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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040328014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904032801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904032801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-28
- Monat1904-03
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Bezugs-Preis t» -Rk HauptrxvedMou oder deren Ausgabe stellen abgeholt: vierteljährlich 8.—, bei »weimaliger täglicher Zustellung tu» Haus S.7Ü. Durch die Posl bezogen für Deutsch ¬ land n. Oesterreich vierteljährlich ^tl 4.bO, für di« übrigen Länder laut ZeUungSpreiSltste. Nedartt«» und Erpedition: Johaonisgaffe 8. Fernsprecher 1ÜS u. 222. Filtalerpedittonen: Alfred Hahn,Buchhandlg.,UniversttätSstr.S (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen straße 14 (Fernsprecher Nr LS3Ü) u. KüutgS- piatz 7 (Fernsprecher Nr. 7Ü0L). Haupt-Filiale Dre-denr Marieustraßr 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: LarlDuncker, Herzg'.BayrHofbuchbandla., Lützowstraße 10(KernjprecherAmtVI Nr.46v3.) Morgen-Ausgabe. MpMer.TaMaü Anzeiger. Amtsblatt des Hömglichen Lanö- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates und des Volizeiamles der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PreiS die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RedakttonSstrich (4g«spalten) 7b nach den llaunUcnilach- richten (S gespalten) bO Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme LS Extra-Vetlugen (gefalzt), nur mit der Morgeu-Ausaabe, ohne Postbrsvrdernng 60.—, mit Postbefbrderuug 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-LuSgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgtu-Au-gabr: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» au die Expedition zu richten. Die Erpedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet vou früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und «erlag von «. Pol; in Leipzig (J>ch. vr. «., R. L W. Klinkhardt). Nr. 159. Montag den 28. März 1904. 98. Jahrgang. Var Mcbtigrte vom läge. * Die ^NovLL. Allg. Zig." dementiert nochmals die „Borrvär tS"-Gn te a>on eine>r bevorstehenden ReichStagSauflvsung. * Di« Ansicht, der Zweck der Reise Les preußischen HanLel-mtnisters Möller nach den Vereinigten Staaten besteche in dem Abschluß eines Handelsver trages, wir- von der tätlich. Korresp." bestritten, weil vor Vem Abschluß der amerikanischen PräWentschafts- wachlkampagne Verhandlungen keine Aussicht hätten. * DaS Befinden des GrotzherzogS von Baden soll neuerding» wieder zu ernsten Bedenken Anlaß geben, da ein Rückschlag eingetreten fein soll. * Die franzöfische Regierung beantwortete die jüngst« Ansprache des Papstes mit einem scharfen Protest. Vie rSchrirrde psrismenlrmoche. DaS war noch eine saure Woche vor dem frohen Oster- feste. Ehe die Landboten sich den heimischen Gefilden zu wandten, wo der Osterhase sich schon auf das Eierlegen vorbereitet, haben sie noch ein tüchtiges Stück Arbeit be wältigt, in den Deputationen sowohl wie im Plenum. Der Etat ist aus dem ärgsten heraus, so daß in dieser Be ziehung nach den Ferien, die gegenüber den ursprüng lichen Dispositionen wesentlich verkürzt worden sind, nicht allzu viel mehr zu tun übrig bleibt. Auch hat das Plenum von dem, was ihm von den Deputationen serviert worden ist, kaum etwas Nennenswertes übrig gelassen. So sind die Ferien wohlverdient. Freilich werden sie für die wenigsten eine ununterbrochene Reihe von Feiertagen be deuten, denn daheim harren Haus und Hof, Geschäfts bücher und Akten schon längst der ordnenden Hand: die Arbeit bleibt, nur das Arbeitsgebiet ist ein anderes, und für das otiuw «nun ckiguitsts wird schwerlich viel Zeit übrig bleiben. Die Woche fing für eine betriebsame Stadt des SachsenlandeS. die Metropole des oberen ^birges, wie der erzgebirgische Abgeordnete Schubart sie nannte, sehr traurig an. Das Schicksal des Annaberger Bahnhofes wurde besiegelt, indem die Kammer am Montag die Kosten für die Verlegung der Kopfstation von Annaberg nach Buchholz bewilligte. Auf die Anna berger traf in den letzten Wochen das Sprüchlein Wil helm Busch'scher Lebensweisheit: „Wer Sorgen hat, hat auch Likör" in umgekehrtem Verhältnis zu. Denn be kanntlich brennt man in Annaberg einen guten Tropfen. Jetzt sind sie wenigstens die quälende Ungewißheit los geworden. Sie haben 40 Jahre lang eine Kopfstation gehabt, die Buchholzer aber feierten das frohe Er eignis durch Fackelzug, Feuerwerk usw. — Des einen Leid, des andern Freud'I Auch über einem anderen schönen Städtchen des Sachsenlandes schwebt das Damoklesschwert. Es wird immer fraglicher, ob Tharandt feine Forstakademie, mit der es von altersher verwachsen ist, und der es seinen Weltruf verdankt, wird behalten können. Die Frequenz der Akademie ist auf 44 Studierende gesunken, unter denen wiederum nur sieben sich dort auf den sächsischen Staatsforstdienst vorbereiten, so daß jeder von ihnen dem Staate das nette Sümmchen von 13 200 kostet. Damit wird die Forstakademie als ein Lurus charakterisiert, den sich eigentlich nur ein Staat mit blühenden Finanzen leisten kann. Anderseits wird sich aber jeder, der einmal durch Tharandts Waldgarten gewandert ist, darüber klar sein, daß eine idealere Studienstätte für die Heger des deutschen Waldes nicht gedacht werden kann, als dieses waldumwobene Städtchen. Und mit einer so volkstüm lichen alten Tradition zu brechen, wie sie sich um diese weltberühmte Stätte deutscher Waldkultur poesievoll rankt, dazu sollte uns nur die bitterste Notwendigkeit zwingen können. Davor aber wird hoffentlich das säch sische Land niemals gestellt werden. Denn wir dürfen zu dem jetzigen Leiter unserer Finanzen das Vertrauen haben, daß seine unerbittliche Energie die alten Schäden ausmerzen und auf gesundem Boden eine gesunde Finanzwirtschaft schaffen wird. Man hat ihn als Gärtner in einen Garten gesetzt, wo die Wild linge der Etatsüberschreitungen und Eigenmächtigkeiten jede gesunde Vegetation zu ersticken drohten. Er hat mit der Baumschere kräftig darauf los geschnitten. Wenn dabei mit den Wildlingen der eine oder der andere Trieb, der vielleicht des Wachsenlassens wert gewesen wäre, mit zu Boden gefallen ist, so ist das noch immer kein Anlaß zu sentimentalen Klanefi"^rn. Wenn Baum und Strauch erst wieder im innersten Holze gesund sind, dann wird in fröhlichem Wachstum der Schaden bald ein geholt sein. Sparsamkeit erscheint denen, die unter ihr zu leiden haben, immer als Pfennigfuchserei, während die selben Leute ihr Lob in allen Tönen singen, wenn sie auf Kosten anderer geübt wird. Finanzminister l)r. Rüger hat sich am Dienstag in der Zweiten Kammer gegen An griffe verwahrt, die in der Presse gegen seine Finanz politik gerichtet worden seien. Soweit solche in dieser Richtung wirklich erfolgt sein sollten, sind sie sicherlich un berechtigterweise gemacht worden, denn der jetzt vor liegende Etat beweist in der einwandfreiesten Weise, daß bei aller Sparsamkeit die Kulturaufgaben nicht nur keine Not gelitten haben, sondern daß sie sogar im Verhältnis reichlicher berücksichtigt sind, als in den anderen deutschen Staaten. Und da es eine alte Lehre der Weltgeschichte ist, daß große Aufgaben nicht durch Theorien und Systeme, sondern durch die Persönlichkeit gelöst werden, so muß man mit einem apodiktischen Urteil doch wohl mindestens so lange zurückhalten, bis der Erbe des vorigen Gärtners erst einmal die auf dem neu bereiteten Boden geernteten Früchte vorgewiesen hat. Die Woche brachte uns beim Etat des Justizmini steriums auch eine ausgedehnte Debatte über den er zieherischen Wert der — Realgymnasien. Es handelte sich uni die Frage, ob die Abiturienten des Real gymnasiums ohne Nachprüfung zum juristischen Studium zuzulassen seien. Der Justizminister beantwortete die Frage mit einem allerdings nicht allzu energischen: Nein! Die humanistische Vorbildung sei für den Juristen die ge eignetste. Wenn man dies aber auch zugibt, so ist damit noch nicht bewiesen, daß die auf dem Realgymnasium er worbene Vorbildung dafür ungeeignet sei. Ta ein Antrag nicht vorlag und eine Abstimmung nicht erfolgte, so ist eine einwandfreie Feststellung, wie die Kammer sich zu dieser Frage stellt, nicht möglich. Aus der Debatte und den Zwischenrufen war aber zu erkennen, daß die Mehrheit im Hause sich für eine Gleichberechtigung des Realgymnasiums, soweit das juristische Studium in Frage kommt, entscheiden würde. Im übrigen ist es wohl, wie auch der Minister deutlich genug durchblicken ließ, nur eine Frage der Zeit, wann die Verhältnisse dazu zwingen werden, diese Gleichberechtigung zu statuieren. Der Sonnabend brachte die übliche kleine Tages ordnung, die auf die Abfahrtszeiten der Vormittagszüge zugeschnittcn zu sein pflegt, und insofern wenig Be- «Dafür (ick ewer eirr prächtiger Blumen strauß in die Augen, der auf dem Platze des Abgeordneten Zimmermann, des neuesten sächsischen Reichs tagsabgeordneten, prangte. Die Glückwünsche, die man Herrn Zimmermann von allen Seiten darbrachte, waren wohlverdiente. Denn er hat seinen Sieg keines- Wegs nur den für die Ordnungsparteien günstiger ge wordenen Verhältnissen im 20. Wahlkreise zu verdanken, sondern vor allem seiner eigenen unermüdlichen Agi ¬ tationsarbeit. Dieses Wahlergebnis hat den Beweis geliefert, daß es in Sachsen für die Ordnungsparteien sehr wohl möglich ist, gegen die Sozialdemokratie das Feld zu behaupten, wenn sie sich nur zu energischer Arbeit aufraffen wollen und sich wirksame Organisationen schaffen. 2. Der r«sstsch-sapa«ische Krieg. PatrauMenkSnepfe. Ein Telegramm des Statthalters Generals Alexe jew an den Kaiser aus MukLen vom 26. März meldet: Ein Bericht des Generals Mischtschenko vom 28. März 11 Uhr vormittags besagt: Der General sandte zwei Sotnien aus, um durch einen Erkunüigungsritt feft- zustellen, welche Streitkräfte Les Feindes den Fluß Tfchingtschangan ivberschritten haben. Tine Sotnie bemerkte 1s4 Werst von Paköschvngan entfernt eine 80 Mann starke berittene feindliche Abteilung, -ie beim Herannahen der Sotnie Verstärkung erhielt und der sich auch Infanterie anschloß. Zwei Züge der Kosaken saßen ab und eröffneten auf 400 Schritte das Feuer gegen die feindliche Patrouille. Auf japanischer Seite fielen ein Offizier und ein Soldat,' auch ein Pferd wurde getötet. Nachdem einige Salven abgegeben waren, erhielt unsere Patrouille die Mitteilung, daß die feindliche Infanterie vorriicke und entfernte sich. Kundschafter fanden Paktschön vom Feinde besetzt. Aus dem rechten Ufer des Paktschüngan stehen zwei Kompagnien und etwa drei Schwadronen Reiterei, deren Vorposten sich zwei Werst vom Flusse befinden. In der Stadt- An - schu stehen 8000 Japaner. In Tschinampho treffen fortgesetzt Kriegsschiffe und Transportschiffe ein. Die dort ge landeten Truppen werden nach Phjöngjang und von -ort weiter nach Unsan und Kangge in Marsch gesetzt. Tin Bericht des Generals Smirnow von Port Arthur meldet am 24. März: Unsere Kranctireurskompagnie hat bei Witsino eine SO Mann starke Dschuntschusenbanbe ge schlagen und fast völlig aufgerieben. Aus unserer Seite keine Verluste. Die russische Telegraphenagentur meldet auS EHar bin: General AarspaMn. ist heute früh 8 Uhr hier eingetroffen und am Bahnhöfe von den provisorischen Truppenkommandanten, der Gene» raliän, Mirgliedern der Verwaltung der chinesischen Bahn, dem Gemeinderate und chinesischen Würdenträgern begrüßt worden. In -en Straßen hatte sich eine große Volksmenge eingesunken, welche dem General begeisterte Ovationen -arbrachte. Die Beamten der chinesischen Bahn überreichten ihm ein Heiligenbild, der Gemeind«rat eine Adresse und 14 000 Rubel zur freien Verfügung. — Das Wetter ist milde geworben, es taut. Die chinesische Be völkerung fährt fort, ruhig ihrer Arbeit nachzugehen. Der Rubelkurs steigt. Der erste SanttätS-ug ist gestern nach Süden abgegangen. Feuilleton. Theater. Sch zahlt inan seine Schulden. Lersiuftspirl in drei Akten von Rudolf von Gottschall. Crstaulführung am LL März im Alien Dvealer. Der Dichter hat vor einem halben Jahre etwa seinen achtzigsten Geburtstag gefeiert. Dem neuesten Lustspiele, LaS er uns geschenkt, haftet von diesen achtzig Jahren wahrlich nichts an. Es ist eine frische, flotte Arbeit, voll WitzeS und froher Laune, reizend und liebenswürdig in allen Stücken. Die geistvolle Dialektik, die die literar historischen Werke unseres um die deutsche Literatur hoch verdienten Mitbürgers auszeichnet, tritt auch in seinem neuesten Lustspiel zu Tage, und die Schlagfertigkeit ist der sichere Trumpf des in sauberen, flüssigen Jamben ge schriebenen Dialoges. Arthur Wollmann, ein junger Windbeutel, hat sich so lange amüsiert, bis sein Vermögen zu Ende war. Ein habgieriger Onkel, der Rentier Ahlebach, hat ihm so lange mit Vorschüssen unter die Arme gegriffen, bis er dre Schlinge Kredit, die er ihm um den Hals gelegt, zuziehen konnte. Der junge Lebemann schließt m seiner Der- legenheit einen Pakt mit einer ihm befreundeten, ebenso schönen als reichen und lebenslustigen jungen Witwe. Er will ihr zum Schein den Hof machen, um seinem Kredit auf die Beine zu helfen. Frau von Sternberg willigt ein. Sic liebt einen jungen Baron, der sich noch nicht erklärte, die Eifersucht soll ihm die Zunge lösen. Frau von Sternberg und Arthur Wollmann fahren mit ein ander aus und erscheinen Arm in Arm auf Gesellschaften. Die List wirkt Ein Duell zwischen dem eifersüchtigen Baron und Herrn Wollmann wird gerade noch verhindert. Herr Wollmann ist bei seinem Onkel im Werte sehr ge stiegen. Ein Kredit von 10 000 wird ihm angeooten, ehe er es verlangte. Natürlich will Onkel Ahlebach dafür daS Gut Meuselwitz einhandeln, das seinem Neffen nach einer Verheiratung mit Frau von Sternberg ja zufallen müßte. Der gute Onkel Ahlebach ist ein ganzer Hals abschneider. Außer diesem „Kuhhandel" betreiot er noch die Gründung einer Baubank, die ein Seaen für die armen Leute werden soll. Aber seine Machenschaften, aus denen hervorgeht, daß er alles nur um eines hohen Ge winne» willen für ferne eigene Tasche entriert, werden entlarvt und er muß schließlich zu allem Ja und Amen sagen, was diejenigen mit ihm beginnen, die seine Ränke blohstellten. Er kommt nicht nur um seinen Gewinn an der zu gründenden Baubank. Nachdem Frau von Stern- berg ihren Baron hat, sieht sich Ahlebach auch um die 10 000 geprellt, die er so voreilig seinem Neffen Woll mann lieh, und er muß schließlich auch noch seine Tochter einem Schwiegersöhne geben, der nichts von der Blau- blütigkeit hat, nach der es dem protzigen Parvenü so ge lüstete. Das Stück ist in seiner äußeren Form in der Art der früheren Lustspiele Gottschalls geschrieben, in denen eine zwei- oder dreifache Intrige die vielen Verwicklungen und die reiche Handlung bedingt. Aber das vorliegende Stück hat keinen eigentlichen Helden. Frau von Stern berg, Arthur Wollmann, der Baron von Schmehlen und Rentier Ahlebach tragen in der Hauptsache die Handlung, und der Held des Stückes ist eigentlich der Gedanke, der in dem Titel ausgesprochen ist, und der in Wirklichkeit in der Umkehrung auftritt, denn der gute Neffe Wollmann zahlt ja seine Schulden gar nicht. Witzig wie Handlung und Dialog und echt lustspielmäßig ist auch diese Aus beutung des Titels. Die Charaktere sind meist typi sierend, alle aber lebenswahr und überzeugend. Die Back fische des Herrn von Gottschall, die fast alle so reizend naseweis sind, kommen uns manchmal etwas zu gescheit vor. Herr Hänseler hatte das Stück vorzüglich ein studiert. Es ging alles wie am Schnürchen, und auch die einzelnen Darsteller und Darstellerinnen gingen mit Freude an ihre Aufgaben. Fräulein Oferta , Fräulein Wüst, Frau Netty-Großmüller stellten ebenso lebenswahre als amüsante Typen auf die Bühne, und auch Fräulein de Lalsky als Frau von Sternberg blieb ihrer Rolle nichts schuldig. Herr Demme, Herr Pro ft, Herr Spitzweg fpielten ihre dankbaren Rollen in scharfen Umrissen, und Herr CarlHuthgab in dem duckmäuserischen Mäuschen in Spiel und Maske eine fein charakterisierte schauspielerische Leistung. Auch die übrigen Mitwirkenden waren auf ihren Posten. Da» Stück fand, wie wir schon in dem Vorberichte konstatierten, einen großen und ehrlichen Erfolg: der Dichter konnte nach jedem Akte mehrfach auf der Bühne erscheinen. Or. Duck^ls >Vvd»r. Knnst. EeipZß-sr Ainftverein Ren« Reinicke — Th. Alt — R. Htrth du Srene» — Kranz Perna« — Georg Lampe. Unser „Leipziger Kunstverein" fängt an, sich zu einem Kulturfaktor für Leipzig auszuwachfen. Mit den epoche machenden großen Ausstellungen, die uns die laufende Saison schon gebracht, können sich die Arrangements zwar nicht messen, die gegenwärtig die Dereinsräume füllen, immerhin ist das Bestreben des Verein- zu erkennen, seine Mitglieder über den Stand der Dinge auf dem Gebiete der bildenden Kunst auf dem Laufenden zu halten, und das ist ausschlaggebend. Gutes, selbst Vorzügliches ist unter den Werken, die augenblicklich in dem Oberlichtsaal Unterkunft gefunden haben. Ren 6 Reinicke- Mün chen ist ein außerordentlich feiner Beobachter, ein tüchtiger Psychologe, ein geistvoller Spötter. Er zeidt uns unsere lieoen Mitmenschen, wie sie sich über die Bos heiten freuen, die einem Dritten angetan werden, wie sie selbst ärgerlich werden oder indigniert tun, wie sie mit böslichen Unarten sich gegen ihre freundlich lächelnden Feinde wehren. Aus aristokratischen Kreisen, aus dem Mittelstände und aus dem Bauernstände holt er sich seine Modelle. Wo es etwas Originelles festzuhalten gibt, da ist er bei der Hand. Die elegante vornehme Dame gibt er mit derselben Meisterschaft wie die spießbürgerliche Klatschbase beim Kaffeekränzchen, wie den auf dem weiten Felde der Frauenrechtlerei um des Kaisers Bart streitenden Blaustrumpf, oder wie die arbeitende alte Bäuerin. Er ist ein Künstler von Geschick und Geschmack, und er ist liebenswürdig selbst da, wo er in- diskret wird. Geist und Technik halten bei ihm gleichen Schritt, das Malerische an seiner Kunst ist ihm ebenso wichtig, wie der innere Gehalt. Den menschlichen Körper gibt er in der Unmittelbarkeit und in der unendlichen Variation der Bewegung. Der Ausdruck, den er den Ge sichtern zu geben weiß, ist immer treffend, und alles, Raum und Inhalt des Raumes ist gleichsam übergossen vom Lichte. Reinicke ist der vortreffliche Zeichner der «Fliegenden Blätter". Eine ganze Anzahl der aus gestellten Werke sind Grau in Grau gehalten. Sie sind zur Reproduktion bestimmt und in diesen einfachen Farbenunterfchieden gegeben, um dem Stecher oder Schneider das Abtönen zu erleichtern. Aber neben diesen Grisallien sind auch Aquarelle vorhanden, wie der „Lebensabend", die Münchener „Redoute", die „Frau am Spinnrad", in denen wir Reinicke als einen kraft- vollen Koloristen kennen lernen. Theodor Alt- München ist, wie Wilhelm Leibl, ein Schüler von Ram- bera. Aber er ist später stark unter den Einfluß seines großen Studiengenossen geraten und hat sich die stockige, weiche Breitmalerei Leibis ganz zu eigen gemacht. ES liegt etwas ungemein Frisches in dieser Art, die Farben flächenweise aufzutragen, zumal da ber gesunde Farben sinn Alts diese Frische auf das Wirkungsvollste unterstützt. Der unübertreffliche Wert der Bilder eines Delasquez und Franz Holz beruht auf verwandten oder gleichen Mitteln. Wie diese beiden Altmeister und wie Leibl, ist Alt auch ein vortrefflicher Zeichner, sein Blick für das persönlich Charakteristische macht ihn zu einem berufenen Porträtisten. Leider können wir ihn in der gegenwärtigen Ausstellung nur als solchen kennen lernen. Aber Bilder, wie daS „Knabenbildnis", daS „Männliche Porträt", der „JünglingSkopf", der „Frauenkopf", „Pfarrer Alt" wer- den jedermann nach dieser Seite hin vollauf befriedigen. An dem weiblichen Halbakt ist der Fleischton besonders schön. Durch die Ausstellung der Werke von R. Hirth duFrönes -München geht kein einheitlicher Zug, aller- dings hat dieser Maler sich auch nach keiner Sette hin be sonders engagiert. Er malt moderne Damen- und Mnder- portrüts, süßliche, gefällige Akte, Blumenstücke in der Art der alten Niederländer usw. Die Studie „Alter Bauer" ist nicht ohne Kraft. Sie wird manchen Freund finden. Franz P e r n a t - München, ein hier wohl- bekannter Porträtist, ist mit drei Bildnissen vertreten. Der Künstler tritt als gemäßigter Realist auf. Er legt in den beiden männlichen Porträts den Hauptwert auf die Ausführung des Kopfes, was schon in der Beleuchtung zu Tage tritt. In dem großen Damenporträt ist der Ein- fluß Kaulbachs nicht zu verkennen. Die Farbe ist zwar nicht von der lebensprühenden Wärme, wie bei dem Vorbilde, immerhin ist der Akkord gut zusammen- gestimmt. Der Ausdruck auf dem Antlitz der auf einer Bank im Grünen sitzenden Dame ist lebendig. Der durch sichtige feine Stoff des weißen Kleides ist am rechten Arme und am Besatz des Rockes, unter dem die grauen Stiefelchen kokett hervorsehen, besonders fein gemalt. Die Töpfe mit Kamelien haben da unten eigentlich nichts zu tun, sind aber in überzeugender Plastik hingesetzt. Noch ein zweiter Porträtist, Georg Lampe-Paris, hat eine Anzahl von Werken ausgestellt. Er kennzeichnet sich in dem Porträt des Feldmarschalls Graf Blumenthal als ein guter Realist, bleibt aber den Dargestellten die indivi duelle Vertiefung schuldig. Besser gefallen uns seine Darstellungen weicher junger Mädchenköpfe, wo er in der Wiedergabe schöner sprechender Augen recht glücklich ist. Der Künstler hält sich gegenwärtig in Leipzig auf. Dr. Duckrvix A«Rkkal<«d»r fSr Zripffg. Theater. Lripziarr ««,»«.LH,ater. Im Neuen Dh«ai«r wird beut« Nicolai« lomtche Oper „Die lustigen Weiber von Windsor" g«>«!-«n. Morgen findet di» erst» wiederboluna de« mit Iriundlichsiem Beifall auf- genommenen neuen Lustspiel« „Bo zahlt man sein» Schulden!" von R. v. »otttchall Natt. — Im Alten Dbeat«r lammt beule Hauptmann« Schauspiel „Rose Bernd" und morgen die beliebt« Strauhsch« Operette „D«r gig«un«rbaron" zur Aufführung. — In der neuen Overette „Der Sübneprin," unsere« Aapellmeister« Ott« ^indessen «Urauf- sübrung am Ostersonntag im Allen Ddeater) stnd di« Hauptpartien beiedt mir den tzerren «türmte!« «Comt« Laut« Victor), Hr». «trat «Salodinl, Lukillll (stUpote), Hein« (Leutnant d'Aiolant), Sreiner lHoimarildall Bougie«, sowie mit den Damen Ziegmann-Wolst (Angöle), Linda «^ulieltei und Bule «Mirabell«). Di« R«gt« de« Stücke« liegt in den drwührten Händen de« Herrn Ha a «. Lridttirr rckeosdieldoo» Montag gelangt, wi« bereit« mitgeteilr „Der Hüilenbestster' mit strau Clara Salbach in der Moll« der Claire und tzerrn Richard tiirch al« Philippe Derblap zur «nffüdrung Di»n»tag gebt O«car wilde« stömodi« „Lady Windermere« Fächer' mit Irrau Lindner-Orban in ber Ralle der Mr« »r«anne in -cene Wegen not wendig gewordener Repertoir^indernna mut di« für Mittwoch ang''«tzk« Ausfuhr irg von „Don Carlos' verfchoden werden Dt» am Mittwoch dafür stattstndend« Vorstellung wir» noch bekannl gegeben — Donner««aa, reiiag und Sonnabend dl-ibl da« Theater geichlosten. An» ersten Otterleiertage wird abend« Walter vloem« erfolgreiche« und interessante« xchnusviel ,,«l» werd« Recht" gegeben, und am zweiten vsterfeteRag« gelangt Blumenthal« vierakilge« ? i au(piel „Ein Dropsen Sitt zur Rus tübrung An beiden z»iertag n finden nachmittag« Vorstellungen zu halben Vreisen Natt, und zwar am ersten .Philippi» l« wilser" «kd ar zweiten „Der Hochtourist".
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