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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190910097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19091009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19091009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1909
- Monat1909-10
- Tag1909-10-09
- Monat1909-10
- Jahr1909
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1909
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Vve Sor-er blassen V-flchk^ Stt MI Ratze« tiefe» Aeltleben» nachweisen." Mr wissen nicht, ob uv- nicht ein seh« rauhe« «rod EuÜer Ebinter ^vesche'k wochenlang alle schwtlch» licht» und kränklichen Personen zwingt, die Stube zu tüten und ihr Leben-element, bte frische Luft, zu ent behren. Li« letzt kommenden, hoffentlich noch recht zahl- reiche« Herbsttage bieten uns nun gleichsam eine letzte Gnadenfrist dar, welche wir in Gotte» freier Natur voll «nb ganz auSnützen müssen, um da» pabulum dttae, die Lebensluft, in unser edelste» Organ, die Lung«, recht oft tu vollen tiesen Zügen einzuatmen. Dabet soll man keineswegs in sportsmäßigem Leichtsinn mit dünner Sommerktetdung seine Haut den schädlichen Witterungs umschlägen preisgeben, sondern man möge sich warn« anziehen ünd möge bei milder Witterung und in warmer Stube durch, kälte Abreibung seinen Körper stählen und kräftigen. Dann kann man sorglos auch dem rauhesten Winter entgegensetzen und wird sich und den Seinen viel Kummer und Mühe ersparen! „Gesund an Leib und Seele sein. Da» ist der Quell de» Leben»; Es strömet Lust durch Mark und Bein, ; Die Lust des tapfer« Streben». Wa» man mit frischem HerzenSblut Und keckem Wohlbehagen tut. Las tut man nicht vergebens.^ Boß, Vermischtes. Da» Ende der Gräfin Strachwitz. Zu der bereits gestern gemeldeten Ermordung der Gräfin Strach witz meldet da» „B. Ml." weiter: Vorgestern gegen ll Uhr abends kam die Gräfin Strachwitz in Begleitung eine» ihrer Liebhaber, der jetzt als d« 23 Jahre «alte Kaufmann Alfred Friedländer ermittelt worden ist, in ihre Wohnung. Kurz vor Mitternacht hörten Gäste der Schankwirtschaft von Lau, die unter der Strachwitzschen Wohnung liegt, in dieser mehrere Schüsse fallen. Einige Gäste und ein Arbeiter von der Straße eilten hinauf krnd sanden die Gräfin, die nur mit Hemd und Strümpfen bekleidet war, blutüberströmt auf dem Treppenabsatz lie gen. Wie die Polizei, die bald erschien, feststellte, hatte sie einen Stich in der linken Schulter, iw der Herzgegend, eine Schußwunde an der linken Halsseite und eine erheb liche Verletzung am linken Auge. Die Schwerverletzte wurde mit einer Droschke nach der Unfallstation am Dem- pelhoferufer und dann nach dem Krankenhaus Am Urban gebracht. Tort starb sie bald nach der Aufnahme. Tie Wohnung der Gräfin fand man geschlossen. Tie Polizei mußte sie aufbrechen und fand dann den jungen Fried länder schwer röchelnd angekleidet auf dem Fußboden liegen. Aus dem einen Bett, das aufgeschlagen und zer wühlt war, während das andere geordnet dastand, lagen die blutbesudelten Kleider der Gräfin, auf dem Nacht tische ein Schlangendolch, der ebenso wie das Futteral blutbefleckt war. Am Fußboden neben Friedländer lag ei» zierlicher Revolver mit zertrümmertem Elfenbeingriff. Ein drittes Mordwerkzeug lag im Bett: eine Scheiben, oder Zimmerpistole mit zertrümmertem Griff. Wahrschein lich hat die Gräfin mit diesem Griff einen Schlag sauf das .Auge erhalten. Auch andere Zeichen deuten darauf hin, daß zwischen ihr und'dem eifersüchtigen Liebhaber ein harter Kampf stattgefunden hat. Friedländer wurde' gleichfalls nach dem Urban gebracht und starb dort um 3 Uhr. Friedländer hatte die Gräfin in einem Kvbarett Unter den Linden, wo sie eine Zeitlang als Rezitatorin auftrat, kennen gelernt und war zu ihr in Beziehungen getreten. Ter junge Mann wär auf seine „Freundin" sehr eifersüchtig, und es scheint, daß es zwischen den Beiden! in den letzten Lägen zu Eifersuchtsszenen und vorgestern Nacht zu einer letzten, leidenschaftlichen Aussprache ge kommen ist. Tie Laufbahn der geschiedenen Gräfin Ärach- — 10 — WU llefl sW wßebkä Roman, und' einzeln« Kapitel dieser LebenSgeschtchte führen in die dunkeln Abgründe mensch licher Verirrungen. Um -7. September 1878 wurde Au- guste LukoSzuS al» die Tochter eine» keinen Landwirtes in Wittgirren, Herls Tilsit, geboren. Schon al» junges Rädchen lernte sie di« Freuden der Großstadt kennen und al» Neunzehnjährige heiratete sie in Hamburg einen Schneidermeister namens Paustton. Die Ehe, der eine jetzt 17 Jähre alte Dochter entsproß, wurde nach sechs Jahren geschieden. Nach der Scheidung siedelte Frau Paustton »rach Berlin über, sie fand Stellung al» Ser- käuserin in einem Buttergeschäft und ließ sich dann in der Charlottenstraße 2 als „Masseuse" nieder. In der Ausübung dieses Beruf- lernte sie den verarmten Grafen Günther v. Strachwitz, der Schreiber bei einem Rechts- anwalt war, kennen, uns verheiratete sich am 5. August 1902 zum zweiten Male. Aber auch diese Ehe wurde schon nach einem halben Jähre gerichtlich getrennt. Sie war überhaupt nur eine sogenannte Namensheirat und von Frau Paustion um de» schönen 'Grafentitels willen geschlossen worden. Eine wirkliche eheliche Gemeinschaft mit dem kleinen, verwachsenen Grafen Strachwitz ging die Gräfin nicht ein. DäS ganze Eheleben beschränkte sich auf die standesamtliche^Trauung und ein Frühstück. Für die Trauung hatte die stattliche schöne Frau dem! Grafen Strachwitz einen neuen Anzug gestiftet, außerdem gab sie ihm noch nach einer Darstellung 75, nach einer anderen 125 Mark. Damit hörten die Beziehungen auf. Bald nach der Ehescheidung wurde Graf Strachwitz bei einem Straßenbahnunfall schwer verletzt und als Krüppel von seinen Angehörigen dauernd in einer Anstalt unterge bracht. Tort verliebte er sich in seine Wärterin Frida Gerwitz aus Schöneberg und führte sie als dritte Frau — in erster Ehe war er mit einer Engländerin Miß jEvagh Justiee vermählt — zum Standesamt. Seine zweite „Frau" ging unterdessen ihren eigenen Weg. Unter dem Namen Wanda Schilten besaß sie in der Charlottenstraße Nr. 2 eine luxuriös auSgestattete Wohnung, in der sie die Lebemänner Berlins und die Ausländer, die sich dort aufhielten und masochistischen Neigungen huldigten, em pfing und „behandelte". Tie Vorgänge in ihrem „Sa lon" veranlaßten endlich die Kriminalpolizei einzuschrei ten. Kommissar v. Mcsckow erschien eines Tages mit seine» Beamten und beschlagnahmte alles, was er fand: Hängegerüste, Ruten, Peitschen, Knuten, Trensen, Kan- baren, Stiesel mit Sporen, Hundeketten, Stachelhals bänder und dergleichen mehr, euch den Dhron, auf dem die Masseuse in durchsichtigen Gewändern vor ihren Be suchern zu sitzen pflegte. Wanda Schilten war in diesen Lebekreisen sehr beliebt; denn sie wollte zwar auch leben, galt aber doch im Vergleich zu anderen ihrer Art!für sehr bescheiden. Nach der Aufhebung ihres Salons in der Charlottenstraße hörte man nicht viel mehr von ihr, bis sie im Frühjahr dieses Jahres durch einen Ent führungsprozeß (sie hatte ihre Dochter entführt) in Ham burg wieder von sich reden machte. Die Verhandlung endigte mit der Verurteilung der Gräfin zu 6 Wochen Gefängnis. In den letzten Monaten trat die Gräfin als Liedersängerin in Kabaretts zweiten Ranges auf; sie sang dort unter einem angenommenen Namen von ihr verfaßte Gassenhauer. Eine üfsizierstragödie. Aus Buchum in Westböhmen wird dem L. Tgbl. gemeldet: Ein Herzens roman, der wie Hartlebens erschütternder „Rosenmontag" bis ins Innerste greift, fand twr einigen Tagen in jder Nähe des OertchenS Luck einen furchtbaren Abschluß. Seine Opfer sind ein junger Oberleutnant und die hübsche Tochter eines ehemaligen Tübinger Universitätspro- sessors, namens Tr. Emanuel Milner. Tie Dochter des genannten Professors, der sich ein Schlößchen bei Luck zu seinem idyllischen Ruheplatze erkoren, namens Ger trud, heiratete im Mar "des Vorjahres den Oberleutnant Max Edler: von Povolny. Tie Ehe, der ein Kind entsproß, war die denkbar glücklichste, bi» zu den heurigen Ma- növern. Tie junge Frau war bet ihrem Vater zu Gaste, dort traf nach Abschluß der militärischen Hebungen auch ihr Gatte ein, und vor ettva drei Wochen, auch lein Freund des letzteren, der Oberleutnant Adolf W. Zwi schen diesem und der Frau des Freundes entspann sich gar bald ein Liebesverhältnis, da», weil aussichtslos vor einigen Tägen Mit dem gemeinsamen Tode des Paares seinen Abschluß fand. Am Morgen des genann te» Tages verließen beide das Schloß und wurden lebend nicht mek r gesehen. Tags darauf fand man auf dem sogenannten „Schafteiche" die Käppe des Offizier- und eine Frauenkopfbedeckung schwimmen. Sofort schritt man zur Abwässerung des Deiches, doch erst Freitag, in den Vormittagsstunden gelang cS, die Leichen der beiden Unglücklichen zu bergen. Tic Leiche des Oberleutnants Umc mit seiner Uniform bekleidet, auch den Säbel hatte er umgeschnallt; mit dem Riemenzeugs des Wehrge hänges hatte er sich die Hände gefesselt. Tie Hände Lee jungen, unglücklichen Frau waren mit einem Taschen tuche zusammengebunden worden, das sich aber im Was ser gelöst hatte. Bei beiden fand man größere Geld beträge vor, so daß die Annahme wohl berechtigt ist, daß sie zunächst an Flucht gedacht hatten, daran aber durch irgend etwas gehindert wurden und deshalb später den gemeinsamen Tod suchten. Unscre „ höher: en Döchter ". Zu den jüngst auch von uns gebrachten Veröffentlichungen über den Brief verkehr deutscher Mädchen mit Negern erhält die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" eine beherzigenswerte Zu schrift, in der es heißt: „Die Schwärmerei unserer höhe ren Töchter für Künstler, die sie auf den Bühne oder!auf dem Podium des Konzertsaalcs kennen lernen, nimmt neuerdings Formen an, die nicht mehr zu billigen sind. Die 1<l- bis 16 jährigen Mädchen gehen die Künstler brief lich um ihre Photographien an oder kaufen diese in einer Kunsthandlung und bitten sich die eigenhändige Unterschrift oder auch eine Widmung aus. So weit wäre die Sachs nicht gerade schlimm. Aber cs bleibt oft nicht bei einer einfachen Bitte. Es kommen Aeußerungen der Bewunderung und' der Verehrung dazu, sodaß ein sol ches Schreiben zuweilen einem Liebesbriefe recht ähnlich sieht. Die erbetenen Unterschriften Pflegen nie verweigert zu werden, auch auf schwärmerische Briefe erfolgt leider häufig eine liebenswürdige Antwort. Tann gehen die Dämlein nicht selten zu einer persönlichen Annäherung über. Sie erwarten z. B. den Angeschwärmten am Schluß der Vorstellung, und'hängen sich ihm an den Arm,'wenn er geht, oder reichen ihm die Hand in den Wagen, falls er fährt. Und dabei hört man manch zärtliches Wort. Auch das dichterische „Tu" wird da wohl gebraucht. Auf beiden Seiten> Tenn das istdas am meisten tadelnswerte, daß die Künstler auf diese Schwärmerei eingehen. Uns sino Briefe solcher Art an sie und von ihnen bekannt geworden. Nicht ohne Besorgnis haben viele Eltern von solchem Unfug ihrer Töchter Kenntnis erhalten; denn sie fürchten, daß diese ihn trotz des Verbots fortsetzew könn ten. Tie Künstler allein hätten es'in der Hand, diesem Treiben, das verbreiteter ist, als man glaubt, ein Ende zu machen. Sie brauchten nur dem Beispiel eines be liebten Musikers zu folgen, der vor einigen Tagen den schwärmerischen Brief eines Backfisches, ohne seine Pho- tographie beizulegen und'ohne eine Silbe zu antworten, an die Schreiberin zurücksandte." CK. Eine neue Forschungsreise zum Hi malaja hat Tr. D. G. Longstaff angetreten. Er hat, wie der „Globus" berichtet, Anfang Juni am oberen Ende des Baltorotales im nordwestlichen Teile des Ge birges ein Basislager errichtet, um von da aus! den M- laphond- und den Chumickgletscher zu erforschen. Nach dem er den Baltoropaß überschritten, fand er, daß der Gletscher über den Paß gewaltig ist und nach Nordosten absließt; kein Europäer hatte diesen Gletscher bisher „Die Arme sind ihr zerquetsch „Nein, nicht so gar arg, gnädi Ein kleine Pause entstand. seines Herzens eigentlich mehr Mitleid mit der Unglück seligen empfand, als daß er ihr zürnte, weil er sehr wohl wußte, daß sie nur durch die verhetzerischen Lehren der Schwarmgeister zu dieser Tat verleitet worden war. „Hier, bischöfliche Gnaden, ist das Protokoll, was die Delinquentin ansgesagt hat, sowohl in der Voruntersuch ung, wie unter den Händen der Folterknechte." „Wer hat befohlen, daß dir Unglückselige torquiert werden solle?" fragte der Fürstbischof ungehalten. „Gemeingültige münstersche Ob ervanz im Halsprozeffe," antwortete der Offizial ruhig.. „Uebrigens, Euer Gnaden, sind nur die Handschuhe ange- nrdt worden . . - . . 7 . "t worden?" Nein, nichts so gar arg, gnädiger Herr!" „Ich bitte, daß Euer Gnaden das Protokoll ansehen. Die Wiedertäuferin sagt aus, daß der Mordplan von ihr ausging, aber dem Bürgermeister Knipperdolling und Matthys nicht unbekannt geblieben sei." „Laßt sie aut verbinden," sagte der Fürstbischof mit leidig und wollte weiter schreiten. „DaS ist nicht notwendig," entgegnete der Offizial. „Sie hat sich mit dem Dolch selbst schwer verwundet und schon fühlt sie daS Ende herannahen." „Beredet sie, daß sie den Beistand eines Priesters nicht zurückweise! Ich selbst verzeihe ihr und bin bereit, sie zum Tode vorzubereiten und ihr die Absolution zu geben! ' Der Pater Offizial war damit nicht ganz zufrieden, denn nach einigem Zögern bemerkte er, nicht ohne eine gewisse Verlegenheit: „Eine andere Frage aber ist: soll die beleidigte Ge rechtigkeit ohne Sühne ausgehen? Soll die Verbrecherin ungestraft bleiben?" „Mein Jesus!" rief der Fürstbischof. „Sagtet Ihr nicht soeben selbst, daß sic an ihrer Verwundung bald sterben Dcrdc?" Vie Lsnvsrmgeister. Historischer Roman von Gustav Lange.. 47. Fortsetzung^ Nachdruck verboten. ' „Verräterische Schlange!" donnerte der Graf Dhaun und faßte nach dem Ann der Attentäterin, ehe rS ihr möglich war, zu einem zweiten Stoß auszuholen. Der Fürstbischof war starr vor Entsetzen und ver mochte nur mit Mühe das Gleichgewicht zu behalten, um nicht zu Boden zu fallen, da der Oberbefehlshaber bei seinem Dazwischentreten ziemlich unsanft an ihn gestoßen war. " „Hilfe!" rief der Fürstbischof, indem er das Gemach verließ, dem draußen im Saale stehenden Gefolge zu und sofort stürzten sich einige Ritter in das Gemach. Die Unselige vermochte noch einen Stoß gegen ihre eigene Brust zu führen — dann ward sie unter den hef tigsten Verwünschungen der Anwesenden gebunden und schwer verletzt fortgeführt, während sich die Gesellschaft um den Fürstbischof drängte, um ihn zu seiner wunder vollen Errettung zu beglückwünschen mu> die Kaltblütig keit und Tapferkeit des Grafen von Dhaun zu rühmen. ES war am Tage nach dem Osterfeste, als der Fürst bischof von Drensteinfurt abreisen und in daS Heerlager vor Münster sich begeben wollte, da trat auf der Freitreppe des Rathauses der Pater Offizial ehrerbietig zu ihm hetan. „Euer bischöfliche Gnaden wollen noch bestimmen, was mit dem Mädchen geschehen soll, die eS gewagt hat, nach dem Leben Euer Gnaden zu trachten," meldete der Pater Offizial. Der Fürstbischofs fuhr mit der Hand über die Stirne, als müsse er sich auf den Vorfall erst wieder besinnen. „Wahrhaftig, ich hatte daS verblendete Geschöpf schon vergessen," entgegnete der Fürstbischof, der im Grunde „Das heißt nicht gestraft voi^Rcchts wegen — ballet zu Gnaden!" bemerkte der Offizial fest. „Nach ihrem Verbrechen zu urteilen gehört der Körper des Mädchens dem Henker. Selbst Ihr nicht, gnädiger Herr Fürstbischof,' könntet die Verantwortlichkeit dafür übernehmen, daß die frechst! Sendbotin, welche noch aus jener Mörderbande in Münster hervorging, dem Nachrichler sich entziehen sollte. . . . . Hier ist das Todesurteil der Verbrecherin. Ich bitte Euer Gnaden um die Unterschrift. . . ." Der Fürstbischof mußte wohl oder übel mit dem Urteil noch einmal in das Arbeitsgemach zurückkehren. Hier schrieb er, nach längerem Kampfe mit sich selbst, seinen Numen unter das verhängnisvolle Blatt. - - - Hylia, die Harfenspielerin, kämpfte während dessen schon mit dem Tode. Als der Offizial in ihre Kerkerzelle trat, um ihr des Todesurteil zu verkünden, da befand sie sich schon im Zustande der Bewußtlosigkeit und sie ver nahm nicht mehr das schreckliche Urteil, nach dem ihr Haupt unter dem Henkersschwerte fallen sollte. Bevor der Fürstbischof Drensteinfurt mit seinem Ge folge verlieb, kam ihm noch einmal die Harfensvielerin in den Sinn und er sandte einen Diener zurück, der sick danach erkundigen sollte, ob das von ihm bestätigte To desurteil schon an ihr vollzogen war. Er wollte, wein' eS angängig war, den Vollzug noch einige Zeit aufschie ben lassen. Der Bote traf Hylia nicht mehr am Leben, sie war ihrer Verletzung erlegen und damit dem irdischen Richter entrückt. Zwei Dominikanermönche standen an ihrem La ger und hielten die Todengebete, denn sie war im Frieden mit der Kirche verschieden. Als der Fürstbischof dies vernahm, nickte er zufrieden, denn dieser AuSga-ng wqr ihm lieb. Nur der alte Dhaun schimpfte auf die Schlange, die ihn in den Arm gestochen hatte und dafür allein schon eine härtere Strafe — mindestens mit glühenden Zangen gezwickt zu werden verdiente.
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