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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191103208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19110320
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19110320
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-03
- Tag1911-03-20
- Monat1911-03
- Jahr1911
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1911
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Güdamertkanssche Bank, ein« Tochter der Dresdner Bank, die Filialen in der Hauptstadt und in Torreon unterhält; die Deutsche Bank, dir an dem Banco Mexicano de To- - mereio e Jndustria beteiligt ist, und die Hamburg-Ame- rika-Ltnie, die im Verein mit der KoSmoS-Ltnie durch ständige Vermehrung der Schiffsverbindungen und Ein stellung neuer Dampfer außerordentlich viel für die Be lebung des deutsch-mexikanischen Handels tut. Bon größ ter Wichtigkeit für die Zukunft wird sich ein von dem Generaldirektor Ballin mit dem Erbauer der ihrer Voll endung Grtgegengehendcn Bahnlinie von KansaS City nach Topolvbampo Mr. Stilwell und dem Gouldschen Eisenbahnkonzern getroffenes Abkommen erweisen, das die direkte Beförderung von Waren vom Pazifik- zum Atlan tik-Meere regekt und ihre Weiterbeförderung nach Japan und China sichert. Die Bahar Newyork—Topolvbampo wird nach ihrer Fertigstellung um 36 Stunden kürzer sein als jede andere Verbindung des Atlantik mit dem Pazifik, und durch dieses Abkomnren erlangt di? Hapag Unabhängigkeit von dem Panamakanal, für dessen Be nutzung die Regierung der Union bekanntlich von aus ländischen Schiffen hohe Abgaben zu fordern gedenkt. Bon deutschen Jmdupriegesellschaften sind namentlich die Allgemeine EleltrizitätSaesellschast und die Firma Sie mens u. Halske in Mexiko stark interessiert. Sämtliche mexikanischen Stationen für drahtlose Telegraphie sind nach dem deutschen System Arco-Slaby eingerichtet. Auch am mexikanischen Bergbau sind Deutsche beteiligt, so be sonders an der großzügigen Compania de PenoleS und der Grube El Zopolito. Viele Kaffee-, Zucker- und Ge treideplantagen werden von deutschen Eigentümern be wirtschaftet. Deutsches «eich. Eine Wiener Korrespondenz weiß aus Berlin zu melden, daß die Gerüchte sich bestätigten, die schon seit ge- raumer Zett umgehen und denen zufolge die Prinzessin Viktoria Luise von Preußen al» die zukünftige Gemahlin de» Erzherzog» Karl Franz Joseph zu betrachten sei. G« würden bet der Anwesenheit de» deutschen Katserpaare» in Wien verschiedene Fragen besprochen werden, die mit diesem BerlobungSplane zusammenhängen. An Berliner unter- rtchtetrr Stelle erklärt man, von diesem VerlobungSprojekte nicht» zu wissen, weshalb davon nur unter allem Vorbehalt Vormerkung genommen sei. Die Verhandlungen zwischen der nattonalliberalen Partei und der fortschrittlichen VolkSoartei zweck» gemein samen Vorgehen» bet den nächsten ReichStagSwahlen in der Rhetnprovinz sind gescheitert. Die nattonalltbexale Partei hat nunmehr der Bolkspartet Vorschläge überreicht, die die Aufstellung gemeinsamer Kandidaten fordern, soweit e» möglich ist, und die Erwartung aussprechen, daß der Kampf zwischen Nationalliberalen und der VolkSpartet überall in Formen geführt wird, die ein Zusammengehen in der Stichwahl nicht erschweren. Im Prozeß wegen de» Deutzer Landfriedend bruch «», bei dem mehrere der attackierten Polizeibeamten schwer verwundet wurden und einer gelötet ist, wurde am Sonnabend abend gegen 9*/, Uhr da» Urteil gesprochen: Der Angeklagte Düpper, der beschuldigt wird, den Schutz mann Cassel derart mißhandelt zu haben, daß er an den Folgen starb, erhielt fünf Jahre Gefängnis, der Gewerk- schaftSsekretär Fröhlich, der al» Rädelsführer angeklagt ist, zwei Jahre sieben Monate Gefängnis, die Strafen der übrigen dreizehn Angeklagten bewegen sich zwischen sechs Monaten und einem Jahr neun Monaten Gefängnis. Insgesamt sind 22 Jahre sechs Monate Gefängnis ver hängt worden. Der Staatsanwalt hatte die Bestrafung sämtlicher Angeklagter wegen Landfriedensbruch beantragt. Der ZentralauSschub der Fortschrittlichen Volk». Partei hielt am Sonntag vormittag in Berlin im Reich». tagSgebäude seine diesjährige ordentliche Tagung ab, an der ungefähr 120 Personen teilnahmen. Zunächst wurde der Geschäft»- und Kaffenbericht erstattet und dem geschäft». führenden Ausschuss« Entlastung erteilt. Darauf referierten dt« Abgordneten Raumann und Fischbeck über den Haupt punkt dsr Tagesordnung: Die Vorbereitung zu den Reichs- »agSwahlen. Die sich anschließend« allgemein« Aussprache ergab die vollst« Einmütigkeit in taktischen Fragen. Der geichäflSsührend, Ausschuß, dessen vorgehen völlige vtlligung sand, wurde zur Fortführung der Verhandlungen ermächtigt. Di« Tagung schloß mit einem gemeinsamen Esten im Zentralhetel. Ein ungetreuer »Genoss«", der ehemalig« sozial- demokratische Stadlrat Peter Wolf, der wegen Unterschlagung, Veruntreuung und Urkundenfälschung flüchtig geworden, in Hamburg jedoch verhaftet worden war, ist von der Straf, kammer in Kaiserslauten zu neun Monaten Gefängnt« verurteilt worden. —k— Matte«. Tine Ministerkrisis ist ausgebrochen. Luzzatti hat die Demission des Kabinetts dem König überreicht, der sich Bedenkzeit vorbehielt. Das Kabinett, da» vorläufig noch die lausenden Geschäft erledigt, wollte heute dem Senat und der Deputiertenkammer seine Demission mitteile». Frankreich. Ueber den ersten Versuch mit Negertruppen in Al gerien liegt jetzt ein Bericht vor. Der Versuch wurde unter ungünstigen Verhältnissen angestellt. Man nahm ohne Wahl aus dem Senegal- und Nigergebiet die Neger, die man anwerben konnte, nachdem man die dortigen schwarzen Truppen eben um die Abteilungen geschwächt hatte, die zur Verstärkung nach Wadai, dem Kongo und der Elfenbeinküste abgesandt worden waren. Man schickte diese zum Teil schwächlichen und ermüdeten Leute Ende Mai 1910 nach Colomb-Bechar, wo sie nichts zu ihrer Aufnahme vorbereitet sanden. Sie mußten ihre Hütten selbst bauen und zu diesem Zweck sogar mit der Herstel lung der Ziegeln aus getrocknetem Lehm beginnen. Ihre Weiber und Kinder waren schlecht genährt, weil in dieser Oase die Lebensmittel für ihre geringe Löhnung zu teuer sind. Der Winter ist dort ziemlich streng, und die Sene- galneger waren nur nnt ihrer Tropenkleidung versehen, also gegen den Frost sehr ungenügend geschützt, und trotz allem gab es unter ihnen tvenige Erkrankungen, keine Todesfälle, dauernde Zufriedenheit und musterhafte Man- neSzucht. Beim Scheibenschießen erwiesen sich die Sene- galneger angeblich als den meisten europäischen Truppen überlegen. Alles in allem wird der Versuch als glänzend gelungen bezeichnet, und die Militärbehörde wird ent schlossen aus dem eingeschlagenen Wege weiter fort schreiten. Spanien. Der Ministerpräsident CanalcjaS empfing Pressever treter, denen er über das Verhältnis mit dem Vatikan folgende Mitteilungen machte: ES ist unmöglich, daß wir uns mit dem Vatikan einigen, denn unsere Ansichten weichen zu weit voneinander ab. Der Vatikan ist damit nicht einverstanden, daß wir den Cortes ein BereinSgesetz unterbreiten, ohne daß wir uns vorher mit ihm darüber verständigt haben. Die spanische Regierung hält aber an der Anschauung fest, daß dies gegen die Konstitution des Landes wäre. Wir werden also dem Vatikan nicht mehr antworten, unseren Vertreter werden wir aber solange bet der römischen Kurie belassen, als nicht ein offener Bruch in den diplomatischen Beziehungen eintritt. Griechenland. Man meldet von de» Dardanellen, daß der Boykott gegen die LFiechen wieder sehr scharfe Formen ange nommen hat. Durch Anschlagzettel werden die Türken aufgefordert, griechische Schiffe und griechische Geschäfte zu boykottieren. Aehnliche Nachrichten treffen aus Brussa ein. In Smyrna hat das Komitee streng verboten, griechische Arbeiter bei der Löschung der Schiffe zu ver wenden. Das Komitee bemächtigte sich der Pakete mit griechischen Zeitungen, die auf einem italienischen Post dampfer eingetroffen waren, und lieferte sie erst nach Einschreiten der Polizei wieder aus. Wie ein gestern aus Smyrna in Athen eingetroffenes Telegramm meldet, ha be» SchtffSauSlader griechische Zeitungen, die aus Athen mit «tnem russischen Postdampfer dort eingetroffen waren, in- Meer geworfen. Tas Eingreifen der Polizei war er- sorglos. Infolge einer Aufforderung in türkischen, Zei tungen begab sich die muselmanische Bevölkerung in die Moscheen und Klubs, wo von Rednern der systema tische und energische Boykott gegen die Griechen gefordert wurde. Marokko. ri Die mexikanische Grenze wird jetzt streng bewMt; ein starker Truppenkordou zieht sich längs des Rio Grande hin. Die Nachricht von Unruhen in der Stadt Mexiko und vom Einwerfen der Fenster im Diaz' Palast ist un bestätigt; die Tatsache jedoch, daß die Regierung keine Truppen nordwärts sendet, bestätigt die Behauptung der Insurgenten, Diaz vermeide ängstlich, die Stadt von Sol daten zu entblößen. Amerikanische Konsuln melden Ge fahren für den Besitz der Amerikaner, besonder» die Schmelzwerke bei Torreon. Die Insurgenten drohen mit deren Schließung, in der Hoffnung, daß sich in diesem Falle ihnen die 8000 Arbeiter anschsießen, weil sie brot los werden. Shim». Aus Tokio meldet die Petersburger Telegraphenagen tur: Die Erregung unter den hiesigen chinesischen Stu denten dauert an. Am Freitag drang ein Haufe in das Gebäude der chinesischen Gesandtschaft, um gegen die an geblich provozierende Haltung Rußlands zu protestieren. Der Gesandte empfing die Studenten nicht, die nacht» in der Gesandtschaft blieben. Strchenvachrichte« für Riesa. Getaufte. Oskar Willy, S. des Hammerarbeiter« Geisel, Ernst Kurt Johannes, S. des Kaufmanns Zimmler, Lucie Erika Klara, T. de« Fabrikbesitzers Menzel, außerdem 1 unehelich ge» borene« Kind. Heinz Karl, S. des Hammerarbeiters Starke in Mergendorf, Alma Frida, T. des EisrnwerkSarbeiterS Ulbrich in Mrrgendorf. Beerdigt«. Minna Anna Jordan geb. Oehmichen, Hilfs- bahnsteigschaffnerS-Ehefrau, 35 Ihr. 4 Mon. 18 Ta. Friedrich Hermann Kirsten, Eisenwerksarbeiter tn Poppitz, 58 I. v Mon. 1t T. Marktpreise der Stadt Ehematy am 18. März. wetzen, fremd« Sorten, . sächsischer, alt » - neu Roggen, niederländ: süchs. . preußischer - hiesiger . fremder, GebirgSroggen Gerste, Brau-, fremde . sächsische . Futter- Hafer, sächsischer, alt » » neu . preußischer alt . . neu - ausländischer Erbsen, Koch- - Mahl- u. Futter» Heu, neue» . gebündelt, neue» Stroh, Flegeldruich, . Maschtnrndrusch, Langsiroh Stroh, Maschinendrusch, Krummstroh Kartoffeln inländisch« . ausländische Butter 10.65 bi, 11,60 ML pro SO Ktl, 9,30 « 9,55 . . . . 9,SV . 9,85 . . . 6,70 . 7,25 . . - 7,30 7,60 . . . . 7,70 . 7,90 .... 8,45 , 8^)5 , . . . . 9,25 . 11,50 .... 8,75 . 9,25 .... 7,— , 7,15 .... 7,75 - 8,10 , , . , - - - - _ «MM» 7^90 . 8,15 ... . —» — M M M M 8,10 . 8.30 . , . , 10,75 . 11,25 . ... 8,50 « 9,— .... 3,90 . 4,20 ... , 4,10 . 4.40 , , . , 8,10 . »,40 , 2,40 - 2,70 .... 2,— « 2,30 » » » 3,50 . 3,50 --- » 10,— » 10,50 .... 2,70 - 2,80 . . 1 , Marktberichte. Meitze», 18. März. 1 Kilo Butter 2,50—2,60 M. Mettzen, 18. März. (Frrkelmarkt.) Ferkel M. 13—21. Auf» trieb: 68 Tiere. Oschatz, 18. März. 1 Kilo Butter 2,43—2,64 M. 138 Ferkel, Paar .o 40 M. Auf dem WoserHof. Roman von Erich Cbenstein. 18 Mit dem Schlafen sicht'» überhaupt windig au» in dieser Nacht. Bertl und Mirzl wachen bei dem Kranken und dem Mo- ser kommt erst recht k-n Schlaf in die Augen. Kaum färbt sichS im Osten grau, steht er auf, geht hinüber ins Haus und ruft den Bertl zu sich in die Stube. Die Knechte schlafen noch. Der Moser holt eine Flasche Wachholderschnap» aus dem Wandschrank und hält sie Bertl hin. »Da, trink eins. Wirst übernächtig sein." „Garnicht,Bauer. Ein alterMensch braucht nicht vielGchlaf." „Wie steht's mit dem Buben?" frägt der Moser und stützt den Kopf in die Hand. „Durchkommen wird er mit GotteS Hilfe, so hoff' ich. Erst hat'S ihn freilich wild gepackt, daS Fieber, aber dann ist er ru higer geworden. Jetzt schläft er." Der Bauer atmet erleichtert auf. „So hat er doch ein Gin- sehen, der Herrgott dort oben," murmelt er. Bertl geht unruhig in der Stube hin und her. Endlich bleibt er neben dem Moser am Tisch stehen und ivuft unsicher hin: „Wenn schon unser Herrgott ein Einsehen hat, Moser, solltest Du e» halt auch haben. Ich mein schier, der Franzl läg nicht so da, wenn Du von Anfang an üer Wahrheit die Ehre gege ben hättest." Ein Ruck gebt durch deS Moser Leib Er hebt den Kopf, reißt die Augen wie in plötzlichem Schreck auf und stiert den Bertl an. Dann ringt es sich von seinen Lippen: „WaS willst sagen damit? WaS weißt?" Bertl blickt an ihm vorüber hinaus in die Morgendämmerung. „Ich hab'S halt nur so gemeint, Bauer.. Deine ganze Ge- scheitheit nutzt Dir nichts, wenn unser Herrgott anders will .. und er will anders." Der Moser ist anfgestanden und geht in der Stube herum. Seine breite Reckengestalt sieht merkwürdig schlotterig au» in dem Zwielicht. Endlich bleibt er vor Bertl stehen und mustert jbn scharf. , wie meiner „WaShaterDirauSgeplauscht der., der schlechte Kerl? Red', sag ich!" „AuSgeplauscht. Nicht»,Moser. Aber wissen tu ich'» seit zwan zig Jahren. Und daß ich'» weiß .. von ungefähr weiß.da orauS kannst sehen, daß e» nicht dem Hergott sein Willen ist, wenn'S geheim bleibt." Der Bauer atmet schwer. Sein Leib fällt förmlich in sich selbst zusammen, grau, wie die Nebel draußen, die über den Matten liegen, ist sein Furchengesicht, den Bertl starrt er an wie ein Gespenst. In der Stube ist eine dumpfe, schwüle Stille. Als der Mo ser endlich wieder zu reden anfängt, klingt eS tonlos und abge hackt durch den Raum. „Und jetzt? Wa» wirst tun? Möcht' doch wissen .. waS sich eins zu versehen hat von Dir?" „Nichts, Bauer. Hab'» zwanzig Jahr mit mir herumgetra gen, kann'« auch weitertraaen. Deswegen brauchst keine Angst haben. Nur Dich selber sollst fragen, ob's auch recht ist so, wie Du'» im Sinn hast? Mir scheint, e» geht einer um in Deiner Nähe, der sein Recht zu fordern hält' von Dir." „Von mir hat keiner wa» zu fordern." „Alleweil kommt'» mir in den Kopf, al» ob Dir unser Herr gott einen kleinen Klapps hätt'geben wollen gestern, wie sie Dir Deinen Buben so heimgebracht haben. Üeberdenk' Dir'L gut, Moser! ES könnte sein, daß Dir Aergere» kommt." Da tut der Moser einen tiefen Atemzug und der alte, trotzige Stolz tritt wieder n sein Gesicht. „Hab'S überdacht. Don allen Seiten hab' ich'S überdacht und so, wie ich'S von Anfang an hab' wollen, so loll'S weitergehen. Solang ich leb', kommt mir kein Fleck auf die Ehr'." Dann öffnet er ein Fenster und läßt die eisige Morgenluft herein. Bertl seufzt. „Wünsch' Dir'S, Moser, daß e» Dich nie reuen möcht. Ist wa» drin in der Menschenbrust, daS steht manchmal unverie- hen« auf.. auch hast den Verstand gegen ein Ding in Dir, da» Herz heißt, Moserhofer l" „Schon lang nicht mehr!" gibt der Bauer kalt zurück und verläßt die Stube. Al» der Bertl nach einer Weile au» dem Hau» tritt, um sich vom Brunnen einen Trunk zu holen, bi» Stefl mit der Morgrnsuppe fertig ist, steht der Moser unter der kahlen Linde und weist auf den Pennerhofsteig hinüber, der gen Rodau führt. „Da schau Dir das Weibsbild an," lacht er spöttisch zu Bertl, „einen Hut hat sie amKopf, die Nullmaiertn, wie eineStädtische." Bertl lacht verschmitzt in sich hinein. „Ja, ja, heut' ist Ma- kartu», da führt die Bäuerin in die Grazerstadt, um einzukau fen, waS ihr der Bauer zusammengeschrieben hat. Bor morgen abend kommt sie nicht zurück auf den Pennerhof." Er beugt sich vertraulich blinzelnd zum Moser: „Weißt, fort haben will er sie, weil er sich mit wem verschrieben hat aus St. Egydi. Den selben soll ich nachher zu ihm bringen, wenn die Bäurin fort ist." Der Moser hat seine kälteste Miene aufgesetzt. „Geht mich nicht» an, waS der drüben tut," sagt er ver bissen. „Hm .." Bertlsieht ihn von der Seite an, „könnt doch sein, daß es Dich einmal was angehen tat. Wirst Dich nachher fein bedanken müssen, wenn ein anderer Deine Schulden zahlt." „Ich? Für was?" braust der Bauer auf. „Glaubst, ich laß' mir waS schenken?" „Ja, das glaub ich'!" nickt Bertl unerschrocken. Der Moser sieht ihn ruhig an. „Red' deutsch .. wa» meinst?" „Wa» ich gesagt habe. Mehr darf ich nicht reden. Willst e» wissen, dann frag den Nullmaier selber." Unwirsch dreht ihm der Bauer den Rücken. In diesem Au genblick sagt Bertl: „Schau, da lauft einer den Steig vomHöll- graben her, der Holzer-Philipp ist'». WaS treibt venn de» 1» früh daher ?" Der Moser wendet sich um und sieht dem Laufenden ent gegen. Als er näher kommt, rüst er ihn an: „Willst wohl das alte Jahretnholkn.wetlDu so daher rennst, wie nicht recht gescheit? Oder brennt'S wo?" Der Holzer-Philipp bleibt stehen und trocknet sich denSchweiß von der Stirn. Er ist ein junger, brauner Geselle mit stnippi- gem Haar und verwildertem Bart. „Nach Rodau lauf ich," sagt er, „ein Unglück ist geschehen beut' nacht im Höllgraben.. Die Rand! hätten » beinah' er schossen ..." „Jesu« Maria," ruft der Moser unwillkürlich, „da» auch noch. So red doch. Wie ist » denn hergegangen?" schreit er un- geduldig, weil der Knecht schweigt. 184,20
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