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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191103208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19110320
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19110320
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-03
- Tag1911-03-20
- Monat1911-03
- Jahr1911
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1911
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'^7'" — 1. Beilage znm „Riesaer Tageblatt werte n koh«, SS «4. Jahr« Montag, SS. Miirz lilll, abenbS KI 4^ -1s Ä » «ngen M eit2. «faßt aug lehrten tagend H ge- »vl»K 1. >r. chung, L 6s- sn eNach- nachm - Sohn hweren sen ist. übt an < 1911 Wold, findet trauer- Illi, lvtstr. NotattonSdruck und «erlaq von Lanner t Winterlich tx »<,«>a. — Mr die RedaMon »«antwort«»! Arthur Hähnel in Ntela. ; an ltt mando der Europäer folgen, ein Widerwillen, der wieder holt in JndtSziplin überzugehen drohte. Die den Auf ständischen gegenüberstehenden Regierungßtruppen find ihrer Aufgabe nicht gewachsen! Und deshalb ist eine Besserung der Verhältnisse nicht zu erwarten. Sollte e» aber den führenden französischen Offizieren gelingen, auch di« jetzt bet MekineS vereinigten Stämme der Rarb zu werfen, so besteht die Gefahr, daß diese sich auf da» angrenzende Gebiet der im Südwester, siedelnden Zaer» zurückziehen, auf da» Gebiet jene» Stamme», mit dem da» bet Casablanca stehende französische Truppenkommando abrechnen zu müssen behauptet. Französische Kolonnen der Landungstruppen von Casablanca und den, von französischen Offizieren geführten Sultan»- truppen von Fe» würde aber bet gemeinsamer Aktion die Straße Rabat-Fe» bald anheimsallen! — Und da» ist eine, in ihrer Tragweite nicht zu unterschätzende Gefahr für die europäischen nicht französischen Interessen in Marokko! 8. hrigrr h mir feigen, ler zu m bc- Prri- trn u. -Tep- -r, Lt- Üüich- rkufer, Nuch- >nter- L« M«i ii i« «nlkuWi Prniiz M. »et der in Marokko üblichen Art de» Reisen» wird der, nur etwa 250 Kilometer messende Weg Tanger—Fe» in elf Tagesmärschen zurückgelegt und zehnmal ist der Reisende gezwungen, an ganz bestimmten, durch jahrelangen Brauch festgelegten Plätzen zu lagern und zu rasten. Der achte der sehr kurzen Märsche führt zur Sebufurt am Hadschra el Makfa, am „steilsteigenden Stein", einer äußerst grote»ken Fel»btldung, und unmittelbar im Süden dieser Furt tritt der Weg in da» Gebiet, da» durch die derzeitigen Kämpfe der, von französischen Offizieren geführten Sultan»- truppen mit den Scherada» dem Verkehr tagelang voll ständig entzogen war. Wa» diese Unterbrechung für Handel und Postverkehr zu bedeuten hat, kann nur derjenige er- messen, der die Karawanenzüge zu beobachten Gelegenheit hatte, die hier der scherifischen Hauptstadt zustreben. Aus zwei weitere Tagesmärsche, d. h. bi» zu der nur etwa 50 Kilometer nordwestlich von Fe» gelegenen Mikk«»brücke, ist die Karawanenroute zwischen Sebu und den unmittelbar im Süden ansteigenden, steilen Hängen de» TselfatgebirgeS auf ziemlich schmalen Raum begrenzt. In verhältnismäßig kurzen Zwischenräumen folgen sich hier, vom kaum er wachenden Morgen an bis zum Eintritt der Dunkelheit, Reihen schwer beladener Kamele, die alle möglichen Waren europäischer, namentlich auch deutscher Herkunft nach der volks- und bedürfntSreichen Hauptstadt de» Scherife^ schleppen und tagtäalich verkehren hier die schnellfüßigen Läufer der deutschen, französischen und englischen Post, die, im Gegen satz zu dem langsam reisenden Fremden, die ganze Ent fernung von der Hauptstadt zur Küste an der Straße von Gibraltar in nur 48 Stunden zurückzulegen pflegen. Die zu durchquerende Gegend bietet den Reisenden nur wenige Hilfsmittel; kaum sind hier und da einzelne Dörfer zu be merken. Und von diesen sind jetzt die meisten durch die streifenden Scharen der Machsentruppen auSgeplündert und niedergebrannt. Und wenn e» auch den Führern dieser Truppen gelungen ist, in den Tälern de» TselfatgebirgeS einen Sieg über die aufständischen Scherada» und andere, mit diesen verbündete Stämme der Provinz Rarb davon zutragen, so werden sich doch gewiß noch wochenlang Maro deure der SultanSmahalla und Flüchtige der besiegten Stämme in diesen Gebieten herumtretben, denen zwar ein zelne Postläufer zu entgehen verstehen, denen aber die schwer beweglichen Karawanen immer ein willkommene» Beuteobjekt sein dürften. — Die Hauptmasse der geworfenen ScheradaS und der Keruan haben sich über da» im Westen de» TselfatgebirgeS gelegene Sidi Kayem nach Süden, in der Umgebung von MekineS zurückgezogen und sind hier mit dem Stamm der Mtir in Verbindung getreten, die im Süden der Straße MekineS—FeS ansäßig, der Aufstands bewegung angeschlossen haben. Es ist mithin nicht nur nach wie vor die Sicherheit der Karawanenroute FeS— Tanger bedroht, sondern e« ist jetzt auch ganz direkt die- jenige der von FeS nach Rabat führenden Handelsstraße gefährdet, d. h. FeS ist mehr oder weniger vollständig von jeder Verbindung mit der Küste abgeschlossen. Diese Ge fahr wäre nur eine geringe, wenn die Offiziere der fran zösischen Militärmission die ihnen zugewtesenen Truppen tatsächlich in den Händen hätten. Dem ist aber offenbar nicht so! Trotz der europäischen Führung und trotz der weit überlegenen Bewaffnung bedurften die Machsentruppen vieler Tage, um einen allem Anschein nach recht dürftigen Sieg zu erkämpfen. Hieran kann nur der Widerwillen die Schuld tragen, mit dem die Eingeborenen dem Kam- 4^ d«t. >r die nüber >n, in i vor- Tiede- boden» L >ch in te von tner, tr. 16 ff. M Tagesseschichte. Wiederum ist ein Engländer wegen Spionageverdachts verhaftet worden und mit ihm vier Deutsche (Hamburger) wegen Verdachts der Beihilfe. Der Engländer stammt angeb lich aus Southampton, er weilte häufig in Hanrburg und Bremen. Es wurde bei ihm schwerbelastendes Ma terial gefunden- das den Verdacht der Spionage recht fertigt. Die Spione lieferten genaues Material über die deutschen Kriegsschisfbauten in Hamburg und Bremen nach England in landesverräterischer Absicht. Eine um fangreiche Untersuchung ist eingeleitet. — Des Näheren wird dazu dem „Tag" berichtet: Der verhaftete Eng länder, der seit Monaten zwischen Hamburg und Bremer haven fortgesetzt hin- und herfuhr- suchte in beiden Städten Anschluß an Angestellte der großen Werften, die zurzeit Kriegsschiffe im Bau haben, zu erhalten. Dies scheint ihm aber nur in Hamburg gelungen zu sein, denn gleichzeitig mit ihm wurden zwei Angestellte einer großen Werft unter dem dringenden Verdacht der Spionage ver haftet. Seit acht Tagen wnrden die drei Verdächtigen Tag und Nacht von der politischen Abteilung der Polizei beobachtet, bis Sonnabend soviel Verdachtsmaterial zu- sautmengetragen war, daß man zur Verhaftung schreiten konnte. Alle drei Verhafteten wurden sofort einem mehr stündigen Verhör unterworfen. Der Engländer gab an, daß ihn lediglich privates Interesse an Kriegsschisfbauten dazu getrieben habe, Daten darüber auf deutschen Werf ten zu sammelU. Er will diese Daten nicht »veitergegeben haben. Man fand bei ihm sowie bei seinen beiden Mit schuldigen eine große Anzahl Daten über noch im Bau befindliche und eben erst vom Stapel gelaufene Kriegs schiffe, die aber alle ziemlich belanglos sind nnd nicht geeignet sein könnten, einer fremden Macht Einblick in die militärischen Geheimnisse unserer Kriegsschiffe zu geben. Allerdings ist die Polizei der Meinung, baß wichtigere Daten vielleicht schon an die unbekannten Auftraggeber gesandt worden sind, wenn auch sowohl der Engländer wie die Leiden Deutschen bestreiten, wichtiges Material in Händen gehabt zu haben. IM Interesse der Landesverteidigung kann zur Stunde über die Unter suchung noch nichts weiteres bekanntgegeben werden. Unter den Winzer» Frankreichs gärt es wieder lebhaft, wie bereits aus dem Telegramm in voriger Nr. ersichtlich war. Eine Versammlung von Gemeindevertretern, die gestern im Rathause zu Bar suc Aube tagte, nahm eine Tagesordnung an, in der die Deputierten und Senatoren des Departements aufge fordert wurden, ihre Zustimmung znm Budget so lange zu Iberweigern, bis die MgreUzung des EhampagnegebietS in zufriedenstellender Weise erfolgt sei. Ein Zug von Win zern, bei denen rote Fahnen nnd Plgkate mit vielfachen Aufschriften getragen wurden, bewegte sich durch die Straßen. Vor der Mairie verbrannten die Teilnehmer die Steuerzettel. ES wurden heftige Reden gehalten, doch hatte die Gendarmerie keine Veranlassung, cinzuschreitcn. — Aus der Hauptstadt Trohe s des Departements Aube wird gemeldet, daß dort nunmehr ebenfalls der Bürger meister mit dem ganzen Gemeinderat demissionierte und diesen Beschluß dem Rcgierungsvertreter anzeigte. Diese Demonstration hat im ganzen Departement einen un beschreiblichen Enthusiasmus hervorgerufen nnd überall die noch unschlüssigen Gemeindevertretungen zur Nach ahmung angefeuert- sodaß jetzt wahrscheinlich kein einziger Ort mehr in dem Departement Aube sein dürfte, dessen Gemeindeverwaltung noch aur Ruder ist. Des gleichen mehren sich dis Meldungen von der Steuerver- Weigerung der Winzer. Auf dem Rathause von Bar snr Aube wurde in der Nacht zum Sonnabend die republika nische Devise „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" mit roter Farbe übermalt. Zu der Stadt Loches sandte der Munizipalrat alle im Rothause eingelängtcn Zuschriften der Präfektur uneröffnet an die Absenderin zurück. In der Gemeinde Essoyes wurde RckrutenauShebung vorge nommen, als auf einmal an 600 Winzer aufmarschierten und sich in lärmenden Kundgebungen gegen die Amts personen ergingen. 200 Weinbauern der Ortschaft Aille- ville haben sich zu einem militärisch organisierten Korps zusammengeschlossen und sich mit Lanzen bewaffnet, die aus ihren, au Stangen befestigter Spitzhacken bestehen. Das Rathaus von Bar sur Aube wird ebenfalls von einer Art Bürgerwehr betvacht, die mit Gewehren ausgerüstet ist. Die Gemeindehäuser der bei Bar sur Aube liegenden Ortschaften sind sämtlich geschlossen- nnd auf der ge- perrten Eingangstür stehen die Worte: Wegen Ungerech tigkeit bis aus tveiteves geschlossen! Die Vorgänge im Departement Aube finden übrigens in dem Champagner departement Marne bereits lebhaften Widerhall, denn es handelt sich im Grunde genommen um nichts anderes- als um einen Züteressenkampf zwischen den beiden wein- bautretbenden Departements. IM ganzen Marnetal herrscht große Aufregung, die sich gegen einzelne Cham pagnerfabrikanten wendet- die beschuldigt werden, den Winzeraufruhr in Aube geschürt und unterstützt zu haben. Da nun die Regierung befürchtet, es könnte gegen diese Fabrikanten zu Ausschreitungen kommen, so durchstreifen zahlreiche und starke Gendarmeriepatrouillen die ganze Landschaft. Uever die deutschen Interessen in Mexiko wird mitgeteilt: ES leben in Mexiko zurzeit ungefähr 2800 Deutsche. Ist ihre Zahl also verhältnismäßig nur klein, so zeichnen sie sich dafür durch die besten Eigen- schäften ihres Stammes, Fleiß, Ausdauer, Pflichttreue und Redlichkeit, aus. Fast alle großen Handelshäuser der Hauptstadt des Landes sind in deutschen Händen und mehr als 400 Millionen deutschen Geldes sind in Mexiko nutzbringend angelegt. Bon finanziellen deutschen Unter nehmungen sind in erster Linie zu nennen: die Deutsch- „Zeit laßt'S ihm," flüstert Michel den Knechten zu und treibt sie aus der Stube, „zu jäh ist's über ihn gekommen: sein Ein ziger und so zugerichtet. Ein schöner Jahranfang!" Der Moser aber murmelt aus blassen Lippen vor sich hin': „Gar ans Leben haben sie einander wollen, die zwei.. hat denn der Herrgott, der alles weiß, kein Einsehen haben kön nen?" „Ich?" schüttelt sie verwundert den Kopf. „Nein, Bauer. So lang er so daliegt, geh' ich nicht von ihm." Dann setzt sie halb entschuldigend hinzu: „ES muß ihn doch eins pflegen." „Sind Leute genug im Haus." „Aber lauter Männer. Und so ein Kranker braucht einFrauen- zimmer zur Pflege." „Was Du Dir einbildest. Und kurz und gut, ich will's nicht. Ganz Rodau weiß es, daß ich keinen Weiberrock duld' am Hof." „DaSmalwerdet Ihr schon eine Ausnahme machen muffen, Moserhofer. Den Franzl verlaß ich nicht in seiner Krankheit." „Du redest ja grad, als ob .. als ob Du was zu sagen hättest dabei? Du bist mir eine Saubere! Denkst nicht, was die Leute sagen werden vonDir?" „Darnach frag ich jetzt nicht." „Aber ich!" braust der Moser auf. „Und ich leid's nicht. Geh' nach HauS, sag ich Dir." „Ich bleib," gibt die Mirzl resolut zurück und blitzt den Bauer an mit ihren schwarzen Augen, daß er den Blick abwen det. „Hast leicht eine Liebschaft mit dem Buben gehabt?" fragt er nach einer Weile. „Nein. Ihr wißt'S ja, daß .. daß er wegen einer andern so zugerichtet ist worden." „Dann versteh' ich nicht.. bist denn ganz verrückt?" „Kann sein. Aber fort bringt Ihr mich nicht von da, eh' der Franzl aus der Gefahr ist." Der Moser guckt das Mädchen eine Weile an, dann dreht er sich achselzuckend ab und läßt sie stehen. Zu anderen Zeiten wäre er zornig geworden und hätte sie nötigenfalls mit Ge walt fortschaffen lassen. Aber heut' ist er dasig. Später kommen noch die Neuhaueschen und wollen Mirzl bewegen zur Heimkehr. Aber auch sie müssen unverrichteter Dinge abziehen und eS wieder einmal inne werden: eS ist nicht auf- -ukommen gegen da» Dirndl, wenn eS sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Der Moser läßt sich von dcnKnechten sein Bett hinüber in» AuStragstöckl tragen, daS seit dem Tode seiner Eltern geschlos sen dasteht und weilenweise als Kornkammer benutzt wird. „Denn unter einem Dach mit dem Weibsbild schlaf' ich nicht," erklärt er. 184,20 Auf dem Woscrhof. Roman von Erich Ebenstem. 17 „Schon gut!" unterbricht sie der Moser und zieht seine Börse, um jedem ein Geldstück zu geben. Dabei blinzelt er dem Ste fan über die Achsel zu: „Du, Stefl, die glauben am End gar, bei uns gibt's keine Krapfen, weil kein Weibsbild im Haus ist .. leicht hast noch ein paar Stück," worauf Stefan stolz einen Schrank öffnet und einen Korb hervorzieht, aus dem er den Armen Krapfen auszuteilen beginnt. Der Bauer hat sich jetzt im Ernst an die Suppe gemacht, da schreckt ihn ein Ruf des Stefan von der Haustür her aber mals auf. „Jeff' Marand Josef.. Bauer .. kommt schnell ein bissel her..." Der Moser geht hinaus. Da setzten sie just an der Haus tür die Bahre nieder mit dem Franzl. Eine Menge Leute sind mitgekommen von Rodau herauf. Die Mirzl steht weinend daneben und der Herr Pfarrer hat auf alle Fälle gleich das Allerheiligste mitgebracht, denn viel Le ben scheint nicht mehr zu sein in dem schneeweißen Gesicht deS Moserbuben. Der Bader hat ihn wohl verbunden, aber zum Be wußtsein hat er ihn noch nicht gebracht. Aufrecht wie ein Bild von Stein steht der Moser unter der Haustür und sieht auf den Buben nieder. Da sagt einer aus der Menge halblaut: „Arg hat er ihn zugerichtet, der Nullmaier Hubert!" Wie ein Keulenschlaq fährt der Name auf den Moser nie der. Jetzt erst läuft ein Zittern durch seinen mächtigen Leib, jetzt erst klammert er sich in plötzlicher Schwäche an den Türstock, während sein Auge mit einem solchen Ausdruck deS Entsetzens ins Leere geht, daß die Leute ringsum schier ein Grausen be fällt und sie sich scheu abwenden. Zwei-, dreimal setzt er zum Sprechen an, aber eS will kein Laut über die verzerrten Lrppen. Michel macht der Sache end lich ein Ende. Er nimmt den Moser unter den Arm und führt ihn in die Stube zurück, während er den übrigen bedeutet, den Franzl nach links in die Kammer zu tragen. Willenlos wie ein Kind läßt sich der Moser an die Ofen bank führen. Dort sitzt er regungslos und stiert vor sich hin. esu. .März Uhr In schwüler Stille geht der NeujahrStag über den Moser hof hin. Zweimal ist der Bader aus Rodau den halbstündigen Weg hinaufgestiegen und auch der Bertl hat sich eingefunden mit Kräutern und Salben. Und obwohl einer von der Kunst des anderen nicht viel hält, darüber sind sie diesmal einig: Wenn der Friedl davonkommt, dann kann's nur durch ein Wunder sein. Drei Nippen sind ihm gebrochen, zwei tiefe Löcher hat er im Kopf und Beulen die Menge. Schier eisern muß die Hand des Pennerbuben gewesen sein. Gegen Abend erst schlägt er die Augen auf. Aber sein Blick ist frenld und wirr, er sieht weder den Bertl noch die Mirzl, die angstvoll an seinem Bett sitzen und erleichtert aufatmen über dieses erste Zeichen wiedertehrenden Lebens in dem re gungslosen Körper. Gleich darauf zuckt aber die Mirzl zusammen. Ihre Hand ist unwillkürlich zärtlich über Franzls Arm geglitten, da fliegt ein Schimmer über das zerschlagene Gesicht, und er murmelt leise: „Lola," vor sich hin. Bertl schaut verlegen zu Boden. „Er kennt Dich halt nicht," flüstert er tröstend. „Die Fie- berhiß hat ihn gepackt, so glaubt er, sie wäre bei ihm." Mirzl antwortet nicht. Ihr ist in diesem Augenblick weher zu Mut, als da sie ihn für tot in ihres DaterS Gaststube am Boden liegen sah. Um ein kleines später tritt der Moser in die Kammer. Er war mit den anderen dabei, wie der Pfarrer dem Franzl die letzteOeluna gab, hat sich erzählen lasten, wie das Unglück ge schah, und schloß sich dann in seine Stube ein. Den Tag über hat ihn niemand gesehen. Jetzt winkt er der Mirzl mit finsterem Blick. Als sie drau ßen im Flur vor ihm steht, fragt er barsch: „Was ist'S mit Dir, Dirndl, willst endlich hcimgcben?"
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