun hört sich aber alles auf! Weiß Gott, ich bin gewiß ein gutmütiges Schaf und habe so lange als möglich wie zu einem vernünftigen Menschen zu Ihnen geredet — mich aber von einem Narren als Narren behandeln zn lassen, das fällt mir nicht ein!" ,Herr, was unterstehen Sie sich?" — fuhr ihn Herr von Höchstseld, im Moment ganz vergessend, baß er einen Irrsinnigen vor sich habe, wütend an. „Was ich mich unterstehe?" — schrie dieser ebenso zurück. — „Ihnen die Wahrheit zu sagen. Und wenn Ihre Familie nicht den Mut hat, Sie dorthin zu stecken, wo Sie hingehören, bann werde ich dafür sorgen, daß Sie schnellstens in eine Anstalt kommen — denn die All gemeinheit muß geschützt werden!" — sprach'-, machte eine höhnische Verbeugung und schlug di« LÜr dröhnend hinter sich zu. Herr von Höchstfeld kämpfte einen Augenblick mit sich, dann gewannen die Ueberlegung und da» Mitgefühl die Oberhand, und Herrn von Szabo zur Tür hinaus drängend, bat er: „Eilen Die ihm sofort nach — der arme Mensch tut sich sonst ein Leid an!" „Aber, Papa, es ist doch nur ein Irrtum" — versuchte ihn Erich auszuklären. Doch der Major, -er ihn in der Aufregung mißver standen, nickte nur und sagte: „Freilich ist es ein Irrtum — das war fa gar nicht der erwartete Brabar - dieser arme Kerl hat sich nur in einem Anfall von Größenwahn in den sür jenen be stimmten Wagen gesetzt, und der echte Brabar kann nun -u Huß laufen — sehr fatal, äußerst fatal." Erich zuckt« mit b«r Gchulter und — schwieg. ein Beetsaal und schließlich eine eigene Kirche möglichst mit eigenem Kaplan oder Pfarrer eingerichtet — immer unter dem Zeichen der „Parität". Wie äußert sich nun aber die Parität gegenüber Protestanten in katholischen Gegenden? Da werden die Protestanten als „Ketzer" mit scheelen Augen angesehen, oft geschäftlich und gesellschaftlich boykottiert, und hierzu regen, wie einzelne an die Öffentlichkeit gelangte Fälle dargetan haben, die Geistlichen auf der Kanzel oder im Beichtstuhl offen oder mehr oder weniger verblümt an. Nun, das gibt einen beherzigenswerten Fingerzeig. Pa rität darf nur gegenüber denjenigen geübt werden, die auch ihrerseits Parität gewähren. Die Ultramontanen jedoch sagen hohnlächelnd zu den Protestanten: Wir ver langen Parität von euch nach euren Grundsätzen, müssen sie aber euch, wenn wir dazu in der Lage sind, verweigern, nach unseren Grundsätzen I Möchten sich das die Regierungen der Erhalterstaaten gesagt fein lassen — gesagt sein, lassen auch, wie wenig die preußische Regierung mit ihrem bedauerlichen Entgegenkommen gegen die immer dreister werdenden Ansprüche des Ultramontanismus erzielt hat. Darum sprachen wir eingangs die Erwartung aus, daß die Regierungen nicht unangebrachte schwächliche Rücksicht walten lassen werden, sondern daß sie — ein- gedenk dessen, daß der Ahn ihrer erlauchten Fürstenhäuser, der Ernestiner, Johann Friedrich, der Gründer der Universität Jena, als Märtyrer der Reformation ge stritten und gelitten hat — einen Entschluß fassen, der die für unsere Universität nicht zu unterschätzende Gefahr be seitigt. So wenig in Thüringen, wie das Weimarer Bei spiel zeigt, auf dem Gebiete der Kun st Preußen blind lings nachfolgt, so wenig darf auch Preußens Hal tung gegenüber dem Ultramontanismus für die Re gierungen der ernestimschen Erhalterstaaten maß gebend sein! KcilttMldiiiiirschall Kral Aalämee -f. Einen politischen Bries de« Grafen Waldersee veröffentlicht anläßlich des Hinscheidens des Generalfeld marschalls das „B. T.". Der Brief ist an den früheren Herausgeber deS „Berliner Fremdenbl" Herrn Ur. Russak, gerichtet und ist besonders wegen der Auslastung über den Fürsten Bismarck und wegen des politischen Bekenntnisse« interessant; er lautet: Altona, 31. Oktober 1894. Geehrter Herri Empfangen Sir meinen besten Dank für Urbersendnng der beiden Nummern Ihrer Zeitung und für die in denselben für mich zum Ausdruck gebrachten freundlichen Gesinnungen. Wenn Sie lagen, daß ich einer gemäßigten politischen Richtung angeböre, so treffen Sie damit gewiß da» Richtige, werden aber wenig Glauben finden. Es paßte schon dem Fürsten Bismarck gut, mich als Mucker, Stöckerianer, schwarzen Reaktionär, Kriegstreiber rc. rc. darzuslellen, sodaß der Durchschnittsphilister Gänsehaut bekam, wenn von mir die Rede war. Herr v. Caprivi gefiel sich darin, in dasselbe Horn zu stoßen, und ist mein Ruf unter ihm nicht besser geworden. Ich weiß wohl, daß alle, die mich gut kennen, anders denken; r« nützt aber nicht viel, und dürfte viel Zeit nötig sein, ein so fest gewurzeltes Vorurteil zu zerstören. Der Wunich meiner Widersacher ist es wohl nicht gewesen, aber sicher eine Wirkung, daß man mich für einen Mann von eigener Energie und festem Willen hält, und bin ich mit dieser An erkennung ganz zufriedengestellt. In Nr. 254 sagen Sie, der Kanzler (Caprivi) habe seinen beab sichtigten Rücktritt durch einen äußeren Anlaß herbeifübren wollen und deshalb den ominösen Artikel der Kölnischen Zeitung lanziert, ich glaube, dem auf Grund guter Informationen widersprechen zu können; ich glaube, der Artikel verdankt seinen Ursprung dem Ueberriser und der Kurzsichtigkeit kleiner Leute. Ob nicht ein Kanzlerwechsel sowieso nahe bevorgestanden hätte, ist eine andere Frage. Die Wahl des Fürsten Hohenlohe-Langenburg für den Statt- Halterposten ist unter der Voraussicht, daß die Politik des Vor gängers die richlige gewesen, eine glückliche. In besonderer Hochachtung A. Waldersee. DaS „Militär-Wochenblatt" widmet dem dahin geschiedenen Grafen Waldersee in seiner letzten Nummer einen besonderen Artikel, in dem die militärischen Verdienste ihre Würdigung finden. Aus dem Artikel seien einige bemerkens werte stellen hier wievergegeben. So heißt es: „Eine bedeutungsvolle Aufgabe erwuchs ihm (Waldersee), als er im Januar 1870 ,ur Botschaft nach Paris kommandiert wurde. Sein scharfer Blick hat in der kurzen Zeit bis zum Ausbruche des Krieges die Schwächen der französischen Armee durchschaut und ihre Fechtweise so sicher erkundet, daß seine an den König er statteten Berichte eine zuverlässige Grundlage für die deutsche Truppenführung bildeten." Und dann wird an anderer Stelle noch folgendes gesagt: „Seine Sendung nach China und der äußere Verlauf der Dinge dort ist bekanH« genug; man weiß auch und erkennt allgemein an, daß Graf Waldersee dort unter schwierigen Umständen Vortreffliches geleistet hat. Wie groß aber die Friktionen gewesen, mit denen er zu kämpfen hatte, »nd wie hoch sein Verdienst anzuschlagen ist, daß er trotzdem mit Festigkeit und diplomatischem Takt ihrer Herr geworden ist, das wird erst die Zukunft offenbaren, wenn dereinst sich die Archive über jenen merkwürdigen Zug nach dem fernen Ostasien öffnen werden." Ueber die Krankheit des Grafen wird dem „B. L.-A." geschrieben: DaS Leiden, dem Graf Waldersee erlag, war eine Fol^e der heftigen Dysenterien, von denen er mehr mals während des Feldzugs in China befallen ward. Seither litt er wiederholt an Unterleibsbeschwerden. Die unmittelbare Ursache war eine Erkältung, die er sich bei einem Bortrage zuzog, den er bei seinem letzten Aufenthalte in Berlin gehalten hatte. Wie es aber seine Gewohnheit war, schonte er sich nicht und zog auch keinen Arzt zu Rate. Noch am 25. Februar machte er in Hannover ein Festessen anläßlich des Geburtstages des Königs von Württemberg mit, und am folgenden Tage ritt er noch aus. Am 27. be gann er dann über Schmerzen zu klagen, zog einen Arzt hinzu und mußte das Zimmer hüten. Daß aber sein Ende so nahe war, ahnte niemand. Ueber die letzten Stunden Waldersees wird dem Blatte noch folgendes berichtet: Graf Waldersee ist den Tod gestorben, den er sich immer selbst gewünscht hat: in voller Tätigkeit, im Besitz seiner geistigen und körperliche« Kräfte, ohne langes Krankenlager. Bis zum Mittag de« Tode-taaeS war er bei vollem Bewußtsein und beschästigte sich mit aller lei militärischen Fragen, die ihn interessierten. Dann begann sein Geist zu wandern, und e« stellten sich Phantasien ein. Daß er sich bewußt war, daß eS mit ihm zu Ende ging, erwähnte der Sterbende mit keinem Worte. Jedoch lasten zwei Worte, die er wenige Stunden vor seinem Scheiden sprach, darauf schließen, daß er sein Ende herannahen fühlte. Das eine war: „Heute abend werden sie bei Schnörl traurig sein." Dabei dachte er daran, daß die Offiziere am Abend in dem Restaurant bei Schnörl zusammenkommen wollten zur letzten Besprechung wegen de« Reiterfestes, und daß dieses im Falle seine« Tode« auf geschoben werden müsse. Sein letztes Wort war an seine Gattin gerichtet, die neben seinem Bette saß und seine Harrd hielt. ES lautete: „Ich bin im Frieden (mit Gott)." Der russisch-japanische Krieg. Beschießung »on rvsadimostok. Der Statthalter Alexejew hat hem Kaiser aus Muk- den von heute foltzvNüeS Telegramm zwgehen lassen; In Ergänzung meines Telegramms vom 6. d. M. melve ich untertänägst, 'daß um 1 Uhr 25 Mtn. nachmittag- von 7 feindlichen Schiffen 5 gegen die KortS Su worow und Minowitsch, sowie gegen die Stadt und die Nectde im Tale des Flüßchens Öbjasnentje das Feuer eröffneten. Dieses dauerte bis um 2 Uhr IS Mtn., worauf das japanische Geschwader nach Süden zu dampfen begann uw- um 5 Uhr 30 Min. außer Sicht kam. Ans den Batterien und in den Befestigun gen hatten wir keine Verluste. In der Stadt ist ein Matrose verwundet und eine Frau getötet worden. Nach einer eben eingcgangcnen Meldung ift ein feind liches Geschwader heute früh 8 Uhr abermals inSichtder Festung erschienen. * Petersburg, 7. Märiz. Nach einem Telegramm des Kommandanten des Hafen» von Wladiwostok vom 7. März an den Statthalter Alexejew richtete daS gestrig« Bombardement des Hafens keine ernsten Ver wüstungen an. Die Festung erwitderte da- Feuer des Feindes nicht. Heute Mittag ist der Feind wieder in die Ussuri-Bai eingedrungen, näherte sich dem Orte, von wo er gestern das Feuer ans -en Hafen er öffnete und fuhr dann auf die offene See hinaus. * Londo«, 8. März. Wie dem „Standard" aus Peters burg von gestern telegraphiert wird, will der Korrespondent des Blattes erfahren haben, -er Kaffer habe ein Telegramm erhalten, daß die japanische Motte den ganzen Tag Wladiwostok beschossen, aber nur geringen Schaden angerichtet habe. DaS Tele gramm meldet weiter, ein oder zwei japanische Kreuzer seien -um Sinken gebracht. Dem „Daily Telegraph" wird aus Tokio vom 6. Mävz ge» meldet, dem Vernehmen nach seien Anzeichen vorhanden, daß bei Wlad-iavo'stvS Eisgang eingetreten sei. Man erwarte, daß der Hafen Ende März, also ungewöhnlich früh, eisfrei werde. Vi« Eanvoperationen. * New Aork, 7. Mävz. (Reuter.) Einem Tele gramm aus Tokio zufolge wird angenommen, -aß das russische Geschwader von Wladiwo. Neunte- Kapitel. Wie er es versprochen hatte, suchte Erich am nächsten Tage den Pfarrer auf. Die erwartete Aufklärung wurde ihm aber diesmal noch nicht zu teil, da er Besuch antraf, und zwar einen Besuch, der ihn alle Aufklärungen der Welt vergessen ließ. Al- er tn dir studierstuve trat, ging ihm der Pfarrer mit drohend erhobenem Zeigefinger entgegen, und schmunzelnd meinte er: „Jetzt fehlt nur noch die Amme" — und als ihn Erich daraufhin ganz verdutzt anschaute und sogar den Gruß vergaß, sagte er laut auflachenb — „nicht Ihre Amme, mein Sobn Romeo, sondern Ljubiza-JultaS. Oder wollt ihr Spitzbuben es vielleicht leugnen, euch meine Studier stuve al- Pater Lorenzos Zelle ausgesucht zu haben?!" „Nein, wirklich und wahrhaftig, nein" — beteuerte Erich — „ich hatte nicht einmal eine Ahnung davon, Komtesse Ljubiza hier anzutreffen." Und diese sah den Pfarrer verstohlen lächelnd an und sagte: „Sie sind ein ganz schrecklicher Mensch, Vater Adame, dem man von Recht- wegen sehr böse fein müßte." „I, du wirst doch nicht!" — tat er erschrocken. „Nein, ich bin es nicht, sogar ganz und gar nicht" — gestand sie glückstrahlend — „aber freilich, wenn wir nicht schon wüßten, wie lieb wir uns haben, könnten Sic einen mit Ihren Anspielungen in die schönste Verlegen heit bringen." Der Pfarrer war gewiß nicht so leicht auS der Fassung zu bringen, aber die Fixigkeit, mit der sich da- Pärchen gefunden, machte ihn doch perplex, und völlig sprachlos starrte er die beiden, die sich über sein unverhohlene- Er staunen nicht wenig amüsierten, die längste Weile an. Endlich löste sich der Bann, und ein ganz unheiltges Donnerwetter leitete -u der Krage über, wie denn das zugegangen sei? Ljubiza blinzelte ihm schelmisch zu und entgegnete: „Per Schreibmaschine." De» Pfarrers Staunen wurde fast noch größer. „Per Schreibmaschine?!" — fragte er ganz ver wundert. .Hören Sie nur, welch schönen Vers er mir g« schrieben hat" — sagte sie, und ungeachtet Erichs Protestes deklamierte sie: „Wart auf Worie nicht, Wenn der Blick Dir spricht. Denn im Aua« nur Siegt d«r Ließe Schwur!" „I der Donner, auf solchen Firlefanz verstehen Sie ich auch und verdrehen damit den Mädeln noch die Köpfe?" — rief der Pfarrer mit gutgespielter Ent rüstung — „wie viele haben Sie denn schon mit diesem wunderbaren Poem angeschmachtet?" „So wahr mir Gott helfe, Herr Pfarrer" — beteuerte Erich — „Ljubiza ist die Erst«, der ich ernstlich von Liebe sprach!" Der Alte überhört« es absichtlich, und sich zu Ljubiza wendend, inquirierte er: „Und als du das Gereimsel hörtest, konntest du wohl nicht mehr widerstehen und bist ihm gleich um den Hals gefallen?" „Nein, nicht gleich" — erklärte ihm diese schalkhaft — „erst mußte er mir „ljiti" konjugieren, dann aber zögerte ich freilich nicht länger. Wollen Sie sehen, wie ich es machte?" — fragte sie plötzlich übermütig, und ohne sich im geringsten zu genieren, schmiegte sie sich an den Ge liebten und bot ihm die Lippen zum Kuß. Erich zögerte einen Moment und sah den Pfarrer mit bittend-frageudem Blick an. „Nun denn, küßt euch in Gottesnamen" — erlaubte eS dieser schmunzelnd — „aber ich will nichts gesehen und nichts — gehört haben" — und sich diskret zum Fenster wendend, hielt er sich mit beiden Händen die Ohren zu. Nach einer Weile fragte er dann: ,/Seid ihr endlich fertig?" „Noch nicht ganz" — erklärten beide unter lustigem Lachen, er aber kehrte sich trotzdem um und zog sie sachte auseinander. „Nun nehmt einmal Vernunft an, Kinder, und laßt uns ernstlich miteinander reden; daß ich euch aus ganzem Herzen euer Glück gönne, wißt ihr. An mir sollt ihr auch immer «inen treuen Verbündeten haben, an den ihr euch vertrauensvoll wenden dürft, aber . . „O, Sie lieber, guter Vater Adame!" — unterbrach ihn Ljubiza dankend — „wenn wir Sie auf unserer Seite haben, dann brauchen wir uns doch keine Sorgen mehr zu machen." „Wollte Gott, du hättest recht, mein Liebling" — ent gegnete der Pfarrer bekümmert — „ich fürchte indes, daß euch mein Beistand eher schaden als nützen könnte. Bei deinem Vater Capnlct wird ja mein Wort auf frucht baren Boden fallen, wie aber" — wandte er sich fragend an Erich — „glauben Sie, daß sich Montagu« dazu ver- halten «irdN Erichs Stirn verdüsterte sich. Es fiel ihm schwer, eine wahrheitsgemäße Antwort zu geben — doch etnsehend, daß er der Geliebten vor allem Wahrheit schulde, gestand er niedergeschlagen: „Nietn Vater wird meine Wahl kaum billigen, wenigsten- . . „Erich, was sagst duN — rief Ljubiza gan- entsetzt. Sr drückte sie fest an sich und hielt den Arm, wie be schirmend, um sie geschlungen. ,Habe keine Angst, mein süßes Mädchen" — redete er ihr zu — „so lange wir selbst fest zu einander Halten, kann uns keine Macht der Welt trennen." Mit bärbeißigem Gesicht, aber vergnügt die Hände ineinander reibend, brummte der Pfarrer: „So ist's recht, Schädel gegen Schädel!" „Ja, was hat denn dein Vater gegen mich?" — fragte Ljubiza völlig verschüchtert — „er ist doch immer so lieb zu mir gewesen und . . ." ,IWie könnte man auch anders zu dir sein" — schmeichelte er — „nicht deinetwegen ist er gegen unsere Verbindung, sondern..." — Erich stockte ein wenig und sah fragend zu -em Pfarrer hin. „Nur heraus mit der vollen Wahrheit" — ermunterte ihn dieser — „erfahren müssen wir sie ja doch." Erich gab sich einen Ruck. „Nun denn, da Sie es erlauben, will ich aufrichtig und ohne jedwede Beschönigung sprechen" — sagte er entschlossen. — „Mein Vater trägt es dem Herrn Grafen nach, daß er Ihre Partei gegen den Onkel ergriffen hat und ehe er nicht sein Unrecht einräumt — verzeihen Sie, da- ist nicht meine, sondern meine- Vater- Meinung — so lange er also nicht sein Unrecht einräumt, will er von einem engeren Anschluß unserer Familien absolut nichts wissen." „Da- dich doch gleich die Mücke sticht!" — wetterte der Pfarrer — „demnach bin also ich in seinen Augen der Sündenbock!" Erich nickte und sah dem Pfarrer, der, abgerissene Worte herausstoßend, auf und nieder rannt«, mit be sorgten Blicken nach. Dann machte er sich sonst »on der Geliebten los und vertrat dem Erregten den Weg. ,Llater Adame" — bat er mit herzlicher Schlichtheit — „wen» Ihnen an unserem Glück etwa» gelegen tst, dann sprechen Sie sich mit meinem Papa offen und ehrlich über di« veraangenheit au«. W«nn erst bi«se« »»selig« Mißverständnis — den« nur »» »in solch-« kam» -« skh
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