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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.03.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040317010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904031701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904031701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-17
- Monat1904-03
- Jahr1904
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t»4« Orffentlicke Zustellung. . Der Rauchwarenhändler vt. Leo» in Leipzia, vertreten durch den Recht-cmwalt 0r. Schönwald daselbst, klagt im Wechsel« Prozesse gegen Stdelpb Vu-tik, tnSher in Leidig, Nikolaistr. 87, jetzt unbekannten «ufenthalle«, au» Wechselforderung mit dem Anträge: 1) den Beklagten zu verurteilen, an den Kläger 860 Wechselsumme nebst vOs? Sinsen seit 1. Mär« 1904, 20 106,48 all Wechielregremumm, nebst SH, Zinsen feit 18. Januar 1904 und 0,48 «F Portoverläge zu oe. zahlen, 8) ihm di« Kosten de« Rechtsstreit« aufzuerlegen, 4) da» Urteil vorläufig vollstreckbar zu erklären, und ladet den lyrllagten zur mündlichen Verhandlung de» Rechtsstreit» vor die Kammer 8 für Handelssachen des König!. Landgericht« zu Leivzia duf de« 5. Mai 1904, varmittagl v Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugr« lastenen Anwalt zu bestellen. Zum Zweck« der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage nekannt gemacht. Lee GrrichtSschrelder de» Kinigltchen Landgericht» Leipzig, am 11. MLr« lß04. Oeffentlichc Zustellung. Lte Martha Thriftiuk z» Leivzia, Nürnbergerstraße 4V — -rozehdevallmachtigter: Rechtsanwalt 1-r. Breymann in Leipzig —, klagt grge» den Inhaber eine« Rrklameverlag« GdaarS Vak. früher tu Leipzig, Querstraße 88, jetzt unbekannt«« Aufenthalt«, wegen Einwilliquna zur Rückzahlung hinterlegter Kaution mit dem Antrag« auf vorläufig vollstreckbare Verurteilung de« Beklagten zur Änwillignng. daß di« von dem Beklagten bei dem Bankgeschäft Lenk« L Lo. in Leipzig al« Kaution der Klägerin hinterlegten 100 ^l an di« Klägerin zuriickgezahlt werden Li« Altaerin ladet d«a Beklagten zur mündlich«« Verhandlung de« Rechtsstreit» vor dal Königlich« Amtsgericht zu Leipzig, Ktramer 72, auf deu 4. Mat 1944, varmitta,» 4 Uhr. Der GertchtSschreider de» KSnigltchen Amtsgericht«. Zwanqovcrstciaerunq. La« im Grundbuch« für die Stadt Leipzig Blatt 8948 auf de« Aame» de« Kaufmann« Karl Heinrich Bernhard Hai»dma«n «tngetragene Grundstück soll So au abend, de» 8». AprU 1494, »ornnittagS '/«II Uhr — a» der GarichtSstrlle Joha»ni«gafie 8, 1. — im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. La- Grundstück ist nach dem Flurbuch« 6,4 Ar groß, mit 1172,14 Steuereinheiten belegt und aus 67 100 ^l — gesckäpt ward««. LS wird gebildet au- dem Flurstück Nr. 1090o, liegt in -atp-ta, Kahlraftratze Nr sr«, besteht au« einem Wohnhaus und ist zur Braabkaste unter Nr. 385 L 4 Abt. 8 mit 36 530 .4 «ingefchsyt. Di« Einsicht der Mitteilungen des SrundbuchamtS sowie der übrig« da« Grundstück betressenden Nachweisungen, insbesondere dar Schätzungen, ist jedem gestattet. Recht« aus Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zett der Eintragung deS am 24. Februar 1901 verlautbarten BersteigrrungSvrnnerkrs auS dem Grundbuch« nicht ersichtlich waren, spätestens im BersteigerungStrrmtne vor der Aufforderung zur Ab- aabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger wider- spricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte b«i der Fest- stelluug deS geringsten Gebot» nicht berücksichtigt und bei der Ver- t«ilung de- BersieigerungSerlvseS dem Ansprüche de- Gläubiger iah den übrige» Rechte« nachaesetzt werden würden. Diejenigen, di« rin der Versteigerung entgraenstebende- Recht hab«, werden aufgefordrrt, vor der Erteilung de- Zuschlag- die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung de- Verfahrens herbei- zuführeii, widrigenfalls für da« Recht der verstetgerungSrrlöS an di« Stelle de« »ersteigerten Gegenstandes treten würd«. Ltipzig, de« 1«. März 1904. «utgltche» Amtsgericht, Abt. II JohanniSgasie 5, H. Ueber da» vermögen de» Bäckermeister» Friedrich Ernst Eugen Tmnaatz, Inhaber» einer Bäckerei in Möckern, tzallrsche Str. 9, M heule, am 16. März 1904, nachmittag» */«6 Uhr da» Konkur»« verfahren eröffnet worden. LerwaU«: Kaufmann Ioh». Müller in Leipzig, Leibnizstr. 8. Wahltermin am 7. April 1904 vormittag- 11 Uhr. A»m«ld«frist bi« zum 21. April 1904. PrSfungStermin am 3. Mai 1901 vormittag- 11 Uhr. Offener Arrest mit Anzeigefrist bi» zum 16. April 1904. KduigllcheS Amtsgericht Leipzig, «dt. IIä>, Nebenstelle Johanni»ga>se 5, 1., d«a 16. März 1904 Vekauut gemacht durch den Gericht-schrrtber. In dem Konkursverfahren über das vermögen des Handels- »a»«S Gage» Schlegel t« Leipzig soll mit Genehmigung de» KoukurSqericht» di« GchlußVerteUuug erfolg«. Die veriligbarr Maste beträgt .äl 1256,59. Hiervon geben noch die Gerichtskosirn und Berwaltergebühren ab, während die Zinsen der Hinterlegung»- stelle hinzukommen, worauf der Rest auf 77^59 bevorrechtigte uud 7985,19 nichtb»vorr«chtigte sestgestellte Forderungen zur Ausschüttung gelang,« kann. Leipzig, den 15. März >904. Vaal 0 oitneknlvk, Konkursverwalter. Konkurs-Auktion. Heute Fortsetzung Kurprinzstraße 15, Dameuputzartikel al»: Hüte, Hutfedern, Blumen, Sammel, Spitzen, Bänder, Tapistertrwarrn, Damenhandschuh, u. v. m. 8vii»a««limlck1, Lokalrichter. Al» gerichtlich bestellt«» Vermalter zum Nachlaste der am l9. November 1903 in Leipzig-GohliS verstorbenen GastivirtSwitwe Johanne Friederike Löwe geb. Schwabe fordere ich alle Personen, die etwa» zu diesem Nachlast« schuld« oder Ansprüche an ihn erheben, auf, sich bei mir zu melden. Leipzig, am 16. März 1404, Rechtsanwalt PrterSkirchhof 7, H. ttr. K »ufm ann. Bekanntmachung. Wir machen hiermit bekannt, daß die im Aghr« 1884 betegten Klndernräber, >vwie die im Jahr« 1884 belegten Gräber für Erwachsene UN laufenden Jahr» verfallen, und zwar nicht erst am Jahre», schluste, sondern mit dem Tage, an welchem die Konzession»zeit «blöast, sofern nicht von d« Hinterlassenen rin« verlängernng der verfallest in der Kircheneitprdstion, Kirchstr. 10, ptr., bewirkt wird. L.-Lindenau, den 15. März 1904. Ter Lirchenvorftand daselbst. E. Sorge, Pf. Zp»k- «>ä varlrdntiiarre ätk ftanrderitrer (k. 6. m. d. st.) Setpit«, Attterftrahe 4, II. Mstgliederzahl Kade Dezember 1903 — 841 Mstglitderk-Pftal - - 1903 — ^l 189««»,- Lparbücheretutage» - . 1903 — . 110832,90 - . Februar 1904 — . 158146,10 Annahme von Einlag« aus Sparbßcher (muh von Nicht» Mitglied««» zam Zinssatz von 8'/.*, pro »una Rückzahlung« bi« 100 ^tl sofort, bi« 300 nach 8 Lagen, bi» 1000 -K «ach I Monat, dt« 3000 «ach S Monat« «sw. Eastenstunden: Montag» bi» Freitag» 3—5 Uhr nachmittag», Sonnabend» 12—1 Uhr mittag». III. Städtische Fortbildungsschule I für Knaben, L.-Reudnitz, Marfchallstr. 2. Die AnSfiellun, der Zeichnungen und schriftlich«« Arbeiten, sowie der Garnier», Modellier» und HaarkräuSlerarbett«« der Schüler ist TonnerStag, den 17., Freitag den 18., und Sonn» tag, den 20. März, vormittag« von 10—1 und nachmittags von 8—8 Uhr geöfknei. Zu zahlreichem Besuche ladet ergebrnst ein Leipzig, 17. März 1904. Germer, Direktor. Deutscher ttnchstag. 89. Sitzung. o Berlin, 16. März. (Telegramm.) Der erste Teil der heutigen Sitzung wurde durch eine große Rede ZubetlS und ein wenig ästhetisches Inter- niezzo dieses DolksmanneS Nlit seinem intimsten Gegner, Abg. P a u l i - Potsdam, ausgeflillt. Da dieser gestern dein sozialdemokratischen Redner schon das Fett von der im übrigen ziemlich wässrigen Brühe abgeschöpft hatte, so dauerte das Ausgießen derselben über das ctrra 60 Per sonen unisassende Auditorium — nur anderthalb Stunden. Grohe Lebhaftigkeit entfaltete während dieser ganzen Zeit nur Herr Zubetl. Die meisten Abgeordneten gaben sich der Unterhaltung hin oder gar einem kleinen verstohlenen Schlummer. Allgemeine Lebhaftigkeit trat erst bei der nun folgenden Kontroverse Pauli contra Zubeil ein. ES ist selbst dem gewissenhaftesten Chronisten unmöglich, alle von beiden Streitern mit gewaltigem Stimmaufwand zum Ausdruck gebrachten Dinge in einen logischen oder sachlichen Zusammenhang miteinander, viel weniger noch mit dem Etat zu bringen und wiederzugeben. Für oen unbeteiligten Zuschauer war eS dabei besonders tröstlich, zu vernehmen, bah der eine die Rede seines Gegner- als verworren bezeichnete, und dieser dem andern wiederum da- Attest ausstellte, er hätte den Mund sehr voll genommen. Als Herr Pauli unter anderm be» merkte, die Agitation der Sozialdemokraten bezwecke nur, den Arbeitern den Groschen aus der Tasche zu locken, um damit die Parteikasse zu füllen, auS der die Sozialdemo kraten ja lebten — das ist ja nur ihr Lebenszweck — riefen die Genossen Herzfeld und Kunert in trauter Harmonie fortwährend: Unverschämtheit, Frechheit und dergleichen zarte Sachen mehr. Der Präsident mußte wiederholt eingreifen, aber trotzdem schwirrten doch noch Ausdrücke, wie „bewußte Unwahrheit", „Iunkcrtrabant", „rauSfliegen". „Idiot ersten Ranges", „erbärmlicher Verleumder" durch die Luft und — o Schreck! — Stadt hagen meldete sich zum Wort, verzichtete aber erfreu licher Weise zu Gunsten deS angegriffenen Genossen Herbert. Damit hatte der Tragödie erster Teil, Gott fei Dank, rin Ende erreicht. Inzwischen hatte da» HauS aus dem Abgeordnetenhause SukkurS erhalten, nachdem dort die Rede des Reichskanzlers vorüber war. So kam eS, daß die vorgestrige Bitte deS Präsidenten an die Par telen, für ein beschlußfähige» HauS zur Erledigung ver schiedener Wablprüfungen zu sorgen, in der Tat Erfolg gehabt hat. Mit erfreulicher Geschwindigkeit wurde der Rest des HeereSetatS erledigt. Al» der Vizepräsident Paascbe dies konstatierte, erscholl auf allen Seiten des HaufeS ein lebhaftes Bravo! Da» erste der Mandate, über deren Gültigkeit da» Plenum endgültig entscheiden sollte, war daS des Präsidenten Grafen Ballestrem. Schon eine beträchtliche Zeit vorher hatte dieser da» Präsi dium seinem Kollegen anvertraut, einmal auch noch den Vizepräsidenten Paasche auf ein Versehen bet einer Ab- stimmung aufmerksam gemacht. Sowie indessen die Prüfung seiner Wahl beginnen sollte, zog er sich diskret hinter die Vorhänge zurück, die den Ausgang zum Foyer verschließen. Bei der Abstimmung indessen lugte er lächeln» den Antlitzes durch einen kleinen Spalt hindurch und konnte sich auf diese Weise überführen, daß seine Wahl einstimmig für gültig erklärt und daß dies Ergebnis mit lautem Bravo ausgenommen wurde. Nachdem so seine Stellung al» Präsident für diele Session wie ein rocker cks brono« stabilisiert war, schritt er strahlenden Auges aus seinem Versteck hervor und übernahm sofort wieder da» Präsidium, um den Nest der Wahlprüfungen zur Er- ledigung zu bringen. Die Sitzung wurde dadurch un gebührlich verlängert, daß die Sozialdemokraten nach einer außerordentlich langen Debatte über die Frage der Gültigkeit der Wahl ihres Genossen Buchwald namentliche Abstimmung beantragten, obwohl es jedem klar sein mutzte, daß da» -Hau» beschlußfähig war und der Kommission». antrag, der für die Ungültigkeit plädierte, angenommen werden würde. AuS der recht wenig interessanten Debatte fei hier nur folgender Vorgang zum würdigen Schlüsse hervorgehoben: Al» der Abgeordnete vr. W o l f, zu den Sozialdemokraten gewendet, bemerkte: „Wir vom Bunde der Landwirte haben ebensogut Mitläufer wie Sie und der Freisinn", ries Bebel, allerdings wohl in einem andern Gedankengange, dazwischen: „So dumme aber nickst?" Dann muß eS allerdings wohl stimmen. <D Berlin, >3. März. (Telegramm.) Am Bun-esrat-tische: Der Vertreter der Milttärver- waltung. In der fortgesetzten Beratung des Milttäretatt führt beim Kapitel: Technische Institute der Artillerie Abg Znbeil (Soz.) au»: Die Kritik PaultS an den Spandauer Zuständen war früher lange nicht so scharf wie gestern. Die sozialdemokratische Kritik scheint auf ihn erzieherisch gewirkt zu haben. In Spandau werden die Fabrikationskosten außerordentlich erhvht durch die Um» ständlichkeit der Arbeit und Verkehrtheit der Anlagen. Die Verteuerung der Geschoss« wird dann auf die Arbeiter abgcmälzt, diese wüsten al» Karnickel herhasten. D!e Ge- schoßfabrik hatte ein Defizit von 2Vg Millionen, weil zu viel Material gelagert hatte DaS zeugt doch nicht von umsichtiger Verwaltung. Ueber Lohn- und Arbetterver- hältnissc ist bis in Sie letzten Tage geklagt, namentlich über die Klasseneinteilung der Arbeiter, wie sie sonst nirgends in der Welt existiert. Man hat entlassene Arbeiter, die schon 10 Jahre beschäftigt waren, wieder angenommen, aber in niedrigeren Klaffen mit 50 Pfennige Loh"kttrznng pro Lag. In Spandau und Siegbnrg erfolgten Bg'riebS« etnschränknngen, während Krupp gleichzeitig groß« Be stellungen zugewiesen wurden. Die Versorgung der Ar- beiterinvaliden -er Militärmerksttttten entbehrt noch immer -er einheitlichen Regelung. Meine Beschwerden Uber schlechte vehan-lung -er Arbeiter -urch gewisse In« spektoren haben Ende IRR einen Erlaß veranlaßt, welcher die Meister z« einer größeren Borllcht bei ihren Nsigen gegen die Arbeiter aussor-ert, -aß eS nicht in -te Zeitungen kommt. Die Arbeiter lehnen -ie Wiederwahl in die Ar» beiterauSschÜssc ab, weil deren Tätigkeit absolut erfolg- io» bleibt. Besonders ein Ingenieur im yeuerwerk-. laboraiorium behandelt die Arbeiter brutal: und daS sollen Mnsterinstitute seinl Wer eine Minute zu spät kommt, wird bestraft. lZustimmung rech»».) Abg. Zubetl nach recht»: Ja, El« müßten in einem solchen ArbeitSver»' I hältni» stehen und einen weiten Weg zur Arbeitsstätte Haven, bann würden Sie ander» urteilen. In sedem Privatbetriebe sind sünf Minuten Verspätung gestattet. (Unterbrechung rechts.) Wir haben gestern -te Pferde, debatte usw Ober und ergehen lasten wüsten, ich werde mich daher auch durch dies« Zwischenrufe nicht stvren lasten. Die 200 Schreiber werden so schlecht bezahlt, wie in keinem anderen Staatsbetrieb,, trotz der «ntgegenstehenben Verordnung der Felbzeugmeisteret sind die königlichen In. stttute zu Wahlagitationen benutzt worden. Dte Agita tion wird so schamlos betrtebeu, wie sie von den Sozial» demokraten niemals getrieben werden wird. Außerdem herrscht «in Poltzeisptyeltum. Ein Arbeiter wurde be» schuldigt, von Liebknecht 80 für Wahlagitation erhalten zu haben. Der Arbeiter bestritt di« Behauptung: er wurde entlasten. Der Grund wurde ihm nicht mitgeteilt. Der betreffende Hauptmann eröffnet« ihm, er würde gern seinem Herzen Lust machen, aber er dürfe nicht Sin alter Arbeiter, der 18 Jahre in der Pulverfabrik fleißig gearbeitet hatte, ist ebenfalls grundlos entlasten worden. Eine Unterstützung wurde ihm verweigert. Sin ähnlicher Fall liegt bet einem verunglückten Sattler in Deutz vor, der 18 Jahr, in einer militärischen Werkstatt gearbeitet habe und fett Jahren mit der Verwaltung im Streite liegt wegen Unterstützung für seine Familie. In Erfurt wur. den den Arbeiten, zu Unrecht Lohnabzüge gemacht. Dte Behandlung der dortigen Arbeiter durch dte Vorgesetzten ist unwürdig Pauli-PotSdam, der „schlichte Mann aus der Werkstatt", hat früher dte Spanbauer Institut« al» Musteranstalten bezeichnet. Gestern mußte er anerkennen, daß sic außerordentlich schlecht beschaffen sind. Ich habe mich gefreut, daß unsere Anregungen auf so guten Boden gefallen sind. (Pauli ruft: Ach du mein Gott!) General Slzt von Arutm erklärt: Wollte ich alle Fragen beantworten, so müßte ich stundenlang reden. Tie Wünsche Pauli» über die Lohnordnung liegen der Lohnkommlsston vor, ebenso die Wünsche und Anregungen -er ArbetterauSschüsse. Dte Entscheidung steht noch aus. Ich glaube, daß die Lohnorönung günstig auSfallen wird ttn Intereste der Arbeiter. Wer sich für die Lohnverhältntste interessiert, dem steht das amtliche Material bereitwtlltgst zur Verfügung. Na. türlich wird noch in einzelnen Punkten bessernd ringe, griffen werben müssen. Dte Einführung der neuen Lohn, ordnung wird auch stabile Verhältnisse schassen. Die Re. gelung der GehaltSverhältnisse der Beamten hängt mit der Armeebeamtenbesoldung zusammen, einzelne vc. amtenkategorten können nicht herauSgegrisfen werden. Der Zeitpunkt für die Neuordnung der Gehaltsverhält» niste hängt von der Finanzfrage ab. Ich kann nur sagen, je näher dieser Zeitpunkt ist, desto lieber wird es der Mi. lttärverwaltung sein. Bezüglich deS Wunsche» nach ander» weiter Berechnung des Dienstalters der Meister schweben bereits Unterhandlungen. Die Aufbesserung der Büchsen, machergehälter wird ebenfalls erwogen, aber dte Aus sichten auf Erhöhung deS Gehalt» bis 4800 sind doch recht gering. Die Schreiberverhältntfle sind nicht ganz so schlimm, wie sie dargestellt wurden. Die Betriebsschreiber sind Arbeiter, nicht Beamte. Bon der Absicht, die Frauen, arbeit einzuslihren, um alte verdiente Arbeiter loS zu werden, ist mir nicht» bekannt. Dte Wohnung-verhält» nist« sind tatsächlich unbefriedigend. Bei den bevorstehcn» den Neubauten sollen ein Viertel größere, ein Viertel mittlere und dte Hälfte kleine Wohnungen gebaut werden. Ob bas Lrinkwasser tm FeuerwerkSlaboratorium wirk, lich schlecht ist, werde ich sofort untersuchen lasten. Wenn Arbeiter in einem Betriebe wieder angenommen und dann ihre Lohnsätze herabgesetzt werden, so ist da» nicht zu billigen. Daß die Arbeiter ohne wettere» während der Arbeit in dte Kantine sollen gehen können, scheint doch be- denkltch. Auf die Fülle der Angaben Zubeil» kann ich jetzt nur allgemein eingehen. Daß wir in mancher Be. ziehung zu teuer arbeiten, gebe ich zu: durch die Art der neubewilltgten Bauten soll nach mehreren Richtungen Abhülfe geschaffen werden. Wte e» sich mit dem angeb lichen Defizit von 8 Millionen in der Geschoßsabrtk ver hält, weiß ich nicht, ich werde es aber zu ermitteln suchen- Von einer Verkürzung der Akkordarbeit-lvhne ist mir nicht» bekannt. Wir sind gebunden an dte vom Reichs tage bewilligten Mittel. Wenn 8,8 Millionen Mark ge strichen werden, müssen die Arbeiten eingeschränkt und Ar» beiter entlasten werben. E» schien zuerst notwendig, 900 Arbeiter zu entlassen: durch allerlei Schiebungen ge- lang «S, di« Zahl auf 420 zu vermindern. Das ist doch ein Verdienst der Verwaltung. lZustimmung rechts.) Die angebliche Rücksichtslosigkeit der Verwaltung bet den Entlastungen besteht nicht. Dte Direktoren der Betriebe verfahren bei den Entlastungen mit großer Rücksicht. Aber zuerst kommt dte Lache, bann die Person. Die Tätigkeit der ArbetterauSschüsse war nur durch Mißver- stän-nlsse auf ein paar Tage unterbrochen und ist längst hergestellt. Die sozialdemokratisch« Agitation ist in den staatlichen Fabriken unmöglich. Wir erachten es für unsere Pflicht, sie zn unterdrücken. (Sehr richtig I recht») Alles soll vermieden werden, wa» auch nur den Anschein einer Wahlberinflufsung Hal Die Reben deS Reichs. kanzlerS sind in den Anstalten niedergelegt. Da» Be- dttrfnt» muß groß gewesen sein, denn alle Eremplare find abgefordert. tBetsall rechts ) Wenn Anpreisungen durch die Meister vorgekommen sein sollen, wird dem nachge- gangen werden. Wenn die Ausführungen von links den Eindruck machen sollen, daß In unseren Instituten baar- firäubende Zustände herrschen, so Verübt da» noch teil» auf Unkenntnis, teikS ans voSbeit. Der Unbefangene kommt zu einem anderen Urteil. Wir werben nach wie vor für da» Wohl der Arbeiter bemüht fein. (Beifall rcchtS.s Abg. vecker-Köln lZentr.i führt au»; Ich muß ösfent- lich bezeugen, daß dt« Arbeiter in den mir bekannten Neichsbetricben durchaus mit dem Lohn und den sonstigen Verhältnissen zufrieden sind. Für dt« invaliden Arbeiter sollte nach dem Wunsche der Arbeiter ein« Pensionökaste eingerichtet werden: die Arbeiter sind eventuell zu Zu- schlissen bereit. Die Alterszulagen werben nur au» Wohl wollen gegeben. Eine Pension würde einen Rechtsan spruch bedeuten Der finanzielle Effekt einer solchen PensionSkaste würde für dte Verwaltung nicht zu groß sein, aber der Verwaltung einen Ltamm guter Arbeiter sichern. Abg. Pauli-PotSdam ikons.) führt a«D: Zu den Morten des RegierungSvertreter» darf man Vertrauen haben. Herr Zubeil hat mir in den letzten Jahren gesagt, ich müßte mich nach einem anderen Wahlkreise umsehen, ich käme nie wieder. Nun, Lte sehen, sch bin wieder da. sHeiterkett ) Daß wir die Arbeiter für nn» zu gewinnen versuchten, können Lie unß nicht verdenken, von dem Abgeordneten Znbeil ist nicht» zu lernen. Wir treten aber siir die Arbeiter in anderer Weise ein. Wir suchen eine Unterstützung der Staat»- und könig-treuen Arbeiter hcrbetzusühren. Sie lzn -en Sozialdemokraten^ wollen mit den Groschen der Arbeiter Ihre Parteikaste füllen. Sie leben sa nnr von den Arbeitergroschen. (Große Nn- ' ruh« bei den Sozialdemokraten: Rufe: Unverschämtheit ) Vizepräsident Graf Stolberg: Wenn Sie sogen, die Sozialdemokraten treiben nur Agitation, um von d«n Groschen der Arbeiter zu leben, so nehme ich an, daß Sie damit nicht dt« Mitglieder des Hause» gemeint haben. (Rufe der Sozialdemokraten: Frechheit.) Da- wäre un zulässig. Abg. Panli fährt fort: Ich möcht« mich darüber nicht auSlafscn, sondern «S dem Haus« anheimstellen, wie es darüber denkt. Die Sozialdemokraten Haden nur bann Mut, wenn sie mit ein paar hundert Mann in bi« ver- sammlungen anderer Parteien kommen. Zubeil hat mir »orgeworsrn, ich hätte 1893 bet ber Beratung be» Bür gerlichen Gesetzbuches mich gegen bi« Verhütung de» Hasensraße» ausgesprochen. Dabei kam ich erst 1808 in den Reichstag. Znbeil wußte da» ganz genau. Abg. Singer (Loz.) bemerttr Der Vorredner be hauptete, daß wir au» der Partetkast« unsereTaschen füllen. Man könnte von einem anständigen Mann verlangen, daß, wenn er einen solchen Vorwurf anSsprtcht, er mit Beweisen nicht bintankält. Ich erkläre meinerietlS daß an ber Behauptung selbstverständlich nicht ein wahres Wort ist, und fordere Pauli auf, un» jenen Abgeordneten zu nennen, der Parteiagitatton treibt, um seine Taschen zu füllen Würde er diese Vehanptung außerhalb des Hanse» aufstellen, so würde ich da- al- eine erbärmliche Verleumdung bezeichnen. Vizepräsident vr. Pansch« sagt: Ich kann selbst unter dieser Bedingung eine solche Aenßernng mit Namensnen nung nicht zulassen und rufe den Redner zur Ordnung (Große Unruhe bei den Sozialdemokraten.) Singer ruft: Wir sind verleumdet, vr. Pansch« entgegnet: Eine Ver leumdung gegen irgend ein Mitglied diese» Hauses ist nicht ausgesprochen. Abg. Zubeil (Soz.s führt a«S: Pauli märe nicht wieder in den Reichstag zurückgekehrt, wenn nicht die srelsinnigr Partei in ber Stichwahl für ihn gestimmt hätte. Mit großem Ltimmanfwanbe und unter Zuruf von rechts. „Lauter!" fährt Redner fort und wirstPauli bewußte Un wahrheit vor bei den Behauptungen über die Vorkomm niste in seinem Wahlkreise. Vizepräsident vr. Paasch« richtet an Pauli, dar nun mehr zu Worte kommen soll, di« Mahnung, diese- Zwie gespräch zwischen zwei Abgeordneten über Wahlangelegen Helten nicht weiter au-zudehnen. Abg Pauli sagt: Herr Singer hat meine Behauptung schroff -urückgewiesen. Ich konstatier«, daß Abgeordneter Herbert in Stettin von jedem Arbeiter pro Woche fünf Pfennige erhalten hat, womit er auf 200 Einkommen kam. «Große Bewegung links.) Wenn dl« Sozialdemo kraten meinen, ich fei auf dem Rücken der Freisinnigen Partei in den Reichstag etngezogen, sag« ich, wenn Sic nicht die freisinnig« Hülfe hätten, wären Sie überhaupt nicht hier. (Vizepräsident vr. Paasch« unterbricht mit -em Ersuchen, nicht weiter abzuschweisen.) Pauli fährr fort: Bei der Neuwahl in Lüneburg verloren dte Sozial- demvlraten 1500, in Osnabrück 1800 Stimmen; hoffent lich geht das so fort un- da fliegen sie alle rau». (Stür mische Heiterkeit.) Abg. Herbert (Soz.) führt au»: Wer behauptet, ich hätte durch 8-Pfenntgbeiträge der Arbeiter wöchentlich 200 erhalten, ist ein Idiot allerersten Ranges. Wer derartiges für bare Münz« nimmt, mit dem ist nicht mehr ernsthaft zu diskutieren. (Lebhafte Zustimmung links.) Hierauf wird da» Kapitel nach den Anträgen der Kom mission bewilligt, ebenso der Rest de» Ordtnariums, ferner debattelos allgemeine Bemerkungen bezüglich der Leistung und Zulage an die patentierten Oberstleutnants. Bei den einmaligen Ausgaben de» ordentlichen Etats wir- die 8. Rate zur Erwerbung eine» Truppenübungs- plahe» für das 5-. Armeekorps gemäß dem Anträge der Budgetkommtsston dcbattelvS gestrichen. Ebenso 2 Millio nen von den verlangten 10 Millionen zur weiteren Be- schassung für die Zwecke der Fußartillerie und schweren Artillerie, ferner 5000 von den geforderten 20 000 zur Beschaffung artilleristischen Planmaterial-, sowie dte Forderung von SlNOOO für maschinelle Einrichtungen in technischen Instituten der Infanterie. Bet der Korde- rung der ersten Nate von 100 000 für den Anschluß der Milttärgebäude «>d Militärgrundstück« im Bereiche der Metzer Garnisonen und Ressortverwaltungen, sowie der Bekleidungsämter an di« Wasserleitung und Kanalisation führt Abg Gröber «Zentr.) auS: Der Vertreter der elsässi schen LandcSverwaltung erhob hier anläßlich der Mctzei AasserversorgungSfrage gegen Metz Vorwürfe, die schon früher als unhaltbar nachgewiesen waren. Die Vorwürfe wurden dadurch nicht richtiger. An allerhöchste Stelle gelangten in dieser Angelegenheit Berichte, die den Tat sachen nicht entsprachen. Da- Kaisertclegramm, welches diese Vorwürfe meitertrug, ging auf Grund unrichtiger Information ab. Niemals war die Bouillonquelle die Ursache einer Epidemie. Der Bürgermeister ließ ein Plakat anschlagen, daß in Metz nie ein« Epidemie ge- herrscht habe, und die Staatsverwaltung gab das still schweigend zu Auch die Verfügung, wonach die Wasser lettungen gesperrt wurden, mnßte nach kurzer Zeit zu- rückgcnmnmen werden. Eine Kommission erklärte, baß an ber Gorzer Ouelle nicht- zn bessern sei und daß eine ganz andere Wasserleitung, nämlich eine Grundwasser- le'.tnng zn schaffen sei. Die Schnld an der Verzögerung in der Lösung der Wasserfrag« muß aus die Rechnung der Regierung gestellt werden. In der Kostcnvcrteilnnq ließ e» die Stadt an Entgegenkommen nicht fehlen. Leb gllä, die Militärverwaltung trägt dte Schuld, daß die Sache Nck nm ein halbe- Jahr verzögerte. Die Stadtverwaltung hat ihre volle Schuldigkeit getan. Wenn da- Kaiser telegramm die Verhandlungen beschleunigte, so war die Wirkung sehr günstig, aber diese Einwirkung bezog fick, nicht nnr auf die Stadtverwaltnng, sondern auch auf dir Milttär-LandcSverwaltung. Geueral ». Gafiwitz führt au»: An dem Kaisertele» gramm ist die Militärverwaltung in keiner Weise beteiligt Ich (ebne e- deshalb ab, auf die Anfeindungen des Tele gramm- einzugehen. Wenn die Militär, und StaaiSbe Hörde in Metz dem Dementi der Stadtverwaltung über die Typhu-erkrankungen nicht widersprochen hat, so liegt da- rin noch keine Zustimmung Ich mutz hier dl« in der Kommission angegeben« Erkrankung-za-s aufrecht er- halten. In dem Bestreben, Metz von Schuld zu ent lasten, Ist der Vorredner ein bi»chen weit gegangen. Der verfall der Gorzer Ouelle schreitet welker fort In der Nähe derselben befand sich eine Waschanstalt. Die?« un menschliche Fäkalien vernnreinigten die Gorzer Leitung Wenn eine Stadt sich entschließt, eine so alte Wasserleitung aufzugeben, so beweist da- ihre Unbrauchbarkeit. Metz hat die Angelegenheit nicht mit der gehörigen Rührigkeit betrieben. Die Militärverwaltung hat -en Anstoß dazu gegeben. Bevollmächtigter sür Eisaß-Vothringen Geheimrat Halle, bleibt bei seiner srüheren Behaupiung, weder die Militär, noch die Lande-verwaltung treffe die Schuld an kizsii'MÜilir-Kereliölilli! Mor»I1r liilScklvi» Lotiut-^rtikol i-oioLrbr- 8 8. Lls: RlLPPSV vtv.
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